Na, alle ausgeschlafen? Erste Nacht im Zelt überlebt? Dann kann es losgehen.
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2. Tag: 01.07.2015Die Nacht verläuft relativ unruhig - dem Jet-Lag sei Dank sind wir ein paar Mal wach und versuchen dann ein wenig Schlaf nachzuholen. Das klappt aber eher schlecht als recht. Dementsprechend sind wir anscheinend auch die Ersten auf dem Campingplatz, die (im wahrsten Sinne des Wortes) die Zelte abbrechen.
Es startet der zweite Teil der großen Packaktion, die zu folgendem nicht wirklich befriedigenden Resultat führt:
Wieder verfluche ich unsere großen Koffer und überlege, ob man die irgendwo abgeben und in fünf Wochen wieder abholen kann. Aber es fehlt ein wenig der Ehrgeiz das wirklich konsequent anzugehen, und außerdem passt ja mit Quetschen und Stopfen alles ins Auto rein. Dennoch ist uns bei dem Gedanken uns mehrfach am Tag durch das ganze Chaos in dem Kofferraum wühlen zu müssen nicht besonders wohl.
Annalena und ich machen nach dem Frühstück einen kleinen Spaziergang über dem Campingplatz - so wie ich das damals, vor zehn Jahren, auch mit Lisa-Marie ganz früh morgens gemacht habe. Erinnerungen werden wach!
Die schönen Eukalyptusbäume sehen mit ihren schlanken hohen Stämmen elegant aus.
Leider ist der Blick auf den Lake Chabot in der Tiefe durch Bäume und dichte Büsche verstellt und man sieht nur wenig. Zurück beim Auto sind alle abfahrbereit und wir brechen auf.
Wir fahren zunächst nach Castro Valley und sind gleich in einer anderen Welt: hektisch, urban und kurz vorm Verkehrsinfarkt, so scheint es. Es geht auf die Interstate 580 West Richtung San Francisco und dann auf die Interstate 80, die gleichbedeutend mit der Oakland Bay Bridge ist. Der Verkehr ist morgens um ca. 8.00 Uhr zäh, aber immerhin geht es langsam aber sicher weiter.
Vor der
toll station auf der Oakland Bay Bridge stehen wir dann richtig im Stau. Es ist
rush hour und nichts geht mehr - ungefähr eine halbe Stunde verlieren wir hier, bevor es dann endlich vernünftig weiter geht.
Am Westende der Oakland Bay Bridge angekommen fahren wir zu den nur ca. drei Kilometer entfernten Bernal Heights in der Nähe des Mission Districts. Das ist ein echter Geheimtipp, wenn man einen schönen Blick auf das Häusermeer und die Skyline von San Francisco haben und nicht bis hoch zu den Twin Peaks fahren möchte. Die Gegend gilt zumindest tagsüber als sicher - viele Hundeliebhaber gehen hier mit ihren vierbeinigen Freunden Gassi.
Lisa-Marie und Annalena nutzen die Gelegenheit auf den steilen, mit verdörrtem Gras bewachsenen, Hügeln ein bisschen herumzukraxeln und sich auszutoben. Anja und ich genießen derweilen den schönen Ausblick.
Auf dem Rückweg mache ich weitere Bilder. Wer weiß, wann ich hier mal wieder hinkomme.
Nach diesem netten Besichtigungspunkt geht es zum China Beach. In der Höhe des Golden Gate Parks ist das Wetter schon ganz anders als etwas weiter südlich, von woher wir kommen.
Patchy morning fog heißt das Phänomen auf Amerikanisch. Von Strandwetter und Sonne keine Spur.
Wir machen erst mal eine kleine Pause an einer Tankstelle, wo wir Eis kaufen für die Kühltasche. Lisa-Marie und ich genehmigen uns einen leckeren Hot Dog. Morgens um 10.00 Uhr ist das kein Problem - außerdem ist ja eigentlich abends um 19.00 Uhr und wir haben Kohldampf.
Anschließend fahren wir zum China Beach, wo uns das kühle, nebelwolkenverhangene Wetter aber nur eine gute halbe Stunde aushalten lässt. Für ein paar Fotos reicht die Zeit dennoch.
Auf dem Weg zu Fort Point, unserer nächsten Anlaufstelle, mache ich noch ein paar Bilder von der Küste. Von hier sieht man z.B. Baker Beach, der etwas nördlich von China Beach liegt. Dann kommt der berühmte
view point am Südende der Golden Gate Bridge, wo wir selbstverständlich auch anhalten. Da kein Parkplatz frei ist, bleiben zunächst Anja und Annalena beim Auto, welches wir mitten auf dem Parkplatz mit laufendem Motor abstellen. Anschließend wechseln wir, sodass alle den schönen Ausblick genießen können.
Komisch: kaum Verkehr auf dem weiteren Weg zu Fort Point. Mühelos bekommen wir einen Parkplatz - wie kann das denn sein in San Francisco, wo es von Touristen aus allen Herren Ländern nur so wimmelt? Leider klärt sich das Rätsel auf unliebsame Weise, denn Fort Point ist heute (Mittwoch) geschlossen. Unverrichteter Dinge können wir wieder abziehen, aber nicht ohne wenigstens von außen ein paar Bilder gemacht zu haben.
Schade, dass Fort Point ausfallen mus. Aber Hadern hilt nicht weiter, also fahren wir zum Anchorage Shopping Center, wo wir den Wagen im Parkhaus abstellen. Hoffentlich ist das nicht so wahnsinnig teuer, denn leider vergessen wir nach dem genauen Preis zu gucken. Wird wohl schon einigermaßen im Rahmen bleiben, denken wir.
Von dort geht es zu Fuß weiter zu In-N-Out Burger ganz in der Nähe, wo es wie immer proppevoll ist. Aber voll ist es jetzt zur Mittagszeit überall und woanders außerdem viel teurer. Obwohl 30-40 Leute vor uns dran sind, geht es doch überraschend schnell, und wir haben unsere Cheeseburger.
Nach dem Mittagessen geht es zu Fuß weiter zu Fisherman´s Wharf. Von den Seehunden lässt sich nur ein Exemplar blicken - wo sind die anderen? Wir schlendern rüber zu Pier 33 (Alcatraz Landing), denn ich habe schon von Deutschland aus eine Tour gebucht um unsere fotografischen Bestände der Gefängnisinsel endlich aufzustocken (die letzten Bilder stammen aus 1991).
Es ist jetzt kurz nach drei und ich frage, ob ich eine Tour früher um 15.20 Uhr fahren kann als die geplante Tour um 15.50 Uhr, doch leider ist alles ausgebucht, sodass wir eine Weile warten müssen. Allmählich macht sich wieder der Jet Lag bemerkbar und Anja und die Kinder ruhen sich ein wenig aus, während ich schon in den Startlöchern stehe.
Um 15.15 Uhr beginnt auch schon das Boarding und die Überfahrt wenig später. Als wir landen, verlasse ich den ganz großen Pulk an Leuten, die von einem Ranger, der sich auf einer Bühne postiert hat, instruiert und zu irgendetwas animiert werden. Stattdessen gehe ich direkt hoch zum Hauptkomplex, den
cell houses, wo ich quasi als Erster meiner Tour ankomme, mir ganz in Ruhe die Audio-Guide-Kopfhörer umhänge und ohne Gedrängel losschlendere.
Die preisgekrönte selbstgeführte Audio-Tour ist wirklich klasse und es macht Spaß den Erläuterungen des Erzählers zu folgen und hin und wieder ein paar Fotos zu machen.
Besonders schön finde ich den Ausblick auf die Skyline von San Francisco.
Schöne Fotomotive gibt es ohne Ende.
Obwohl mir die
award winning audio tour aus der Perspektive ehemaliger Gefängnisinsassen und Wärter mit vielen Originalstimmen wirklich sehr gut gefällt, kürze ich ein wenig ab, denn ich möchte Anja und die Kinder nicht so lange warten lassen. Außerdem müssen wir heute noch in der
rush hour aus San Francisco raus, was sicherlich Zeit und Nerven kosten wird.
Um 17.15 Uhr fahre ich zurück...
...und bin gegen 17.30 Uhr wieder bei der Alcatraz Landing, wo ich noch ein paar Fotos von dem mit viel Liebe zum Detail gebauten Alcatraz-Modell mache. Das ist wirklich eine gute Alternative für Leute, die den relativ hohen Preis einer Führung nicht zahlen möchte oder einfach keines der begehrten und weit im Voraus ausgebuchten Tickets bekommen konnten.
Anja holte mich wie verabredet um kurz nach 18.00 Uhr an einem Parkplatz unweit des Embarcadero Drives ab, von wo aus wir uns in dem erwartet dichten Verkehr aus der Stadt herausquälen. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis wir überhaupt erstmal auf der Oakland Bay Bridge sind, auf der Verkehr dann einigermaßen fließt. Uns tun die Pendler leid, die diesen Zirkus jeden Tag mitmachen müssen, bis sie endlich in ihren östlich gelegenenen
commuter suburbs ankommen.
In Livermore kaufen wir bei Lucky ein und versorgen uns mit Baguette, Schinken und Melone fürs Abendessen. Während in San Francicso frische 64° F waren, sind es hier - nur wenige Meilen landeinwärts - gegen Abend immer noch unangenehm heiße 92° F.
Gegen 20.15 Uhr erreichen wir die Lake del Valle SRA, wo wir eine
campsite reserviert haben. Ungewohnt für Amerika, dass die jugendliche Dame beim Kassenhäuschen so unfreundlich ist, als wir ihr nicht auf Anhieb die reservierte Nummer unserer
site nennen können und erst danach suchen müssen: "
You must be able to provide your campsite number!" schnauzt sie mich an, bekommt aber in ebenso unfreundlichen Ton eine passende Antwort.
Kurz vor dem Dunkelwerden bauen Anja und ich das Zelt auf, während Annalena und Lisa-Marie duschen. Das Abendessen müssen wir dann im Stockdunkeln einnehmen, wobei wir uns gegen ein paar Mosquitoes zur Wehr setzen müssen.
Früh zollen wir den Anstrengungen der ersten Tage unserer Reise Tribut und hauen uns aufs Ohr.
CU later.