Tag 9 - 21. Mai 2010
Klamath Falls, OR – Crater Lake NP – Clearwater Falls – Watson Falls – Fall Creek Falls (Rogue-Umpqua Scenic Byway) – Roseburg, OR
“Wie sie sehen sehen sie Nichts”
Als wir heute Morgen um 8:30 Uhr im Auto sitzen bemerke ich, dass der Tahoe noch einige Knöpfe hat, deren Funktion ich noch gar nicht ausprobiert habe. So z.B. einen Roten mit Kreuz direkt unter dem Innenspiegel. Ich drücke also drauf – ein Tuten – und dann plötzlich ein Stimme, die uns sagt, dass der Notruf sofort entgegengenommen wird. Ach du meine Güte! Caro drückt schnell den Knopf daneben, der den „Notruf“ anscheinend wieder zurücknimmt. Es meldet sich jedenfalls niemand mehr. Meine Frau bittet mich keine weiteren Schalter mehr zu drücken, deren Zweck mir nicht hundertprozentig bekannt ist und verweist darauf, dass ich sonst bestimmt auch noch den Knopf für den Beifahrer-Schleudersitz finden würde.
Nach einem kurzen Stopp beim Walmart fahren wir auf den HW 140 – den Volcanic Legacy Scenic Byway, der hier entlang des riesigen Klamath Lake führt. Die Wetterprognose gestern im Fernsehen verhieß schon nichts Gutes und so setzt jetzt auch leichter Schneeregen ein. Links und rechts der Straße erstrecken sich endlose Weiden mit tausenden von Rindern.
Die Sicht wird nun langsam immer schlechter und mit Erreichen des Gebietes des Crater Lake National Parks setzt richtiges Schneetreiben ein und man sieht fast gar nichts mehr.
Wir hatten ja mit einigem hier gerechnet und wussten, dass Mitte Mai nicht gerade die beste Reisezeit für diesen Park ist, aber so ist es natürlich das worst-case Szenario. Um 11 Uhr erreichen wir das Rim Village. Zum Eingang des Visitor Centers ist ein Tunnel in die Schneemassen getrieben worden.
Die Rangerin berichtet, dass GESTERN hier allerbestes Wetter war. Pech gehabt! Der Rim Drive ist nur das kleine Stück bis zum Discovery Point freigegeben. Bis dorthin fahren wir nun. Es hört sich unglaublich an, aber man hat hier heute überhaupt keine Idee, wo der See überhaupt liegt, obwohl man direkt daran steht. Man sieht wirklich überhaupt nichts!
Nach einer Viertelstunde Warten im Schneefall bei minus 5 Grad Celsius (!) gibt der Himmel tatsächlich ein kleines Loch frei, durch das wir für ca. drei Minuten zumindest einen teilweisen Blick auf den Crater Lake und Wizard Island haben.
Naja, man muss auch mal in einem National Park gewesen sein ohne die Haupt- beziehungsweise in diesem Fall die einzige Attraktion überhaupt gesehen zu haben.
Nach einer Stunde verlassen wir das Rim Village wieder und fahren auf den Highway 230 & 138, den Rogue-Umpqua Scenic Byway. Der Diamond Lake liegt auch unter einer grauen Glocke und so fahren wir nur dran vorbei durch eine wirklich schöne Winterlandschaft.
Ab jetzt wollen wir uns einigen schönen Wasserfällen widmen, für die dieser Scenic Byway bekannt ist. Die ersten sind die Clearwater Falls. Diese liegen ziemlich nah an der Strasse und nach ein paar Schritten stehen wir vor den Fällen, die knapp 10 Meter über tiefgrüne moosbedeckte Steine herabfallen. Obwohl (oder weil) es immer noch schneit, genießen wir hier einige Zeit die schöne Atmosphäre.
Einige Meilen weiter liegt an der Fish Creek Road der Trailhead zu den Watson Falls, dem mit über 80 Metern zweithöchsten Wasserfall in Oregon. Der 1-mile-loop-trip führt stetig ansteigend durch einen in den schönsten Grüntönen leuchtenden „Regenwald“.
Nach halber Strecke haben wir den ersten Frontalblick auf den Fall.
Der Trail führt uns noch weiter steil hoch bis an die Westseite der Fälle. Hier ist der Spray aber so dicht, dass wir auf aus Rücksicht auf die Kamera auf Fotos verzichten. Etwa eine Stunde brauchen wir für diese wirklich sehr schöne Wanderung.
Praktisch „um die Ecke“ liegen die Toketee Falls, die Greg Vaughn in seinem Buch „Photographing Oregon“ als die fotogensten Wasserfälle des gesamten Pazifischen Nordwestens beschreibt. Nur können wir uns darüber heute keine eigene Meinung bilden:
Der Trail dorthin ist im Januar 2008 durch schwere Schneestürme stark beschädigt worden und seitdem gesperrt. Schade, die Fotos sahen wirklich sehr vielversprechend aus.
Also geht die Fahrt weiter entlang des Umpqua River, an dessen Ufer immer wieder große Gruppen von Anglern stehen.
Die Fall Creek Falls sind unser nächstes Ziel. Ein einfacher, nur ca. 1 Meile langer Trail führt uns zu diesem etwa 15 Meter hohen Wasserfall, der hier wunderschön mitten im Wald liegt.
Als wir das Ziel erreichen setzt Starkregen ein. Und obwohl wir ein dichtes Blätterdach über uns haben sind wir recht bald klitschnass. Den eigentlich geplanten Besuch der Susan Creek Falls ein paar Meilen weiter lassen wir wegen des Regens ausfallen. Am Swiftwater Park stehen ein halbes Dutzend dieser ganz alten Ford Pick-Ups,
deren Besitzer hier an der Brücke stehen und ihre Angeln in den Fluss halten.
Wir hatten gestern Abend noch über Priceline unser Hotel für heute Nacht in Roseburg ersteigert, das Super 8 direkt an der Interstate. Um kurz vor sechs checken wir hier ein. Der Computer in der Lobby wird von einem ganzen Schwarm Teenager belagert, die im Internet irgendwelche Ballerspiele zocken. Scheint eine Klassenfahrt zu sein, denn auf dem Parkplatz stehen zwei große gelbe Schulbusse.
Wir fahren zum Essen zu Applebee’s und probieren das „2 for 20$“ – Menü. Ein guter Preis für zwei Hauptgerichte und einen Appetizer. Dieser besteht aus einem riesigen Korb voll Chicken Wings und eigentlich sind wir danach schon satt. Aber zwei eiskalte Wodka schaffen wieder Platz für den Rest.
Den Fernseher müssen wir heute auf volle Lautstärke drehen, denn unser Zimmer liegt genau über dem Schwimmbad (gefühlt IM Schwimmbad), in dem sich die Schulklasse jetzt verlustiert. Der Spruch „mittendrin statt nur dabei“ bekommt da eine ganz neue Bedeutung. Die Sendung „Showbiz Tonight“ auf HLN überrascht uns mit Breaking News: Sandra Bullocks’ Ehemann Jesse James hat im Interview unter Tränen gestanden: „Yep, i cheated“. Das wussten wir in Deutschland doch schon seit Wochen, oder?
Gefahrene Meilen: 226