usa-reise.de Forum

Autor Thema: Canyons, Geysire und Ghosttowns - mit Kindern und Zelt von LV bis Montana  (Gelesen 26506 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

USAflo

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 2.496
  • Wo wir hinfahren brauchen wir keine Straßen...
    • Unser-OM-und-umzu
Toller Bericht weiterhin. Und schon cool zu sehen, dass sich auch in 13 Jahren soviel nicht verändert hat. Wir haben 1995 fast ein identisches Foto geschossen, nur, dass noch mehr Wasser den Überlauf hinablief:

http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=28988.msg374053#msg374053






Der Kontrast zwischen den dampfenden Geysirbecken und der idyllisch harmlos aussehenden Flusslandschaft um den Firehole River begeisterte uns.


Überlauf vom Excelsior Geyser Krater in den Firehole River (ca. 4050 gallons pro Minute)



Tschau
Links zu meinen USA-Reiseberichten, Ausflugs- und Gastronomietipps für das Oldenburger Münsterland und Berichte zu unseren Europareisen auf meinem Blog: https://unser-om-und-umzu.blogspot.com/p/blog-page_19.html

Heike & Heimo

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 342
Hallo Petra,

da sind wir fast zur selben Zeit am selben Ort gewesen. An diesem Tag waren wir im Old Faithfull Bereich. Zwei Tage später waren wir auch beim Midway Basin, bei Windstille und fantastischem Farbenspiel vom Dampf der senkrecht in den Himmel stieg und von der roten Umrandung beschienen wurde.

Bin gespannt wie es weiter geht

Heimo
"Of all the books in the world, the best stories are found between the pages of a passport."

Kauschthaus

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.572
Hallo Petra,

da sind wir fast zur selben Zeit am selben Ort gewesen. An diesem Tag waren wir im Old Faithfull Bereich. Zwei Tage später waren wir auch beim Midway Basin, bei Windstille und fantastischem Farbenspiel vom Dampf der senkrecht in den Himmel stieg und von der roten Umrandung beschienen wurde.

Ich sehe schon, der usa-reise.de Kalender muss mehr ins Rampenlicht gerückt werden.  :shock:
Und ich werde künftig nur noch mit usa-reise.de Logo am Auto und am besten auch am Revers reisen.  :lol:

@USAflo: das Bild ist irre, danke! Außer vermutlich in der Höhe hat sich der Bewuchs nicht geändert. Wahnsinn nach all der Zeit!  :shock:

@all: das ist wirklich lieb, dass ihr nicht alle abgesprungen seid.
Ich hoffe nur, dass nicht in den nächsten Tagen ein "ghost town overflow" eintritt und doch noch alle flüchten.  8)

Morgen geht es weiter!

Liebe Grüße, Petra

Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

knutshome

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 1.507
Hallo Petra,

ich bin nun auch wieder hinterhergehechtet und immer noch mit an Bord.
Aber unser Kurzurlaub an der Ostsee hat mich sozusagen zu einer Pause gezwungen. :-)

Freue mich auf die Weiterfahrt.

Liebe Grüsse
Carmen

Kauschthaus

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.572
Carmen, Dein Wunsch ist mir Befehl!  :wink:


… Fortsetzung

21.8.

Ennis - Virginia City - Nevada City - Dillon

Heute hatten wir es nicht sonderlich eilig und standen erst gegen halb 8 auf. Der morgendliche Gang zu den Waschräumen war auf diesem Platz ein besonderes Vergnügen. Alles war nett eingerichtet und blitzsauber. Ich habe noch nie ein Bild von Waschräumen gemacht, aber hier ging ich extra noch mal mit dem Foto zurück.


Washroom im Ennis RV Park

Die Nachbarn waren auch schon am Packen, wir hielten noch ein Schwätzchen und tauschten E-Mail Adressen aus. Wir frühstückten in Ruhe und bauten anschließend unser Lager wieder ab.



Da gestern nur ein Zettel an der Office Tür war, dass man sich einen Platz suchen und am Morgen bezahlten sollte, hielten wir beim Wegfahren noch am Büro. Sie wollten 17 $ für diesen schönen Platz, was wir als sehr preiswert empfanden.

Virginia City ist nur ca. 15 Meilen von Ennis entfernt, so dass wir uns ohne lange Verzögerung auf die Spuren des Goldrausches, der Plummer Bande und der Vigilantes begeben konnten.

Als im Jahre 1863 in der Alder Gulch Gold gefunden wurde, war das wie immer der Startschuss für einen gewaltigen Run auf das Gebiet. Binnen kurzer Zeit entstanden entlang dieser Schlucht einige Siedlungen, unter anderem auch Virginia City und Nevada City. Nur ein Jahr später lebten ca. 10 000 Menschen in der Gegend, alleine Virginia City hatte zur Blütezeit ca. 5000 Einwohner.
Der Verlierer dieses Treibens war Bannack, das seit 1864 Hauptstadt des neu gegründeten Territoriums Montana war. Schon 1865 musste es seine Würde als Montana Capital an Virginia City abgeben.
In den darauf folgenden Jahren, als das Gold knapper wurde, begann aber auch der Stern von Virginia City zu sinken und viele Einwohner zogen nach Helena, der neuen aufstrebenden Boomtown. Anfang der 1870er Jahre hatte Virginia City nur noch ein paar hundert Einwohner und als 1875 Helena Hauptstadt wurde, war der Untergang endgültig besiegelt.
Von diesem Schlag hat sich Virginia City nie erholt. Heute leben nur ca. 150 Menschen ganzjährig hier. Die Gebäude der alten Mining Town sind liebevoll hergerichtet und größtenteils auch stilecht eingerichtet. In einigen der alten Häuser gibt es auch Souvenir Shops sowie altmodisch eingerichtete andere Läden und Wirtschaften.





Wir liefen mit großer Begeisterung umher, schauten uns alles an und machten jede Menge Fotos. In einem Fotoladen ließ ich mich von den Kindern überreden, ein Foto von ihnen als Cowboy und “feine Dame” mit langem Rock und Regenschirm machen zu lassen. Das war mit ca. 20 $ zwar nicht gerade billig, aber das Ergebnis war wirklich schön, so dass ich es nicht bereute.

Mittagessen gab es in einem wunderbar eingerichteten Lokal, das gleichzeitig Second Hand Shop war. Man saß an kleinen runden Tischen mitten im Laden, umgeben von jeder Menge Kram, der teils sehr schön und teils arg kitschig war. Vom alten Spielzeugauto aus Blech bis zu gebrauchten Cowboystiefeln konnte man hier alles haben.
Danach war Shoppen angesagt. Die Kinder bekamen Slingshots (Zwillen) aus Holz, und ich durchstöberte die Läden auf der Suche nach diesen Geschicklichkeitsspielen, bei denen man zwei gebogene Hufnägel auseinander fieseln oder einen Ring von zwei aneinander geketteten Hufeisen lösen muss. Ich wurde tatsächlich in zwei Läden fündig, womit ich gar nicht wirklich gerechnet hatte.

Obwohl der Ort und das Ambiente natürlich auch vermarktet werden, bietet Virginia jede Menge wunderbar erhaltene Relikte aus lange vergangenen Tagen. Ich kann einen Besuch nur wärmstens empfehlen.




Zum Abschluss gingen wir noch zum Bahnhof, da wir gerne mit dem Zug nach Nevada City gefahren wären. Das hätte allerdings mit Wartezeit und Hin- und Rückfahrt zu viel Zeit gekostet, so dass wir mit dem eigenen Auto fuhren. Nevada City ist auf der Landstraße nur 1-2 Meilen entfernt, so dass wir schnell da waren und auch noch reichlich Zeit für die Besichtigung hatten.

Nevada City ist eine Art Freilichtmuseum und besteht aus einigen ursprünglichen Häusern und vielen Gebäuden aus anderen Gegenden, die abgetragen und hier wieder originalgetreu aufgebaut wurden.
Im Gegensatz zu Virginia City kostet es Eintritt, den wir aber mit 6 $ als nicht übertrieben empfunden haben.

Wir bekamen einen Plan mit Erläuterungen zu den verschiedenen Gebäuden und begannen unseren Rundgang. Einige Häuser kann man auch innen besichtigen, bei anderen muss man sich mit einem Blick durch die Fenster oder die offene Tür begnügen. Die “importierten” Gebäude sind so geschickt angeordnet, dass man gar nicht merkt, dass nicht alles schon immer hier stand.











Und hier trafen wir auch wieder auf die Geschichte von Henry Plummer und seiner Bande von “road agents”, die 1862-63 die ganze Gegend zwischen Bannack und der Alder Gulch unsicher machten, sowie ihren Gegenspielern, den Vigilantes, die nichts anderes als eine Bürgerwehr waren, extra gegründet um dem ruchlosen Treiben ein Ende zu bereiten.
Henry Plummer könnte eigentlich als Erfinder des organisierten Verbrechens bezeichnet werden. Vielleicht nicht unbedingt weltweit, aber vermutlich im Wilden Westen, und auf jeden Fall in West Montana.
Er war ein Verbrecher, der schon 9 Jahre wegen Mordes im Gefängnis verbracht hatte, und wegen einem anderen Mord  eigentlich wieder hätte sitzen müssen, wenn ihm nicht die Flucht gelungen wäre. Diese führte ihn 1862 nach Bannack, das weit ab von irgendwelchen Nachrichten über seine Vergangenheit lag, und wo er auf einige seiner früheren Kumpels und Zellengenossen traf. 
Dank seiner guten Umgangsformen, seinem energischen Auftreten und wohl auch mangels ernsthafter Mitbewerber wurde er zum Sheriff vom Beaverhead County gewählt und als erste Amtshandlung machte er einige seiner Spießgesellen zu Stellvertretern.

Er baute eine straff organisierte Verbrecherbande auf, die die Zahl der Überfälle auf Hab und Gut und Leben sprunghaft steigen ließ.
Das änderte sich erst als im Dezember 1963 ein gewisser George Ives in Nevada City wegen Raubmordes verurteilt und auch gleich gehängt wurde.
Viele Bürger hatten die Nase einfach voll und wollten wieder Sicherheit auf den Verbindungsstraßen und in den Orten. Deshalb gründeten 25 Männer die “Vigilantes” und begannen ernsthaft mit der Suche nach weiteren Bandenmitgliedern. Dabei stießen sie auf einen Brief, der auf Plummer als Bandenchef hinwies. Im Verlauf der nächsten Wochen wurden viele der Verbrecher gehängt und auch mit Plummer machte man kurzen Prozess.

Nach einer mehr als ausführlichen Runde durch den Ort schauten wir uns noch paar Gebäude an der Hauptstraße an. Auch hier gibt es einiges zu sehen. In der Music Hall ist eine Sammlung von interessanten Musikmaschinen ausgestellt und im Nevada City Hotel kann man in originalgetreu eingerichteten Zimmern übernachten.


Bahnhof von Nevada City



Zumindest für heute hatten wir dann genug und fuhren weiter. Nach ca. 50 Meilen und einer guten Stunde Fahrt erreichten wir Dillon, den nächst größeren Ort in der Nähe von Bannack. Da wir auf dem Zeltplatz vom Bannack State Park zelten wollten, fuhren wir weiter. Leider wurde das Wetter immer kälter und windiger. Als wir am späten Nachmittag an der Abzweigung nach Bannack ankamen, hatte es nur 13 °C und es wehte ein eiskalter heftiger Wind.

Da wir wieder einmal die weite Einsamkeit der Gegend unterschätzt hatten, gab es auch keine Ausweichmöglichkeit in der Nähe. Wir fuhren noch ein Stück weiter in der Hoffnung auf einen Laden und eine Tankstelle, mussten aber wieder aufgeben und fuhren nach Dillon zurück. In der anderen Richtung gab es absolut nichts und die in unserer Karte eingezeichneten wenigen Orte bestanden eigentlich nur aus ein paar Farmen.

In Dillon tankten wir erst mal, schauten uns vergeblich nach einem Motel um und fuhren dann zu einem privaten Zeltplatz. Der lag zwar höchstens 1 km von der Interstate 15 entfernt, aber da der Wind alle Verkehrsgeräusche mühelos übertönte, störte das gar nicht. Wir durften unser Zelt auf einer großen Wiese in einer kleinen Senke aufstellen, aber das hielt den Wind nicht ab, beim Aufbau etwas Schabernack mit den Planen zu treiben.
Feuer war nicht drin, aber wir hatten noch einige Tüten mit gefriergetrocknetem Pork Sweet & Sour und Chicken Teriyaki, die übrigens super lecker sind. Wir trotzten also den Elementen, machten es uns so gut es ging im Vorzelt gemütlich, und gingen früh schlafen.

Fortsetzung folgt …
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Doreen & Andreas

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 8.002
    • http://www.neef-online.de
Der Verlierer dieses Treibens war Bannack, das seit 1864 Hauptstadt des neu gegründeten Territoriums Montana war. Schon 1865 musste es seine Würde als Montana Capital an Virginia City abgeben.
In den darauf folgenden Jahren, als das Gold knapper wurde, begann aber auch der Stern von Virginia City zu sinken und viele Einwohner zogen nach Helena, der neuen aufstrebenden Boomtown. Anfang der 1870er Jahre hatte Virginia City nur noch ein paar hundert Einwohner und als 1875 Helena Hauptstadt wurde, war der Untergang endgültig besiegelt.
Unglaublich, die haben Ihre Hauptstadt ja gewechselt, wie die Hemden  :lol:

Klasse Bericht, Petra. Vor allem die vielen Hintergrundinformationen zu den Orten und auch zu Henry Plummer und seinen Kumpanen machen das Ganze unheimlich lesenswert  :daumen:
Und die Bilder dazu sind auch absolut phantastisch  :verneig:

Viele Grüße,
Andreas
------------------------------
http://www.neef-online.de

Kauschthaus

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.572
Danke, Andreas! Ich dachte, diese Gegend ist etwas weniger bekannt und da sollte man schon etwas mehr dazu schreiben.

… Fortsetzung

22.8.

Dillon - Bannack State Park - Coolidge - Drummond

Der Wind hatte in der Nacht heftig an unserem Zelt gezerrt, aber wir hatten trotzdem gut geschlafen und freuten uns, dass das Wetter am Morgen schön war. Es war zwar erst ziemlich kalt, aber die Sonne tat ihr Bestes, um uns wieder aufzuwärmen.
Dieses Angebot nahmen wir auch gleich an und frühstückten ausgiebig mit Eiern, Salat, Cornflakes sowie Kaffee und Kaba. Seltsame Mischung, ich weiß, aber was anderes gaben die Vorräte nicht her.
Auch auf diesem Platz waren die Waschräume angenehm und blitzsauber. Dies schien uns eine sehr angenehme Montana Campingplatz Eigenheit zu sein.

Wir packten zusammen, fuhren das zweite Mal auf den Hw. 278 und landeten gegen halb zwölf im Bannack State Park. Das Visitor Center ist in einem der ersten Häuser untergebracht, dort bezahlten wir 5 $ Eintritt (pro Auto) und kauften noch für weitere 2 $ einen Guide mit einem Ortsplan, schönen alten Fotos und Geschichten sowie Erklärungen zu verschiedenen Gebäuden. 

Seinen Ortsnamen verdankt Bannack einem Irrtum. Eigentlich sollte es nach den Bannock Indians benannt werden, aber schon damals galt was heute gesichertes Wissen ist, nämlich dass der größte Fehler immer vor der Tastatur sitzt. Nun gut, in diesem Fall saß der Fehler vor einem Telegrafen, denn durch eine fehlerhafte Übermittlung nach Washington DC wurde aus dem o ein a.

Im Juli 1862 fand ein gewisser John White zusammen mit einigen Kumpels Gold am Grasshopper Creek. Diesem Fund folgte der übliche Zustrom von Menschen, so dass im Herbst bereits 400 und im nächsten Frühling sogar 3000 Menschen hier lebten und arbeiteten.
Aber auch Bannack blieb das Schicksal der meisten Mining Camps nicht erspart. Nach wenigen Jahren verschwand ein Großteil der Bevölkerung wieder und nur einige Unverdrossene blieben und experimentierten mit verschiedenen Mining Technologien. Allerdings kam der Ort in den nächsten Jahrzehnten nie mehr über ein paar hundert Einwohner hinaus. Das Aus kam dann in den 1950er Jahren, als sich der Abbau von Gold endgültig nicht mehr lohnte und seit 1954 ist es ein Montana State Park.

Heute kann man über 60 Gebäude besichtigen, die in bester Ghosttown Manier nicht herausgeputzt sondern in ihrem Zustand erhalten werden.
Das Wetter war ideal zum Besichtigen. Es war sonnig aber nicht zu heiß, der Himmel wunderbar blau, und so war es kein Wunder, dass unsere Fotos wieder mal zu glühen begannen.

Eines der auffälligsten Häuser ist das Hotel Meade. Das Backsteingebäude wurde 1875 als County Courthouse gebaut. Bannack war bereits seit 1864 Sitz des Beaverhead Countys, aber irgendwie hat man sehr lange gewartet, um ein entsprechend würdiges Courthouse zu bauen. Das war dann auch prompt ein wenig spät, denn 1881 wurde trotz des erbitterten Widerstands von Bannack der County Seat nach Dillon verlagert. 
Danach stand das Gebäude längere Zeit leer, bis es 1890 von einem Dr. Meade gekauft und zum Hotel umgebaut wurde.
 

Old Courthouse

Gleich daneben befindet sich Skinner’s Saloon, ein ehemals übler Schuppen, dessen Besitzer Cyrus Skinner ein flüchtiger Verbrecher war, der bereitwillig die übelsten Gesellen zu seinen Gästen zählte. Da verwundert es nicht mehr, dass der Saloon als Hauptquartier der “road agents” galt.


Skinner’s Saloon

Heute weiß man allerdings, dass diese alten Geschichten durchaus nicht so klar in gut und böse, in schwarz und weiß eingeteilt werden können. Es gibt erhebliche Zweifel daran, dass die Vigilantes wirklich nur die Bösen aufs Korn nahmen, zumal ihr eigener Einfluss unverhältnismäßig (und nicht wirklich legitimiert) wuchs und die Verbrechensrate nach den vielen Hinrichtungen keineswegs abnahm.

Auch wenn man es nach all den Schauergeschichten nicht recht glauben mag, gab es in Bannack aber auch viele ehrbare Bürger, hart arbeitende Miner und nicht zuletzt auch Familien, und die entsprechende Infrastruktur mit Häusern, Schule und Kirche.







Wir verbrachten drei sehr interessante und schöne Stunden in Bannack, aber dann drängte die Zeit und wir fuhren weiter. Ein genaues Tagesziel hatten wir nicht, wir wollten einfach so weit wie möglich Richtung Garnet fahren, das wir am nächsten Tag besichtigen wollten.

Wir begaben uns wieder auf den Hw. 278, aber bogen nach ein paar Meilen auf die NF-73 nach Norden ab. Auf unserer Karte vom Gold West Country war auf ca. halbem Weg zwischen Polaris und Wise River eine Ghosttown namens Coolidge eingezeichnet, die uns neugierig machte.

Die Straße führte uns über hügelige Wiesen und Weideland in bewaldete Höhen.
Wir bogen irgendwann auf eine unbefestigte Straße ab und stellten fest, dass sogar der Wald als Weide genutzt wurde. Waren wir noch bei den ersten Begegnungen mit Kühen am Straßenrand erschrocken, so gewöhnten wir uns bald daran, auf jeder noch so kleinen Graslichtung auf Rinder zu treffen, passten aber gut auf, falls doch mal eins auf die Straße springen wollte.


Straße zwischen Polaris und Wise River


Straße Richtung Coolidge

Die unpaved road endete an einem Parkplatz. Danach ging es noch einen knappen Kilometer zu Fuß weiter.





Coolidge wurde 1914, also relativ spät, als Silver Mining Camp gegründet. Schon vorher wurden in der Gegend von Elkhorn Silberbergwerke betrieben, aber eingestellt, als Ende des 19. Jahrhunderts der Silberpreis einbrach.
Anfang des 20. Jahrhunderts lohnte sich allerdings der Abbau wieder und Coolidge entwickelte sich zu einem zwar kleinen aber florierenden Ort. Ca. 350 Menschen lebten hier unter meist sehr einfachen Bedingungen, allerdings gab es auch einige moderne Annehmlichkeiten wie Telefon und Elektrizität und ab 1922 auch eine Post. Der Transport des Silbererzes erfolgte mit einer Schmalspurbahn nach Divide. Obwohl die Kosten für das Betreiben der Mine und den Abtransport des verarbeiteten Silbererzes in dieser abgelegenen Gegend sehr hoch waren, lohnte sich das Ganze eine Reihe von Jahren.

Man kann es als Ironie des Schicksals bezeichnen, dass zu dem Zeitpunkt, als eine ganze Reihe von Investitionen (u.a. eine neue Fabrik zur Verarbeitung von Silbererz) abgeschlossen waren, der Silberpreis im Zuge der großen Depression wieder einbrach.
Als 1927 ein Damm der Montana Power Company brach und ca. 12 Meilen Eisenbahngleise (Montana - Boston) sowie ein paar Brücken zerstörte, war der ökonomische Untergang besiegelt.
Wann genau Coolidge verlassen wurde, weiß ich nicht. Aber Ende der 20er Jahre wurde der Schuldistrikt aufgelöst und 1932 das Postamt aufgegeben.

Heute sieht man entlang eines Waldweges einige Hütten in den unterschiedlichsten Stadien des Verfalls.









Der Abstecher hat uns gut gefallen und zufrieden gingen wir zum Auto zurück. Zurück auf der asphaltierten Straße fuhren wir bis Wise Rive, wo die Straße auf den Hw. 43 mündet. Vorher begegneten wir zu unserer großen Freude sogar noch richtigen Cowboys, die eine kleine Herde über die Straße trieben.



Nach ein paar Meilen auf dem Hw. 43 bogen wir wieder nach Norden ab und folgten der # 569 nach Anaconda. Dort machten wir einen Versorgungsstopp im Supermarkt und bei McD. Ghosttowns erlaufen macht schließlich hungrig.
Dann ging es weiter auf dem Hw. 1 nach Norden. So langsam wurde es Zeit für die Zeltplatzsuche. Unser Campbook zeigte bei Philipsburg einige Forest Campgrounds an, die uns, insbesondere mir, aber überhaupt nicht zusagten.
Sie lagen in absolut düster wirkenden Nadelwäldern und obwohl ich schon oft und gerne im Wald kampiert habe, behagte mir diese Atmosphäre gar nicht. Die engen Baumreihen waren nicht idyllisch sondern einfach nur Beklemmungen auslösend.

Mehr aus Not als aus Liebe auf den ersten Blick wurden wir schließlich in Drummond fündig. Der Zeltplatz zeichnete sich zwar auch nicht durch Idylle aus, denn er liegt genau neben der I-90, aber nur zum Übernachten schien er ganz okay. Bedenken kamen mir erst, als ich hinter der vermeintlichen Office Tür auf einmal in der Wohnstube der Besitzer stand. Mr. und Mrs. Campingplatzbesitzer waren beide ungeheuer dick und im hinteren Teil des riesigen Raumes dudelte der Fernseher vor sich hin. Zwischendurch waberten die Rauchschwaden von seiner Zigarre und gaben dem Ganzen noch einen besonderen Touch.
Aber sie sahen nun wirklich nicht gefährlich aus, so dass wir 20 $ für eine Nacht zahlten und unser Zelt aufbauten. Während wir den Tisch für ein Abendvesper deckten, kam der Besitzer samt Zigarre zu uns rübergeschlendert und war einem Schwatz sichtlich nicht abgeneigt. Das war allerdings ganz interessant, denn er erzählte uns von Trockenheit und Waldbränden der letzten Jahre, dass in den letzten 5 Jahren nur ein Mal ein Bär gesichtet worden war und dass am Berg (er deutete in die Richtung) Elks wären. Letztere konnten wir mit dem Fernglas am nächsten Morgen auch einwandfrei sehen. Als ich noch überlegte, ob er vielleicht mit einer Einladung zu einem Bier rechnete, verabschiedete er sich jedoch (“enjoy your dinner”) und wir konnten endlich essen.

Auch hier waren die Waschräume tadellos sauber und gut eingerichtet, so dass wir uns für die eine Nacht durchaus nicht unwohl fühlten. Wir lasen noch ein wenig bei Laternenlicht und gingen recht früh schlafen.

Fortsetzung folgt …
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

wuender

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 3.122
Ich stimme Andreas absolut zu: Durch die Hintergrundinformationen zur Geschichte gewinnen die schönen Bilder von den Ghosttowns (die ich ja schon in Rodgau sehen konnte) noch einmal unheimlich an Wert  :daumen:

Ich bin noch begeistert mit dabei. Vor allem, weil sich unsere Routen in Virginia City erneut (und wohl auch zum letzten Mal) gekreuzt haben, wir allerdings den Schwerpunkt nicht so sehr auf den Ghosttowns hatten (und über Butte Richtung Helana weitergefahren sind).

Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Schöne Grüße,
Dirk

Kauschthaus

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.572
Wer hat an der Uhr gedreht?  :shock:

Ich wollte "nur kurz" den nächsten Tagesbericht zu Ende schreiben und jetzt ist es schon wieder Mitternacht. Thematisch passt das aber - wenn auch nicht beabsichtigt - sehr gut heute, denn jetzt ist Geisterstunde.  :wink:

… Fortsetzung

23.8.

Drummond - Garnet - Helena - Canyon Ferry Lake

Der Morgen war etwas frisch, aber die Sonne schaffte bald Abhilfe. Wir frühstückten, nutzten noch mal ausgiebig die Duschräume und packten dann alles wieder zusammen. Dieses ständige Auf- und Abbauen für nur eine Nacht war manchmal lästig, aber ein festes Standquartier hätte wesentlich mehr Fahrtzeiten verbraucht, und da bauten wir doch lieber 10 Minuten Zelt ab oder auf.


Zeltplatz bei Drummond

Anstelle uns zu helfen vergnügten sich die Kinder mit der Jagd auf Heuschrecken. Die gab es hier in solchen Massen, dass der Zeltplatz eigentlich Grasshopper Campground heißen müsste.

Unser heutiges Ziel war Garnet. Von dieser Ghosttown hatte ich das erste Mal durch einen TV Reisebericht gehört und war fasziniert, weil es hier tatsächlich spuken sollte. Nicht nur so ein bisschen und wenig glaubhaft, nein, Garnet kann mit so vielen Geistbegegnungen aufwarten, dass andere Ghost Towns eigentlich neidisch werden müssten.
Den Zettel mit dem Ortsnamen und Notizen über die Reportage habe ich zwar nie wieder gefunden, aber das Tourist Office in West Yellowstone konnte ja glücklicherweise bei der Suche helfen.

Von Drummond führt eine Frontage Road fast parallel zur I-90 nach Westen und dieser Straße folgten wir nun ca. 10 Meilen bis Bearmouth und bogen dann nach Norden ab.
Die Straße war größtenteils “unpaved”, aber ansonsten gut zu fahren.


Weg nach Garnet

Wir landeten nach weiteren 10 Meilen in den Bergen auf einem Parkplatz und folgten dem Wegweiser zum Fußweg nach Garnet.



Wie ihr seht, ist Garnet nicht sehr groß, allerdings gibt es verstreut noch so einige Hütten und Häuschen, die hier nicht zu sehen sind, insgesamt sind es ca. 30 Gebäude.
Die große Cabin (Ole Dahl Cabin) mit dem grünen Dach unten im Bild kann man in der Wintersaison für ca. 25 $ pro Nacht mieten, mit etwas Glück sogar inklusive Geister Erlebnissen. Allerdings muss man ca. 10 Meilen auf Skiern oder Schneeschuhen zurücklegen, anders ist der Ort im Winter nicht zu erreichen.  
Das kleinere Gebäude rechts, mit der Sitzbank neben der Tür und ebenfalls mit grünem Dach, ist ein ehemaliger Saloon, hier ist das Visitor Center untergebracht.
Das hohe Gebäude links neben dem VC ist das ehemalige Wells Hotel, links davor befindet sich der Davey’s Store und daneben (gegenüber der Dahl Cabin) ist Kelly’s Saloon.

Wir gingen zuerst ins Visitor Center, wo eine sehr nette Dame Infos über den Ort bereit hielt. Garnet wird vom BLM (Bureau of Land Management) und der von interessierten Bürgern gegründeten Garnet Preservation Association unterhalten. Auch hier hält man sich an das bewährte Prinzip des „arrested decay“, also des Konservierens des Zerfalls.

Garnet wurde 1895 gegründet. Minen für Gold, Silber und u.a. Granat (nach dem übrigens Garnet benannt wurde) gab es zwar in der Gegend schon vorher, aber erst die Entdeckung größerer Goldvorkommen in der Nancy Hanks Mine brachte den Durchbruch für eine größere Siedlung.
1898 lebten ca. 1000 Einwohner in Garnet. Es gab eine Schule, vier Läden, vier Hotels, drei Mietställe, zwei Barber Shops, einen Fleischer, einen Doktor und - wie sollte es auch anders sein - 13 Saloons. Für einen mehr oder weniger reibungslosen Arbeitsalltag sorgte die Miner’s Union, welche die Mining Companies und Minenarbeiter fest am Bändel hatte.
Obwohl die Anzahl der Saloons die Vermutung nahelegen, gehörte der Ort nie zu den wilden Vertretern seiner Zunft. Die schlimmsten Wildwest Zeiten waren wohl sowieso schon vorbei und zudem sorgte ein geregeltes Gemeinschaftsleben mit Angeboten auch für die vielen Familien für ein einigermaßen friedliches Klima.


Time Line

Um 1905 waren die Vorkommen ausgebeutet und Garnets Bevölkerung schrumpfte auf ca. 150 unverzagte Seelen. 1912 zerstörte ein Feuer einen Großteil des “Businessviertels”, aber ein Wiederaufbau lohnte sich nicht. Der 1. Weltkrieg zog weitere Arbeitskräfte ab und dann kam die Große Depression. Eigentlich keine guten Voraussetzung für eine Wiederbelebung des Ortes. Trotzdem gab es ein kurzfristiges Comeback der Stadt, als 1934 der Goldpreis um das Doppelte angehoben wurde. Minen wurde wieder geöffnet und leerstehende Cabins füllten sich wieder mit Leben.
Mit dem zweiten Weltkrieg änderten sich die Voraussetzung jedoch wieder und der Abbau lohnte endgültig nicht mehr. Zudem war Dynamit für den nichtmilitärischen Bereich knapp, was die Minentätigkeit logischerweise stark beeinträchtigte.

Wir begannen unseren Rundgang in Kelly’s Saloon, einem vor 1898 gebauten False Front Building, wie es vor der Jahrhundertwende üblich war. Hier ging es früher recht zivilisiert zu, wenn auch die Unterhaltung sicher nicht auf Familien ausgerichtet war.
Heute ist der Saloon zusammen mit dem Wells Hotel das meistgenannte Gebäude, wenn es um Geister geht. Unabhängig voneinander berichten verschiedene Caretaker, die im Winter in Garnet wohnen, dass manchmal Klavierspiel und Gläserklirren aus dem Saloon zu hören ist.
Auch eine Mieterin der Dahl Cabin hatte ein einschneidendes Erlebnis mit Geistern. Sie war unterwegs zum (außen gelegenen) Toilettenhäuschen, als sie auf der Straße ein Pärchen sah. Sie wunderte sich und sprach sie an, aber niemand antwortete. Sie folgte ihnen bis zum Wells Hotel, hörte auch verschiedene Geräusche wie Gläserklingen und Musik, rannte dann aber lieber schnell zurück zur Cabin. Ehrlich gesagt, ich hätte die Geister nicht verfolgt sondern wäre froh gewesen, wenn sie mich nicht beachten.  :augenzu:

Die Dame aus dem Visitor Center erzählte von einem der Caretaker, dass er mit seinem Hund zum Saloon ging, weil er seltsame Geräusch gehört hatte, aber dass diese abrupt stoppten, als der Hund seine Nase von außen an die Fensterscheibe stupste.


Kelly’s Saloon

Diese Story steht allerdings in krassem Widerspruch zu einer anderen, aber es war ja auch nicht der gleiche Hund. Ein Kurator der Preservation Association berichtete, dass sein Hund auf einmal geradezu hysterisch bellend vom Wells Hotel weglief. Es war Fußtrappeln vom oberen Stockwerk zu hören, obwohl niemand dort war. Der Hund war danach auch nie mehr dazu zu bringen das Hotel zu betreten.

Auf alle Fälle trafen wir im Wells Hotel nur ein paar wenige weitere Touristen an, die uns aber nicht seltsam erschienen.
Hier gibt es (allerdings auf englisch) noch ein paar Stories.


Wells Hotel


Speisesaal


Hotelküche


Hotelzimmer

Wem ein Hotelzimmer zu teuer war, konnte im obersten Stockwerk auf dem Fußboden schlafen. Hier waren auf dem Boden mit Strichen Plätze markiert. Dort konnte man dann seine bedroll auslegen.


Davey’s Store

Der Ladenbesitzer F.A. Davey war einer der Langzeitbewohner des Ortes. Er betrieb seinen Laden, bis er 1947 starb. Das meiste Inventar wurde danach versteigert.




Store Rückseite


Dahl Saloon und Visitor Center

Der ehemalige Saloon wurde 1938 vom Ehepaar Dahl gebaut und betrieben. Marion Dahl lebte bis in die späten 60er Jahre in der Dahl Cabin.

Nach unserem Rundgang unterhielten wir uns noch eine Weile mit der Dame im Visitor Center und gingen dann zum Parkplatz zurück. Auf der anderen Seite des Platzes ist auch noch ein sogenannter Interpretive Trail über Minen, aber das war wenig interessant, da man kaum noch was sah.

Garnet hat uns sehr gut gefallen und obwohl ich nicht wirklich an Geister glaube, möchte ich niemals dort im Winter alleine als Caretaker leben. Diesen Job würde ich glatt ablehnen. :zuberge:

Wir verließen Garnet auf der anderen Zufahrtsstraße in nördlicher Richtung und fuhren über die Hw. 200 und 141 nach Helena, der Hauptstadt von Montana. Zurück in der Zivilisation frischten wir unsere Vorräte bei Safeway auf und kauften unter anderem lecker aussehendes mariniertes Steak für das zu erwartende abendliche Grillvergnügen.
Die Frage war nur, wo das stattfinden sollte. Nach ausgiebigem Studium der diversen Reiseführer, Broschüren und Campbooks entschieden wir uns, die fast letzten Tage an einem See zu verbringen, genauer gesagt dem Canyon Ferry Lake.
Dieser ist ein riesiges Wasserreservoir, das vom Missouri River aufgestaut wurde.

Hier fanden wir einen großen Campingplatz an einer Marina samt mini kleinem Strand. Aber als Abwechslung zu der Einsamkeit der letzten Tage war es ganz okay. Da Wochenende war, gab es nur noch einen Zeltplatz abseits vom Wasser, aber man sicherte uns zu, dass wir am nächsten Tag umziehen könnten.

Den Abend verbrachten wir mit Grillen und dem sicheren Wissen, dass es total warm war und erst mal auch bleiben würde. Aus den Bergen raus war es nämlich auf einmal wieder richtig Sommer.

Fortsetzung folgt …
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Doreen & Andreas

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 8.002
    • http://www.neef-online.de
Wow, wieder ein sehr interessanter Bericht, Petra.

Um 2005 waren die Vorkommen ausgebeutet und Garnets Bevölkerung schrumpfte auf ca. 150 unverzagte Seelen.
Donnerwetter, ich hätte nicht gedacht, daß es tatsächlich so lange wirtschaftlich war  :wink: :lol:

Wir begannen unseren Rundgang in Kelly’s Saloon, einem vor 1998 gebauten False Front Building, wie es vor der Jahrhundertwende üblich war.
Ich glaube, es war einfach zu spät für diesen Bericht  :zwinker: :nixwieweg:

Nichtsdesto Trotz habe ich Deine Ausführungen und die tollen Fotos wieder sehr genossen...
Viele Grüße,
Andreas
------------------------------
http://www.neef-online.de

Kauschthaus

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.572
Um 2005 waren die Vorkommen ausgebeutet und Garnets Bevölkerung schrumpfte auf ca. 150 unverzagte Seelen.
Donnerwetter, ich hätte nicht gedacht, daß es tatsächlich so lange wirtschaftlich war  :wink: :lol:

Wir begannen unseren Rundgang in Kelly’s Saloon, einem vor 1998 gebauten False Front Building, wie es vor der Jahrhundertwende üblich war.
Ich glaube, es war einfach zu spät für diesen Bericht  :zwinker: :nixwieweg:

Das müssen Geister gewesen sein ...  8)

Selbst nach 2 x lesen habe ich das nicht gemerkt.  :oops:

Wird gleich korrigiert.

Danke und viele Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Kauschthaus

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 7.572
Endspurt!   8)

… Fortsetzung

24.8.

Canyon Ferry Lake

Nach einer ungewohnt warmen Nacht frühstückten wir in aller Ruhe und sahen uns etwas auf dem Gelände von Campground und Marina um. Außer Plumpsklos und Wasserpumpen, die über das Gelände verteilt waren, gab es beim Hauptgebäude auch Waschräume und eine kleine Laundry. Für die Dusche konnte man sich für einen Dollar einen Schlüssel holen. Das war okay, da ein Zeltplatz nur 15 $  (bzw. 16 $ näher am Wasser) kostete.



Die Kinder streiften durchs Gelände und gingen an den “Strand”, der aus einer schmalen kleinen Sand/Kiesbucht bestand. Dann wurde es Zeit für unseren Umzug zu einem schöneren Stellplatz. Wir schmissen Schlafsäcke, Matten etc. einfach ins Auto, zogen die Zeltnägel aus dem Boden und rafften unser Zelt mit den drei Stangen wie eine Ziehharmonika zusammen, so dass wir es tragen konnten.
Ich glaube, wir waren eine lustige Prozession. Links und rechts vom Zelt gingen Lothar und ich und hielten die 3 Stangen zusammen, vorne und hinten gingen Julian und Annika und hielten die überhängenden Zeltbahnen hoch, damit sie nicht am Boden schleiften.
Auf diese Weise trugen wir das Zelt wie ein Segel und der Wind merkte das natürlich sofort und blies uns kräftig den Marsch. Obwohl der Fußweg höchstens 3 Minuten dauerte, hielten wir unterwegs noch einmal an und änderten die Segel … ähm Zeltstellung. Mit den Stangen ins Längsrichtung ging es viel besser und der Wind gab auf.

Der Umzug hatte sich jedoch gelohnt, wir hatten nun einen wirklich schönen Blick aufs Geschehen am Wasser.


Die Kinder genossen den “Ruhetag” und wollten natürlich nicht nur ins sondern auch auf das Wasser. Das erwies sich am Wochenende als schwierig, und deshalb reduzierte sich die geplante mehrstündige Motorbootfahrt auf zwei einstündige Fahrten mit dem Tretboot. Das war auch nett und die Kinder waren zufrieden.

Ansonsten verbrachten wir den Tag mit lesen, spazieren gehen und waschen sowie “schon mal alles zusammen packen, was man nicht mehr braucht”.





Der Abend stand heute im Zeichen des Resteverbrauchs. Wir grillten die am Vorabend übrig gebliebenen Putenspieße, machten ein großzügiges Lagerfeuer mit unseren noch recht üppigen Holzvorräten und ließen die zwei Gaslaternen auf Höchstleistung im Dauerbetrieb brennen, was zwar für ein angenehmes Leselicht sorgte aber auch viele Insekten anzog.


25.8.

Canyon Ferry Lake - Lewis & Clark Caverns State Park - Livingstone

Am nächsten Morgen waren wir nach dem “Ruhetag” wieder voller Tatendrang. Mit anderen Worten, uns wäre es langweilig geworden, noch einen Tag hier zu verbringen.

Den Vormittag verbrachten wir mit dem Abbau des Zeltes und dem Sortieren, Säubern und Packen der Campingausrüstung, da wir die letzten beiden Nächte nicht mehr zelten wollten. Außerdem erschien es mir ratsam, die Packaktion für den Rückflug in homöopathischen Dosen vorzunehmen und nicht alles auf einmal.

Gegen 11 Uhr waren wir fertig und begaben uns auf die I-15 Richtung Süden. Wir wollten erst einen Abstecher nach Elkhorn machen und dann zu den Lewis & Clark Caverns fahren, die sich etwas südlich der I-90 zwischen Whitehall und Three Forks in den Tobacco Root Mountains befinden.

Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass es zeitlich nicht passen würde. Da wir schon gefühlte 20 Mining Towns besucht hatten, aber noch keine Höhlen, strichen wir Elkhorn. Wir bogen auf den Hw. 69 ab und kamen bald auf die I-90 und die Abfahrt zu dem Lewis & Clark Caverns State Park.
Die Besichtigungstour der Tropfsteinhöhlen hatten uns unsere kanadischen Zeltnachbarn in Ennis empfohlen und da es sowieso auf dem Weg nach Billings lag, wollten wir der Empfehlung gerne folgen. Schon der Weg von der I-90 zum State Park war vielversprechend, hier sah man die Löcher in den Felsen schon von weitem.



Die Kinder hatten allerdings gar keine Lust. Sie fanden weitere Besichtigungen völlig überflüssig und taten das auf der einige Meilen langen Bergstraße zwischen Eingang und Visitor Center in regelmäßigen Abständen kund. Höhle anschauen, wie langweilig! Was den Eltern aber auch immer in den Kopf kommt, wie blöd!

Wir ignorierten das allerdings, da wir unsere Pappenheimer kannten. Oben am Ende der Straße war ein großer Parkplatz. Visitor Center und eine kleine Wirtschaft waren geschlossen, aber der Ticketschalter war auf und wir kamen gerade noch rechtzeitig für die letzte Führung des Tages.

Ein ca. 15-20 min langer Fußweg führte uns zum Eingang der Höhlen, wo die Führung begann. Unterwegs hatten wir eine schöne Aussicht auf die Umgebung.



Schon den Weg fanden die Kinder nicht mehr ganz so blöd. Sie liefen eifrig zu und hielten Ausschau nach Schlangen, von denen es hier einige geben sollte, von denen wir aber zu meiner insgeheimen Erleichterung nichts sahen.  

Oben am Eingang trafen wir auf unseren Guide, der uns dann ca. eine Stunde durch das Höhlensystem führte. Spätestens als wir alle auf dem Hosenboden durch einen kleinen niedrigen Gang rutschen mussten, vergaßen die Kinder ihre Vorbehalte gegen die Tour völlig und waren schwer begeistert.

Ohne Stativ, nur so aus der Hand mit schwachem oder gar keinem Blitz fotografiert, sind die Bilder nicht sehr gelungen, aber man bekommt doch einen Eindruck der Kalksteinformationen und Tropfsteingebilde.









Obwohl die Höhlen nach Lewis & Clark benannt wurden, haben sie nichts von ihnen gewusst. Sie folgten 1805/06 dem Jefferson River unterhalb der Berge und hatten keine Ahnung, dass sich diese Höhlen quasi über ihnen befanden.
Erst in den 1890 Jahren entdeckten Farmer dieses unterirdische Labyrinth und erforschten es im Laufe der Zeit.

Auch die Führung selbst fanden wir sehr gelungen. Unser Guide war nett, kompetent und hatte viele kurzweilige Stories und Jokes auf Lager.

Anschließend fuhren wir wieder auf die I-90 Richung Osten. Wir wollten ein gutes Stück Richtung Billings fahren und irgendwo unterwegs ein Motel suchen.

Wir landeten dann etwas östlich von Bozeman in Livingstone in einem Rodeway Inn. Nicht idyllisch, aber zentral gelegen und nur zum Übernachten prima.
Abendessen gab es nebenan in einem Restaurant namens Clarks Crossing, wo es super nettes Personal und gute Hausmannskost gab. Mein Turkey mit Mashed Potatoes und Gravy war jedenfalls lecker und die anderen klagten auch nicht über ihr Essen.

Der Abend endete dieses Mal nicht mit Lagerfeuer und Grillen sondern im Motelzimmer mit Lesen und TV schauen.

Fortsetzung folgt …
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Canyoncrawler

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 3.487
  • Hiking the Nationalparks in USA, Kanada & Europe
    • Outdoordreams - Die Outdoorseite der Canyoncrawler
Hallo Petra,

schöne Eindrücke von den Ghosttowns und der Höhle in Montana.

Sehr informativ geschrieben. Schade dass die Reise bald zu Ende geht.  :(
Gruss Kate
- - - - - - -
On Tour:
2000-09: 7xUSA West & Kanada
2000-13: D,F,I,GR,MC,E,AND,L,A,GB,MNR,BiH,HR
2018:  Wandern & Paddeln Schluchten-ABC: Ardeche, Baume, Chassezac sowie Cote Vermeille

Unsere Website: http://www.outdoordreams.de

wuender

  • Platin Member
  • *****
  • Beiträge: 3.122
Diese Höhlen kannte ich noch gar nicht - die sehen ja richtig interessant aus. Dass Eure Kinder begeister waren, kann ich anhand der Bilder und der Beschreibung gut nachvollziehen. Die Bilder finde ich übrigens gar nicht mal so schlecht. Ich bekomme üblicherweise pro Höhlentour tonnenweise Ausschuss und maximal ein bis zwei halbwegs gescheite Fotos hin :D

Schöne Grüße,
Dirk