Heute steht der Yellowstone NP auf dem Programm. Allerdings besuchen wir nur einige Gebiete, da wir im Yellowstone schon früher waren und viele Sehenswürdigkeiten bereits gut kennen (z.B. Old Faithful).
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Die Nacht ist ganz ruhig - kein Regen, kein Sturm. Alles bestens. Einmal werde ich wach und gehe vors Zelt um die Lage zu checken. Dabei werde ich mit einem fantastischen Sternenhimmel belohnt. Die Milchstraße kann man ganz deutlich sehen. Offenbar ist der Himmel wolkenfrei, was schönes Wetter für den Tag verspricht.
Morgens ist alles klitschenass. Das Außenzelt trieft geradezu und selbst das Innenzelt hat etwas Feuchtigkeit abbekommen, was vermutlich auf das gestrige Abbauen im Regen zurückzuführen ist. Auch die Grünflächen auf dem Campingplatz sind nass wie nach einem kräftigen Regenguss. Außerdem ist es kalt - man merkt, dass wir hier ziemlich weit im Norden sind und der Juli 2015 im (Nord-)Westen insgesamt ungewöhnlich kühl ist.
Aber die Sonne wärmt ein wenig. Strahlend steht sie schon morgens am Himmel und der Henry´s Lake liegt ganz sanft da. Traumwetter!
Ich dusche schnell und dann sind wir auch ruckzuck abfahrbereit. Auf ein Frühstück am Campingtisch hat in der Kälte keiner so richtig Lust. Stattdessen fahren wir nach West Yellowstone, wobei wir die Temperaturanzeige im Auto mit einer Mischung aus Entsetzen und Belustigung beobachten: 47°F Außentemperatur Mitte Juli! Die KOA-Campingplätze liegen in dichtem Nebel. Brrrrr.
Zum Frühstücken kehren wir bei Ernie´s Diner ein. Zwar ist der Laden ganz nett eingerichtet, aber erstens ist es drinnen ein wenig zu kalt, zweitens ist das amerikanische Frühstück nicht besser als Durchschnitt (
hashed browns vergraben unter dem Omelett und obendrauf lieblos ein Biscuit geklatscht), drittens stört mich, dass alles auf Papptellern und mit Plastik-Wegwerfgeschirr serviert wird. Gemütlich ist anders. Umweltfreundlich sowieso. Viertens ist die Bedienung bestenfalls routiniert - man könnte auch sagen komplett unmotiviert. Ach so: 40 USD sind auch nicht überaus günstig, also Finger weg von diesem Laden! Passt aber irgendwie zu dem Gesamteindruck, den West Yellowstone auf uns macht: Augen zu und durch.
Vor dem Eingang zum Yellowstone National Park hat sich ein vierspuriger Stau gebildet. Meine Güte, was für Touristenmassen! Und das morgens um 9.00 Uhr. Immerhin geht es relativ schnell vorwärts und wir verlieren nur etwa 20 Minuten.
Am Madison River mache ich ein paar erste Fotos. Die Spiegelungen im Wasser sind herrlich.
Bei der Madison Junction biegen wir nach Norden Richtung Norris ab. Rechter Hand liegen nach ein paar Meilen die Artists Paintpots. Hier halten wir und laufen den kurzen Weg zu den heißen Quellen, Geysiren und
mudpots.
Hier zischt und brodelt es an allen Ecken und Enden.
Nach diesem hübschen Auftakt klappern wir nacheinander einige Geysir-Bereiche des Yellowstone Nationalparks ab. Bei Beryl Spring halten wir nur ganz kurz und fahren dann weiter zum Lower Geyser Basin - ein absoluter Pflichtstopp, was offenbar viele Leute so sehen, denn alle Parkplätze sind hoffnungslos überfüllt. Wir parken irgendwo an der Straße und laufen lieber ein Stück zu Fuß, als ewig im Stau zu stehen und Ehrenrunden auf den Parkplätzen zu drehen.
Weiter geht es über den Firehole Lake Drive, eine Einbahnstraße, die u.a. am Great Fountain Geyser, der aber gerade unspektakulär vor sich hin dampft, und am White Dome Geyser entlang führt. Leider hat sich die Sonne mittlerweile hinter einen dichten Wolkenteppich verzogen.
Was wäre ein Yellowstone-Besuch ohne einen Abstecher zum Grand Prismatic Spring? Unvollständig. Diese, auch heute jede Menge Touristen anziehende, große Sehenswürdigkeit befindet sich im Midway Geyser Basin.
Nach dem Besuch des Midway Geyser Basins fahren wir Richtung West Thumb. Bald nähern wir uns dem großen Yellowstone Lake.
Als wir den Parkplatz des West Thumb Geyser Basins erreichen, zeigt sich uns ein ähnliches Bild wie bei den anderen Hauptsehenswürdigkeiten auch: totale Überfüllung. Gut, dass wir nicht noch zu Old Faithful müsen, den wir schon 2009 ausführlich besucht hatten. Da ist bestimmt die Hölle los. Aber wenigstens ist die Sonne wieder hinter den Wolken hervorgekrochen und es scheint immer weiter aufzuklaren.
West Thumb entpuppt sich als vielleicht schönstes Thermal-Region überhaupt im Yellowstone National Park. Auch mal ganz ohne Blubberbecken, Geysire und Schlammlöcher gefällt mir das Ufer des Yellowstone Lakes sehr gut.
Faszinierend - wenn nur nicht das dauernde asiatische Gebrabbel im Hintergrund stören würde!
Die größten Höhepunkte hält das West Thumb Geyser Basin aber erst am Ende des Rundwegs bereits: Black Pool (s. Bild oben) und Abyss Pool. Passend dazu hat die Sonne den Kampf gegen die Wolken nun endgültig gewonnen.
Black Pool, Abyss Pool, Mimulus Pool und wie die heißen Becken im West Thumb Geyser Basin alle heißen, bilden einen würdigen Abchluss unseren diesjährigen Yellowstone-Besuchs, und wir verlassen den Park gen Süden mit dem Ziel eine
campsite im Grand Teton National Park zu erwischen.
Das stellt sich jedoch als außerordentlich schwierig heraus. Die erste Abfuhr handeln wir uns bei Lizard Creek ein:
campground full. Keine Chance.
Beim Jackson Lake Overlook machen wir eine kurze Pause, nicht nur um die fantastische Sicht auf die Teton Range zu genießen, sondern auch um auszuchecken, wohin wir als Nächstes fahren.
Nächster Versuch: Colter Bay. Nächster Reinfall. Grand Teton ist komplett ausgebucht.
Als wir Moran Junction erreichen, biegen wir rechts ab Richtung Dubois. Nach ein paar Meilen nehmen wir den Abzweig Buffalo Valley Road. Das ist eine wunderschöne Straße entlang des Buffalo Rivers, an deren Ende sich laut Wegweiser nach acht bzw. zehn Meilen zwei
campgrounds befinden sollen.
Wir kommen an idyllisch gelegenen Ranchs vorbei und fragen bei einer auch mit unschuldigem Blick, was denn die Übernachtung kosten soll. Während die Kinder erwartungsfroh auf ihre hoffentlich zahlungswilligen Eltern warten, haben wir schon wieder den Rückzug angetreten. Jenseits von Gut und Böse - außerdem
no vacancy.
Beim Turpin Meadow Campground ist
tent camping streng verboten. Grizzlygefahr! Damit hat sich auch unser Plan zerschlagen einfach irgendwo wild zu campen. Das ganze Buffalo Valley ist wohl Grizzly-Gebiet, wie uns bei der Turpin Meadow Ranch versichert wird. Auch dort fragen wir nämlich, was die Nacht kostet. Hmm, die Frau an der Rezeption guckt schon so komisch als wir reinkommen und ich trete gleich den Rückweg an und überlasse Anja die Vertragsverhandlungen.
Stattdessen studiere ich die Preisschilder draußen: Eine Stunde
in-room massage kostest schlappe 140 USD, zwei Stunden 250 USD und eine persönlich geführte Wanderung durch die Yellowstone-Basins pro Stunde nur 130 USD, was ja geradezu spottbillig ist.
Als Anja vor die Tür tritt und mir 480 USD pro Nacht entgegen schmettert, beeindruckt mich das wenig. Hier sind wir definitiv falsch. Schade um die schöne Landschaft, aber leider müssen wir das Buffalo Valley abhaken.
Hier noch ein paar Eindrücke.
Als wir wieder die Hauptstraße erreichen, biegen wir links ab nach Dubois. Nach ca. zwei, drei Meilen liegen rechter Hand eine Tanke und ein privater Campingplatz mit dem Namen Fireside Resort. Für 29 USD plus Tax werden wir hier fündig und bekommen eine nicht schöne
campsite auf einem viel zu vollen Platz ohne jegliche Privatsphäre. Wenigstens funktioniert das WLAN und ich kann in den
restrooms meine Akkus und das Handy aufladen.
Ein kleiner Bach fließt direkt hinter unserem Zelt, was zwar einigermaßen idyllisch ist, aber vor allem den Nachteil hat, dass hier ganz schön viele Mosquitoes unterwegs sind, die wir später mit einem Lagerfeuer vertreiben möchten.
Um Feuerholz in Form toter, herunter gefallener Äste und Stöcke aufzutreiben, fahren Annalena, Lisa-Marie und ich noch kurz ein paar Meilen weiter Richtung Dubois zu einem National Forest Campground direkt an der Hauptstraße. Zwar finden wir nicht besonders viel, kehren aber trotzdem mit einer Tüte halbwegs passablem Brennmaterial zurück.
Das
firewood, das wir für sieben USD als Ergänzung kaufen, ist auch nicht viel besser als unsere Funde, da es nicht ganz trocken ist. Das Zeug dampft wie verrückt, sodass unser Lagerfeuer eher mickrig ausfällt.
Kurz bevor es dunkel wird, mache ich noch ein entferntes Foto von der Teton Range im Westen.