Bereits vor dem Frühstück mache ich den Pioneer Trail. Dieser führt zu einer Felswand, die man ein wenig hochklettert muss, um die Namen der ersten Pioniere in dieser Region in den weichen
sandstone geritzt zu sehen. Viele deutsche Namen.
Nach diesem kleinen Anschwitzen steht eine etwas schwierigere Disziplin auf dem Programm. Wir fahren zum Cinder Cone, den ich nun besteigen möchte. Um nicht zu unterzuckern esse ich ein Stückchen Melone und stopfe mir noch ein paar Weintrauben in den Mund. Dann kann es auch schon losgehen, wärend Anja und die Kinder gemütlich frühstücken und auf mich warten.
Da muss ich rauf.
Zunächst nähert man sich dem Vulkankegel auf ziemlich ebener Strecke, die durch raues Lavagestein führt. Dann geht es plötzlich sagenhaft steil bergauf und mir schwant, wieso dieser
trail als
difficult ausgezeichnet ist. Stellenweise ist es sehr rutschig und man muss die Hände zu Hilfe nehmen, um Halt zu finden. Trotz der noch angenehmen Temperaturen und der relativen Kürze des Weges bin ich schweißgebadet, als ich den Gipfel erreiche.
Die Aussicht entschädigt wie so oft für alle Mühen.
Letzter Teil des morgendlichen Workouts ist ein gemeinsamer
trail, der uns zu dem White Rocks Amphitheater führen soll.
Leider kommen wir irgendwann vom Weg an und müssen querfeldein durch die Pampa stiefeln. Vielleicht liegt das daran, dass der Regen die Fußspuren anderer Wanderer im weichen Sand ausgelöscht hat und uns diese Orientierung fehlt. Vielleicht waren wir auch einfach nur unaufmerksam.
Daraus entwickelt sich eine ungeplante Klettertour. Die Mädchen und ich kraxeln den Fels hoch. Lisa-Marie nimmt Maß um Mama zu fotografieren. Auch mit eindeutig suboptimalem Schuhwerk ist die Tour machbar. Stellenweise geht es barfuß am besten weiter, wobei uns zu Gute kommt, dass bei angennehmen 79° F die Felsen nicht zu heiß werden.
Bevor wir den Snow Canyon State Park verlassen, machen wir noch einen kurzen Stopp im Visitor Center, wo ich mir zwei T-Shirts kaufe. Der Ranger versichert uns wie viel Glück wir doch haben diesen Sonntagmorgen bei so angenehmen Temperaturen zu erleben. Normalerweise wäre es hier zu dieser Jahreszeit meistens irgendwo im dreistelligen Temperaturbereich. Vor drei Wochen noch hätte es 103° F gehabt - völlig unerträglich.
Anschließend begeben wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Bei Starbucks in St. George erhöhen wir schon mal die Koffeinpegel, checken Emails und fahren dann los um einen Denny´s aufzutreiben. Das bisherige "Frühstück" war ja doch eher spartanisch und allmählich macht sich stechender Hunger breit.
Dumm nur, dass wir weder einen Denny´s noch irgendein anderes Restaurant finden. Schon sind wir auf der Interstate 15 Richtung Süden und es gibt nicht einmal geeignete
food exits. Auch in Mesquite finden wir nichts Ansprechendes ohne lange suchen zu müssen.
Ok, dann fahren wir eben weiter. Hier noch einige Impressionen von der Strecke:
Am Ende landen wir mittags ziemlich ausgehungert in Las Vegas und stürmen ohne lange zu fackeln den nächsten Jack-in-the-Box Laden. Wir sind nicht mehr besonders wählerisch. Frühstück ist heute mit anderen Worten für mich im Prinzip ausgefallen.
In Las Vegas herrschen mit 93° F standesgemäße Temperaturen und wir freuen uns schon auf den Hotel-Pool. Das Navi leitet uns zum Vdara, wo wir für zwei Nächte bei Priceline einen guten Deal gemacht haben. Leider führt uns das Navi zum
valet parking des Hotels und wir irren noch ca. eine halbe Stunde umher auf der Suche nach der
self-parking garage. Bis uns ein Licht aufgeht: gibt´s hier nicht -
valet parking only.
Na gut, meinetwegen. Wir finden das zwar noch immer unpraktisch und unnötige Kosten verursachend, aber wenn´s nicht anders geht, dann eben
valet parking. Für das Personal muss es ein spannender Anblick gewesen sein, wie wir unseren ganzen Campingkrempel aus dem Wagen schälen und der Berg an Koffern, Taschen und sonstigem Gedöns größer und größer wird. Sage und schreibe 18 Gepäckstücke zuzüglich diverser Kuscheltiere plus diverse Tüten und andere Kleinteile werden für uns notiert und wir bekommen darüber eine Quittung.
Unseren Aufzug als unorthodox zu bezeichnen, dürfte vermutlich leicht untertrieben sein, aber das offenbar Extravaganz gewohnte Personal begegnet uns mit stoischer und freundlicher Gelassenheit. Selbst als unsere Essenstasche umfällt, das ganze Geschirr unter den Wagen kullert und man uns beim Einsammeln behilflich ist, wahren die Herrschaften die Contenance. So sieht ein echtes 5-Sterne-Hotel aus. Insgesamt eine überaus kuriose Situation.
Nachdem wir endlich abmarschbereit sind, entschwindet unser Hab und Gut in alle Himmelsrichtungen. Ein Fahrer bemächtigt sich des Autos, ein Träger zischt mit unserem Gepäckwagen ab und wir hoffen, alles heile und vollständig wiederzusehen. Immerhin haben wir zwei Quittungen in der Hand.
Nun können wir einchecken und bekommen ein stylisches Zimmer mit großem Queen´s Bed, Küchenzeile, Sofa usw. im 18. Stock. Bei unserem Priceline-Deal ist Strip View leider nicht drin, aber das ist auch nicht weiter schlimm.
Zuverlässig wird unser Gepäck aufs Zimmer geliefert, und als wir alles ausgeladen und notdürftig im Zimmer verstaut haben, ist das Chaos komplett. Es sieht aus, als hätte in unserem Zimmer eine Bombe eingeschlagen.
Stört uns jetzt nicht weiter. Wir lassen alles, wie es ist, und gehen erst mal zum Pool. Dort erwartet uns eine beängstigende Fülle in dem nicht besonders großen Pool. Anders als in anderen Strip-Hotels gibt es im Vdara auch nicht eine schöne vielfältige Poollandschaft, sondern lediglich einen Hauptpool, der etwas langweilig wirkt. Die Leute stehen im (wie fast überall in den Vegas-Hotels) gerade mal hüfthohem Wasser und schlürfen ihre Drinks. Es ist bloß viel zu voll.
Dummerweise kommt dann auch noch
biochemical hazard Alarm. Kein Witz, das Poolpersonal verkündet das wirklich offiziell so und nimmt es als Anlass für eine komplette Poolräumung. Auf Nachfrage erfahre ich, dass
biochemical hazard bedeutet, dass sich jemand im Pool übergeben hat und das Teil gereinigt werden muss. Spätestens jetzt haben wir genug geseehen und verschwinden aufs Zimmer.
Essenstechnisch sieht der Tag ja bisher eher mau aus, also lassen wir uns den Wagen bringen, um zu Golden Corral zu fahren und uns dort richtig die Wampe vollzuschlagen. Erst mal ist aber Tanken angesagt, wobei zwar 3,49 USD eigentlich zu teuer sind, aber wir sind schon dicke auf Reserve und können nicht lange suchen. Leider ist auch der Handy-Akku am Ende, sodass wir ab sofort etwas orientierungslos durch die Gegend fahren auf der Suche nach dem goldenen Buffettempel. Die Kassiererin bei der Tanke ist auch keine große Hilfe und berichtet, dass es hier in der Nähe nur Fast-Food Läden gäbe aber keinen Golden Corral.
Ziemlich frustriert und immer noch hungrig fahren wir davon und steuern das Rio an. Die haben bekanntlich doch ein Top-Buffet. Inklusive hätte uns der Spaß ziemlich genau 150 USD gekostet, was uns erschaudern und gleichzeitig davon fahren ließ. Wieder nix.
Also zurück zum Hotel und dann raus ins tobende Leben auf den Strip. Da werden wir schon etwas zum Essen finden. Zunächst gehen wir rüber zum Bellagio - ein kurzer Spaziergang. Das Nobel-Hotel überbietet sich mit extravaganter Inneneinrichtung wieder einmal selbst. Schick, schick.
Alles ist auf Unterwasserwelt gemacht dieses Jahr. Quallen an der Decke, Schildkröten, Seelöwen, jede Menge Fische usw. Echte Hingucker.
Anschließend versuchen wir im Bally´s das Buffet zu finden, werden jedoch von verschiedenen Leuten in immer andere Richtungen geschickt, um dann zu der Erkenntnis zu kommen, dass das alles Unsinn ist und es hier gar kein Buffet gibt. Ach so, Hunger haben wir immer noch.
Auch der Gang nach nebenan zum Flamingo steht zunächt unter keinen guten Vorzeichen. Wie sich herausstellt gibt es das Buffet dort nur noch freitags und samstags (für 26,99 USD, was für eine Normalverdienerfamilie immer noch ein stolzer Preis ist). Jetzt erklären wir die Buffetsuche für beendet und wenden uns profaneren kulinarischen Genüssen zu. Eine große Pizza bei einem kleinen Italiener tut es auch. Doch auch hier werden wir auf eine Probe gestellt, als zunächst die falsche Pizza kommt. Margherita hatten wir doch gar nicht bestellt, sondern
mushrooms,
green pepper und
pepperoni. Insgesamt dauert es eine geschlagene Dreiviertelstunde, bis wir uns wie ein ausgehungertes Wolfsrudel über das Gericht hermachen. Auch für 23 USD können vier Personen in Las Vegas satt werden. Lecker war es obendrein.
Nun sind wir wieder in der Lage konstruktiv etwas zu unternehmen und laufen den Strip Richtung Norden. Am Caesar´s Palace vorbei ...
... laufen wir zum Mirage, wo wie eine Viertelstunde warten müssen, bis pünktlich um 21.00 Uhr die "Klassiker-Show" schlechthin in Form des Ausbruchs eines künstlichen Vulkans stattfindet. Wir schon vor 20 Jahren warten hunderte Touristen auf dieses Event.
Hier noch ein paar Eindrücke von der Show, die es übrigens nur noch freitags und samstags um 20.00 Uhr und 21.00 Uhr sowie samstags auch um 22.00 Uhr gibt (man merkt bei den alten Traditions-Casinos, dass das Geld nicht mehr so locker sitzt wie früher ):
Auf dem Rückweg kommen wir noch beim Treasure Island vorbei. Leider ist die schöne Piraten-Show, die es lange gab, seit einigen Jahren Geschichte. Siegfried und Roy ebenfalls - die Zeiten ändern sich. Ein bisschen wehmütig denke ich an früher zurück.
Um 22.30 sind wir wieder zurück im Hotel und nach ein wenig Lesen und Surfen gehen die Lichter aus.