Tag 16 - 28. Mai 2010
Pismo Beach – Malibu – Los Angeles
“Im Nebel”
Dies wird ein langer Tag, denn wir haben heute auch noch Nacht-Programm. Schon von Deutschland aus hatte ich bei Ticketmaster Karten für das Konzert der New Yorker HipHop-Legende Nas und des jamaikanischen Reggae-Musikers Damian Marley (jüngster Sohn von Bob Marley) im altehrwürdigen Wiltern Theatre heute Abend in L.A. bestellt. Die Tickets müssen am Will Call-Schalter frühzeitig abgeholt werden und wir wollen vorher ja auch noch was schaffen.
Deshalb stehen wir um 5:30 Uhr auf, genießen beim Kaffee auf dem Balkon den Sonnenaufgang, packen das Auto, gehen frühstücken und machen uns dann auf den Weg Richtung Los Angeles. Es ist ein schöner sonniger Tag und recht bald durchqueren wir das Santa Ynez Valley. Sollte irgendwann die Neverland-Ranch als Wallfahrt-Stätte für all die Michael Jackson-Jünger geöffnet werden wird es mit der Beschaulichkeit hier sicher vorbei sein.
Vorbei am Lake Cachuma führt uns der Highway 154 durch den Los Padres National Forest Richtung Santa Barbara, auf das man von hier oben einen sehr schönen Blick hat. Die Stadt kennen wir schon und so fahren wir ohne weiteren Stopp weiter auf den Highway 1 bis zum Welcome-Schild von Malibu, dass uns nun „27 Miles of Scenic Beauty“ verspricht. Die Parkplätze an den Stränden füllen sich allmählich, es ist schließlich auch Memorial Day-Weekend.
Nur die Baywatch-Türme sind noch unbesetzt, aber David Hasselhoff liegt wahrscheinlich noch besoffen im Flur und isst Cheeseburger von seinem Teppich (
http://www.youtube.com/watch?v=dkGUI4bnQbQ&feature=related).
In der Malibu Colony Plaza gehen wir zu Starbucks und genehmigen uns einen eiskalten Frappuccino. Das Personal macht einen sehr arroganten Eindruck, was wohl daher kommt, dass man hier normalerweise Tom Hanks und John Travolta die Milch aufschäumt.
Wir wollen heute einen kleinen Strandspaziergang machen und uns bei dieser Gelegenheit mal diese millionenteuren Strandhäuschen, die die Küste säumen von vorne anschauen. Zum Pacific Coast Highway hin bilden diese ja eine mehr oder weniger durchgehende Mauer und welch Prunk sich in der Frontansicht dahinter verbirgt kennt man fast nur von Fotos. Der Strand vor den Häusern ist private property, allerdings nur bis zur High Tide Line. Der nasse Sand gehört dem Volk und hier darf man sich bewegen. Es gibt einige - meist recht versteckte - „Public Coastal Access“ –Zugänge, die man benutzen muss, um zum feuchten Sand zu gelangen (
http://www.laurbanrangers.org/content/files/malibubeachessafari/laur_malibu_guide.pdf ).
Wir nehmen den zwischen den Hausnummern 22126 und 22140. Der Wachmann am Zugang grüßt freundlich und schon sind wir am Carbon Beach, der auch Billionaires Beach genannt wird. Die Hütten hier sind schon recht eindrucksvoll.
Außer uns ist hier niemand, weder am Strand noch auf den Terrassen der Häuser. Wir laufen ein ganzes Stück den Strand runter und wieder zurück. Gut, dass Caro sich eingeprägt hatte zwischen welchen Häusern der schmale Verbindungsweg zur Strasse lag. Ich hätte jetzt angefangen zu suchen. Am Auto wechsle ich meine klitschenasse Hose. Zwei bis drei etwas größere Wellen haben mich beim Laufen im Wasser überrascht.
Soviel Strandluft macht hungrig und so fahren wir nach Hollywood, um jetzt den Hot Dog bei Pink’s zu probieren. Schon von weitem sehen wir allerdings die riesige Warteschlange, die einmal ums ganze Gebäude steht. Das muss jetzt dann doch nicht sein, der McD ein paar Blocks weiter tut es auch. Wir müssen ja auch noch das T-Shirt bei High Voltage-Tattoo holen. Vor der Tür sitzt ein junger Mann, der uns bittet beim Reingehen leise zu sein und keine Fotos zu machen. Es fänden gerade Filmaufnahmen statt. Und tatsächlich ist die jetzt rothaarige Kat von D gerade bei der Arbeit und witzelt mit dem Kameramann. Ihr Bruder verkauft uns das gewünschte Shirt und wir fahren weiter zur Melrose Avenue, um noch ein bisschen durch die Geschäfte zu bummeln.
Auf dem Weg nach Downtown in unser Hotel fahren wir noch beim Wiltern Theatre vorbei, allerdings wird uns hier gesagt, dass wir unsere Karten erst ab 19 Uhr abholen können. Im Standard Downtown Hotel haben wir vor vier Jahren schon einmal übernachtet und es hat uns super gefallen. Alles ist sehr designer-mäßig und manche Leute würden beim Betreten der Zimmer wohl sagen hier wurden die Möbel vergessen. Ist aber mal was anderes und außerdem gibt es auf dem Dach die Rooftop-Bar. Das Ambiente da oben am Pool inmitten der Skyline von L.A. ist wirklich unvergleichlich. Das Gehabe des Publikums, dass sich teilweise wichtiger nimmt als es ist, muss man einfach ausblenden. Gleich nach dem Einchecken machen wir es uns jedenfalls in einer der Sofaecken mit ein paar Kaltgetränken gemütlich.
Der Taxi Fahrer, der uns zum Wiltern Theatre auf dem Wilshire Boulevard bringt ist ausgesprochen nett und wir haben eine sehr kurzweilige Fahrt. Vorm Eingang warten schon einige Leute auf den Einlass. Wir holen unsere Karten ab und gehen nebenan bei Dennys essen. Die Warteschlange geht direkt am Fenster vorbei und so können wir nichts verpassen. Auffällig ist, wie gesittet auch hier die Warterei abläuft: in Zweier-Reihe um den Block, dicht an der Fassade ohne Behinderung des Gehwegs und keine Drängelei. Wir reihen uns nach einem guten Essen hinten ein und bald beginnt auch der Einlass.
Das WilternTheatre und das dazugehörige Pellissier Building sind im Art Deco Stil erbaut und befinden sich am Westende von Koreatown. Es fasst rund 3.000 Menschen.
Kaum drinnen wabert uns schon eine dichte Wolke Rauch von bewusstseinserweiternden Pflanzen entgegen. Das ist wohl unvermeidlich wenn im weitesten Sinne Reggae-Musik dargeboten wird. Wir halten uns lieber an Bier vom Fass und begeben uns zu unseren Sitzplätzen im Mezzanine Level, auf die wir von freundlichen Platzanweisern geleitet werden. Um kurz vor zehn beginnt das Vorprogramm: Nneka ist eine nigerianische Soulsängerin (die übrigens in Hamburg lebt) mit einer Stimme, die einem Gänsehaut macht. Wir kannten sie vorher nicht. Leider, denn ich kenne nicht viele Frauen mit solch einer phantastischen Stimme.
Der Umbau danach dauert ewig und wir werden schon etwas nervös, da wir morgen schon früh hoch und zum Flughafen müssen. Um kurz vor halb zwölf betreten dann die beiden Hauptakteure Nas und Damian „Jr. Gong“ Marley die Bühne. Der hat Dreadlocks bis in die Kniekehlen und einen Kumpel dabei, der über die gesamte Länge des Konzerts die ghanaische Flagge schwenkt. Die Begeisterung im Saal kennt kein Halten mehr und überall um uns herum glühen diese langen selbstgerollten Zigaretten. Ich war ja bisher immer von einem kalifornischen Rauchverbot innerhalb öffentlicher Gebäude ausgegangen. Das scheint aber nur für Tabak zu gelten. Stören tut das hier nämlich keinen. Würde die DEA hier jetzt eine Razzia machen und jeden Kiffer mitnehmen, hätten Caro und ich danach eine Privat-Vorführung. Das Konzert ist jedenfalls super und für eine Idee hiervon verlinke ich mal folgendes Video (welches aber nicht von mir ist, da meine schlechten Ton haben):
Vor den Zugaben verlassen wir aus Rücksicht auf den morgigen Tag um 1 Uhr den Saal und fahren mit dem Taxi zurück zum Hotel. Todmüde – und ein wenig benebelt – fallen wir um 2 Uhr ins Bett.
Gefahrene Meilen: 202