Ich hoffe, ein paar Mitfahrer sind noch da - denn hier kommt der nächste Tag mit einiger Aufregung...
Mittwoch, 04.06.2008Heute früh hieß es endgültig Abschied nehmen vom Grand Canyon, zumindest für diesen Urlaub! Allerdings hat der Aufenthalt auch in mir den Wunsch geweckt, einmal bis zum Colorado abzusteigen, natürlich so „gemütlich“ wie es eben geht, also mit einer, besser mehreren Übernachtungen. Am liebsten wäre uns beiden sogar eine Wanderung von Rim zu Rim... mal schauen, wir haben ja hoffentlich noch ein paar Urlaube vor uns! Uns hat es letztlich an beiden Rims sehr gut gefallen – jeder ist auf seine Weise schön und anders als der andere. So fanden wir es auch gut, beide Teile in einem Urlaub – jeweils mit ausreichend Zeit – gesehen zu haben.
Und so machten wir uns gegen 7.30 Uhr auf den Weg zu einem neuen Ziel. Als „Abschiedsgeschenk“ kreuzte kurz vor unserer Ausfahrt aus dem Nationalpark tatsächlich noch ein Stachelschwein in aller Ruhe die Straße. Beweisfotos gibt es allerdings keine, weil ich einfach doch nicht schnell genug die Kamera zur Hand hatte. Hat man die Kamera schussbereit auf dem Schoß, passiert nichts, aber wehe, sie ist irgendwo versteckt!
Nach einem Tankstopp in Jacob Lake mit beeindruckenden Preisen fuhren wir zunächst nach Page, um uns hier nochmals mit Lebensmitteln einzudecken. Anschließend ging es weiter zum Monument Valley, das wir gegen 16 Uhr (Ortszeit) erreichten.
An der Einfahrt zahlten wir den Eintritt und die Gebühr für das „primitive camping“ ($10) und nach einer kurzen Suche fanden wir auch den Campground: ein kleines Plateau mit Blick auf die Felsen, ausgestattet mit einer Reihe Dixies und einigen überdachten Picknicktischen. Wir stellten den Wagen direkt am Rand in der ersten Reihe ab und stiegen aus. Der erste Eindruck: Hier ist es aber windig. Ok, also bleibt das Zelt erst mal im Auto, bis der Wind nachlässt (so war der Plan zu diesem Zeitpunkt
). Tapfer wandten wir uns gegen den Wind und liefen Richtung Visitor Center – Sandpeeling inbegriffen! Besonders toll, wenn man weiss, heute abend gibt es keine Dusche...
Nach einem kurzen Umsehen im Visitor Center und der Entscheidung, erst mal keine der geführten Jeeptouren zu buchen, kehrten wir zum Auto zurück. Der eine ausgewiesene Trail im Monument Valley, an dessen Startpunkt wir quasi parkten, hätte uns bei besserem Wetter sicher gereizt, aber so? Kurze Diskussion, dann die Entscheidung, uns ins Auto zu setzen und abzuwarten. Wir haben also unsere Bücher zur Hand genommen, zur Abwechslung mal gespielt (das Würfelspiel für zwei Personen von „Die Siedler von Catan“ – übrigens in unseren Augen durchaus empfehlenswert) und Kekse und Brote gegessen und immer wieder hoffnungsfroh aus dem Auto geguckt, irgendwann musste der Wind doch aufhören.
Unterhaltung wurde auch geboten, so kämpften vor uns zwei Neuankömmlinge im Wind mit ihrem Zelt. Deren mißglückten Versuche überzeugten auch Torsten, dass der Zeltaufbau wohl tatsächlich keinen Sinn haben würde. Nach einigem Hin und Her – kurzzeitig stand die Frage nach einem Motel im Raum – entschieden wir uns, hierzubleiben und das Auto in einen Schlafsaal umzubauen
. Bei dem Versuch, das Gepäck ohne die Öffnung der Türen – Sand hatten wir schon genug im Auto – auf die Vordersitze umzuladen, hatten wir viel Spaß und waren zum Schluss sogar erfolgreich. Unter Ausstopfung der Lücken, die hinter den Vordersitzen entstanden, nachdem wir die Sitze soweit wie möglich nach vorn geschoben hatten, hatten wir eine nahezu ebene Liegefläche, auf der ich mit 1,74 Meter ausgestreckt liegen konnte, und auch Torsten kam zurecht.
Draußen wurde es immer stürmischer, zum Wind gesellte sich ein Platzregen, der nahtlos in ein Gewitter überging, so dass der unvermeidliche Gang zum Dixie in einen Sprint gewandelt wurde. Und ich kann jedem sagen, dass man sich bei Sturm eine Menge schönere Orte als ein Dixie denken kann – was einem in der kurzen Zeit da für Gedanken kommen...
Auch im Auto fühlte ich mich nicht mehr so ganz wohl, da es bei entsprechenden Böen doch auch ins Wackeln geriet. Aber fahren wollte ich auch auf keinen Fall in einem solchen Unwetter, als blieb nur Ausharren... Auch die anderen Camper hielten sich in ihren Wagen auf, hier waren natürlich die Wohnmobilisten im Vorteil!
Die Wäsche an diesem Abend fiel notgedrungen etwas notdürftig aus, als ich meinen Mund durch das schnell heruntergelassene Fenster ausspülen wollte, fiel mein Blick auf den Windschatten des Hinterrades: Da hatte sich ein Hund ganz eng zusammengerollt und an den Reifen gekuschelt, ganz vorwurfsvoll blickte er zu mir auf. Oh je, das war ja so gemein, was tat uns der arme Geselle leid. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir davon aus, dass der Hund zu einem der anderen Camper gehörte, der ihn so sandig wie er war, nicht ins Wohnmobil lassen wollte. Natürlich kam es aus Platz- als auch aus Sauberkeitsgründen nicht in Frage, den Hund in unser Autochen zu holen, aber schwergefallen ist es uns, ihn in diesem Unwetter da draußen zu lassen.
Letztlich war es ein unvergesslicher Nachmittag und Abend, den wir da in unserem Auto verbrachten – obwohl ich zwischendurch echt Angst hatte, haben wir viel gelacht! Leider ist es mir nicht gelungen, einen der Blitze, die über den Felsen niedergingen, zu fotographieren, so dass wir nur reichlich Bilder von der allgemeinen Unwetterstimmung hatten. Irgendwann schliefen wir dann auch ein, das Unwetter ging jedenfalls noch weiter, jedes Mal, wenn ich aufwachte, hörte ich den Wind um das Auto sausen.
Gefahrene Meilen: 259