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Autor Thema: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous  (Gelesen 14939 mal)

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DocHoliday

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #60 am: 01.04.2011, 22:07 Uhr »
Ich mach gerade "Mittagspause" im Hotel in Farmington und habe deshalb ein bisschen Zeit zum tippen.

Mittwoch Morgen - Sonnenaufgang bei Georgia O'Keefes 'White Place' (aka Plaza Blanca).
Ich war pünktlich da, die Hoodoos waren da, die Kamera war schussbereit - nur die Sonne versteckte sich hinter Wolken.



So etwa eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang fand sie dann aber wenigstens ab und zu eine Lücke zum durchscheinen.





Hat sich das frühe aufstehen als doch noch gelohnt.





Leider war das Wolkenloch aber nur von kurzer Dauer, weil sich die Wolken schneller ausbreiteten als die Sonne am Himmel hoch stieg. Also bin ich erstmal ein bisschen rumgelaufen ohne viele weitere Bilder zu machen. Ohne Sonne ist es nämlich kein White Place sondern nur ein Grey Place. Bei den Goblin-artigen Strukturen habe ich ein Päuschen eingelegt, ein Snickers verdrückt, eine Zigarette geraucht und gewartet, ob es die Sonne nicht doch noch schafft, die dämlichen Wolken aufzulösen. Sie hat es geschafft. Etwa 11/2 Stunden nach Sonnenaufgang war es endlich so weit.





Den großen einzelnen Hoodoo habe ich natürlich auch besucht.



Da sonst nichts geeignetes als Größenvergleich zu finden war, habe ich mich geopfert.



Knipsenderweise habe ich mich danach langsam wieder Richtung Auto bewegt. Immer ein paar Schriite laufen, Stativ hinstellen, knipsen, ein paar Schritte laufen, ...









Um den konfessionellen Proporz nach so vielen Adobe Kirchen zumindest ein wenig wieder herzustellen, habe ich noch ein paar Bilder von der Dar-Al-Islam Moschee dort oben gemacht.





Statt Adobe-Kirche mal Adobe-Moschee, auch nicht übel.

Zurück bin ich die Zufahrtsstraße (CoRd 155) in die andere Richtung gefahren zur NM 554 und dann zurück auf die US 84. Man sieht von dort noch mehr weiße Badlands. Ich dachte eigentlich, dass wäre nur ein Blick aus einer anderen RIchtung auf die Plaza Blanca aber nach einem Blick auf die Karte, könnte es auch sein, dass es dort noch mehr zu entdecken gibt. Von der 554 aus sieht man nördlich noch weitere weiße Felsen etwas höher am Berg liegen. Ich habe aber keine Zufahrt gefunden, alle Straßen schienen Privatstraßen zu sein.

Nach einem kurzen Boxenstop im Hotel bin ich die US 84 nach Norden und dann die NM 96 nach Südwesten gefahren.



Gleich am Anfang der NM 96 hat man einen netten Blick auf das Abiquiu Reservoir, einen Stausee des Rio Chama.



Ich hatte geplant, bis Cuba zu fahren und von dort die San Jose Badlands zu besuchen. Auch entlang der NM 96 blickt man immer wieder auf interessante und farbenfrohe Felsformationen, die allerdings leider alle recht weit von der Straße entfernt sind. Ich bin daher ein paar mal auf irgendwelche County oder Forest Roads abgebogen, die in die richtige Richtung zu führen schienen. Allerdings endeten die alle irgendwann im nirgendwo bzw. an einem Tor mit Not Trespassing Schildern. Hat trotzdem Spaß gemacht.





Kurz vor Galina sah man wieder einige rotgelbe Felsen oben am Berg liegen. Diesmal endete die Straße nicht im Nirgendwo sondern führte tatsächlich in diversen Serpentinen den Berg hinauf, bis man oberhalb dieser Felsformationen war. Die Co Rd 424, auf der ich unterwegs war, führte sogar noch weiter den Berg hoch und wurde jetzt immer enger und holpriger. 4WD brauchte man zwar nicht aber High-Clearance auf jeden Fall. Da es jetzt nur noch durch den Wald ging habe ich an der nächst möglichen Stelle gedreht (davon gab es kaum welche, die Piste war jetzt kaum breiter als ein Auto). Bei Google Maps habe ich die Piste nicht gefunden, es könnte die Mesa Alta Road gewesen sein.





Für Cuba und die Badlands war jetzt estwas spät, weil ich zum Sunset an der Ghost Ranch sein wollte. Also zurück Richtung Abiquiu. Unterwegs zog sich der Himmel wieder mehr und mehr zu, so dass der Sonnenuntergang ausfiel. War mir auch recht, denn inzwischen hatte ich ordentlichen Kohldampf. Kein Frühstück diurch kein Mittagessen zu ersetzten und den ganzen Tag von 2 Snickers zu leben mach halt doch Hunger ;)

Kurz vor Abiquiu gibt es einen Turnout mit einem schönen Blick auf den Rio Chama, sozusgen ein Mini-Horseshoe Bend.



Nachdem es heute nicht geklappt hat, muss ich halt mirgen die Ghost-Ranch beim Sonnenaufgang beehren.
Gruß
Dirk

Anne05

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #61 am: 01.04.2011, 23:25 Uhr »
Whow ... sind das tolle Farben!
Bin mal gespannt, ob wir diese rotgelben Felsen auch finden werden :roll:
Aber dank Deiner Beschreibungen sollte das wohl (hoffentlich :oops:) möglich sein...

Irgendwie wird unsere nächste Reise "eine Tour auf Deinen Spuren"  :lol:
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub :-)

DocHoliday

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #62 am: 04.04.2011, 07:14 Uhr »
Donnerstag, diesmal wollte ich den Sonnenaufgang bei der Ghost Ranch erleben. Aber soweit bin ich erstmal gar nicht gekommen. Ein schicker rot glühender Himmel zwang mich zum anhalten und knipsen.





Zeit dazu hatte ich, weil die Sonne den Chimney Rock, den ich mir als Fotomotiv für den heutigen Sonnenaufgang ausgesucht hatte, sowieso erst ca. 20 Minuten später erreicht.



Danach bin ich noch ein paar Meilen weiter gefahren zum Echo Amphitheater. Diese große Grotte liegt in einem halbrunden Canyon, der (wie der Name schon vermuten lässt) für eindrucksvolle Echos sorgt.



Jetzt war es langsam Zeit zum Hotel zurück zu fahren, um noch ein Frühstück zu bekommen. Auf dem Rückweg habe ich noch ein Foto vom Chimney Rock gemacht, der jetzt voll in der SOnne lag.



Auch ein paar rote Felsen entlang der Straße und der "Mini-Horseshoe Bend" mussten noch einmal dran glauben.







Nach Frühstück, packen und Checkout musste ich mich entscheiden, welche Strecke nach Farmington ich fahren wollte. Da ich die NM 96 ja schon gestern fast bis Cuba gefahren war und die US 550 schon von einer früheren Tour kannte, habe ich mich entschlossen, die nördliche Variant über die US 84 und 64 zu fahren. War eine landschaftlich interessante und abwechslungsreiche Fahrt. Bevor es los ging war ich in Abiquiu und habe das Haus von Georgia O'Keefe zumindest von außen besichtig.



Dann ging es immer nach Norden mit den Bergen Colorados am Horizont.



In Chama habe ich den ersten Stop eingelegt, um die Cumbres & Toltec Scenic Railroad zu besichtigen.



Erwartungsgemäß fuhr sie um diese Jahreszeit noch nicht aber zu besichtigen gab es trotzdem einiges. In einer großem Haööe waren zwei Arbeiter dabei, eine Lok fit zu machen, die eine Woche später für Filmaufnahmen benutzt werden sollte. Sie hatten nichts dagegen fotografiert zu werden und dass ich mich in der Halle und dahinter umgesehen habe.



Die Abstellgleise und die "Schrotthalde" dahinter sind ein Traum für jeden Eisenbahn- und Gerümpelfreund und boten ungezählte Fotomotive.









Jetzt ging die Reise in westlicher Richtung weiter über eine Hochebene mit ausgedehntem Grasland, Wäldern und ein paar interessanten Felsen.







Auch einen kleinen See gab es, den Dulce Lake.



Irgendewann tauchte ein Schild zum Navajo Lake und Damm auf, einem Stausee des San Juan River. Nach einem schnellen Blick auf die Karte (Umweg nicht zu groß) bin ich abgebogen. Nach ein paar engen Serpentinen, die es in sich hatten, weil mir des öfteren schwere LKW genau in der Kurve entgegen kamen, lag der See vor mir.



Unterhalb des Stausees führt die Straße am San Juan River entlang.





In Famrnington habe ich schnell im Hotel eingescheckt und mein Gepäck aufs Zimmer gebracht Dann bin ich gleich wieder los gefahren. Den Sonnenuntergang wollte ich am Angel Peak verbringen. Die Angel Peak Recreation Area ist eine ausgedehnte Badland-Area dirtekt an der US 550 nur ein paar Meilen südlich von Bloomfield.  Vom Highway aus führt eine ca. 6 Meilen lange, auch mit jedem PKW problemlos zu befahrene, Dirtroad an diversen Aussichtspunkten vorbei zur Spitze des Plateaus gegenüber dem Angel Peak. Hier gibt es einen Campground mit tollen Plätzen direkt am Rim.

Blick vom ersten Aussichtspunkt:


Vom Campground am Ende der Straße aus kann man in beide Richtungen einem Trampekpfad am Rim entlang folgen und hat schöne Ausblicke in die Badlands und auf den Angel Peak.





Zum Sonnenuntergang bin ich auf einen schmalen Grat hinaus gelaufen, was gar nicht ohne war, weil inzwischen wieder ein stürmischer Wind aufgekommen war. Wenn ich das Stativ losgelassen hätte, wäre es wahrscheinlich mit der nächsten Böe inklusive Kamera in der Tiefe gelandet.





Irgendwann wurde mir der Wind zuviel und ich habe mich zum eigentlichen Rim zurück gekämpft und noch ein paar der Juniper Pines dort oben geknipst.







Auf dem Rückweg habe ich nochmal an dem ersten Aussichtspunkt vom Highway aus gehalten, um noch ein letztes Bild im Dämmerlicht zu machen.



Bei Vollmond sähe es hier sicher toll aus aber leider war fast Neumond.
Am Aussichtspunkt habe ich eine deutsche Familie getroffen, die dort mit ihrem Camper übernachten wollte und habe noch ein bisschen Routenplanung mit ihnen gemacht.
Zurück in Farmington hatte ich keine Lust mehr noch in ein Restaurant zu gehen und habe mir nur einen Burger und Pommes von Lotaburger mit aufs Zimmer genommen. War ein anger Tag und ich war ziemlich müde.
Gruß
Dirk

Anti

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #63 am: 04.04.2011, 11:09 Uhr »
Das war wieder superschön! Ich kann mir vorstellen, dass du abends nur noch ins Bett gefallen bist. Aber mit so tollen Bildern im Kopf ließ es sich sicher wunderbar träumen... :schlafen:

DocHoliday

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #64 am: 06.04.2011, 08:05 Uhr »
Gestern waren das WiFi im Hampton Inn und mein Compi keine Freunde. Deshalb gibt es die Fortsetzung erst heute.

Freitag in Farmington, der Wetterbericht sah gut aus. Sonnenaufgang stand keiner auf dem Programm, also konnte ich ausschlafen und in Ruhe frühstücken. Anschließend bin ich zuerst zum BLM-Office gefahren. Ich habe mal versuchsweise ein Bild vom König der Flügel gezeigt aber leider keine näheren Infos bekommen. Man hofft, dass ihn bald irgendwer findet und die GPS-Daten mitteilt, weil die Frage wohl durchaus häufiger kommt. Warum nur? ;) Die Blm-Dame meinte, sie vermuteten ihn im Bereich von Ah-Shi-Sle Pah aber nix genaues wissen sie nicht.
Na gut, dann eben nicht.

Mein eigentliches Ziel waren die La Plata Badlands aber das Tor am Abzweig vom Highway war geschlossen und mit Kette und Vorhängeschloss gesichert. Also bin ich stattdessen in die Pinon Mesa Recreation Area gefahren, die mir die BLM-Dame empfohlen hatte. Die Zufahrt von der 170 ist ca. 2 Meilen nördlich des verschlossenen Tors zu den La Plate Badlands.
Hat mir recht gut gefallen, zwar keine spektakulären Highlights aber hübsche, farbenfrohe Badlands. Nur die Gas- und Öl-Förderanlagen stören, wie überall in der Gegend.



Sogar ein paar Blömscher blühten dort.





Ich bin ca. 11/2 Stunden dort herumgelaufen und -gefahren.







Jetzt wollte ich aber wissen, warum man nicht mehr zu den La Plata Badlands kommt und bin nochmal zum BLM gefahren, wo man mich mein einem freundlichen 'ist's you again' begrüßte. Die Antwort auf meine Frage war, dass das Land an der 170 Privatbesitz ist un der Besitzer keine Autos da lang fahren haben will , weil das Land auch als Weideland benutzt wird. Laufen und Mountainbike seien aber o.k. Wie man im La Palta Thread hier im Forum nachlesen kann, geht es aber auch noch anders.

Von diesem umfangreichen Programm war ich so erschöpft, dass ich eine Pause im Hotel einlegen musste. Nach Reisebericht schreiben und ein bisschen Bubu machen war es auch schon wieder Zeit für die Bisti Badlands. Ich habe mir brav alle Wegbeschreibungen und GPS-Daten zu den bekannten Highlights ausgedruckt bzw. herunter geladen, um dann zu beschließen, dass ich keine Lust habe, nur Punkt für Punkt abzuhaken. Selber entdecken macht doch viel mehr Spaß. Also blieben alle Daten im Hotel.
Vom Parkplatz aus bin ich zum südlichen Bereich des Washes gelaufen und habe ein Hoodoo-Tlal nach dem anderen erforscht.







Schon bei meinem ersten Besuch vor 6 Jahren hatten mich die Bistis fasziniert, obwohl ich nach einer Stunde wegen Regens wieder umdrehen musste und deshalb kaum etwas gesehen hatte. Aber diesmal hatte ich Zeit, alle Seitentäler abzulaufen und überall hinauf und hinunter zu klettern.







Es gibt sicher Menschen, die damit gar nichts anfangen können aber ich fand's toll nd ich konnte gar nicht genau bekommen.









Schon unglaublich was für Formen die Natur hervorbringt. Von moderner Kunst (s.o.) über Herzen aus Stein und Schnecken war alles dabei.









Und je näher der Sonnenuntergang kam, umso intensiver wurde das Spiel aus Formen, Licht und Schatten.









Wie immer wurde ich in den etzten Minuten vor Sonnenuntergang immer schneller. Könnte ja sein, dass es hinter der nächsten Ecke noch besser aussieht.







Und dann waren es wirklich die letzten Sonnenstrahlen des heutigen Abends.



Aber auch auf dem Rückweg zum Parkplatz hatte der Himmel noch einiges zu bieten.






Auf dem Rückweg nach Farmington bekam ich noch einen Anruf von Freunden, die zur selben Zeit im Südwesten unterwegs waren, allerdings auf einer ganz anderen Route. Aber am nächsten tag würden sich unsere Routen kreuzen (bzw. sie würden ihre Route so ändern, dass sie in Farmington vorbei kämen). Schön, damit ist der Samstag Aend doch schon gerettet.
Gruß
Dirk

RedZed

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #65 am: 06.04.2011, 09:09 Uhr »
traumhafte Bilder, Dirk!
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Anti

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #66 am: 06.04.2011, 18:20 Uhr »
Ein Glück, dass die digitale Fotografie erfunden wurde, sonst wäre es heute wieder seeeehr teuer geworden.  :grins:
Super tolle Bilder. Der Sonnenuntergang hat sich richtig gelohnt. Spitze!

DocHoliday

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #67 am: 07.04.2011, 02:57 Uhr »
traumhafte Bilder, Dirk!

Ein Glück, dass die digitale Fotografie erfunden wurde, sonst wäre es heute wieder seeeehr teuer geworden.  :grins:
Super tolle Bilder. Der Sonnenuntergang hat sich richtig gelohnt. Spitze!

Schön, dass Euch die Bilder gefallen.
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich das gemacht habe, als Bilder (Dias) noch richtig Geld gekostet haben ;)

Ich bin inzwischen in Las Vegas angekommen. Jetzt ruft ganz laut das Buffet und der Blackjack Tisch.
Fortsetzung folgt morgen.
Gruß
Dirk

EasyAmerica

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #68 am: 07.04.2011, 11:20 Uhr »
Viel Glück, Dirk!  :sun:
Viele Grüße
Heinz

DocHoliday

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #69 am: 09.04.2011, 01:24 Uhr »
Zweiter Versuch. So langsam müssen wir ja mal weiter kommen.

Samstag standen alte Steine auf dem Programm. Eigentlich wollte ich an diesem Tag morgens zu den Lybrook Badlands aber bei dem Gekletter zwischen den Hoodoos in den Bistis muss ich mir gestern das rechte Knie verdreht haben, zumindest tat es weh und war auch etwas dicker als das linke. Insofern waren weitere Klettereinlagen oder größere Wanderungen heute nicht angesagt.
Nachdem ich in den letzten Tagen ja schon diverse Ruinen und noch bewohnte Siedlungen der Pueblo-Indianer besucht hatte (Acoma, Taos, Bandelier, Puye) wollte ich mich heute deren Vorfahren widmen.
Im Chaco Canyon lebten bereits seit Tausenden von Jahren Indianer aber die bemerkenswertesten Hinterlassenschaften (und der Grund dort hin zu fahren) sind die der Chacoan People. Zwischen 800 und 1200 entstand dort eine bemerkenswerte Ansammlungen von so genannten Great Houses, riesigen mehrstöckigen Gebäuden mit Hunderten von Räumen und Dutzenden von Kivas (Versammlungs- und Zeremonialräumen).
Hin kommt man über die US 550 und die County Road 7950, letztere zum großen Teil eine gut befahrbare Lehm- und Schotterpiste, die auch mit jedem PKW problemlos befahr bar ist, solange es trocken ist. Auf dem asphaltierten Teil sollte man allerdings vorsichtig fahren. Dort gibt es diverse „interessante“ Bodenwellen und Schlaglöcher.
Bei Nässe sieht das ganz anders aus, wie ich bei meinem ersten Besuch vor 6 Jahren erfahren durfte – Stichwort: Schmierseife.

Beim Visitor Center (das eigentlich gar nicht existiert – das alte ist abgerissen und soll schöner-größer-besser neu gebaut werden, zur Zeit gibt es nur einen Pavillon) habe ich meinen NP-Pass vorgezeigt und bin dann gleich den kurzen Trail zu Una Vida gelaufen. Dieser Teil ist noch nicht ausgegraben und vermittelt einen Eindruck, wie es hier vor 100 Jahre ausgesehen haben muss, bevor die Archäologen kamen. Interessant sind aber die Felszeichnungen an der Canyonwand dahinter bzw. darüber. Leider war ich etwas spät dran, so dass sie schon teilweise in der Sonne lagen, was für Fotos nicht gerade zuträglich ist.



Auf dem Rückweg habe ich die Aussicht auf die Fajita Butte genossen.



Mit dem Auto ging es anschließend weiter in den breiten Canyon hinein. Nächster Stop war Hungo Pavi, die erste der komplett ausgegrabenen Grat House-Ruinen.
An der langen Außenmauer konnte man gut die hohe handwerkliche Qualität der Maurerarbeiten bewundern. Ob die Mauern unserer modernen Häuser in 1000 Jahren noch so gut aussehen?



Danach kamen mit Chetro Ketl und dem Pueblo Bonito die beiden größten und eindrucksvollsten Ruinen.

Chetro Ketl:




Blick von oben auf den Pueblo Bonito:





Das Innere der Anlage:


Der Blick vom Pueblo Bonito auf Chetro Ketl:


Pueblo Bonito von außen:


Und auch die fotografischen Spielereien mit den diversen Türen und Durchgängen mussten natürlich sein:






Auf dieser Zeichnung bekommt man eine Vorstellung davon, wie es damals ausgesehen haben könnte.


Vom Ende der Parkroad aus habe ich noch Kin Kletso und den Pueblo Arroyo besichtigt. Die Wanderung hoch auf den Rim zum Pueblo Alto Komplex oder nach Penasco Blanco habe ich mir mit Rücksicht auf mein Knie geschenkt. Beim Laufen wurden die Beschwerden zwar eher besser aber gerade bergab hat es schon noch ordentlich gezwickt. Außerdem zogen jetzt auch langsam mehr und mehr Wolken auf.

Kin Kletso:


Pueblo Arroyo:


Nach einem letzten Blick auf die Fajita Butte habe ich Ccaco verlassen und bin nach Farmington zurück gefahren.



Ich fand Chaco sehr beeindruckend. Was hier vor Tausend Jahren für riesige Gebäudekomplexe errichtet wurden, ist bleibender Ausdruck einer echten Hochkultur mit weit entwickelten handwerklichen und  astronomischen Fähigkeiten (einzelne Fenster oder Duchgänge sind exakt so ausgerichtet, dass die Sonne bei Sonnenaufgang zur FrühjahrsSonnenwende durchscheint (Oder Winter- oder Herbst-, etc.) und Handelsbeziehungen nicht nur im ganzen Südwesten der USA sondern bis nach Mexico und Guatemala.
Schade nur, dass sie keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen haben (hinterlassen konnten mangels Schrift). So ist bis heute unklar, warum diese Stadt mit teilweise über 4000 Bewohnern verlassen wurde. Dürre? Überweidung und Auslaugung der Böden, so dass die vielen Menschen nicht mehr ernährt werden konnten? Vertreibung durch die von Norden einwandernden Navajo (bzw. deren Vorfahren) oder andere Stämme aus den Great Plains?

Rainer (hier besser bekannt als Jack Black) und Sylvia kamen fast gleichzeitig mit mir im Hotel an. Nach eine kühlen Bierchen auf dem Zimmer haben  wir bei einem Mexikaner in der Nähe lecker gegessen, viel gequatscht und einen schönen Abend verbracht.
Gruß
Dirk

DocHoliday

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #70 am: 09.04.2011, 01:48 Uhr »
Und damit wir mal etwas aufholen gibt es gleich noch einen Tag hinterher:
 Leider hatte der Wetterbericht für Sonntag recht behalten. Es war kühl, bewölkt, windig und nach den Pfützen zu urteilen, hatte es in der Nacht auch etwas geregnet. Kein Wetter für Badlands.

Also müsst Ihr Euch mit mir noch ein Tag mehr alte Steine anschauen. Dafür muss man von Farmington aus nich weit fahren. Gleich in den Nachbarorten Atztec und Bloomfield liegen das Atztec Ruins NM und die Salmon Ruins, zwei so genannte Chaco Outliers, die von dem selben Volk erbaut wurden wie die Great Houses in Chaco.
Zuerst war ich bei den Atztec Ruins. Die Anlage liegt gleich am Ortsrand ganz in der Nähe des San Juan River und hieß deshalb übersetzt auch 'Platz am fließenden Wasser'. Der Name Atztec Ruins stammt von den Entdeckern, die sich an die Ruinen der Atzteken in Mexiko erinnert fühlten.

Auf einen kurzen asphaltierten Trail kann man um die Anlage herum bzw. durch sie hindurch laufen und bekommt von einem Trailguide, den man im Visitor Center geliehen bekommt alles wesentliche erklärt.





Auch hier gibt es natürlich diverse Türen und Durchgänge zu bewundern.




Das Highlight ist aber eine Anfang des 20. Jahrhunderts rekonstruierte Kiva.




Insgesamt fand ich Atztec sehenswert aber nicht so beeindruckend wie Chaco. Die Kiva hat mir allerdings sehr gut gefallen.
Im Visitor Center habe ich mir noch ein Video angeschaut und ein Buch über die Geschichte der „Ancient Peoples of the American Southwest“ gekauft.

In der Hoffnung, dass das Wetter noch etwas besser würde, hatte ich mir morgens noch die Wegbeschreibungen zu einigen der Arches hier in der Gegend rausgesucht. Die blieben aber unbenutzt. Es kam zwar immer mal wieder kurz die Sonne raus aber der Wind war ätzend und die Sicht allenfalls mäßig.



Also auf zu den Salmon Ruins. Diese sind noch mal etwas kleiner und haben mich ehrlich gesagt nicht besonders beeindruckt. Mag aber auch daran liegen, dass ich inzwischen etwas übersättigt war.





In der Anlage gibt es auch noch die Überbeleibsel eines Pioneer-Homestead (der Salmon-Brüder, die dem ganzen den Namen gegeben haben) und eines Trading Post zu sehen.





Den kleinen Rundweg mit Nachbauten von Navajo-Bauten (Hogan und Sweathouse) und Tipis von Plains-Indians habe ich mir geschenkt, weil es jetzt auch noch anfing zu nieseln.
Ich Farmington habe ich bei Safeway allerlei Leckereien in der Deli-Abteilung gekauft und eine gute Flasche Wein und bin ins Hotel zurück, wo ich den späten Nachmittag und den Abend mit lesen, fernsehen, futtern und Wein trinken verbracht habe.
Gruß
Dirk

Anti

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #71 am: 09.04.2011, 12:48 Uhr »
Ist schon faszinierend, was die architektonisch drauf hatten. Unsere Häuser werden nicht so lange "leben", denn da ist zu viel Stahl drin verbaut. Wenn man mal versucht eine kleine Mauer zu bauen, weiß man, wie schwierig es ist, gerade zu bauen. Und dann die perfekten Kreise und die astronomisch exakt ausgerichteten Zugänge oder Fenster hauen einen dann schon aus den Socken... Das liegt aber sicher auch an deren Gefühl von Zeit. Schließlich sind auch wir noch rudimentär in der Lage Uhrzeiten einzuschätzen oder Himmelsrichtungen auszumachen. Das konnten die Menschen früher natürlich besser...

DocHoliday

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #72 am: 10.04.2011, 02:13 Uhr »
Am Montag sah das Wetter gut aus. Meinem Knie hatten zwei ruhige Tage ebenfalls gut getan – keine Beschwerden mehr. Nach so viel Ruinen in den letzten 2 Tagen stand also weiteren Touren durch die Badlands nicht mehr im Wege. Eigentlich auch wieder nur alte Steine aber in Form von Hoodoos, Caprocks, Mushroom-Rocks, Goblins und was weiß ich noch.

Als erstes bin ich in die A-shi-sle-pah Wilderness Area gefahren. Ich habe die Anfahrt über die US 550 und den „Highway 57“ gewählt. Ab der Abfahrt von der 550 fast nur Gravel aber auch mit PKW problemlos machbar. Die Zufahrt zum Parkplatz direkt am Rim liegt schon in der Wilderness Area und ist deshalb gesperrt.



Wie man sieht, führen diverse Spuren um das Schild herum aber da die BLM-Dame in Farmington mir gesagt hatte, dass sie jetzt häufiger Kontrollen dort durchführen und Knöllchen verteilen, habe ich halt dort geparkt und bin den knappen Kilometer bis zum Rim gelaufen.

Als erstes schaut man dort auf ausgedehnte gelbe Badlands.



Schon vor oben sieht man diverse Hoodoogruppen. Ich habe mir also eine nicht ganz so steile Stelle gesucht und bin hinunter geklettert.



Nachdem ich um diverse Ecken den weiten Wash erreicht hatte, bin ich zuerst ein Stückchen nach Nordosten und habe mir die Hoodoos dort angeschaut.





Von dort bin ich nur noch in westliche Richtung gelaufen. Immer ein Stück durch den Wash und dann wieder ins nächste Seitental hinein.





Tolle Gegend mit unterschiedlichsten Formen und Farben, wobei weiß und gelb dominieren.





Diese Formation habe ich für mich die Zitadelle getauft.


Um die Ecke davon habe ich einen steinernen Osterhasen entdeckt.


Noch mal ein Blick zurück auf die „Zitadelle“.


Ein Stück weiter kommt dann die vielleicht interessanteste Ecke mit den gelben Hoodoos. Dort habe ich Dutzende Fotos gemacht und eine kleine Pause eingelegt, um die Landschaft zu genießen.











Ich bin noch ein ganzes Stück weiter Richtung Westen gewandert aber so richtig spektakuläre Formationen habe ich dort nicht mehr gefunden.





Nach den ganzen Hodoos habe ich mich auf dem Rückweg ein bisschen um das versteinerte Holz gekümmert, dass dort in großen Mengen zu finden ist.







Ohne Probleme habe ich die Stelle wiedergefunden, wo ich in den Wash hinunter geklettert war und bin auch heil wieder hoch gekommen. Offensichtlich haben sich diese Stelle schon andere ausgesucht, denn vom Wash aus markierten 2 oder 3 Cairns den Weg.

Insgesamt habe ich mich gut 31/2 Stunden dort herum getrieben und bin mir sicher, dass ich irgendwann noch mal wieder kommen werde.

Anschließend bin ich nicht wieder zurück zur 550 sondern die 57 noch ein Stück weiter gefahren und dann über die County Road 7870 und 7650 zur NM 371 und weiter zu den Bistis. Der nördliche Teil fehlte mir ja noch. Da ich vor hatte zum Sonnenuntergang die Cracked Eggs zu besuchen, habe ich nicht die nördliche Zufahrt genommen sondern bin zum „klassischen“ Parkplatz für die Bistis, bzw. zu dem kleineren etwas weiter nördlich gelegenen.
Von dort bin ich immer am Zaun lang erst nach Osten und dann nach Norden. Nach etwa 20 Minuten wurde die Gegend interessanter.





Farbige Badlands und die ersten Hoodoos kamen „ins Bild“.







Wie im südlichen Teil finden sich hier enge Täler voller Hoodoos und Hoodoogruppen oben auf den Anhöhen.







Wie bei meinem ersten Besuch im südlichen Teil bin ich einfach drauf los gelaufen. Interessante Formationen und tolle Fotomotive findet man hier wirklich überall.

Auch die Farben der Badlands begeisterten mich immer wieder.


Von einer Anhöhe aus sah ich in einiger Entfernung die bekannte Stone Wings.



Erst bin ich aber noch etwas weiter Richtung Norden und habe mich dort umgeschaut.







Auch hier gab es überall Futter für die Kamera.



So langsam habe ich mich zu den Stone Wings vor (oder zurück?) gearbeitet und bin direkt zu ihnen hinauf geklettert, um sie mir mal aus der Nähe anzuschauen. Aus der Nähe sind sie aber kaum vernünftig zu fotografieren. Für die klassische Perspektive bietet sich ein kleiner Hügel gegenüber an.



Auf dem Rückweg habe ich einen etwas anderen Weg genommen und noch ein paar weitere interessante Stellen gefunden.







Als ich den südlichen Wash wieder erreichte, hatte sich leider der Himmel im Westen ziemlich zugezogen. Sah nicht so aus, als ob es einen tollen Sonnenuntergang geben würde. Letztlich war ich gar nicht so böse darüber. Nach 31/2 Stunden A-shi-dingsda und bis hierher fast 3 Stunden Bisits hatte ich nämlich ordentlich Kohldampf und irgendwie auch genug Hoodoos und Badlands gesehen.

Abends gab es noch mal Leckerchen vom Mexikaner.
Gruß
Dirk

Anti

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Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #73 am: 11.04.2011, 09:36 Uhr »
Boah, der Hammer! Was mögen wohl die ersten Menschen dort gedacht haben? Das ist das Kunstatelier Gottes oder Manitus... Diese Farben, diese Formen... Hoodoos an sich sind ja schon faszinierend, aber die Stone Wings sehen noch viel unglaublicher aus. Da hat doch wirklich jemand gebastelt, das kann doch nicht nur Korrosion sein  :wink: :grins:

Gut, dass es deinem Knie besser geht. Toller Tag!

mrh400

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  • work is the curse of the drinking classes -O.Wilde
Re: Blömscher, schlechtes Land und Winnetous
« Antwort #74 am: 11.04.2011, 09:58 Uhr »
Hallo,
das sind wieder einmal traumhafte Bilder und Eindrücke.

Die Zufahrt zum Parkplatz direkt am Rim liegt schon in der Wilderness Area und ist deshalb gesperrt.
das ist neu - ich konnte 2008 noch ohne Umfahrung eines Schildes diese Straße nutzen.

Ich habe mir also eine nicht ganz so steile Stelle gesucht und bin hinunter geklettert.
Wenn man vom (ehemaligen) Parkplatz etwa hundert Meter zunächst in östliche Richtung geht, kann man fast ebenerdig hinein- bzw. herausmarschieren (wir sind auch irgendwo westlich runtergekraxelt, haben das aber für den Rückweg entdeckt). Wenn ich mir so Deine Bilder ansehe, sind wir insgesamt offenbar etwas zuviel im östlichen Bereich und zuwenig im westlichen Teil gewesen - versteinertes Holz hatten nämlich wir nur in Splitterform entdeckt, das allerdings zuhauf.

Einer kam mir übrigens ganz bekannt vor (Vgl. Anhang)
Gruß
mrh400