Freitag, 06. Juni 2008Der Wecker klingelt urlaubsuntypisch früh, wir packen schnell unsere Sachen und freuen uns über das unerwartet (spanische Hotelkette) gute Abschiedsfrühstück, bei dem es sogar Kindergeschirr und kalte Schokomilch gibt. Obwohl wir viel herum kommen, ist das für unsere Tochter eine absolute Premiere.
Der Shuttlebusfahrer bringt uns in Hochgeschwindigkeit zum Terminal 1 und wir finden mühelos die Check-In-Schalter von Singapore Airlines. Da wir bereits vor zwei Tagen über das Internet online eingecheckt und gleich alle Passagierdaten eingegeben haben, können wir die lange Schlange an den regulären Schaltern umgehen und haben in weniger als einer Minute unsere Bordkarten in der Hand.
Wir machen uns gleich auf den ewig langen Weg zu unserem Gate im Abflugbereich C, passieren die Pass- und Sicherheitskontrolle und bekommen gleich unsere grünen Einreiseformulare, so dass wir die Wartezeit vor dem Boarding sinnvoll nutzen können und in Ruhe alles ausfüllen.
Das Boarding verläuft reibungslos und wir bekommen gleich kleine Zettelchen auf unsere Sitze geklebt, wie sich später herausstellen wird, bekommen wir ein Extra-Essen, wobei wir nicht mehr nachvollziehen können, ob man diese Wünsche nur bei Online-Buchung über die Webseite der Fluggesellschaft äußern konnte oder ob es an der Buchung über das Vielfliegerportal lag. Auf jeden Fall ist das Essen besser als alle anderen Versuche vorher.
Im Flugzeug, einer Boing 747, fühlen wir uns sehr wohl, was zum einen am eingebauten Entertainmentsystem mit Wunschfilmen und Nintendospielen liegt, zum anderen aber auch daran, dass sich die freundliche Stewardess die Namen aller Kinder merkte und diese bei jedem Service mit dem richtigen Namen ansprach. Manchmal sind es eben auch nur die kleinen Dinge, die den Unterschied machen.
Nach einem ruhigen Flug landen wir eine knappe halbe Stunde vor dem Plan auf dem John F. Kennedy Airport in New York. Da wir ziemlich weit vorn sitzen, gehören wir zu den ersten Passagieren am Einreiseschalter und sind in weniger als fünf Minuten an der Reihe. Das wilde Gemisch unserer Reisepässe mit und ohne Fingerabdrücken oder biometrischen Foto bringt die Beamtin nicht aus der Ruhe, gibt ihr aber Gelegenheit, der neben ihr sitzenden Auszubildenden die Unterschiede zwischen den einzelnen Pässen zu erklären, was uns unfreiwillig in die Zuhörerrolle drängt, worüber wir aber nicht wirklich traurig sind. Ebenfalls entgegen unserer Erwartungen müssen wir nur die Zeigefinger scannen, obwohl wir gelesen hatten, dass am JFK schon allen zehn Finger gescannt werden.
Die schnelle Abfertigung bringt jede Menge Wartezeit am Gepäckband mit sich, die wir wie üblich nutzen, um unseren Mobiltelefonen die Umstellung auf die neue Umgebung zu erleichtern und den Daheimgebliebenen die freudige Nachricht zu erbringen, dass wir amerikanischen Boden betreten haben.
Die Zollbeamtin interessiert sich nicht im geringsten dafür, dass wir auf unserem Zettel mühevoll, die Einsen ohne Anstrich geschrieben haben und weniger als eine halbe Stunde nach der Landung betreten wir den AirTrain, der seit einigen Jahren die einzelnen Terminals mit dem Mietwagenzentrum und den Subway-Stationen verbindet und damit die langwierige und unbequeme Shuttlebusfahrt, wie ich sie noch von vor ein paar Jahren in Erinnerung hatte, überflüssig macht.
Am Hertz-Schalter sorgen zwei unentschlossene Briten sowie eine verspätete Angestellte dafür, dass wir unseren Wagen doch erst zur ursprünglich vorgesehenen Zeit übernehmen können, doch wir freuen uns natürlich sehr als ein fast nagelneuer Ford Taurus X, mit kostenlosem Navi-Upgrade vorgefahren wird, für uns eine weitere Premiere, da wir etwas SUV-ähnliches auch noch nicht gefahren hatten. Unsere eigentlich gebuchte Limousine war noch nicht fertig. Naja, gibt schlimmeres.
Nach zwei Ehrenrunden über die angrenzenden Interstate-Kreuze haben sich Fahrer, Beifahrerin mit Karte und Navigationsgerät endlich miteinander bekannt gemacht und wir befinden uns auf dem richtigen Freeway Richtung Norden. Für einen Freitagnachmittag rollt der Verkehr erstaunlich gut, aber man soll den Tag eben nicht vor dem Abend loben. Kurz hinter der Grenze zum Bundesstaat Connecticut kündigen uns große Schilder bereits an, dass wir uns heute ein bisschen mehr Zeit für die nächsten Meilen nehmen können, eine freundliche Umschreibung dafür, dass wir stolze zwei Stunden für die nächsten drei Meilen brauchen werden. Glücklicherweise hatten wir uns schon frühzeitig dagegen entschieden, bis nach Boston durchzufahren.
Deswegen sind wir immer noch recht entspannt als wir am Nachmittag unser einziges Reiseziel des Tages, die Yale University in New Haven erreichen. Die meisten Studenten sind schon zum Wochenende ausgeflogen, so dass wir mühelos einen Parkplatz am Rande des Campus finden. Dafür wehen überall blau-weiße Fahnen und Luftballons, es ist das Reunion-Wochenende, zu dem sich die Ehemaligen der Elite-Universität zusammen finden.
Wir besorgen uns zunächst im Visitor Center eine Karte und machen uns dann auf den Weg, die alten ehrwürdigen Gemäuer zu besichtigen. Die Gebäude erinnern uns stark an England und wollen so gar nicht zu den Bildern passen, die wir aus unserer Studienzeit in Deutschland im Kopf haben. Alles ist unheimlich sauber, keine Schmierereien an den Wänden, selbst die Wohnungsanzeigen sind akkurat an die dafür vorgesehenen Wände gepinnt. Der Campus ist in verschiedene Colleges aufgeteilt, entsprechend etwa unseren Fakultäten. Überall kann man die Tradition dieser Universität sehen und fühlen, die Architektur der Universität, eine eigenstände Kleinstadt innerhalb der amerikatypischen Metropole New Haven beeindruckt uns.
Das Navi nimmt uns die Suche nach dem Rückweg zum Freeway ab, der Verkehr fließt jetzt am frühen Abend deutlich flotter und wir brauchen nur noch ein paar Minuten bis zu unserem ersten Hotel, dem
Radisson in New London. Das Hotel ist recht modern, sehr zentral gelegen, verfügt über ausreichend kostenlose Parkplätze und einen schönen Innenpool. Unser Zimmer ist riesig, alles sehr sauber, so wie wir uns das vorstellen. Nachdem wir schnell unseren Hunger gestillt haben, testen wir noch den Pool und fallen danach müde und erschöpft schnell in den Schlaf.