Dienstag, 02.12.2005 AnnapolisHeute war es soweit und wir wollten nach Annapolis fahren. Darauf freute ich mich schon ganz besonders, zumal ich selbst noch nicht dort gewesen bin. Eigentlich hätten wir ja auch mit dem Greyhound Bus bequem dort hin fahren können, aber Andrea wollte selbst gerne einmal in den Staaten Auto fahren, deshalb hatten wir uns entschieden, einen MIetwagen zu nehmen.
Ehe es dann losgehen konnte, hatte ich erst einmal mit Problemen ganz anderer Art zu kämpfen.
Meine Keycard für die Zimmertür funktionierte nicht mehr und ich musste sie erst an der Rezeption neu aufladen lassen. Nachdem das dann behoben war, konnte es dann auch losgehen.
Die Hertz Autovermietung befand sich glücklicherweise nur etwa 250 Meter von der Jugendherberge entfernt und somit waren wir ja schnell dort. Nach kurzer Wartezeit waren wir an der Reihe und schnell waren die ganzen Formalitäten erledigt. Wir bekamen die Autoschlüssel in die Hand gedrückt und gingen dann zu unserem Wagen, einen Pontiac Vibe mit Automatik. Der gefiel mir außerordentlich gut, wirklich.
Dann konnte es ja losgehen und erstaunlicherweise hatten wir den Innenstadtbereich von Washington schnell hinter uns gelassen. Auf dem Highway 50 fuhren wir nun gen Osten, Richtung Annapolis und ich war erstaunt, daß wir nach etwa 40minütiger Fahrt schon da waren. Wir parkten am Visitor Center in der Innenstadt und gingen erst einmal hinein, um uns mit Infos und einem Stadtplan einzudecken, denn wir besaßen weder das eine noch das andere.
Gleich wurden wir freundlich bedient und bekamen außerdem noch eine ausführliche Wegbeschreibung für die Navy Academy, unserem eigentlichen Ziel. Nun konnten wir uns auf dem Weg machen. Mir gefiel Annapolis außerordentlich gut, es war eine wunderschöne kleine und sehr übersichtliche Kleinstadt.
Wir passierten den State Circle und das State House, das älteste legislative Gebäude in den USA. Auch die hölzerne Kuppel war die älteste noch auf einem Gebäude befindliche in den USA. Das State House war wirklich sehr geschichtsträchtig und diente nach dem Unabhängigkeitskrieg für etwa ein halbes Jahr, als Annapolis Hauptstadt war, dem damaligen KOngress als Sitz.
Nach weiteren zehn Minuten Fußmarsch hatten wir Gate 1 erreicht, den offiziellen Besuchereingang der Marineakademie. Nur ein kurzer Blick in den Ausweis genügte und wir durften passieren. Nun waren wir offiziell auf dem Gelände der Marine Akademie, das ging ja wirklich sehr einfach und fix.
Nun gingen wir erst einmal zum Visitor Center, um einen groben Überblick zu bekommen.
Dort entschieden wir uns dann auch für die geführte Tour über das Akademiegelände und im Nachhinein muß ich sagen, daß wir es nicht bereut haben. Die Tickets hatten $7.50 gekostet, aber dafür bekamen wir für die nächsten 75 Minuten wirklich viel geboten. Zumal wir auf unserer Führung auch zu einigen Ecken des Geländes kamen, die man normalerweise nicht sehen kann.
Als erstes schauten wir uns einen kleinen einleitenden Film an, der aber in erster Linie Eigenwerbung für die Akademie machte. Trotz alledem war er ganz gut gemacht. Und dann ging es auch los mit der Führung.
Wir verließen das Besucherzentrum und überquerten einen großen Platz, wo eine große Statue von Billy the Goat, dem offiziellen Maskottchen stand und gingen in die Lejeune Hall, dem riesigen Sportkomplex der Akademie.
Unter anderem kann man dort die Athletic Hall of Fame besichtigen, eine Ruhmeshalle, in der aus allen Jahrgängen hervorragende Sportler geehrt wurden und mit einem Bild verewigt worden waren. Neben unzähligen Trophäen und Pokalen das Herzstück des sportlichen Ruhms, dessen Klassiker immer das Footballspiel Army gegen Navy ist.
Dann gingen wir in das nächste Gebäude, die riesige Dahlgreen Hall. Dieses Gebäude wurde immer für diverse Anlässe und Tänze genutzt, nur wie jetzt im Winter hatte man mittendrin ein Eishockeyfeld errichtet.
Am anderen Ende gab es ein Restaurant, das auch für die Öffentlichkeit zugängig war und ein riesiger Weihnachtsbaum stand davor.
Sah richtig nett aus. Nun ging es wieder hinaus in die Kälte. Wie ein Faustschlag trafen uns die Sturmböen und sehr bald hatte ich das Gefühl, ein lebendiger Eiszapfen zu sein. Brrh!!
Wir passierten das Submarine Monument und gingen dann zur riesigen Bancroft Hall, der größten Gemeinschaftsunterkunft, denn alle 4000 Midshipmen waren dort untergebracht.
Während des Schuljahres können Besucher ja zur Mittagszeit zuschauen, wie die gesamte Brigade auf dem Vorplatz ihre Formationen übt, aber wir waren ja schon weit über die Mittagszeit hinaus. Schade eigentlich, wäre sicher interessant gewesen. Jetzt gingen wir in die Bancroft Hall hinein und erneut passierten wir eine riesigen Weihnachtsbaum. Doch die ganzen gefakten Päckchen, die darunter lagen, flogen jedesmal, wenn die Tür aufging, wie ein Schwarm in alle Richtungen davon. Es war echt ungemütlich draußen.
Die Rotunda der Halle war auch sehr riesig und erinnerte mich ein wenig an die Kuppel im Capitol in DC. Eine riesige Marmortreppe führte in die große Memorial Hall und war jetzt zur Weihnachtszeit schön mit Mistelzweigen und roten Schleifen geschmückt.
Die Memorial Hall selbst war ja für die Öffentlichkeit zugängig und unzählige Plaketten, Bilder und Gemälde ehrten jene Marinesoldaten, die in Ausübung ihrer Pflicht in diversen Kriegen ihr Leben gelassen hatten.
Dann gingen wir in den Ostflügel hinein und besichtigten eine typische Unterkunft für zwei Personen. Groß war es wahrlich nicht, aber doch mal interessant zu sehen. Natürlich begegneten uns in den Gängen auch ein paar schicke Marinekadetten in ihren Uniformen, wahrlich eine Augenweide.
Und weiter ging es mit der Führung. Jetzt besichtigten wir die schöne Kapelle, sie wurde ebenfalls Chapel of the Navy genannt und bot sowohl Gottesdienste für Katholiken und Protestanten an. Riesige Tiffany Fenster aus New York zierten das Gotteshaus. Unter der Kapelle begraben war der Naval hero John Paul Jones, und wir schauten uns den Schrein an, während unser Guide die Story von John Paul Jones erzählte und auf welche Art und Weise er zu seinem Schrein hier gekommen war.
Tja, um mal die uneingeschränkte Aufmerksamkeit eines Marinesoldaten zu erhalten muß man sich wie Andrea nur ans Geländer lehnen, das durfte man irgendwie nicht. Als ich das mitbekam, musste ich natürlich erstmal grinsen. Wer weiß, vielleicht war das ja so von ihr geplant gewesen, damit der nette Soldat ihr seine volle Aufmerksamkeit schenkt, hi hi.
Die Tour war jedenfalls jetzt beendet und man konnte noch in das Navy Museum gehen. Das Museum selbst hatte noch eine gut bestückte Ausstellung anzubieten, wirklich sehr interessant für all diejenigen, die sich für Marine Geschichte interessieren.
Nun gingen wir erst einmal zurück ins Besucherzentrum, um dort ausgiebig im Souvenirshop herumzustöbern. Und so wie ich mich kannte, gab es sicherlich das eine oder andere, was mir gefallen würde. Bin halt wirklich ein Shopaholic, aber was solls.
Nach dem Shopping gab es erst einmal einen schönen Kaffee, ehe wir uns dann langsam auf dem Rückweg in die Stadt machten. Dort wollten wir noch ein wenig in den kleinen Straßen und Gassen bummeln gehen, denn das alles sah nur allzu einladend aus.
Fortsetzung folgt....