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Autor Thema: Camping im Südwesten: 35 heiß-kalte Tage und Nächte im Mai / Juni 2008  (Gelesen 26691 mal)

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Lisa78

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... weiter geht´s...

Samstag, 31.05.2008

Oh je, der gefürchtete Tag war da – Torstens Geburtstag! War es im Vorjahr noch die ganz große Katastrophe, immerhin musste er sich da von der „2“ vorn verabschieden, so war es dies Jahr nur halb so schlimm.  :wink: Zur Feier des Tages sind wir mal nicht so früh aus den Schlafsäcken gekrochen, haben gemütlich gefrühstückt und anschließend noch etwas am Campground gelesen, da wir heute zwar ein schönes Highlight geplant hatten, aber ansonsten auch reichlich Luft im Tagesverlauf hatten.
Gegen 10.30 Uhr ging es los zum Lower Antelope Canyon – die Abzweigung Richtung Antelope Canyons und der Upper Canyon waren schnell gefunden, aber irgendwie habe ich es geschafft, das Schild zur Abzweigung zum Lower Canyon mal so gar nicht zu sehen. Wir haben eine kleine Extratour gedreht und sind einige Meilen weiter geradeaus gefahren, bis es mir irgendwann komisch vorkam. Also gewendet und dann besser aufgepasst – so erreicht man sein Ziel! Die nächste Tour sollte um 11.15 Uhr starten, noch waren wir allein am Platz. Wir entrichteten den Obulus (insgesamt für uns beide $ 52) und warteten. Wenige Minuten vor Tourbeginn kam ein weiteres Pärchen, die bezahlten und sich uns anschließen wollten. Geführt von zwei Navajo im Teenageralter wollten wir starten, da fiel den anderen beiden was ein, was sie vergessen hatten. Da sie vor einigen Jahren wohl schon mal dagewesen waren, kündigten sie an, uns nachher zu folgen. Also marschierten wir mit den beiden Navajo allein los. Auf dem Weg zum Einstieg machten sie uns auf Saurierspuren im Stein aufmerksam. Am Eingang selbst warteten wir in der Sonne ein ganzes Weilchen, aber die anderen beiden zeigten sich nicht. Irgendwann beschlossen unsere Führer, dass wir genug gewartet hatten und wir konnten mit den beiden allein weiter. Der ältere der beiden gab sich wirklich Mühe, erzählte uns viel und machte uns auf besondere Formationen aufmerksam. Zusätzlich gab er Torsten Tipps für den Umgang mit seiner Kamera hier unten und schoss gleich selbst damit ein paar Bilder. Leider haben wir kein Stativ, so dass viele Bilder verwackelten, aber immerhin fällt es dann leichter, die Ausbeute zu reduzieren. Wie machen das die Fotographen mit Stativ?  :verwirrt: Unsere „Ausbeute“:





















Wir hatten jedenfalls reichlich Zeit im Canyon, die Führer liefen mit uns durch bis zum Ende, wo uns dann letztlich auch das andere Pärchen einholte. Angekommen hatten wir dann die Wahl: zurück oberhalb des Canyons in der Sonne oder durch den Canyon wieder zum Einstiegspunkt. Das war nun wirklich keine Frage und wir zwei machten uns dann allein auf den Rückweg und schossen nochmals unzählige Fotos. Viel los war nicht wirklich, erst gegen Ende stieg eine größere Gruppe in den Canyon hinein.
Irgendwann hatten wir dann auch wieder den Eingang erreicht und nach einer kleinen Pause zur Beobachtung einer Echse erreichten wir wieder den Parkplatz.





Hinein in den schön aufgeheizten Wagen zurück zur Stadt...Hier machten wir einen kleinen Stadtbummel durch die verschiedensten Geschäfte, gönnten uns zur Feier des Geburtstags Eis und Donuts und sahen um 16 Uhr „Indiana Jones 4“ im Kino. Hat mir sogar gefallen, obwohl ich erst skeptisch war und nur dem Geburtstagskind zuliebe bereit war, mitzugehen!
Zurück am Campground gab es selbstgekochtes Abendessen und zum Dessert mal wieder einen Rangervortrag, hier auf dem Campground gab es kein Entrinnen, vor Beginn der Vorträge machte der Ranger die Runde und lud alle ausdrücklich zur Teilnahme ein. Thema diesmal war die Expedition der Padres Escalante und Dominguez im Jahr 1776. Unvorstellbar, unter welchen Bedingungen die Reisenden damals weite Strecken zurücklegten! Was haben wir es heute gut...

Gefahrene Meilen: keine Ahnung, die stecken in den morgigen mit drin...


Palo

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Ich fahre immer noch gerne mit, das ist einfach ein ganz toller Bericht !
Gruß

Palo

man-of-aran

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Also DIE Fotos, die Ihr hier reingestellt habt, sind wirklich genial - sehen fast aus wie unsere...
Lustig, dass Ihr Euch ebenfalls so schön getarnt habt im Canyon - beide in Orange - wie mein Sohn im Juli.  :D :D
und täglich träume ich vom Juli 2008...

Lisa78

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So, bevor ich jetzt zum Plätzchen backen entschwinde, noch schnell ein sommerlicher Tag als Kontrastprogramm: :palme:

Sonntag, 01.06.2008

Ziel des heutigen Vormittags war der Strand am Lone Rock! Wir ließen das Auto am Ende der geteerten Strecke stehen, das sah ja gar nicht so weit aus bis zum Strand. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke war klar, dass das nicht so klug war und die anderen Leutchen schon alle ihre Gründe hatten, warum sie bis zum Strand selbst gefahren sind. Egal, jetzt waren wir unterwegs, also stapften wir weiter durch den Sand, um dann – in der Sonne liegend und lesend – nach kurzer Zeit festzustellen, warum wir keinen Strandurlaub machen: Es ist einfach nicht unser Ding.



Also brachen wir recht frühzeitig wieder auf und waren mehr als pünktlich an der Marina, wo um 13 Uhr das Boot zu unserer Tour startete ($ 135 für uns beide zusammen). Die Wartezeit verbrachten wir dann mit dem Essen unserer Sandwiches und einem Durchstöbern des angeschlossenen Shops. Die magnetisierten Steine, die dort verkauft werden, eignen sich gut zum Rumspielen!
Recht pünktlich gingen wir dann an Bord und das Boot legte ab. Erstes Ziel war der Glen Canyon Dam:



Weiter ging es über den See in den Navajo Canyon und den Antelope Canyon. Unterwegs kamen wir an einer Marina mit einer Vielzahl von Hausbooten, die zum Teil im Privatbesitz waren, zum Teil als Mietboote zur Verfügung gestellt werden. Tja, Millionär müsste man sein!
Weitere Impressionen der Bootsfahrt:











Letztlich waren wir uns nach der Fahrt einig, dass es zumindest uns das Geld nicht wert war, aber hinterher ist man ja immer schlauer. Es war schon nett, die Felsen mal vom Wasser aus zu sehen, und auch Bootsfahren macht wohl Spaß, aber es riss uns nicht so mit. Vermutlich waren wir auch beide enttäuscht, dass es mit der Fahrt zur Rainbow Bridge nicht geklappt hat. Insgesamt fanden wir das Preis-Leistungsverhältnis dieser Tour nicht überzeugend.
Nach einem Eis in der Stadt klang der restliche Abend am Campground aus, unser Bildungshunger musste ungestillt bleiben, dabei hatten wir uns schon so dran gewöhnt: Abendprogramm gab es heute nicht!  :wink:




Gefahrene Meilen: 81 (mit denen von gestern zusammen)

leia

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um dann – in der Sonne liegend und lesend – nach kurzer Zeit festzustellen, warum wir keinen Strandurlaub machen: Es ist einfach nicht unser Ding.



das kommt mir doch sehr bekannt vor :wink:

Schade, dass euch die Bootstour nicht gefallen hat. Ich muss zugeben, wir haben auch damit geliebäugelt und uns dann (zum Glück?) dagegen entschieden...

Ich freu mich auf die Weiterfahrt...ach und Plätzchenhunger hab ich jetzt auch :roll: :wink:

Viele Grüße Leia


Lisa78

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Hallo!

Und auch heute geht es weiter - diesmal mit einem Wiedersehen!

Montag, 02.06.2008

Zurück zum Grand Canyon! Nachdem wir den South Rim recht ausgiebig erkundet hatten, stand heute die Fahrt zur gegenüberliegenden Seite an. Wie üblich waren wir frühzeitig aufbruchbereit und machten uns um 7 Uhr auf den Weg zum North Rim. Den ersten Stopp legten wir bereits in Page ein, um aufzutanken und die Vorräte aufzustocken, so dass wir letztlich um 8 Uhr richtig durchstarten konnten. Hier fiel uns jedenfalls wieder einmal auf, wie angenehm (für uns Kunden) die Öffnungszeiten in den USA sind. Egal, ob man um 22 Uhr am Abend noch schnell mal einkaufen möchte oder um 7 Uhr am Morgen, die Supermärkte haben geöffnet (wobei ich hier zu Hause zu solchen Zeiten eher nie das Bedürfnis nach einem Bummel durch den Supermarkt habe – aber im Urlaub mit dem ganz anderen, ungeregelten Rhythmus ist das einfach enorm bequem  :wink:).

Bereits gegen 10.30 Uhr erreichten wir den North Rim und wir konnten direkt auf dem vorgebuchten Campground einchecken und aufbauen. Anschließend war natürlich erste Anlaufstation das Visitor Center, wo wir uns mit weiteren Infos versorgten. Von hier liefen wir das kleine Stück zum Bright Angel Point, bevor wir uns wieder in unseren fahrbaren Untersatz setzten und zum Cape Royal fuhren. Auch hier vertraten wir uns etwas die Füße, wir folgten den kleinen Trails zum Cape Royal Aussichtspunkt und zu den Cliff Springs. Vor allem letzterer war menschenleer, es gab allerdings auch eher keine grandiosen Ausblicke in den Canyon hinein, aber ein netter kleiner Waldweg zu einer Quelle ist ja auch mal was anderes!

Weiter Richtung Imperial Point stoppten wir an den verschiedensten Aussichtspunkten, u. a. am Roosevelt Point. Leider haben wir versäumt, ausreichend Schilder an den jeweiligen Fotostopps zu fotographieren, ich kann also die heutige Fotobeute nicht mehr bestimmten Punkten zuordnen  :platsch: (ok, ich denke, Angels Window lässt sich herausfiltern...):


























So waren wir nach einem guten Überblick über den North Rim gegen 16 Uhr wieder am Campground, wo wir den Urlaubspflichten wie Aufräumen und Kochen nachkamen. Da es auch hier abends Rangervorträge gab – sogar am Lagerfeuer – lauschten wir heute gebannt dem Thema „Müll am Grand Canyon“, wo es verschiedene Infos zu der im Hintergrund stattfindenden Müll- und Abwasserentsorgung im Nationalpark gab. Die Themenvielfalt dieser Vorträge ist schon erstaunlich, wer kommt auf sowas? Aber es war echt lustig aufgezogen, es begann beispielsweise mit diversen Fakten und Infos zum "toilet paper". Und das Vokabular bereichert so etwas ja auch enorm - ich wüsste andernfalls sicher nicht, was "manure" ist. Und die Ranger waren immer sehr nett, wenn wir um die eine oder andere Worterklärung gebeten haben!

Gefahrene Meilen: 180


Lisa78

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Heute heißt es mal wieder "früh aufstehen"...  :wink:


Dienstag, 03.06.2008

Heute stand mal wieder eine etwas längere Wanderung an und entsprechend früh klingelte der Wecker! Um kurz nach 5 Uhr waren wir bereits auf dem North Kaibab Trail unterwegs, dem wir bis zum Supai Tunnel (Hin- und Rückweg insgesamt 4 Meilen) folgten.







Wir hätten wohl noch weiter gehen können, haben wir dann gemerkt, als wir gegen 8 Uhr schon wieder am Rim waren. Na ja, besser so als anders herum.



Eine Lösung des „Problems“ war schnell gefunden, wir beschlossen, auch noch ein Stückchen des Widforss Trails (Hin- und Rückweg insgesamt 10 Meilen) zu wandern. Nach kurzer Anfahrt starteten wir hier gegen 8.45 Uhr am Trailhead. Leider lagen entgegen der Info in der Nationalparkzeitung dort keine Heftchen mit einer Trailbeschreibung aus  :( (und gestern hatten wir sie im Visitor Center liegen sehen ...), so dass wir einfach mal losmarschierten. Wir kamen auf dem relativ ebenen Trail gut voran und liefen dann auch bis zum vorgesehenen Ende, dem Widforss Point, den wir gegen 11.30 Uhr erreichten. Die Strecke ist sehr schön, man wandert durch ein nettes Wäldchen, immer mal wieder eröffnen sich schöne Ausblicke auf den Canyon. Es waren nur wenige andere Wanderer unterwegs, und wir genossen die verschiedenen Ausblick auf den Canyon:









Am Ziel angekommen, machten wir eine kleine Brotzeit, bevor wir den Rückweg antraten. Hier entdeckten wir auf dem Weg kurz hintereinander diese zwei Gesellen:





Später lief uns noch ein hübsches Deer über den Weg - das wollte sich aber nicht so recht fotographieren lassen. Gegen 14 Uhr erreichten wir dann unser Auto und zumindest ich war dann gut geschafft! In der Summe hatten wir immerhin rund 14 Meilen oder rund 22 Kilometer gelaufen.  :mrgreen: Es gab also ein in meinen Augen wohlverdientes Häagen Dazs Eis aus dem General Store inklusive nettem Schwatz mit dem dortigen Angestellten, anschließend widmeten wir uns mal wieder der Hygiene und duschten uns bzw. wuschen Wäsche.
Die restliche Zeit bis zum Beginn des Abendprogramms nutzten wir zum Relaxen, hatten wir dann doch „Streß“ :wink:: Erst „mussten“ wir um 19.00 Uhr am Campfire der Story von Old Clay Man and Woman lauschen – mit viel Körpereinsatz meisterhaft vorgetragen von der Rangerin – und dann ging es weiter zur Lodge, wo es einen Vortrag zum „Death in the canyon“ gab. Themen waren u.a. Flugzeugunglücke, Stürze, Bootsfahrten und ähnliches.
Interessant übrigens die Info, dass seit Anbeginn der Aufzeichnungen erst zwei Menschen aufgrund tierischer Einflüsse im Canyon ums Leben kamen: der eine erlitt einen Herzanfall beim Anblick einer Klapperschlange, der andere wurde bei einem Sturz unter seinem Maultier (nicht während eines geführten Touristenrittes...) begraben. Im Gegensatz dazu ist die meistbehandelte Verletzung der Biss eines squirrels!
Nach dem Vortrag gab es noch ein besonderes Bonbon: Freiwillige Mitarbeiter hatten auf dem Hof der Lodge ein Teleskop aufgebaut, durch das man einen Blick auf den Saturn werfen konnte. War Torsten zunächst noch unwillig, sich in die Schlange einzureihen, so hat er sich doch nach meiner Begeisterung auch angestellt. Da sich die Anzahl der Schaulustigen auch schnell verringerte, warfen wir beide mehrfach einen Blick durch das Teleskop und waren völlig fasziniert. Der Planet wirkte zum Greifen nah, so wie man ihn von Zeichnungen kennt, umgeben von dem „Ring“. :groove:
Zurück am Campground fielen wir dann doch sehr müde nach diesem langen Tag auf unsere Matten.

Gefahrene Meilen: 10


Lisa78

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Ich hoffe, ein paar Mitfahrer sind noch da - denn hier kommt der nächste Tag mit einiger Aufregung...

Mittwoch, 04.06.2008
Heute früh hieß es endgültig Abschied nehmen vom Grand Canyon, zumindest für diesen Urlaub! Allerdings hat der Aufenthalt auch in mir den Wunsch geweckt, einmal bis zum Colorado abzusteigen, natürlich so „gemütlich“ wie es eben geht, also mit einer, besser mehreren Übernachtungen. Am liebsten wäre uns beiden sogar eine Wanderung von Rim zu Rim... mal schauen, wir haben ja hoffentlich noch ein paar Urlaube vor uns! Uns hat es letztlich an beiden Rims sehr gut gefallen – jeder ist auf seine Weise schön und anders als der andere. So fanden wir es auch gut, beide Teile in einem Urlaub – jeweils mit ausreichend Zeit – gesehen zu haben.

Und so machten wir uns gegen 7.30 Uhr auf den Weg zu einem neuen Ziel. Als „Abschiedsgeschenk“ kreuzte kurz vor unserer Ausfahrt aus dem Nationalpark tatsächlich noch ein Stachelschwein in aller Ruhe die Straße. Beweisfotos gibt es allerdings keine, weil ich einfach doch nicht schnell genug die Kamera zur Hand hatte. Hat man die Kamera schussbereit auf dem Schoß, passiert nichts, aber wehe, sie ist irgendwo versteckt!  :wink:

Nach einem Tankstopp in Jacob Lake mit beeindruckenden Preisen fuhren wir zunächst nach Page, um uns hier nochmals mit Lebensmitteln einzudecken. Anschließend ging es weiter zum Monument Valley, das wir gegen 16 Uhr (Ortszeit) erreichten.



An der Einfahrt zahlten wir den Eintritt und die Gebühr für das „primitive camping“ ($10) und nach einer kurzen Suche fanden wir auch den Campground: ein kleines Plateau mit Blick auf die Felsen, ausgestattet mit einer Reihe Dixies und einigen überdachten Picknicktischen. Wir stellten den Wagen direkt am Rand in der ersten Reihe ab und stiegen aus. Der erste Eindruck: Hier ist es aber windig. Ok, also bleibt das Zelt erst mal im Auto, bis der Wind nachlässt (so war der Plan zu diesem Zeitpunkt :lol:). Tapfer wandten wir uns gegen den Wind und liefen Richtung Visitor Center – Sandpeeling inbegriffen! Besonders toll, wenn man weiss, heute abend gibt es keine Dusche...







Nach einem kurzen Umsehen im Visitor Center und der Entscheidung, erst mal keine der geführten Jeeptouren zu buchen, kehrten wir zum Auto zurück. Der eine ausgewiesene Trail im Monument Valley, an dessen Startpunkt wir quasi parkten, hätte uns bei besserem Wetter sicher gereizt, aber so? Kurze Diskussion, dann die Entscheidung, uns ins Auto zu setzen und abzuwarten. Wir haben also unsere Bücher zur Hand genommen, zur Abwechslung mal gespielt (das Würfelspiel für zwei Personen von „Die Siedler von Catan“ – übrigens in unseren Augen durchaus empfehlenswert) und Kekse und Brote gegessen und immer wieder hoffnungsfroh aus dem Auto geguckt, irgendwann musste der Wind doch aufhören.

Unterhaltung wurde auch geboten, so kämpften vor uns zwei Neuankömmlinge im Wind mit ihrem Zelt. Deren mißglückten Versuche überzeugten auch Torsten, dass der Zeltaufbau wohl tatsächlich keinen Sinn haben würde. Nach einigem Hin und Her – kurzzeitig stand die Frage nach einem Motel im Raum – entschieden wir uns, hierzubleiben und das Auto in einen Schlafsaal umzubauen :idee:. Bei dem Versuch, das Gepäck ohne die Öffnung der Türen – Sand hatten wir schon genug im Auto – auf die Vordersitze umzuladen, hatten wir viel Spaß und waren zum Schluss sogar erfolgreich. Unter Ausstopfung der Lücken, die hinter den Vordersitzen entstanden, nachdem wir die Sitze soweit wie möglich nach vorn geschoben hatten, hatten wir eine nahezu ebene Liegefläche, auf der ich mit 1,74 Meter ausgestreckt liegen konnte, und auch Torsten kam zurecht.

Draußen wurde es immer stürmischer, zum Wind gesellte sich ein Platzregen, der nahtlos in ein Gewitter überging, so dass der unvermeidliche Gang zum Dixie in einen Sprint gewandelt wurde. Und ich kann jedem sagen, dass man sich bei Sturm eine Menge schönere Orte als ein Dixie denken kann – was einem in der kurzen Zeit da für Gedanken kommen...









Auch im Auto fühlte ich mich nicht mehr so ganz wohl, da es bei entsprechenden Böen doch auch ins Wackeln geriet. Aber fahren wollte ich auch auf keinen Fall in einem solchen Unwetter, als blieb nur Ausharren... Auch die anderen Camper hielten sich in ihren Wagen auf, hier waren natürlich die Wohnmobilisten im Vorteil!
Die Wäsche an diesem Abend fiel notgedrungen etwas notdürftig aus, als ich meinen Mund durch das schnell heruntergelassene Fenster ausspülen wollte, fiel mein Blick auf den Windschatten des Hinterrades: Da hatte sich ein Hund ganz eng zusammengerollt und an den Reifen gekuschelt, ganz vorwurfsvoll blickte er zu mir auf. Oh je, das war ja so gemein, was tat uns der arme Geselle leid. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir davon aus, dass der Hund zu einem der anderen Camper gehörte, der ihn so sandig wie er war, nicht ins Wohnmobil lassen wollte. Natürlich kam es aus Platz- als auch aus Sauberkeitsgründen nicht in Frage, den Hund in unser Autochen zu holen, aber schwergefallen ist es uns, ihn in diesem Unwetter da draußen zu lassen.



Letztlich war es ein unvergesslicher Nachmittag und Abend, den wir da in unserem Auto verbrachten – obwohl ich zwischendurch echt Angst hatte, haben wir viel gelacht! Leider ist es mir nicht gelungen, einen der Blitze, die über den Felsen niedergingen, zu fotographieren, so dass wir nur reichlich Bilder von der allgemeinen Unwetterstimmung hatten. Irgendwann schliefen wir dann auch ein, das Unwetter ging jedenfalls noch weiter, jedes Mal, wenn ich aufwachte, hörte ich den Wind um das Auto sausen.



Gefahrene Meilen: 259

Fistball

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Natürlich bin ich als Mitfahrer noch dabei.

Ehrlich gesagt, für jeden Reisebericht den ich lese (ich lese meistens alle) einen Kommentar zu schreiben ist mir einfach zu viel.

Das Wetter am Monument Valley war ja schon heftig, hoffentlich passiert mir im kommenden Jahr nicht so etwas.

Gruß Claus

leia

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Zitat
Da hatte sich ein Hund ganz eng zusammengerollt und an den Reifen gekuschelt, ganz vorwurfsvoll blickte er zu mir auf. Oh je, das war ja so gemein, was tat uns der arme Geselle leid. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir davon aus, dass der Hund zu einem der anderen Camper gehörte, der ihn so sandig wie er war, nicht ins Wohnmobil lassen wollte. Natürlich kam es aus Platz- als auch aus Sauberkeitsgründen nicht in Frage, den Hund in unser Autochen zu holen, aber schwergefallen ist es uns, ihn in diesem Unwetter da draußen zu lassen.


Meiner Tochter sind gestern beim lesen Deines Berichtes fast die Tränen gekommen... ich fürchte bei uns hätte das zu einem großen Zerwürfnis geführt :roll:

Unser Wetter im MV war im letzten Jahr übrigens kein Deut besser, wir sind deshalb vom Zion kommend weitergefahren, bis wieder mal die Sonne zu sehen war - das war dann in Moab...

Viele Grüße Leia


Lisa78

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Hallo!

Ich gebe es ja zu - ich bin auch selbst meist nur stiller Mitleser!  :oops: Und solange ich weiss, dass diese da sind, bin ich ja auch zufrieden!

@Leia: Mir ist das mit dem Hund auch sehr schwer gefallen und ich war hin- und hergerissen - als Kind hätte da bei mir auch nicht die Vernunft gesiegt!


Donnerstag, 05.06.2008
Morgens weckte uns tatsächlich gegen halb sieben die Sonne! Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster machte uns jedoch schnell klar, dass sie nur durch ein kleines Loch in der Wolkendecke in unsere Schlafstätte schien. Egal, immerhin gab es dann einen bewölkten Sonnenaufgang über dem Valley:







Der Platzregen des Vorabends war in einen leichten, aber konstanten Nieselregen übergegangen, so dass wir das Morgenprozedere so weit wie möglich abkürzten, und auch das Gepäck von den Vordersitzen nur in einem völligen Durcheinander auf die Ladefläche umschaufelten. Immerhin war der Hund noch da und hatte sogar über Nacht Gesellschaft bekommen. Beide Hunde starrten begehrlich auf unsere Flakes, aber da sind wir recht hartgesotten und haben sie gucken lassen. Stattdessen gab es dann ein paar Streicheleinheiten, bevor wir uns auf den Rundkurs durchs Valley begaben.





Da wir so früh unterwegs waren, hatten wir die Strecke von ein paar offensichtlich Einheimischen nahezu für uns allein. Die Felsen waren schon beeindruckend, aber bei Sonnenschein wären sie sicherlich noch besser gewesen.





So kehrten wir dem Valley dann auch gegen 9 Uhr den Rücken und machten uns auf den Weg zum Mesa Verde National Park, wo wir auf besseres Wetter hofften. In Cortez, das wir gegen die Mittagszeit erreichten, hielten wir kurz zu Versorgungszwecken an und gönnten uns ein Fastfoodmenü bei Dairy Queen – sehr lecker.  :essen: Und ein geteiltes Eis zum Nachtisch fand auch noch Platz.
Anschließend checkten wir auf dem Morefield Campground im Mesa Verde National Park ($ 23 inklusive Duschen) ein, suchten uns einen der vielen schönen Plätze aus und fuhren dann weiter Richtung Visitor Center. Hier buchten wir für 15 Uhr eine Tour durch den Cliff Palace und für 17 Uhr eine Tour durch das Balcony House (jeweils $ 3 pro Person). Im Cliff Palace waren wir in einer recht großen Gruppe unterwegs, und es ist eigentlich unvorstellbar, welche Bauten hier unter was für Bedingungen entstanden sind.







Nach der einstündigen Tour fuhren wir direkt weiter zum Treffpunkt für die nächste Runde, und weil wir so früh dran waren, durften wir uns noch gerade der Führung um 16.30 Uhr anschließen. Hier wurde es dann auch nicht nur interessant, sondern zusätzlich noch etwas spannend, Höhenangst sollte man hier nicht haben. Grundsätzlich habe ich auch, wenn ich mich bewegen kann, keine Probleme damit, Leitern etc. zu erklimmen, anders ist es nur, wenn ich gezwungen bin, anzuhalten. Und natürlich bleiben die Leute vor mir ständig stehen (es sei ihnen ja auch gegönnt  :wink: )– na ja, bei der „Abschlussleiter“ habe ich darauf geachtet, nach dem Ranger die erste zu sein! Zudem muss man durch einen rund vier Meter langen und 50 Zentimeter breiten Tunnel kriechen – ein besonderer Spaß für Torsten  :lol:.
Beide Touren haben jedenfalls was für sich und wir waren froh, uns angemeldet zu haben.





Zurück am Campground gegen 18 Uhr standen dann die üblichen abendlichen Beschäftigungen an (unter anderem natürlich mal wieder das Auto aufräumen, schließlich mussten wir das "Übernachtungschaos" beseitigen), bevor wir irgendwann in die Schlafsäcke krochen.

Gefahrene Meilen: 200


Palo

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Klasse Bericht, schade dass ihr solch ein Pech mit dem Wetter hattet.
Gruß

Palo

Faszinierend

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Zudem muss man durch einen rund vier Meter langen und 50 Zentimeter breiten Tunnel kriechen – ein besonderer Spaß für Torsten  :lol:.



Ja das war ganz schön eng :-)

Lisa78

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Hallo zusammen!

@Faszinierend: ein ähnliches Bild habe ich auch von Torsten geschossen, das möchte ich der Öffentlichkeit aber vorenthalten - Torsten guckt so wenig entspannt!  :wink:

Und schon geht es weiter uf der Fahrt durch Colorado:

Freitag, 06.06.2008

Heute haben wir mal wieder ausgeschlafen, so ein gemütliches Zelt auf einem schön geschützten Stellplatz ist schon was anderes als ein Auto im Unwetter!  :wink:



Der Zeltplatz ist hier sehr lustig angelegt, hinter unserem Auto ging es die Stufen hinunter, wo zwischen den Bäumen dann die eigentliche „site“ lag.
So waren wir erst gegen 9 Uhr aufbruchbereit, für unsere Verhältnisse ja riesig spät.  :oops: Zuerst fuhren wir nochmals in den Nationalpark hinein und hielten an den verschiedenen Aussichtspunkten mit meilenweiter Sicht im wahrsten Sinne des Wortes. Am Park Point beispielsweise, dem höchsten Punkt des Parkes, hat man eine 360° Grad Rundumsicht.







Zudem erkundeten wir die Far View Sites, eine frei zugängliche Ansiedlung:







Danach schauten wir uns dann eher pflichtbewusst noch das Museum sowie das Spruce Tree House an – irgendwie hatten wir dann doch genug Ancestral Puebloan Bauten gesehen.







So machten wir uns gegen 11.30 Uhr auf den Weg Richtung Durango. Ursprünglich hatten wir überlegt, vom Mesa Verde Park den Needles District des Canyonlands National Park anzusteuern, haben uns dann aber spontan dagegen entschieden, weil wir einen Steineübersättigungseffekt fürchteten. So ein bisschen grün ist ja doch zur Abwechslung ganz nett, wie wir bereits im Mesa Verde gemerkt hatten. Da unser nächster vorgebuchter Campground der Devils Garden im Arches Nationalpark war, konnten wir insofern einfach umdisponieren und in die Berge fahren. Ein paar Abschiedsfotos von der schönen Aussicht im Mesa Verde Nationalparks:
 




Unser Tagesendziel Durango erreichten wir bereits nach einer Stunde und nach einem kurzen Infostopp im Visitorcenter checkten wir auf dem United Campground ($ 28,05) ein. Dieser Platz war natürlich recht städtisch und daher im Vergleich mit den vorigen Campgrounds nicht gerade unser „favorite“, aber für eine Nacht ist er jedenfalls ok.
Nach dem Zeltaufbau fuhren wir zurück in die Stadt und schlenderten die nette Main Street entlang. Im dort entdeckten indischen Restaurant „Himalayan Kitchen“ haben wir dann abends superlecker gegessen und trotz einiger Sprachschwierigkeiten eine nette Unterhaltung über Deutschland und Nepal (=Heimat unseres Kellners) geführt. Ihn schienen vor allem die deutschen Autos zu interessieren, wozu wir jedoch nicht so viel erzählen konnten, wir hatten schon Mühe, auf die Firmennamen zu kommen, die er meinte (ich glaube, es war Audi dabei...). Mit vollem Bauch machten wir uns auf den Weg zum Campground, legten jedoch auf Wunsch von Torsten noch einen Stopp an einem Baseballfield ein, wo wir uns unauffällig unter die vorhandenen Eltern mischten und deren Sprößlingen beim Spiel zusahen - ich habe mir allerdings lieber einen süßen jungen Hund angesehen, der noch in seine Pfoten reinwachsen musste. Von dem Spiel verstehe ich die Regeln eh nicht...
Letztlich wurde es mir auch irgendwann zu kalt und ich überzeugte Torsten, dass es dann doch mal Zeit für den Campground wäre.

Gefahrene Meilen: 90


Canyoncrawler

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Hallo Lisa,

ich bin noch mit Begeisterung dabei. Bei der Wanderung am North Rim wart ihr ja ganz schön stramm unterwegs.  :respekt:

Das Unwetter über Monument Valley hat was auf den Bildern, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es im Auto nicht immer so gemütlich war.  :wink:
Bei einem ähnlichen Unwetter im Mesa Verde haben wir uns mal auf eine überdachte Tentsite auf dem A&A Campground direkt beim Parkeingang "gerettet". Aber bei dem Geflatter des Zeltes und dem prasselnden Regen auf das Metalldach hätten wir auch besser im Auto übernachtet.  :?

Fahre weiter gerne mit.  :D
Gruss Kate
- - - - - - -
On Tour:
2000-09: 7xUSA West & Kanada
2000-13: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,GB,MNR,BiH,HR
2018:  Wandern & Paddeln Schluchten-ABC: Ardeche, Baume, Chassezac sowie Cote Vermeille

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