Mittwoch, 02.05.2007Estes Park – Rock Mountain N.P. – Allenspark – Nederland – Reverend´s Ridge CampgroundDer 2. Mai im Überblick: Von Estes Park über den Peak-to-Peak Highway zum Golden Gaten Canyon State Park.Es soll sich heute als grosser Vorteil herausstellen, dass ich gestern doch noch bis Estes Park gefahren bin. Gegen 8:45 Uhr verlasse ich das Motel, nach einer recht erholsamen Nacht. Von der Erkältung ist heute morgen kaum noch was zu spüren und draussen stören nur ein paar einzelne kleine Wolken den perfekt blauen Himmel. Idealer Tag also, um zum Bear Lake zu fahren. Mit meinen nicht unbedingt detailierten Karten dieser Region finde ich die Zufahrt aber nicht. Ich habe zwar gutes Kartenmaterial auf dem Notebook, möchte dieses aber nicht nochmal anwerfen. So fahre ich erstmal zur Visitor Info, wo ich ziemlich genau fünf Minuten vor deren Öffnung ankomme. Die nette Dame dort erklärt mir anhand einer einfachen Karte den Weg zum Bear Lake. Wenig später bin ich schon am Rocky Mountain N.P. Eingang, denn die Bear Lake Area liegt bereits im Nationalpark. Auch hier gibt es mit meinem 2006er NP-Pass keine Probleme. Ich fahre die ca. 15 Meilen bis zum Bear Lake Parkplatz hinauf und es stehen erst drei Autos dort. Wunderbar. Der Parkplatz liegt viel höher als gedacht, nämlich auf gut 2800 Metern. Der geplante Fussmarsch wird also vermutlich anstrengend werden. Da es noch recht frisch ist, ziehe ich zwei Jacken an und mache mich mit Wasserflasche und Fotoausrüstung auf den Weg. Nach wenigen Metern kehre ich um. Schon der Weg zum Bear Lake, der unmittelbar über dem Parkplatz liegt, ist dick verschneit.
Wanderschuhe nötig: der Zugang zum Bear Lake.Da kommt man mit flachen Schuhen nicht weit. Also zurück zum Auto und die schweren Wanderschuhe angezogen. Für irgendwas muss ich die ja mitgeschleppt haben. Ich gehe zunächst zum Bear Lake, der nach wenigen Minuten erreicht ist. Er ist – auf dieser Höhe eigentlich kein Wunder – noch fast komplett zugefroren. So wird es mit den Spiegel-Bildern leider nichts.
Winterliche Bergwelt: kurz vorm Bear Lake.Schnee, Eis und blauer Himmel: am Bear Lake.Dennoch ist es schön hier oben, was sicher auch daran liegt, dass ausser mir nur noch zwei Leute am See unterwegs sind. Ich mache mich auf den etwa einen Kilometer langen Rundweg, der relativ eben um den See führt. Nach ein paar hundert Metern entdecke ich ein Squirrel, das auf einem Stein sitzt, ganz nah am Wegesrand. Ich halte und zücke die Kamera… und das Squirrel verschwindet. Aber nur, um Sekunden später mit einem Zapfen wieder zu erscheinen. Mit diesem setzt es sich auf dem Stein in pose und glotzt mich etwas dämlich an. Ich stelle den Rucksack ab, packe das Teleobjektiv aus und montiere es. Das Squirrel sitzt in aller Ruhe da und schaut zu, knabbert ab und zu an seinem Zapfen. Kaum ist das Tele montiert, verschwindet das nette Tier. Prima. Das hat es absichtlich gemacht, da bin i
ich mir sicher. Ich setze meinen Weg um den See fort und bin nach einer Weile ganz herum.
Trotz winterlicher Bedingungen gut machbar: Rundweg um den See.Das war ja einfach. Das Wetter ist immer noch recht gut, wenn auch schon ein paar mehr Wolken aufgezogen sind. Ich nehme die 0,5 Meilen zum Nymph Lake aber noch in Angriff. Der Weg ist zwar nicht sehr lang, hat es aber in sich. Er steigt kontinuierlich bis auf fast 2900 Meter an und ist zudem meist dick verscheint. Ich komme nur langsam voran, möchte es aber unbedingt bis zum Nymph Lake schaffen.
Weiter rauf: auf dem Weg zum Nymph Lake.Nach gut 25 anstrengenden Minuten bin ich am Ziel. Auch dieser See ist natürlich zugefroren, er liegt ja auch noch höher als der Bear Lake. Da er etwas kleiner ist, umrunde ich ihn in knapp 15 Minuten. Es ziehen jetzt immer mehr Wolken auf und ich mache mich besser auf den Rückweg. Hier oben in einen Regen- oder gar Schneesturm zu kommen, ist alles andere als wünschenswert.
Geschafft: der Nymph Lake auf gut 2900 Metern Höhe.Besser umkehren: das Wetter wird langsam schlechter.Der Abstieg geht deutlich einfacher und bald bin ich wieder am Auto. Der Parkplatz ist jetzt schon gut gefüllt. Ich war also genau zur richtigen Zeit hier oben. Vom Parkplatz fahre ich wieder Richtung Parkausgang. Am Trailhead zum Bierstadt-Lake halte ich kurz an, die Meile bis zum See scheint mir aber dann doch zu lang, zumal das Wetter nicht eben besser wird. Ich fahre weiter, halte noch kurz am schönen aber unspektakulären Sprague-Lake und fahre dann endgültig Richtung Ausgang.
Auch schön: der Sprague Lake.Unterwegs entstehen noch ein paar Bilder eines wilden Baches und natürlich begegnen mir auch hier wieder die allgegenwärtigen Deers.
Wilder Gebirgsbach: auf dem Weg zurück nach Estes Park.Hochgebirgslandschaft vor dramatischem Himmel: im Rocky Mountain National Park.Wie fast überall: Deers.Nach gut viereinhalb Stunden bin ich wieder in Estes Park. Dort nehme ich mir noch eine Stunde Zeit, die sehr touristischen Läden zu druchkramen. Mit zwei T-Shirts als Beute kehre ich zum Auto zurück und fahre zu Safeway. Dort kaufe ich Brot (aus „echtem“ Sourdough), Käse und vier Päckchen Nasenspray. Das Zeug hat sich bewährt und ist billig, das kann man zuhause auch mal brauchen. Das Wetter ist mittlerweile so, wie es der Weather Channel vorhergesagt hat. Es ist dick bewölkt und regnet leicht. Was nun? So richtig ein Ziel habe ich nicht, also entschliesse ich mich, den Peak-To-Peak Highway Richtung Black Hawk zu fahren. Die Strecke ist nicht besonders spannend, was zum einen am Wetter liegt, zum anderen daran, dass ich in den letzten Tagen schon beeindruckendere Bergstrecken gefahren bin.
Peak-To-Peak Highway: dank Regenwetter nicht so spektakulär.Rost statt Gold: mit schwerem Gerät hat man hier früher nach dem Edelmetall geschürft.Am Peak-To-Peak Highway gibt es viele Campgrounds, und natürlich sind sie alle geschlossen. Dabei würde ich gerne nochmal eine Nacht draussen schlafen. Die einzigen offenen Campgrounds sind privat und auch diese bestechen wieder durch ausgewählte Hässlichkeit. Da übernachte ich nicht!
Whiskey für die kalte Nacht: Liquor Shops gibt’s überall.Gegen 16 Uhr komme ich am Abzweig zum Golden Gate Canyon State Park vorbei. Vielleicht gibts ja hier einen Campground? Ich biege ab und finde schon nach ein paar Metern ein Wegweiser zu zwei Campgrounds. Der erste ist ein Platz für Zelte und RVs, der zweite ein reiner Zeltplatz. Ich fahre also am ersten vorbei und bin nach gut drei Meilen Dirtroad am zweiten Platz angekommen. Der ist – wie könnte es andres sein – geschlossen.
Campground closed: das kenne ich schon.Aber der erste war offen. Ich fahre zurück und schaue mir den Platz an. Er ist nicht unbedingt der schönste, aber durchaus ok. Hier bleibe ich heute Nacht. Da es erst kurz nach 16 Uhr ist, beschliesse ich, noch einen abstecher nach Black Hawk zu machen und danach die ca. 15 Meilen zum Campground zurück zu fahren. Black Hawk ist schnell erreicht und eine ziemliche Enttäuschung. Ich hatte gehört, dass die alte Bergbaustadt heute eine Spielerstadt ist. Und so ist es auch. Am Highway reiht sich ein Casino-Komplex an den anderen. Und einer ist hässlicher als der andere. Von der an sich schönen alten Stadt ist nicht mehr sehr viel zu sehen, und man muss die (zumindest äusserlich) durchaus sehenswerten alten Casinos abseits des Highway suchen. Schade eigentlich.
Seltene Ausnahme: echtes altes Gebäude in Black Hawk.So fahre ich nach einer kurzen „Stadtrundfahrt“ zurück Richtung Campground. Unterwegs kaufe ich an einer Tankstelle bei Britney Spears noch Feuerholz. Die Verkäuferin sieht Britney wirklich ähnlich, allerdings nur zu deren allerschlechtesten Zeiten. Mit Feuerholz und ohne Miss Spears fahre ich zurück zum Campingplatz. Ein passender Platz ist schnell gefunden, es sind ausser mir nur noch zwei Jugendliche aus Kanada und eine Jungfamilie mit Kind und Hund da.
Nicht der schlechteste Platz: auf dem Reverend´s Ridge Campground.Sehr gut, denn der Hund wird nachts Krawall machen, falls doch ein Bär vorbeischaut. Es soll hier oben welche geben, ebenso Mountain Lions. Bärenboxen gibt es keine, so dass ich mein Essen in der Plastikbox draussen lasse. Immer noch besser als im Auto. Zudem hoffe ich, dass der Bär ein Feinschmecker ist und das zarte amerikanische Baby aus dem Nachbarzelt einem faden Europäer vorziehen wird
Es ist gegen 19:30 Uhr, also kurz vor Sonnenuntergang, als ein ganzes Rudel Squirrels über den Platz tobt. Um die Bäume heraum, herauf, herunter und von Baum zu Baum. Sie sind wieselflink und machen einen ziemlichen Lärm. Ich zähle sechs oder sieben Tiere. Zum fotografieren ist es natürlich längst zu dunkel. Nach einer Weile geben sie Ruhe und verschwinden. Ich schreibe im letzten Tageslicht am Reisebericht. Es kommen immer noch ein paar Leute auf dem Campingplatz an. Kein Wunder, es ist offenbar der einzige weit und breit, der offen ist. Gegen 20 Uhr entzünde ich das Feuer, kochen werde ich heute nichts.
Gemütlich und nützlich: Lagerfeuer auf über 2800 Meter Höhe.Es ist noch leckeres Sourdough-Brot da. Dann gilt es, die vermutlich sehr kalte Nacht zu überstehen. Der Campground liegt über 2800 Meter hoch. Ich werde noch eine Weile am Feuer sitzen und mit einem Schluck Whiskey von innen heizen, dann geht’s in den Doppelschlafsack. Einen konkreten Plan für morgen habe ich wieder mal nicht, aber da wird sich sicher was finden.
Gefahrene Strecke: 140 Meilen
Übernachtung: Reverend´s Ridge Campground, Golden Gate Canyon State Park (14,-$)
to be continued…
Lurvig