Tag 7 - 19. Mai 2010
South Lake Tahoe, CA – Lake Tahoe – Reno, NV
“Ein Schloß am Teich”
Ich bin ja letztes Jahr in Page Opfer eines verheerenden Bedbugs-Angriffs geworden, dessen Spuren erst nach drei Wochen und einer intensiven Cortison-Kur wieder verschwunden waren. Best Western hatte mich dafür mit einer Gutschrift von 36.000 Gold Crown Club Points entschädigt und mein Hautarzt mich mit der Information aufgemuntert, dass ein zweiter Angriff ungleich härter ausfallen würde, da man sozusagen „markiert“ sei.
So brauche ich wohl nicht weiter erwähnen, dass unsere erste Tätigkeit abends nach Betreten des Hotelzimmers nun immer darin besteht, die Matratze anzuheben und die Zwischenräume genauestens zu inspizieren. In diesem Best Western war – wie auch die Nächte davor – alles gut.
Heute Morgen haben wir ein Frühstück im benachbarten Restaurant inklusive. Und zwar a la carte, nicht vom Buffet. Das hatten wir so bisher auch noch nicht und unser bacon, egg & sausage mit Toast ist wirklich hervorragend.
Um halb neun checken wir aus und holen uns bei Starbucks noch zwei Cafe Latte, heute mal mit einem extra Espresso Shot, um die Restmüdigkeit zu vertreiben. Und der macht aus einem halben Liter Milch tatsächlich einen halben Liter Espresso. Caro ist auf einmal so aufgedreht als hätte sie Knallfrösche in der Hose.
Unser Plan heute sieht vor, den Lake Tahoe einmal im Uhrzeigersinn komplett zu umrunden. Der See liegt auf knapp 2.000 Metern Höhe und ist der größte Bergsee Nordamerikas. Er bis zu 500 Metern tief und damit – nach dem Crater Lake in Oregon – der zweittiefste See Amerikas. Außerdem ist das Wasser so klar, dass man angeblich selbst Dinge in 25 Metern Tiefe noch erkennen kann.
Da es gestern Abend bei unserer Ankunft schon dunkel war, sehen wir unseren Übernachtungsort jetzt erst so richtig. Und South Lake Tahoe gefällt uns sehr gut! Um sich in der allgemeinen Fahnenhysterie im Moment hier in Deutschland etwas von der Masse abzuheben, wäre dieser Anstrich fürs Zuhause doch mal eine Idee:
Ziemlich bald nach Verlassen des Ortes erreichen wir auch schon die Emerald Bay, den wohl bekanntesten Teil des Sees. Vom Inspiration Point haben wir einen phantastischen Blick auf die Bucht, dessen Wasser in den schönsten Tönen schimmert und die kleine Insel Fannette.
Auf dieser befindet sich ein steinernes Teehaus, das zur 38-Zimmer Villa „Vikingsholm“ am Ufer der Bay gehört. Dieses Herrenhaus hat sich eine gewisse Lora Knight 1929 im Stile eines skandinavischen Schlosses hierhin bauen lassen.
Zu dem Anwesen, dass heute nicht mehr bewohnt ist und im Sommer besichtigt werden kann führt ein Trail – „1 mile down and 2 miles back up“, wie es uns eine nette ältere Dame beschreibt, die wir am Parkplatz treffen. Das kann uns nach dem Hike gestern nicht mehr schocken und wir machen uns auf den Weg, nachdem wir unsere 7 $ Fee bezahlt haben. Uns erinnert der Trail ein bisschen an die bekannten „Walters’s Wiggles“ auf dem Weg zu Angels Landing im Zion. Das Gebäude inmitten der Kiefern und Zedern ist wirklich eindrucksvoll und weist einige schöne Details auf.
Auch den Eagle Fall sieht man von hier, auf dem Foto allerdings wohl eher erst auf den zweiten Blick.
Wir laufen noch ein bisschen den wunderbaren Strand hier unten entlang.
Dann quälen wir uns wieder die Spitzkehren hinauf zum Parkplatz.
Um 11:30 Uhr sitzen wieder im Auto. Sehr viele schöne Häuser säumen auf dem weiteren Abschnitt das Ufer und es ragen unzählige private Bootsstege in den See. Nicht weit von Tahoe City, einer größeren Ortschaft an der Nordost-Ecke des Lakes liegt auch das Squaw Valley Skigebiet, wo 1960 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Am Nordufer machen wir am wunderschönen Kings Beach eine längere Pause und genießen den wundervollen Blick auf die schneebedeckten Berge rundherum.
Kurz darauf überfahren wir die Grenze zu Nevada, die einmal vertikal durch den See verläuft und kommen bald zur aus der Fernsehserie „Bonanza“ bekannten Ponderosa Ranch beziehungsweise dem, was man seit der Schließung für Besichtigungen im Jahr 2004 davon noch sehen kann. Und das ist nicht viel.
Die Zufahrt zu der weiter oben auf dem Hang liegenden Ranch ist komplett abgezäunt. Vor allem deutsche Fans der Serie wollten sich anscheinend allzu häufig trotzdem Zugang verschaffen und sind hier über den Zaun gehüpft. „Polizeiliche Verhaftung durchsetzbar“ steht auf dem Schild – da hat der Übersetzungscomputer wieder ganze Arbeit geleistet.
Wir fahren weiter und genießen immer wieder die spektakulären Ausblicke auf den See auf diesem als „East Shore Drive“ bekannten Streckenabschnitt. Am „Cave Rock State Park“ entrichten wir unsere 2 $ Eintritt und machen einige Fotos.
Gegen 14 Uhr erreichen wir wieder South Lake Tahoe, dessen Casinos auf Nevada-Seite man schon von weitem sehen kann. Wir bummeln noch ein wenig durch das „Heavenly Village“ direkt hinter der Staatsgrenze mit seinen ungezählten Shops und Restaurants. Ein Lift bringt einen von hier direkt hoch ins gleichnamige Skigebiet, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf den gesamten See und die Umgebung haben soll. Heute stehen die Gondeln allerdings still.
An einer Straßenecke bietet eine Gruppe junger Leute „Free Coffee & Prayer“ an. Aber auf Kaffee haben wir jetzt keine Lust …
Als wir wieder im Auto sitzen fängt es an zu regnen. Um halb vier erreichen wir Carson City, die Hauptstadt Nevadas. Die Landschaft ist hier drum herum sehr grün, was man ja von diesem Bundesstaat gar nicht so gewohnt ist. Auf dem Parkplatz von Harley-Davidson veranstaltet der Sheriff heute ein Fahrtraining für seine Motorrad-Cops. Die Geschwindigkeit, mit der diese hier mit ihren „Electra Glides“ den engen aufgestellten Parcours abfahren ist wirklich beeindruckend.
Um 16:30 Uhr fahren wir in unserem Tagesziel Reno ein, der selbsternannten „biggest little city in the world“. Oft wird es aber auch als das „Las Vegas für Arme“ bezeichnet und dass das Glücksspiel hier der wichtigste Wirtschaftszweig ist bemerkt man schnell. Wir hatten gestern über Priceline unser Zimmer im „Eldorado“ ersteigert, einem Casino und Hotel direkt an dem bekannten Ortsschild auf der Hauptstrasse.
Die Gegend hier am „Strip“ macht einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck. Viele Casinos sind geschlossen oder wie ausgestorben. Auch Fußgänger sind kaum unterwegs – außer uns und den vielen Obdachlosen eigentlich nur eine handvoll recht zwielichtiger Gestalten. Wir haben heute aber einen recht dramatischen Himmel und so macht das Fotografieren und Filmen doppelt Spaß.
Nach diesem Abendspaziergang schauen wir uns in einer Bar im auch hier vertretenen „Circus Circus“ bei ein paar kühlen Bier das Ende des Lakers-Spiels an und gehen danach im „Brew Brothers“-Restaurant etwas essen.
Der Tag klingt natürlich unvermeidlich beim Gambling oder - wie man es ja neuerdings etwas feiner ausdrückt - beim Gaming aus.
Gefahrene Meilen: 139