15. Oktober 2011Der Tag heute soll einer der Höhepunkte werden. Wandern im Chiricahua National Monument.
Eigentlich habe ich geplant mit dem Shuttlebus am Morgen bis zum Ende der Parkstraße zu fahren und von dort über den Heart of the Rocks Loop und den Rhyolite Canyon zurück zum Visitor Center zu Wandern. Die heftigen Waldbrände im Mai und Juni haben aber dafür gesorgt, dass die Parkstraße immer noch gesperrt ist.
Die Wanderwege sind zwischenzeitlich aber wieder vollständig geöffnet, nur die Straße ist noch geschlossen. Deshalb wird auch kein Eintrittsgeld erhoben.
Das bedeutet für mich, ich muss zunächst über den über den Lower Rhyolite Canyon und den Sarah Deming Trail nach oben wandern um in überhaupt erst in das Gebiet der Rocks zu gelangen.
Nun bin ich ja eigentlich gar kein Wanderer, allenfalls auf USA Reisen wandere ich manchmal. Als ich dann so in den Canyon hineinschaue und den Höhenzug am Ende des Tales sehe, frage ich mich schon ob ich mir nicht zuviel zutraue, denn es steht zu vermuten dass ich da hinauf muss.
Aber es geht leichter als ich vermutet habe. Der Weg führt sanft ansteigend an der Seitenwand des Canyons entlang. Inzwischen ist es 11 Uhr und die Temperaturen entsprechend heiß. So ist es natürlich kein Wunder dass ich erheblich schwitze.
Als ich oben angelangt bin am Beginn des Heart of the Rocks Loop ist es Zeit ein bisschen Pause zu machen. Ich setze mich auf einen Felsen und hole einen Apfel raus als ich Stimmen höre, ein Paar, das sich auf Deutsch unterhält. Als ich sie erblicke begrüße sie mit einem netten „Grüß Gott“ was natürlich für Verwunderung sorgt.
Es ist ein Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen das mit einem Wohnmobil unterwegs ist. Sie erzählen mir, dass sie gerade die Begegnung mit einer Klapperschlange hatten die hinter der Frau aus dem Busch hervorschnellt ist.
Wir verabschieden uns und ich begebe mich auf den Loop. Leider oder vielleicht auch Gott sei Dank lässt sich die Rattlesnake nicht mehr sehen.
Es ist einfach toll zwischen den aufragenden Felsen durch zu laufen und immer wieder neue faszinierende Gebilde zu sehen wie
den Big Balanced Rock
den Pinnacle Balanced Rock
oder Duck on a Rock
Von Spuren der Waldbrände sieht man hier oben so gut wie nichts, lediglich an den Hängen und im Grund des Rhylite Canyons sind ab und zu
verbrannte Flächen zu erkennen.
Irgendwann bin ich wieder am Ausgangspunkt des Loop und trete den Rückweg an.
Ich bin noch nicht weit gekommen als ich Stimmen hinter mir höre, doch zu sehen ist Niemand wenn ich mich umdrehe. Ich beschleunige meine Schritte, denn einholen will ich mich nicht lassen. Doch kaum lasse ich etwas nach höre ich wieder die Stimmen der Unsichtbaren.
Es ist unheimlich vielleicht sind doch damals welche übrig geblieben von den Chiricahuas und schleichen hinter mir her. Ich forciere wieder das Tempo, gut es wird still ich habe sie abgeschüttelt die Indianer.
Doch der Durst überkommt mich und ich halte an um den letzten Tropfen aus meiner Flasche zu saugen. Da kommen sie. Es sind doch keine Indianer nur ein jüngeres Pärchen ich lasse es überholen.
Der restliche Weg zum Parkplatz verläuft ereignislos aber als ich die Socken ausziehe qualmt es erheblich.
Auf dem Weg nach Tombstone möchte ich das Jailhouse von Gleeson anschauen und biege deshalb bei Elfrida ab auf die Gleeson Road. Doch irgendwie verpasse ich Gleeson und sehe schon Tombstone vor mir, das kann ich nicht auf mir sitzen lassen und mache ein Dreherle.
Bei dem Schild Rattlesnake Crafts & Rocks biege ich ab bis ich zum Sammelsurium von Gegenständen komme. Ich frage Sandy nach Gleeson sie erklärt mir den Weg und fragt mich wo ich herkomme wegen meines Akzentes (ich spreche halt Fränglish), oh, aus Deutschland, ja da habe sie auch Freunde in München.
Schließlich komme ich doch noch nach Gleeson. Das Gefängnis ist natürlich inzwischen im heftigen Gegenlicht.
Zum zweiten Mal fahre ich Richtung Tombstone auf der Schotterstraße, ich kenne ja inzwischen bereits alle Kurven da kann man ruhig etwas schneller fahren 50, 55 manchmal sogar 60 Mph die gehen schon, ich fühle mich mutig, ich bin erfahrener Schotterstraßenfahrer, alles klar?
Da passiert es, ich übersehe ein Cattleguard quer zur Straße und rase mit vielleicht 50 Mph darauf zu. Plötzlich, ein heftiger Schlag und ein leichte Sprung hinter dem Cattleguard, wenn das mal gut gegangen ist. Noch etwa 2 Meilen geht es gut, dann ertönt das mir schon bekannte „pling“.
Ich fahre rechts ran und steige aus. Da sehe ich auch schon die Bescherung, hinten rechts, das gleiche Rad wie in Jacob Lake ist total platt. Diesmal hilft nur noch ein Radwechsel.
Ich suche das Werkzeug. Es ist nicht umfangreich aber gut durchdacht. Mir gefällt der Scherenwagenheber, man muss ihn von hinten unter die Achse schieben und mit der wie bei einer Zeltstange dreimal zusammengesteckten Kurbel hochdrehen. Es geht erstaunlich leicht. Also Ihr Mädels keine Angst vor einer Reifenpanne.
Jetzt gilt es noch den Ersatzreifen zu lösen. Dazu muss man ein Loch für die Kurbel im Kofferraumboden freilegen und das Ersatzrad nach unten kurbeln. Wenn man das Halteseil gelöst hat kann das Rad unter dem Wagen vorziehen.
Das Lösen des kaputten Rades und anschrauben des Ersatzrades wäre eigentlich einfach, wenn nicht plötzlich das Telefon klingelt und meine Bekannte am anderen Ende der Leitung ist. So quatsche ich also am Telefon während ich gleichzeitig die Radmuttern festziehe.
Das defekte Rad schmeiße ich einfach in den Kofferraum denn jetzt möchte ich nur noch ins Hotel.
Ich habe im Trail Rider’s Inn gebucht. Der Besitzer ist Engländer, das hört man sofort.
Jetzt kommt der Schock, obwohl ich bereits vor einem halben Jahr gebucht habe erhalte ich das letzte L….. Hinten in der Ecke zwischen zwei Gebäuden steht ein kleiner Container da soll ich Übernachten? Das Zimmer ist klein, das Bad ist mini und es ist unerträglich heiß, auch die sofort eingeschaltete Klimaanlage bringt kaum eine Besserung.
Ich drehe sofort wiederum und gehe zur Rezeption. Doch all mein jammern, zetern und schimpfen hilft nichts das Trail Rider’s Inn ist outbooked es ist schließlich Samstag.
Da hilft nur noch ein gutes Essen. Das schöne am Trail Rider’s Inn ist, dass man schnell zu Fuß im Zentrum des Geschehens in der Allen Street ist. Nachdem ich mir alle Möglichkeiten angesehen habe entscheide ich mich für das Longhorn Restaurant.
Das Restaurant ist ganz nett eingerichtet und die Spare Ribs schmecken, zwei Bierchen, das passt. Dass alles auf Plastiktellern serviert wird finde ich aber nicht so toll.
Am Samstagabend geht hier jeder in den Saloon. Aus einigen Lokalen ist Lifemusik zu hören und ich entscheide mich für Big Nose Kate’s Saloon. Die Bar ist schon voll belegt also gibt es Stehbier. 5$ kostet das kleine 8$ das große Bier, das wird kein billiger Abend.
Ich komme mir vor wie vor 100 Jahren, zu Zeiten von Doc Holiday. Doch am nächsten Tag merke ich, das alle die ich heute im Saloon in historischem Outfit sehe zu den Schauspielern gehören, die tagsüber für Westernflair sorgen.
Besonders einer fällt mir auf, der bereits eine gewaltige Menge Bier intus hat, er stellt sich am nächsten Tag als Postkutschenfahrer heraus.
Das Tanzparkett ist gut gefüllt es fällt mir auf dass die meist älteren Herren Ihre Frauen am Tisch sitzen lassen und sich die jüngeren Mädels an der Bar zum Tanz holen.
Irgendwann merke ich dass auch im US-Bier Alkohol enthalten ist und mache mich leicht angeschlagen auf den Heimweg.
Dinner: Longhorn Restaurant
Übernachtung:Trail Rider’s Inn, Zimmer miserabel.
Zimmerpreis je Nacht 49,66 €