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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: ireula am 27.04.2014, 11:09 Uhr

Titel: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 27.04.2014, 11:09 Uhr
Hallo alle Aktiven und stillen Mitleser im Forum,

die Flüge für die nächste USA-Reise sind gebucht, da wird es Zeit für den Reisebericht vom letzten Mal. Dies ist mein erster Bericht, also bitte Nachsicht für technische Holperer ...

Weil wir bei der Planung für unsere Tour 2013 viel gegrübelt haben - auch mit Unterstützung aus dem Forum - , stelle ich einen Vorspann über diese Überlegungen vor den eigentlichen Bericht. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen - vor allem Großfamilien oder Freundesgruppen.

1. Januar 2013: Vorfreude

Ab heute Nacht 0 Uhr können wir schon sagen: Dieses Jahr fahren wir! Das ist doch ein Meilenstein in Sachen Vorfreude, auch wenn es noch gute sieben Monate dauern wird. Reisetermin: 11. August bis 3. September 2013.

Immerhin haben wir schon seit etlichen Wochen Buchungen auf den Weg gebracht, geändert, noch mal modifiziert und gecheckt. Es dauert bei uns alles ein bisschen länger, denn wir sind nicht zu zweit unterwegs, sondern zu siebt. Das stellt gewisse Anforderungen an die Logistik und an das psychologische Einfühlungsvermögen. Aber von vorn:

Ziel ist Denver, das Highlight der Reise soll der Yellowstone werden – wilder Westen, Wandern und wildlife (wenn's nicht gefährlich ist) inklusive. Soweit waren wir Eltern (Dieter, 58,  und Irene, 54) uns mit den Söhnen einig. Söhne 2 und 3 hatten den Südwesten mit uns schon bereist, Sohn 1 war damals mit Freundin zu Hause geblieben wegen Flugangst. Aber die Brüder hatten so lange geschwärmt, bis er nun auch mitkommen will. Dafür ging uns Sohn 3 von der Fahne – Grund war ein weiblicher. Aber es kam dann doch ganz anders ...

Wir buchten zunächst Flüge und ein Roadbear Womo 29 feet slide out für fünf: Eltern, Sohn Jonas  (22) mit Freundin Lisa (23) und Sohn Jakob (19). Nach Anfragen an verschiedene Anbieter entschieden wir uns für eine Buchung beim Reisebüro unseres Vertrauens in Siegen. Von Canusa, mit denen wir bei unserer 2008er-Reise sehr zufrieden waren, bekamen wir monatelang keine Antworten auf unsere Frage nach einem Angebot. Als es dann schließlich nach mehrfachem Nachhaken eintrudelte, schien es uns nicht günstiger als das Reisebüro-Angebot.

Außer den Flügen und dem Wohnmobil brauchten wir noch ein Flughafen-Hotel für die erste Nacht in Denver und ein City-Hotel für die beiden letzten Nächte in Denver, weil wir dort noch ein bisschen Stadt erleben wollen. Außerdem müssen wir wegen der Schulferien am 2. September zurückfliegen und am 3. September wieder in der Heimat sein, denn am 4. geht die Schule wieder los – in unserem Fall die Berufsschule. Der 1. September ist ein Sonntag, also muss das Womo schon am 31. August zurückgegeben werden.

Das Reisebüro buchte auf unseren speziellen Wunsch für die erste Nacht das Aloft, das normalerweise nicht im Programm ist. Bei den letzten beiden Nächten kamen wir nicht so gut zurecht, so dass wir schließlich das Hilton Garden Inn selbst übers Internet gebucht haben.

Etwa in der Mitte des Urlaubs wollen wir im Yellowstone sein – auch dort wurde vorgebucht: Für die Eltern ein Zimmer im Old Faithful Inn (Zimmer mit Geysir-Blick gab's trotz aller Anstrengungen unserer Reisebüro-Beraterin leider nicht mehr) und für die Jugend zwei Cabins in der Old Faithful Lodge.  

Es wird eng

Inzwischen hatte sich der jüngste Sohn Julian (17) die Sache überlegt. Seine Freundin Jasmin (17) ist auch eine junge Dame schneller Entschlüsse, und die beiden eröffneten uns also, dass sie doch gerne mitfahren möchten. Zur großen Freude der Brüder. Auch zur Freude der Eltern, die allerdings gewisse buchungstechnische Komplikationen kommen sahen. Stante pede wieder ins Reisebüro, neue Aufträge erteilt. Und siehe da: es funktionierte alles.

Selbst die Sitzplätze im Flugzeug konnten noch genauso gebucht werden, wie wir das wollten. Darauf sind wir nämlich ein bisschen stolz. Bei unserem 2008er-Flug (vier Leute) nach Los Angeles hatten wir jeweils zu zweit hintereinander gesessen  und waren  damit durch einen Fremden vom Gang getrennt  - das erwies sich doch als wirklich unangenehm. Deswegen hatten wir diesmal bei der ersten Buchung (fünf Leute) und einem Blick auf die Sitzpläne bei Lufthansa (wir nehmen einen Direktflug von Frankfurt zu der für uns sehr angenehmen Zeit 13.30 Uhr) die Plätze ganz hinten ausgesucht: eine Reihe mit drei Sitzen neben dem Fenster, die Reihe dahinter, wo die Maschine schmaler wird, mit zwei Sitzen neben dem Fenster. Und nun bekamen wir für die beiden zusätzlichen Passagiere tatsächlich noch die Reihe dahinter, ebenfalls mit zwei Sitzen nebeneinander. Unsere Reisegruppe bleibt also zusammen – hoffentlich sind die Plätze auch angenehm.

Auch Hotels in Denver und Cabin im Yellowstone klappten. Hier müssen wir allerdings 60 Euro drauflegen – bei der ersten Buchung hatte DERTour vergessen, das obligatorische Ausflugsprogramm des Old Faithful Inn in Rechnung zu stellen. Günstig für uns, denn das bezahlt für fünf Leute nun DERTour. Ob wir es aber tatsächlich in Anspruch nehmen, wissen wir noch nicht.

Immer wieder tüfteln wir Eltern an der Route, die im Prinzip feststeht. Es soll eine fast quadratische  Schleife  rund um Wyoming werden. Wir lesen in Reiseführern  und im Forum und klicken uns durchs Internet. Währenddessen kommen uns gewisse Bedenken, was die Enge der Reisegemeinschaft für drei Wochen betrifft. Immerhin 17 Nächte in einem Wohnmobil, das wir vor ein paar Jahren zu viert (mit halbwüchsigen Jungs) als geräumig empfunden haben. Aber jetzt zu siebt? Es geht theoretisch, denn sieben Schlafmöglichkeiten sind vorhanden. Aber praktisch? Wir entschließen uns, im USA-Forum die Sache zur Diskussion zu stellen. „Großfamilie im Womo“ heißt der Thread, der etliche Antworten bringt. Quintessenz: Macht es nicht, es ist zu eng!

Zum Glück kamen auch gleich Vorschläge. Einen davon setzten wir sofort in die Tat um: Wir buchten außer dem Roadbear-Womo einen siebensitzigen Mini-Van. Er soll drei Funktionen erfüllen: 1. Schlafgelegenheit für zwei, falls das Womo sich nachts wirklich als zu unbequem erweist, 2. Möglichkeit zu Ausflügen mit der ganzen family, während das unhandliche Wohnmobil einfach auf dem Campground stehenbleibt, 3. Entzerrung der möglicherweise konfliktträchtigen Enge am Tag, weil die Gruppe beim Fahren in wechselnder Zusammensetzung aufgeteilt werden kann. Eventuell wollen wir auch noch Zelt und Schlafsäcke für zwei in unsere Gepäckliste aufnehmen – das ist eine Empfehlung aus dem Forum, wobei wir hotelverwöhnten Eltern uns mit dem Zelten etwas schwer tun, nicht nur wegen der Bären …

2. Juni 2013: Die Broncos schaffen uns

Nur noch gut zwei Monate bis zum Start, die Vorfreude steigt. Die Mädels gehen schon mal shoppen, die Eltern versuchen Karten für ein Spiel der Denver Broncos zu ergattern. Das ist nicht ganz ohne, denn bei Ticketmaster, der im Forum empfohlenen einfachsten und sichersten Quelle, gibt es noch keine Karten für dieses Preseason-Spiel am 29. August. Da wir unbedingt ein Football-Spiel sehen wollen, ändern wir die Reiseplanung sogar am Ende. Die anderen Karten-Verkaufspages, bei denen man von Privatleuten Karten kauft, scheinen uns schwierig, weil die Karten anscheinend erst kurz vor dem Spiel zugeschickt werden sollen. Dann sind wir irgendwo im wilden Westen unterwegs, bringt uns also nix. Wir warten auf Ticketmaster.

14. Juni: Das liebe Geld

Thema Geld in Angriff genommen. Der Dollar fällt seit ein paar Tagen, derzeitiger Kurs: 1,33 Dollar für 1 Euro. Gestern deshalb bei der Sparkasse 500 Dollar in bar geordert (20-Dollar-Scheine), wird zum Kurs in fünf Tagen abgerechnet. Sollte der Kurs noch günstiger werden, werden wir wahrscheinlich noch mal Bargeld ordern, auch wenn uns eigentlich die Kreditkarten reichen. Außerdem haben wir uns zu Travelers Cheques entschlossen (im Forum gab es sehr unterschiedliche Meinungen dazu), die beim ADAC ohne Kosten und Gebühren zu bekommen sind. Wir werden 1200 Dollar in TC mitnehmen (Stückelung 50 Dollar), beobachten aber noch ein paar Tage den Markt.

So viel also zur Planungsphase - in Kürze geht es wirklich los! :winke:

Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: captsamson am 27.04.2014, 11:14 Uhr
Zitat
wilder Westen, Wandern und wildlife

Verspricht eine tolle Reise (-und Bericht)

Bin gespannt :-)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 27.04.2014, 11:30 Uhr
Hm, sehr gute Entscheidung noch einen PKW dazuzubuchen!

Aber warum 9 Räder? Habt ihr einen flinken Einradfahrer dabei, der hinterher radelt? Oder musstet ihr Reifen wechseln?
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 27.04.2014, 11:49 Uhr
Gut geraten! Wir hatten eine Reifenpanne, brauchten also insgesamt neun Räder.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: TGW712 am 27.04.2014, 11:56 Uhr
Coole Kombi - bin sehr gespannt, wie Ihr das alles meistert!
Bin dabei - Platz ist ja nun genug :D
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: denise.marco am 27.04.2014, 11:57 Uhr
Hört sich sehr interessant an. Da bin ich auch dabei.

Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 27.04.2014, 15:01 Uhr
11. August: Der Start

Während unser Heimatdörfchen an diesem Sonntag noch in tiefem Schlaf liegt, trifft sich die Reisegruppe um 6.30 Uhr bei Dieter und Irene. Alle verstauen Koffer und das Handgepäck in zwei Autos. Wasser abdrehen, Strom teilweise ausschalten, dann wird der Schlüssel für gut drei Wochen umgedreht. Auf warmes Wasser zum Duschen mussten wir an diesem Sonntagmorgen übrigens verzichten – am Abend zuvor hat die Heizung zum wiederholten Mal gestreikt. Noch am Freitag war der Klempner da und hat sie repariert (immer das gleiche Teil steigt aus), aber am Samstagabend wieder dasselbe Elend. Na ja, erst mal brauchen wir sie ja nicht. Noch in der Nacht schreibt Irene eine Mail an den Klempner und die Nachbarn, damit sie ihn irgendwann ins Haus lassen. Wird schon klappen!

Jetzt sind alle ganz schön aufgeregt. Zu unserer family group gehören sieben Menschen: die Eltern Dieter (59) und Irene (55), die Söhne Jonas (23) mit Freundin Lisa (25), Jakob (20) und Julian (18) mit Freundin Jasmin (18).

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Lisa (links) und Jasmin

Zuerst geht es nach Siegen zum Bahnhof. Die beiden Autos lassen wir auf einem öffentlichen Parkplatz gleich am Verlagsgebäude stehen, wo Dieter und Irene arbeiten. Der Pförtner weiß Bescheid und hält ein Auge drauf. Mit dem Zug geht es eineinhalb Stunden nach Frankfurt Hauptbahnhof, dort umsteigen und zehn Minuten bis zum Flughafen. Hier wollen wir natürlich zuerst unser Gepäck loswerden. Es ist 10.30 Uhr, der Flieger geht um 13.40 Uhr, also reichlich Zeit. Den Online-Check-In haben wir schon am Vortag erledigt. Allerdings weigert sich der Automat, unsere ausgedruckten Bordkarten zu lesen. Der Barcode ist vermutlich zu pixelig, die Jungs meinen, das könnte an der Druckereinstellung liegen. Na ja, marschieren wir eben zum Schalter – keinerlei Wartezeit. Die freundlichen Lufthansa-Ladys drucken uns die Bordkarten gleich noch einmal aus, so dass sie beim Boarding auch zu scannen sind.

Überbuchter Flug

Nach einem Kaffee machen wir uns zeitig auf zur Sicherheitskontrolle. Ein paar Tage zuvor sind noch einmal verschärfte Terrorwarnungen herausgekommen, deshalb rechnen wir mit mehr Aufwand. Aber nichts davon, wir sind schneller durch als bei manchen Europaflügen. Am Gate Z69 steht seltsamerweise eine kleine Menschenschlange vor dem Schalter, obwohl noch eine Stunde Zeit bis zum Beginn des Boardings ist. Eine Durchsage klärt uns auf: Der Flug nach Denver ist überbucht. Lufthansa bietet einen Ausweich über Chicago an. Statt um 15.35 Uhr Ortszeit wäre dieser Flug um 22.30 Uhr in Denver. Entschädigung: 600 Euro pro Person. Die Jungs fangen sofort an zu rechnen: 4200 Euro für uns alle, das wäre doch toll! Aber ernsthaft überlegen wir das nicht, Irene ist jetzt schon müde. Und mitten in der Nacht den Mietwagen holen und das Hotel suchen, das stellen wir uns nicht so lustig vor. Offenbar finden sich aber genügend Interessenten für den Umweg über Chicago, und pünktlich hebt unser Flieger ab.

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Julian (links) und Jonas

Die Boeing 747-400 ist mit Inseat Entertainment ausgestattet – damit hatten wir nach verschiedenen Recherchen kaum noch gerechnet. Um so besser! Die Filmauswahl ist reichhaltig, und dass man die Flugdaten immer abrufen kann, ist ebenfalls unterhaltsam. Wir sitzen in der Economy, also recht beengt, aber wir sind alle keine Riesen und können uns deshalb nicht über zu wenig Beinfreiheit beschweren. Ideal sind für uns die Sitzreihen 53, 54 und 55. 53 ist der letzte Dreisitzer hinten, danach verjüngt sich die Maschine und es kommen bis zur Toilette im Heck noch drei Zweierreihen. Davon haben wir zwei belegt, sodass die Gruppe schön hintereinander sitzt mit drei Fenster- und drei Gangplätzen. Einige von uns haben Thrombose-Strümpfe an (wir haben eine Krankenschwester – Lisa – und einen angehenden Rettungsassistenten – Jonas – dabei), und auch Thrombose-Spritzen waren morgens in diverse Bäuche gerammt worden. Ob das was gebracht hat? Keine Ahnung, aber alle steigen nach zehneinhalb Stunden wohlbehalten aus dem Flugzeug. Allerdings sind wir da schon ganz schön geschlaucht.

Die Immigration-Schlange in Denver ist ewig lang – wir sind ja auch als letzte ausgestiegen. Wir haben vier Zollerklärungen ausgefüllt – abhängig von den Nachnamen. Das bedeutet: Dieter und die drei Söhne zusammen (gleiche Familiennamen), die Mädchen einzeln für sich und Irene ebenfalls separat (wegen Doppelnamen). In dieser Aufteilung gehen  wir zum Immigrationcounter. Aber irgendwann kommen wir durch – nur Lisa wird ins Nebenoffice gebeten. Ihre Fingerabdrücke gleichen angeblich denen eines in den USA schon mal Inhaftierten. Recht schnell klärt sich das auf, und wir stehen in der Flughafen-Halle. Die Zollerklärung mussten wir übrigens abgeben, das war uns vorher nicht klar.

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Dieter (links) und Jakob

Ein freundlicher Westernhutträger bemerkt gleich am Eingang, dass wir nach dem Alamo-Schalter Ausschau halten. Er klärt uns auf, dass der Flughafenschalter sonntags nicht besetzt sei. Ein Shuttle werde uns zur Mietwagen-Station bringen. Dieter, Irene, Jonas und Lisa (die vier, die in USA auch ans Steuer sollen bzw. dürfen) machen sich per Shuttle auf den Weg. Die anderen drei sollen das Shuttle zum Aloft-Hotel nehmen. Dort wollen wir uns dann treffen. Leider haben wir nicht registriert, dass man das Hotel-Shuttle telefonisch bestellen muss. Die drei warten also eine knappe Stunde, fragen bei jedem Shuttle, ob es zum Aloft fährt, und bestellen sich schließlich ein Taxi (35 Dollar).

Die verrückte Judy

Bei Alamo Denver Airport geraten wir, inzwischen richtig müde, an Judy, die sich einen Spaß daraus macht, uns so richtig auf den Arm zu nehmen. Bestellt hatten wir einen siebensitzigen Van, sie zeigt uns einen sehr schönen Kleinwagen und will uns dazu Bikes vermieten. Wir haben alle Mühe, diesem „Kiddying“ zu folgen. Sie verkauft uns noch eine zusätzliche Versicherung – u. a. für Reifenschäden – für 139 Dollar. Wir wissen, man soll alles ablehnen, aber Judy ist so witzig … Sie geht mit uns raus in die Denverhitze und lässt die Kollegin genau den gewünschten Dodge Grand Caravan holen, den wir brauchen. Denn uns kommt es darauf an, dass man die hinteren Sitze komplett versenken kann, so dass dort eine Schlaffläche für zwei entsteht. Diese Rechnung geht auf, Jakob okkuppiert diesen Schlafplatz: „Hier habe ich meine Ruhe!“

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC8868.JPG)
Irene

Nach ein paar Suchrunden finden wir mit unserem neuen Dodge (Baujahr 2013) das Aloft in Gateway Park. Vier Zimmer warteten auf uns – nicht die neuesten, aber in Ordnung und mit Wifi. Ausgesucht hatten wir das Hotel wegen des Indoor-Pools, den wir auch gleich frequentieren – Salzwasser, herrlich erfrischend.

In der Aloft-Lobby, die loungemäßig möbliert und recht groß ist, snacken wir dann noch ein bisschen, zwei Bier für Dieter und ein Glas Cabernet aus dem Napa Valley für Irene – dann gehen in den Zimmern die Lichter aus.

Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 27.04.2014, 15:17 Uhr
Sehr lustig mit so vielen. Allerdings muss ich sagen, dass es mir zu viele Leute um mich herum wären für einen ganzen Urlaub. Den "da habe ich meine Ruhe"-Schlafplatz hätte ich da auch unbedingt gebraucht!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: TGW712 am 27.04.2014, 16:07 Uhr
Wann wart Ihr denn letztlich im Hotel? Ich frage genauer nach, weil wir mit dem gleichen Flug im September nach Denver fliegen und eigentlich nach der Landung noch die Einkäufe bei Walmart erledigen wollen :)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 27.04.2014, 16:28 Uhr
Soweit wir uns erinnern, war es etwa 6 pm. Um 8 pm haben wir jedenfalls gesnackt. Da wäre aber gewiss noch Zeit zum Einkaufen gewesen - vielleicht dann ohne Pool-Planschen.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Goon am 27.04.2014, 16:50 Uhr
Hey super geschrieben, macht echt Spaß zu lesen. Bin auch noch dabei
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 27.04.2014, 16:58 Uhr
Wart ihr nicht völlig KO? Am ersten Abend in den USA baue ich immer ab, sobld es dunkel wird. Dann schaffe ich es meistens noch zu duschen ins Bett zu gehen und eine halbe Stunde zu surfen oder meinen Plan für en nächsten Tag zu machen, aber ich glaub, zwischen 21 und 22 Uhr bin ich dann immer weg.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 27.04.2014, 17:45 Uhr
Nö, eigentlich nicht. Wir waren zwar etwas müde, aber der Salzwasserpool war sehr erfrischend, und gegen 22 Uhr waren wir ja auch im Bett - am Morgen allerdings früh wieder raus.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: denise.marco am 27.04.2014, 17:50 Uhr
Das geht ja schon mal gut los. Ich warte gespannt auf die Fortsetzung.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 27.04.2014, 17:55 Uhr
Nö, eigentlich nicht. Wir waren zwar etwas müde, aber der Salzwasserpool war sehr erfrischend, und gegen 22 Uhr waren wir ja auch im Bett - am Morgen allerdings früh wieder raus.

Das liebe ich ja. Irgendwie finde ich es ziemlich cool vor Tau und Tag ausgeschlafen und aktiv zu sein. Allerdings bin ich inzwischen auch am zweiten Reisetag völlig KO schon recht früh am Abend. Um ehrlich zu sein, mit jedem Jahr mehr dauert der Jetlag inzwischen einen Tag länger.

Aber ich finde auch, das macht nichts. Wenn man nicht gleich nach dem Aufstehen in ein Outlet will, das erst um 10 Uhr öffnet, ist es doch gerade bei einer Rundreise gut, wenn man schon etwas geschafft hat, wenn man am ersten Etappenziel angekommen ist.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 27.04.2014, 20:08 Uhr
Willkommen allen Mitfahrern. Hier zur besseren Orientierung unsere Route:

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Definitive_Route_klein.jpg)

Und weiter geht's:

12. August: Ein Womo und ganz viel Gepäck

Natürlich ist die Nacht kurz, und bei Irene und Dieter endet sie mit einer unangenehmen Überraschung: Die Toilette ist verstopft. Die unappetitlichen Einzelheiten erspare ich mir.

Um 8 Uhr sitzen wir beim Frühstück – gut 60 Dollar für ein paar plastikverschweißte Muffins und Kaffee – und rufen bei Roadbear an, unserem Wohnmobil-Vermieter. Das Shuttle wird zwischen 11.30 Uhr und 12 Uhr kommen, erfahren wir. Um den ersten, sowieso immer stressigen Tag zu entzerren, beschließen wir, den Vormittag schon zu einem ersten Einkauf zu nutzen. Wir steuern mit dem Van das Walmart Supercenter in Commerce-City an, das wir schon zu Hause als Einkaufsstation ausgeguckt hatten. Hier geht es uns nicht um Lebensmittel, sondern um Ausrüstung. Und wir sind erfolgreich: Zelt, zwei Luftmatratzen samt elektrischer Pumpe, Walky Talkys, Volleyball und allerlei anderen Kleinkram, den wir auf unserer Liste haben, packen wir ein – knapp 300 Dollar werden wir los.

Tauschwirtschaft

Um 11 Uhr treffen wir wieder im Aloft ein, checken aus und besteigen das Shuttle. Jonas fährt mit dem Van hinterher. Bei Roadbear eine entspannte und eher kurze Übergabe. Super finden wir die Idee des Austauschregals, in dem die Gäste am Ende ihres Urlaubs alles abladen können, was andere vielleicht noch brauchen. Jeder Neuankömmling nimmt sich, was er haben möchte. Wir sacken Grillkohle samt Anzündern, Toilettenchemie, aber auch Olivenöl und Wäscheklammern ein. Wir sind mit fünf Personen auf dem etwa 28 feet langen Womo gebucht, da hat unser Online-Check-in mit dem Hinweis auf insgesamt sieben Convenience Kits nichts genützt. Aber wir bekommen anstandslos die gewünschte Anzahl von zusätzlichem Bettzeug und Camping-Stühlen. Vor lauter Zufriedenheit darüber merken wir nicht, dass man uns keine Geschirrtücher mitgibt, die ersten Tage trocknen wir das Geschirr mit Zewa ab.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC8938.JPG)

Nach der Übergabe steht der Lebensmitteleinkauf bei King Soopers an – noch mal knapp 300 Dollar, und natürlich sind die Augen wieder größer als der Kühlschrank: Wir kaufen zu viel.

150 Kilometer stehen heute noch auf dem Plan, wir wollen nach Colorado Springs und haben den Campground „Garden of the Gods“ vorgebucht (eine RV-Site und eine Cabin). Erst kurz nach 19 Uhr kommen wir an, das Office ist nicht mehr besetzt, aber unsere Unterlagen liegen feinsäuberlich samt Cabin-Schlüssel in einer Box bereit. Kurz vor unserer Ankunft muss ein gewaltiges Unwetter niedergegangen sein, die Wege und Sites sind zum Teil mit Schlamm überzogen. Am nächsten Tag berichtet ein Nachbar von hohen Überschwemmungen auf dem Campground.

Zunächst packen wir die Koffer aus, das vorher schon befürchtete Stauproblem tritt natürlich ein, zumal wir die Schlafplätze nicht fest verteilen. Im hinteren Bett des RV sind zunächst Dieter und Irene untergebracht, deshalb belegen sie die beiden hintersten Schränke, die man nur erreicht, wenn man auf das Bett krabbelt. Den linken hinteren Schrank bekommt Jakob, den rechten Hochschrank teilen sich Jonas und Lisa. Die beiden Schränke über dem Esstisch bekommen Jasmin und Julian. Lisa und Jonas ziehen in die Cabin, Jasmin und Juli nehmen das Alkoven-Bett, und Jakob kann zwischen dem Sofabett im RV und dem Van wählen. Er entscheidet sich für den Van, und das wird auch im weiteren Verlauf der Reise meist seine Wahl.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC8939.JPG)

Die Luftmatratze wird per Batteriepumpe blitzschnell aufgeblasen. Die Matratze ist 120 cm breit und füllt bei weitem nicht die Breite des Dodge aus. Jakob hat also richtig Platz. Er benutzt Laken, Decke und Kissen aus dem RV, auf Schlafsäcke können wir im August verzichten. Auch in der Cabin kommen die Bettsachen aus dem RV zum Einsatz.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC8937.JPG)
Der Dodge steht meist auf dem Parkplatz bei der Cabin.

Exkurs: Cabins

Im weiteren Verlauf der Reise stellen wir fest, dass die Cabins ganz unterschiedlich ausgestattet sind. Es gibt welche, in denen einfach nur Betten mit nackten Matratzen stehen, es gibt voll bezogene Betten, es gibt kleine Küchen samt Herd und Kühlschrank, es gibt Cabins mit und ohne Dusche und Toilette, manchmal liegen sogar Handtücher bereit, oder es stehen Instantkaffee und Zucker neben dem Wasserkocher. Die luxuriöseste Cabin haben wir auf dem Firehole-Campground bei Jackson: Flachbildfernseher im Wohn- und Schlafzimmer, Ledercouch, superschicke Einrichtung, tolles Bad und viel Glas zur Terrasse hin, wo ein Grill steht, daneben ein Fireplace, für den das Holz zum Einzug gleich mit angeliefert wird. Allerdings hat der Luxus seinen Preis: 299 Dollar die Nacht. Dafür ist die Campsite für 89 Dollar bescheiden, und die Restrooms gehören zu den schlechtesten, die wir auf der Reise gesehen haben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC8976.JPG)
Unsere guten und zuverlässigen Begleiter auf der Tour. Das Wohnmobil hat in den drei Wochen insgesamt 2409 Meilen gemacht, der Van hat 3163 Meilen geschafft.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 27.04.2014, 20:35 Uhr
Meine Güte, was für ein Aufwand. Ihr müsst euch alle sehr lieb haben, sehr viel Humor haben und sehr tolerant sein, oder?
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 27.04.2014, 21:01 Uhr
Wenn du drei Jungs hast, die in zwei bzw. knapp drei Jahren Abstand geboren worden sind, kommt dir der Stress nach 20 Jahren nicht mehr so schlimm vor  :). Wenn ich an die Zeiten denke, als wir mit Kinderwagen, Windelvorräten und kiloweise Spielzeug in Urlaub gefahren sind und Tag und Nacht in Action waren - dagegen war das hier ein Kinderspiel ...
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: NähkreisSteffi am 28.04.2014, 08:45 Uhr
Hallo Irene,

super Sache, da bin ich dabei.

Diese Tour fehlt uns auch noch.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: midnite-cowboy am 28.04.2014, 09:20 Uhr
hallo Irene

bis jetzt ganz interessant und bin gespannt auf den Rest, da wir ja auch schon öfters in "dieser Gegend" waren...

Da Ihr selber schon so viele Leute seid und es doch schon ein paar Mitfahrer gibt, reite ich -wie immer- einfach nebenher.  :wink:

cu
Mike
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Wilder Löwe am 28.04.2014, 09:55 Uhr
Das verspricht mal wieder ein unterhaltsamer USA-Reisebericht zu werden. Ich denke im Dodge ist noch ein Plätzchen frei, da quetsche ich mich rein.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: mlu am 28.04.2014, 10:52 Uhr
Hallo,

dieser Reisebericht ist mir aufgrund des tollen Schreibstils sofort ins Auge gefallen. Ist zwar nicht ganz unsere Region für dieses Jahr (evtl. nächstes?), aber ich steig trotzdem noch ein und fahre mit.

Gruß
Micha
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Flying-N am 28.04.2014, 17:35 Uhr
Ich fahre auch mit! Schreibe gerade selber parallel meinen Roadbear-Überführungsbericht im Hintergrund (werde demnächst posten) und bin sehr gespannt, wie es euch zu so vielen im WoMo ergeht... :kratz:
Das Zusatzfahrzeug ist natürlich EXTREM praktisch, damit ist man ja viel flexibler und mobiler als mit dem Riesenschiff.

Nic
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: U2LS am 28.04.2014, 18:16 Uhr
Respekt: eine Reisegruppe mit 7 Personen! Das scheint ein billiger Urlaub gewesen zu sein, denn da kriegt man doch jede Menge Gruppenrabatt!?  :wink:

Ich reise ja meistens alleine, daher finde ich diese Konstellation sehr interessant und bin schon gespannt auf die nächsten Tage.

Ah, stelle gerade fest, dass es bei mir keine 5 Monate mehr dauert  :D :D :D

(http://www.ushighlights.com/usrtickers/67D87DE59BBDCBEEFC2374D5CB96E575.jpg)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 28.04.2014, 19:11 Uhr
Tja, Lothar, das mit dem Gruppenrabatt haben wir irgendwie versemmelt  :kratz:, ich werde bei Gelegenheit mal was zu den Kosten sagen. Aber erst mal geht's in den wunderschönen Garden of the Gods!

13. August: Rote Steine und rasantes Shopping

Wir starten nach einem Frühstück im Freien – die Mädchen erbarmen sich Gottseidank des Abwaschs  – zum Garden of the Gods. Für den tollen Shop im Visitorcenter nehmen wir uns nur ein paar Minuten Zeit, es gibt ein paar Hüte. Das Womo lassen wir auf dem Parkplatz stehen und fahren zu siebt im Van in den Garden hinein. An einem Trailhead parken wir und machen uns auf einen leichten Eineinhalb-Meilen-Loop durch den Garden of the Gods. Ein toller erster Eindruck von roten Steinen, auf denen sogar ein Kletterer kraxelt. Und wir sehen ein Reh und einen Hasen - unsere ersten Wildsichtungen!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC8880.JPG)
Noch ist das Wetter schön.

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Tipps für Fotografen am Wegesrand.

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Kaminklettern für Anfänger.

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Dieser Kletterer hat es gleich geschafft.

Mit den ersten Regentropfen erreichen wir den Van wieder und steuern ein Highlight speziell für die jungen Damen an: das Outlet Center in Castle Rock. Wir müssen dafür wieder 70 Meilen Richtung Denver zurück, aber das nehmen wir in Kauf. Wir teilen uns auf und verabreden uns drei Stunden später. Zum Essen treffen wir uns zufällig in der Food Range. Am Ende ist die Beute ganz üppig. Von Nike und Adidas bis zu Damenmode ist allerlei in die Tüten gewandert.

Am späten Nachmittag holen wir das RV vom Parkplatz am Garden of the Gods ab und schaffen es nach Westen noch bis Cañon City. Hier ist die Royal Gorge Bridge leider nach einem großen Brand immer noch gesperrt, Jakob hat also keine Chance auf seinen heiß ersehnten Bungee-Sprung. Unsere Campsite ist ganz hübsch unter Bäumen gelegen, gegenüber ist die Cabin. Alles recht primitiv, und leider hat die Lady am Desk vergessen, uns den Code für die Restrooms zu geben. Als wir das merkten, um 7 pm, ist die Dame verschwunden. Nach einem kleinen Einkauf und Tanktrip nach Cañon City ist das Büro aber noch einmal offen, und wir erfahren die geheime Nummer.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 28.04.2014, 22:18 Uhr
14. August: Eine Panne und der erste Nationalpark

Wir fahren weiter Richtung Westen, auf der Interstate 50 Richtung Salida. 10 Meilen hinter Salida passiert es: Jonas meldet per Funk aus dem Van hinter uns, dass ihm ein Reifen geplatzt ist. Der Reifen verliert zischend Luft, und im Nu steht der Dodge auf der Felge.

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Die Männer machen sich auf einem Parkplatz neben dem Highway an den Reifenwechsel, das Reserverad ist unter dem Wagen angebracht. Derweil telefoniert Irene mit Alamo. Wir können mit dem Reserverad nur bis zum nächsten Reifenspezialisten fahren, wird ihr erklärt. Die nächste Alamo-Station ist in Pueblo oder Colorado Springs, also 100 Meilen in die Richtung, aus der wir gerade kommen. Aber in Salida ist ein Reifenservice, dort meldet die Alamo-Lady uns schon gleich an. Innerhalb einer Viertelstunde hat Jason dort den Reifen geflickt (ein Nagel war schuld) und alles wieder gerichtet – 25 Dollar, die wir uns von Alamo wiederholen können – vielleicht war die zusätzliche Reifen-Insurance doch keine so schlechte Idee, denn es hätte ja auch ein neuer Reifen erforderlich sein können. Aber wir wissen nicht wirklich, ob unsere DERtour-Versicherung den Schaden nicht auch übernommen hätte.

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Wieder on the road.

Exkurs: Technisches Equipment

Wir haben ein US-Handy (noch vom letzten Urlaub) mit Cellion-Karte. Das benutzen wir für inneramerikanische Calls, klappt ohne Probleme. Die Direktwahl nach Deutschland geht nicht, dafür haben wir einen Einwahlcode mit einer Kartennummer, die wir vorwählen müssen, dann können wir die deutsche Nummer direkt anwählen. Nach ein Tagen funktioniert der Kartencode allerdings nicht mehr, nach ein bisschen Gefummel geht es wieder. Erreichbar aus Deutschland sind wir über die Cellion-Nummer theoretisch, praktisch klappt das nicht. Das ist nicht weiter schlimm, weil Jonas sich mit einer Prepaid-Karte fürs i-Phone eine US-Nummer besorgt hat (79 Euro, Flatrate fürs Internet und 90 Minuten Telefonieren ins Handy-, 9 Stunden ins Festnetz), über die die Großeltern uns erreichen können.

Die wichtigste Anschaffung für uns sind die Walky Talkys (bei Walmart, rund 40 Dollar, aufladbar im Auto bzw. RV). Mit ihnen halten wir während der Fahrt Verbindung zwischen dem Womo und dem Van. Das ist unverzichtbar und funktioniert zuverlässig.

Natürlich ist auch das Internet wichtig. Auf fast jedem Campground ist Wifi verfügbar, immer kostenlos, oft auch ohne Code. Das nutzen alle: die jungen Leute auf ihren Handys, außerdem  haben wir Tablets und Laptops mit, da wird dann auch mit der Heimat gescypt.

Daraus lässt sich schließen, dass wir reichlich Ladekabel, Adapter, Kopfhörer und sonstiges Zubehör mitführen. Mindestens ein Teil ist ständig auf der Suchliste. „Wer hat ...?“, „Wo ist …?“ sind anfangs die häufigsten Fragen im Womo, bis sich kurz vor der Rückreise alles eingespielt hat. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass wir immer wieder ein- und auspacken und dass Kulturbeutel, Handtücher oder Bettzeug zwischen Womo, Van und Cabins hin- und hergewechselt wird.


Black Canyon of the Gunnison

Weiter geht es über Gunnison bis nach Montrose am Fluss entlang. Das Ziel ist der erste Nationalpark: Black Canyon of the Gunnison. Am Parkeingang kaufen wir zwei Nationalparkpässe für die beiden Fahrzeuge für zusammen 160 Dollar. Vom Balkon des Visitorcenters führt ein kurzer, spektakulärer Trail direkt an die Schlucht. Die schräg stehende Sonne lässt die Konturen und Farben der Felsformationen plastisch hervortreten. Wir sind begeistert, zumal am späten Nachmittag kaum noch Besucher da sind.

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Premiere im Zelt

Jetzt tritt erstmals der Woodalls in Aktion, ein dicker Wälzer, der sämtliche Campgrounds in USA und Kanada auflistet und bewertet. Die Schwarte gehört zur Ausstattung bei einem Roadbear-Womo. Wir finden einen kleinen Campground direkt am Fluss, allerdings ist weit und breit kein host zu sehen. Ein Camper schickt uns über den Platz, der guy sei an der Arbeit. Irene findet ihn und darf zur Belohnung auf dem Golfcar mit dem host über den Platz düsen. Wir mieten eine sehr hübsche Cabin, eine RV-Site und zum ersten Mal einen Zeltplatz auf diesem idyllischen Platz. Wir bekommen kostenlos Feuerholz fürs Campfire angeliefert, aber vorher grillen wir mit allen Schikanen. Das Campfire brennt bis 11 Uhr in der Nacht, danach verziehen sich Dieter und Irene ins Zelt, Juli und Jasmin haben das Womo für sich, Lisa und Jonas schlafen in der Cabin und Jakob im Van. Auch für die Mücken ist der Tisch an diesem Abend verlockend gedeckt und beleuchtet. Sie können nicht widerstehen.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 28.04.2014, 23:05 Uhr
Ich fnde euch ganz toll, wie ihr das so macht. Fast könnte ich Lust bekommen auch mal mit vielen Lieben um mich herum zu verreisen :)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: NähkreisSteffi am 29.04.2014, 15:03 Uhr
Wie sich die Dinge gleichen.

Wir sind zwar nur zu 4. unterwegs, aber das mit den Ladekabeln, Adaptern,Notebook,.... ist an jedem Urlaubstag der 1. Punkt beim Erreichen einer neuen Unterkunft.

Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 29.04.2014, 20:22 Uhr
15. August: Eineinhalb Meilen können sehr lang sein

Dieter bekommt am Morgen in Montrose endlich die heiß ersehnte Gitarre. Er hat lange überlegt, eine eigene mitzunehmen, aber wir haben die Gepäckkosten gescheut (unser Gitarrenkoffer hat Übermaße, das macht die Sache richtig teuer). Bei unserem letzten USA-Trip hat er sich eine einfache Gitarre im Walmart gekauft, allerdings mit Stahlsaiten. Diesmal sollten es schon Konzertgitarren-Saiten sein. Im Musikgeschäft in Montrose werden Dieter und Jonas auf Anhieb fündig: Eine sehr gut erhaltene, gebrauchte Ibanez, Baujahr 2003, mit wunderschönem Klang. Dieter handelt vom Preis noch 40 Prozent und die Steuer herunter und ist glücklich. Die abendliche Campsite-Musik ist gesichert.

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Abends wird es romantisch - z.B. mit "Suzanne" von Leonard Cohen.

Statt die Gitarre am Ende der Reise wie ursprünglich geplant zu verschenken, wird sie in Luftpolstern verpackt nach Deutschland überführt.

Unser Ziel an diesem Tag ist Moab mit dem Arches Nationalpark. Wir haben ihn auf unserer Reise 2007 nicht gesehen, weil wir den Bryce als Wendepunkt zurück an die Westküste gewählt hatten. Auch Canyonlands, Mesa Verde und vieles andere fehlen uns noch, aber wenigstens der Arches sollte diesmal dabei sein, auch wenn uns diese Entscheidung einen zusätzlichen Schlenker von etlichen Meilen kostet und einen gewissen Zeitdruck beschert. Gleichwohl: Die Straße 128 von  der Interstate 70 (kurz hinter Cisco) nach Moab lohnt den Aufwand. Am Colorado River, der hier noch ein schmales Flüsschen ist, führt die Straße mit sagenhaften Panorama-Aussichten entlang. Uns geht das Herz auf, die roten Steine sind doch etwas ganz Besonderes! Diese Straße sei allen Reisenden ans Herz gelegt, gerade weil sie in unseren Reiseführern keine Erwähnung findet. Hier ein paar Eindrücke:

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Wir verlassen Colorado und erreichen Utah. In Moab Valley RV Resort haben wir vorgebucht – nötig wäre es wohl nicht gewesen. Aber wir sind recht früh da und beschließen, parallel zur Pool-Entspannung ein paar Maschinen Wäsche zu waschen. Da es weit über 30 Grad hat, ist die Mannschaft ohnehin erst gegen Abend zu einem Trip in den Park zu bewegen. Dass die ganze Sache dann doch nicht nach Plan verläuft, hängt mit diversen Wäscheproblemen zusammen, die ich aus persönlichen Gründen nicht näher erläutere (welcher Knopf startet noch mal die Maschine, Irene???)  Jedenfalls kommen wir erst gegen 6.30 pm weg. Die Sonne scheint, steht aber schon tief. Der Delicate Arch soll sich laut Reiseführer beim Sonnenuntergang im besten Licht zeigen. Das wollen wir sehen, und ein kleiner Hike ist auch ganz nach unserem Geschmack – wobei sich das „unser“ auf Jakob und Irene beschränkt, muss man fairerweise sagen.

Da wir in den Park noch ein ganzes Stück hineinfahren müssen, erreichen wir den Trailhead erst gegen 7.30 pm. Der Parkplatz ist gut gefüllt, wir sind nicht die einzigen, die den Delicate im Sonnenuntergang sehen wollen. Jakob und Julian stürmen im Laufschritt voran. Die eineinhalb Meilen, die laut Reiseführer zu bewältigen sind, wollen sie in Windeseile schaffen. Dahinter folgt Irene, die Nachhut bildet der Rest. Leider entpuppt sich der kleine Hike als echte Herausforderung. Steile Anstiege, hinter denen man stets das Ziel vermutet, sind nur der Auftakt zu noch steileren Passagen. Wir marschieren tapfer, während die Hoffnung schwindet, das Ziel noch im Sonnenlicht zu erreichen. Viele Leute kommen uns bereits entgegen – untrügliches Zeichen dafür, dass die Foto-Session eigentlich schon beendet ist. Irene sieht inzwischen weder Jakob und Julian vor sich noch die anderen hinter sich. Die Kameraausrüstung hat Dieter im Rucksack – tolle Logistik. Aber der alpine Anstieg und die Kraxelei über Felsplatten machen richtig Spaß, auch wenn sie die Kondition auf eine harte Probe stellen.

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Da kommen Jakob und Julian in Sicht. „Mama, das hätte ich ja nicht gedacht, dass du das schaffst“ - Mama ist stolz. Die Jungen gehen noch einmal das letzte Stück mit hinauf. Ein Felsband führt um einen Berg herum, links geht es steil in die Tiefe. Das wird Dieter mit seiner latenten Höhenangst ohnehin nicht schaffen, vermutet Irene, die ein bisschen das schlechte Gewissen plagt, den Gatten mit recht schwerem Gepäck, aber ohne einen Tropfen Wasser schnöde seinem Schicksal überlassen zu haben.

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Allein, ohne Wasser, aber mit eisernem Willen kämpft sich Dieter voran.

Die letzte Kurve – der Delicate Arch wölbt sich gegen den Himmel. Zwar ohne Sonne, aber dafür mit einem silbernen Halbmond über sich. Wunderschön, zumal es der erste Bogen ist, den wir sehen.

Nach fünf Minuten, oh Wunder, kommen Jasmin und Dieter um die Ecke gebogen. Erschöpft und durstig, aber sie haben es geschafft.

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Jonas und Lisa sind weiter unten geblieben. Noch sind viele Leute am Delicate Arch, auch Kinder turnen herum. Sie scheinen keine Eile zu haben. Wir machen uns nach fünf Minuten Rast aber auf den Rückweg – der Hinweg hat uns doch eine Menge Respekt eingeflößt. Zurück geht es natürlich schneller, aber innerhalb von Minuten ist die Dunkelheit hereingebrochen. Wir haben keine Taschenlampe dabei. Der Mond gibt diffuses Licht, und wir hängen uns immer wieder an Hiker, die offenbar wissen, wo der Pfad herführt,  und leuchten mit den Snartphones. Denn auf den Felsplatten fehlt jede Orientierung. Schließlich kommen wir um 9 Uhr am Auto an – ein richtiges Abenteuer mit einem Schuss Leichtsinn.

Da wir auch viel zu wenig Wasser mit hatten, haben wir vor allem Durst. Bei Dennys in Moab kehren wir ein und schütten Wasser und Cola in uns hinein. Das bestellte Essen (75 Dollar, 15 Dollar Tip) ist viel zu reichlich. 

Was lernen wir aus dieser Aktion?

1. Mehr Wasser mitnehmen, das Warnschild am Trailhead (2 Liter pro Person) ernst nehmen.
2. Wandern im Felsgebiet kostet Zeit. Wenn die  Meilenangabe stimmt (1,5 m, das sind 2,5 km), dann haben wir rund 45 Minuten dafür gebraucht, das sind pro Meile eine halbe Stunde.
3. Es gibt wenig Warnhinweise. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Keine Sperrung bei Einbruch der Dunkelheit, kein Hinweis auf Schuhwerk. Kleine Kinder und junge Mädchen mit Flipflops kraxelten neben uns am Abgrund entlang – da waren wir vergleichsweise gut ausgerüstet.
4. Ergänzung von Dieter: Überprüfe, was eine Frau unter dem Begriff "nur ein paar Schritte" versteht und kontrolliere, wer in der Wüste den Zugang zum Wasser hat.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 30.04.2014, 16:11 Uhr
die Gitarre finde ich super  :D so eine Begleitung hätte ich im Uralub auch gern!

Das mit der Wanderung zum Delicate Arch ist echt nicht gut gelaufen. Ich bin froh zu hören dass nichts schlimmes passiert ist. Bestimmt sind schon mal Wanderer im Dunkeln gestürzt...
aber es ist ja noch mal gut ausgegeangen, das Schicksal meint es gut mit euch und wenn ihr es nicht noch mal rausfordert ist ja okay so oder?

Ich finde den Bericht klasse, weiter so!  :hand:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 30.04.2014, 19:10 Uhr
Ja Paula, da haben wir echt Glück gehabt - im Nachhinein schüttele ich den Kopf über so viel Leichtsinn. In den Alpen sind wir ganz vorsichtige und gut ausgerüstete Wanderer, aber die Arches haben wir einfach unterschätzt.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 30.04.2014, 19:29 Uhr
16. August: Naturwunder Arches

Nach einer Mütze Schlaf sieht die Welt am nächsten Morgen schon wieder entspannter aus. Über Moab strahlt die Sonne, die Temperatur steigt rasch. Wir packen zusammen und steuern mit RV und Van noch einmal den Arches an. Jetzt wollen wir wenigstens noch ein paar Bögen sehen – zumal Jonas und Lisa ja noch auf ihren ersten Arch warten. Das RV lassen wir am Visitor Center stehen und steigen zu siebt in den Van. Ein Hike, da sind sich alle einig, kommt aber heute nicht mehr in Frage. Devil's Garden am Ende des Parks ist uns zu weit, also fällt die Wahl auf die „Windows“. Am Balanced Rock biegen wir nach rechts ab. Tolle Postkartenmotive rechts und links der Straße.

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Die Jungs klettern, wir fotografieren.

Am Double Arch machen wir uns zu Fuß auf den kurzen Trail – unbedingt lohnend! Auch wenn wir sicher viele Highlights nicht gesehen haben – der Arches NP ist ein Naturwunder der ersten Güte!

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Nun müssen wir wieder zurück – die Bögen lagen ja nicht so ganz auf unserer Idealroute. Fast bis Grand Junction fahren wir, um dann auf die 191 Richtung Norden abzubiegen. Unser Ziel ist Vernal mit dem Dinosaur National Monument. Der KOA in Vernal ist ein Volltreffer. Eine nette Cabin, ein RV-Platz unter großen Bäumen, ein Pool und am Morgen winkt ein Pancake-Breakfast „all you can eat“ und das freundlichste Campground-Team, das uns auf der gesamten Reise begegnet.

Stilles Örtchen

Apropos Freundlichkeit: Da haben auch die Cowboys und Cowgirls keinen Nachholbedarf, alle erkundigen sich pflichtgemäß nach unserem Befinden und oft genug geht es auch darüber hinaus und man kommt ins Gespräch. Eines fällt Dieter im Unterschied zu Californien, Nevada oder Utah aber auf. Im Restroom und im Shower schweigt der Mann im Mittleren Westen.  Ein „good morning“ bleibt hier die Ausnahme, fast scheint es, als sei der Morgengruß eher beim Verlassen der Hygiene-Abteilung mit geputzten Zähnen üblich.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 01.05.2014, 16:44 Uhr
Oh prima es geht zum Dinosaur National Monument  :rollen:
Da war ich noch nicht will aber bald mal hin. Jetzt bin ich sehr gespannt auf die Bilder  :D
Der Arches NP ist natürlich auch super, da war ich aber schon. Neue Ziele sind spannender!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: decowoman am 01.05.2014, 20:09 Uhr
Ich geselle mich auch nochmal schnell hinzu :) Ein super geschriebener und sehr interessanter Bericht bis her und wirklich mal etwas anderes mit so vielen Mitreisenden. Ich bin gespannt wie es weiter geht.

lg
Ariane
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: pinguinin am 01.05.2014, 20:12 Uhr
Ich möchte gerne mitkommen in den Yellowstone Park  :)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 01.05.2014, 22:03 Uhr
Hallo denen, die noch zugestiegen sind! Freut uns, wenn es euch gefällt.

17. August: Bildung – aber nicht knochentrocken

Wir treffen uns beim Pancake-Breakfast um 8.30 Uhr. Die Kinder sind allerdings nicht ganz so begeistert. Es gibt Kaffee und Orangensaft, drei kleine Hack-Würstchen für jeden und Pancakes  mit Butter oder Sirup. Keiner schafft mehr als die drei Stück, die sozusagen als Erstausstattung auf dem Teller liegen. Irene und Dieter finden es lecker – für 4 Dollar pro Person! Und wir sparen das Spülen.

Das Dinosaur NM ist für die Jugend eher eine Sehenswürdigkeit unterer Kategorie, Dieter und Irene aber wollen unbedingt hin ˗ und schließlich haben wir ja einen Bildungsauftrag für die jungen Leute! Vom Visitor Center aus fährt ein Shuttle-Train zu der Exhibition Hall, die um eine Felswand herumgebaut ist, aus der man Hunderte von Knochen herausgemeißelt hat. Ein inzwischen ausgetrockneter Fluss hat sie angeschwemmt. Die Dinos sind nicht ertrunken, sondern vor rund 490 Millionen Jahren durch eine große Dürre zu Tode gekommen. Auf der Suche nach Wasser kamen sie an den Fluss, starben dort, und als nach der Trockenheit das Wasser wieder floss, wurden die Knochen mitgeschwemmt und landeten im Bereich des heutigen Monuments.

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So sieht das Dinosaur-Tal aus - wenn man die Zeit und die Erlaubnis hätte, könnte man sicher noch viele Knochen finden.

Schon die didaktische Aufbereitung des Museums begeistert Irene: der Weg zur Halle ist als Pfad in die Vergangenheit gestaltet – mit ganz kurzen prägnanten Zeitangaben – Aussterben der Dinosaurier, Auftauchen der blühenden Pflanzen usw.  In Deutschland wären hier Riesentafeln mit viel zu vielen Informationen angebracht. Drinnen kann man an interaktiven Touchscreens die Wand analysieren. Ein Klick auf einen Knochen in der Wand, und es erscheint auf dem Display der zugehörige Dino, in den der Knochen eingepasst wird. Ein kurzer Text informiert über die Art. Dies Felswand mit den Knochen ist leider kaum zu fotografieren, weil alles Ton in Ton gefärbt ist. Man muss das einfach live sehen!

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Das Dinosaur NM ist wahrscheinlich die weltweit größte Fundstelle von Dino-Fossilien. In der unteren Etage der Ausstellung sind Skelette zu sehen, und man kann echte versteinerte Dino-Knochen anfassen – in Deutschland undenkbar.

Beeindruckend finden das Irene und Dieter, die Kinder sind weniger enthusiastisch. Im Shuttle haben wir einen Plausch mit zwei Frauen aus Salt Lake, die interessiert sind an unserer Route. Sie empfehlen, unbedingt in Jackson ein Chuckwagon Dinner mitzumachen.

Es geht weiter nach Norden, Richtung Green River. Wir entscheiden uns, die 191 südlich der Flaming Gorge zu verlassen, um die westliche Route rund um die Schlucht zu nehmen (über Manila). Das ist nur unwesentlich weiter, wird aber belohnt durch phantastische Ausblicke auf die flammende Schlucht mit dem See tief unten.

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Wir queren Bergketten, bremsen für pechschwarze Rinder, die neben der einsamen Straße grasen, und schrauben gelegentlich unseren linken Außenspiegel wieder fest, bei dem wir offenbar eine Konterschraube verloren haben. Durch die rappelige Fahrbahn löst sich die Mutter immer wieder, bis Jakob mit einem Inbus dem Treiben ein Ende setzt.

In Manila, einem winzigen Kaff, tanken wir und kehren bei „The Villa“ zum Essen ein. Eine gute Entscheidung, denn das Essen ist wirklich lecker, superfrisch, netter Service. Es gibt eine reichhaltige Karte einschließlich Angus-Steaks, die wir uns aber mangels Hunger verkneifen (75 Dollar, 15 Dollar Tip).

Unser Versuch, am See vielleicht eine Badestelle zu finden, ist nicht erfolgreich. Wir nehmen die Stichstraße zur Squaw Hollow, aber dort ist nur ein Boat Slip neben dem Campground. Sehr einladend sieht das Wasser ohnehin nicht aus. Wir fahren weiter zum Campground in Rock Springs in Wyoming. Inzwischen haben wir uns angewöhnt, mittags telefonisch zu buchen, wenn wir absehen können, wie weit wir fahren. Das klappt problemlos.

Stürmische Wogen im Pool

Der Campground, ein KOA, ist nicht besonders schön gelegen, kein Baum auf dem Schotterplatz, aber für uns reicht es. Die Kinder machen sich abends noch mal auf den Weg in die Stadt, kaufen und kehren ein. Dieter und Irene genießen die Ruhe auf dem Campground bei Gitarrenmusik und einem Glas Wein. Übrigens dem ersten auf der Reise, denn in Utah hatte kein Supermarkt Wein in den Regalen. In einem Liquor-Store waren wir nicht extra. Aber da wir ja jetzt in Wyoming sind, hat Dieter drei Flaschen amerikanischen Rotwein besorgt. Der erste – Red Rock aus California –  ist  nicht überzeugend, halbtrocken, nix für Irene, die es doch staubtrocken liebt. Aber ein netter Abend ist es trotzdem. Gegen 10 Uhr bläst immer noch ein kräftiger, lauwarmer Wind, am frühen Abend hatte es regelrecht gestürmt, das Womo schwankte kräftig. Aber kein Tropfen Regen geht herunter. Trotz des Sturms frequentieren wir den KOA-Pool, den wir für uns alleine haben – das Wasser hat fast Badewannen-Temperatur, herrlich für die Frauen, denen immer zu kalt ist. Jasmin brilliert vom Beckenrand aus mit einem Gewaltschuss, der den Volleyball über die Umzäunung des Pools gegen das Office-Gebäude schleudert  – zum Glück geht keine Scheibe zu Bruch. Alle erschrecken, am meisten Jasmin. 

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Am späten Abend wird noch geschrieben - der Reisebericht entsteht unterwegs.

Exkurs: Hygiene

Die Dusche im RV haben wir bis jetzt noch gar nicht genutzt, die Toilette nur sporadisch, vor allem unterwegs auf dem Highway. Auf den Campgrounds nutzen wir die Restrooms. Die meisten sind mit einem Code zu öffnen, den man bei Einchecken bekommt. Die Qualität ist sehr unterschiedlich, sie reicht vom perfekt sauberen Minibad für eine Person mit Dusche, Waschbecken und Toilette bis hin zu einem heruntergekommenen Klo- und Duschbereich für mehrere Leute. Glücklicherweise komplett verschwunden sind die vor Jahren angetroffenen Münzduschen. Wir machen die Erfahrung, dass man nicht vom Campsite-Preis auf den Standard der Restrooms schließen kann. Vermutlich hängt das eher vom Engagement des Staff ab. Wenn man auf Nummer Sicher gehen will, müsste man sich die Restrooms und auch die Cabins vor der Buchung ansehen und  ggfls. einen anderen Platz aussuchen. Das ist uns zu zeitraubend, zumal wir ja in der Regel nur eine Nacht bleiben. Deshalb nehmen wir mit dem vorlieb, was wir antreffen. Und wenn es gar nicht anders geht, haben wir ja noch unser Womo. Eine sehr gute Alternative, was Toiletten angeht, sind übrigens die Supermärkte. In den Walmarts zum Beispiel sind die Restrooms, die wir gesehen haben, blitzsauber und top ausgestattet.

Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 03.05.2014, 11:18 Uhr
18. August: Wer einmal aus dem Blechnapf aß ...

Heute ist Sonntag, es geht  nach Jackson. Wir haben in Vernal ohne Erfolg versucht, eine Rafting Tour für den gleichen Tag zu buchen. Rob, einer der nettesten Campground-Hosts der ganzen Reise, hat sich vergeblich ins Zeug gelegt. Deshalb haben wir telefonisch in Jackson reserviert, inklusive Bezahlung per Kreditkarte. Teton Rafting hat eigentlich nur eine Whitewater-Nachmittagstour am Montag im Programm. Da wir aber nachmittags in den Yellowstone weiter wollen, passt uns das zeitlich nicht. Vormittags gibt es nur eine beschauliche Scenic Tour, die der Mann am Telefon weniger attraktiv findet als die aufregendere Whitewater-Tour. Und siehe da, extra für uns organisiert die Rafting-Crew am Montagmorgen eine spritzige Whitewater Tour auf dem Snake River mit Dave. Das liegt sicher auch daran, dass wir für sieben Erwachsene buchen – macht 420 Dollar, die sich für beide Seiten lohnen.

Frühstück zum Abgewöhnen

In Jackson werden wir heute leider keinen Gunfight sehen, denn sonntags haben die bad und die good guys Pause. Dafür wollen wir versuchen, heute Abend ein Chuckwagon-Dinner zu bekommen. Das bietet kulinarisch hoffentlich mehr als das Frühstück heute Morgen, das uns – wessen Idee war das eigentlich? – zu McDonalds führte. Mit dem deutschen McDonalds-Frühstück, das ja erträglich ist, hat das hier in Rock Springs nichts zu tun. Es gibt nur Muffins mit Ei und Schinken oder Hackfleisch, alternativ süße Cakes. Irene beschränkt sich auf Kaffee, die anderen nehmen, was geboten wird. Müssen wir wohl nicht noch mal haben. 
(Mal 'ne Frage, Irene: Wird das ein Reisebericht oder eine Anklageschrift? Bekenne mich schuldig, D.)

Nach rund 300 Kilometern kommen wir in der Tourismus-Hochburg Jackson an. Dass der Firehole-Campground einer der teuersten der ganzen Reise ist, wird schon im entsprechenden Exkurs beschrieben. Wir machen uns nach dem Einchecken schnell auf den Weg in die Stadt. Einkaufsbummel ist angesagt.

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Jakob bekommt einen ledernen Westernhut.

Wir teilen uns in kleine Gruppen auf und tauchen in das sonntagnachmittägliche Spektakel ein. Jakob, Dieter und Irene landen im Ripleys Museum „Believe it or not“, einer Art Kuriositätenkabinett, das die skurrilsten Exponate versammelt – vom Albino-Bison oder Kalb mit zwei Köpfen über einen Schrumpfkopf oder den mit einer Bratpfanne erschlagenen Bären bis hin zu einem Vampirjäger-Kit. Das Museum ist witzig, die 30 Dollar für drei Leute ist es allemal wert.

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Diese Lady erschlug den Bären mit einer Bratpfanne.

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Den Zusammenstoß mit dem Stachelschwein überlebte der Bär zwar, rannte aber danach in kopfloser Panik davon und wurde von einem Truck überfahren.

Um halb sechs erscheinen wir zum vorher telefonisch reservierten Chuckwagon-Dinner auf der „J Bar Ranch“. Der Familienbetrieb wird von den Wranglers geleitet, einer offenbar bekannten Country-Sänger-Truppe.

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Auch andere haben den Geheimtipp bekommen, und so sind wir mit den Wranglers nicht völlig allein: Am Ende tummeln sich ein paar 100 Gäste auf dem Gelände. Wir bestellen unser Menü – man kann wählen zwischen Bison und Chicken in jeweils zwei oder drei Varianten. Jeder bekommt einen Bon, das Menü kostet zwischen 22 und 32 Dollar. Vor dem Essen wandern wir den kurzen Historic Trail entlang, auf dem lebensgroße Skulpturengruppe Westernszenen darstellen. Es gibt kostenlose, leckere Biscuits, und in den Shops kann man ein paar Dollars in Nippes investieren. Schon an der Kasse haben wir unsere Tischnummer zugewiesen bekommen.

Bohnen, Püree und Fleisch

Pünktlich um 6.45 pm tritt einer der Wranglers auf die Bühne und erklärt das Prozedere. Wie am Schnürchen werden ab Glockenschlag sieben Uhr Hunderte von hungrigen Gästen verpflegt – zuvor gibt es hinterm vorgehaltenen Cowboyhut ein stilles Gebet, einen Dank an alle Armee-Angehörigen und eine besondere Begrüßung für alle ausländischen Besucher und die Gäste aus Californien („welcome in America“). Jeder schnappt sich seinen Blechteller, bekommt im „Chuckwagon“ (Planwagen) Bohnen, Kartoffelpüree, Fleisch nach Bestellung und gleich auch das Dessert zugeteilt, bestehend aus Apfelmus mit Zimtkuchen. Nachschlag ist möglich. Dazu gibt es Zitronenlimonade oder Kaffee aus der Blechtasse. Es schmeckt super. Nach einer Dreiviertelstunde wird das schmutzige Geschirr von den Gästen zum Dirty Dish Corral gebracht, und die Show kann beginnen.

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Die Wranglers liefern wirklich etwas ab fürs Geld. Gitarre, Gesang, Bass und Banjo geben der Show das musikalische Gerüst (dieses Foto stammt nicht von uns).

Es werden allerlei Cowboy-Scherze erzählt, denen wir sprachlich nur mit Mühe folgen können. Aber die Songs sind professionell auf die Bühne gebracht. Country und Western entsprechen nicht ganz dem Geschmack der Jugend, aber Irene und Dieter amüsieren sich prächtig. Um halb zehn ist alles vorbei. Wir kaufen noch eine CD der Truppe. Der ganze Abend ist ohne einen einzigen Tropfen Alkohol über die Bühne gegangen – ein echtes Familienvergnügen.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 03.05.2014, 11:28 Uhr
Ja, findest du "believe it or not" lohnenswert? Ich habe die Ausstellung in London gesehen und habe mich schwarz geärgert. Die Exponate waren ohnehin alle nur Nachbildungen, das Ganze weder informativ, noch lustig noch nostalgisch.

Vielleicht war es bei euch anders? Aber einen Zehner hätte ich OK gefunden, alles andere war RIP(leys)OFF meiner Meinung nach ;)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 03.05.2014, 12:10 Uhr
Na ja, war nicht das Highlight der Reise, aber als Nepp haben wir Ripleys nicht empfunden. Aber wir sind auch vom Lande und kennen so was nicht  :wink:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: FIrishFan am 03.05.2014, 13:03 Uhr
Sehr schöner Bericht, da geselle ich mich doch noch dazu.



*hüstel* Klugscheißermodus an: Dinosaurier gab es im Kambrium noch nicht, die gab es erst in der Trias  :wink:.  Da liegen über 200 Millionen dazwischen. Klugscheißermodus aus.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 03.05.2014, 13:57 Uhr
Hallo FIrishFan, willkommen an Bord und danke für die Korrektur.
Da sieht man es mal wieder, Amerika war wohl schon damals das
Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Oder könnte es sich um US-Jahre handeln? :shit:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: FIrishFan am 03.05.2014, 14:49 Uhr
Sorry, Geologen halt ...  :D. Ist auch nur ein kleiner Tippfehler. Ist eine 4 zu viel. 

Der Dinosaur steht auch noch auf meiner Liste. Mir hat es da gefallen (fällt aber vielleicht auch in die Kategorie Geologen halt ...).

Kann man eigentlich im Dinosaur NM auch noch 'wandern' gehen bzw. eine Führung machen? Als ich da war (2000) war das Visitor Center/Museum geschlossen und wir sind im 'Park' rumgelaufen (zumindest legen das die Bilder nahe, die ich gerade auf Grund Deines Berichts noch mal hervorgeholt habe). Kann aber nicht mehr sagen, ob das eine (spezielle) Führung war oder ob es da Wege gab.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: mrh400 am 03.05.2014, 15:20 Uhr
Hallo,
Kann man eigentlich im Dinosaur NM auch noch 'wandern' gehen bzw. eine Führung machen? Als ich da war (2000) war das Visitor Center/Museum geschlossen und wir sind im 'Park' rumgelaufen.
wir waren ebenfalls bei geschlossenem VC dort und konnten zum einen zwischen dem provisorischen VC und dem seinerzeit geschlossenen Museum einen kleinen Weg gehen, zum anderen gibt es ganz im Norden bei Harpers Corner einen hübschen kleinen Wanderweg (aber fernab von den Ausgrabungen) =>Tagesbericht (http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=22702.msg286528#msg286528)

Sorry, daß ich mich da reingeschmuggelt habe - immerhin ein Nachweis, daß ich den Bericht auch bisher schon intensiv verfolgt habe :wink:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: tiswas01 am 03.05.2014, 16:38 Uhr
Sehr schöner und ausführlicher Reisebericht.

Aloft DEN Airport kenne ich, aber Salzwasser im Pool?

Da hat man die Touris ganz schön abgezockt mit $35 für die Taxifahrt.  :(
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 03.05.2014, 17:37 Uhr
Nach euren Schilderungen freue ich mich umso mehr auf das Dinosaur NM! Und das Museum in Jackson finde ich mit euren Bildern auch ganz witzig vor allem den Bären mit den Stachelschweinstacheln  :D
In so einen Chuckwagon wollte ich auch gern gehen, aber mein Freund mag keine Countrymusik, danke für die Eindrücke!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 03.05.2014, 17:53 Uhr
Zitat
Kann man eigentlich im Dinosaur NM auch noch 'wandern' gehen bzw. eine Führung machen? Als ich da war (2000) war das Visitor Center/Museum geschlossen und wir sind im 'Park' rumgelaufen (zumindest legen das die Bilder nahe, die ich gerade auf Grund Deines Berichts noch mal hervorgeholt habe). Kann aber nicht mehr sagen, ob das eine (spezielle) Führung war oder ob es da Wege gab.

Man kann auf jeden Fall vom Canyon Area Visitor Center (aus Colorado) in den Park fahren und dann dort wandern. Es gibt aber da wohl keine Knochen - wir waren  nicht dort, hab ich im Reiseführer gelesen.

Beim Dinosaur Quarry Visitor Center (aus Utah), das wir besucht haben, konnte man zwar zwischen dem Visitor Center und dem Museum statt mit dem Shuttle  auch zu Fuß pendeln. Wanderungen ins Gelände hinein schienen mir aber unerwünscht - ich weiß gar nicht mehr, woher dieser Eindruck kam. Ich glaub, ich hab tatsächlich Absperrungen gesehen. Vielleicht fürchtet man Knochenjäger ...

Zitat
Aloft DEN Airport kenne ich, aber Salzwasser im Pool?

Hm, wir haben salziges Wasser geschluckt - vielleicht Salz statt Chlor zur Desinfektion??

Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 03.05.2014, 19:55 Uhr
19. August: „Paddle forward!“

Es ist nur gut, dass wir früh in die Betten kommen sind, denn heute Morgen steht Rafting auf dem Programm. Wir haben telefonisch bei „Teton Whitewater“ gebucht. Wir haben einen Guide – Dave – für uns allein und können uns nach der 20-Minuten-Busfahrt an den Snake River sogar aussuchen, ob wir ein kleines oder ein großes Schlauchboot nehmen. Das kleine verspricht laut Dave mehr Spaß, also los!

Es gibt sechs Paddel für sieben Gäste. Dieter – er stellt sich Dave als „Chief“ vor – schützt Schulterschmerzen vor, also schnappen sich alle anderen ein Paddel (anders als Irene sehe ich es so: Ein Kapitän, der selbst paddelt, hat seine Mannschaft nicht im Griff, D.). Jakob und Julian werden zu Masterpaddlern ernannt und sitzen vorne im Boot. Alle schnüren sich in Schwimmwesten ein, dann geht das Boot auf die Achtmeilen-Tour. Dave steuert von hinten und gibt Kommandos: „paddle forward!“

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Snake-River_4.jpg)

Alle paddeln nach Leibeskräften durch die Strudel, Wasser schwappt ins Boot. Nach kürzester Zeit sind wir alle pudelnass, und die Luft ist noch nicht wirklich warm. Aber zum Bibbern haben wir kaum Zeit, denn da kommt schon der nächste Strudel: „paddle forward!“ Beinahe fällt Julian ins Wasser, als sich das Boot nach einem Strudel unverhofft um die eigene Achse dreht. Er kann sich  gerade noch halten.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Snake-River_1.jpg)

Wir haben auf dem Zweistunden-Trip eine Menge Spaß, überholen ein Boot und hängen es ab. Dieter macht den Clown, und Dave – ein Collegestudent aus Utah – amüsiert sich offenkundig bestens mit der und über diese leicht verrückte deutsche Familie.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Snake-River_2f.jpg)

Tipp: Wer nicht unbedingt eine Brille braucht, sollte sie nicht mitnehmen. Muss es doch sein, sollte sie unbedingt mit speziellen Brillenbändern gesichert werden, ebenso wie Hüte. Hilfreich ist auch ein wasserdichtes Plastiktütchen für das Portemonnaie oder andere Papiere. Bei Dieter waren hinterher alle notierten Eselsbrücken für diverse PIN-Nummern vom Wasser unterspült und damit unleserlich.

Zurück in Jackson, gehen wir nach dem Umziehen im Womo noch einen Happen essen und schauen uns die Bilder an, die von einem Felsen aus gemacht werden. Zwei Foto-Companies schießen Bilder von den Raftern. Wir suchen fünf von neun Fotos aus und bestellen sie online: 80 Dollar.

Dann brechen wir auf in den Yellowstone. Am frühen Abend erreichen wir das Old Faithful Inn, wo wir für Irene und Dieter ein Doppelzimmer im Westwing gebucht haben – Geysirblick war leider nicht mehr zu kriegen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9333.JPG)
Das berühmte Holz-Hotel am Old Faithful. 

Mit den Kindern gehen wir dann hinüber zur Faithful-Lodge, hier sind drei Cabins für zwei Nächte gebucht. Vor dem Auspacken warten wir – und mit uns viele andere Touristen – bei strahlendem Sonnenschein auf den Ausbruch des Getreuen. 75 Minuten ist sein Rhythmus inzwischen, und er ist pünktlich.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9156.JPG)
Man möchte am liebsten viel näher herangehen, um die Gischtfontäne genauer zu sehen, aber das geht ja leider nicht.

Zum Abendessen versuchen wir im Faithful-Restaurant zu reservieren, aber wir können uns nur auf die Warteliste setzen lassen. Immerhin schätzt die Frau am Desk, dass es ziemlich genau zu den von uns gewünschten Zeit, um 8.30 pm, soweit sein könnte. Irene bekommt einen Pager mit, der auch brav vibriert. Wir bekommen einen wunderschönen runden Tisch am offenen Fenster, durch das ein laues Abendlüftchen streicht. Dann lassen wir es uns so richtig gutgehen, mit einer Flasche gutem Roten aus Oregon, Bisonfleisch und vielen anderen leckeren Sachen (200 Dollar plus 40 Dollar Tip).

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9340.jpg)

Allzu spät lassen wir es nicht werden, denn am nächsten Tag haben wir die Firehole-River-Tour gebucht, die schon um 8.30 am startet. Diese Tour war eigentlich nicht unsere Idee, aber bei der DERTour-Buchung fürs Old Faithful gehörte sie mit zum Buchungsumfang.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: decowoman am 03.05.2014, 23:17 Uhr
Super, dass ihr Euch getraut habt die Tour zu machen. Für mich wäre das glaube nichts  :wink:

bei dem Abendessen wäre ich auch gerne dabei gewesen. War bestimmt eine tolle, gemütliche Stimmung.

LG
Ariane
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 03.05.2014, 23:21 Uhr
Oh, und wer hat denn die Rating-Fotos gemacht? Konnte man die kaufen oder war ein Mitarbeiter so nett mit eurer Kamera ein paar Beweisfotos zu knipsen?

Und am Old Faithful wurde nicht gecampt? Oder hattet ihr euch alle mal ein wenig Privatsphäre und Komfort mit eigenem Bad verdient?
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: TGW712 am 04.05.2014, 08:23 Uhr
19. August: „Paddle forward!“

...
Zurück in Jackson, gehen wir nach dem Umziehen im Womo noch einen Happen essen und schauen uns die Bilder an, die von einem Felsen aus gemacht werden. Zwei Foto-Companies schießen Bilder von den Raftern. Wir suchen fünf von neun Fotos aus und bestellen sie online: 80 Dollar.
...

;)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 04.05.2014, 09:23 Uhr
Zitat
Oh, und wer hat denn die Rating-Fotos gemacht? Konnte man die kaufen oder war ein Mitarbeiter so nett mit eurer Kamera ein paar Beweisfotos zu knipsen?

Das mit den Foto war wirklich professionell organisiert. Man kam allerdings nicht drumrum, ungefähr zwei Stunden nach Ende der Tour zu einem der beiden Fotoläden in Jackson zu gehen. Dort waren die Bilder anhand der Nummer, die wir von Dave bekommen hatten, sofort am PC zu finden. Wir wissen nicht, wie die Daten vom Fotofelsen aus übermittelt wurden, drahtlos oder per Kurier. Wir hätten auch Abzüge bekommen können, aber erst am nächsten Tag. Deshalb haben wir uns für die Zusendung des Links per Mail entschieden. Den Link muss man allerdings innerhalb von ein paar Tagen aktivieren - ihn erst nach Ende der Reise von zu Hause aus abzurufen, funktioniert nicht.

Zitat
Und am Old Faithful wurde nicht gecampt? Oder hattet ihr euch alle mal ein wenig Privatsphäre und Komfort mit eigenem Bad verdient?

Genau! Auf ungefähr der Hälfte der Reise hatten wir das so geplant ...  :lol:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 04.05.2014, 11:48 Uhr
20. August: Bisons statt Bären

Auf Empfehlung des Kellners am Vorabend nehmen wir zum Frühstück im Old Faithful die Buffet-Variante statt eines À-la-carte-Frühstücks. Wenn man zeitlich relativ knapp sei, könne man sich das Buffet besser einteilen. Um 8.30 am treffen wir gemeinsam mit einer dreiköpfigen Familie aus Deutschland unseren Guide Thomas aus Tennessee. Mit einem gelben Bus geht es durchs Tal des Firehole Rivers nach Madison.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9200.JPG)
Thomas, ein ehemaliger Lehrer und Basketball-Schiedsrichter, erklärt viel und verständlich.

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Wir sehen einen Bison direkt am Straßenrand, leider keinen Bären.

Und endlich können wir Geysire, Mudpots und Hotpools aus der Nähe betrachten und auch riechen! Thomas steuert Geschichten von Hunden und Menschen bei, die im 70 Grad heißen Teufelsgebräu umgekommen sind. Auch Bären- und Bison-Unfall-Stories hat er im Repertoire – gruselig!

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Wir sehen das Lower Geyser Basin und das Midway Geyser Basin mit vielen spuckenden, blubbernden, dampfenden, brodelnden Löchern. Thomas weist mehrfach auf Pools hin, die erst in diesem Jahr entstanden sind. Yellowstone ist also nach wie vor aktiv. Die Geologen versichern aber, dass der unter der Oberfläche liegende Supervulkan in den nächsten 1000 Jahren nicht ausbrechen wird, sehr beruhigend. (Und was ist, wenn sich die Geologen um zwei oder drei Jahre verschätzen?, D.)

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(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9318.JPG)

Die Tour, die wir eigentlich gar nicht als so erstrebenswert angesehen hatten, erweist sich als wahrer  Volltreffer – ein sehr guter Einstieg in unseren Besuch. Mittags halten wir kurz Kriegsrat. Thomas hat einen Abendspaziergang am Biscuit-Basin empfohlen. Dort gibt es auch einen Wasserfall für Jakob, den Wasserfall-Fan. Wir verabreden uns also um 6 pm an den Cabins, bis dahin zerlegt sich die Gruppe in ihre Einzelteile und alle haben Zeit zur freien Verfügung – eigentlich zum ersten Mal auf dieser Reise. Irene und Dieter bilden eine Kleingruppe und essen zwei Häppchen, überspielen die bisher gemachten Fotos auf Laptop und Stick und machen sich am frühen Nachmittag auf einen kurzen Hike durch die Faithful-Area. Es ist brütend heiß, aber wunderschön. Bis zum Morning Glory Pool schaffen wir es allerdings nicht, die Sonne brennt einfach zu stark. Dieses Highlight sparen wir uns einfach bis zum nächsten Besuch auf.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_oldfaithfulinn.jpg)
Am Kamin im Old Faithful Inn war es um
etliche Grad kühler als draußen in der Mittagshitze.

Als wir einen wuscheligen Stoffbison kaufen (ja, Kitsch!), erfahren wir, dass die Straße zwischen Fishing Bridge und Canyon Village, die wir am nächsten Morgen fahren wollen, wegen Bränden gesperrt ist. Wir müssen morgen schauen, ob die Sperrung aufgehoben wird.

Jetzt geht es zum Biscuit Basin. Ein paar andere Touristen hatten die gleiche Idee, aber es ist doch vergleichsweise ruhig. Auf den Holzstegen umrunden wir große, blau schimmernde Pools und bunte Löcher, aus denen schweflige Schwaden wabern.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_P1020459.JPG)

Dann ist der Holzsteg zu Ende, und ein Schild weist Richtung Wasserfall. Wir haben zwei Dosen Bärenspray dabei und eine Trillerpfeife, aber die Anspannung wächst mit jedem Schritt in den abendlich stillen Wald. Außer uns scheint niemand hier zu sein, außer vielleicht Bären? Thomas hat zwar berichtet, dass es nur rund 150 Grizzleys und 500 Schwarzbären in ganz Yellowstone gibt, aber er selbst hat dieses Jahr schon zwölf bis 14 Bären gesehen – so selten scheinen sie also nicht zu sein. Dieter klatscht regelmäßig in die Hände, wir machen zu siebt ohnehin eine Menge Lärm.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_b%E4renwasserfall.jpg)
Nach einer knappen halben Stunde sehen wir
den Wasserfall, an dessen Fuß sogar Leute baden.

Wir machen uns aber auf den Rückweg und erreichen mit der untergehenden Sonne den Parkplatz – kein Bär hat sich gezeigt.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_P1020439.JPG)
Dafür hat ein Bär seine Spuren in der Baumrinde hinterlassen - meint Julian.

Die Wahl fürs Abendessen fällt diesmal auf das Restaurant Obsidian in der Snow Lodge. Der Service ist nicht ganz so gut wie im Old Faithful, aber das Essen sagt uns zu. Natürlich wieder Bison, aber Dieter und Irene gönnen sich Salmon und Trout, Lachs und Forelle  (193 Dollar, 35 Dollar Tip). Am kostenlos servierten Eiswasser scheiden sich übrigens die Geister unserer Gruppe. Jonas und Irene mögen den stark mineralischen, schwefligen Geschmack, die Mädchen sind alles andere als angetan.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 04.05.2014, 11:54 Uhr
Das hätte ich auch nicht gedacht, dass eine geführte Tour so viel bringt, obwohl es ja eigentlich auf der Hand liegt. Nur habe ich noch nie davon gehört, und letztlich dachte ich im Yellowstone NP auch, dass es so schon genügend zu sehen und zu erfahren gibt.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Anna KS am 05.05.2014, 08:36 Uhr
Da steige ich doch noch schnell mit ein, toller Bericht bisher und sehr schöne Fotos!!!
So eine ähnliche Reise planen wir für nächstes Jahr. Wir reisen auch immer mit Freunden ich finde es toll wenn man mit mehreren Leuten unterwegs ist.
LG Anna
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: NähkreisSteffi am 05.05.2014, 08:58 Uhr
Super Info von einer geführten Tour hat hier noch niemand berichtet. Wird gleich notiert.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 05.05.2014, 10:26 Uhr
ich denke mal wenn man selber ein Gruppe bildet (bei 9 Leuten wohl möglich) und einen Guide hat der mit sich reden läßt wenn man mal länger an einer Quelle stehen bleiben will ist das okay. Ansonsten würde mich der Gruppenzwang nerven. Positiv hingegen ist, wenn man zu den Viewpoints hingefahren wird und nicht selber nach einem Parkplatz suchen muss.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 05.05.2014, 21:47 Uhr
21. August: Gewitter über Yellowstone

Heute fahren wir weiter durch den Yellowstone. Frühstück wie gehabt im Old Faithful, dann geht es Richtung Fishing Bridge.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_fr%FChst%FCckfaithful.jpg)

Der Dusel fährt mit: Die Straße zwischen Fishing Bridge und Canyon Lodge ist seit wenigen Minuten nicht mehr gesperrt, wir können passieren.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9384.JPG)
Der Yellowstone zeigt viele seiner Seiten – Büffel am Straßenrand, wir halten an, wenn kleinere Autotrauben stehen bleiben.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9378.jpg)
Auf diese Weise sehen wir unten an einer Böschung ein großes Tier mit einem gewaltigen Geweih liegen – die Meinungen gehen auseinander, ob es sich um einen Hirsch oder eine Elchkuh handelt. Landschaftlich ist die Fahrt überaus abwechslungsreich.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9348.JPG)
Stopp am Yellowstone River.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9354.jpg)

Am Nachmittag erreichen wir den Canyon Campground. Wir haben eine RV-Site und eine Tent-Site vorgebucht – Cabins gibt es auf diesem Nationalpark-Campground nicht. Wir bekommen zwei Duschbons und eingehende Instructions in Bezug auf die Bären. Im Zelt darf nichts sein außer Menschen und Schlafsäcken. Kein Food, aber auch kein Wasser, denn die Bären riechen zwar nicht das geruchlose Wasser, aber die Plastikbehälter.

Die jungen Leute bauen das Zelt auf, während Dieter und Irene dumpen und Frischwasser bunkern. Wir haben zwei sehr schöne Sites nebeneinander im Wald bekommen, allerdings eine dreiviertel Meile vom Office entfernt. In der Nähe der Campsite sind Restrooms und Dumpster (Müllcontainer), aber keine Dusche. Das heißt wohl für alle: Katzenwäsche, Duschen fällt aus.

Wir gehen essen im Canyonland-Diner, wo Debbie uns in einem Burgerrestaurant im 50er-Jahre-Stil bedient. Sie zeigt uns Fotos von einem imposanten Grizzley, den sie schon mehrmals im Park gesehen hat. Als Bear-Location empfiehlt sie die Gegend um Roosevelt Tower, im nordöstlichen Parkgebiet. Debbies Kollegin testet derweil an uns noch ihre Deutschkenntnisse. Sie stammt aus einer Amish-Familie aus Ohio.

Bären zwischen den Zelten - aber nicht für uns
 
Die Zeltübernachtung für Jakob fällt aus, denn abends kommt ein kräftiges Gewitter auf. Jonas und Lisa schlafen im Van, Jakob auf dem Sofabett im RV. Er hätte wegen der Bären keine Bedenken gehabt, obwohl die Dame im Office gesagt hat, dass die Bären quer über den Campground wandern. Da aber alle Camper ihr Food und andere geruchsstarke Utensilien wie Zahnpasta oder Creme stets gut verstauten, würden die Bären glücklicherweise nichts durchsuchen, hat sie uns beruhigt. Die zahlreichen Zelte, die wir zwischen den Bäumen sehen, bestätigen uns in der Hoffnung, dass die Bären andere Leckerbissen bevorzugen als Camper. Aber der sintflutartige Regen und das heftige Gewitter direkt über uns scheinen für eine Zeltübernachtung doch nicht ideal. Der Weg zu den Restrooms steht knöcheltief unter Wasser – leider nicht zu erkennen, weil die Kiefernnadeln den Weg und damit auch die Wasserlachen bedecken. Mehrere komplett durchnässte Paar Schuhe sind die Folge.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 06.05.2014, 21:24 Uhr
22. August: Auf dem Weg in die  „Rodeo Capital of the World“

Eine rustikale Western-Nacht geht vorüber. Wir sind recht früh auf, frühstücken flott – ohne Strom, denn den Generator wollen wir in der Natur nicht anschalten. Das heißt: kein Toaster, keine Kaffeemaschine. Aber es geht auch so. Das Zelt ist nass, wir säubern es, so gut es geht.
Die Weiterfahrt führt in einer großen Schleife durch den nördlichen Teil von Yellowstone. Wir fahren Richtung Madison, dann nach Mammoth Hot Springs und schließlich über Roosevelt Tower zum nordöstlichen Parkausgang. Unser Ziel an diesem Abend ist Cody.

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In Mammoth Hot Springs beschränken wir uns auf den Auto-Loop durch die Upper Terraces. Hier – wie eigentlich immer – hat der  unentbehrliche Reiseführer „Der ganze Westen“ von Grundmann recht: Die Terrassen haben einen Großteil ihrer Attraktivität verloren, seit der Wasserfluss versiegt ist. Trotzdem sind die weißen Steinformationen schön anzusehen. Wir sind einmal mehr sehr froh, den Van für sieben zu haben, denn das Wohnmobil darf den Loop nicht fahren und wird auf dem Parkplatz abgestellt.

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Weiter geht es zum Roosevelt Tower. Bei den Kindern machen sich aufgrund der vielen Stopps schon gewisse Ermüdungserscheinungen breit. Aber die Älteren kennen kein Erbarmen. Nach etlichen Runden auf dem beengten Parkplatz am Roosevelt Tower hat auch der Van sein Plätzchen gefunden, und wir machen uns auf den Weg zum Steamboat Geysir, vorbei am wunderschön blau schimmernden und grässlich stinkenden Emerald Pool. Danach haben Lisa, Jonas, Julian und Jasmin die Nase voll. Sie beobachten noch eine Weile die Streifenhörnchen in den Holzbalken des Museumsgebäudes und warten dann auf die Rückkehr der anderen drei.

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Jakob, Irene und Dieter gehen durch das Museum und finden sich auf der anderen Seite des Gebäudes in einer phantastischen Wunderwelt wieder. Zu ihren Füßen erstreckt sich ein riesiges Dampf- und Poolgelände, das in allen Farben schimmert, begrenzt von zackigen Bergen am Horizont. Nur ein Holzsteg durchzieht diese Wunderlandschaft,  von außen kann man schauen und staunen. Einer der schönsten Plätze, den wir in Yellowstone gesehen haben.

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Danach heißt es Meilen machen. Bis Cody ist es noch ein ganzes Stück – und dabei müssen wir die östlichen Rockies überqueren. Serpentine reiht sich an Serpentine – fahrerisch anspruchsvoll und zeitraubend. Aber irgendwann ist es geschafft. Wir landen auf dem KOA in Cody. Jetzt ist Logistik gefragt. Einerseits haben alle Hunger, andererseits wollen die Mädchen unbedingt duschen und vor allem Wäsche waschen. Aber es klappt: Irene kocht einen großen Topf Spagetti, dazu Tomatensauce mit Hack (aus verschiedenen Dosen und Gläsern zusammengemischt) und geriebenen Mozzarella. Die Mädchen waschen und dürfen die Sachen sogar im Trockner lassen, denn wir haben heute Abend noch etwas vor: das Cody Nite Rodeo. Um 7 pm geht ein kostenloser Shuttle-Bus vom Campground zur Stampede-Arena. Die Karten fürs Rodeo (18 Dollar pro Person) kaufen wir schon auf dem KOA.

Wieder regnet es leicht, als wir die Arena erreichen. Ein herrlicher Regenbogen wölbt sich über Cody. Im Laufe des Abends hört der Regen auf, es wird auch wieder relativ warm.

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Bis zum Rodeo-Start um 8 pm können wir den Cowboys bei Lasso-Übungen zusehen. Wer will, darf für 10 Dollar auf einen stramm festgebundenen Bullen steigen und für ein Foto posieren. Wir suchen uns einen Platz in mittlerer Höhe der überdachten Tribüne. Ein Schuss Patriotismus zum Start, sechs Reiterinnen mit der US-Flagge, drei weitere jagen mit den Flaggen „ God“ und „bless“ und „America“ durch die Arena, akustisch flankiert von einem Ohren und Poren durchdringenden „Red, White and Blue“. Und dann kommt die Hymne. Alle stehen auf – wir natürlich auch.

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Exkurs: The Land of the Free

Der Nationalstolz und die vielfältigen Symbole der Zusammengehörigkeit sind auf unserer Reise durch den Mittleren Westen ständige Begleiter. Weder in den Staaten an der Ostküste noch im Westen hatten wir das Gefühl, im „land of the free“ zu Gast zu sein, in solch einer Intensität erlebt. Hier weist jedes zweite Fahrzeug den Fahrer per Aufkleber oder Nummernschild für alle deutlich sichtbar als Veteranen oder als ehemaligen Kriegsteilnehmer (insbesondere des Irak-Kriegs) aus. Es gibt nahezu keine öffentliche Veranstaltung ohne die besondere Ehrung der Gefallenen, der aktiven Soldaten und der Reservisten, denen auch mit reduzierten Eintrittspreisen in den öffentlichen Einrichtungen und Museen Dank gesagt wird. Das lässt uns nicht unberührt, offen gestanden: Es beeindruckt uns, auch weil Vergleichbares in Deutschland aus vielerlei Gründen undenkbar wäre. Wir fragen uns, wo wohl die Grenze liegt zwischen beeindruckendem und beängstigendem Nationalbewusstsein und warum gerade hier in den Cowboy-Staaten das zumindest nach außen hin vermittelte Zusammengehörigkeitsgefühl und das Miteinander so ausgeprägt erscheint oder tatsächlich ist. Ein Thema, das hier nicht vertieft werden kann. Vielleicht nur so viel: Die Bevölkerung in den fünf Staaten, durch die wir gekommen sind (Colorado, Utah, Wyoming, Montana und South Dakota) ist relativ homogen, auch hinsichtlich der sozialen Struktur. Es ist keine „reiche“, aber auch keine verarmte Gegend. Prachtbauten wie im Osten und Westen haben wir nicht gesehen, auch keine Slums. Mit Ausnahme von Denver, wo Prachtstraßen auch den Blick freigeben in verwahrloste Nebengassen. Insgesamt aber erscheinen uns die Menschen, denen wir auf unserer Reise begegnet sind, in ihrem Leben und Denken ähnlich und zufrieden, und das fördert wohl auch den Zusammenhalt, wie es vielleicht auch „Außenseiter“ auszugrenzen vermag.  Aber das zu beurteilen, erfordert sicher mehr als eine dreiwöchige Rundreise.

Zurück zum Rodeo, denn in den Corrals scharren die Pferde und die Cowboy und -girls schon mit den Hufen, und die Kälber warten auf ihren Auftritt. Es gibt ein bisschen Wildpferdreiten, viel Calf-Roping, einige Pferderennen um Fässer herum und ganz zum Schluss sogar mehrmals Bullriding. Die Reiter werden jeweils mit Namen und Herkunftsort vorgestellt, jeder Wettbewerb hat am Ende einen Zeitsieger. Die Gleichberechtigung ist hier noch nicht ganz angekommen, denn die Frauen müssen die Kälber nicht bewegungsunfähig machen, also nicht an den Beinen fesseln. Bei ihnen reicht es, wenn sie das Lasso um den Hals der Tiere werfen können. Dann darf das Kalb weiter in seinen wohlbekannten Corral am anderen Ende der Arena traben.

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(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9535.JPG)

Zwischen den Competitions gibt es allerhand Späße. Cowboy-Clowns treten auf, deren Pointen sich uns nicht immer erschließen. Etwa in der Mitte der Show werden alle Kinder bis zwölf in die Arena gerufen. Selbst die Kleinsten stolpern in das Oval. Der Clown erklärt die Regeln, die eine ganze Reihe der Kids aufgrund von Sprachproblemen nicht im entferntesten versteht. Aber egal: Sie machen, was alle anderen auch machen. Wir trauen zuerst unseren Ohren nicht, als der Cowboy ankündigt, dass zwei wilde Kälber in die Arena rennen werden. Wer von den Kindern die blauen Bänder ergattert, die die Kälber am Schwanz tragen, gewinnt. Aber tatsächlich: Da kommen die Kälber, und die Kinder rennen im Pulk hinter ihnen her. Als sie eines an der Bande in die Enge getrieben haben, keilt das Tier kräftig nach hinten aus – ein Wunder, dass keiner zu Schaden kommt. Zwei größere Mädchen schnappen sich die Ribbons und gewinnen die Preise.

Eine weiterer Kinderspaß ist für europäische Augen vielleicht etwas strange: Vier Kinder im  Wildwestlook  werden vom Cowboy-Clown mit einem aufblasbaren Gun „niedergestreckt“ ˗ das Publikum klatscht begeistert Beifall.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9549.JPG)

Gegen 9.30 pm schließt die „Rodeo Capital of the World“ ihre Pforten. Unser Shuttle, übrigens ein ausgedienter Schulbus, wartet auf dem Parkplatz. Auf der Hinfahrt saßen etwa 15 Personen im Bus, jetzt ist er rappelvoll. Etliche Mitfahrer müssen stehen. An mehreren Stopps steigen sie nach und nach aus, bis wir auf dem Campground ankommen.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: captsamson am 06.05.2014, 21:26 Uhr
Fotos und Bericht gefallen mir echt super!  :hand:

Yellowstone Vorfreude pur, im September geht es auch bei uns erneut hin!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: pinguinin am 06.05.2014, 21:30 Uhr
Hurra, der Yellowstone!

Der absolut fantastischste Ort der ganzen Welt!  :D

Tolle Reise und super Bericht, Irene

die Frau Pinguin
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 07.05.2014, 16:17 Uhr
Leider war im September als wir in Cody waren das Rodeo schon vorbei. Danke für die Schilderung, das würde ich wirklich auch gern mal sehen!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 07.05.2014, 20:44 Uhr
23. August: Zu heiß zum Baden

Über Nacht stürmt es wieder kräftig, das Womo wackelt, so dass Dieter aufsteht und nachsieht, ob wir im Begriff sind abzuheben. Aber am Morgen ist alles vorbei, ein heißer Tag beginnt, die Sonne strahlt wieder vom blauen Himmel. Wir treffen uns beim „Best Pancake Breakfast of the West“, das der KOA kostenlos anbietet. Na ja, die pancakes mit Sirup oder Butter sind kostenlos. Kaffee, Cereals, Saft und Jogurt kosten kleines Geld. Wir werden 12 Dollar für sieben Personen los und lassen 5 Dollar Tipp da. Um 10.30 Uhr ist auch die letzte Wäsche aus dem Trockner genommen und in die Schränke verstaut. Heute wollen wir nicht so lang im Auto sitzen: Nur 136 Kilometer bis Thermopolis sind angesagt, wir machen dabei einen Schlenker durch Montana.

Exkurs: Ordnung

Auch wenn sich jeder Mühe gibt – das Chaos erobert Schritt für Schritt und Tag für Tag unser Womo. Gepäck für sieben, dazu mitunter zwei selbst zubereitete Mahlzeiten für alle pro Tag – das ist einfach viel für ein 28-Feet-RV. Da müssen Handtücher getrocknet werden und voluminöses Bettzeug verlangt tagsüber nach einem Lagerplatz. Irene hat ein System entwickelt, wo was liegt, scheitert aber an der Handtuch-Logistik. Denn wir haben von Roadbear sieben dunkelblaue Duschtücher bekommen - „jeder kümmert sich um sein Handtuch und merkt sich den Ablageplatz“  funktioniert nach Abschaffung der Prügelstrafe mehr schlecht als recht, zumal es die sieben Orte zum Trocknen eines Duschtuchs nach dem Baden im Pool im und am Womo gar nicht gibt. Da bleibt nichts anderes, als alle paar Tage sämtliche Handtücher in der Laundry zu waschen und neu zu verteilen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Handtuchneu.jpg)
Natürlich haben wir vergessen, die Handtuch-Problematik für den Reisebericht fotografisch zu dokumentieren. Wer denkt schon an alles? Das obige Bild ist zur Illustration des Berichts im Filmpark Babelsberg nachgestellt worden.

Wir nehmen den Chief Joseph Scenic Byway und durchqueren eine Bilderbuch-Prärielandschaft.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_pr%E4rie.jpg)
Ein Schnappschuss aus dem Van auf dem Weg nach Thermopolis.

Am frühen Nachmittag kommen wir auf dem Eagle RV-Park an und stärken uns erst einmal mit Gemüse und Obst. Wir wollen unbedingt in den Thermalquellen baden, obwohl schon die Luft über 30 Grad heiß ist. Im Hot Springs State Park (wieder in Wyoming) kann man in einem der heißen Pools kostenlos baden, allerdings nur 20 Minuten lang (aus gesundheitlichen Gründen). Wir entscheiden uns für das benachbarte kommerzielle Bad – 12 Dollar Eintritt pro Person finden wir ziemlich viel, zumal das Bad seine guten Tage längst hinter sich hat.

Die Hot Springs sind überdacht, es riecht übel und ist stickig. Dieter steckt die Zehen ins Wasser und hüpft schnell wieder raus, in die heiße Brühe hineinsteigen will niemand.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9556.JPG)
Dafür baden wir im großen Becken, das fast Badewannentemperatur hat. Hier werden die heißen Quellen mit kühlem Wasser gemischt. Es gibt mehrere Rutschen, leider macht die große um 17 Uhr dicht. Alles in allem: keine Empfehlung für die Badeanstalt. Das zweite kommerzielle Bad sehen wir uns von außen an – auch nicht besser und mit 17 Dollar Eintritt sogar noch teurer.

Exkurs: Geld

Das Schwimmbad in Thermopolis akzeptiert nur cash oder check. Wir haben glücklicherweise noch einiges an Bargeld mit. Insgesamt hat sich unser Geldkonzept bewährt. Es steht auf drei Säulen: Kreditkarten  haben alle außer Julian, zum Teil auch mehrere, Visa und Mastercard. 1000 Dollar hatten wir bar dabei – zu einem unverschämten Wechselkurs bei unserer Hausbank geordert. Der Kurs lag 10 Cent unter dem Referenzkurs. Dass wir Gebühren bezahlen müssen, ist uns ja klar, aber das war dann doch ein bisschen happig, haben wir der Bank auch mitgeteilt.

Die dritte Säule sind Travelers Cheques, die wir über den ADAC zu einem Superkurs und gebührenfrei bestellt haben. Nach langem Überlegen und Diskussionen im Forum sind 1300 Dollars in Cheques mit an Bord. Die Meinungen über ihre Praktikabilität gehen ja auseinander. Aus New York haben wir gehört, dass die Akzeptanz der Cheques inzwischen sehr schlecht sein soll, das wurde auch im Forum verschiedentlich berichtet. Wir machen andere Erfahrungen: Fast überall werden wir unsere Travelers Cheques los (Nationalparks, Restaurants, Campgrounds, Tankstellen etc.). Der große Vorteil: Man schreibt einen 50- oder 100-Dollar-Scheck aus und bekommt den Change in bar, füllt also die Bargeldreserven immer wieder auf.


Nach dem Baden kehren wir hungrig im Stones Throw Restaurant ein, das etwas oberhalb von Thermopolis gleich an einem Golfplatz liegt. Wir speisen Steaks und Nudeln, gönnen uns eine Flasche Rotwein (185 Dollar, 35 Dollar Tip) und entspannen uns dann auf dem Campground. E-Mails checken, Internetsurfen, Quirkle und Mau-Mau spielen. Später weiht Jonas seinen Bruder Jakob in die Geheimnisse des Skatspiels ein. Auch Irene spitzt die Ohren, ihre letzte Skatpartie ist schon ewig her. Da werden wohl noch ein paar Mal in diesem Urlaub die Karten gedroschen werden.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: mrh400 am 07.05.2014, 21:08 Uhr
Hallo,
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_pr%E4rie.jpg)
Ein Schnappschuss aus dem Van auf dem Weg nach Thermopolis.

die Scheune steht offenbar unter Denkmalschutz und wird als Wahrzeichen gepflegt - Aufnahme von 2006:
(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/12310/06_2680_Barn_bei_Ten_Sleep.jpg)

Standort: StreetView (http://goo.gl/maps/A3Tsl;)
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 07.05.2014, 21:57 Uhr
Witzig! Was wohl in der Scheune sein mag :dankeschoen:?
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Anna KS am 08.05.2014, 08:38 Uhr
Bei den Bildern krieg ich schon wieder Fernweh, leide geht es bei uns erst nächstes Jahr in die USA  :(

LG Anna
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 08.05.2014, 08:53 Uhr
Hallo Anna,
bei uns auch, aber schon im Februar. :sun:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 08.05.2014, 18:33 Uhr
gut zu wissen dass Thermopolis kein must see ist, das habe ich für die nächste Tour in der Ecke nämlich streichen müssen, weil es einfach zu viel Kilometer wären. Ich habe aber noch zwei andere Orte mit heißen Quellen drin, mal sehen wie die dann sind.  :D
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 08.05.2014, 20:19 Uhr
Thermopolis war tatsächlich die einzige Enttäuschung auf der Reise. Dabei könnte man mehr draus machen, wenn man denn nicht nur Dollars einnehmen, sondern auch ein paar investieren würde. Beim ersten campground, den wir angefahren haben und der keine cabins hatte, wurden wir bei der Frage nach einem Zeltplatz vor einem fürchterlichen Gewitter gewarnt (das nicht kam) und damit praktisch ausgeladen. Irgendwie haben wir wohl die Vorbereitung auf den Feierabend gestört. In dem in Irenes Bericht genannten Bad verlangte man von uns neben der schriftlichen Erklärung, dass wir im Falle unseres Todes (durch Überhitzung oder Unfall) keine Regressansprüche stellen, zwar selbst am späten Nachmittag noch den vollen Preis von sieben Leuten, machte dann aber die attraktivste Rutsche vor unserer Nase dicht. Kurzum: Das Ganze war den  Abstecher nicht wert.
LG Dieter
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 09.05.2014, 19:26 Uhr
24. August: Ein Abend mit Scarlet

Wir brechen auf nach Buffalo. Die Straße führt quer über die Bighorn-Mountains, es geht in alpine Höhen mit sehenswerten Felsformationen. Leider sehen wir zwar eine große Schafherde, aber kein einziges Bighorn-Schaf. Auf der Strecke fängt sich unser Van einen zweiten Steinschlag in der Windschutzscheibe ein. Den ersten haben wir vermutlich schon bei der Übernahme übersehen.

Auf dem Indian Campground in Buffalo treffen wir es gut: Breite Sites unter hohen Bäumen, die Sitzecke auf Gras, die Cabin direkt gegenüber dem Womo. Der Pool gehört uns fast allein, lediglich Scarlet von der Nachbarsite heftet sich an unsere Fersen. Sie ist sieben, will Tierärztin werden und hat offenkundig Langeweile. Anscheinend lebt sie mit ihrer Familie (Mutter und drei großen Brüdern) auf dem Campingplatz.

Nach einer Lasagne-Mahlzeit machen wir uns auf den Weg nach Buffalo. Zwölf historische Gebäude sollen an der Main Street erhalten sein. Unter „historisch“ versteht man hier die 1880er-Jahre.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9560.JPG)

In der Tat besichtigen wir ein ganz hübsches Ensemble mit dem traditionsreichen Occidental Hotel. Der kleine Stadtpark heißt „Crazy Woman Square“, sehr sympathisch.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Crazy_Moman.jpg)
Auch wenn Irene mit Scheidung droht: Dieses Foto kommt in den Reisebericht, basta!

Die meisten Geschäfte sind am späten Samstagnachmittag geschlossen, aber in einem gepflegten Kunstgewerbeladen – die Inhaberin verkauft ihre eigenen Töpfereien und ausgewählte Möbel sowie Schmuck – ersteht Irene einen emaillierten Silberring. Dann suchen wir die Kinder – und werden im Busy Bee Café fündig. Dort sitzen sie bei Milchshakes. Wir gesellen uns dazu und bestellen ebenfalls Skakes – 1A-Qualität und ein originelles Surrounding, denn das Café gehört zum Occidental Hotel.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_wireless.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_buffalo.jpg)

Ein historischer Herd, eine uralte Registrierkasse und der Büffelkopf an der Wand – her gibt’s allerhand zu sehen. Die Jugend ist allerdings komplett fasziniert von den Typen, die immer wieder aus den hinteren Gemächern kommen. Sind sie alle in der Küche beschäftigt? Kaum anzunehmen, dafür sind es zu viele. Oder ist das Café die Tarnung für illegale Geschäfte? Die Phantasie schießt ins Kraut. Aber lecker war es (34 Dollar, 7 Dollar Tip).

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9558.JPG)
In Buffalo gibt es mehrere dieser bronzenen Wild-West-Motive.

Abends wird es auf der Campsite gesellig. Wir sitzen draußen und spielen Kniffel und Karten. Schon nach kurzer Zeit kommt Scarlet angehüpft, sie hat bei einer Aufführung von „Beauty und the Beast“ mitgemacht. Sie und ihr Bruder verbringen den Abend bei uns, lassen sich die deutschen Spiele erklären, erklären uns im Gegenzug amerikanische und versuchen, unser Englisch zu verstehen. Meist klappt das ganz gut, auch wenn wir manche Vokabeln nur umschreiben können. Wie übersetzt man „Kniffel“ oder „Pik“?
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Anna KS am 10.05.2014, 06:26 Uhr
Im Buffalo planen wir für nächstes Jahr eine Übernachtung  :D
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 10.05.2014, 10:06 Uhr
Schöne Grüße an Scarlet!  :lol:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 10.05.2014, 11:55 Uhr
Im Buffalo planen wir für nächstes Jahr eine Übernachtung  :D

In Buffalo hatten wir letztes Jahr auch zunächst eine Übernachtung geplant, weil ich die Route noch mal geändert habe fiel es als Übernachtungsort raus. Wir sind dann über den Highway 16 durch Buffalo gefahren, haben dort Mittagspause gemacht. Das Occidental Hotel ist wirklich schön und wenn du dort übernachtest ist das bestimmt toll (Mir war das zu teuer) Fast alle anderen Hotels liegen am Highway16 und das war der lauteste und am stärksten befahrene Highway im ganzen Urlaub. Wir haben da geparkt und sind die Straße entlang gelaufen auf der Suche nach einem Café und kamen an ein paar Motels vorbei die ich hatte buchen wollen. Was waren wir froh, dass wir da nicht gelandet waren. Ich fand es einfach furchtbar! Die Campgrounds liegen wahrscheinlich nicht so nah am HW16, also wenn du auch mit dem Camper unterwegs bist ist vielleicht ganz schön. Ansonsten würde ich einen anderen Ort zur Übernachtung suchen.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Denver am 10.05.2014, 14:30 Uhr
Im Buffalo planen wir für nächstes Jahr eine Übernachtung  :D

Ich kann dir das Hampton Inn empfehlen. Es ist ein schönes und gut geführtes Hotel mit ausgezeichnetem Frühstück. Es liegt sehr ruhig. Hinten raus gibt es eine Terrasse mit Blick auf eine Flusslandschaft und einen kleinen Park. Es wird auch gerne für Hochzeiten genutzt.

Super gegessen haben wir im Winchester Steak House.

Buffalo, Wyoming ist eigentlich ein richtiges Kaff und wenn es geht, übernachten wir lieber in Sheridan.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: sil1969 am 10.05.2014, 14:51 Uhr
Hallo Irene,

ich bin übrigens auch dabei. Wir sind seit Mittwoch aus den USA zurück und jetzt am PC kann ich auch mal antworten. (Vom Tablet aus mach ich das nicht gerne - hab aber immer mitgelesen)

Toller Bericht, vor allem mit so vielen "Leuten" so eine Tour zu machen.

In Buffalo waren wir vor 4 Jahren. Im Occidental Hotel haben wir zwar nicht übernachtet, aber dort zu Abend gegessen. Wir wurden auch dazu eingeladen, uns ein paar der Zimmer anzusehen. War wirklich sehr originell - wie im Film.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 10.05.2014, 19:43 Uhr
25. August: Rund um den Devils Tower

Unser Ziel ist Deadwood, rund 200 Kilometer entfernt. Wir machen aber einen Schlenker zum Devils Tower, der die Etappe um rund 100 Kilometer verlängert. Der Devils Tower steht vor allem auf Irenes To-see-Liste. Und der Eineinhalb-Meilen-Walk rund um den Felsbrocken, der tatsächlich der Kern bzw. die Aufstiegskammer eines erloschenen Vulkans ist, eröffnet immer wieder sehr schöne Ansichten.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_devilstower.jpg)

Zugegeben: Es ist brütend heiß, aber wenigstens verläuft der asphaltierte Trail weitgehend im Schatten – sehr schön! Hier sehen wir bewusst die ersten native Americans, also Indianer, für die der Devils Tower ein heiliger Ort ist. Vor allem Jasmin ist beeindruckt. Eine filmische Nebenrolle spielt der Berg übrigens in Steven Spielbergs „Begegnung der dritten Art“, wo er als UFO-Landeplatz diente.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_devilstower5.jpg)
Päuschen mit Pläuschchen: Jasmin und Julian

Viel spannender aber ist eine indianische Legende um den Teufelsturm:

Sieben indianische Mädchen werden in der Prärie von Bären verfolgt und retten sich auf  einen Felsbrocken, der ihr Flehen erhört und unter ihren Tränen in die Höhe wächst. Die Bären aber geben nicht auf, sondern versuchen mit ihren mächtigen Tatzen immer und immer wieder, die Kuppe zu erklimmen. Die Kratzspuren formen schließlich das besondere Muster, das den Devils Tower bis heute prägt. Die Bären erreichen die Mädchen trotz aller Anstrengungen nicht. Andererseits ist den Mädchen aber auch der Weg nach unten versperrt. Und so steigen sie auf in den Himmel und bilden am Firmament fortan das Siebengestirn. Wow und Howgh!

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_devilstower3.jpg)

Auch heute noch sind die Kratzspuren der Bären deutlich zu erkennen und auch die Gesichter im Felsmassiv, auf die uns eine Indianerin aufmerksam macht.

Für einen Teil der Reisegruppe ist vermutlich die Wiese an der Straße kurz hinter dem Tower interessanter. Hier wohnen die Präriehunde, putzige Gesellen, die keine Scheu vor den fotografierenden Touristen zeigen. Die ganze Wiese ist übersät von Eingängen zu ihren Bauten, und immer wieder wagen sie sich hervor.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_devilstower6.jpg)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Devilstower2.jpg)

Am Nachmittag landen wir im KOA von Deadwood. Er ist recht schön am Hang gelegen, die Campsite ist allerdings relativ eng. Dafür haben Jonas und Lisa eine sehr schöne Cabin mit großer Terrasse. Nach dem Bad im Pool beschließen wir zu grillen. Alles wird vom Wohnmobil zur Cabin getragen, denn nur dort befindet sich ein Grill. Im Wohnmobil braten Irene und Jasmin Bratkartoffeln, Jonas steht am Grill. Es dauert eine ganze Weile, aber irgendwann ist die erste Runde Fleisch fertig, und wir haben dazu ein richtiges kleines Buffet. Dieter spielt Gitarre, und auch Julian greift in die Saiten. Ob er doch noch ein Instrument lernen will? Alle werden satt, auch wenn sich die Mädels mit dem rustikalen Pork Rib nicht so wirklich anfreunden. Sie ziehen Geflügelfleisch vor.

Nach dem Essen zieht die Jugend noch einmal los. Per Van geht es ins sieben Meilen entfernte Walmart Supercenter zum Shoppen. Julian liebäugelt schon von Beginn der Reise an mit einem Nintendo, der hier nur 99 Dollar kostet. Aber in den letzten Walmarts war er immer ausverkauft. An diesem Sonntagabend (der Laden ist bis 10 pm offen) hat er Glück. Und Jakob kauft gleich auch noch einen.

Irene und Dieter genießen derweil einen ruhigen Abend auf der Veranda der Cabin, sitzen auf der Holzschaukel mit Blick auf die geschichtsträchtigen Anhöhen einer ehemaligen Goldgräber-Siedlung und planen den kommenden Tag. Das Wetter hält sich, die severe thunderstorms, von denen wir im Fernsehen im Campstore erfahren haben, kommen in Deadwood nicht an. Apropos Fernsehen: Hatten wir wieder an Bord und diesmal neben der ausfahrbaren SAT-Antenne sogar das passende Antennenkabel. Benutzt haben wir den Fernseher trotzdem nicht.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: U2LS am 10.05.2014, 20:05 Uhr
Dieter spielt Gitarre

Kann man den Dieter mit seiner Gitarre auch mieten? Die beiden würde ich gerne mit auf meine nächste USA-Reise nehmen  :D


Sehr schöner Bericht; gefällt mir sehr gut  :daumen: :daumen: :daumen:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 10.05.2014, 20:29 Uhr
Klar, alles eine Frage des Preises!  :musik:
Aber eigentlich ist er unbezahlbar, zumal er zu virtuosem Gitarrenspiel auch noch mit samtweichem Bariton romantische Lieder singt ...
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Anna KS am 11.05.2014, 09:49 Uhr
Im Buffalo planen wir für nächstes Jahr eine Übernachtung  :D

In Buffalo hatten wir letztes Jahr auch zunächst eine Übernachtung geplant, weil ich die Route noch mal geändert habe fiel es als Übernachtungsort raus. Wir sind dann über den Highway 16 durch Buffalo gefahren, haben dort Mittagspause gemacht. Das Occidental Hotel ist wirklich schön und wenn du dort übernachtest ist das bestimmt toll (Mir war das zu teuer) Fast alle anderen Hotels liegen am Highway16 und das war der lauteste und am stärksten befahrene Highway im ganzen Urlaub. Wir haben da geparkt und sind die Straße entlang gelaufen auf der Suche nach einem Café und kamen an ein paar Motels vorbei die ich hatte buchen wollen. Was waren wir froh, dass wir da nicht gelandet waren. Ich fand es einfach furchtbar! Die Campgrounds liegen wahrscheinlich nicht so nah am HW16, also wenn du auch mit dem Camper unterwegs bist ist vielleicht ganz schön. Ansonsten würde ich einen anderen Ort zur Übernachtung suchen.

OK, danke für den Tipp
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 12.05.2014, 08:39 Uhr
26. August: Gold in der Pfanne und Bären vor der Nase

Heute ist die Broken Boot Gold Mine unser erstes Ziel, sie liegt nur ein paar 100 Meter vom Campground entfernt. Vor der Führung versuchen sich Irene und Jakob als Goldwäscher. Und tatsächlich bleibt von der Handvoll grauer Kiesel, die wir für 7 Dollar bekommen, ein bisschen Goldstaub in der Pfanne - „good job!“, lobt die Goldwäscher-Instruktorin. Später kaufen wir noch ein Fläschchen mit mindestens zehnmal so viel Gold – für 2,89 Dollar.

In der Mine verstehen wir von den Erklärungen unseres jugendlichen Führers nur einen Bruchteil, sein extrem breiter Slang ist für unsere Ohren zu schwierig. Aber trotzdem lernen wir einiges. In der Grube gibt es neben Gold auch Katzengold – fool gold. Und damit haben die Goldgräber später bessere Geschäfte gemacht als mit der doch sehr geringen Ausbeute an echtem Gold. Katzengold nämlich wurde für die Sprengstoffherstellung verwendet.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9664.JPG)
Irene und Jakob im Goldrausch.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Lisa_und_Jonas_Mine.jpg)
Lisa und Jonas beim Mi(e)nenspiel.

Wir wollen heute schnell wieder die nächste Station erreichen, denn rund um Rapid City gibt es eine Menge zu entdecken. Auf dem Weg sehen wir vom Highway aus den National Cemetrie of South Dakota. Wir fahren ab und sehen uns den von Tausenden weißer Grabsteine bedeckten Hügel näher an.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Friedhof.jpg)

Es ist die Ruhestätte von Soldaten und ihren Angehörigen. Teilweise sind die Männer im Krieg gefallen – wobei neben dem Zweiten Weltkrieg auch der Koreakrieg oder der Irakkrieg Opfer gefordert hat. Aber auch lange nach dem Einsatz verstorbene Veteranen liegen hier. Eine ganze Reihe von Mitarbeitern ist in der Gluthitze damit beschäftigt, zwischen den endlosen Gräberreihen das saftig grüne Gras zu mähen.

Schon gegen Mittag checken wir auf dem Mystery Mountain Campground etwas südlich von Rapid City (South Dakota) ein. Zuerst ist Erfrischung im Pool angesagt, aber dann wartet Bear Country gleich neben dem Campground auf uns. Wir steigen alle in den Van und zahlen 60 Dollar Eintritt. Elche, Deers, ein Polarwolf, und dann sehen wir endlich unsere Bären. Ein paar Dutzend Schwarzbären leiden offenkundig unter der Hitze. Wir dürfen die Autofenster nicht öffnen, also leiden wir mit. Aber eine reiche Fotoausbeute ist der Lohn.

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(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9771.JPG)

Natürlich sind die Lebensbedingungen der Tiere nicht ideal, aber im Zoo geht es ihnen auch nicht besser. Die Jungen rätseln zuerst, wie die Tiere auf Abstand gehalten werden – immerhin haben die Räuber ihre Beutetiere in direkter Nachbarschaft. Das klappt offenbar dank der Strombarrieren in der Fahrbahn, über die wir mit dem Auto problemlos fahren können.

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Smalltalk mit dem Gründer von Bear Country, Dennis „Doc” Casey (rechts).

Das Babyland können wir zu Fuß umrunden. Hier geht es weniger um Jungtiere, sondern um kleinere einheimische Tierarten, die in Gehegen gehalten werden. Ebenfalls im Gehege soll ein Grizzleypaar sein – vermutlich sind Grizzleys für das offene Gelände einfach zu gefährlich. Wir wissen ja, dass sie Autos aufschlitzen können … Leider zeigt sich kein Grizzley. Dafür sehen wir Bobtails, Luchse, Waschbären und vieles andere. Die 60 Dollar haben sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn Tierschützer vielleicht anderer Ansicht sind.

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(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9801.JPG)

Der Nachmittag ist schon fortgeschritten, aber der Mount Rushmore steht noch auch dem Programm. 11 Dollar Parkgebühr zahlen wir. Es ist belebt, aber nicht überfüllt. Eigentlich soll der Vormittag das beste Fotolicht bieten, aber wir sind auch ganz zufrieden. Die vier Präsidenten – George Washington, Thomas Jefferson, Theodor Roosevelt und Abraham Lincoln – schauen majestätisch in die Ferne.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9842.JPG)

Wir treffen drei deutsche Damen, die ein Foto von uns machen. Sie sind auf einer organisierten Reise (Meyers) per Bus unterwegs: von New York nach San Francisco in 23 Tagen. Respekt, können wir nur sagen, zumal die Damen einen entspannten Eindruck machten. Sie müssten sich um nichts kümmern, seien in den besten Hotels untergebracht, es sei ein tolles Erlebnis.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9827.JPG)

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(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_jasminstatue.jpg)

Der Abend gehört der Entspannung bei allerlei Spielen. Kniffel kommt wieder zu hohen Ehren. Wir essen Kochbeutelreis und Truthahnchili aus der Dose – was weg muss, muss weg.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: sil1969 als Gast am 13.05.2014, 13:25 Uhr
 :lol: Mit "Doc" Casey hab ich vor 4 Jahren auch auf der Bank gesessen und erzählt!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 13.05.2014, 20:29 Uhr
27. August: Alte Flugzeuge und ein spezieller Drug Store

Das South Dakota Air & Space Museum ist rund 30 Meilen vom Campground entfernt, liegt aber auf dem Weg zum noch einmal so weit entfernten Wall Drug Store im Örtchen Wall. Der Reiseführer preist den Ort als originell. Aus einem kleinen Laden ist dank „free Icewater“ in der staubigen Hitze am Rande der Badlands eine ganze Western-Einkaufsstadt geworden mit einer eigenen Main-Street und allerlei Läden, Restaurants und Unterhaltung.

Zuerst aber sind Technik und Geschichte angesagt. Bei 98 Grad Fahrenheit schon am Vormittag besichtigen wir die kostenlose Outdoor-Exhibition des South Dakota Air & Space Museum mit Dutzenden von echten Airforce-Flugzeugen und einer Rakete.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9872.JPG)

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Aufwendig gemacht ist die Ausstellung im klimatisierten Gebäude – ebenfalls umsonst, Dieter spendet eine Handvoll Dollars. Die 45-Minuten-Bustour zur noch aktiven Ellsworth-Airbase gleich nebenan können wir leider nicht machen, denn dafür hätten wir unsere Pässe mithaben müssen. Vier von sieben haben sie im Wohnmobil gelassen. Also verzichtet Jonas auf die Tour, bei der man auch in ein echtes Raketensilo schauen kann. Allerdings bietet die Ausstellung am Museum ein nachgebautes Silo.

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Dieter hat den passenden Platz schnell gefunden.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9884.JPG)
Am meisten beeindruckt ist Irene von der Dokumention der Luftbrücke für Berlin.

Die Rosinenbomber, die Berlin während der Blockade aus der Luft versorgten, heißen hier „Candy-Bomber“, und wieder einmal wird uns als Deutschen in Erinnerung gerufen, was wir den Amerikanern nach dem Krieg zu verdanken hatten. Was wäre geschehen, wenn diese Hilfe für das freie Berlin nicht gekommen wäre?

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9902.JPG)
Wall Drug Store, eine seit den 30er-Jahren ins Nichts gesetzte Western-Einkaufsstadt, ist eine große Geschäftemacherei mit ein paar originellen Ideen.

Lohnt sich die weite Anfahrt? Wohl eher nicht, obwohl wir ein paar Kleinigkeiten erstehen. Da wir aber die Badlands von unserer Reiseroute gestrichen haben – die jungen Leute scheinen mit Landschaft gesättigt zu sein und die Temperatur tut ein Übriges –, liegt Wall wirklich abseits von allen anderen Routen. Irene und Dieter reservieren die Badlands für eine der nächsten USA-Reisen und greifen zu Pizza und Hot Dogs (rund 85 Dollar).
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 14.05.2014, 18:49 Uhr
Der Friedhof ist ja wirklich interessant, wir waren letztes Jahr in Rapid City aber diesen Friedhof kannte ich nicht.
Schade dass ihr den Badlands NP ausgelassen habt, der ist absolut super! Und kurz vor dem Eingang zum Park gibt es auch ein Raketensilo zu besichtigen. Aber man soll sich ja immer etwas für den nächsten Urlaub aufheben  :D
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 14.05.2014, 19:58 Uhr
28. August: Steinige Nadeln und ein Happen Elch

Auf dem Mystery Mountain Campground bleiben wir noch eine zweite Nacht, also weniger Stress mit dem Zusammenräumen und mehr Zeit für den Pool. Als wir am nächsten Morgen abdocken und packen, erleben wir eine unangenehme Überraschung. Wir haben ein paar Tage nicht gedumpt, aber da wir die Toilette nur sehr wenig benutzen, erschien uns das auch nicht erforderlich. Offenbar haben wir aber die Füllmenge des Grey-Water-Tanks (Spülen, Händewaschen) unterschätzt. Ein unangenehmer Geruch breitet sich im Heck des Womo aus. Die Ursache ist schnell gefunden: Schmutzwasser ist aus dem Duschabfluss hochgekommen und steht zwei Finger hoch in der Dusche. Besonders ärgerlich: Hier haben wir eine Bettdecke, ein Handtuch und ein Laken deponiert, die wir nicht brauchen. Das bedeutet: Die Wäsche ist schmutzig-nass. Wir dumpen schleunigst. Wie erwartet so gut wie kein Black Water, aber eine Menge Grey Water. Da die Füllstandsanzeige für beide Tanks praktisch nicht funktioniert – sie zeigt immer fast voll an – beschließen wir, in Zukunft Grey Water auf dem Campground immer anzudocken. Immerhin brauchen wir eine Menge Wasser allein zum Spülen.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9903.JPG)
Letztes Frühstück auf dem Mystery Mountain Campground.

Wir haben noch drei Tage für unseren Weg zurück nach Denver. Da wir am Samstag das Wohnmobil schon um 10 Uhr besenrein übergeben müssen, wollen wir auf einem nahe der Roadbear-Station gelegenen Campground gerne zwei Nächte bleiben, um in Ruhe zu packen. Das heißt, wir brauchen noch eine Station auf halber Strecke. Dieter und Irene wälzen den Woodalls und die KOA-Karte, suchen per Google und stellen fest: Zwischen den wunderschönen Blackhills und Cheyenne gibt es praktisch nichts. Jedenfalls so gut wie keinen Campground, der unseren Ansprüchen (zugegeben, hoch: Cabin, Pool, Laundry) entspricht. Die Wahl fällt schließlich auf Douglas in Wyoming, das sind knapp 300 Kilometer.
Zuvor aber wollen wir uns noch den Custer State Park gönnen. Der Annual Pass für die Nationalparks zählt hier nicht, wir zahlen 15 Dollar am Eingang. Das Womo lassen wir vor dem Park stehen und steigen in den Van, denn wir wollen den Needles-Highway fahren. Hier sind Womos unserer Größe nicht zugelassen.

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Der erste Blick auf den Sylvan Lake ist schon sehr hübsch.

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Auch der zweite.

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Und der ...

Ein paar Meilen hinter dem kleinen See kommt hinter einer Kurve der sensationell enge Tunnel. Wir steigen aus, Julian und Jakob überwinden den Tunnel mit einer Kletterpartie über die Felsen. Die Needles bieten hinter jeder Serpentine neue Ausblicke – Granit mit unabweisbar phallischer Ausprägung. Leider sehen wir keine Profi-Kletterer.

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Für das WoMo zu eng, für den Van aber nicht.

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Der Custer State Park ist allemal einen Besuch wert.

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Die Weiterfahrt – nun wieder mit zwei Fahrzeugen – führt durch Prärielandschaft, mal eben, mal hügelig. Eintönig finden wir sie nicht, obwohl an der 89 kaum Orte auftauchen. Es gibt Creeks, an denen Baumhaine stehen, ab und zu ein paar pechschwarze Kühe, die ein bisschen verloren wirken auf diesen endlosen, kargen Weiden. Mitten aus der Ebene erheben sich plötzlich zackige Felsen und bilden skulpturale Formen, die nie langweilig werden. Dazwischen wieder abrupt abfallende Schluchten, die die Prärie wie Linien auf  einem Schnittmuster durchziehen.

Auf dem Weg nach Douglas sind Mittagsrast und Einkaufen angesagt. Zum Essen machen wir Station in Cattleman's  Café. Bevor wir das Restaurant erreichen, müssen wir zunächst einen Shop mit allerlei Nippes passieren. Dann öffnet sich der Blick auf eine Gastronomie mit überraschend vielen Plätzen (etwa 200). Das Essen ist in Ordnung, Dieter hat sich für ein Elch-Steak entschieden, das – wie auch die anderen Steaks – in sieben Grillstufen (von rare über medium oder medium inside pink cold, medium inside pink warm bis well done, but no guarantee!) angeboten wird. Der Elch schmeckt Dieter ausgezeichnet, was er auch mehrmals betont. Lisa und Jasmin äußern sich zu dem Lobgesang auf den Elch-Abgesang nicht (129 Dollar, 25 Dollar Tip). Hier wie in allen Restaurants und Kneipen erleben wir, dass die amerikanischen Gastronomen langes Sitzenbleiben nicht schätzen. Undenkbar, dass man sich hier stundenlang an zwei oder drei Bierchen festhält. Es wird schnell geordert, schnell gegessen, schnell noch einmal nach weiteren Wünschen gefragt. Gibt es keine, kommt die Rechnung – mit der freundlichen Bemerkung „Whenever you're ready!“ Da bleibt einem nichts anderes übrig, als die Kreditkarte zu zücken und den Tisch zu räumen.

Auf dem KOA in Douglas finden wir zum Glück Platz – sonst hätten wir ein Problem gehabt, denn weit und breit gibt es keine Alternative. Als wir ankommen, stürmt es bereits gewaltig, dunkle Wolken türmen sich im Westen auf, einzelne Blitze zucken und ein paar Tropfen fallen. Da kommt die Durchsage, dass der Pool wegen Gewitter vorerst gesperrt ist. Aber wir haben Glück, das Gewitter zieht vorbei. So können wir die feuchte Decke draußen in den Bäumen trocknen, und die waschbaren Teile des morgendlichen Desasters wandern in die Waschmaschine. Die Damen auf dem KOA füllen das Waschpulver selbst in kleine Plastikbeutel ab – eine gute Idee. Das Beutelchen für 75 Cent reicht für zwei Ladungen.

Abends wird geschrieben, gespielt und geklampft. Dazu gibt es ein paar Hotdogs, die sich jeder selbst aus unseren Beständen zusammenstellt. Wir müssen allmählich mit unseren Vorräten auf die Mitte stricken, denn das Zigeunerleben im Wohnmobil wird leider in drei Tagen schon zu Ende sein. Dieter und Irene trinken eine Flasche Wein – damit haben wir nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Die Flasche mit dem schönen Mount-Rushmore-Etikett aus South Dakota für 16 Dollar schütten wir weg – unsäglich süß. Auf unsere Nachfrage hin erfahren wir, dass alle South-Dakota-Weine sweet sind – nix für uns. Und das Bier ist auch reichlich zuckrig – für Irene, die das herbe Siegerländer Pils (ja, hier ist das gute Krombacher Pils beheimatet!) zu Hause gar nicht mag, zwar ganz lecker, aber nach zwei Bechern hat man mehr Durst als vorher. Da hilft dann nur ein großes Glas köstliches Eiswasser.
Es wird mittlerweile schon früh dunkel, gegen 8.30 pm ist das Licht schon sehr diffus. An manchen Campgrounds kommen wir schon in den Genuss von „off season prices“, obwohl Labor Day erst noch bevorsteht. In manchen Gegenden ist die Schule schon wieder im Gange, in anderen starten die Kinder nächste Woche wieder.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 14.05.2014, 22:17 Uhr
Waaaaas? Da ist man mal zwei Tage nicht da und schon seid ihr klammheimlich ein paar Hundert Meilen weiter?

Schade, es sieht so aus, als ob ihr nicht mehr lange unterwegs seid...
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Yaphi am 15.05.2014, 12:43 Uhr
Hui, da bin ich ja in letzter Sekunde noch aufgesprungen.
Sehr schön geschriebener Reisebericht und was für eine Monsterlogistik mit 7 Leuten :D
Wow, dass ihr euch da überhaupt auf Ziele/ Wanderungen etc. einigen konntet ist schon beeindruckend. Wir hatten da mit drei Leuten schon Probleme, dass wir erstmal 10 Minuten ausdiskutieren mussten, welche Wanderung es denn nun werden würde.
Obwohl bei 7 Leuten müsste man zumindest immer einen dabei haben, der nochmal dieses oder jenes mit einem startet, während die anderen faul auf dem Sofa liegen ;)
Freue mich auf die letzten Berichte und Bilder und dein Fazit. Würde mich interessieren, ob ihr soviel gesehen habt, wie ihr euch vorgestellt habt, oder ob euch die Gruppe etwas gebremst hat.

P.s: Super sind die kurzen trockenen Kommentare von Dieter ! :D
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 15.05.2014, 18:39 Uhr
Hallo Yaphi,
"trocken" sagt mir ja noch etwas, aber was meinst du mit "diskutieren" und "einigen"?
 :rollen:, D.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 15.05.2014, 19:07 Uhr
Ach ja die schwarzen Kühe die einen dümmlich anstarren und die süddakotische Prärie drum rum, das hat mir auf der Fahrt auch sehr gut gefallen. Wundert mich eigentlich selber dass mir das nicht langweilig geworden ist. Den Custer State Park ist wirklich toll, da kann man auch sehr schön wandern. Schade dass bald Schluß ist!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 15.05.2014, 20:01 Uhr
29. August: Country Music on the Road

Heute stehen 430 Kilometer bis Strasburg – eine gute halbe Stunde östlich von Denver – an. Wir wollen auf dem ausgesuchten Campground zwei Nächte bleiben, um in Ruhe klar Schiff zu machen und zu packen. Auf der Interstate 25 geht es stetig nach Süden. Im Westen sehen wir die Gipfel der Laramie Mountains, ansonsten Prärie, soweit das Auge reicht. In dieser Ecke von Wyoming leben kaum Menschen, wir passieren nur eine Handvoll Siedlungen, hinter denen die Straße einfach im Grasland endet. Die Ortsschilder vermerken die Einwohnerzahl. Manchmal ist sie einstellig.

Inzwischen begleitet uns im Wohnmobil Country-Musik aus dem CD-Player. Ein paar CDs haben wir unterwegs erstanden. Jakob liegt während der Fahrt meistens – mit Beckengurt angeschnallt – auf dem Sofa und döst mit Kopfhörern auf den Ohren, denn der Musikgeschmack der Eltern ist nicht ganz seiner. In beiden Fahrzeugen sorgen die neuen Nintendos für Unterhaltung – zum Englischlernen nicht schlecht, denn Dr. Kawashimas Gehirntraining fordert natürlich alle Leistungen in Englisch ein. Die Sprachübungen sind für uns ganz schön schwierig.

Eine Stunde vor Denver grüßen die Rockies rechter Hand. Wir queren mit Tom-Toms Hilfe die Großstadt und wenden uns gen Osten. Auf den Schildern steht mehrfach „Toll way“, und auch das Navi hat uns auf mautpflichtige Straßen hingewiesen. Wir fahren munter drauflos in der Annahme, dass wohl irgendwo eine Zahlstation steht. Dem ist nicht so. Vielleicht muss man hier, wie in Österreich, vor der Fahrt irgendwelche Pickerl kaufen? Oder werden die die Nummernschilder von Kameras erfasst?  Wir haben keine Ahnung und fahren lieber von der Interstate 70 ab, um die letzten Kilometer auf einer parallel verlaufenden Landstraße zurückzulegen.
Der KOA in Strasburg, einem kleinen, wenig reizvollen Ort, ist nicht schön gelegen, gleich an der Interstate und neben einer Bahnstrecke.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9953.JPG)
Frühstück bei – nein, nicht Tiffany.

Der Platz, den man uns für das Womo zuweist, liegt auch noch direkt an der Straßenseite, mit penetrant bellenden Hunden in direkter Nachbarschaft, die jeden unserer Schritte lautstark kommentieren. Das hört sich Dieter nicht lange an. Überschlägig schätzt er den Umfang der reich verzierten Oberarme der beiden Hundebesitzer ab, und begibt sich angesichts des selbst mit verkleinernder Gleitsicht-Optik eindeutigen Ergebnisses schnurstracks ins office, um bei den Damen eine andere Site zu erbitten. Was auch ohne Oberarm-Vergleich problemlos klappt. Da hatten die Hundebesitzer ja gehörigen Dusel. (Na, na na, Irene!, D.)

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9960.JPG)
Ein paar Tropfen Regen gab es in Strasburg auch, und den schönen Regenbogen


(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_jakongeschafft.jpg)
Zwar nicht allein zuhaus, dafür aber ein bisschen geschafft: Jakob

Der Shoppinghunger der Mädchen hingegen ist noch lange nicht gestillt. Sie wollen zu einem Hollister-Shop in Aurora. Es wird beschlossen, dass die jungen Leute am nächsten Morgen dort hin fahren.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Yaphi am 15.05.2014, 22:43 Uhr
Hallo Yaphi,
"trocken" sagt mir ja noch etwas, aber was meinst du mit "diskutieren" und "einigen"?
 :rollen:, D.


Wer drei Jungs großgezogen hat, kennt keine großen Diskussionen, was ? :D
Und Irene mach mal langsam, sonst seid ihr gleich schon im Flieger und der Bericht zu Ende :(
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 15.05.2014, 23:06 Uhr
Keine Sorge, in Denver gab es noch viel zu erleben für uns - und zu lesen für euch!  :) Außerdem musste Dieter noch ganz tapfer sein ...
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 16.05.2014, 20:22 Uhr
30. August: Medical Care auf Amerikanisch

Es kommt zu einer unvorgesehenen Verzögerung. Wir machen nämlich Bekanntschaft mit dem US-amerikanischen Gesundheitssystem. Dieter hat nach einem Mückenstich (woher will sie wissen, ob es eine Mücke war?, D.) am Knöchel eine Rötung, die sich durch unregelmäßige Begrenzungen auszeichnet. Das alarmiert uns, weil er schon zweimal ein Erysipel am Bein hatte, eine Blutvergiftung, die unbedingt antibiotisch behandelt werden muss (damals hatte Irene gesagt, ich solle mich nicht so anstellen. Hab` dann auch auf harten Burschen gemacht, bis ich kurz vor der Amputation stand, D.). Ob es auch diesmal tatsächlich ein Erysipel ist, wissen wir nicht, aber wir wollen auf Nummer sicher gehen. Zumal Krankenschwester Lisa auch skeptisch ist.

Der freundliche KOA-Staff schildert den kurzen Weg zum High Plains Medical Center in Strasburg. Die Prozedur – Aufnahme, detaillierte Anamnese einschließlich Erkrankungen der ganzen Familie und Vorgänger-Generationen bis hin zur Abspaltung von den Neanderthalern, diverse Untersuchungen – dauert eineinhalb Stunden. Dennis ist für Dieter zuständig und stellt sich auf Deutsch vor. Er hat einige Zeit in der Schweiz gelebt. Er ist kein Arzt, wie er uns ganz zum Schluss erklärt, sondern steht zwischen Krankenschwester und Doktor. Er leuchtet in Augen, Mund und Ohren, betrachtet die Rötung, verschwindet zwischendurch eine halbe Stunde zu einem anderen Patienten, zeichnet dann um die Rötung mit dem Edding einen Kreis und schreibt ein Rezept für ein Antibiotikum aus. Das soll Dieter im Supermarkt holen und einnehmen, falls der Fleck in den nächsten beiden Tagen größer werden sollte. Wir sind jedenfalls einigermaßen beruhigt, weil wir den Eindruck haben, dass die Rötung schon nicht mehr so flammend ist. 169 Dollar kostet die Untersuchung.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_medicalcenterneu.jpg)
Das High Plains Medical Center in Strasburg, eine Art Poliklinik.

Auf dem Rückweg zum Campground holen wir noch drei Rollen Bubble Wrap und eine Rolle Tape beim Post Office, denn Dieter hat sich doch entschlossen, die Gitarre mit nach Deutschland zu nehmen. Dazu muss sie einigermaßen transportsicher verpackt werden.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal__DSC9955.JPG)
Auch eine Art von Verpackungskunst.

Nun endlich können die Kinder Richtung Hollister starten. Um es vorwegzunehmen: Ihr Fischzug ist erfolgreich, vor allem für Julian, der mit zwei großen Tüten ankommt. 40 Prozent „off“ am Wochenende – es scheinen alles Schnäppchen gewesen zu sein. Irene wird ganz anders, wenn sie an die Kofferkapazitäten denkt.

Aber auch die Eltern waren in der Zwischenzeit nicht untätig. Dieter hat nämlich bei der Suche nach aktuellen Ereignissen in Denver, wo wir ja das Wochenende verbringen wollen, entdeckt, dass am Sonntag das Endspiel der Collegemeisterschaften von Colorado im Football ansteht. Der viel versprechende Name: Rocky Mountain Showdown. Die favorisierten Colorado Rams aus Denver treten gegen die Buffaloes aus Bolder an. Und das Spiel findet im Authority Field statt, dem Heimstadion der Denver Broncos. Die starten leider erst später in die Saison.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_Denver_Broncos_Stadion.jpg)
Am liebsten hätten wir im Stadion in Denver die Broncos mit Peyton Manning
gesehen, die später im Super-Bowl-Finale gehen die Seattle Seahawks auf so
dramatische Weise untergegangen sind. Alle Männer haben bei uns mitgelitten.

Im Internet erfahren wir, dass für das College-Finale nur noch weniger als 200 Karten verfügbar sind. Bei der Buchung online kommen wir nicht so recht weiter, bei der einen Website können wir uns nicht richtig registrieren, die andere will uns die Karten zuschicken, das kann zeitlich nicht funktionieren. Unser Hotel, das Hilton Garden Inn Downtown, kann oder will uns keine Tickets vermitteln. Also ruft Irene bei Stubhub an und bucht telefonisch. Beim ersten Mal meldet der Computer kurz vor Abschluss der Transaktion einen Fehler, offenbar sind nicht mehr alle sieben Karten verfügbar, jemand muss sie uns während der Buchung weggeschnappt haben. Der nette Mitarbeiter kann abhelfen: Statt der sieben Tickets für 88 Dollar bietet er nun welche für 114,99 an. Wir beratschlagen uns kurz und schlagen dann zu. Der Spaß kostet uns alles in allem nun 900 Dollar – wir sind gespannt. Sofort kommt eine E-Mail mit der Ordernummer. Die Karten müssen wir im VQ-Hotel in der Nähe des Stadions abholen, dort hat Stubhub in der Lobby ein Büro.

Nun geht es ans Packen  ˗ man glaubt gar nicht, was aus den Schränken des Womos alles zum Vorschein kommt. Und man glaubt schon gar nicht, wie wenig Platz in den Koffern ist. Hier schon mal für die nächste Reise: Viel weniger mitnehmen! Viel weniger! Dann klappt es vielleicht auch mit den Einkäufen. Vor allem Jakob klagt über den zu kleinen Koffer. Er war ja von Anfang an damit nicht zufrieden und gibt nun seiner Mutter alle Schuld, dass das Gepäckmanagement schwierig zu werden droht.

Am Abend verspeisen wir  eine Großpackung Frühlingsrollen, die noch im Tiefkühlfach lagen. Alles an angefangenen Dosen und Packungen wird nach und nach entsorgt.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Samba am 16.05.2014, 20:34 Uhr
ein sehr schöner Reisebericht ! Danke für das schreiben - ich lese immer gerne mit
Bei dem Erypsel von deinem Mann kommen unschöne erinnerungen hoch
mir ging es auch mal so hatte plötzlich in Washington DC hohes Fieber und schmerzen in der Leiste
musste dann aber zurück nach New York Auto abgeben und heim fliegen
Bin irgendwo in Maryland gelandet und konnte nicht mehr mein Bein war wie von einem Elefanten
Dachte auch erst mich hat was gestochen.. In meiner verzweiflung schickte ich meine Frau los einen Arzt zu besorgen. Es kam ein Rettungswagen und sogar der Sheriff (  :shock: :shock: ) ist das eigentlich immer so in den USA ?

Die schauten sich das an und meinten ich hätte eine Grippe  :roll:

Es wurde eigentlich nicht besser ehr schlimmer - die Nacht war die Hölle aber ich und meine Frau haben es bis JFK geschafft Auto abgegeben und nach Deutschland geflogen. mein Bein wurde immer dicker -- schon fast wie Pergamentpapier war die Haut
konnte mir zum Glück eine Mittelreihe im Flugzeug sichern und habe bis Düsseldorf gepennt. Dann noch 5 Stunden bis nach Hause gefahren. Und zuhause ab ins klinikum wo sie steif und fest behaupten ich hätte ein Trombose
Bis sie einen Test gemacht haben.. ich bekamm Antbiotika in Flaschen und war nach 2 Wochen fast wieder fit

Seither arbeiten die Lympfen in dem bein nicht mehr richtig was im Sommer oft zu Wasser führt
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Yaphi am 17.05.2014, 00:47 Uhr
*Sabber, sabber*
Ihr wart im Mile High ????
Wie geil ! Ich warte gespannt auf den Bericht und die Bilder ! Bei meiner nächsten Reise, die mich irgendwie in die Region führt, muss ich da auch unbedingt hin...
(Ich weiß, dass es mittlerweile Sports Authority Field heißt, aber für mich bleibt es das Mile High ;) )
Hoffe Dieter ging es dann schnell wieder besser, das "Medical Center" sieht so mittelmäßig vertrauenserweckend aus....
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 17.05.2014, 19:09 Uhr
31. August: Ein Eisblock fällt vom Himmel

Den letzten Womo-Tag beginnen wir mit einem Pancake-Breakfast, den der KOA nur am Wochenende anbietet. Unsere Idee, im Office heiße Schokolade und Latte für Lisa zu holen, erweist sich als zeitraubende Aktion, denn die nette KOA-Dame ist von der extrem gemütlichen Sorte. Das Aufschäumen der Milch – wozu braucht heiße Schokolade aufgeschäumte Milch? – ist ein quälend langsamer Vorgang, und er muss dreimal wiederholt werden. Irgendwann machen sich auch die letzten der Gruppe über die Pancakes her.

Dann geht die Pack-Arie weiter. Den Joke des Tages leistet sich Jonas. Wir haben noch einen nahezu vollen Sack Eis im Tiefkühlfach liegen. Der festgefrorene Block – das nächste Mal kaufen wir uns einen Eis-Pick; zum Portionieren mit Faust oder Messer auf das Eis einzuhämmern, war nicht so angenehm – wird auf den Rasen der Campsite gekippt, die Plastikverpackung entsorgt. Jonas fotografiert den Block mit dem i-Phone und postet dazu auf Facebook: „Soeben großer Eisblock direkt neben dem Womo auf die Erde gefallen, stammt vermutlich aus einem Flugzeug. Zum Glück wurde niemand verletzt.“ Die Reaktionen darauf amüsieren uns noch tagelang. Es wurde zu einer saftigen Schadenersatzklage geraten, andere wollten wissen, ob der Eisblock nach Pipi riecht.

(http://www.usa-reise.net/galerie/albums/userpics/13851/normal_eisblock.jpg)
Das eiskalte Ding aus dem Weltraum.

Alle Schränke leer, Koffer und Handgepäck gepackt. Jetzt geht es zum ersten Mal in diesem Urlaub an die Propangas-Tankstelle. Wir zahlen 20 Dollar fürs Auffüllen. Dann wird noch einmal gedumpt, und wir steuern Roadbear an. Rückgabezeit ist spätestens um 10.30 Uhr. Da wir aber keinen Shuttle benötigen (Roadbear shuttelt nur zum Airport, wir müssen aber nach Denver downtown), haben wir Zeit bis 11 Uhr. Um 10.35 Uhr treffen wir nach dem Tanken auf dem Hof in der Dahlia Street ein. Er steht schon dicht voll mit Wohnmobilen, Familien sitzen in der prallen Sonne auf Bergen von Gepäck.

Bärenspray en gros


Bei uns geht alles flott, keine Schäden am Womo, wir räumen die große Tasche mit Urlaubsüberbleibseln für nachfolgende Reisende in das entsprechende Regal. Es platzt allerdings ohnehin schon aus allen Nähten. Aber wir lassen nützliche Sachen da: Ein komplettes Zelt, nur zweimal gebraucht, einen Volleyball mit Pumpe, eine breite Luftmatratze. Die beiden Dosen Bärenspray wollen wir nicht einfach so in das Regal legen. Zu unserer Verblüffung weist die Roadbear-Frau auf das Office, in dem wir unsere Dosen zu der bereits vorhandenen „Bärenspray-Sammlung“ packen sollen. Liebe Roadbear-Mitarbeiter, es wäre doch eine gute Idee, die Sammlung bei Bedarf an Urlauber weiterzugeben, statt alle zu nötigen, pro Spraydose 40 oder mehr Dollar auszugeben!

Bevor die Womo-Übergabe erledigt ist, machen sich Jonas, Lisa, Jasmin, Julian und Irene mit dem Van und einem Großteil des Gepäcks auf den Weg ins Hotel. Dank Jonas Handy-Navi finden wir es einigermaßen schnell, die Parksituation am Hilton Garden Inn Downtown ist etwas schwierig. Wir stellen den Wagen in einer Seitenstraße an einer Parkuhr ab, und Irene checkt im Hotel die Lage. Die Mitarbeiter am Front Desk haben offenbar Probleme mit dem System, es dauert ziemlich lange, aber dann halten wir die Keycards für alle vier Zimmer in der Hand, obwohl es erst 11.30 Uhr ist (Checkin eigentlich erst ab 15 Uhr). Die Kinder beziehen ihre Räume im achten Stock, Jonas macht sich mit Irene auf den Rückweg zu Roadbear, um den Rest der Truppe zu holen. Bevor wir  wieder im Hotel eintreffen, gibt es noch einen Schlenker zum Authority Fields Sports Stadium, denn im direkt daneben gelegenen VQ-Hotel hat Stubhub ein Büro, in dem wir die Karten fürs Football-Spiel abholen können. Dann wird auch das restliche Gepäck in die Zimmer verfrachtet, und zu dritt machen sich Jonas, Dieter und Irene auf den Weg Richtung Flughafen, um das Auto loszuwerden.

Am Denver Airport, einem riesigen Gelände außerhalb der Stadt, gibt es ausgedehnte Autovermietstationen. Alamo ist sicher eine der größten. Der Return geht ratzfatz, eine Mitarbeiterin nimmt uns in Empfang, scannt die Wagendaten mit einem mobilen Gerät, markiert die beiden Steinschläge in der Windschutzscheibe mit einem Edding und druckt gleich ein Receipt aus, nach dem wir noch 175 Dollar zu zahlen haben. Das ist offenbar die Insurance, die wir zu Beginn abgeschlossen haben. Wir zeigen den 25-Dollar-Beleg von der Reifenreparatur, und nach kurzem Check bekommen wir sie erstattet.

Großraum-Shuttle nach downtown

Jetzt erhebt sich die Frage: Wie kommen wir wieder nach Denver? Der übliche Weg nach dem Autoreturn führt zum Airport-Terminal mit dem Alamo-Shuttle. Dort erkundigen wir uns nach Hotel-Shuttles nach Downtown, erfahren aber, dass es nur ein Großraumshuttle für 20 Dollar pro Person oder Taxis gibt. Wir entscheiden uns für ein Taxi. Flatrate nach Downtown: 55,75 Dollar, 10 Dollar Tip. Dafür werden wir komfortabel direkt vor dem Hotel abgesetzt.

Geschafft, jetzt wollen wir Denver erkunden. Die 16. Straße liegt nur eineinhalb Blocks entfernt, hier spielt die Musik. Jasmin und Julian waren schon auf eigene Faust unterwegs, Jonas und Lisa wollen mit Jakob zum Firefighter-Museum, und Dieter und Irene bummeln. Dabei nutzen wir auf dem Rückweg zum Hotel auch den Free Shuttle Bus, der ständig auf der 16th verkehrt. Sehr praktische Einrichtung. Leider haben die Firefighter-Leute Pech: das Museum schließt um 4 pm, und auch am Sonntag und Montag (Labor Day) bleibt es zu.

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Der Free Shuttle Bus auf der 16th. Es geht meist eng zu, aber Jasmin und Julian passen noch rein.

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Irene lernt die Karte auswendig.

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Die Hauptstraßen sind aufgeräumt.

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Die Seitengassen weniger.

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Wir treffen uns abends zum Essen und gehen in die Old Spaghetteria in LoDo (Lower Downtown, das Kneipenviertel Denvers) – lecker und günstig (91 Dollar plus 15 Dollar Tip). Originell sind hier viele Sitzgelegenheiten: Die Bänke sind Kopf- und Fußteile von Betten in ganz unterschiedlichem Stil.

Die Zimmer im Hilton sind recht geräumig, im Bad gibt es eine Sitzbadewanne, ansonsten ist der Standard auf europäischem Viersterne-Niveau. Das Hotel hat Dieter nicht nur mit Blick auf die Lage, sondern auch wegen des Indoor-Pools ausgesucht, den Julian und Jasmin frequentieren. Daneben gibt es auch einen Kraftraum.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 17.05.2014, 21:36 Uhr
Oh, Denver! Stehen die vielen Klaviere noch in der Innenstadt? Wahrscheinlich nicht, oder? Ihr hättet sie sicher fotografiert!
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 17.05.2014, 22:18 Uhr
Nein, Klaviere waren leider nicht zu sehen.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 18.05.2014, 09:42 Uhr
Eis aus dem All  :lachroll: ich lach mich schlapp! Ich kann mir gut vorstellen wie ihr euch amüsiert hat. Das erinnert mich jetzt spontan an die Stories im Internet dass es die Stadt Bielefeld gar nicht gibt  :rollen:
Denver anzuschauen haben wir nicht mehr geschafft, außerdem war Mitte September letzten Jahres da eine massive Überschwemmung, deshalb sind wir erst am Rückflugtag wieder nach Denver gefahren, noch mal was für das nächste Mal. Das mit dem Bus ist ja praktisch. Kann man da auf der 16th street auch shoppen?
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 18.05.2014, 12:32 Uhr
Man kann an der 16. Straße auch shoppen. Jakob hat sich dort einen neuen Koffer gekauft, der alte war in den drei Wochen irgendwie geschrumpft und plötzlich zu klein (wurde vom Hotel netterweise entsorgt). Es gibt aber auch Bekleidungsgeschäfte und vieles andere mehr und einen wunderschönen alten Buchladen (The Tattered Cover Bookstore) auf zwei Etagen.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: Inspired am 18.05.2014, 13:00 Uhr
Wenn ich mich recht erinnere, ist die 16th Street schon sehr ähnlich zu deutschen Fußgängerzonen bzw. Einkaufsstraßen, richtig?
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 18.05.2014, 17:54 Uhr
Klar, viele Kettenstores und so was, Kneipen und Restaurants - sehen und gesehen werden, wie bei uns, nur auf Amerikanisch.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 19.05.2014, 09:43 Uhr
1. September: Go, Buffaloes, go!

Heute ist „Rocky Mountain Showdown“. Vorher aber schwärmen wir wieder aus, je nach Interessenlage. Jakob will einen Koffer kaufen (siehe oben) und damit das Ärgernis seines zu klein gewordenen Koffers beseitigen, Julian will Schuhe besorgen, denn seine sind es eigentlich nicht mehr wert, über den großen Teich zu fliegen. Beides klappt, der Koffer, ein kobaltblauer Samsonite, ist nicht gerade ein Schnäppchen (225 Dollar), aber gewiss sein Geld wert.

Irene und Dieter entscheiden sich für das Art-Museum. Zuvor aber lässt uns die Frage keine Ruhe, wie wir denn ins Stadion kommen sollen. Ein Fußweg von einer guten halben Stunde ist möglich, aber die Lauffreudigkeit unserer Mannschaft ist doch recht begrenzt. Im Hotel empfiehlt man den Light Train, der gleich nebenan am Conventional Center hält. Dorthin machen wir uns auf und studieren ausgiebig Fahrpläne und Ticketinfos. Wir ziehen am Automaten sieben One Way Tickets zum Stadion. Dass das ein Fehler war, wird sich später herausstellen. 

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Auf dem Weg zum Light Train

Fahrscheinmäßig vermeintlich gut für die spätere Fahrt zum Football-Spiel ausgerüstet, machen wir uns auf zum Art-Museum.

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Das Art-Museum ist vor einigen Jahren zu einem großen Komplex erweitert worden.

Den Neubau hat Daniel Libeskind entworfen. Wir schauen uns zuerst die Sonderausstellung von Nick Cave an, einem Künstler, der u. a. bizarre, lebensgroße Figuren ohne Gesichter macht. Sie leben durch ihre Gewänder – mal aus Tausenden von Knöpfen, mal aus bunten Topflappen, mal aus Polyesterfasern, wie sie in Putzutensilien verwendet werden. Cave benutzt Alltags-Nippes für eigenartige Installationen. Oft sitzen Dekohunde auf Sofas oder Sesseln, um sie herum und über ihnen ein kunstvoll verwobenes Konglomerat aus Hunderten von bunten Figürchen, Stoffblumen und Kitsch. Ein Bild, das man sich an die Wand hängen könnte, findet man kaum in der Ausstellung, aber dafür neue und wirklich originelle Herangehensweisen an Gegenstände des amerikanischen Alltags. Fotografieren ist streng verboten.

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„Spun“, also textile Kunst, ist ein weiteres Sonderthema des Museums. Wir schauen uns die Schau der Navajo-Webkunst an. Die Blankets aus Wolle in den traditionellen Farben Rot, Schwarz und Weiß sind kunstvoll hergestellt. Zuerst wurden sie nur über die Schultern gelegt und vorne zusammengebunden, dann mit einem Schlitz für den Kopf versehen, so dass mit Hilfe eines Gürtels ein richtiges Kleid entstand.

In zwei Gebäuden auf insgesamt sieben Etagen wird Gegenwartskunst präsentiert, vor allem aber auch indianische und präkolumbianische Kunst. Unmöglich kann man sich in drei Stunden alles anschauen – die Eintritt ist übrigens mit 13 Dollar günstig, für 15 Dollar hat man auch Zutritt zu den Sonderschauen. Wir sehen eine Menge, einschließlich einer Überraschung: eine Gegenüberstellung eines deutschen und eines malinesischen Porträtfotografen. Der Deutsche ist August Sander, ein Siegerländer, der zu Hause bestens bekannt ist. Wir sind fasziniert von seinen Porträts aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg. Ihm ging es um Typen, nicht um Individuen. Der soziale Status, der Beruf, die Lebenssituation des Menschen drückt sich in den Fotos aus. Aus den 50er-Jahren stammen die Bilder des Fotografen aus Mali, die ganz andere Motive, aber gar keinen so anderen Blickwinkel haben.

Eine unangenehme Überraschung


Gegen 14 Uhr brechen wir zum Football-Match auf. An der Light Train Station verteilt Irene die Fahrkarten, die wir auch brav entwerten. Ob das nötig ist oder nicht, ruft schon die ersten Diskussionen hervor. Im Zug dann die unangenehme Überraschung: Die Tickets weisen eine Expiring Time von 12.30 Uhr auf, entdeckt Jakob. Sie sind nämlich, wie uns die Kinder energisch klarmachen, nur eineinhalb Stunden nach dem Kauf gültig. „Das ist doch in der ganzen Welt so, das müsst ihr doch wissen.“ Sie haben wohl recht, aber wir fahren tatsächlich zu Hause nicht Bus oder Straßenbahn (in unserem Dorf gibt es nicht einmal eine Haltestelle), und im Ausland lösen wir meistens Tagestickets. Man lernt eben nie aus.

Fest steht: Wir fahren schwarz. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Augen zu und durch oder aussteigen und neue Tickets kaufen. Wir entscheiden uns für die zweite Variante. Direkt an der nächsten Station füttern wir den Automaten noch einmal mit gut 15 Dollar (2,25 pro Person) und nehmen den nächsten Train. Nach einmaligem Umsteigen sind wir – und mit uns etliche andere Football-Fans – am Ziel. Am Bahnhof Authority Fields stellt sich heraus, dass wir gut daran getan haben, neue Fahrkarten zu ziehen: Am Ausgang sind Sperren, Kontrolleure checken jede einzelne Fahrkarte. Wir atmen durch.

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Fahrschein-Konferenz. Die Anklage gegen Irene und Dieter schwankt zwischen Dummheit
und Unwissenheit. Für beides gibt es am Ende mildernde Umstände.

Zehn Minuten Fußmarsch zum Stadium. Unterwegs versuchen fliegende Händler, Geschäfte mit Wasser zu machen, aber es gibt auch kostenlos Cherry-Cola. Wir haben nur die Kamera mit. Handtaschen, die größer als eine Hand sind, sollen im Stadion nicht erlaubt sein. 20 Zentimeter breit darf lediglich ein durchsichtiger Plastikbeutel sein. Auch diese Beutel werden auf dem Weg angeboten – für 5 Dollar! In die handliche Kameratasche hat Irene die Eintrittskarten und das Portemonnaie gesteckt. Aber selbst diese Tasche übersteht die Eingangskontrolle nicht. Sie muss am Baggage-Zelt eingecheckt werden (wenigstens kostenlos).  Die Kamera findet Gnade vor den Augen der Security. Wir haben nur das Normalobjektiv mit, ein großes Tele, so erfahren wir, würde wohl nicht akzeptiert.

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Nach und nach füllt sich das Stadion.

Wir versorgen uns mit Snacks und Getränken (aus coolen Bronco-Bechern) und begeben uns zu unseren Plätzen. Dritte Reihe, wirklich dicht dran am Geschehen. Und an den Cheerleadern, die sich in knappen Röckchen bald direkt vor unserer Nase aufbauen. Dieter zückt zufrieden seine Videokamera. Die Stunde vergeht schnell: Die Mannschaften wärmen sich unter dem Jubel der jeweiligen Anhänger auf, vielköpfige Blaskapellen machen Stimmung mit Musik und flotten Choreographien. Dann natürlich die Hymne und – kurz vor dem Spiel – der absolute Hit: die Buffaloes haben ihr Maskottchen, einen lebendigen Büffel mitgebracht und treiben ihn unter ohrenbetäubenden Gebrüll der Zuschauer einmal diagonal übers Spielfeld. Zehn kräftige Cowboys rasen neben dem Tier her und sorgen dafür, dass es nicht ausbricht, sondern in vollem Galopp in den an der Eckfahne stehenden Transportwagen springt. Unglaublich!

Gegen das Buffaloe-Maskottchen ist das zahme Dickhornschaf der Rams natürlich zum Gähnen. Auch deshalb entscheiden sich Dieter, Jakob und Irene spontan, Buffaloe-Fans zu werden. Außerdem sitzen wir in der entsprechenden Nachbarschaft. Die Rams-Fans – sehr lautstark und zahlreich, schließlich sind sie die Heimmannschaft – haben sich in der Kurve links von uns niedergelassen.

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Wir schreien uns die Kehlen heiser, und das Spiel ist wirklich aufregend. Wir haben eine grobe Ahnung von den Spielregeln, die Kinder haben sich vorher im Internet etwas informiert. Im Laufe des Spiels erschließen sich die Regeln immer besser – manches verstehen wir aber auch nach vier Stunden noch nicht. Aber egal, spannend ist es jedenfalls. Und unsere Buffaloes gewinnen 40 zu 20, ein paar tolle Touchdowns haben wir gesehen, und das wilde Durcheinander auf dem Spielfeld hat irgendwie etwas Archaisches. Damit es nett anzusehen bleibt, geben die Cheerleader direkt vor uns ihr Bestes, nicht nur stimmlich, sondern auch akrobatisch. Die Jungen müssen beim Heben und Werfen Schwerarbeit leisten. Ein Mädchen fällt allerdings aus recht großer Höhe und schlägt hart mit dem Rücken auf. Nach ein paar Minuten aber ist es wieder bei der Truppe.

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Vier Viertel von je 15 Minuten dauern geschlagene vier Stunden. Immer wieder wird die Zeit angehalten, über die Stadionbildschirme flimmert fast minütlich Werbung. Einmal gibt es einen nichtkommerziellen Spot: „Katie, will you marry me?“ leuchtet auf, und dann zeigt die Kamera ein Mädchen in T-Shirt und kurzer Hose auf den Rängen, offensichtlich Katie. Der Freier darf sich unter dem Jubel der Zuschauer seinen Ja-Kuss abholen, natürlich in Großaufnahme  gezeigt.

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Als wir gehen, ist es beinahe dunkel. Die Logistik klappt, das nahezu ausverkaufte Stadion leert sich schnell, Irene holt die Kameratasche ab, und die Züge warten schon. Kurz vor 9 sind wir zurück in der Stadt und stürzen uns noch ins Nachtleben auf der 16th Street Mall. Immerhin ist morgen Labor Day, außer den Football-Fans sind viele Touristen in der Stadt an diesem Wochenende, und auch die Einheimischen haben morgen in der Regel frei.

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Da ist es ist nicht so einfach, zu siebt in einer Bar oder einem Restaurant etwas zu finden. Beim Sheraton Hotel haben wir schließlich Glück und bekommen einen Tisch draußen. Es ist ein warmer Abend, nachdem nachmittags beim Spiel auch die Sonne kräftig schien. Was wir gemacht hätten, wenn es beim Match geregnet oder gewittert hätte, möchte ich mir lieber nicht ausmalen. Tipp übrigens für Denver-Besucher: Section 108 und die Sections rechts daneben (von oben gesehen) haben die Sonne im Rücken, für Nachmittagsspiele ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn auf der gegenüberliegenden Seite blinzeln die Zuschauer in die Sonne.

Wir beschließen den letzten Abend in Denver mit Cocktails, Bier und Wein. Es hat zum Glück bis jetzt alles geklappt, keiner ist krank geworden, alle geplanten und gebuchten Reisebausteine haben funktioniert. Darüber sind vor allem Dieter und Irene als Organisatoren der Reise erleichtert. Dass nicht alles dem Geschmack der Kinder entsprochen hat, war uns schon vorher klar. Julian fand, dass zu viel Landschaft und zu wenig Meer (nämlich gar keins) geboten wurde. Jasmin war die Fahrerei gewiss oft zu viel. Lisa war vielleicht das Campen zu rustikal (die Mädchen haben sich mit den hygienischen Verhältnissen mitunter schwer getan). Jakob hat die Reise nach unserem Eindruck durchweg genossen, auch wenn ihm die Eltern (vor allem die Mutter) oft nicht relaxed genug erschienen. Jonas hat es gefallen, zumindest nach der Frequenz und dem Inhalt seiner Facebook-Postings zu urteilen. Er scheut allerdings den Flug.

Insgesamt lief es trotz der Enge und des täglichen und nächtlichen Miteinanders von sieben Erwachsenen ganz unterschiedlichen Charakters recht harmonisch, alle haben sich weidlich bemüht, keine Missstimmung aufkommen zu lassen.

Unser nächster  USA-Urlaub (Februar/März 2015) wird sicher keine Großfamilien-Expedition, sondern ein schnuckeliger Urlaub zu zweit, den die „älteren Herrschaften“ dann ganz nach Gusto mit Wandern, Stadtbummeln und leckerem Essen ausfüllen werden – ohne Facebook und ohne den unbezähmbaren Drang nach Wifi.

Exkurs: Reiseführer

Die Planung für unsere Reise hat unzählige Stunden gedauert – für uns ein Quell der Vorfreude, keine Last. Profitiert haben wir vom USA-Forum, von der Zeitschrift „America“, von Websites der verschiedenen Tourismus-Büros in USA und vor allem und nach wie vor von gedruckten Reiseführern. Drei von ihnen hatten wir auch im Koffer: Iwanowskis „USA Nordwesten“, Grundmann: „Der ganze Westen“ (Reise-Knowhow) und Wagner/Wagner: „Rocky Mountains“ (Vista Point). Unterwegs wirklich nützlich waren nur die beiden letzten. Ohne Grundmann reist man nicht, und richtig gute Praxis-Tipps haben wir immer wieder in dem Ringbuch vom Vista-Point-Verlag gefunden, zumal er unsere Route in weiten Teilen abbildet. Beim Grundmann, der natürlich langsam veraltet (Ausgabe 2005),  haben wir bei unseren Reisen stets nur zwei Kritikpunkte: Das wirklich schwache Index-Register am Ende, hier fehlen viel zu viele Stichworte, und die Vorliebe des Autors für primitive Natur-Campgrounds, die mit einer Abneigung gegen Komfortplätze einhergeht.
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: NähkreisSteffi am 19.05.2014, 15:32 Uhr
Hallo Irene und Dieter,

ach wie schade, dass eure Reise schon zu Ende ist. Es war wirklich toll.

Deine Anmerkungen haben mich doch sehr schmunzeln lassen. Das ist die Jugend von heute. Unsere beiden Jungs (heute 19 und 21) verhalten sich ganz genauso. Deshalb fehlt uns auch noch der Yellowstone, "wegen zu viel Natur"!

Vielen Dank  :rotor:

Steffi
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: paula2 am 19.05.2014, 18:11 Uhr
Hallo ihr alle!
Ich fand die Reise total klasse und habe mit Begeisterung euren Bericht gelesen! Einfach toll wie ihr das alles auf die Reihe gekriegt habt. Mir war es such nicht zuviel Natur und Facebook habe ich nicht vermißt  :D
Danke an euch alle und auf ein Wiedersehen/lesen  :dankeschoen:
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: U2LS am 19.05.2014, 18:15 Uhr
Die Planung für unsere Reise hat unzählige Stunden gedauert – für uns ein Quell der Vorfreude, keine Last.

kann ich nur unterschreiben!

Hallo Irene und Dieter,

obwohl ich euch zutraue, noch ein Fazit zu posten, bekommt ihr jetzt schon mal ein ganz dickes Dankeschön von mir für diesen wunderbaren Bericht. Besonders gefallen hat mir die "Lagerfeuerromantik" mit Grillen, Livemusik und Gesellschaftsspielen, ganz so wie früher; einfach nur geil (ihr merkt, ich träume gerade von meiner Jugend  :oops:). Vielleicht kann ich ja meine 3 erwachsenen Kids auch mal zu so einem Patchwork-Abenteuer überreden!? Allerdings versuche ich es im Herbst noch mal alleine  :lol:

Hoffentlich wird euch der nächste (Minigruppen)Urlaub nicht langweilig  :wink:

LG
Lothar

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Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: ireula am 19.05.2014, 20:03 Uhr
2. September: Ein Labor Day mit Geschmack

Abreisetag – aber zuvor bleiben noch ein paar Stunden Mile High City. Wir frühstücken wieder im Hotel (15 Dollar pro Person, ganz annehmbares Buffet) und checken gegen 10.30 Uhr aus. Die Rechnungen, die gegen 6 Uhr unter den Zimmertüren durchgeschoben wurden, waren übrigens nicht korrekt. Sie wiesen die Übernachtungskosten aus, mit denen auch Irenes Kreditkarte belastet wurde. Fälschlicherweise, denn wir hatten über Priceline gebucht und die Zimmer bereits bezahlt. Der Desk bucht anstandslos zurück, allerdings ist die Kreditkarte nun am Limit und versagt zweimal ihren Dienst. Macht nix, wir haben ja genug von der Sorte.

Dann parken wir unser Gepäck – sieben Koffer, sieben Handgepäckstücke und eine Gitarre – beim Hotel und begeben uns auf das schon heiße Denver-Pflaster. Ziel ist der Park Civic Center, wo das Festival „Taste of Denver“ das ganze Labor-Day-Weekend bei freiem Eintritt lockt. Unzählige Essensstände, Musikbühnen, Verkaufsbuden und ein paar Fahrgeschäfte ziehen Tausende an.

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Julian und Dieter fahren Schiffschaukel.

Wir verfolgen auch eine Kochshow und wundern uns ein bisschen. Recht simple Rezepte werden hier bis ins kleinste Detail erklärt und demonstriert. Das bestätigt uns in unserer Auffassung, dass die Amerikaner es mit der Kochkunst nicht so haben – das Publikum verfolgt fasziniert, wie Tiefkühl-Fertigblätterteig ausgerollt wird …

Unser Fazit

Das Highlight der Reise? Yellowstone, obwohl die Arches auch ganz großartig waren. Aber Yellowstone ist eine so außerordentliche Landschaft, von der wir natürlich nur einen kleinen Teil gesehen haben.
(Kein Widerspruch, nur weil die Arches hier nochmals Erwähnung finden: Auch wenn die Sache mit Irenes Höllentour zum Delicate Arch längst ausgestanden und vergessen ist und in unserer Familie heute so gut wie niemand mehr darüber redet, muss an dieser Stelle der Redlichkeit willen festgehalten sein, dass man die Arches mit einem Rucksack voller Wasserflaschen vermutlich etwas entspannter genießen kann als jemand, auf dessen Buckel sich diverse Kamerateile und Objektive subjektiv zu Zentnern aufbürden, die Schritt für Schrittchen immer drückender werden. Aber ich will nicht unnötig dramatisieren, schließlich habe ich ja überlebt, und wie gesagt: Die Sache ist ja auch längst ausgestanden und vergessen. Andererseits: Wenn Irene mich jetzt zu den Alligatoren locken will, und das auch noch ohne die Kinder, dann macht man sich natürlich so seine Gedanken …, D.)

Was war unerwartet gut? Die Tour mit Thomas durch den Yellowstone (Firehole River Valley). Obwohl wir sonst lieber auf eigene Faust unterwegs sind, ist eine solche geführte Tour (es gibt verschiedene) unbedingt zu empfehlen. Auch das Football-Spiel sowie das Rafting auf dem Snake-River waren besondere Erlebnisse.

Wie war das Wetter? Durchgehend warm, oft über 30 Grad, auch im Yellowstone, dazwischen ein paar Abendgewitter.

Würden wir die Reise noch einmal machen? Ein klares Ja.

Wie weit sind wir gefahren? Mit dem Womo 2409 Meilen (3877 Kilometer), mit dem Van 3163 Meilen (5090 Kilometer).

Was würden wir anders machen? Weniger mitnehmen (Klamotten, nicht Menschen).

Welchen Programmpunkt würden wir streichen? Thermopolis war eine Enttäuschung, kann man sich sparen. Billings wäre von Cody aus wohl doch die bessere Alternative gewesen. Dann wären wir auch in Sheridan und vermutlich nicht in Buffalo gelandet.

Was hat es gekostet? Ohne Ausgaben für individuelles Shopping gut 24.000 Euro. Größter Batzen waren dabei der Flug (8778 Euro) und das Womo (3835 Euro). Der Mietwagen kostete 1752 Euro, die Hotels: Old Faithful 1636 Euro für zwei Nächte, Aloft Denver 535 Euro, Hilton Garden Inn Denver 873 Euro für zwei Nächte.

Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: sil1969 am 16.06.2014, 07:50 Uhr
Ich möchte mich auch noch fürs Mitnehmen bedanken. Vor lauter Reisebericht schreiben hab ich ganz verpasst, dass es schon zu Ende ist.
War sehr interessant und lustig mit euch. Danke!  :D
Titel: Re: Auf neun Rädern durch den Wilden Westen
Beitrag von: gabygenthner am 19.06.2014, 22:19 Uhr
So ein schöner Bericht, hab ich jetzt in einem Rutsch durchgelesen. Ich bedanke mich für den wirklich tollen, gelungenen Reisebericht und die Mitnahme auf eurer Reise. Finde ich klasse dass Ihr die ganze Familie mit samt Anhängen eingepackt habt. :dankeschoen:

Die Nummer mit dem Eisklotz ist natürlich der Oberbrüller :lachroll: