Heute verlassen wir die Pazifikküste und begeben uns wieder ins heiße Landesinnere. Hat es euch am Pazifik auch so gut gefallen wir uns und vor allem den Kindern?
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Morgens das gleiche Ritual: Ich hüpfe in den Pool und den Hot Tub und lese im pullerwarmen Wasser ein wenig. Tribute von Panem Teil 2 steht auf der Agenda. Anders als an den Vortagen ist es schon frühmorgens sonnig und der Himmel ist wolkenlos.
Anschließend checken wir aus und lassen ein paar Dollar Trinkgeld liegen für den
housekeeping service, der sich auffallend viel Mühe mit unserem Zimmer gegeben hat. Sogar die Kuscheltiere der Kinder wurden in Reihe und Glied aufs Bett gesetzt.
Nachdem wir uns bei Ralph´s fürstlich mit Salaten (Chicken Salad, Quinoa Salad, Nudelsalat) von der Deli-Theke, frischem Guacamole und Sachen zum Frühstücken eingedeckt haben, verlassen wir Camarillo in der Erkenntniss, dass es doch richtig war an die Pazifikküste zu fahren. Wir mussten nur von dem schrecklichen Campingplatz im Leo Carrillo State Park weg und eine schöne Unterkunft haben, dann war alles perfekt inklusive des Wetters. Vor allem die Kinder haben die Zeit am Meer in vollen Zügen genossen, was sie sich durch ihr diszipliniertes Verhalten bei den teilweise langen Fahrtagen zuvor auch mehr als verdient hatten.
Heute ist
Lake Isabella das Ziel, wo wir ja schon einen KOA-Campingplatz resveriert haben. Bekanntlich sind die KOA-Campgrounds top ausgestattet und bieten vor allem Kindern jede Menge Abwechslung. Hier sind ganz eindeutig Familien erste Zielgruppe.
Mit dieser schönen Perspektive vor Augen fahren wir über die 101 nach Ventura, wo wir kurz überlegen, ob wir einen Abstecher zum Mc Grath State Beach machen sollten. Den kennen wir nämlich noch nicht. Aber heute ist es so wie man es eigentlich kennt: an der Küste hängen noch einige
marine layers, die Sonne ist nicht richtig sichtbar, sodass wir verzichten und weiterfahren.
Ab Ventura kommt ein Stück normaler Highway, bevor wir auf die Interstate 5 Richtung Norden (Bakersfield) fahren. Es geht steil bergauf durch die Berge, dann wieder ebenso steil bergab und vor uns liegt eine endlos weite Ebene, die bis zum Fuße der Sierra Nevada geht.
Hinter Wheeler Ridge verlassen wir die Interstate 5 und fahren an riesigen Obstplantagen entlang weiter auf Highway 99 Richtung Bakersfield. Mitte der 82er ist es recht warm und vor allem unheimlich staubig. Eine unwirtliche Gegend, durch die wir gerade fahren.
Dann kommen Obstplantagen ohne Ende.
Bakersfield können wir südlich umfahren und machen lediglich Stopps bei Jack-in-the-Box und Starbucks. Dann geht es auf Highway 178, der sich auf schmaler Spur in unendlich vielen Kurven in die Berge nördlich von Bakersfield schlängelt. Landschaftlich ist die Strecke sehr reizvoll und führt stellenweise durch einen engen Canyon, der vom Kern River geschaffen wurde.
Trotz der unübersichtlichen Straßenverhältnisse und der engen Kurven wird hier für amerikanische Verhältnisse sehr schnell und riskant gefahren - und das trotz der Warnschilder, die darauf hinweisen, dass seit 1967 schon 281 Menschen hier bei Verkehrs- und Badeunfällen im Kern River ihr Leben ließen. Dass man eine Abkühlung an vielen Tagen herbeisehnt, ist wenig überraschend, denn auch heute zeigt das Thermometer 92° F.
Im weiteren Verlauf verbreitet sich die Straße und wird sogar zweispurig. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt jetzt wieder 55 mph und man kommt entsprechend schnell vorwärts.
Durch den Ort Lake Isabella kommen wir zum gleichnamigen See, der zwar im Prinzip gewaltige Ausmaße hat, aber die Dürre im Westen der USA hat hier erbarmungslos zugeschlagen. Das Wasser sieht alles andere als einladend aus und der See hat weitflächig den Charakter einer Riesenpfütze.
Baden können wir uns hier abschminken, so viel steht fest.
Schade, das war bestimmt mal eine saucoole Location, aber im Jahr 2015 ist davon nicht mehr viel übrig. Wir stehen am Ufer der Old Isabella Road Recreation Site und fragen uns, wie es hier wohl früher ausgesehen hat. Klares blaues Wasser Fehlanzeige. Stattdessen erstreckt sich vor unseren Augen eine morastig wirkende trübe Brühe.
Wir halten uns nicht lange auf, sondern fahren am Südufer entlang zu unserem Campingplatz. Dabei kommen wir an Campingplätzen vorbei, die meilenweit vom Wasser entfernt sind, eigentlich aber doch hervorragende Seelage haben sollten. Buchten, wie Paradise Cove, Kissack Cove oder Joughin Cove existieren nur noch dem Namen nach - in realiter ist nichts mehr davon zu sehen außer knochentrockener Ödnis. Der östliche Teil von Lake Isabella besteht aus dichtem Wald, der dort definitiv nicht hingehört, sondern eigentlich vom Blau des Sees bedeckt sein sollte. Furchtbar, hoffentlich ist diese Umweltkatastrophe bald vorbei und die Gewässer in Kalifornien und den anderen Westküstenstaaten erholen sich wieder.
Etwas desillusioniert fahren wir zum Lake Isabelle/Kern River KOA, wobei aber jeglicher zaghafte Anflug von schlechter Laune sofort wie weggeblasen ist. Der Campingplatz ist einfach klasse! Ein schöner Pool, äußerst gepflegte, auch für Zelt-Camper geeignete, große, schattige und ebene
campsites, freundliches Personal und allerlei andere Vorzüge, wie z.B. kostenloses Eis gegen Abend, sorgen dafür, dass wir uns schnell pudelwohl fühlen. Und das für gerade mal 30 USD pro Nacht! Wir bekommen sogar ein kostenloses Upgrade auf eine
electricity site mit Wasser.
Nach einer schönen Badepause im Pool machen wir uns über unsere Kühltasche her, die komplett entleert und gereinigt wird. Dann knöpfen wir uns die Lebensmittel darin vor und essen uns an den Mitbringseln von der Deli-Theke des Ralph´s in Camarillo richtig satt. Ganz lecker!
Abends, als die Sonne nachlässt und die Landschaft in sanfte Farben taucht, ziehe ich noch einmal los auf einen ca. einstündigen Fototrip. Zunächst fahre ich ein wenig am Südufer des Sees entlang und halte an einer kleinen Parkbucht für ein paar Fotos.
Dann fahre ich den Yankee Canyon Drive hoch, noch ein Stückchen weiter, wo der Asphalt schon aufhört und ich schon fast auf einem Privatgrundstück lande. Von hier oben hat man einen tollen Blick, allerdings sieht man auch besonders gut, dass Lake Isabella auf ungefähr ein Drittel oder noch weniger seiner ursprünglichen Größe geschrumpft ist.
Weite Teile des Sees sind komplett versandet.
Einen letzten Abstecher mache ich zur South Fork Recreation Site, wo man einen schönen Zugang zum Seeufer hat. Es ist ziemlich windig, aber ich genieße die frische und jetzt am Abend ganz klare Luft.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz nutze ich noch ein wenig die Gelegenheit die Berge, die sich nördlich von Lake Isabella auftürmen und zu den südlichen Ausläufern der Sierra Nevada gehören, bei perfektem Licht zu fotografieren.
Kurz vor halb acht bin ich wieder beim meinen Damen und pünktlich um 19.30 Uhr gibt es kostenloses Eis beim Pool. Jeder bringt sich seine Becher selbst mit, dafür gibt es dann riesengroße Kugeln Vanille oder Schokolade. Ein klasse Service, der hier auch passenderweise
ice socializing genannt und dadurch belohnt wird, dass der Campingplatz trotz der miserablen Wasserverhältnisse sehr gut besucht ist. Man hört viele vertraute Stimmen europäischer Herkunft, vor allem sind zahlreiche Holländer da.
Schön hier am Pool. Wir bleiben noch eine Weile und die Kinder nutzen die Gelegenheit zum Baden. Was auch sonst?
Spätabends, als es schon stockdunkel ist, kommen neben unserer
campsite noch Gäste an, die mit Stirnlampen bewaffnet und im Licht der Autoscheinwerfer ihr Zelt aufbauen. Auch hinter uns kommt eine Großfamilie hispanischer Abstammung noch sehr spät an und baut in den Scheinwerferkegeln ihrer Autos verschiedene Zelte auf. Leider stört das die Ruhe, die ich beim Lesen suche, doch ein wenig, aber man kann es den Leuten kaum übel nehmen. Ich versuche so gut es geht die laue Abendluft zu genießen und sehe den Sternen am Himmel zu.