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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: lurvig am 15.05.2007, 10:40 Uhr

Titel: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 15.05.2007, 10:40 Uhr
Hallo zusammen,

bereits mehrfach angedroht mache ich es nun wahr: mein erster Reisebericht hier im Forum.... und mein erster schriftlicher Reisebericht überhaupt. In den nächsten 2-3 Wochen werde ich euch mehr oder weniger regelmässig täglich mit einem Text und ein paar Bildern beglücken(?). Die Texte sind alle vor Ort entstanden, die Bilder soweiso ;) Ich musste mich abends oft zwingen, noch zu schreiben, aber es hat sich gelohnt, denn so bleiben auch für mich viele Erinnerungen greifbar, die sonst sicher untergegangen wären. Es ist ne ganze Menge Text geworden, so um die 2-3 A4-Seiten täglich. Ich hoffe, es wird niemanden zuviel ;)

Der Chevy ist startklar, die besten Plätze sind noch zu haben. Also: einsteigen, es geht gleich los!

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Willi am 15.05.2007, 10:48 Uhr
Hi Lurvig,

da spring ich doch sofort auf und kann mir den schönsten Platz aussuchen.  :D

Die nächsten 2-3 Wochen bin ich gerade noch zuhause und kann mich mit Deinem Bericht auf unseren Urlaub einstimmen. 

Freue mich auf die Fahrt, von mir aus kanns losgehen  :winke:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 15.05.2007, 10:49 Uhr
(http://www.danielkaempf.com/us07rb/colosticker.jpg)


Samstag, 21.04.2007

Berlin - Newark - Denver

Nach Colorado also! Diesmal reise ich wieder alleine, da meine Freundin wegen eines unmittelbar bevorstehenden Jobs in England nicht mit kann. Eigentlich habe ich damit ja keine Probleme, dennoch fällt der Abschied nicht ganz leicht. Wir haben uns 2006  auf unseren beiden gemeinsamen USA-Reisen als fast perfektes Reise-Team bewährt und so wird diesmal doch etwas fehlen. Aber egal, ich wollte es ja so.... und es wird schon gut werden.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/rb001.jpg)
Gleich gehts los!

Nachdem Continental Flug 97 von Berlin nach Newark mit nur 10 Minuten Verspätung gestartet ist, bin ich zuversichtlich, meinen Anschlussflug nach Denver zu schaffen. Das online check-in hat geklappt, ich habe einen Fensterplatz in der ersten Reihe der Economy. Das sieht aber auf dem Sitzplan besser aus, als es in der Realität ist. Man hat zwar ganz gut Beinfreiheit, aber muss dennoch über zwei Leute klettern, wenn man mal raus will. Wir lernen daraus: auf Langstrecken doch besser immer einen Gangplatz nehmen. Der etwas zu gross geratene Mensch, der mir schon in Tegel aufgefallen ist, sitzt neben mir (toll) und die alte, fast blinde Dame auf dem Gangplatz kauft im Flugzeug für 81,- Dollar „eau de toilette“. So riecht sie leider auch. Trotzdem ist der Flug ganz angenehm. Ich fange langsam an, die kleineren Maschinen auf solchen Strecken zu mögen. Es ist ganz angenehm, nicht mit noch mehr Leuten im Flugzeug zu sitzen und irgendwie kommt mir der Flug nicht so lange vor, als mit einem der ganz grossen Jets. Vielleicht weil man gerät wie die Boeing 757 sonst ehr von kürzeren Strecken kennt.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/rb002.jpg)
Über der Hudson Bay

Zu meiner grossen Überraschung wurde mein Essenswunsch berücksichtigt, den ich im Kunden-Profil bei Continental hinterlegt habe. Noch bevor allen anderen aus dem obligatorischen „chicken or beef“ wählen können, bekomme ich ein „vegetarian meal“. Lecker Reis mit Erbsen- und Bohnen-Püree, orientalisch gewürzt. Für ein Flugzeugessen echt gut. Auch kurz vor der Landung in Newark bekomme ich einen anderen „Snack“ als der Rest. Dazu gibt’s Wasser und Saft ohne Ende und das Personal ist echt nett.
Ich komme knapp 20 Minuten früher als geplant in Newark an und mache mir wenig Sorgen, meinen Flug nach Denver zu schaffen.
Mit der Aussicht auf Manhatten wars mal wieder nichts. Aber egal, deswegen bin ich ja nicht hier her geflogen.

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Kurz vor der Landung in Newark

Am Immigration-Schalter geht es zunächst ganz schnell, bis der Herr vor mir dran kommt. Er redet und diskutiert bestimmt 10 Minuten mit dem Officer. Dann bin ich endlich dran und alles geht schnell und ohne Probleme. Danach zum Gepäck gehetzt und dieses wieder abgegeben (übliches Prozedere beim Umsteigen am ersten US-Flughafen auf der Reise). Nach einigem Suchen und Fragen finde ich dann einen Security Checkpoint, der fast leer ist. Auch da bin ich – temporär ohne Schuhe und Gürtel - schnell durch. Und so bleibt sogar noch Zeit für ein leckeres Garden State Ale im Garden State Diner zum stolzen Garden State Price von sieben Dollar. Dann geht es auch schon an Bord und auch der Flug nach Denver startet pünktlich. Das Wetter wird zunehmend schlechter, je weiter westlich wir kommen. Kurz vor Denver fliegen wir nur knapp unterhalb der Reiseflughöhe bereits durch dichte Wolken und ein Gewitter. Es blitzt zwar nur ein mal, aber so heftig und mit einem Donner ohne Verzögerung, dass einem doch anders wird, man sitzt ja mittendrin. Die Landung in Denver ist etwas unsanft, was wohl am starken Wind liegt. In Denver klappt dann alles problemlos, der Airport ist gross, zu gross, aber übersichtlich und angenehm modern. Es herrscht wenig Betrieb und so finde ich schnell zum Shuttle Train, der zum eigentlich Terminal fährt, wo man das Gepäck entgegennehmen kann. Der Zug fährt automatisch, so wie man es auch von Heathrow oder San Francisco kennt. Im Gegensatz zu den Roboter-Zügen dort, spielt dieser hier vor jeder Ansage einen „Klingelton“, vor jeder Art von Ansage einen anderen. Da hat wohl der Zugbetrieber versehentlich ein Jamba-Sparabo abgeschlossen.
Ich habe meinen Koffer und mache mich auf den Weg zum Alamo-Shuttle. Dieser kommt nach wenigen Minuten und fährt mich zusammen mit einigen wenigen anderen Touristen zum Alamo-Gelände. Dort geht auch alles sehr schnell, denn ich bin der erste am Schalter ;-) Der Alamo-Mensch prüft Führerschein und Kreditkarte, versucht mir einen „road assistance plan“ aufzuschwatzen, den ich dankend ablehne und bietet mir dann ein Upgrade auf ein Standard-SUV an. Ich bin zunächst etwas sprachlos, denn ich hatte zwar nur ein Midsize-SUV (Equinox) gebucht, ging aber davon aus, dass es keine unterschiedlichen ChoiceLines für Midsize und Standard gibt. Der Alamo-Mensch erzählt mir, dass ich so nur ein „kleines“ SUV bekomme und die „besseren“, wie z.B. Jeep Cherokee und Chevy TrailBlazer nur mit einem Upgrade zu haben sind. Ich überlege, frage nach dem Preis und lehne erneut ab. 186,-$ zusätzlich soll das kosten. Da wollen wir doch erstmal sehen, was da so rum steht. Wenn es gar nicht passt, kann ich immer noch ein Upgrade kaufen. Ich gehe also nach draussen zum Kiosk auf dem Parkplatz und die nette Lady sagt mir, dass ich mir aus der SUV-Line von National einen Wagen aussuchen kann. National, nicht Alamo. Obwohl die auch eine extra ausgewiesene SUV-Line haben. Na gut, schaun wir mal bei National. Da stehen diverse Toyota Highlander, alle mit 4WD, einige Kia Sorento, sogar mit zuschaltbarem 4WD und Geländeuntersetzung und einige Cherokees. Na also, von wegen Upgrade! Zumindest den Cherokee bekommt man also auch so. Da ich gelegentlich im Auto schlafen möchte, liege ich in allen Modellen Probe. Die Fernost-Fraktion ist durchweg zu kurz, der Cherokee ist auch nicht optimal. Zudem stört mich bei dem der permanente Allrad, der die Spritkosten unnötig in die Höhe treibt. Also wieder zurück zur Alamo-Lady und gefragt, ob es nicht noch was anderes gibt, vielleicht einen TrailBlazer. Sie verneint. Ich frage nach der Alamo-SUV-Line. Sie sagt etwas widerwillig, dass ich halt da mal schauen soll, aber da wären eh nur die gleichen Typen zu finden. Ich suche also bei Alamo und sehe schon von fern einen Trailblazer. Na also, geht doch! Die Freude legt sich schnell, als ich den erhofften 2WD/4WD-Schalter in der Mittelkonsole nicht finde. Ein Blick unter den Wagen belegt es: es ist ein 2WD. Mist! Was nun? Ich irre noch ein wenig planlos herum und gehe zur National-Line zurück. Die Entscheidung zwischen Kia Sorento und Jeep Cherokee will nicht so recht gelingen, da jagt ein blauer Trailblazer um die Ecke und parkt rasant in der National-Line ein. Der Fahrer steigt aus, ich eile hin und frage „is that a four wheel drive?“. Sein „yes, it is“ klingt sehr beruhigend. Ich nehme ihm fast den Schlüssel aus der Hand und die Suche hat ein Ende. Ein TrailBlazer mit zuschaltbarem Allrad und Untersetzung. Zudem ein Auto, in dem ich schon oft übernachtet habe und das für mich fast der ideale „Schlaf- und Fahrwagen“ ist. Der Chevy hat gut 6000 Meilen auf der Uhr, einigen Kaffee auf der Mittelkonsole und ist auch sonst nicht der sauberste. Egal, bewährtes Gerät und die inneren Werte sind wichtiger. Die anderen Wagen waren auch nicht sauberer und damit bekommt Denver von mir das Prädikat „leicht schmuddelige Alamo-Station“. Was solls, es hat alles geklappt, auch ohne teures Upgrade. Dafür kann ich mit ein wenig rotem Sand in der Türspalten leben, es wird noch viel mehr dazu kommen ;-)

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Die National ChoiceLine in Denver. Der blaue TrailBlazer wird meiner!

Vom Airport gehts jetzt erstmal zum reservierten Motel 6. Das ist nach knapp 20min Fahrzeit auch schnell gefunden. Es scheint eines der teureren in dieser Ecke zu sein, die Motels in der Umgebung kosten teilweise nur 29,95. Dennoch ist das Motel 6 mit 36,-$ sehr günstig und bietet gewohnten Standard. Nichts besonderes, aber sauber und ordentlich. Nur etwas laut, da es fast direkt am belebten I70 liegt. Man kann halt nicht alles haben. Vom Motel fahre ich  dann noch zum WalMart. Dort kaufe ich Lebensmittel (Käse, Baguette, Wasser und diverse Sorten frischer Chillies) und vor allem aber erstmal etwas Ausrüstung für die nächsten Tage. Den billigsten Schlafsack (knapp 9,-$), der sich auch schon letztes Jahr bewährt hat, Iso-Matte, Feuerzeuge, Feueranzünder, eine Transportbox und einen Eimer. Alles ganz nützlich, wenn man ein paar Tage im Auto auf dem Campground „wohnen“ will. Die paar Lebensmittel für morgen sind schnell gefunden und ich habe irgendwie den Eindruck, dass entweder Denver an sich billiger ist als z.B. Phoenix oder Page, oder dass die Preise beim WalMart gefallen sind. Und das nicht wegen des günstigen Dollar-Kurses. Das Hormel Dosen-Chilli (ideal fürs Lagerfeuer) kostet nur noch etwas über einen Dollar. Der leckere Pepper-Jack –Käse ist schon für unter 2 Dollar zu haben. Mir solls recht sein. Den ganzen Kram vom Big Box Mart…. ähm… WalMart lade ich in die eben gekaufte Transportbox und fahre zurück zum Motel. Was fehlt nun noch? Genau, ein kühles Bier. Auch das ist schnell gefunden, denn zwischen Tankstellen und Motels gibt’s natürlich (wie sich das für diese etwas zwielichtigen Gegenden an Intersate-Abfahrten gehört) einen Liquor Shop. Mit zwei Coors in der obligatorischen braunen Tüte verlasse ich den Shop und fahre (ganz amerikanisch) die knapp hundert Meter zum Motel. Und während dessen lockert sogar die Bewölkung etwas auf und die Sonne zeigt sich über den Rockies. Es besteht also leise Hoffnung, dass auch das Wetter sich noch nach Plan entwickelt. Kurz nach 19 komme ich im Motel an, lade meinen Kram aus und falle erstmal auf Bett. Ein langer Tage geht zu Ende, ein Tag, der doch ganz gut und ohne unschöne Überraschungen verlaufen ist. Vieles ist vertraut und das meiste irgendwie schon Routine. Man merkt dann wieder, dass man schon öfter im Land der begrenzten Unmöglichkeiten war und kann sich ganz auf den eigentlichen Zweck der Reise konzentrieren: tolle Landschaften erkunden. Morgen früh gehts los. Die Rockies warten… wenn das Wetter mitspielt. Was der Weather Channel allerdings für die nächsten Tage verkündet, klingt nicht besonders. Mal sehen, wie es morgen aussieht…

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/rb005.jpg)
Motel6, Denver Airport. Nichts besonderes, aber sauber und preiswert.

Gefahrene Strecke: 29 Meilen
Übernachtung: Motel 6, Denver Airport (36,17 $)

to be continued...

Lurvig

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Doreen & Andreas am 15.05.2007, 11:04 Uhr
Hallo Daniel,

das ist ja schon mal ein sehr vielversprechender Einstieg.
Mir gefällt Dein Schreibstil sehr gut und es ist auch nicht zuviel.
Da Du ja einen Trailblazer bekommen hast, ist für mich ganz sicher auch noch ein Plätzchen frei...  :wink:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Kauschthaus am 15.05.2007, 11:18 Uhr
Super! Ich sitze schon im Wagen ...  :lol:

Viele Grüße, Petra
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Willi am 15.05.2007, 11:22 Uhr
Toll geschrieben, Lurvig,  so richtig kurzweilig.  :applaus:

Aber, warum kaufst Du das Bier im Liquor Shop ?  Wir sind doch (noch) nicht in Utah. Hatte der WalMart keines ?

Bin schon gespannt, wie es weitergeht.

Hoffentlich macht das Wetter mit und aus Col-(d)orado wird nicht Col(d)-orado.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 15.05.2007, 11:34 Uhr
schön, wenns gefällt  :D
Warum Liquor-Shop? Wegen der braunen Tüten  :lol:
Das d in Col(d)orado hat schon seinen Grund, aber dazu später mehr.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: DocHoliday am 15.05.2007, 12:25 Uhr
Sehr schöner Anfang, da steige ich doch sofort zu!

Der Trailblazer ist als "Schlafzimmer" wirklich nicht schlecht. Konnte ich ja dieses Jahr auch testen.

Dann hoffen wir mal, dass der Weather Channel mit der Prognose für den nächsten Tag unrecht hatte.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: stephan65 am 15.05.2007, 12:29 Uhr
Spannend!
Ich hoffe, dass ich heute abend zuhause noch was von der Fahrt in die Rockies lesen kann, insbesondere das derzeitige Wetter.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Schneewie am 15.05.2007, 12:37 Uhr
Werde mit dabei sein, allerdings nur am Anfang. Den Rest lese ich dann nach meinem Urlaub.  :wink:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: leia am 15.05.2007, 12:44 Uhr
Das scheint ja interssant zu werden... da will ich unbedingt auch mit!

Platz sollte es in einem solchen Fahrzeug ja noch haben.....
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Gabymarie am 15.05.2007, 13:30 Uhr
Obwohl wir erst seit 4 Tagen zurück aus USA sind, fahre ich doch gleich wieder mit. :lol:

Viel Spass und gutes Wetter!

Grüssle
Gabymarie
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Udo176 am 15.05.2007, 14:51 Uhr
 :lol: supi

... wir fliegen in drei Wochen, und sind das erst Mal in Denver. Ich lese also neugierig mit.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Cicco am 15.05.2007, 15:32 Uhr
Wollte nur kurz mitteilen, dass ich auch dabei bin.... habs mir ganz gemütlich gemacht in deinem TrailBlazer  :lol:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: KarinaNYC am 15.05.2007, 16:37 Uhr
Oh, da bin ich dabei.  :D
Schön, wenn es ausführlich ist, für deinen ersten RB liest sich der Anfang schon mal SEHR vielversprechend!  :daumen:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Liberty am 15.05.2007, 17:02 Uhr
da bin ich doch auch dabei....... (und schon mal sehr gespannt)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: borni am 15.05.2007, 17:18 Uhr
Ahhhhh

Sehr schön habe schon auf deinen Bericht gewartet (Sind ja in Zwei Wochen auch auf der Ecke  :lol:) Also Quetsche ich mich noch mit rein !!!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Grimmiger Wolf am 15.05.2007, 17:59 Uhr
Hallo lurvig,

ich bin zwar nicht ängstlich, aber das scheint eine Reise zu werden, bei der das Ende höchst ungewiß ist. Wenn Du von TXL nach EWR über die Hudson Bay fliegst, dann stimmt etwas nicht und Du hast den Großkreis verlassen. Liegt das an der Reihe 1?

Solange Du nicht in eine erdnahe Umlaufbahn gerätst, werde ich diesen Trip mitmachen - für alle Fälle ist der Fallschirm griffbereit.  :angst:

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 15.05.2007, 19:55 Uhr
ui, das stimmt wohl! Da habe ich mich leichtfertig von meinen vorherigen direkten Westküstenflügen täuschen lassen.
Ich vermute also mal, dass es sich um den Gulf of St. Lawrence handelt. Das dürfte ehr hinkommen ;) Oder Lake Ontario? Ne....
Danke für den Hinweis! Vielleicht sollte ich jetzt überall einen "Fehler des Tages" einbauen, damit das Lesen noch etwas spannender wird.
Mal sehen  :wink:

Anyway, die Reise hält am Ende schon noch einige "Turbulenzen" bereit ....

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: HeikeME am 15.05.2007, 20:51 Uhr
Hallo,
ich lese auch noch mit, zumindest bis zu unserem Urlaub.
Frage, wozu brauch man einen Eimer zum campen ???

Viele Grüße
Heike :lol:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 15.05.2007, 21:14 Uhr
wozu man einen Eimer braucht?
Zum Abwaschen, Wasser holen, Füsse waschen, Feuerholz sammeln und im Auto macht er sich gut, um einige Flaschen und Wasserbehälter drin aufzubewahren.
Durchaus sinnvoll. Und bei knapp einem Dollar eine tragbare Investition.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 15.05.2007, 21:30 Uhr
Sonntag, 22.04.2007

Denver - Colorado Springs - Fairplay - Salida - Gunnison - Red Creek Campground

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/map20070422.jpg)
Der 22. April im Überblick: 366 Meilen Colorado.

Die Nacht ist früh zu Ende. „Dank“ der Zeitumstellung bin ich gegen 5:30 Uhr hellwach und bin um 6:30 Uhr startklar. Vorher verfolge ich besorgt den Weather Channel. Die Aussichten sind nicht besonders, heute scheint es aber wohl noch gut zu werden. Ich muss mich also entscheiden, wie die Tour zu starten ist. Meine Alternativen: nach Norden zum Bear Lake bei Estes Park oder nach Süden zum Pikes Peak bei Colorado Springs. Ein Blick nach Norden zeigt noch Wolken, im Süden sieht es hingegen klar aus. Die Entscheidung ist also gefallen, es geht erst einmal Richtung Colorado Springs. Dass das nicht so klug war, wird sich später zeigen. Nach gut eineinhalb Stunden erreiche Colorado Springs. Die Fahrt dahin verläuft ereignislos. Das Wetter ist bestens, die Sonne brennt schon morgens um kurz nach sieben merklich, es sind kaum Wolken am Himmel. Bestens!

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb001.jpg)
Interstate 25: Auf dem Weg nach Colorado Springs.

Da mich Städte im allgemeinen nicht besonders interessieren, verlasse ich Colorado Springs schnell Richtung Manitou Springs, dort zweigt irgendwo die Strasse zum Pikes Peak ab. Diese führt auf über 4300 Meter hinauf und ich freue mich auf einen neuen „erfahrenen“ Höhenrekord. Bisher hält den der Sandia Peak bei Albuquerque. Aber der Pikes ist einen guten Tausender höher! Die Einfahrt zur Strasse ist schnell gefunden, vorher gehts noch durch North Pole, Wohn- und Arbeitsort von Santa Claus. Der hat aber schon Sommerferien.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb002.jpg)
Leider noch keine 60: Santa´s Workshop, North Pole.

An der Einfahrt zur Pikes Peak Road warten drei Autos, die Strasse ist noch zu, ich bin fünf Minuten zu früh. Pünktlich um 9:00 Uhr wird die Strasse geöffnet. Am Kassenhäuschen (die Fahrt auf den Berg kostet einen Zehner) erklärt mir der „Pikes Peak Man“, dass nur die ersten elf Meilen der Strasse offen sein, später am Tag soll es dann bis auf 13 Meilen rauf gehen, die gesamte Strecke bis zum Gipfel bleibt aber vorerst noch geschlossen. Ich entschliesse mich, umzukehren. Auch beim halben Eintrittspreis lohnt sich das nicht wirklich.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb003.jpg)
Einfahrt zum Pikes Peak Highway: Leider sind nur 13 Meilen offen.

Etwas enttäuscht fahre ich nun die 24 weiter Richtung Divide, vorbei am Abzweig nach Cripple Creek. Ich überlege, ob der Abstecher lohnt, entscheide mich dann aber dagegen. Es liegt einiges an Schnee herum auf dieser Höhe, die Strassen sind aber frei und trocken. Bei strahlend blauem Himmel sieht das schon toll aus.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb004.jpg)
Langsam wirds winterlich: Auf dem Highway 24 westlich von Woodland Park.

Ich vermute aber, dass die Schotterpiste von Cripple Creek nach Canon City (Phantom Canyon Road) noch arg schlammig oder gar verschneit ist. Daher gehts weiter Richtung Buena Vista. Ich folge der 24 bis Lake George und nehme dann einen Umweg über Eleven Mile Village, eine Strecke die fast parallel zur 24 geht, aber am Eleven Mile Canyon Reservoir vorbeiführt. Colorado wie aus dem Bilderbuch. Einen Hochebene, im Hintergrund schneebedeckte Viertausender, auf den Weiden Longhorn-Vieh und ein paar Esel. Letztere leben scheinbar von den durchfahrenden Touristen. Kaum habe ich angehalten, stecken sie neugierig den Kopf durchs Fenster.

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Sehenswerter Umweg auf dem Weg nach Westen: am Eleven Mile Reservoir.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb006.jpg)
Bilderbuch-Colorado: Longhorn und verschneite Berge.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb007.jpg)
Objects in the mirror are closer than they appear: Eselattacke am Eleven Mile Reservoir.

Nach einigen Meilen komme ich dann zurück auf die 24 und kurz darauf an den Abzweig nach Fairplay, die „Hauptstadt“ der South Park Region. Fairplay ist auch Vorbild für die Stadt South Park in der gleichnamigen Comic-Serie. Der Umweg über Fairplay nach Buena Vista beträgt gut 40 Meilen, ich entscheide mich trotzdem für diese Strecke. Wenn ich schon mal da bin, will ich auch wissen, wie Cartman und Co. wirklich wohnen. Fairplay ist eine unscheinbare Kleinstadt, die auch auf den zweiten Blick nicht so recht aussehen will, wie das was man in der TV-Serie sieht. Immerhin passen die schneebedeckten Berge im Hintergrund und es hängen diverse Kinder auf der Strasse rum. Aber ich kann weder Cartman noch Kenny oder Kyle entdecken. Der alte Ortskern ist halbwegs erhalten, aber für  Besucher noch gesperrt. In einem Gift Shop finde ich dann wirklich eine kleine South Park Ecke. Mehr nicht. Entgegen aller Erwartungen wird die TV-Serie hier nicht ausgeschlachtet und vermarktet. Es ist geradezu schwer, irgend etwas zu finden, was auf die Serie hinweist. So kann ich zwar einen Gummi-Cartman und einen Magneten erstehen, aber nicht mal eine schöne South Park Postkarte. Schade eigentlich. Entweder ist der South Park Boom hier schon längst wieder vorbei, oder aber die ganze Sache ist nicht besonders populär in der Gegend.
Gründe dafür gäbe es wohl einige ;).

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Historisches South Park City: Heute Fairplay.

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Der einzige Laden in Fairplay, der South Park Souveniers verkauft.

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Oh my God, they killed Kenny!

Von South Park… ähm… Fairplay geht’s dann weiter Richtung Buena Vista. Wenige Meilen nach dem Ortsausgang sehe ich einen Wegweiser zum Weston Pass. Ein Blick in die Karte verrät, dass man auf diesem Wege recht günstig nach Leadville kommen kann. Ich schaue die Piste hoch, sie ist unbefestigt, sieht aber sehr gut aus. Los gehts! Endlich runter vom Asphalt. Die Strecke ist für die ersten zehn Meilen sehr gut befahrbar und führt durch schöne Gebirgslandschaft.

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Auf dem Weg zum Weston Pass: let´s get a little dirt on the tires!

Weiter oben nehmen die Schlammpfützen zu, erste Schneeflecken tauchen auf. Ich fahre dennoch weiter. Der Strassenzustand wird schlechter, ist aber noch nicht bedenklich. Knapp vier Meilen vor der Passhöhe weißt ein Schild darauf hin, dass die Westseite des Passes (ich komme von Osten), für Fahrzeuge mit „low clearance“ nicht ausgebaut ist.

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Grund zur Sorge? Ach was, umkehren kann man immer noch.

Na mal sehen, umkehren kann man immer noch. Zwei Meilen vor dem Pass sehe ich einen roten Toyota Pickup am Wegesrand. Davor steht ein älterer Mann mit einer Angelroute. Da die Schnauze des Toyota mir entgegen zeigt, nehme ich an, dass er von Westen über den Pass gekommen ist. Ich halte an und frage nach dem Strassenzustand. Enttäuschung macht sich breit, die Strasse sei nicht befahrbar, der Pass weiter oben vollkommen verschneit. Er selbst sei auch aus Richtung Osten hier herauf gekommen, erklärt mir Joe aus Colorado Springs. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und er gibt mir ein paar gute Tipps zur weiteren Gestaltung meiner Route. Nach einer guten halben Stunde verabschiede ich mich und fahre die Piste zurück zum Highway 285.

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Auf dem Weg zurück vom Weston Pass: Unberührte Berglandschaft

Da ich jetzt weiss, dass keine bösen Überraschungen auf der Strecke ins Tal warten, gebe ich dem Trailblazer die Sporen. Der Dreck schleudert hoch, der Schotter fliegt. So macht das Spass. Gut, das Alamo das nicht sehen kann! Nach verdächtig wenigen Minuten bin ich wieder auf der 285 und fahre nach Süden, Richtung Buena Vista. Die Fahrt dorthin ist angenehm, die Landschaft schön, aber nicht spektakulär. Der Cottonwood Pass von Buena Vista nach Taylor Park, eine Strecke die mir Joe empfohlen hat, ist auch noch gesperrt. So geht es von Buena Vista weiter nach Salida und dort erst mal zum car wash. Der Trailblazer hats bitter nötig, obwohl ich gerade mal einen Tag so richtig „on the road“ bin. Wie so vieles kann man auch die Selbstwaschboxen mit Kreditkarte zahlen. Wieso geht das in Deutschland nicht? Der nächste Ort, Poncha Springs ist kaum erwähnenswert.

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Salida, Buena Vista oder Poncha Springs? Alles so ähnlich.

Ich muss mich jetzt entscheiden, ob ich noch bis Gunnison weiterfahre. Da die Wetterprognosen nicht toll aussehen, fahre ich weiter und hoffe, den Monarch Pass heute noch bei gutem Wetter zu passieren. Auf der Fahrt dorthin zieht es sich schon zu, der Himmel ist grau, die Strecke verliert dadurch, ist aber auch sonst nicht so besonders, wie mancher Reiseführer glauben machen will. Am Monarch Pass gibts das obligatorische Gipfelfoto, dann gehts zügig weiter Richtung Gunnsion.

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Mein erster richtig hoher Colorado-Pass: der Monarch Pass westlich von Salida.

Die Landschaft auf dem Weg dorthin erinnert mich an Schottland: grüne Hügel. mittelmässig interessantes Hochland. Durchaus schön, aber bedingt durch das Wetter kann ich ihr nicht wirklich viel abgewinnen. Kurz vor Gunnison werden die Felsen langsam rot, die Sonne kommt wieder, zögerlich, aber immerhin. Ich bin jetzt schon über 500 Kilometer gefahren, viel mehr als geplant. Es wird Zeit, eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb016.jpg)
Chevy sunset.

Da ich ja gestern Equipment gekauft habe, darf es heute durchaus ein Campground sein. Die Karte weisst etliche Campgrounds westlich von Gunnison, in der Curecanti National Recreation Area aus. Zudem bietet Gunnison einige Motels, die bei schlechtem Wetter eine Alternative sein könnten. Gunnison an sich ist aber völlig reizlos, so dass ich mich für die Weiterfahrt bis zum ersten brauchbaren Campground entscheide. Die ersten beiden Campgrounds direkt am See sind nicht wirklich schön, wären aber ok. Leider sind die Waschräume abgeschlossen, so dass nicht mal ein Klo zur Verfügung steht. Etwas verärgert fahre ich weiter und finde schliesslich den Red Creek Campground, etwas abseits der Strasse. Er bietet immerhin zwei(!) Stellplätze und einen gesperrten Bereich für Gruppen. Direkt am etwas kahlen Campground gibt es einen kleinen Bach und ein offenes Toilettenhäuschen. Das muss für die Nacht genügen, ich habe keine Lust mehr, noch weiterzufahren. Der Platz ist nicht der schönste, aber für eine Nacht völlig ok. Auf dem Bild siehts trostloser aus, als es war.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20040422/rb017.jpg)
Besser als nichts: der Red Creek Campground in der Curecanti National Recreation Area, westlich von Gunnison.

Das Feuer ist schnell entfacht und ebenso schnell kocht das leckere Hormel Chilli vom WalMart. Dazu noch ein mittelkaltes Coors und alles ist gut. Der erste echte Tag in Colorado geht zu Ende, ich sitze abseits der Zivilisation allein auf einem einsamen Campground im Auto und tippe den Reisebericht. So hatte ich mir das vorgestellt. Mal sehen, wie die Nacht wird…

Gefahrene Strecke: 366 Meilen
Übernachtung: Red Creek Campground (kostenlos)

und hier noch ein GPX-File, für alle, die was mit anfangen können: http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070422/20070422.gpx (http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070422/20070422.gpx)

to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: americanhero am 15.05.2007, 23:14 Uhr
ein toller und spannender Bericht, da bin ich doch auch noch so lange dabei, bis es übermorgen selbst rübergeht.
Hi hi hi, die Eselattake ist ja köstlich  :lol:


Greetz,

Yvonne
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: KarinaNYC am 16.05.2007, 07:36 Uhr
Super Bilder, schöner Bericht, bitte weiter so!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: AndyOne am 16.05.2007, 09:02 Uhr
Hallo Lurvig,

sitze auch mit im Wagen, aber Vorsicht

Zitat
gebe ich dem Trailblazer die Sporen. Der Dreck schleudert hoch, der Schotter fliegt. So macht das Spass. Gut, das Alamo das nicht sehen kann!

wer weiß wer da noch mit fährt!

Auf jeden Fall ein guter Bericht über Strecken, die ich im Herbst auch fahren werde.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 16.05.2007, 09:19 Uhr
Willkommen an Bord!
Ich denke mal nicht, dass ein Alamo-Mensch hier mitliesst und dann nichts besseres zu tun hat, als herauszufinden wer wann diesen Wagen gemietet hat um mir dann böses zu wollen. Und es steht ja auch nirgendwo geschrieben, dass man das nicht darf. Man hat dann halt nur keinen Versicherungsschutz. Aber ich möchte das nicht hier im Reisebericht diskutieren ;)

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Heiner am 16.05.2007, 09:20 Uhr
Hi!

Ich komme auch noch mit.
Herrlicher Bericht und Super Fotos.

Gruß Heiner


Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Hank am 16.05.2007, 13:00 Uhr
@lurvig,

darf ich fragen was das für GPS-Angaben in deiner Fotogalerie sind? Hast Du so ein GPS-Modul für die Kamera? Da stimmen doch aber die Höhenangaben nicht, oder?

Z.B.
Zitat
Longitude: 104° 42' 09" W Latitude: 39° 50' 12" N Altitude: 1700.31 meters

für Berlin-Tegel??
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 16.05.2007, 13:05 Uhr
@Hank:

die Angaben bei den deutschen Bildern stimmen nicht. Da ist bei der Zuordnung der GSP-Daten was schief gelaufen. Die Daten für die USA-Bilder sind dann aber überwiegend korrekt.
Habe mein Garmin 60CSx mitlaufen lassen und dann zuhause die Track-Daten mit den Bilder "verheiratet". GPS-Modul für die Kamera habe ich nicht, geht an der D50 auch leider nicht.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Hank am 16.05.2007, 13:24 Uhr
@lurvig,

Da machst Du Dir aber ziemlich viel Mühe, wenn Du die Werte alle per Hand ermittelst und einpflegst, Hut ab. Hat Dein Garmin einen barometrischen Höhenmesser? Bei dem Bild vom Coal Bank Summit Pass z.B. ist es umgekehrt - laut Schild sind es 3243 Meter und Deine Angabe lautet 2480 Meter ...
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Zebulon am 16.05.2007, 13:34 Uhr
Hallo,

nimmste mich auch noch mit??? :D :D

Gruß
Micha
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 16.05.2007, 13:58 Uhr
@lurvig,

Da machst Du Dir aber ziemlich viel Mühe, wenn Du die Werte alle per Hand ermittelst und einpflegst, Hut ab. Hat Dein Garmin einen barometrischen Höhenmesser? Bei dem Bild vom Coal Bank Summit Pass z.B. ist es umgekehrt - laut Schild sind es 3243 Meter und Deine Angabe lautet 2480 Meter ...

nein. Da ist nichts mit Hand übertragen. Ich habe mir ein Programm geschrieben, welches das erledigt. Zudem sind solche Programme auch in verschiedensten Varianten im Netz zu finden. Die Daten stimmen nicht 100%ig. Die Gallerie ist auch noch nicht fertig, sondern eben ein "preview". Eine überarbeitete Gallerie gibts mal, wenn ich Zeit genug habe. Also di Daten nicht unbedingt als Eich-Massstab verwenden ;)

Höhendifferenzen zwischen Schildern und Garmin habe ich allerdings öfter mal feststellen müssen. Sowohl der (vorher geeichte) barometrische Höhenmesser wie auch die GPS-Höhenangabe lagen teilweise deutlich daneben.... wenn man den Schildern trauen darf. Ob die alle 100%ig stimmen... wer weiss?

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Canyoncrawler am 17.05.2007, 09:21 Uhr
Hi Daniel,

ich springe auch noch schnell ins Auto (draussen ist es mir noch zu kalt) und fahre mit. Freue mich schon auf viele Nächte auf den Campground am Lagerfeuer und auf möglichst viele Dirt Roads.  :D

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 17.05.2007, 20:16 Uhr
Montag, 23.04.2007

Red Creek Campground – Montrose – Ouray – Silverton -Durango

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/map20070423.jpg)
Der 23. April im Überblick: über den Million Dollar Highway nach Durango

Die erste Nacht im Auto war erstaunlich gut. Gegen 3:45 Uhr war ich kurz wach, da wurde es dann auch merklich kühl. Die WalMart-Ausrüstung hat sich bestens bewährt, der Schlafsack ist zwar eben so unhandlich wie billig, aber er hält warm und im Auto kommts auf ein kleines Packmass nicht an. Die sternenklare Nacht liess schon einen schönen Morgen erwarten und so kommt dann auch die Sonne gegen 7:00 Uhr über die Berge und erwärmt das kühle Tal, in dem der Campground liegt, merklich. Das Thermometer zeigt trotzdem noch frische 6° (Celsius ;) ). Das Feuer brennt schnell und es gibt erstmal heissen Tee.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb001.jpg)
Red Creek Campground: Heisser Tee nach kalter Nacht

Zum notdürftigen Waschen muss das kalte Wasser aus dem Kanister reichen. Gegen 7:30 verlasse ich den Campground. Beim Ausfahren auf die US59 bemerke ich, dass ich die Übernachtung gar nicht bezahlt habe. Sechs Dollar wären zwar nicht viel, aber so ist es eben umsonst und auch ok. Auf diesem abgelegenen Platz hätte sicher sowieso niemand kontrolliert.
Das nächste Ziel ist der Black Canyon of the Gunnison (BCOTG). Der Strecke dorthin führt durch die Curecanti N.R.A. und ist sehenswert. Die Sonne tut ihr übrige dazu und so macht die Fahrt zum BCOTG richtig Spass.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb002.jpg)
Curecanti National Recreation Area: im Morgenlicht richtig schön

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Irgendwo an der US50: Colorado-Idylle

Nach dem ehr trüben Nachmittag gestern ein echter Lichtblick. Den BCOTG kannte ich bisher nur aus dem Reiseführer, im Internet habe ich nicht weiter danach gesucht. An der Einfahrt zum National Park ziehen wieder Wolken auf und ich überlege kurz, den Besuch fallen zu lassen. Nach kurzem Zögern fahre ich doch in den Park und das erweist sich als gute Entscheidung. Am Eingang zeige ich meinen 2006er National Park Pass vor und darf passieren. Den BCOTG kann man auf einer Stichstrasse erkunden, an der es verschiedene Haltepunkte gibt. Teilweise hat man direkt von der Strasse Einblicke in den Canyon, meist muss man aber ein paar Meter zu einem Aussichtspunkt laufen. Und diese paar Meter lohnen sich in jedem Fall. Der Ausblick ist spektakulär. Natürlich ist das nicht der Grand Canyon, aber es ist trotzdem toll, hier zu sein. Der BCOTG ist sehr schroff und rau, die Felsen stehen gezackt und senkrecht und sind, der Name lässt es schon erahnen, ehr schwarz und grau als rot, wie bei so vielen anderen Canyons. Dennoch, oder gerade deswegen,  ist der BCOTG einen Besuch wert. Nicht zuletzt auch, weil er wenig bekannt und damit eigentlich immer recht leer ist.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb004.jpg)
Schroffe dunkle Felsen: der Black Canyon of the Gunnison

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Aus der Ferne noch unscheinbar: die Painted Wall

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Sechshundert Meter tiefer Abgrund: die Painted Wall aus der Nähe

Kurz hinter dem Painted Wall Overlook treffe ich zwei Reisende aus Berchtesgaden. Wir unterhalten uns kurz und tauschen Reiseerfahrungen aus. Die etwa fünfzigjährige Frau reist mit ihrem Neffen, ihr Man weigert sich, nach Bush-Land zu reisen. Sie sind seit zwei Wochen mit einem Dodge Grand Caravan unterwegs und schlafen meist im Auto. So wie ich das verstehe, bleiben sie noch bis Ende Mai im Westen. Soviel Zeit und Geld müsste man auch mal haben. Ich fahre wieder Richtung Park-Ausgang, doch vorher gehts noch herunter zum Gunnison River. Eine steile Stichstrasse führt gut 600 Höhenmeter hinab zum Fluss. Dort gibt es eigentlich nichts weiter zu sehen, der erhoffte Einblick in den Canyon von unten bleibt aus, man kommt nur bis kurz vor eine Absperrung vor einem Damm. Also gehts die 600 (Höhen!)-Meter wieder zurück und aus dem Park raus Richtung Montrose. Montrose präsentiert sich als typisch amerikanische Strassenkreuzungs-Stadt.

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Don´t drink and drive: Drive In Liquor Shop in Montrose

Vierspurige Hauptstrasse, gesäumt von Motels, Tankstellen, Geschäften, Autohändlern und Fastfood-Restaurants. Und endlich auch ein Dennys. Es ist Mittag, das passt gut. Ich bestelle einen Mushroom Swiss Burger mit French Fries (die heissen wieder so, Freedom Fries wollte wohl doch auf Dauer keiner essen).

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Fastfood der etwas besseren Art: Denny´s

Wie gewohnt ist das Mahl reichlich und dem Platzen nahe wanke ich zurück zum Auto. Mit diesem Zusatzgewicht muss der TrailBlazer nun den Weg über diverse Pässe nach Durango, dem heutigen Ziel, finden. Die Strecke dahin führt über Ridgeway, Ouray und Silverton auf dem Million-Dollar-Highway. Es geht steil bergauf und der Schnee am Strassenrand nimmt zu. Es ist immer noch sonnig, Schnee und blauer Himmel harmonieren bestens und die Strecke verleitet zu vielen Foto-Stopps.

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Tausend Fotomotive: Abseits des Million Dollar Highway

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb010.jpg)
Tourismus statt Gold: Ouray

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb011.jpg)
Immer weiter hinauf: der Million Dollar Highway

Nach dem netten Bergstädtchen Ouray finde ich einen Abzweig zur Engineer Mountain Road und dem Alpine Loop. Ein Schild weißt darauf hin, dass die Strecke nur für 4WD-Fahrzeuge mit „high clearance“ und „short wheelbase“ geeignet ist.

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High clearance, four wheel drive, short wheel base: Trailblazer und ich in unserem Element ;)

Genau das richtige also. Zwar nicht für Alamo, aber für den TrailBlazer und mich. Die Strecke ist enorm steil und steinig, dazu kommen einige böse Querrinnen und kleine Wasserläufe, die durchquert werden müssen. Ich staune mal wieder, was man mit einem TrailBlazer alles machen kann.

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Viel weiter geht’s dann nicht mehr: Engineer Mountain Road

An vielen Stellen muss ich aussteigen und die Strecke begutachten, bevor es weitergehen kann. Dennoch ist schon nach zwei Meilen Schluss. Ein langes und tiefes Schneefeld setzt dem Vortrieb ein Ende und ich möchte nicht riskieren, hier festzusitzen. Also gehts zurück auf die US550 und weiter Richtung Silverton. Vorher ist noch der Red Mountain Pass zu bezwingen.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb014.jpg)
Rot-Weiss: Eiszapfen an roten Felsen

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb015.jpg)
Gold gibts hier kaum noch: verlassene Siedlung am Million Dollar Highway

Es wird recht winterlich und erste Schneeflocken mischen sich in die Luft. Die Strasse ist aber frei und in bestem Zustand und so komme ich schnell nach Silverton. Das wirkt etwas ausgestorben und bietet vor dem grauen Himmel und den verschneiten Bergen etwas trostlos. Die teilweise schön restaurierten Häuser an der Hauptstrasse können diesen Eindruck nur begrenzt verhindern.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb016.jpg)
Das Wetter wird schlechter: Silverton kurz vor dem Regen

Von Silverton geht es über den Molas Pass weiter Richtung Durango. Auf dem Molas Pass, der über 3300 Meter hoch ist, wird es noch etwas ungemütlicher. Der Himmel ist durchweg grau, es schneit leicht und ist merklich kühler als auf der nördlichen Seite des Passes. Vom Molas Pass geht es jetzt nur noch bergab, bis zum über tausend Meter tiefer gelegenen Durango. Auf ca. 2900 Meter Höhe fängt es an zu regnen, der Regen hält sich bis Durango. Ich habe keine Lust, lange nach einem Motel zu suchen, so wird eines der ersten gewählt, das mit „free WiFi“ wirbt. Ich steige im Budget Inn ab, für gerade mal 32,-$ incl. Tax.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070423/rb017.jpg)
Free Wi-Fi und fairer Preis: Das Budget Inn in Durango

Das Zimmer ist nicht mehr das neueste, aber ganz ok. Was und wer schon alles auf dem Fussboden lag, möchte ich lieber nicht wissen, aber ich habe ohnehin nicht vor, auf dem Fussboden zu schlafen. Das Bett scheint ganz bequem und sauber zu sein. Dazu gibts Internet und ich kann endlich mal Mails checken und Wetterberichte einholen. Ab Mittwoch solls gut werden, zum Wochenende hin sogar sehr gut. Nur morgen siehts noch etwas trübe und nass aus. Während ich diese Informationen einhole, reisst der Himmel auf, die Sonne kommt durch und Durango präsentiert sich im schönen Abendlicht, von Regen keine Spur mehr. Ich fahre noch schnell zum City Market und kaufe ein Jalapeno-Käse-Backwerk, dazu in Mac´s Liquor Store eine kalte Dose Millers. Mit diesen Utensilien verziehe ich mich ins Zimmer, sichte Fotos und schreibe am Reisebericht. Morgen gehts weiter, wie genau, weiss ich auch noch nicht.

Gefahrene Strecke: 202 Meilen
Übernachtung: Budget Inn, Durango (31,87 $)


to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: mannimanta am 17.05.2007, 21:53 Uhr
Eine tolle Route bis jetzt, super.
Und schöne Fotos!
Bin gespannt, wie's weitergeht...(träum) 8)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Kai-Marc am 17.05.2007, 22:39 Uhr
Super Bericht, den ich mit großem Interesse verfolge. Wir starten in 4 Wochen nach Denver. Ziel: 3 Wochen Colorado und Utah ....Bin sehr gespannt auf die weitere Route. Hoffentlich wurde das Wetter noch besser.

Beim BCOTG gibt es auch einen North Rim. Lohnt sich der oder nimmt sich das nix?

Kai
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 18.05.2007, 00:32 Uhr
...
Beim BCOTG gibt es auch einen North Rim. Lohnt sich der oder nimmt sich das nix?
...

lohnt sich vermutlich. Dazu kommt demnächst noch was ;)

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: KarinaNYC am 18.05.2007, 08:27 Uhr
Schön, es geht weiter!
Also das Bild "Tausend Fotomotive: Abseits des Million Dollar Highway" hab ich ja schon entdeckt gehabt als ich dem link in deiner Signatur gefolgt bin  :wink: - das ist echt toll, und ich hoffe, das du das für den 2008er usa-reise Kalender einsendest!  :D :daumen: :whistle:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Canyoncrawler am 19.05.2007, 09:31 Uhr
Wenn wir nicht öfters die Campinggebühr prellen  :wink: bin ich auch weiter gerne dabei.

Tolle Fotos vom Million Dollar Highway. Die Eiszapfen am Red Mountain Pass sind toll.

Bin schon gespannt, wohin es als nächstes geht.



Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: America_Crazy am 19.05.2007, 23:33 Uhr
Hallo,

Ich bin mit Begeisterung dabei. Die Fotos sind sehr schön und es macht Spass mitzufahren bzw. mitzulesen.

Ich freue mich schon auf die nächste Tagesetappe. Schnell weiter schreiben.  :wink:

Grüße
America_Crazy
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Willi am 20.05.2007, 00:08 Uhr
Schöne Bilder, Lurvig.  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/a020.gif)

Macht richtig Spaß, mitzufahren und sich das selbst erlebte wieder in Erinnerung zu rufen. Silverton haben wir auch schon unter den gleichen Wetterbedingungen erlebt - aber gottseidank auch schon unter schöneren. Dann wirkt es gar nicht so trostlos.

Im April 6° in der Curecanti N.R.A. ist übrigens nicht übel, bei uns waren es im vergangenen Jahr am 23.Mai in Gunnison noch unter 0° (http://www.smilies.4-user.de/include/Wetter/smilie_wet_014.gif) (http://www.smilies.4-user.de)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Zebulon am 20.05.2007, 16:20 Uhr
Hi Lurvig,

sehr schöne Route bis hier, fahre weiter mit.

Gruß
Micha
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 20.05.2007, 23:08 Uhr
bitte um etwas Geduld, war ein paar Tage offline ;)
Montag abend wirds weitergehen, hoffe ich. Freue mich über alle, die gespannt weiterlesen!
Es wird vermutlich noch ein oder zwei kostenlose Übernachtungen geben... ich hoffe, ihr ertragt das  :lol:

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Cicco am 21.05.2007, 08:26 Uhr
Es wird vermutlich noch ein oder zwei kostenlose Übernachtungen geben... ich hoffe, ihr ertragt das  :lol:


Natürlich.... und wenn es kostenlos ist ;-)

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 21.05.2007, 21:05 Uhr
Dienstag, 24.04.2007

Durango – Cortez – Monticello – Blanding – Natural Bridges

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/map20070424.jpg)
Der 24. April im Überblick: von Colorado nach Utah

Die Nacht endet früh. Gegen 4:40 werde ich wach und kann nicht mehr richtig schlafen. Ich nutze das kostenlose WLAN um Mails zu checken und einen Blick ins Forum zu werfen. Danach tue ich mir den entmutigenden Weather Channel an. Gegen 6:00 stehe ich auf, dusche, esse, packe und starte gegen 7:30. Durango ist noch verschlafen, was wohl auch am ehr grauen Himmel liegt. Ich versuche, den örtlichen WalMart zu finden, um etwas Verpflegung zu finden. Trotz Lageplan von walmart.com und GPS gelingt es mir nicht, Onkel Sams Warenhaus zu finden. Nach 45 Minuten unfreiwilliger Stadtrundfahrt gebe ich auf und fahre zu Albertsons. Dort kaufe ich ich – wie immer - „Brot“ und Käse. Die Verkäuferin erklärt mir, dass ein zweiter Pepper Jack Käse kostenlos ist, wenn ich einen kaufe. Ich erkläre ihr, dass ich nur einen brauche. Sie nickt verwundert: so was kommt wohl nur selten vor. Danach gehts auf die US160, Richtung Cortez. Da ich heute „nur“ bis Hite/UT kommen möchte und die Karte nicht viel sehenswertes verspricht, habe ich Zeit. Ich überlege also einen Abstecher in den Mesa Verde National Park. Das Wetter wird allerdings so schlecht, dass sich dieser Plan schnell erledigt hat.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb001.jpg)
Weniger schön: Schnee auf dem Weg nach Cortez.

Es ist grau und trübe, dazu fällt etwas Schnee. In Cortez schlage ich etwas Zeit im Walmart SuperCenter tot, kaufe USA-Fahnen, Colorado-Sticker und sonstigen Kitsch. Die billigen Jeans locken mich (noch) nicht.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb002.jpg)
Optimal zum Zeit-Totschlagen: WalMart Super Center in Cortez.

Von Cortez gehts über Dove Creek nach Monticello, dem ersten echten Ort in Utah. Der Weg dorthin ist ehr langweilig, die Strasse wird gesäumt von Farmen und riesigen Fläschen voller Autoschrott.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb003.jpg)
Besser mal aufheben: (Schrott)platz ohne Ende

Monticello ist recht trostlos, was aber auch am Wetter liegen kann. Die Wolken hängen tief, es regnet etwas. Aber schon am Ortsausgang reissen die Wolken auf, die Sonne kommt durch und es wird warm. Ganz plötzlich. Die Stimmung steigt, das Fahren macht wieder Spass und – völlig übermütig – gönne ich dem Chevy eine Wäsche. Immerhin gibt’s hier Autos, die noch dreckiger sind als meins.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb004.jpg)
Let´s get a little mud on the tires: hier sind nicht nur die Reifen dreckig ;-)

Von Monticello geht die Reise weiter gen Süden, zunächst nach Blanding. Mit jedem Meter wird das Wetter besser, schon bald herrscht das typische Südwest-Wetter: warm, sonnig und ein paar Schönwetterwolken. An einem Stausee mache ich Rast und hole das Frühstück nach. Das perfekte Wetter verleidet zu dutzenden Fotos.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb005.jpg)
Irgendwo auf dem Weg nach Blanding: Utah-Wetter vom feinsten.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb006.jpg)
Sympathische Kleinstadt in Utah: Blanding.

Ich bin gut in der Zeit und habe fast etwas Sorge, viel zu früh am Hite Campground anzukommen, meinem heutigen Tagesziel. Bald schon biege ich auf die US95 ein und sehe Hite in einer guten Stunde erreicht. Nach wenigen Meilen finde ich eine Abfahrt in den Cottonwood Wash. Die gerade gekaufte Karte zeigt eine teilweise befestigte Piste in Richtung Dark Canyon Wilderness und das GPS kennt die Piste auch. Ich habe Zeit, also biege ich ab. Die Piste ist zunächst befestigt, geht aber nach einigen Meilen durch schöne Landschaft in eine gut befahrbare gravel road über.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb007.jpg)
Zunächst harmlos: auf dem Weg zur Dark Canyon Wilderness.

Das GPS kennt hier diverse Strecken, und das es sich um die Garmin MetroGuide Karten handelt und eben nicht um topografische Karten, nehme ich an, dass alle davon irgendwie so was wie Strassen sind. Ich folge der aktuellen Strecke zunächst planlos etwas, ich habe ja Zeit. Die Piste wird etwas schlechter, aber nie wirklich bedenklich. Nachdem ein harmloser Wash durchquert ist, steigt die Strecke an, es fängt trotz sonnigem Himmel etwas zu nieseln an. Ein zweiter Wash ist ebenfalls einfach zu durchfahren, das Wasser ist flach, der Untergrund ist Kies.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb008.jpg)
Immer noch harmlos: der zweite Wash.

Die Landschaft ist grossartig, man hat Einblick in einen kleinen Canyon, dessen rote Felswände in der Nachmittagssonne strahlen. Die Gegend ist sicher in keinem Reiseführer verzeichnet, aber dennoch wunderbar. Schilder weissen darauf hin, dass man sich nun im Land der Ute-Indianer befindet.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb009.jpg)
Abseits aller Touristen-Routen: irgendwo in der Dark Canyon Wilderness.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb010.jpg)
Kurz vor der Höllenpiste: eine Warnung?

Nach einigen Meilen wir die Piste sandig und die Spur ist recht tief ausgefahren. Das GPS weißt die Strecke immer noch als recht „breit“ aus. Ein Schild erklärt mir, dass ich nun auf dem „Whiskers Draw“ bin. Der TrailBlazer meistert die ausgefahrene Spur ohne Probleme. Dann kommt eine Art Wendeplatz und danach ein ziemlich heikler Wash. Der Wash ist felsig und steil, das Wasser steht nicht hoch, aber nach der Durchfahrt geht es über einige Felsstufen bergauf. Ich laufe voraus um die Streck zu sichten. Sie ist schwierig, aber nicht unpassierbar. Zudem zeigt das GPS immer noch eine „fette“ rote Piste. Ich schalte auf 4WD und in den ersten Gang und wage die Druchfahrt. Sie gelingt ohne Probleme.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb011.jpg)
Geschafft: der kritische Wash ist durchquert. Was danach kommt ist nicht mehr lustig.

Der Weg danach wird kurzzeitig besser. Und dann ist auf ein Mal Schluss mit lustig! Die Piste verschlechtert sich schlagartig. Zunächst sind es nur tief ausgefahrene Spuren, dann Sand, Steigungen, Äste und tiefe Löcher in der Strasse. Der Wendeplatz vor dem Wash hätte mir eine Warnung sein sollen. Doch nun ist es zu spät. Die Piste ist so schmal, das an Umkehren nicht zu denken ist. Links und rechts kratzen die Büsche am TrailBlazer, während ich versuche, den Wagen mit dem einen Rad auf der Mitte des Weges und mit dem anderen Rad auf dem Rand zu halten. Die Spur ist hier so tief ausgefahren, dass anders nichts voran zu kommen ist. Dazu wird die Strecke immer sandiger, die Spuren immer tiefer und die Löcher immer böser. In meinem Körper hat ein Wettstreit der Adrenalindrüsen mit den Schweissdrüsen begonnen. Die Landschaft um mich herum nehme ich kaum noch wahr, die Piste erfordert volle Konzentration. An Fotos ist nicht zu denken, was mich später natürlich sehr ärgern wird. Ich reche damit, jeden Moment stecken zu blieben oder aufzusetzen. Ich überschlage meinen Wasservorrat und komme zu dem Schluss, im Notfall zehn Tage hier festsitzen zu können. Freilich keine schöne Aussicht. Dank GPS würde ich immerhin zur Zivilisation zurück finden, auch wenn der Fussmarsch dahin sicher mehr als einen Tag dauern würde. Ich fahre weiter, bloss nicht anhalten, irgendwann muss die Piste ja mal zu Ende sein. „Keep the weehls  spinning“ ist wohl eine alte Weisheit der offroad-Fahrer.

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Fast wie ein Highway: eines der angenehmsten Stücke des Whiskers Draw.

Wie ich später feststelle, fehlen deshalb auch Bilder der übelsten Passagen. Der Chevy pflügt sich tapfer durch den Sand und ich blicke immer wieder erwartungsvoll ins GPS. Das blöde Ding zeigt noch immer eine dicke rote „Strasse“. Ich schwitze, ich schwimme in Adrenalin und mein Herz klopft so laut, dass es der Alamo-Mann in Denver hören muss. Was, wenn ich die Kiste hier festfahre? Noch knapp 900m, weiss das GPS, dann kommt so was wie eine Strasse, die SR282. Da war ich heute schon mal. Die ist zwar nicht befestigt, aber gut ausgebaut und problemlos zu fahren. Die letzten Meter ziehen sich, die Piste wird kurvig, sandig und steil, der Chevy schwimmt mehr als dass er fährt. Aber er kommt voran. Und dann passiert es: völlig unerwartet mündet der üble Weg auf die SR282. Eine breite und bestens ausgebaute Schotterpiste! Und laut GPS sind es nur knapp 3 Meilen bis zu einem Punkt, an dem ich heute schon mal war. Wo das sein soll, ist mir bis dahin nicht klar. Aber schlimmer kann es nicht werden. Ich fahre auf die 282, halte an und steige aus. Mir zittern die Knie, ich bin ziemlich fertig.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb013.jpg)
Endlich bessere Strassen: Chevy und ich auf der 282. Die Höllenpiste ist bezwungen!

Ich mag offroad-Pisten und eine gewisse Herausforderung. Aber das war zu viel. Vor allem zu viel Leichtsinn. Ich danke dem offroad-Gott, ich danke Chevrolet für den tollen TrailBlazer, der mich so sicher durch die Hölle getragen hat und ich danke dem Wetter. Wenn jetzt noch einer der angekündigten T-Storms gewütet hätte, wäre das das Aus gewesen. Aber so stehe ich auf der relativ guten 282, die mich zurück zur US95 bringen wird. Ich bin froh, erleichtert und auch etwas stolz. Diese Mist-Piste mit einem TrailBlazer…. Nicht übel! Vernünftiger wäre es aber wohl gewesen, dass gar nicht erst zu versuchen. Wem ich nicht danke? Den Jungs von Garmin! Schön, wenn auch kleinste Strassen verzeichnet sind. Aber blöd und vor allem gefährlich, wenn schlimmste Pisten so markiert sind, als wären es harmlose Waldwege. Egal. Ich hätte vorsichtiger sein müssen. Nach wenigen Meilen bin ich zurück auf der 95 und heilfroh, endlich wieder Asphalt unter den Rädern zu haben. Der tapfere Chevy sicher auch. Mein Tagesziel – Hite – scheint heute kaum noch zu schaffen, ich setze mir deshalb den Campground im Natural Bridges N.M. als Ziel. Der Weg dahin ist ein Genuss. Die US95 kann man wohl tausend mal gefahren sein, es gibt immer wieder was zu entdecken. Für mich ist das eine der schönsten Strecken im Westen der USA, wenn nicht sogar die schönste überhaupt. Kurz vor der Abfahrt zum Natural Bridges entdecke ich rechts der Strasse eine Felsformation, die mich zum anhalten zwingt. So etwas kannte ich bisher nur von Bildern aus den Coyote Buttes…und hier steht das einfach so am Strassenrand. Eine Kletterpartie später sind dutzende Bilder mehr auf der Speicherkarte. Im Nachmittagslicht sieht die Gegend fantastisch aus.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb014.jpg)
Hier kann man stundenlang herumklettern: Felsformation an der US95.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb015.jpg)
Irgendwo an der US95: tolle Fotomotive, der Abschied fällt schwer.

Ich kann mich kaum losreisen, doch die wenigen Meilen bis zum Natural Bridges müssen noch bewältigt werden. Endlich dort angekommen, erwische ich die Rangerin gerade auf dem Weg in den Feierabend. Der Campground ist belegt, erklärt sie mir, aber ich könnte auf der Deer Flat Road frei campen, wenn mich das nicht stört. Es gibt dort keine Einrichtungen, aber es kostet auch nichts. Ich drehe noch eine Runde durch den Park und stelle schnell fest, dass morgen früh wohl das bessere Foto-Licht sein wird.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb016.jpg)
Beeindruckende Steinbrücken: im Natural Bridges National Park.

Also gehts erstmal zu besagter Deer Flat Road. Eine offroad-Piste, die mir heute keinen Schrecken mehr einjagen kann. Flach und breit und eben. Nach ca. zwei Meilen finde ich einen guten Platz zum campen. Feuerholz ist schnell gesammelt und ich erkunde noch etwas die Gegend. Kurz hinter meinem Stellplatz geht es in einen Canyon herunter. Ich beschliesse, vor dem Abendessen noch hinab zu stiegen. Nach wenigen Minuten bin ich unten, den Weg habe ich mit Steintürmchen und gekratzten Pfeilen markiert, denn das GPS liegt noch im Auto. Im Canyon nutze ich das tolle Abendlicht für ein paar Fotos, dann mache ich mich wieder an den Aufstieg, die Markierungen erweisen sich jetzt als nützlich.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070424/rb017.jpg)
No Name Canyon: nur wenige Meter hinter meinem Lagerplatz lockt beeindruckende Landschaft.

Kurz darauf bin ich wieder am Auto. Das Feuer will nicht so recht brennen, Holz ist zwar reichlich vorhanden, aber es ist nass und ein kräftiger Wind tut sein übriges. Dennoch gelingt es, ein Chilli zu kochen und danach das Feuer am Leben zu halten. Ich sitze am Feuer und fühle mich unendlich frei. Das ging ja schnell…nach nur drei Tagen hier. Was interessiert mich mein bürokratischer Chef, was interessieren mich schwachsinnige Projekte, was mein zerkratzter Parkettboden? Alles so unwichtig. Ich sitze hier, inmitten grossartiger Natur, habe heute wahnsinnige Dinge erlebt und kann tun und lassen was ich will. Das ist wohl dieses amerikanische Freiheitsgefühl, dass man nicht verstehen kann, wenn man es nicht selber erlebt hat.

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Weit weg von Alltag und Enge: Camping an der Deer Flat Road.

Und das ist einer der Momente, wo ich mein ganzes deutsches Einheitsleben für einen 4WD-Camper und ein lebenslanges US-Visum aufgeben möchte. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt ;) So geht aber „nur“ ein weiterer toller Urlaubstag zu Ende und ich bin gespannt, was morgen kommt.

Gefahrene Strecke: 224 Meilen
Übernachtung: Natural Bridges overflow camp, Deer Flat Road (kostenlos)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Kidrock am 21.05.2007, 21:17 Uhr
WOW deine Offroad Story liest sich ja wie ein Thrillerroman!

Hast ja nochmal Glück gehabt!

Das mit den Feldern voll Schrott hinter Cortez ist mir auch schon oft Aufgefallen.Weiß jemad ob das eine Besondere Bewandniss hat das grade dorf so viel Schrott steht?
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: DocHoliday am 21.05.2007, 21:30 Uhr
Das war ja ein ereinisreicher Tag!

Auch wenn man sich nachher über seinen eigenen Leichtsinn ärgert, wenn man eine solche "Abenteuertour" erfolgreich hinter sich gebracht hat, ist das schon ein tolles Gefühl. Adrenalin pur halt.

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Die Fotos sind im übrigen auch klasse. Diesen Felsen an der 95 habe ich auch gesehen, habe aber leider nicht angehalten, weil ich noch zum Natural Bridges wollte und auf dem Rückweg nach Blanding war es schon dunkel. Na ja, nächstes Mal.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: borni am 21.05.2007, 21:39 Uhr
Was ein toller Bericht !!! :shock:

Die nächsten 9 Tage werden glaube ich sehr lang.....
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 21.05.2007, 21:44 Uhr
...
Auch wenn man sich nachher über seinen eigenen Leichtsinn ärgert, wenn man eine solche "Abenteuertour" erfolgreich hinter sich gebracht hat, ist das schon ein tolles Gefühl. Adrenalin pur halt.
...

oh ja! Auch wenn es mir kurz danach als der pure Leichtsinn erschien, bin ich heute froh, das gemacht zu haben! Sowas erlebt man nicht alle Tage und mittlerweile überwiegt der Stolz, den Whiskers Draw bezwungen zu haben. Klar, ich habe was gelernt und werde in Zukunft vorsichtiger sein, wenns vom Asphalt runter geht. Aber ich weiss auch wieder ein Stück mehr, was man wagen kann und was geht (und was nicht).
Wie langweilig wäre das Leben, wenn man immer nur auf Asphalt fahren würde... auch im übertragenen Sinne ;)

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Eisi am 21.05.2007, 22:01 Uhr
Cool!!! Lese schon seit den beginn mit und kann nur sgaen genialer Bericht. War zu de Zeit selbst in der Gegend von Page unterwegs. Kanns kaum erwarten wie es weitergeht.

Eisi
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: DocHoliday am 21.05.2007, 22:59 Uhr
Wie langweilig wäre das Leben, wenn man immer nur auf Asphalt fahren würde... auch im übertragenen Sinne ;)

Schön formuliert ;).
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Canyoncrawler am 22.05.2007, 07:13 Uhr
Toll,

Abenteuerpisten am Tage und bei Nacht auf einem schönen Flecken in der Natur mit dem Rauchgeruch des Lagerfeuers schlafen gehen, das gefällt mir.

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Zoolander am 22.05.2007, 10:41 Uhr
@ Lurvig

Hallo,

ein sehr sehr gut geschriebener Reisebericht.
"Hut Ab!"       :clap:

Am Samstag geht´s bei uns auch endlich los, wenn ich deine Erlebnisse lese kann ich es fast nicht mehr abwarten....

Gruß

Holger
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Utah am 22.05.2007, 17:28 Uhr
Hi Lurvig!

Toller Tagesbericht, sehr schön geschrieben!!!
Ich konnte deine Gefühle in der Dark Canyon Wilderness allzu gut nachvollziehen  :?, schön das du wieder zurück auf den Teer gefunden hast.

Ich sitze am Feuer und fühle mich unendlich frei. Das ging ja schnell…nach nur drei Tagen hier. Was interessiert mich mein bürokratischer Chef, was interessieren mich schwachsinnige Projekte, was mein zerkratzter Parkettboden? Alles so unwichtig. Ich sitze hier, inmitten grossartiger Natur, habe heute wahnsinnige Dinge erlebt und kann tun und lassen was ich will. Das ist wohl dieses amerikanische Freiheitsgefühl, dass man nicht verstehen kann, wenn man es nicht selber erlebt hat.

Und das ist einer der Momente, wo ich mein ganzes deutsches Einheitsleben für einen 4WD-Camper und ein lebenslanges US-Visum aufgeben möchte. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt ;)

 :daumen: :daumen: :daumen:

PS. Tolle Bilder!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Crimson Tide am 22.05.2007, 21:36 Uhr
Hi Lurvig,

ich glaub, Du hast uns allen aus der Seele gesprochen, diesen Wunsch, auszusteigen, einfach am Urlaubsort zu bleiben, hat wohl schon jeder einmal in ganz besonders schönen Situationen empfunden!

Wunderschöne Motive hast Du eingefangen in Deinen Bildern, einfach toll!  8)

Freue mich auf Deine Weiterfahrt!  :P
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: mannimanta am 22.05.2007, 22:56 Uhr
Wow!
obwohl ich nicht gerade ein Outdoor Fan bin (bis jetzt?)
muss ich immer weiterlesen...
 8)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 23.05.2007, 00:49 Uhr
Mittwoch, 25.04.2007

Natural Bridges – Hite – Hanksville –Little Wild Horse Canyon

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Der 25. April im Überblick: South and north of Hanksville

Auf Utah ist Verlass! Nicht nur im Bezug auf spektakuläre Landschaften, sondern auch beim Wetter. Ich werde gegen 6:00 wach und es ist zunächst noch ziemlich frisch. Das Thermometer zeigt null Grad. Ich kriege das Feuer von gestern Abend ohne Streichhölzer in Gang, es ist noch Glut da und mit Nachhilfe vom Blasebalg (der eigentlich zur Sensorreinigung der DSLR gedacht ist) brennen bald die ersten Äste. Das Wasser für den Tee will jedoch ewig nicht kochen, da gerade unter dem Topf das Feuer immer wieder ausgeht. Schliesslich klappt es doch. Mittlerweile ist die Sonne über die Berge gekommen und es wird schnell wärmer. Keine Wolke am Himmel, perfektes Wetter. Das Feuer brennt jetzt richtig und qualmt mächtig, da die gesammelten Äste alle etwas feucht sind. Der Rauch zieht ins Auto und ich muss umparken, wenn ich den Tag nicht in einer fahrenden Räucherkammer zubringen will. Das Frühstück besteht aus Brot, Käse und Tee. Dann gehts los, wieder zurück in den Natural Bridges Park. Am Visitor Center gibt es einen blitzsauberen Restroom mit Waschbecken. Nach dem Besuch desselben fahre ich zum Sipapu Trailhead, um den knapp einen Kilometer langen Weg zur Sipapu-Bridge hinabzusteigen. Dabei sind gut 160m Höhenunterschied zu bewältigen, gar nicht so viel. So geht es bergab auch zügig voran, die Sonne wärmt bereits gut und nach wenigen Metern wird die Jacke überflüssig. Der Abstieg bietet tolle Ausblicke auf die Bridge und den Canyon, man läuft unter gewaltigen Felswänden und Überhängen entlang.

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Natural Bridges: wenig Brücken, aber viele Fotomotive.

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Winzig: unter diesen Felswänden kommt man sich sehr klein vor.

Nur die etwas schwierigeren Passagen sind mit Leitern oder Geländern gesichert, sonst geht es auf einem einfachen Pfad nach unten. Nach gut 20 Minuten bin ich auf dem Grund des Canyons angekommen und kann die Brücke nun von unten bewundern. Ich streife etwas umher, schiesse dutzende Fotos und beginne nach einer halben Stunde wieder mit dem Aufstieg.

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Filigraner Koloss: die Sipapu Bridge von unten.

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Baumeister Natur: menschengebaute Brücken haben die gleiche Form.

Mittlerweile ist es richtig warm und die Steigung tut ihr übriges. 30 Minuten später stehe ich japsend wieder auf dem Parkplatz. Da ich die Parkstrasse gestern Abend schon abgefahren bin, fahre ich heute zügig weiter und verlasse den Park kurz darauf. Die zweite Bridge muss ich nicht erwandern und mehr als zwei konnte ich nicht ausmachen. Trotzdem wars recht schön im Natural Bridges und der Park ist eine Empfehlung wert. Wieder auf der 95 heisst das nächste „grosse“ Ziel Hanksville. Der einzige Ort, den ich heute zu Gesicht bekommen werde. Dort gibt’s Benzin und Essen. Aber bis dahin sind es noch einige Meilen. Kurz vor dem Abzweig zur 271, die nach Halls Crossing führt, liegt eine tote Kuh am Strassenrand, zwei riesige Vögel kreisen bereits. Ich halte an und hoffe, einen der Vögel aufs Bild zu bekommen. Die halten aber nichts von einem Foto und verschwinden erstmal. Ich warte gut 15 Minuten in sicherer Entfernung mit dem Teleobjektiv. Die Vögel warten auch. Ausser Reichweite auf einem Baum. Dann eben nicht. Kaum fahre ich weiter, sehe ich sie im Rückspiegel sich wieder der Kuh nähern. Ich überlege kurz, den Umweg über Halls Crossing und Bullfrog zu nehmen, da ich die 95 ab hier schon kenne. Das Hinweisschild am Abzweig nach Halls Crossing zeigt die Abfahrtszeiten der Fähre, ohne die man dort nicht über den Lake Powell kommt, mit 8 und 14 Uhr an. Es ist kurz nach 11, in Halls Crossing wäre ich vielleicht gegen 12 und auf zwei Stunden warten habe ich keine Lust. Also gehts auf der 95 weiter, zunächst bis Hite.

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Vorgeschmack auf die „Käseberge“ bei Hite: Cheese Box Butte.

Hier führt eine Brücke über den nordöstlichen Ausläufer des Lake Powell und gleich danach noch eine über den Dirty Devil River. Die Gegend um Hite kenne ich schon von unserem 2006er September-Trip. Sie gehört für mich zu den spektakulärsten Stellen an der 95 und im ganzen Westen überhaupt. Die Landschaft besteht hier aus gelbem zerlöcherten Sandstein in unglaublichen Formationen. Man hat den Eindruck, durch eine Welt aus Schweizer Käse zu fahren. Am Dirty Devil Campground halte ich und mache einen kurzen Rundgang durch die Käseberge. Auch hier war ich vor gut einem halben Jahr schon mal, dennoch gibt es auch heute wieder tolle Fotomotive und es ist einfach schön hier.

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Fantastische Felsen: Sandsteinformationen in der Nähe von Hite.

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Kein Mangel an Fotomotiven: am Dirty Devil Campground.

Da es noch ein gutes Stück Weg bis nach Hanksville ist, breche ich auf und fahre die 95 weiter nach Norden. Nach einigen Meilen komme ich zum Trailhead, der zum Leprechaun Canyon führt. Auch den kenne ich von 2006, aber ich habe trotzdem nicht schlecht Lust, die gut 1000 Meter noch mal zu gehen. Ich parke den Wagen, steige aus und sehr schnell wieder ein. Dutzende winzige Mücken finden meinen Besuch sehr interessant…ich sie hingegen ziemlich lästig. Ich trete den Rückzug an. Wenn ich noch nicht im Leprechaun gewesen wäre, hätte ich das vermutlich auf mich genommen, aber so kann ich damit leben, direkt weiterzufahren. Plötzlich klingt das Auto komisch, lauter als vorher und irgendwas röhrt seltsam. Ich fahre dennoch erstmal weiter, da ich keine Ursache erkennen kann. Kurz darauf schwillt das Röhren an und ich sehe neben mir einen alten englischen Sportwagen, kurz nur, dann schiesst er vorbei und verschwindet. Daher also das Röhren. Das Ding muss einige Meilen hinter mir her gefahren sein und ich konnte es im Spiegel nicht sehen, weil es so flach war. Kurz darauf kommen noch einige dieser Autos an mir vorbeigeröhrt. In Hanksville treffe ich sie wieder. Ungefähr 10 alte Jaguars stehen vor Stans Burger Shack, an dem ich auch halte, um Bier für den Abend zu kaufen und einen Cheeseburger zu vertilgen.

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Alt und laut: Jaguars in Hanksville.

Gegenüber bei Conoco schütte ich mir für teure 3,05$ pro Gallone den Tank voll und fahre noch ein Stück in der Ort rein, um den wunderbaren „Supermarkt“ zu besichtigen. Dieser Laden erinnert an eine Kaufhalle aus DDR-Zeiten.

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Trostloses Shopping-“Paradies”: Johnson´s Gas and Supermarket.

Schlichte Regale, viele halb leer und ein sehr überschaubares Angebot. Diesmal schiesse ich auch innen  unauffällig ein paar Bilder. Es ist mittlerweile nach 15 Uhr, ich schreibe mein heutiges Ziel – Moab – ab und beschliesse, auf dem Goblin Valley Campground zu übernachten. Der Weg dahin ist eine dieser typischen Südwest-Strecken. Schnurgerade sieht man die Strasse am Horizont wegflimmern. Rechts ödes Steppenland, links, ein gutes Stücke entfernt die seltsamen Formationen der San Raffael Swell. Dort liegt auch der Little Wild Horse Canyon (LWHC), den ich morgen anschauen will. Nach ein paar Meilen auf einer Seitenstrasse bin ich auch schon am Goblin Valley S.P. und es ist wie am Natural Bridges: der Campground ist voll. Ich frage die Rangerin nach einer Ausweichmöglichkeit und sie erklärt mir, dass ich ausserhalb des Parkgeländes überall campen kann, das wäre kein Problem und auch völlig legal. Ich kaufe noch ein Bündel Feuerholz und fahre dann zurück bis zur  Strasse zum LWHC.

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Kurz vorm Goblin Valley: bunte Felsen in öder Steppe.

Nach wenigen Meilen bin ich am Trailhead zum Canyon. Hier gibt es wirklich einen Parkplatz und es stehen fünf oder sechs Autos dort. Mit so einem Andrang hätte ich nicht gerechnet. Ein Geheimtipp ist der LWHC also wohl nicht mehr. Die meisten Besucher scheinen aber gerade zu gehen, da es auch schon nach 16 ist. Ich überlege, ob ich den Canyon heute noch anschauen soll. Zeit und Licht sind noch gut 2 Stunden und einen Schlafplatz finde ich dann auch noch. Also packe ich Wasser, GPS und Fotoausrüstung zusammen und mache mich auf den Weg. In der Sonne ist es jetzt richtig heiss, die Luft ist staubtrocken, fast schon unangenehm. Der Eingang zum Canyon ist zunächst nichts besonderes, nur ein paar Felsbrocken müssen umklettert werden. Dann bin ich auch schon an der Stelle, wo der Canyon verzweigt. Links gehts zum Bell Canyon, rechts zum LWHC. Ich folge dem Weg nach rechts und die Landschaft ändert sich fast schlagartig. Der Canyon ist zunächst noch recht weit, aber die Felswände rücken immer weiter zusammen und präsentieren sich in tollen Formen und Farben.

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Noch weit genug: am Eingang zum Little Wild Horse Canyon.

Wenig später bin ich an den ersten Narrows und jetzt gehts richtig los. Der LWHC ist ein Slotcanyon und natürlich erinnert das sofort an den Antelope Canyon bei Page in Arizona. Der LWHC ist zwar nicht so farbenprächtig und auch oben immer etwas offen, aber die Narrwos sind absolut sehenswert. An den engsten Stellen passt man gerade noch so durch. Nach ein paar hundert Metern öffnet sich der Canyon wieder und ich denke schon, dass es das gewesen ist. Da entdecke ich weiter nördlich einen Eingang zu den nächsten Engstellen.

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Immer enger: weiter oben im Little Wild Horse Canyon.

Diese sind noch etwas dunkler als die ersten und teilweise noch enger. Auch liegt hier mehr Geröll herum, so dass man teilweise über Felsen klettern muss.

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Viel weiter gehts nicht: in der zweiten narrows section wird der Weg nicht besser.

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Ausserirdisch: seltsame Steinformationen am Canyon-Rand.

Nach einigen hundert Metern ist dann endgültig Schluss. Ein breites und vermutlich tiefes Wasserloch versperrt den Weg. Umklettern kann man das in diesem engen Slot nicht. Ich kehre um, viel weiter kann der Canyon ohnehin nicht mehr gehen. Auf dem Rückweg strahlen die Löcher am Canyon-Eingang in der Abendsonne. Das Motiv kenne ich von vielen Bildern, in echt sieht es aber viel besser aus.

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Viel fotografiert: die Löcher am Anfang des Little Wild Horse Canyon.

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Nicht ungefährlich: wie in vielen Slot-Canyons muss man auch hier bei schlechtem Wetter aufpassen.

Nach gut 40 Minuten bin ich zurück am Trailhead und mache mich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Der ist schnell gefunden, nur knapp 500 Meter hinter dem Parkplatz finde ich eine kleine Bucht am Weg, die als Stellplatz ganz ok ist. Ich richte das Auto zum schlafen her, öffne ein Bier und mache mich bereit für die Nacht. Das Feuerholz hat noch Schonfrist, ich habe heute keine Lust mehr, etwas zu kochen.

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Schon wieder kostenlos: Camping unweit des Little Wild Horse Canyon.

Ohne Feuer werde ich recht bald ins „Bett“ gehen. Und morgen gehts dann nach Moab, in den Arches und Canyonlands N.P. Dann darfs auch mal wieder ein Motel sein. Moab ist zwar nicht gerade billig, aber eine Dusche tut not.

Gefahrene Strecke: 154 Meilen
Übernachtung: Goblin Valley overflow camp, Little Wild Horse Canyon (kostenlos)

to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Angie am 23.05.2007, 01:24 Uhr
Hallo Lurvig,

zwar wollte ich bis zum Schluss als blinder Passagier mitfahren, aber jetzt muss ich mich doch mal melden :wink: Ein wirklich sehr gut geschriebener Reisebericht und die Fotos - einfach klasse :!: :!:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Willi am 23.05.2007, 23:26 Uhr
Klasse Bericht und super Bilder,

meinen  :respekt:

 (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/e016.gif)  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/e016.gif)  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/froehlich/e016.gif)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Matze am 24.05.2007, 06:47 Uhr
Klasse!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 24.05.2007, 10:17 Uhr
danke, hört man gern  :D
Wird etwas schleppender weitergehen, ich fürchte, ich komme nicht mehr täglich zum schreiben und Bilder zusammensuchen. Aber es geht weiter, versprochen!

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Willi am 24.05.2007, 10:28 Uhr
danke, hört man gern  :D
Wird etwas schleppender weitergehen, ich fürchte, ich komme nicht mehr täglich zum schreiben und Bilder zusammensuchen. Aber es geht weiter, versprochen!

Lurvig

Will Dich ja nicht unter Druck setzen, aber unser Flieger nach SFO geht am 09.06.  :lolsign:

Dann kann ich erst mal 4 Wochen nicht weiterlesen  :heulend:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 24.05.2007, 10:37 Uhr
na das sind noch gut 2 Wochen, da werde ich schon noch was fertig kriegen ;)

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: borni am 24.05.2007, 11:20 Uhr
danke, hört man gern  :D
Wird etwas schleppender weitergehen, ich fürchte, ich komme nicht mehr täglich zum schreiben und Bilder zusammensuchen. Aber es geht weiter, versprochen!

Lurvig

Will Dich ja nicht unter Druck setzen, aber unser Flieger nach SFO geht am 09.06.  :lolsign:

Dann kann ich erst mal 4 Wochen nicht weiterlesen  :heulend:

Unser in 6 Tagen  :shock:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: rossi am 24.05.2007, 13:17 Uhr
Hallo, jetzt muß ich auich noch mein Lob loswerden :

lurvig, Dein reisebericht ist große Klasse und ich freue mich schon auf die Fortsetzung(en) !!


 :dafuer:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: püvel am 24.05.2007, 22:18 Uhr
Also ich war ja nie ein Outdoor-Fan und werde auch durch diesen Bericht sicher keiner, aber

 :respekt:

allen welche sich, vor allem allein, so etwas zutrauen. Ich glaube ich hätte nicht mal die Nerven alleine so eine Tour überhaupt zu versuchen, geschweige denn dann noch solche halsbrecherischen Strecken zu durchqueren.
Andererseits wird man dann aber mit Ansichten und Ausblicken belohnt, welche den meisten Besuchern wohl immer verborgen bleiben werden, wie man an den tollen Fotos sieht.

Zitat
Ich sitze am Feuer und fühle mich unendlich frei. Das ging ja schnell…nach nur drei Tagen hier. Was interessiert mich mein bürokratischer Chef, was interessieren mich schwachsinnige Projekte, was mein zerkratzter Parkettboden? Alles so unwichtig. Ich sitze hier, inmitten grossartiger Natur, habe heute wahnsinnige Dinge erlebt und kann tun und lassen was ich will. Das ist wohl dieses amerikanische Freiheitsgefühl, dass man nicht verstehen kann, wenn man es nicht selber erlebt hat.

Hier muß ich allerdings uneingeschränkt zustimmen.

Toller Bericht !!!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 25.05.2007, 09:26 Uhr
Also ich war ja nie ein Outdoor-Fan und werde auch durch diesen Bericht sicher keiner, aber

 :respekt:

allen welche sich, vor allem allein, so etwas zutrauen. Ich glaube ich hätte nicht mal die Nerven alleine so eine Tour überhaupt zu versuchen, geschweige denn dann noch solche halsbrecherischen Strecken zu durchqueren.
Andererseits wird man dann aber mit Ansichten und Ausblicken belohnt, welche den meisten Besuchern wohl immer verborgen bleiben werden, wie man an den tollen Fotos sieht.


och... so wild ist das gar nicht. Bei der ersten Reise hatte ich da noch Bedenken, aber mittlerweile sehe ich das nicht mehr als "gefährlich" an. Man muss halt wissen, was man riskieren kann und will ;)

Heute abend gehts weiter. Versprochen!

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 25.05.2007, 21:14 Uhr
Donnerstag, 26.04.2007

Little Wild Horse Canyon – Green River - Moab

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070426/map20070426.jpg)
Der 26. April im Überblick: vom Little Wild Horse Canyon nach Moab

Die Nacht im Auto war kalt, obwohl es in Utah tagsüber viel wärmer war als in Colorado. Ich fühle mich nun doch ziemlich erkältet. Mist! Das setzt weiteren Outdoor-Aktivitäten vorerst ein Ende. Auch am Morgen mache ich kein Feuer für einen Tee, der Platz ist nicht so toll und ich will schnell los. Gegen 8:30 Uhr starte ich, zunächst mit dem Plan, wieder zurück zum Highway 24 zu fahren und dann über Green River und I70 nach Moab. Zuvor gehts noch mal zurück zum Goblin Valley Visitor Center, um ein Little Wild Horse Canyon T-Shirt zu kaufen. Das gewünschte Motiv gibts leider nur in XL und 2XL, da müsste ich wohl täglich zu Dennys, und das wochenlang. Also entscheide ich mich für ein anderes Motiv. Da ich den Canyon begangen habe, kann ich so was tragen, finde ich. Gestern habe ich im Goblin Valley eine sehr gute Karte der San Rafael Swell bekommen, und so beschliesse ich mich dann doch am Ende der Goblin Valley Zufahrt, eine unbefestigte Strasse zum I70 zu nehmen, die Temple Mountain Road. Diese Piste ist in sehr gutem Zustand und landschaftlich recht schön.

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Vom Little Wild Horse Canyon zum I70: die Temple Mountain Road.

Sie erinnert ein wenig an die Cottonwood Canyon Road zwischen Canonville und der 89, ist aber viel ebener und weniger spektakulär. Der Chevy macht locker 50mph auf der Strasse, es fühlt sich an wie befestigt.

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Cowboys: drei “Kuh-Jungs” an der Temple Mountain Road.

So bin ich recht schnell auf dem I70 und stelle mich auf eine öde Interstate-Strecke ein. Aber es kommt besser. Der I70 ist in diesem Abschnitt wirklich schön, zudem herrscht wenig Verkehr. Ein paar Trucks, ein paar Camper und die in dieser Gegend obligatorischen  Pickups.

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Beeindruckende Streckenführung: Interstate 70 bei Green River.

Schnell bin ich in Green River, welches abseites des Intersate nur aus Motels, Tankstellen und Fastfood-Lokalen besteht. Ich wähle Burger King. Nicht, weil das mein Favorit ist, aber es ist mir irgendwie vertrauter als diverse nonames und der Whopper with Cheese schmeckt wider Erwarten gar nicht so übel.

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Typisches Interstate-Szenario: Truck Stop in Green River.

Von Green River gehts weiter über den I70 bis zur Abfahrt nach Moab. Auch diese Strecke ist schön, der restliche Weg vom Interstate nach Moab ebenso. Gegen 12:00 Uhr bin ich in Moab. Nun muss zuerst eine Bleibe gefunden werden, denn ich habe keine Lust, diese heute Abend zu suchen. Es gibt nicht gerade wenig Motels und ich halte spontan am Adventure Inn an. Der Preis schreckt mich zunächst, knapp über 60 Dollar für eine Nacht. Doch während ich überlege, fällt mir ein „there are better things to do in Moab, than spending the day with looking for a cheap motel“. So sage ich es zur netten Dame an der Rezeption und reiche ihr meine Kreditkarte. Fünf Minuten später habe ich ein echt feines Zimmer.

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Adventure Inn: meine Bleibe in Moab.

Keine besondere Ausstattung, aber alles sehr ordentlich, modern und sauber. Zudem kostenloses WLAN. Ich checke Mails, ruhe kurz aus und plane den Rest des Tages. Warum bin ich nach Moab gefahren? Zuerst wegen dem Shafer Trail, dann wegen dem Canyonlands N.P. und nicht zuletzt auch wegen dem Arches N.P. Wobei ich den schon 2002 bei meiner ersten USA-Reise ausgiebig bestaunt habe. Er ist also wichtig, aber zweitrangig dieses Mal. Ich fahre erstmal zum Visitor Center in dowtown Moab und frage nach den besten Zeiten für die geplanten Dinge sowie der Befahrbarkeit des Shafer Trail. Mir wird keine Tageszeit empfohlen, alle hätten ihr Besonderheiten. Toll, da hätte ich auch fragen müssen. Der Shafer Trail sei aber offen und gut befahrbar. Also starte ich mit genügend Wasser und sonst nichts (die Sachen bleiben im Motel) zum Shafer Trail. Die Dame im Vistor Center sagte mir, dass die meisten Leute den Trail von unten, also über die Potash  Road, nach oben, zum Canyonlands N.P. fahren. Mir kommt das irgendwie seltsam vor, aber sie wird sich was bei gedacht haben. Los gehts! Die Potash Road ist schnell gefunden, die Strecke führt entlang des Colorado River und bietet tolle Aussichten. An den senkrechten Felswänden rechts der Strasse hängen diverse Kletterer.  Schon dieser Abschnitt der Strasse lohnt den ganzen Ausflug.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070426/rb006.jpg)
Gigantische Felswände: auf dem Weg zur Potash Road.

Leider habe ich Gegenlicht, erste Zweifel am Tipp, die Strecke von von unten zu beginnen, kommen auf. Diese zerstreuen sich aber, sobald die Piste „unpaved“ wird. Es geht rau und holperig voran, aber es wird nie gefährlich.

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Es wird wieder staubig: auf der Potash Road.

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(k)ein Kraftakt: gut balancierter Felsbrocken.

Nach etlichen Meilen komme ich an den „Seen“ vorbei, die der Potash Road ihren Namen geben. Hier wird offenbar Pottasche gewonnen, wie auch immer.

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Künstliche Seen: hier wird irgendwie Pottasche gewonnen.

Die Strasse steigt nun leicht an und wird immer rauer. Lose Steine, tiefe Dellen und fast schon bedenkliche Schieflagen machen die Strecke anspruchsvoll, aber durchweg gut beherrschbar.

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Statt Pottasche: Staub und Steine.

Etwas später komme ich wieder an den Colorado, jetzt hat man einen Ausblick von ganz oben auf den Fluss. Grossartig! Der geworfene Stein braucht gut sechs Sekunden, ehe ehr kaum noch hörbar im Wasser des Flusses eintaucht. Ich bin hoch über dem Fluss.

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Hoch über dem Fluss: der Colorado River von oben.

Es gibt kurz darauf noch einen weiteren Viewpoint, den Goosenecks Overview. Hie reicht nichtmal das Weitwinkel, um die Schleife des Flusses komplett aufs Bild zu bringen. Also fahre ich weiter. Es dauert nicht lange, da komme ich zu einer Stelle, von der ich vermutlich schon gelesen habe. Es geht eine Felsstufe bergauf und wird zum ersten Mal etwas kompliziert. Doch zum Glück gibt es eine Umfahrung durch einen flachen Wash. Nach meinen Erfahrungen auf dem Whiskers Draw in Utah erscheint mir diese Übung geradezu einfach. Dennoch, mit einem normalen PKW wäre spätestens hier Schluss. Dutzende Schleifspuren zieren die Stufe. Der kampferprobte Chevy meistert die Stelle jedoch ohne Probleme.

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High clearance: hier gehts nur noch im SUV weiter.

Ich fahre weiter und frage mich, wann es denn nun endlich die Switchbacks hoch geht, für die der Shafer Trail bekannt ist. Nach ein paar Meilen erreiche ich die „Kreuzung“ zur White Rim Road. Jetzt muss es also gleich losgehen. Ich halte mich rechts und die Piste steigt nun merklich an. Dann kommen die ersten Switchbacks. Steil und eng, aber noch fahrbar. Die Beschaffenheit der Strasse wird immer übler. Tiefe Rillen, dicke Steine, loser Schotter. Dennoch fühle ich mich tausendmal sicherer als auf dem Whiskers Draw. Vor ein paar Meilen ist mir ein alter Chevy Van begegnet, wenn der es geschafft hat, schaffe ich es erst recht. Auf dem Shafer Trail umzukehren wäre zudem eine üble Schande. Der TrailBlazer klettert tapfer empor. Es wird immer anspruchsvoller, bleibt aber stets kontrollierbar. Der Ausblick entschädigt für alle Mühen, mit jeder gemeisterten Kurve wird der Blick zurück spektakulärer.

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Rumpelige Serpentinen: Der Shafer Trail.

Kurz vor dem Ende der unbefestigten Piste kommt mir ein Toyota Pickup entgegen, der Fahrer lehnt sich aus dem Fenster und brabbelt etwas, was sich anhört wie „das schlimmste Stück liegt noch vor dir“. Ich fahre weiter, was soll ich auch sonst tun? Es folgen ein paar etwas sandige Passagen, ein paar tiefe Rillen und dann wird die Piste auf einmal eben und glatt, es gibt keine Probleme mehr. Was hat der Kerl bloss gemeint? Ich bin mir sicher, ihn richtig verstanden zu haben: die schwierigsten Stellen sollen vor(!) mir liegen, nicht hinter mir. Wenn der die paar Löcher als schwierig empfunden hat, wird ihn weiter unten eine böse Überraschung erwarten.

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Blick zurück: Shafer Trail von oben.

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Unendliche Weiten: so kennt man Utah.

Kurz darauf habe ich wieder Asphalt unter den Rädern. Der Chevy ist fast unhörbar leise geworden nach dem endlosen Gepolter. Der Shafer Trail ist geschafft. Von unten nach oben. Nicht übel! Ich überlege, noch ein paar Viewpoints im Canyonlands anzufahren, entscheide mich dann aber doch dagegen. Der Shafer Trail hat viel mehr Zeit gekostet als geplant. So fahre ich weiter zum Arches. Mit dem 2006er NP-Pass komme ich problemlos rein und fahre zunächst bis zur Park Avenue. Die sieht im Abendlicht fantastisch aus. Keine Zeit ist besser als diese!

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Arches N.P. im Abendlicht: die “Park Avenue”.

Der Himmel im Nordosten zieht sich schwarz zu, die Sonne scheint von Südwesten. Perfekt. Ein paar tolle Fotos gelingen. Ich fahre noch bis zur Windows-Sektion, dann habe ich genug. Den Delicate Arch wollte ich eigentlich diesmal richtig erreichen, aber es ist schon spät und mit Schnupfen und schwerem Kopf noch einen Neun-Kilometer-Trail zu gehen… das muss nicht sein. Das Wetter wird zudem auch nicht besser, gibt der Landschaft aber ein fantastisch unwirkliches Aussehen.

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Bestes Foto-Wetter: rote Felsen, dunkler Himmel, tief stehende Sonne.

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Bedrohlich: seltsame Felsen vor finsterem Himmel.

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Sieht bei Sonnenschein auch nicht besser aus: Felsen im Arches N.P.

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Perfektes Licht: das ferne Unwetter lässt die Landschaft erst richtig wirken.

Also kehre ich um, fahre zurück nach Moab. Dort zunächst auf der Suche nach einem kühlen Bier. Gar nicht so einfach. Hat in Colorado noch jedes kleine Nest einen Liquor-Shop, sieht das in Utah schon anders aus. An der Maverick-Tankstelle werde ich schliesslich fündig. Dann gehts noch zu Dominos, um eine Pizza zu holen. Die erste auf dieser Reise. Ich bestelle eine normal-size mit Champignons, Paprika, Oliven und Jalapenos. Knoblauch gibts leider nicht. Vermutlich haben die Mormonen auch dagegen etwas. Der Pizza-Verkäufer erklärt mir, dass ich lieber die „large one“ nehmen solle, die kostet mit gleichen Zutaten gut vier Dollar  weniger als die „midsize“.  Komische Logik, aber so nehme ich das Riesending halt. Nach 15 Minuten ist das Pizza-Monster fertig und ich fahre ins Motel. Während ich mir im Discovery-Channel die neuesten Abenteuer des „Survivorman“ ansehe, verdrücke ich die Riesenpizza. Der arme Kerl im TV muss hingegen ein gebratenes Squirrel essen. Dank dünnem Boden (ganz unamerikanisch) gelingt es fast, die komplette Pizza zu verschlingen. Schnupfing und müde falle ich ins Bett, die Dusche ist morgen früh auch noch da. Wenn das mit der Erkältung so weiter geht, muss ich die nächsten Tage wohl überwiegend fahrend zubringen.

Gefahrene Strecke: 249 Meilen
Übernachtung: Adventure Inn Motel, Moab (60,61$)


to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Meinolf am 26.05.2007, 17:22 Uhr
Hallo lurvig,

ich oute mich auch als Mitfahrer. Die sehr schönen Bilder machen schon große Vorfreude auf unseren Urlaub ab 02.06.! Im Thread Routenplanung frage ich grad nach Island in the Sky. Wie lange hast Du denn für die Potash Road und den Shafer Trail benötigt? Wäre die Fahrt andersrum schwieriger gewesen?

Gruß
Meinolf
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: wernerw am 26.05.2007, 17:35 Uhr
Super Bericht.

Mich würde auch interessieren, wie lange es (jetzt mal reine Fahrtzeit) so ungefähr dauert vom Abzweig von der 191 bis man wieder in Moab ist.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Liberty am 26.05.2007, 19:14 Uhr
Ein toller Reisebericht, ich lese gerne mit.

Den Shafer Trail sind wir auch schon dreimal hochgefahren, aber nun ist genug, ich tue ihn mir nicht noch mal an. So ganz ohne finde ich ihn nämlich nicht, sterbe jedes Mal tausend Tode.

Freue mich schon auf den nächsten Teil.

Liebe Grüße

Gitte
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 26.05.2007, 19:23 Uhr
habe eben mal das TrackLog vom GPS gesichtet: vom Verlassen der 191 in Moab bis zum Wider-Erreichen der 191 nördlich von Moab (über die 313) habe ich ziemlich genau vier Stunden gebraucht. Die Strecke ist gut 110km lang, meine Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 28 km/h. Wenn man ab und zu zum Fotografieren anhält, schafft man das kaum schneller. Zum "einfach-nur-durchfahren" ist die Strecke zu schön ;)

Ich hatte aber vorher auch nicht mit 4 Stunden gerechnet. Dachte, das ginge viel schneller. Aus diesem Grund gabs auch keine weiteren Abstecher in den Canyonlands N.P. Das muss eben bis zum nächsten Mal warten.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: wernerw am 27.05.2007, 10:58 Uhr
das heißt, dass man so in 2,5-3 Stunden reine Fahrtzeit durch ist.

Bevor ich jetzt geschlagen werde: Ich will da nicht nur durchfahren, aber wenn man die Fahrtzeit kennt, dann kann man die Stopps besser einteilen.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Canyoncrawler am 27.05.2007, 15:39 Uhr
Hallo Lurvig,

schöne dramatische Bilder aus dem Arches NP und die Beschreibung vom LWHC und Natural Bridges waren Klasse.

Freue mich schon auf die weiteren Tage.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 27.05.2007, 21:35 Uhr
das heißt, dass man so in 2,5-3 Stunden reine Fahrtzeit durch ist.

Bevor ich jetzt geschlagen werde: Ich will da nicht nur durchfahren, aber wenn man die Fahrtzeit kennt, dann kann man die Stopps besser einteilen.

ja, das sollte gehen. Reine Fahrzeit wird nicht länger dauern.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Gabymarie am 27.05.2007, 22:12 Uhr
Klasse Bericht, da möchte man doch gleich mitgefahren sein.

Grüsse
Gabymarie
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Ganimede am 27.05.2007, 23:01 Uhr
Nachdem wir gerade aus Arizona wieder da sind, steige ich auch noch zu.

Wenn Ihr die Potash Road fahrt, vergesst nicht den Corona Arch zu besuchen  :wink:  Eine schöne Wanderung + Arch (ca. 1 Stunde).

Gruß
Volker
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: EDVM96 am 28.05.2007, 01:54 Uhr
Den Delicate Arch wollte ich eigentlich diesmal richtig erreichen, aber es ist schon spät und mit Schnupfen und schwerem Kopf noch einen Neun-Kilometer-Trail zu gehen… das muss nicht sein.
Hm, der Delicate Arch Trail ist doch aber nicht 9km lang  :kratzen:, es ist bloß ein 3 Meilen (4.8km) Round-Trip!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 28.05.2007, 12:27 Uhr
Den Delicate Arch wollte ich eigentlich diesmal richtig erreichen, aber es ist schon spät und mit Schnupfen und schwerem Kopf noch einen Neun-Kilometer-Trail zu gehen… das muss nicht sein.
Hm, der Delicate Arch Trail ist doch aber nicht 9km lang  :kratzen:, es ist bloß ein 3 Meilen (4.8km) Round-Trip!

hmm... ich habe irgendwo was von 5km "one way" gelesen. Aber egal, auch knapp 5km hätten mir mit schwerem Koppf und verstopfter Nase nur sehr wenig Freude gemacht ;)

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 28.05.2007, 16:09 Uhr
Freitag, 27.04.2007

Moab – Grand Junction – Cedaredge – Hotchkiss – Erickson Springs Campground

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Der 27. April im Überblick: zurück nach Colorado.

Die Vick DayQuill Kapseln haben nicht wirklich geholfen. Die überlagerten noname-Produkte angeblich gleicher Zusammensetzung, die ich vor Jahren mal in Florida gekauft habe, waren besser. Aber die habe ich natürlich nicht dabei. Egal, ich kann ja nicht hier liegen bleiben. Mit schwerem Kopf und voller Nase stehe ich auf und schleppe mich unter die Dusche. Danach werden Sachen gepackt und ins Auto geladen. Draussen ist es angenehm frisch, aber nicht kalt. Das tut gut. Schon gehts mir besser. Ich werfe noch ein paar Vick-Kapseln ein, schaden wirds nicht. Was tun also? Auf grosse Outdoor-Aktivitäten habe ich keine Lust, weswegen ein weiterer Besuch im Arches ausfällt, selbst der einfache Trail zum Landscape-Arch scheint mir heute morgen zu viel. Ich fahre daher erstmal planlos durch Moab und da entdecke ich, warum gestern Abend so ein Lärm war. Am Wochenende ist die Moab Car Show, und schon gestern sind viele tolle alte Autos in Moab eingefallen. Viele selbstfahrend auf der Strasse, manche im riesigen Anhänger am noch riesigeren Pickup. Ich versuche, ein paar der Hot Rods vor die Kamera zu kriegen, was im Ort gar nicht so einfach ist. Also fahre ich an den Stadtrand und positioniere mich dort. Hier gelingen ein paar gute Fotos. Alles, was in Moab Räder hat scheint heute älter als 20 Jahre zu sein, mindestens acht Zylinder zu haben … oder – wie wohl jeden Tag hier – ein aufgemotzter Jeep zu sein. Nach so viel Natur tut ein wenig sehenswerte Technik auch ganz gut, zudem kann ich mit dem Taschentuch vor der Nase im Auto sitzen und die wahnsinnigen Kisten ablichten.

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Moab Car Show: die ganze Stadt voller aufgemotzter alter Autos.

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Das Standard-Fahrzeug in Moab: hochbeiniger Jeep.

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Es kommen immer mehr: am Ortseingang von Moab.

Nach gut einer Stunde habe ich genug und mache mich auf den Weg. Ein konkretes Ziel habe ich nicht, also fahre ich erstmal den Highway 128 am Colorado entlang gen Nordosten. Eine wunderbare Strecke, nur am Morgen leider im Gegenlicht. Trotzdem unbedingt empfehlenswert.

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Highway 128: entlang des Colorado River durch traumhafte Landschaft.

An der Strasse gibt es viele wunderbare Campgrounds und ich ärgere mich etwas, für 60 Dollar in der Stadt übernachtet zu haben. Egal, die Dusche tat Not und dem Schnupfen hats sicher auch nicht geschadet. Nach gut zehn Meilen halte ich an einem guten Aussichtspunkt an und sehe etwas weiter oben an der Strasse einen Menschen seine Kamera auf Stativ montieren. Sitze ich dem mit meinem Käsebrot etwa im Bild? Kurz darauf schallt aus der Ferne ein dumpfes Grollen. Und dann sehe ich, warum der Fotograf sich dort positioniert hat. Eine schier endlose Parade alter, schicker Autos donnert die 128 herauf. Die müssen aus Moab kommen, denn einige davon habe ich schon gestern Abend gesehen. Ich stürze über die Strasse, um in eine gute Fotoposition zu kommen, aber das passt noch nicht. Der Fotograf hat den besseren Platz. Nach knapp zehn Minuten kommt kein Auto mehr. Etwas enttäuscht gehe ich zurück zu meinem. Der Fotograf ist auch weg. Dann erneutes Grollen. Weitere Big Blocks rücken an. Ich hechte in den Chevy, um noch vor den ersten auf die Strasse zu kommen. Am ehemaligen Standpunkt des Fotografen, nur wenige hundert Meter weiter, halte ich an. Jetzt passt alles. Es kommt die zweite Welle der alten Kisten, eine schöner als die andere.

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Wie vor 50 Jahren: alter Chevrolet Pickup.

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Gelbes Monster: dutzende getunter Oldtimer auf dem Highway 128.

Perfekte Idee, nicht noch mal zum Arches zu fahren. Denn wann kriegt man schon mal so eine Parade alter US-Cars zu sehen. Dazu noch in so einer Landschaft? Nachdem der letzte V8 verstummt ist, mache auch ich mich wieder auf den Weg. Die 128 führt hinauf zum I70. Die Strecke ist toll, wird nach der Dewey Bridge aber schnell öde. Egal, die Meilen vorher entschädigen für alles.

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Weiter durch tolle Landschaft: auf dem Weg zum I70.

Schnell bin ich auf dem I70 und bald wieder in Colorado. Dem I70 möchte ich heute irgendwie folgen, ich weiss nur noch nicht, wie lange.

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Zurück in Colorful Colorado: Utah war nicht minder farbig.

Auf alle Fälle erstmal bis Grand Junction. Vorher komme ich durch Fruita und überlege einen Abstecher ins Colorado National Monument. Der schwere Kopf lässt mich aber dann doch weiterfahren. In Fruita schaue ich beim örtlichen Peterbuilt-Händler vorbei und bestaune chromglänzende Trucks. Ich dachte immer, dass diese alten Modelle mit der langen Schnauze gar nicht mehr gebaut würde, aber hier kann man sie zumindest noch als Neuwagen kaufen. Preise sind leider nicht auszumachen.

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Chromglänzende Peterbuilts: beim Truck Dealer in Fruita.

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Stahlmonster: Truck in Fruita/Colorado.

Dort fahre ich zu Dennys und verschlinge einen Cheddar Bacon Burger, diesmal aber mit dem „boca patty“, einem Soja-Ersatz für den sonstigen Fleisch-Bratling. Es schmeckt genau wie das sonst dort zu findende Fleischteil. Erstaunlich. Pappsatt schleppe ich mich zum Auto und nutze das offene WLAN des nahe gelegenen Motels zur Informationssuche. Vielleicht doch noch hoch zum Yellowstone? Nach langem Überlegen wird der Plan verworfen. Der Park ist noch nicht vollständig offen und das Wetter ungewiss. Dafür 1600km Umweg zu riskieren, ist nicht klug. Ich fahre erstmal zu Safeways um was gegen die Erkältung zu holen. Da ich beim selber auswählen offenbar daneben gegriffen habe, frage ich diesmal die Dame am Drugstore. Sie empfiehlt mir Drixoral, das scheinbar stärkste Zeug, was es ohne „prescription“ gibt. Ich bekomme es nur gegen Ausweis, man könne damit böse Drogen mixen. Na toll, hoffentlich wirkt es. Mit nicht mal zehn Dollar ist es im Vergleich zu deutschen Medikamenten recht günstig. Noch auf dem Parkplatz werfe ich eine solche Pille ein.
Ich fahre wieder auf den I70 Richting Osten. Meine Strassenkarte weißt den I70 fast vollständig als „landschaftlich schöne Strecke“ aus. Das glaube ich auch. Dennoch locken mich dutzende Meilen Interstate wenig. Beim Abzweig nach Grand Mesa verlasse ich den I70, die Strecke über die Berge sieht auf der Karte viel versprechend aus, auch wenn sie nicht besonders markiert ist. Die Entscheidung, den I70 zu verlassen stellt sich als goldrichtig heraus. Die Strasse steigt schnell auf über 3200 Meter an. Eben noch im heissen rot-fesligen Moab, jetzt schon im Winter. Die Strasse ist schneefrei, links und rechts wird es jedoch zunehmend winterlicher.

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Endlich gehts wieder in die Berge: auf dem Highway 65 nach Mesa.

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Kontrastprogramm zu Utahs roten Felsen: klare Luft, kahle Bäume.

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Noch recht winterlich: am Mesa Lake.

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Colorful Colorado: auch im Frühjahr ist es bunt hier.

Die Luft ist angenehm kühl und klar. Ich steige aus, um Bilder zu machen. Die Nase fühlt sich besser an, der Kopf auch. Pille oder Bergluft? Egal, Hauptsache besser. Dann geht es hinab ins Tal, Richtung Delta. Und ebenso schnell wie ich die gut 2000 Höhenmeter gewonnen habe, verliere ich sie wieder. Der Druck im Ohr wird unangenehm, scheinbar ist da doch noch nicht alles frei. In Cedaredge halte ich am Liqour-Shop, um ein Bier für den Abend zu kaufen. Statt des erhofften Biers in der grossen Schraubflasche find ich ein 4pack Boddingstons Pub Ale. Wieder mal sehr unamerikanisch, aber einem guten englischen Ale kann ich nun mal nicht widerstehen. Das 4pack muss mit. Cedaredge stellt sich als recht netter kleiner Ort heraus.

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Cedaredge: angenehm verschlafene Kleinstadt.

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Colorado hats mit den Farben: mutmachendes Schild vor einem Motel.

Dennoch muss ich weiter, es ist nach 17 Uhr und es muss eine Bleibe gefunden werden. Ich fahre die 133 nach Norden, zunächst nach Paonia. Da ist es zwar auch nett, aber es gibt keine Motels. Trotz Schnupfen entschliesse ich mich, wieder auf einem Campground zu übernachten. Die Karte weißt Erickson Springs als geeignet aus. Auf dem Weg dorthin, überrascht mich ein Leuchtschild „Hwy 133 closed from 7 am to 7pm at MM30“. Ich kann nur hoffen dass der Statepark mit dem Campground noch vor Mile Marker 30 ist. Und so ist es dann auch. Genau vor MM30 gehts rechts ab zum Kebler-Pass. Der ist zwar zu, aber der Weg zum Campground dürfte noch offen sein. Nach scheinbar endlosen 5 Meilen auf einer sehr guten gravel road komme ich am Campground an.

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Auf dem Weg zum Campground: wunderbare Hochgebirgslandschaft.

Der ist verlassen, es gibt keine self-register-Umschläge mehr. Auch gut, dann eben wieder eine Nacht umsonst. Ich fahre den Platz ab und entdecke an dessem Ende einige Jugendliche mit einem (wieder mal) Toyota-Pickup und Wohnanhänger. Sie habe zwei ehr unangenehme Hunde dabei, sind sonst aber friedlich. Ich suche mir einen Stellplatz etwas abseits des Party-Volks, ihre Musik höre ich aber trotzdem.

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Einsam und kostenlos: Erickson Springs Campground.

So gar nicht passend zu dem ansonsten sehr schön gelegenen Platz. Ich mache das Auto schlaffertig und bauen nach den Erfahrungen der letzten Nächte aus meiner Iso-Matte mittels eines Messers eine TrailBlazer-custom-matte. Schräg, aber passend.

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Angepasst: zurechtgeschnittene Iso-Matte im TrailBlazer.

Die laute Brut am Ende des Platzes wirft den Toyota an und kommt gröhlend angefahren… gottseidank nicht zu mir, sondern nur zum Restroom. Die knapp 150 Meter kann man ja auch unmöglich zu Fuss gehen. Sie würdigen mich keines Blickes, obwohl ich genau gegenüber mein Camp aufgeschlagen habe. Mir solls recht sein. Auf solche Bekanntschaft kann ich verzichten. Das mobile office wird diesmal auf dem vorhandenen Campingtisch aufgebaut, meine immer mitgeführte AirFrance-Decke, als Pseudo-Turban gefaltet, schützt vor den Mücken, die es hier zu Hunderten gibt. Der Reisebericht nimmt trotzdem Gestalt an, zumal ich heute zwei Tage schreiben muss. Das Bett ist doppelt dick gemacht, dicker Schlafsack und Fleece-Sack innen, das muss reichen. Ob es heute noch ein Feuer gibt ist fraglich, ich bin müde und will schnell ins Auto. Die Erkältung nervt, aus Colorado wird jetzt Coldorado.

Gefahrene Strecke: 241 Meilen
Übernachtung: Erickson Springs Campground (kostenlos)

to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: DocHoliday am 28.05.2007, 18:30 Uhr
Schöner Bericht trotz dicker Nase ;).
Die Parade der alten V8er war sicher ein Erlebnis!

Ich hoffe die Erkältung hat sich schnell verzogen und freue mich auf die Fortssetzung.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 29.05.2007, 16:02 Uhr
Samstag, 28.04.2007

Erickson Springs Campground – Sapinero – Lake City – Del Norte

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070428/map20070428.jpg)
Der 28. April im Überblick: Durch den Gunnison National Forest nach Del Norte.

Die Nacht war ruhig, die Party-People habe ich nicht mehr gehört. Es war wieder ziemlich kalt, aber die Kombination aus Fleece-Schlafsack und WalMart-Schlafsack hat sich gut bewährt. Heute morgen ist die Nase besser, der Kopf frei. Draussen scheint die Sonne, ich stehe trotzdem erst gegen 8:30 Uhr auf und mache erstmal Feuer für einen Tee. Mein Stellplatz liegt im Schatten, ein paar Meter weiter ist es schon sonnig und warm. Mit der Teetasse verziehe ich mich dorthin. Dann kommt das übliche: Feuer löschen, Sachen packen, Auto herrichten, Notwäsche, Zähne putzen und gegen 9:30 Uhr bin ich endlich startklar.

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Unweit des Campgrounds: typische Colorado-Landschaft.

Mein Ziel soll zunächst Glenwood Springs sein. Die Strassensperre wegen abgestürzter Felsen sollte ja nur bis 19 Uhr gestern Abend dauern, also erwarte ich die 133 heute morgen frei. Nach wenigen Minuten bin ich wieder auf dem Highway. Das Sperrschild steht immer noch. Mist! Ich komme also so nicht weiter nach Norden.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070428/rb002.jpg)
Hier geht’s nicht weiter: der Highway 133 ist immer noch gesperrt.

Der einzige Weg nach Glenwood Springs führt zurück über Grand Junction und dann über den I70. Der einzige Weg? Nicht ganz. Es gibt noch einen Loop durch die Berge, der kurz hinter Bowie startet und deutlich nach Mile Marker 30 (der Stelle, wo die Strassensperre ist) wieder auf die 133 führt. Ich versuche, diesen Weg zu finden. Laut Karte ist das zwar eine Schotterpiste, aber in gutem Zustand. Die Abfahrt auf diese Piste, kurz vor Bowie, ist nicht zu entdecken. Ich fahre weiter nach Paonia, auch hier müsste es noch einen Einstieg in diese Strecke geben. Ein Hinweisschild zur Electric Mountain Lodge verrät den Weg. Denn auf der Karte führt die gesuchte Strecke am Electric Mountain vorbei. Ich biege vom Highway ab und folge der Strasse. Sie ist zunächst befestigt und in sehr gutem Zustand. Nach ca. sechs Meilen ändert sich der Belag, der Asphalt weicht einem gut befahrbarem „Dreck“. Weiter gehts bergauf.

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Irgendwo im Grand Mesa National Forest: verwirrende Vielzahl von Waldwegen.

Nach weiteren sieben oder acht Meilen halte ich, um die Strecke auf dem GPS zu sichten. Bin ich hier wirklich richtig? Auf dem kleinen Display des Garmin ist das nicht wirklich gut zu erkennen. Ich werfe das Notebook an und schaue mir die Streckenführung dort an. Grundsätzlich ist mein Vorhaben machbar, aber es gibt hier oben eine Vielzahl an kleinen und kleinsten Strassen. Die richtige zu finden, ist trotz GPS sicher kein Kinderspiel. Und wenn ich mir einige der schon passierten Abzweigungen ansehe, dann habe ich doch Bedenken. Das waren oft schlammige, tief ausgefahrene Waldwege. Auf ein neues Abenteuer á la Whiskers Draw habe ich keine Lust. Ich kehre um. Dann muss es eben über den I70 gehen. Zurück auf den Highway gehts schnell, dort angekommen fahre ich zunächst zurück nach Hotchkiss. Hier sehe ich einen Wegweiser nach Crawford (nein, nicht das von George Dabbeljuh). Ich halte an, schaue in die Karte und ändere den Plan. Es ist genug Zeit. Ich werde über die 149  Richtung Alamosa fahren und von dort doch noch  zum Great Sand Dunes N.P. Der war zwar nicht geplant, aber das passt jetzt doch ganz gut. Zudem kann ich wegen der Erkältung immer noch nicht wirklich was aktives machen, da kommt ein Fahrtag wie gerufen. Die Strecke verspricht zudem ganz nett zu werden. Bis zum Curecanti N.R.A. zieht sie sich jedoch etwas und fängt schon an, langweilig zu werden. Doch dann tun sich zunehmend blicke auf die Schlucht des Gunnison River auf und die Strecke wird richtig schön.

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Diesmal von Norden: die Schlucht des Gunnison River.

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Gunnsion River: Türkisblaues Wasser in felsiger Schlucht.

Es gibt viele Haltemöglichkeiten, von denen man mit ein paar Metern am Canyon-Rand ist und tolle Aussichten in die Schlucht hat. Ich stehe oben und schaue herunter auf den Fluss. Von hier oben kann man zusehen, wie sich die Adler von der Thermik aus der Schlucht tragen lassen. Nur wenige Meter vor mir steigen sie majestätisch hinauf.

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Zum Greifen nahe: Adler über dem Gunnison Canyon.

Liegt es an der Höhe oder an der Erkältung, dass mir schon wenige Meter, vor allem bergauf, Beschwerden machen? Vermutlich ist es beides: Höhe und Erkältung. Also gut, dass heute überwiegend gefahren wird. Wobei die enormen Höhenunterschiede, die dabei zu bewältigen sind, den unangenehmen Druck auf den Ohren nur verstärken. Nach einer Weile bin ich wieder auf der US50, hier war ich am Anfang der Reise schon mal. Ich fahre jetzt zunächst Richtung Gunnison, will aber vorher auf die 149 nach Lake City abbiegen. Kurz vor einer Brücke sehe ich ein Schild „lake city cutoff“, die Strecke ist unbefestigt, spart aber gut 30 Meilen ein. Also biege ich ab. Nach knapp zwei Meilen ist aber schon wieder Schluss. Auch diese Strasse ist zu. Weil sie durch das Brutgebiet irgendwelcher Gänse führt. Ok, das ist wenigstens ein Grund.

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Diesmal keine Felsen, sondern Gänse: Strassensperre Nummer zwei.

Also folge ich dem offiziellen Weg über die 50 und dann die 146 nach Lake City. Die Strecke dahin steigt langsam an, führt durch schöne Berglandschaft, ist aber dennoch etwas ermüdend. Das liegt zum einen daran, dass ich solche Gegend nun schon genügend gesehen habe, zum anderen an der Hitze. Es ist trotz der grossen Höhe sehr warm. Ich quäle mich nach Lake City rauf. Der Ort ist grösser als erwartet und durchaus schön.

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Nettes Bergstädtchen: Lake City am Highway 149.

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Ob der noch fährt? Alter Jeep in Lake City.

Danach steigt die Strasse weiter an, es geht wieder auf über 3000 Meter hoch. Die Langeweile ist vorbei. Das ist wieder was besonderes.
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Traumhaftes Wetter und traumhafte Höhen: der Lake San Cristobal.

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Im Gunnison National Forest: Es geht weiter nach oben.

Solche Höhen kennt man in Europa kaum. Der Strassenrand ist dick verschneit, dennoch ist es angenehm warm, strahlend sonnig dazu. Nach dem Slumgullion Pass und dem Spring Creek Pass geht es langsam bergab Richtung Creede und dann nach South Fork.

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Slumgullion Summit: über 3500 Meter hoch.

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Spring Creek Pass: mal wieder über die kontinentale Wasserscheide.

Wiederum ehr unspektakulär aber nicht mehr langweilig fällt die Strasse um gut 1000 Höhenmeter. Vorher führt sie durch einsame Hochebenen. Über eine kleine Stichstrasse erreiche ich einen Wasserfall. Irgendwo dort soll es auch einen Campground geben. Das Wetter wird aber ehr schlechter und so fahre ich weiter Richtung Highway 160. Unterwegs passiere ich das Quellgebiet des Rio Grande.

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Leider eingezäunt: Wasserfall abseits des Highway 149.

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Rio Grande Headwaters: so unscheinbare beginnt der „Grosse Fluss“.

Irgendwann bin ich dann in South Fork. Der Rio Grande ist hier schon viel breiter, vor dem dunklen Himmel wirkt er fast unheimlich. Es gibt ein paar Motels hier, aber irgendwie zieht es mich noch weiter.

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Schon grösser: der Rio Grande in South Fork.

Also fahre ich nach Del Norte, weiter möchte ich nicht mehr. Das Wetter wird nicht besser, wie fast schon jeden Nachmittag ziehen dunkle Wolken auf. Noch ist es aber trocken.

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Auf dem Weg nach Del Norte: wie jeden Nachmittag droht Regen.

Ich finde ein einfach aussehendes Motel mit angeschlossenem Cafe, in dem es aber vor allem Burger und Pizza gibt. Der Preis von 43,-$ scheint mir zunächst etwas hoch, das Zimmer ist aber ok und ich nehme es doch. Umgerechnet 32,-€ für ein Zimmer sind doch ganz ok. Im Cafe bestelle ich eine „tiger pizza“. Die Kellnerin erklärt mir, dass eine kleine Sieben-Zoll-Pizza sicher ausreicht und ich keine „normale“ sechzehnzöllige Pizza haben müsse. Ich nehme gerne an. Nach fünf Minuten kommt sie wieder und erklärt, dass die Siebenzöller alle sind (wie immer das gehen mag. Haben die die Teige fertig rumliegen?). Ich nehme als das 16-Zoll-Monster. Nach weiteren zehn Minuten kommt die Pizza. Sie ist gross, aber keine 16 Zoll. Auf der Rechnung steht dann 12 Zoll. Ist mir jetzt auch egal, das Ding reicht allemal und der Preis ist ok. Nebenbei checke ich noch eMails, denn im Cafe gibts WLAN. Im Zimmer angeblich nicht. Nachdem die Pizza halb verschlungen ist, lasse ich mir den Rest einpacken und schleppe mich über den Hof zum Zimmer. Das Wetter ist wieder besser geworden, die Sangre de Cristo Mountains strahlen weiss im Abendlicht. Sie wirken noch sehr fern, aber so weit kann es gar nicht sein. Morgen mache ich mich auf den Weg dorthin.
Im Zimmer probiere ich noch mal, ob das WLAN wirklich nicht bis hier reicht. Und es funktioniert doch, zwar nur in unmittelbarer Fensternähe, aber das ist ok. Also noch kurz etwas im Netz geschaut, am Reisebreicht geschrieben und dann ist Schluss für heute. Morgen schlafe ich aus, es ist Sonntag. Und ausser dem Great Sand Dunes steht nichts auf dem Plan. So wie das Sonnenlicht heute war, muss man wohl am späten Nachmittag im Great Sand Dunes sein. Was ich vorher hier mache, ist noch nicht klar. Morgen wissen wir mehr.

Gefahrene Strecke: 260 Meilen
Übernachtung: Country Family Inn, Del Norte (43,76$)

to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: JohnMcEnroe am 29.05.2007, 18:34 Uhr
Donnerstag, 26.04.2007


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Cowboys: drei “Kuh-Jungs” an der Temple Mountain Road.




man sind das hässliche viecher  :lol:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Doreen & Andreas am 30.05.2007, 09:47 Uhr
Der einzige Weg nach Glenwood Springs führt zurück über Grand Junction und dann über den I70. Der einzige Weg? Nicht ganz. Es gibt noch einen Loop durch die Berge, der kurz hinter Bowie startet und deutlich nach Mile Marker 30 (der Stelle, wo die Strassensperre ist) wieder auf die 133 führt. Ich versuche, diesen Weg zu finden. Laut Karte ist das zwar eine Schotterpiste, aber in gutem Zustand. Die Abfahrt auf diese Piste, kurz vor Bowie, ist nicht zu entdecken. Ich fahre weiter nach Paonia, auch hier müsste es noch einen Einstieg in diese Strecke geben. Ein Hinweisschild zur Electric Mountain Lodge verrät den Weg. Denn auf der Karte führt die gesuchte Strecke am Electric Mountain vorbei. Ich biege vom Highway ab und folge der Strasse. Sie ist zunächst befestigt und in sehr gutem Zustand. Nach ca. sechs Meilen ändert sich der Belag, der Asphalt weicht einem gut befahrbarem „Dreck“. Weiter gehts bergauf.

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Irgendwo im Grand Mesa National Forest: verwirrende Vielzahl von Waldwegen.

Nach weiteren sieben oder acht Meilen halte ich, um die Strecke auf dem GPS zu sichten. Bin ich hier wirklich richtig? Auf dem kleinen Display des Garmin ist das nicht wirklich gut zu erkennen. Ich werfe das Notebook an und schaue mir die Streckenführung dort an. Grundsätzlich ist mein Vorhaben machbar, aber es gibt hier oben eine Vielzahl an kleinen und kleinsten Strassen. Die richtige zu finden, ist trotz GPS sicher kein Kinderspiel. Und wenn ich mir einige der schon passierten Abzweigungen ansehe, dann habe ich doch Bedenken. Das waren oft schlammige, tief ausgefahrene Waldwege. Auf ein neues Abenteuer á la Whiskers Draw habe ich keine Lust. Ich kehre um.
Sicher eine gute Entscheidung. Irgendwie erinnerte mich dieses Szenario an den Film "Wrong Turn"... :zuberge: :staunend2: :zwinker:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 30.05.2007, 10:29 Uhr
Sonntag, 29.04.2007

Del Norte – Monte Vista – Alamosa – Great Sand Dunes National Park

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Der 29. April im Überblick: 88 Meilen und kaum Kurven.

Heute bin ich gegen 8:00 Uhr augewacht. Ich fühle mich besser, aber noch lange nicht gesund. Das Tagesprogramm ist kurz, zudem ist Sonntag, ich bleibe also erstmal noch liegen. Das TV-Programm ist genauso dämlich wie zu hause: 52 Kanäle und nur Mist. Nach ausgiebigen Badbesuch packe ich meine Sachen zusammen und belade gegen 10:00 Uhr das
Auto.

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Immerhin mit eigener Garage: Motel in Del Norte.

Kurz nach zehn starte ich Richtung Great Sand Dunes, wobei ich mir viel Zeit lassen kann, denn es sind nur ca. 75 Meilen bis dorthin. Ich fahre aus Del Norte heraus und folge der 160 nach Alamosa. Die Strecke ist etwas öde. Links und rechts nur flaches Agrarland, hier und da etwas Schrott. Monte Vista ist kein Highlight und bleibt am Weg liegen. Alamosa empfängt mich wie eine typische amerikanische Kleinstadt. Breite, vierspurige Strasse und links und rechts davon der übliche Mix aus Einkaufszentren, Tankstellen, Autohändlern und ein paar Motels. Dazu auch hier wieder auffallend viele Liquor-Shops.

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Immerhin: Dairy Queen gibt’s auch hier.

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Und 2008 seid ihr endlich weg: Bush/Cheney ´04

Ich stoppe zunächst bei Safeways, da habe ich ja jetzt einen Kundenkarte. Der Laden ist fast leer. Es ist Sonntag morgen und die guten Amerikaner sind in der Kirche oder bereiten den Sonntagsbraten zu. Wer jetzt einkauft, ist offenbar Atheist, Tourist oder – wie ich – beides zusammen. So hat dann auch nur eine Kasse geöffnet, der ältere Herr, der sie bedient scheint sich trotzdem fast zu langweilen. Ich kaufe Grapefruitsaft und zwei Päckchen Nasenspray. Die sind im Doppel mit Kundenkarte billiger. Gleich auf dem Parkplatz muss ich eins ausprobieren. Die Nase ist immer noch überwiegend zu. Das Zeug ist schwerer auszupacken als anzuwenden. Dafür wirkt es. Und zwar fast sofort. Feine Sache. Ich fahre weiter zum WalMart, denn ich habe viel Zeit und beim WalMart gibt es fast immer was seltsames zu entdecken, was man aus Europa nicht kennt. In der Campingabteilung kaufe ich ein dünnes Seil, vier Erdhaken und ein Tarp. Vielleicht kann man damit mal so was wie ein Vorzelt ans Auto bauen. Das ganze kostet zusammen nicht mal zehn Dollar. Nach WalMart kommt noch der City Market dran, wo ich endlich so etwas wie frisches (Weiss)Brot finde. Damit ist alles zusammen. An einer Tankstelle kaufe ich noch zwei Bier, die Liquor-Sshops scheinen Sonntag alle geschlossen zu haben. Da ich nicht in der Kirche oder am Herd bin, also kein guter Amerikaner, tue ich dass, was die guten Deutschen am Wochenende gerne tun: ich wasche das Auto (zuhause zelebriere ich so etwas nicht sonntäglich). Nach all den offroad-Pisten tut das auch dringend Not. Mit sonntäglich glänzendem Wagen mische ich mich wieder in den spärlichen Verkehr Richtung Osten. Alamosa ist zwar nichts besonderes, hat aber sogar so etwas wie einen alten Stadtkern, der der Stadt etwas angenehmes verleit. Ich verpasse fast die scharfe Abbiegung, die die 160 hier nimmt. Gerade noch komme ich in die Linksabbieger-Spur und biege auch gleich links ab, der 160 weiter folgend. Den grossen grauen Ford hinter mir bemerke ich erst, als er seine blau-roten Lichter einschaltet. Au wei! Ob der mich meint? Ich halte also mal an und er tut das gleiche. Hinter mir. Mist. Wie man es gelernt hat, schalte ich den Motor ab, lasse das Fenster runter und lasse die Hände dann brav auf dem Lenkrad. Der Officer kommt zum Fenster, stellt sich vor und erklärt mir, dass ich da nicht so hätte abbiegen dürfen. Das überqueren der weissen Linie war falsch, ich hätte mich ehr einordnen müssen. Er verlangt meinen Führerschein und den Mietvertrag. Ersteren habe ich natürlich sofort zur Hand, den Mietvertrag finde ich nicht. Der Officer sagt, ich solle mir Zeit lassen, er müsse meinen Führerschein checken und dann sagt er noch was, was ich nicht komplett verstehe. Es klingt so, als wolle er mir einen Strafe „in den Führerschein eintragen“. Naja, er ist schliesslich im Recht. Endlich finde ich den Mietvertrag und zeige ihn dem Officer. Der schaut kurz rein, gibt mir meinen Führerschein wieder und verabschiedet sich mit dem Hinweis, „watch for signs and stuff. „Thank you, Daniel“, sagte er dann und fährt davon. Ob da noch was nachkommt? Keine Ahnung. Ich denke ehr nicht. Wie mir schon früher aufgefallen ist, sind die Polizisten in USA sehr sachlich, aber immer absolut freundlich. Angenehmer als zuhause. Ich fahre weiter Richtung Great Sand Dunes und stellle den Tempomat ein, denn es gibt hier auffallend viele Streifenwagen und die schnurgerade Piste verleidet zum schneller fahren. Nach scheinbare endlosen Meilen geradeaus kommt endlich der Abzweig zum Great Sand Dunes. Auch hier geht es zunächst genau zehn Meilen geradeaus, dann kommt eine Kurve, dann wieder sechs Meilen geradeaus.

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16 Miles: zehn davon gerade aus. Die nächsten sechs auch.

Ich bin gegen 14:00 Uhr am Park-Eingang und das Wetter macht mir – wieder mal – Sorgen. Dicke Wolken ziehen über die Sangre de Cristo Mountains heran, erste Tropfen fallen. Der Regen ist zum Glück schnell vorüber, die Wolken bleiben aber.

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Mitten im Hochgebirge: Nordamerikas höchste Sanddünen

Ich frage am Visitor Center nach der Befahrbarkeit des Medano-Passes. Der könnte morgen früh eine feine Ausfahrt aus dem Great Sand Dunes auf die US69 sein. Leider ist er noch zu, zuviel Schnee in den Bergen. War mir irgendwie schon klar. Auf dem Campground herrscht wenig Betrieb, ich habe schnell einen schönen Platz mit blick auf die Dünen gefunden. Das dürfte morgen zum Sonnenaufgang ein guter Ausblick sein.

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Perfekter Campground: Blick auf die Great Sand Dunes

Der Campground hier ist der erste auf meiner Reise, der schon voll in Betrieb ist und so komme ich hier nicht ums bezahlen herum. Die 14 Dollar sind es aber in jedem Fall wert. Schnell mache ich mich auf einen ersten Gang in die Dünen bereit, der Weg führt zunächst bergab, dann durch einen breiten Wash, der ziemlich Wasser führt. Zum Glück bin ich barfuss mit Sandalen unterwegs, so komme ich gut durchs eiskalte Wasser. Auf der anderen Seite beginnt der Aufsteig auf die Dünen… und leider auch der Absteig des Wetters. Es zieht sich immer mehr zu und wieder fallen ein paar Tropfen. Ich mache mich notgedrungen auf den Rückweg.

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Da muss ich durch: der Wash vor den Dünen.

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Mittendrin: eiskaltes Wasser umspült die Füsse, die Aussicht ist dennoch grossartig.

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Unwirklich: vorne Sanddünen, hinten schneebedeckte Berge.

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Kontraste 1: Sand und Berge.

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Kontraste 2: Sand, Wasser und Berge.

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Wie üblich zum Nachmittag: das Wetter wird schlechter.

Zurück am Auto. Nach nicht mal drei Kilometern Strecke bis ich völlig hinüber. Diese elende Erkältung! Ich lege mich ins Auto und mir ist kalt. Das Fieberthermometer bestätigt meine Sorgen: leichtes Fieber. Auch das noch! Also bleibe ich erstmal im Auto liegen, das Wetter gebt eh nicht viel her. Es ist halb vier und ich döse herum, bis sich gegen 18 Uhr die Sonne wieder zeigt. Ich fühle mich viel besser, esse was und schreibe dann am Reisebericht. Vielleicht klappt es doch noch mit ein paar guten Fotos zum Sonnenuntergang? Ich werde mich mal bereit machen, um aus dem Park heraus nach Südwesten zu fahren. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Dünen und die weissen Berge im Hintergrund. Nach gut einer Stunde bin ich wieder zurück. Mit tollen Sonnenuntergangsbildern war es nichts. Dafür habe ich einige der hier überall herumlaufenden Rehe(?) ablichten können.

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Mahlzeit: Mr. Deer beim Abendbrot.

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Passfoto gefällig? Noch ein Deer

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Wenn schon keine Dünen im Abendlicht: Sonnenuntergang irgendwo über Alamosa

So wie das Licht heute Abend auf die Dünen gefallen ist, nehme ich an, dass sich die erhofften Bilder wohl doch er am frühen Morgen machen lassen. Auch gut, immerhin könnten sich bis dahin die Wolken verzogen haben. Auf dem Campingplatz zünde ich ein Feuer an und koche eine Dose „Staggs Dynamite Hot Chilli“. Es ist scharf, aber bestimmt nicht „dynamite hot“.

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Chilli und Freiheit: auf dem Great Sand Dunes Campground.

Zum Abwaschen gehe ich zu nahegelegenen Restroom. Dort treffe ich einen älteren Schweizer, der seit seiner Pensionierung vor vier Jahren jetzt in den USA lebt. Quasi „on the road“, zusammen mit Frau und Katze in einem 28 feet mobile home. Wir unterhalten uns lange über die Vorzüge des Lebens in den USA… und auch darüber, dass man das nur unbeschwert geniessen kann, wenn man sich um die Politik hier keine Gedanken macht und eine gute Krankenversicherung hat. Von ihm bekomme ich noch ein paar weitere Tipps für meine Reise: Leadville, Frisco, Loveland Pass, Black Hawk, Dillon Lake. Klingt alles gut. Wir verabschieden uns und mit etwas Neid gehe ich zurück zum Auto. Es ist gegen 21:30 Uhr, längst dunkel und ziemlich frisch. Zeit schlafen zu gehen. Morgen früh möchte ich zum Sonnenaufgang zumindest wach sein, um zu entscheiden, ob ein erneuter Ausflug in die Dünen lohnt. Im Gegensatz zum Schweizer habe ich nicht unbegrenzt Zeit in dieser tollen Landschaft.

Gefahrene Strecke: 88 Meilen
Übernachtung: Great Sand Dunes National Park Campground (14,-$)

to be continued...

Lurvig
Titel: Colorado Rocky Mountain High
Beitrag von: lurvig am 01.06.2007, 19:14 Uhr
liesst noch jemand mit, oder ist die Strecke zu langweilig, die Erkältungsgeschichten zu klagend und die "Prosa" zu anstrengend?  :wink:
Anyway.... es geht weiter!
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Montag, 30.04.2007

Great Sand Dunes National Park – Poncha Springs – Buena Vista - Leadville

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Der 30. April im Überblick: Über den Cosmic Highway in die höchste Stadt der USA.

Der kühne Plan, zum Sonnenaufgang aufzustehen ist fehlgeschlagen. Zwar hat mich der Wecker gegen sechs Uhr aus einer recht kühlen Nacht befreit, aber ich habe keine Lust, aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass es auch um sieben oder acht noch ok ist. Gegen sieben stehe ich dann endlich auf, packe nur notdürftig die Sachen zusammen und fahre erstmal die paar hundert Meter zum Dunes Parkplatz. Von dort starte ich einen erneuten Ausflug in die Dünen. Mal sehen, ob der entspannter wid als gestern Nachmittag. Bereits nach wenigen Metern muss der Wash durchquert werden. Er ist hier viel breiter als oben am Campground, zudem kommt mir das Wasser so früh am morgen noch kälter vor.

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Eiskalte Fusswäsche: Auf dem Weg in die Dünen.

Egal, ich muss da durch. Auf der anderen Seite angekommen, steige ich langsam die Dünen hinauf. Die Nase ist immer noch nicht ok, es brennt immer noch beim atmen. Ich gehe langsam, ich habe Zeit. Die menschlichen Spuren des vortages sind fast vollständig verweht, es sind zudem nur ein oder zwei Leute in den Dünen zu sehen. Dafür zeigt der Sand jetzt die Zeichen der Nacht: Wind und diverse Tiere haben ihre Spuren hinterlassen. Ich finde viele Tierspuren, von relativ grossen Tieren (Rehe?), von Vögeln und von undefiniernbaren Kreaturen. Vielleicht war ja eines davon die Ordsche Känguruh-Ratte? Diese hätte ich gerne mal gesehen, so bleiben mir nur ihre vermeintlichen Spuren.

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Immer noch unwirklich: vorne „Wüste“, hinten Hochgebirge.

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Die Spuren der Nacht: Was das wohl für ein Tier war?

Nach gut einer Stunde bin ich wieder am Auto. Der Ranger ist gerade damit fertig geworden, den Restroom am parkplatz zu putzen. Es ist so sauber, dass ich mich kaum traue, etwas darin anzufassen. Wieder einmal finde ich es erstaunlich, wie sauber solche Einrichtungen in den Nationalparks und Stateparks sind. Der allgegenwärtige Spruch „your tax dollars at work“ scheint doch nicht nur ein Spruch zu sein. Sicher, ein Grossteil davon fliesst in George Dabbeljuhs Kriegskasse, aber es schient auch noch was für sinnvolle Zwecke übrig zu bleiben. Oder finanzieren sich die Parks ausschliesslich über die Eintrittsgelder? Ich fahre zurück zum Campground, packe die Sachen zusammen und überlege, ein Frühstück zu bereiten. Aber ich habe keinen Hunger. Das müssen diese seltsamen Drixoral-Pillen sein. Seit gestern schon habe ich kaum Hunger. Dann muss das Esssen eben warten. Gegen zehn habe ich endlich alles eingepackt und fahre los. Noch einmal schaue ich am Dunes Parkplatz vorbei um den Restroom zu besuchen, der scheint leerer als der auf dem Campground. Dort treffe ich „meinen„ Schweizer samt Frau, wir unterhalten uns noch ausgiebig und mit vielen guten Tipps für die Denver-Region fahre ich dann aus dem Park. Den Mosca-Pass zur US69 finde ich nicht, so dass ich wohl doch über die LN6 zum Highway 17 und dann zur 285 Richtung Leadville fahren muss. Die LN6 ist schnell erreicht. Hier geht es erstmal gut 15 Meilen geradeaus.

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LN6: öder Name für eine öde Strasse.

Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll. Der Highway 17 nach Norden besticht mit einer schnurgeraden Streckenführung. Und das über insgesamt mehr als 50 km (!). Wenn man hier unterwegs ist, muss man auf seltsame Gedanken kommen. Und so wundert es mich nur wenig, als ich nach ca. 15 Meilen Schilder am Strassenrand sehe „cosmic highway“ und „ufo´s rock“.

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Klingt besser als Highway 17: der „Cosmic Highway“.

Aha, Roswell lässt grüssen. Dort sieht es ja ähnlich aus. Haben auch hier übermüdete Autofahrer nach Meilen der stupiden Geradeausfahrt UFOs gesehen? Kurz darauf weißt ein Schild zum „ufo watch tower“. Ich biege ab, sowas hat mich schon immer interessiert. Der watch-tower liegt nur wenige hundert Meter abseits des Highway und besteht aus einem Iglu-artigem Rundbau mit einer niedrigen Aussichtsplattform. „Tower“ ist doch etwas übertrieben… wie so vieles in Amerika. Ich schaue mich um und schiesse in paar Fotos.

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“Have you ever seen an UFO?”: am UFO Watchtower in Hooper/Colorado.

Ein scharzer Pickup brescht heran und eine ziemlich irdische ältere Frau und ein durch und durch idrischer Hund steigen aus. Sie kommt auf mich zu begrüsst mich und fragt „have you ever seen an UFO?“. Ich verneine. Leider, denn gerne hätte ich sowas mal selber gesehen. Schnell sind wir im Gespäch und sie erzählt mir, dass hier seit dem 15. Jahrhundert seltsame Dinge beobachtet wurden. Und allein im letzten Jahr habe es 39 „Sichtungen“ gegeben. Auch Hitler soll hier schon in einem Raumschiff gelandet sein. Naja, hoffentlich nicht! Dann führt sie mich durch ihre UFO-Garten, in dem es ein „vortex“, sowas wie ein Wormhole geben soll, durch dass man in andere Dimensionen gelangen kann. Für mich sieht der Garten ehr wie eine liebevoll gepflegte Schrottsammlung aus. Seltsam, dass der ganze Krempel noch da ist und nicht längst in das Parallel-Universum abgedriftet ist. Egal. Es ist interessant, ihren Ausführungen zuzuhören. Wir plaudern eine ganze Weile und sie sagt schliesslich „there must be something out there. We can't be the only one in this huge universe “. Trotz all dem UFO-Kitsch kann ich dem nur zustimmen. Im watch-tower nehme ich ein paar Kulis mit, trage mich ins Gästebuch ein und werfe einen Dollar in die donation-box. Dann mache ich mich wieder auf den Weg, in der Hoffnung, auf den verbleibenenden gut 25 Meilen kurvenfreier Strecke etwas ausseridrisches zu erleben. Leider passiert das nicht. Es ist wohl noch zu früh am Tag. Die Strecke ist ebenso eintönig wie faszinierend und vermittelt wieder einemal mehr die unendlichen Weiten… nein, nicht des Weltraums… sondern Amerikas.

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Leider sehr irdisch: berechtigte Frage am Strassenrand.

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Unendliche Weiten: auf dem Weg nach Mineral Hot Springs.

Irgendwann komme ich auf die 285, die nach Norden  Richtung Leadville führt. Dort soll es recht schön sein, hat der Schweizer heute morgen erzählt. Und so mache ich Leadville erstmal zum Tagesziel. Auf dem Weg dorthin komme ich wieder durch Poncha Springs und Buena Vista, hier war ich am Anfang der Reise schon mal. Dann geht es weiter Richtung Twin Lakes. Westlich über den Bergen lagern schon wieder bedrohlich Wolken. Das Wetter bleibt aber noch gut.

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Bedrohliches Wetter: Mount Harvard unter schwarzen Wolken.

Ich mache ein paar Abstecher zum Arkansas River, der hier fast parallel zur Strasse fliesst. Die Stichstrassen sind rumpelig und uneben, aber angenehm kurz. Bei ein paar Fluss-Fotos fällt der Deckel meines neuen Sigma-Objektives in den Fluss. Weniger schön. Aber es gibt sicher unangenehmere Ort, um so was zu verlieren.

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Achsenverschränkungsübung: auf dem Weg zum Arkansas River.

Kurz darauf zweigt der Highway 84 Richtung Aspen ab. Apsen möchte ich nicht unbedingt sehen, aber die Strecke dorthin soll sehr schön sein. Natürlich ist der Independence Pass noch geschlossen. Dennoch verlasse ich die 285 für einen Abstecher Richtung Aspen, soweit es eben geht. Man kann ja immerhin mal bis zur Strassensperre fahren, Zeit ist genug. Die Strecke dahin ist fantastisch. Zunächst kommen die beiden Seen, die dem kleinen Ort Twin Lakes ihren Namen gegeben haben. Ein tolles Panorama bietet sich hier. Klarer blauer Bergsee vor teilweise verschneiten Gipfeln, dazu ein dramatischer, teils bewölkter, teils sonniger Himmel.

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Tolles Bergpanorama: Twin Lakes.

Der Abstecher hat sich schon jetzt gelohnt! Ab Twin Lakes sind noch gut zehn Meilen der Strasse offen und ich fahre bis hinauf. Es geht entlang eines wilden Bergbaches und der Schnee links und rechts der Strasse wird höher. Die wunderschön gelegenen Campingplätze sind alle noch geschlossen. In und um die Ferienhäuser der offenbar besserverdienenden Amerikaner herrscht jedoch schon reges Treiben. Diese Häuser stehen noch sehr vereinzelt und passen sich meist gut in die Landschaft ein, aber es wird hier und da auch neu gebaut. Wer weiss, wie lange es hier noch so idyllisch aussehen wird. Nach einer Weile bin ich am Eende der Strasse angelangt. Ein Sperrzaun macht die Weiterfaht unmöglich. Der Fahrer eines entgegenkommenden Schneepfluges grüsst mich freundlich. Zuhause hätte er mich vermutlich angebrüllt und zur Umkehr gezwungen. Da ein Weiterkommen nicht möglich ist, kehre ich um und geniesse die Abfahrt bis Twin Lakes. Es bieten sich immer wieder tolle Fotomotive.

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Who needs Aspen? Die wunderbare Bergwelt lockt mich mehr als ein nobler Ski-Ort.

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Raue Bergwelt: kurz vorm (geschlossenen) Independence Pass.

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Auch schön: der winzige Ort Twin Lakes ist ebenfalls sehenswert.

An der 285 angekommen fahre ich weiter gen Norden und bin recht bald in Leadville. Leadville nennt sich selbst die „the highest incorporated city of the US“ und vermutlich stimmt das auch. Das GPS zeigt knapp 3100 Meter an. Der Himmel zieht sich leider wieder zu und leichter Sprühregen setzt ein. Es ist zwar erst 16 Uhr, aber ich beschliesse, hier zu bleiben.

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On top of it all: Leadville/Colorado.

Ein Campground kommt bei dem Wetter auf über 3000 Metern Höhe nicht in Frage, also suche ich ein Motel. Direkt im historischen Ortszentrum entdecke ich eine brauchbare aussehende Bleibe, die zudem mit „free wi-fi“ wirbt. Gegenüber ist ein Liquor-Shop und der alte Saloon von 1879 . Optimale lage also! Der Preis ist mit 43 Dollar auch ok. Das Zimmer ist ordentlich, aber etwas altbacken.

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Timberline Motel: nicht neu, aber sehr sympathisch.

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Optimale Lage: Silver Dollar Saloon direkt gegenüber vom Motel.

Trotzdem, oder gerade deswegen, passt es gut zu dieser alten Goldgräber-Stadt. Ich lade meine Sachen ab und suche einen Supermarkt, denn das Zimmer hat Microwelle und Kühlschrank. Heute gibt es also selbst “gekochtes“ Fastfood. Im örtlichen Safeway erstehe ich eine Packung „swedisch meatballs“ mit Pasta. Wie unamerikanisch! Im Liquor Shop nebenan kaufe ich noch eine Dose Coors. Die Beute kommt in den Kühlschrank und dann wage ich mich in den Saloon. Der entpuppt sich beim näheren hinsehen als Irish Pub. Die Barfrau erzählt mir, dass ihre Mutter aus Frankfurt/Germany sei.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070430/rb018.jpg)
Deutsch-Irisch-Amerikanisch: im Silver Dollar Saloon.

Ein internationaler Abend also: schwedische Meatballs, amerikanisches Bier, irisches Pub und (fast)deutsche Barfrau. Zudem erzählt mir ein etwas angetrunkener Gast im Saloon, dass er aus Russland sei. Obs stimmt? Egal. Ich muss raus. Das eine kleine Bier zeigt Wirkung. Die dünne Luft und den ganzen Tags nichts gegessen fühle ich mich etwas angetrunken. Das Motel liegt direkt gegenüber und die Meatballs sind schnell gemicrowellt. Gar nicht so übel, das Zeug! Nach dem Essen checke ich eMails, schreibe am Reisebericht und erfreue mich am Nachbarn, dessen alter Chevy Blazer scheinbar kränkelt. Er lässt ihn  immer wieder an, um dann Vollgas zu geben und den Motor absterben zu lassen. Der betagte Sechszylinder ist brüllend laut, klingt aber wenig gesund. Der Besitzer des Vehikels gibt bald auf und so kehrt Ruhe ein. Der Himmel klart auf und laut Weather Channel solls morgen schön werden. Ich bin gespannt, wie das durchaus smypathische Leadville im Morgenlicht aussieht.

Gefahrene Strecke: 190 Meilen
Übernachtung: Timberline Motel, Leadville (43,52$)


to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Liberty am 01.06.2007, 19:42 Uhr
Und ob hier jemand mitliest!!!!!!!!


Ich finde Deinen Reisebericht toll geschrieben und dazu sehr schöne Fotos.

(Aber ob die Durchquerung des eiskalten Wassers bei den Sanddünen der Erkältung gutgetan hat, wage ich zu bezweifeln!)

Freu mich schon auf die Fortsetzung,

Gruß

Gitte
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 01.06.2007, 19:45 Uhr
...
(Aber ob die Durchquerung des eiskalten Wassers bei den Sanddünen der Erkältung gutgetan hat, wage ich zu bezweifeln!)
...

und ob! Hat wohl sowas wie die klassichen Wadenwickel bewirkt. Ab jetzt gehts gesundheitlich (und auch sonst) bergauf!
Aber dazu später mehr...

Lurvig
Titel: Re: Colorado Rocky Mountain High
Beitrag von: DocHoliday am 01.06.2007, 19:51 Uhr
liesst noch jemand mit, oder ist die Strecke zu langweilig, die Erkältungsgeschichten zu klagend und die "Prosa" zu anstrengend?  :wink:

Klar lese ich noch mit. Die "Prosa" ist überhaupt nicht anstrengend und ich hoffe Deiner Erkältung ging es auch irgendwann besser.

Deine Bilder von der Bergwelt Colorados könnte ich mir stundenlang ansehen. Colorado klettert auf meiner Wunschliste immer weiter nach oben ;).
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Westernlady am 01.06.2007, 19:57 Uhr
...
(Aber ob die Durchquerung des eiskalten Wassers bei den Sanddünen der Erkältung gutgetan hat, wage ich zu bezweifeln!)
...

und ob! Hat wohl sowas wie die klassichen Wadenwickel bewirkt. Ab jetzt gehts gesundheitlich (und auch sonst) bergauf!
Aber dazu später mehr...

Lurvig

Ich hatte sofort den gleichen Gedanken wie Liberty.
Schön zu lesen, dass dies der Genesung fördlich war  :D
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: wernerw am 01.06.2007, 20:09 Uhr
Ich lese mit. Begeistert.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: mannimanta am 01.06.2007, 20:31 Uhr
Hi,
ich habe schon viele Bilder vom den Great Sand Dunes gesehen,
aber solche noch nicht!
Der Kontrast mit dem Wash im Vordergrund und den schneebedeckten
Bergen als Hintergrund ist genial!
Sag mal:
Wird man da nicht zum "lonesome cowboy", so alleine in der Bergwelt? :mrgreen:
Toller Bericht, Respekt!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 01.06.2007, 20:43 Uhr
Hi,
ich habe schon viele Bilder vom den Great Sand Dunes gesehen,
aber solche noch nicht!
Der Kontrast mit dem Wash im Vordergrund und den schneebedeckten
Bergen als Hintergrund ist genial!
Sag mal:
Wird man da nicht zum "lonesome cowboy", so alleine in der Bergwelt? :mrgreen:
Toller Bericht, Respekt!


Danke!
Und... ja. Man wird zum lonesome cowboy... aber aber gerade das macht es ja aus! DER ganz grosse Vorteil, am Allein-Reisen. Ich bin mittlerweuile ja auch gerne zu zweit unterwegs, aber diese unbeschreibliche Freiheit erlebt man (imho) nur alleine. Ich mag das!

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Tristan75 am 01.06.2007, 20:51 Uhr
Sagenhaft schöne Bilder. Vor allem die Einsamkeit reizen einen  .... aber sag mal : Hattest du nachts nicht ab und wann ein ungutes Gefühl im Auto ? Nicht irgendwelche " Geräusche " die einen aus dem Schlaf reisen ? Ich mein liegt man mal im Schlafsack, ok, aber wenn die Blase drückt und man muss ins "dunkle" rausgehen .... :pray:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 01.06.2007, 20:55 Uhr
...
Hattest du nachts nicht ab und wann ein ungutes Gefühl im Auto ? Nicht irgendwelche " Geräusche " die einen aus dem Schlaf reisen ? Ich mein liegt man mal im Schlafsack, ok, aber wenn die Blase drückt und man muss ins "dunkle" rausgehen .... :pray:
...

ne, erstaunlicherweise nicht. Hätte ja selbst mit sowas gerechnet, aber es war nicht so. Ok, ich mache das nicht zum ersten Mal und reise ja gerne alleine, aber gerade dieses Etwas an Ungewissheit und Abenteuer gehört doch dazu. Ich kann das nur jedem empfehlen!
Einzige Gefahr dabei: es kann süchtig machen und man ist danach nicht mehr "gruppenreisefähig" *lol*

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Westernlady am 01.06.2007, 22:56 Uhr
Einzige Gefahr dabei: es kann süchtig machen und man ist danach nicht mehr "gruppenreisefähig" *lol*

Lurvig

 :lol: :lol: :lol:
Nicht unbedingt hinsichtlich Übernachtung im Auto etc. aber bzgl. allein reisen.
Eine Diskussion, die ich erst vor ein paar Tagen im Büro führte  :wink:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: EDVM96 am 02.06.2007, 03:51 Uhr
es kann süchtig machen und man ist danach nicht mehr "gruppenreisefähig" *lol*
Du meinst wegen der 7-Tage Unterwäsche?  :mrgreen:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Susan26 am 02.06.2007, 09:53 Uhr
Lurvig, ich bin auch noch dabei, lese mit und genieße  :wink: - toller Bericht, tolle Aussichten!
Hoffentlich ist dann Tour nicht bald vorbei?  :shock:

Susan
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Ganimede am 02.06.2007, 14:22 Uhr
Ich lese natürlich auch noch mit  :D

Diesmal hatten wir für einen Coloradobesuch keine Zeit, aber das wird bestimmt nachgeholt  -- und Du bist mitschuld  :wink:

Aber niemals im April / Mai. Ich hasse Kälte und Regen im Urlaub  :lol:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 03.06.2007, 11:20 Uhr
...
Aber niemals im April / Mai. Ich hasse Kälte und Regen im Urlaub  :lol:
...

ach, geregnet hats ja eigentlich nur selten. Es war oft schwarz und sah dramatisch aus, aber wirklich schlechtes Wetter hatte ich kaum.
Das einzig wirklich störende waren die vielen geschlossenen Campingplätze und gesperrten Strassen. Das ist mir aber immer noch lieber
als Hochsaison-Trubel ;)
Wie auch immer, ideal für Colorado ist natürlich der Herbst, Ende September.  Heute abend gehts weiter...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 03.06.2007, 19:38 Uhr
Dienstag, 01.05.2007

Leadville – Loveland Pass – Georgetown - Granby – Gould – Fort Collins – Estes Park

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/map20070501.jpg)
Der 1. Mai im Überblick: 333 Meilen, viel zu weit.

Heute ist der 1. Mai. Feiertag in Deutschland. Ich feiere schon seit zehn Tagen. Urlaub, Abenteuer, Freiheit. Ein „Feiertag“ hat jetzt schon etwas unwirkliches. Wochentage sind mir egal, der Arbeits-Stress zu hause und all der Alltags-Kram schon lange. So muss es sein!
Gegen 9:30 Uhr verlasse ich das Zimmer. Hat mir Leadville gestern Abend schon ganz gut gefallen, so gewinnt es heute im Morgenlicht nochmal deutlich. Wolkenloser Himmel, strahlend weisse Berge im Hintergrund und davor diese alte Stadt, die Kulisse für einen Western sein könnte.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb001.jpg)
Erster Mai: bestes Wetter.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb002.jpg)
Sympathische Stadt: Leadville am Morgen.

Ich fahre einige Runden durch Leadville und staune, wie gross der Ort doch ist. Dann mache ich mich auf den Weg zum Lake Turquoise. Dieser soll, so der Schweizer, den ich im Great Sand Dunes traf, wirklich türkisfarben sein. Nach einigem Suchen finde ich die Strasse, muss aber enttäuscht festellen, dass die Zufahrt zum See (natürlich) noch gesperrt ist. Ich schaue ins GPS und finde eine andere Route, die zum See führen könnte. Schon bald ist sie gefunden. Auf dem Weg dorthin begegnet mir Gott. Er fährt einen blauen Ford Explorer. Gut, es könnte auch die Reinkarnation von Karl Marx gewesen sein, aber was sollte der in Leadville tun? Die Höhe des Ortes lässt Gott doch wahrscheinlicher erscheinen. Vielleicht war es auch einfach ein ganz normaler Amerikaner mit extremen Bart- und Haarwuchs? Wir werden es wohl nie erfahren. Nach dieser „Erscheinung“ erreiche ich schnell den Lake Turquoise, leider wieder nur zu einem Teil, auch diese Strasse ist kurz darauf gesperrt. Aber immerhin komme ich ans Ufer des Sees. Ob er wirklich türkis ist, lässt sich nicht sagen. Eine dicke Eisschicht verbirgt seine wahre Farbe.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb003.jpg)
Unweit von Leadville: ein Zufluss des Arkansas River.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb004.jpg)
Ice Lake wäre treffender: der Lake Turquoise.

Ich fahre also wieder zurück nach Leadville und mache mich auf den Weg Richtung Frisco und I70. Dorthin geht es über den „Top of the Rockies“ Highway, eine wunderbare Hochgebirgsstrecke. Die Gegend um den Fremont Pass, meinen bis dahin höchsten befahrenen Pass ist zwar von diversen Bergbauunternehmen etwas verunstaltet, dennoch bieten sich immer wieder Ausblicke auf eine tolle Berglandschaft.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb005.jpg)
Auf dem Weg zum Fremont Pass: der „Top of the Rockies“ Highway.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb006.jpg)
11318 Fuss: der Fremont Pass.

Vom Fremont Pass führt die Strasse schnell hinunter zur Auffahrt auf den Intersate 70. Diesem folge ich für wenige Meilen nach Osten, um ihn dann gleich wieder für eine Fahrt über den Loveland Pass zu verlassen. Vorher passiere ich Frisco (das heisst wirklich so und ist ein weiterer Grund, San Francisco nicht so zu nennen!) und Dillon und genehmige mir bei BK einen Whopper. Derart gestärkt gehts dann hinauf auf den Loveland Pass. Bis 1973 musste aller Verkehr diesen Pass passieren, seit 1973 geht das für die meisten schneller und einfacher durch den Eisenhower-Tunnel. Der ist vielleicht sehenswert, aber bestimmt nicht schön. Ich fahre also erstmal über den Pass. Und der wird mit gut 3680 Metern jetzt mein neuer Höhenrekord. Solche erfahrbaren Höhen muss man in Europa lange suchen. In den Alpen gibts nichts vergleichbares, allenfalls vielleicht im Kaukasus.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb007.jpg)
Der Highway 6: Umgehung des Eisenhower-Tunnels durch fantastische Berglandschaft.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb008.jpg)
Im Sommer wahrscheinlich blau: zugefrorener See am Highway 6.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb009.jpg)
Es wird eisig: kurz vor der Passhöhe.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb010.jpg)
Endlich oben: mit 11990 mein neuer Höhenrekord.

Oben ist es ziemlich frisch und die Höhenluft macht sich wieder bemerkbar. Die paar Meter Fussweg vom Auto zu einer Anhöhe fühlen sich viel anstrengender an als sie sind. Nach diversen Fotos auf der Passhöhe fahre ich herunter zum Ostportal des Eisenhower-Tunnels. Jetzt bin ich schon mal hier und habe den Tunnel nicht gesehen. Das geht ja nun auch nicht. Also entschliesse ich mich, den I70 nochmal gen Westen zu fahren, um den Tunnel mitzunehmen. Dieser ist angeblich die höchstgelegene Tunneldurchfahrt der Welt, also muss man ihn mal gefahren sein. Sonderlich lang ist er nicht. Da gibts in Thüringen besseres ;-).  Ich muss nun den I70 bis Silverthorne zurückfahren, wende dort und fahre wieder zurück nach Osten. Damit muss ich natürlich erneut durch den Tunnel, der aber auf der West-Ost-Route nun Johnson-Tunnel heisst. Die beiden Röhren wurden im Abstand von sechs Jahren erbaut und haben unterschiedliche Namen. Nachdem ich durch die Johnson-Röhre gefahren bin, komme ich nach Georgetwon. Ebenfalls eine alte Goldgräber-Stadt, direkt am I70 gelegen. Das Wetter wird jetzt richtig schlecht, ein heftiges Gewitter mit Schneeregen entlädt sich über Georgetown. Dennoch fahre ich vom Interstate ab und drehe eine Runde durch die Stadt. Auch hier – wie in Leadville – schöne alte Häuser, eine Stadt wie aus einem Western. Sowas kenne ich aus Amerika sonst kaum. Eine Stadt ohne diese typischen Tankstellen-Fastfood-Shopping Mall-Motel-Zonen. Schön, dass es noch Orte wie Georgetown gibt, die etwas von der relativ kurzen europäisch geprägten Geschichte Amerikas erzählen. Die Geschichte davor ist ja grösstenteils gelöscht und ihre Überlebenden in Reservate verdrängt worden.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb011.jpg)
Wie aus einem Western: Georgetown Post Office.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb012.jpg)
Die Bahnpioniere hätte es nicht gestört: In Georgetown beginnt es zu regnen.

Von Georgetown aus fahre ich wieder auf den I70 nach Osten, um ihn kurz darauf erneut verlassen. Mein Weg führt mich nun auf den Highway 40 nach Granby. Das Wetter ist durchwachsen, es regnet immer mal wieder leicht. Die Strecke nach Granby ist durchaus schön, auch wenn das bei dem trüben Wetter oft nur zu erahnen ist.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb013.jpg)
Wie bunt muss das im Herbst sein? Auf dem Weg nach Granby.

In Granby finde ich eine Tankstelle, wo die Gallone Regular nur 2,64 Dollar  kosten soll. Das wäre supergüntsig. Der Haken ist schnell gefunden. Ein Schild „out of gas“ ziert jede einzelne Tanksäule. Die Tankstelle ist aber schon noch in Betrieb. Ich fahre weiter und tanke zum „Standardpreis“ von 2,99 bei Shell. Auf meine Frage nach der Befahrbarkeit der Trail Ridge Road durch den Rocky Mountain N.P. erklärt mir die nette Dame an der Tankstelle, dass die Strasse noch mindestens bis Memorial Day zu sei: “we´ve had a lot of snow this year“. Ok, damit habe ich gerechnet, das ist jetzt mal keine Enttäuschung. Die Shell-Frau empfiehlt mir die nördliche Umfahrung über Walden und warnt mich „we have a lot of mooses and elks this time. And they are huge. Take care!“. Ich bedanke mich für die Tipps und fahre nochmal zurück in den Ort. Am ersten Liquor-Shop mache ich halt. Die Nacht auf dem Campground dürfte frisch werden, ein Fläschen Whiskey könnte hilfreich sein. Im Liquor-Shop hängen Bilder von Elchen, auf der Strasse, direkt vor Autos. Ich frage, ob die Bilder aus der Umgebung sind. Die Schnapsverkäuferin erklärt mir, dass die Bilder auf der 125 nach Walden entstanden sind. Genau auf der Strecke, die nun vor mir liegt. Sie rät mir, vorsichtig zu fahren, es gäbe viele Elche zu dieser Zeit. Ich mache mich also auf den Weg nach Walden. Auch diese Strecke ist wieder sehr schön, und sie würde noch mehr gewinnen, wenn das Wetter besser wäre. Es ist grau und regnet ab und zu. Trotzdem ist die Landschaft auffällig bunt. Selbst jetzt im Frühling ist noch etwas von der Farbenpracht des Indian Summer zu erahnen. Wie toll muss diese Strecke im Herbst sein? Die gut 55 Meilen nach Walden führen fast vollständig durch ein Waldgebiet. Ich halte aufmerksam nach Elchen Ausschau, aber es zeigt sich keiner. Etwa 16 Meilen vor Walden gibt es eine Abkürzung über eine gut befahrbare Dirtroad nach Gould. Ich nehme diese Route, nachdem vor mir ein PKW in diese Strasse abgebogen ist. Wenn der da durchkommt, dann schaffe ich das mit dem kampferprobten Chevy allemal. Die Strecke ist einfach zu fahren. Sie führt durch flaches Hügelland, man könnte annehmen, irgendwo im Mittelgebirge zu sein, doch das GPS zeigt beharrlich Höhen über 2500 Metern an.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb014.jpg)
Einsames Hochland: auf dem Weg nach Gould.

Die Elch-Route habe ich damit verlassen, ohne Sichtung. Auf der Dirtroad sehe ich dafür einen Dachs. Er quert vor mir die Strasse und setzt sich kurz fotogen am Strassenrand auf. Allerdings nur solange, bis ich anhalten und die Kamera greifen kann. Schon ist er wieder weg. Ich folge der Strasse weiter Richtung Gould, den PKW sehe ich weit vor mir. Die Piste kann also nicht schlecht sein. Kurz bevor ich auf den Highway 14 einbiege, bekomme ich dann doch noch meine Elche! Auf einer Lichtung, direkt am Strassenrand grast eine Elchkuh mit ihrem Jungen. Ich versuche staubfrei und ohne Lärm anzuhalten, es gelingt nur bedingt. Die Tiere schauen auf, das Junge flieht zum Waldrand. Das wars dann wohl mit Elch-Fotos. Die Elchkuh schaut auf… aber bleibt am Platz. Ich montiere das Teleobjektiv, steige vorsichtig aus und gehe langsam auf das Tier zu. Die Elchkuh signalisiert Abwehrbereitschaft. Sie dreht sich immer mit dem kopf zu mir, weißt mir nie ihre Seite zu. So kriege ich keine guten Fotos. Ich warte eine Weile, verhalte mich ruhig. Das Jungtier traut sich jetzt wieder hervor und nach einer Weile merken wohl beide, dass ich keine Gefahr für die darstelle. Sie beginnen wieder zu grasen und nehmen keine Notiz von mir.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb015.jpg)
Komm mir bloss nicht zu nahe! Abwehrbereite Elchkuh.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb016.jpg)
Gras zu niedrig oder Hals zu kurz? Elche knien zum fressen.

Nach ein paar Minuten steige ich wieder ins Auto und fahre vorsichtig und möglichst leise weiter. Die Elche zeigen sich wenig beeindruckt. Nach wenigen hundert Metern bin ich auf der 14. Hier kennt meine Karte sehr viele Campgrounds, und ich beschliesse, den nächsten akzeptablen Platz zum Nachtlager zu machen. Vorher geht es noch über den knapp über 3000 Meter hohen Cameron Pass. Dort oben sind alle Campgrounds geschlossen. Die Zufahrtswege dick verschneit. Mit jedem Höhenmeter, den ich nach dem Cameron Pass verliere, wir des wärmer und schneefreier. Ich bin zuversichtlich, bald einen Campground zu finden. Es herrscht auch kein Mangel an solchen. Nur sind sie alle noch geschlossen, obwohl kein Grund dafür erkennbar ist. Längst hat der Frühling Einzug gehalten. Endlich finde ich einen offenen  Platz, „Big Bend“. Der gefällt mir aber nicht sonderlich und ich fahre weiter. Ein schwerer Fehler, wie sich noch herausstellen soll. Es geht immer weiter herunter, es wird immer wärmer und es kommen noch viele Campgrounds. Nur sind sie alle geschlossen. Hätte ich doch nur…  Aber umkehren kommt nicht Frage. Die Strecke ist schön, sie folgt einem wilden Gebirgsbach.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb017.jpg)
Profile Rock: wer findet den Kopf im Felsen?

Ich beschliesse, noch bis kurz vor Poudre Park der 14 zu folgen, wenn sich bis dahin kein Campground findet, werde ich die Strasse nach Masonville nehmen, die laut Karte durch einen National Forest führt, und dort irgendwo wild campen. Der Abzweig zu dieser Strasse ist schnell erreicht, aber kein Campground gefunden. Ich biege also Richtung Masonville ab. Ein Schild des NF-Service weißt darauf hin, dass das Campen nur mindestens ¼ Meile abseits der Strasse erlaubt ist. Damit kann ich leben. Es wird schon irgend einen Waldweg geben. Die Strasse nach Masonville ist – wie so viele hier - recht schön, sie folgt grösstenteils einem kleinen Fluss, der ein üppig grünes Tal durchquert. Leider ist links und rechts der Strasse alles eingezäunt und „no trespassing“ oder „private property“ Schilder verunstalten die Landschaft. Das NFS-Schild erweist sich schnell als überflüssig. Mehr als zehn Meter abseits der Strasse kann man hier gar nicht sein, ohne im Stacheldraht zu hängen. Ich gebe den Plan auf, hier irgendwo zu campen. Nach einer Weile komme ich an einen See, den ich nicht erwartet hätte.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb018.jpg)
Unerwartet: Horsetooth Reservoir kurz vor Fort Collins.

Offenbar habe ich einen Abzweig nach Masonville verpasst und bin nun fast in Ft. Collins. Da wollte ich zwar gar nicht hin, aber dort könnte sich immerhin ein Motel finden. Ich fahre weiter und komme durch auffallend gepflegte und schön begrünte Wohngebiete nach Ft. Collins. Von hier gelange ich schnell auf die 287 Richtung Loveland. Das typische amerikanische Stadtbild beginnt: Einkaufszentren, Autohäuser, Fastfoodlokale, Tankstellen und….  Nein! Keine Motels. Gerade dann, wenn man eins braucht, ist ja meist keins zu finden. Ich folge der 287 bis Loveland. Es taucht kein einziges Motel auf. Also biege ich in Loveland auf die 34 Richtung Estes Park ein. Irgend eine Bleibe wird sich an dieser Strasse zum Rocky Mountain N.P. ja wohl finden. Aber auch hier werde ich enttäuscht. Ausser auffallend grünen und schicken Wohngebieten gibt es nichts, was zu erwähnen wäre. Ich sehe mich also gezwungen, heute noch bis Estes Park durchzufahren. Die 34 Richtung Rocky Mountains N.P. ist mal wieder eine schöne Strecke, sie folgt dem Big Thompson Canyon, entlang dem gleichnamigen Fluss. Der Canyon ist teilweise sehr steil und schroff und erinnert ein wenig an den Black Canyon of the Gunnison, nur dass er nicht so tief ist und man hier im Canyon fährt und nicht oben am Rand. Ich kann die Strecke nicht wirklich genissen, da ich eigentlich nur noch nach einer Unterkunft suche. Das Licht erlaubt zudem keine brauchbaren Fotos mehr. Es ist mittlerweile nach 19 Uhr. Am Weg nach Estes Park liegen einige private Campgrounds, einer hässlicher als der andere. Da ist keine Alternative! Endlich ist Estes Park erreicht, ich halte spontan am Budget Host Motel. Das Schild wirbt mit solch tollen Errungenschaften wie Telefon und TV. Egal, ich brauche nur ein Bett. Sowas werden die ja wohl auch haben. Das Zimmer kostet 52 Dollar, ich nehme es ohne zu überlegen. Es ist spät genug. Nach genau 333 Meilen kommt der Chevy vor dem Zimmer zum stehen.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070501/rb019.jpg)
Endlich! Nach 333 Meilen am Ziel.

Ich lade meine Sachen aus und schalte das Notebook ein. Und tatsächlich, es gibt hier ein offenes WLAN. Scheinbar hat man es in Anbetracht der ganzen anderen tollen Sachen (wir erinnern uns: Telefon und TV) ganz vergessen, zu erwähnen. So kann ich noch eMail checken und mich dann dem Reisebericht widmen. Morgen möchte ich zu Bear Lake, der ist ja hier gleich um die Ecke, die Nase ist viel besser und ich hoffe, ein Stück laufen zu können. Leider verspricht der Weather Channel für Morgen eine 60% Regenwahrscheinlichkeit. Das währe sehr dumm, aber bisher hat das mit dem Weather Channel noch nie so genau gestimmt. Ich hoffe, dass es wenigstens morgen früh noch gutes Wetter ist. Heute bin ich viel zu viel gefahren, vermutlich an vielen schönen Dingen vorbei. Einerseits fühle ich mich noch nicht fit genug für grosse Wanderungen, andererseits war das Wetter nicht immer gut heute. Trotzdem denke ich, dass ich viel zu schnell unterwegs war, über 500 km am Tag und fast nur im Auto, bis auf ein paar kurze Fotostops. Die nächsten Tage muss ich ruhiger angehen, ich habe genug Zeit! Bis auf den Bear Lake sind alle Ziele, die ich mir gesetzt habe, erreicht. Ich kann also die letzten drei Tage der Reise im Grossraum Denver verbringen und muss keine Meilenrekorde mehr aufstellen. Allenfalls einen zweiten Versuch am Pikes Peak will ich noch machen. Aber diesmal mit vorherigem Anruf wegen der Wettersituation. Aber morgen steht erstmal der Bear Lake auf dem Programm…. Wenn das Wetter mitspielt.

Gefahrene Strecke: 333 Meilen
Übernachtung: Budget Host Motel, Estes Park (52,82$)

to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Liberty am 03.06.2007, 19:55 Uhr
Hallo Lurvig,

habe gerade Deinen tollen Bericht gelesen (im Hintergrund läuft Today's Country!!!). Ach ja, da kommt Fernweh auf bei den Bildern.

Schade, daß es nur noch 3 Tage sind... Von mir aus könnte Deine Reise noch länger dauern.

Liebe Grüße

Gitte
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 03.06.2007, 19:59 Uhr
...
Schade, daß es nur noch 3 Tage sind... Von mir aus könnte Deine Reise noch länger dauern.
...

wenn es danach ginge, wäre ich heute noch unterwegs drüben. Aber so hat man wenigstens wieder Träume für die nächste Reise.
Zudem gibts ja noch eine "Bonustag"... aber dazu später mehr ;)


Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Doreen & Andreas am 04.06.2007, 10:32 Uhr
Ich lese auch noch ganz begeistert mit, Daniel.
Der Bericht ist super und schürt das Fernweh gewaltig. Es sind gerade Deine Bilder vom etwas anderen Amerika (es muß ja nicht immer der Südwesten sein), die so neugierig auf die Fortsetzung machen.
Was mir auch sehr gefällt, ist die Ruhe und unkompliziertheit Deiner Tour. Das liegt nicht nur daran, daß Du allein gefahren bist, sondern vor allem an der Einstellung zum Fahren. Da ist nicht jeder Kilometer Minutengenau getimed und jede Übernachtung steht schon von vornherein fest. Einfach mal sehen, wei weit man kommt und was es in der Umgebung so zu sehen gibt. Das weckt die Lust zum Nachahmen... und Deine tollen Fotos von der alpinen Landschaft stärken diesen Wunsch nur noch...  :daumen:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Susan26 am 04.06.2007, 10:34 Uhr
... und Elche!!!!!  :D

Ich war nun mittlerweile schon dreimal in Skandinavien .... und hab noch nie (!) einen Elch gesehen! Ich hab immer überlegt, was ich falsch mache - jetzt weiß ich es: falsches Urlaubsziel  :lol:

Tolle Fotos!
Susan
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 04.06.2007, 10:45 Uhr
...
Was mir auch sehr gefällt, ist die Ruhe und unkompliziertheit Deiner Tour. Das liegt nicht nur daran, daß Du allein gefahren bist, sondern vor allem an der Einstellung zum Fahren. Da ist nicht jeder Kilometer Minutengenau getimed und jede Übernachtung steht schon von vornherein fest. Einfach mal sehen, wei weit man kommt und was es in der Umgebung so zu sehen gibt.
...

na endlich mal jemand, der diese Art des Reisens gut findet  :wink: :wink: :wink:
Da ich diesmal allein unterwegs war und mir nur wenige "must see" Ziele gesetzt habe, war das auch die bisher entspannteste Tour. Es war mir wichtig, mich nicht von einer festen Routenvorgabe und festen Tageszielen leiten zu lassen. Schliesslich war es ja Urlaub und kein organisierter Betriebsausflug. Ich kann das nur empfehlen. Aber es ist halt auch nicht jedermanns Ding.

Zitat von: Susan26
... und Elche!!!!!

wie Du gelesen hast, waren die Elche ein absoluter Glücksfall. Ich hatte ja nicht mehr mit gerechnet. Eigentlich hatte ich zu Beginn der Reise geglaubt, es gäbe gar keine Elche in USA. Aber demnach doch ;-)
In Skandinavien war ich leider noch nie. Aber Norwegen steht noch auf der Wunsch-Reise-Liste.

Schön, wenn der Bericht gefällt! Werde versuchen, heute abend wieder eine Etappe anzuhängen.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Doreen & Andreas am 04.06.2007, 10:52 Uhr
Ich kann das nur empfehlen. Aber es ist halt auch nicht jedermanns Ding.
Ich denke auch, so hat man weit mehr vom Urlaub... vor allem mehr Erholung  :wink:
Wenn man genau weiß, daß man ohnehin mal wieder zu so einer Reise kommt, hat man sicher auch nicht das Gefühl, etwas verpaßt zu haben.
Das ist etwas, was man aber erst mit der Zeit lernt, ich glaube kaum, daß ein Ersttäter so eine Tour wie Du machen würde...

@Susan26: Bei uns steht Skandinavien nächstes Jahr auch auf dem Programm (USA wollen wir mit unserer kleinen Tochter noch nicht gleich machen), vielleicht kommen wir ja mal auf Deinen Erfahrungsschatz zurück  :wink:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 04.06.2007, 11:03 Uhr
...
Das ist etwas, was man aber erst mit der Zeit lernt, ich glaube kaum, daß ein Ersttäter so eine Tour wie Du machen würde...
...

völlig richtig. Auf meinen ersten zwei oder drei Touren hätte ich das auch nicht so gemacht. Da hat man dann wirklich das Gefühl, etwas zu verpassen. Zudem ist für diese Art des Reisens ja eine gewisse Amerika-Erfahrung durchaus hilfreich. Ich stelle fest, dass ich von Reise zu Reise weniger plane. Klar, die grobe Route steht fest, und Highlights werden auch geplant. Aber ob ich Highlight XY nun am Montag oder Donnerstag besuche.... wen interessierts? Von daher kann ich das sehr zur Nachahmung empfehlen. Aber niemals bei einer ersten oder zweiten USA-Reise. Aber wer für diese Reiseart was übrig hat, kommt früher oder später von selber dazu. Und wer nicht, fährt halt weiter mit minutiöser Planung. Das ist dann auch ok ;)

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: The Kickin Chicken am 04.06.2007, 16:00 Uhr
Bei Deinem Bericht bekommt man ein guten Einblick, was alles möglich ist.
Ich glaube auch, dass man so eine Tour nur mit einiger Erfahrung machen sollte. Allerdings bietet der Süd-Westen für Neulinge ja auch genug "gesichertes" Territorium.

Ein schöner Bericht mit eindrucksvollen Bildern,

weiter so!

Peter
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 04.06.2007, 22:13 Uhr
Mittwoch, 02.05.2007

Estes Park – Rock Mountain N.P. – Allenspark – Nederland – Reverend´s Ridge Campground

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Der 2. Mai im Überblick: Von Estes Park über den Peak-to-Peak Highway zum Golden Gaten Canyon State Park.

Es soll sich heute als grosser Vorteil herausstellen, dass ich gestern doch noch bis Estes Park gefahren bin. Gegen 8:45 Uhr verlasse ich das Motel, nach einer recht erholsamen Nacht. Von der Erkältung ist heute morgen kaum noch was zu spüren und draussen stören nur ein paar einzelne  kleine Wolken den perfekt blauen Himmel. Idealer Tag also, um zum Bear Lake zu fahren. Mit meinen nicht unbedingt detailierten Karten dieser Region finde ich die Zufahrt aber nicht. Ich habe zwar gutes Kartenmaterial auf dem Notebook, möchte dieses aber nicht nochmal anwerfen. So fahre ich erstmal zur Visitor Info, wo ich ziemlich genau fünf Minuten vor deren Öffnung ankomme. Die nette Dame dort erklärt mir anhand einer einfachen Karte den Weg zum Bear Lake. Wenig später bin ich schon am Rocky Mountain N.P. Eingang, denn die Bear Lake Area liegt bereits im Nationalpark. Auch hier gibt es mit meinem 2006er NP-Pass keine Probleme. Ich fahre die ca. 15 Meilen bis zum Bear Lake Parkplatz hinauf und es stehen erst drei Autos dort. Wunderbar. Der Parkplatz liegt viel höher als gedacht, nämlich auf gut 2800 Metern. Der geplante Fussmarsch wird also vermutlich anstrengend werden. Da es noch recht frisch ist, ziehe ich zwei Jacken an und mache mich mit Wasserflasche und Fotoausrüstung auf den Weg. Nach wenigen Metern kehre ich um. Schon der Weg zum Bear Lake, der unmittelbar über dem Parkplatz liegt, ist dick verschneit.

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Wanderschuhe nötig: der Zugang zum Bear Lake.

Da kommt man mit flachen Schuhen nicht weit. Also zurück zum Auto und die schweren Wanderschuhe angezogen. Für irgendwas muss ich die ja mitgeschleppt haben. Ich gehe zunächst zum Bear Lake, der nach wenigen Minuten erreicht ist. Er ist – auf dieser Höhe eigentlich kein Wunder – noch fast komplett zugefroren. So wird es mit den Spiegel-Bildern leider nichts.

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Winterliche Bergwelt: kurz vorm Bear Lake.

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Schnee, Eis und blauer Himmel: am Bear Lake.

Dennoch ist es schön hier oben, was sicher auch daran liegt, dass ausser mir nur noch zwei Leute am See unterwegs sind. Ich mache mich auf den etwa einen Kilometer langen Rundweg, der relativ eben um den See führt. Nach ein paar hundert Metern entdecke ich ein Squirrel, das auf einem Stein sitzt, ganz nah am Wegesrand. Ich halte und zücke die Kamera… und das Squirrel verschwindet. Aber nur, um Sekunden später mit einem Zapfen wieder zu erscheinen. Mit diesem setzt es sich auf dem Stein in pose und glotzt mich etwas dämlich an. Ich stelle den Rucksack ab, packe das Teleobjektiv aus und montiere es. Das Squirrel sitzt in aller Ruhe da und schaut zu, knabbert ab und zu an seinem Zapfen. Kaum ist das Tele montiert, verschwindet das nette Tier. Prima. Das hat es absichtlich gemacht, da bin i
ich mir sicher. Ich setze meinen Weg um den See fort und bin nach einer Weile ganz herum.

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Trotz winterlicher Bedingungen gut machbar: Rundweg um den See.

Das war ja einfach. Das Wetter ist immer noch recht gut, wenn auch schon ein paar mehr Wolken aufgezogen sind. Ich nehme die 0,5 Meilen zum Nymph Lake aber noch in Angriff. Der Weg ist zwar nicht sehr lang, hat es aber in sich. Er steigt kontinuierlich bis auf fast 2900 Meter an und ist zudem meist dick verscheint. Ich komme nur langsam voran, möchte es aber unbedingt bis zum Nymph Lake schaffen.

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Weiter rauf: auf dem Weg zum Nymph Lake.

Nach gut 25 anstrengenden Minuten bin ich am Ziel. Auch dieser See ist natürlich zugefroren, er liegt ja auch noch höher als der Bear Lake. Da er etwas kleiner ist, umrunde ich ihn in knapp 15 Minuten. Es ziehen jetzt immer mehr Wolken auf und ich mache mich besser auf den Rückweg. Hier oben in einen Regen- oder gar Schneesturm zu kommen, ist alles andere als wünschenswert.

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Geschafft: der Nymph Lake auf gut 2900 Metern Höhe.

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Besser umkehren: das Wetter wird langsam schlechter.

Der Abstieg geht deutlich einfacher und bald bin ich wieder am Auto. Der Parkplatz ist jetzt schon gut gefüllt. Ich war also genau zur richtigen Zeit hier oben. Vom Parkplatz fahre ich wieder Richtung Parkausgang. Am Trailhead zum Bierstadt-Lake halte ich kurz an, die Meile bis zum See scheint mir aber dann doch zu lang, zumal das Wetter nicht eben besser wird. Ich fahre weiter, halte noch kurz am schönen aber unspektakulären Sprague-Lake und fahre dann endgültig Richtung Ausgang.

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Auch schön: der Sprague Lake.

Unterwegs entstehen noch ein paar Bilder eines wilden Baches und natürlich begegnen mir auch hier wieder die allgegenwärtigen Deers.

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Wilder Gebirgsbach: auf dem Weg zurück nach Estes Park.

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Hochgebirgslandschaft vor dramatischem Himmel: im Rocky Mountain National Park.

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Wie fast überall: Deers.

Nach gut viereinhalb Stunden bin ich wieder in Estes Park. Dort nehme ich mir noch eine Stunde Zeit, die sehr touristischen Läden zu druchkramen. Mit zwei T-Shirts als Beute kehre ich zum Auto zurück und fahre zu Safeway. Dort kaufe ich Brot (aus „echtem“ Sourdough), Käse und vier Päckchen Nasenspray. Das Zeug hat sich bewährt und ist billig, das kann man zuhause auch mal brauchen. Das Wetter ist mittlerweile so, wie es der Weather Channel vorhergesagt hat. Es ist dick bewölkt und regnet leicht. Was nun? So richtig ein Ziel habe ich nicht, also entschliesse ich mich, den Peak-To-Peak Highway Richtung Black Hawk zu fahren. Die Strecke ist nicht besonders spannend, was zum einen am Wetter liegt, zum anderen daran, dass ich in den letzten Tagen schon beeindruckendere Bergstrecken gefahren bin.

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Peak-To-Peak Highway: dank Regenwetter nicht so spektakulär.

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Rost statt Gold: mit schwerem Gerät hat man hier früher nach dem Edelmetall geschürft.

Am Peak-To-Peak Highway gibt es viele Campgrounds, und natürlich sind sie alle geschlossen. Dabei würde ich gerne nochmal eine Nacht draussen schlafen. Die einzigen offenen Campgrounds sind privat und auch diese bestechen wieder durch ausgewählte Hässlichkeit. Da übernachte ich nicht!

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Whiskey für die kalte Nacht: Liquor Shops gibt’s überall.

Gegen 16 Uhr komme ich am Abzweig zum Golden Gate Canyon State Park vorbei. Vielleicht gibts ja hier einen Campground? Ich biege ab und finde schon nach ein paar Metern ein Wegweiser zu zwei Campgrounds. Der erste ist ein Platz für Zelte und RVs, der zweite ein reiner Zeltplatz. Ich fahre also am ersten vorbei und bin nach gut drei Meilen Dirtroad am zweiten Platz angekommen. Der ist – wie könnte es andres sein – geschlossen.

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Campground closed: das kenne ich schon.

Aber der erste war offen. Ich fahre zurück und schaue mir den Platz an. Er ist nicht unbedingt der schönste, aber durchaus ok. Hier bleibe ich heute Nacht. Da es erst kurz nach 16 Uhr ist, beschliesse ich, noch einen abstecher nach Black Hawk zu machen und danach die ca. 15 Meilen zum Campground zurück zu fahren. Black Hawk ist schnell erreicht und eine ziemliche Enttäuschung. Ich hatte gehört, dass die alte Bergbaustadt heute eine Spielerstadt ist. Und so ist es auch. Am Highway reiht sich ein Casino-Komplex an den anderen. Und einer ist hässlicher als der andere. Von der an sich schönen alten Stadt ist nicht mehr sehr viel zu sehen, und man muss die (zumindest äusserlich) durchaus sehenswerten alten Casinos abseits des Highway suchen. Schade eigentlich.

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Seltene Ausnahme: echtes altes Gebäude in Black Hawk.

So fahre ich nach einer kurzen „Stadtrundfahrt“ zurück Richtung Campground. Unterwegs kaufe ich an einer Tankstelle bei Britney Spears noch Feuerholz. Die Verkäuferin sieht Britney wirklich ähnlich, allerdings nur zu deren allerschlechtesten Zeiten. Mit Feuerholz und ohne Miss Spears fahre ich zurück zum Campingplatz. Ein passender Platz ist schnell gefunden, es sind ausser mir nur noch zwei Jugendliche aus Kanada und eine Jungfamilie mit Kind und Hund da.

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Nicht der schlechteste Platz: auf dem Reverend´s Ridge Campground.

Sehr gut, denn der Hund wird nachts Krawall machen, falls doch ein Bär vorbeischaut. Es soll hier oben welche geben, ebenso Mountain Lions. Bärenboxen gibt es keine, so dass ich mein Essen in der Plastikbox draussen lasse. Immer noch besser als im Auto. Zudem hoffe ich, dass der Bär ein Feinschmecker ist und das zarte amerikanische Baby aus dem Nachbarzelt einem faden Europäer vorziehen wird ;) Es ist gegen 19:30 Uhr, also kurz vor Sonnenuntergang, als ein ganzes Rudel Squirrels über den Platz tobt. Um die Bäume heraum, herauf, herunter und von Baum zu Baum. Sie sind wieselflink und machen einen ziemlichen Lärm. Ich zähle sechs oder sieben Tiere. Zum fotografieren ist es natürlich längst zu dunkel. Nach einer Weile geben sie Ruhe und verschwinden. Ich schreibe im letzten Tageslicht am Reisebericht. Es kommen immer noch ein paar Leute auf dem Campingplatz an. Kein Wunder, es ist offenbar der einzige weit und breit, der offen ist. Gegen 20 Uhr entzünde ich das Feuer, kochen werde ich heute nichts.

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Gemütlich und nützlich: Lagerfeuer auf über 2800 Meter Höhe.

Es ist noch leckeres Sourdough-Brot da. Dann gilt es, die vermutlich sehr kalte Nacht zu überstehen. Der Campground liegt über 2800 Meter hoch. Ich werde noch eine Weile am Feuer sitzen und mit einem Schluck Whiskey von innen heizen, dann geht’s in den Doppelschlafsack. Einen konkreten Plan für morgen habe ich wieder mal nicht, aber da wird sich sicher was finden.

Gefahrene Strecke: 140 Meilen
Übernachtung: Reverend´s Ridge Campground, Golden Gate Canyon State Park (14,-$)

to be continued…

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Ganimede am 04.06.2007, 22:14 Uhr
So schöne Elche :D  Und wir haben in Neuengland keine gesehen  :cry:  Und das Truckfoto am Pass ist auch toll  :D 

In Loveland hast Du wirklich Pech gehabt. Die Hotels liegen an der 34 östlich ab der 287. Du bist westlich gefahren und hast sie daher verpasst (Super 8, Comfort Inn). Wir haben eine Tochterfirma in Loveland. Durfte leider noch nie hin  :cry:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 04.06.2007, 22:27 Uhr
...
In Loveland hast Du wirklich Pech gehabt. Die Hotels liegen an der 34 östlich ab der 287. Du bist westlich gefahren und hast sie daher verpasst (Super 8, Comfort Inn). Wir haben eine Tochterfirma in Loveland. Durfte leider noch nie hin  :cry:
...

hmmm... das mit den Motels hätte ich vorher wissen müssen. Naja, macht nichts.
Wir haben eine recht grosse Niederlassung in Boulder/CO. Durfte aber auch noch nie rüber.... wird auch wohl kaum mal was werden  :?

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Kai-Marc am 04.06.2007, 23:20 Uhr
Toller Bericht. Ich verschlinge geradezu jeden Tag.
Außerdem bewundernswert, wie Du nach solch anstrengenden Tagen noch
Abends den Bericht geschrieben hast. Ich wäre, glaube ich, nicht so diszipliniert.  :respekt:
Am Anfang bin ich ja noch immer eifrig dabei. Aber dann ...

Wir sind in zwei Wochen im Rocky Mountains NP. Hoffenlich ist nicht mehr ganz so viel Schnee und Eis.

Kai
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 04.06.2007, 23:40 Uhr
...
Außerdem bewundernswert, wie Du nach solch anstrengenden Tagen noch
Abends den Bericht geschrieben hast. Ich wäre, glaube ich, nicht so diszipliniert.  :respekt:
Am Anfang bin ich ja noch immer eifrig dabei. Aber dann ...
...

ja, das war so ziemlich das anstrengendste auf der ganzen Reise!  :wink:
Aber als ich einmal angefangen hatte, musste ich das auch durchziehen. Ich merke jetzt, dass es auch für mich ganz wertvoll ist, weil mir selber vieles so in Erinnerung bleibt, was sonst längst untergegangen wäre.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: DocHoliday am 05.06.2007, 09:05 Uhr
Fürchterlich, Dein Reisebericht!

Jedes mal, wenn ich eine neue Etappe gelesen habe, möchte ich gleich in den nächsten Flieger steigen! ;)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: KarinaNYC am 05.06.2007, 16:17 Uhr
Wow, da hatte ich ja grade ganz schön was zu lesen!  :wink: Ich bin nach wie vor grenzenlos begeistert von dem Bericht, der Schreibweise, den Bildern... EINFACH TOLL!!!!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 05.06.2007, 21:11 Uhr
Donnerstag, 03.05.2007

Reverend´s Ridge Campground – Loveland Pass – Breckenridge – Fairplay – Woodland Park – Mueller State Park

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Der 3. Mai im Überblick: über Loveland Pass und Breckenridge Richtung Pikes Peak.

Nach einer ereignislosen und gar nicht so kalten Nacht starte ich gegen 9:45 Uhr vom Campground Richtung Idaho Springs.

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Bei bestem Wetter: auf dem Weg zurück auf den Peak-to-Peak Highway.

Der Rest des Peak-To-Peak Highway sieht heute morgen besser aus als gestern, was wieder mal am morgendlich-wunderbaren Wetter liegt. Die richtig hohen Gipfel liegen zwar weiter nördlich, aber es ist dennoch ganz nett hier oben. Der Weg herunter nach Idaho Springs führt mich wieder durch Black Hawk. Auch heute mogen kann ich diesem Ort nicht viel abgewinnen. Die riesigen Casinobauten verschandeln das gesamte Tal.

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Unschön: Casino-Klötze in Black Hawk.

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Dekorativer Schrott: kurz vor Idaho Springs.

Ich plane, von Idaho Springs über den I70 zunächst ein Stück nach Westen zu fahren, dann in Silverthorne den Intersate zu verlassen und über Breckenridge nach Fairplay zu fahren, von dort weiter über die 285 und ab Bailey über die 67 Richtung Woodland Park. Besondere Höhepunkte sind auf dieser Strecke nicht zu erwarten. Auf dem I70 muss ich mich erneut entscheiden, durch den Eisenhower-Tunnel oder über den Loveland Pass zu fahren. Beide Strecken kenne ich ja schon. Ich fahre eine Weile parallel zum I70 auf einer kleinen Nebenstrecke. Hier finden sich diverse Reste mehr oder minder alter Goldminen.

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Abseits des I70: Reste einer Goldmine.

Da das Wetter nach wie vor wunderbar ist, entscheide ich mich dann doch wieder für den Loveland Pass und gegen den Tunnel. Kurz darauf bin ich erneut auf über 3600 Metern Höhe. Hier oben weht ein eisiger Wind, so dass ich nur kurz für ein paar Fotos bleibe.

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Kurz vor der Passhöhe: Interstate 70 von oben.

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Wieder oben: zum zweiten Mal auf dem Loveland Pass.

Dann geht es runter nach Dillon. In Dillon sehe ich einen Wegweiser nach Breckenridge, über die Swan Mountain Road. Klingt gut, ich biege ab. Die Strasse führt durch einen Wald und teilweise entlang am Dillon Reservoir.

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Tolle Gegend: am Dillon Reservoir.

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Schwammiger Grund: man kann fast bis ins Wasser fahren.

Schon bald komme ich etwas südlich des Dillon Reservoir auf den Highway 9, der direkt nach Breckenridge führt. Breckenridge ist ein typischer Wintersport-Ort, schick und ordentlich, aber auch sehr touristisch. Viel ist um diese Zeit allerdings nicht mehr los hier. Nach Breckenridge steigt die Strasse erneut auf über 11.000 Fuss an, ich passiere den Hoosier Pass. Beim obilgatorischen Pass-Foto weht der starke Wind fast das Stativ samt Kamera um, ich kann gerade noch nach vorne hechten und die Technik auffangen. Das war knapp.

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Irgendwo hinter Breckenridge: Schöner Bergsee.

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Tolle Aussichten: kurz vorm Hoosier Pass.

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Mal wieder: die kontinentale Wasserscheide.

Vom Hoosier Pass gehts dann wieder herunter und ich komme nach SouthPark… ähm… Fairplay. Vor Fairplay passiere ich noch das leicht trostlose Städtchen Alma. Die einzige Bar im Ort ist geschlossen und steht zum Verkauf. Ich fürchte, meine restlichen Dollars reichen nicht und so fahre ich weiter.

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Verschlossen und zu haben: Alma´s only bar.

In Fairplay war ich am Anfang der Reise schon mal und es hat sich natürlich nichts verändert. Es gelingt mir auch heute nicht, die aus der Comic-Serie bekannte Ansicht zu finden. Rote und grüne Häuser vor weissen Bergen. Zwar gibt es beides hier, aber eben nicht so, dass man es zusammen ablichten könnte. Da ich den einzigen Shop, der South Park Souveniers verkauft schon besucht habe, halte ich mich nicht weiter hier auf und setze meine Fahrt über die 285 nach Osten fort. Diese führt durch eine riesige Hochebene, umrandet von weiss verschneiten Bergen. Über dieser Ebene braut sich ein übles Wetter zusammen, der Himmel verdunkelt sich immer mehr und man kann weit entfernt bereits den Regen fallen sehen.

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Southpark-Kulisse: nur die bunten Häuser im Vordergrund fehlen.

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Aus der richtigen Entfernung sehenswert: Unwetter über South Park.

Ich fahre vor dem Wetter her und könnte in wenigen Stunden in Denver sein… doch bis dahin habe ich noch zwei Tage Zeit. Ich fahre also weiter bis nach Bailey, die Strecke ist – wieder mal - ganz nett, aber nicht spektakulär. Nach Bailey finde ich den Abzweig nach Deckers, von dort geht es dann über die 67 weiter nach Süden. Hier geht es über weiten Strecken durch abgebrannten Wald.

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So stehts auch auf Schildern: “Look how the wood, that you so admire, goes up in smoke with a single fire“

Ich habe vor, so weit wie möglich Richtung Manitou Springs zu kommen, um morgen früh noch mal einen Anlauf auf den Pikes Peak zu versuchen. Beim ersten mal waren hier ja nur 13 Meilen der Strasse offen, ein Höhenrekord war da nicht zu erwarten. Vielleicht siehts morgen besser aus. Ab Deckers halte ich nach Campingplätzen Ausschau. Zwischen Westcreek und Woodland Park gibt es viele davon, aber wie so oft sind die meisten noch geschlossen. Ich fahre an einem offenen Platz vorbei, aber es ist noch echt früh am Nachmittag und ich hoffe,weiter südlich noch mehr offene Plätze zu finden. Leider wird daraus wieder nichts. Alle sind geschlossen.

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Campgrounds geschlossen: in dieser schönen Gegend hätte ich gerne übernachtet.

Ich komme gegen 17 Uhr in Woodland Park an. Der Ort erscheint mir jetzt grösser als er mir in Erinnerung ist, zur Not würde sich hier also ein Motel finden lassen. Aber ich würde natürlich lieber irgendwo draussen schlafen. Nordwestlich von Woodland Park liegt die Rampart Reservoir Recreation Area und einen See, an dem meine Karte auch zwei Campgrounds kennt. Trotz GPS tue ich mich schwer, die Zufahrt zu finden. Schliesslich gelingt es aber doch und ich nehme die knapp zehn Meilen lange Dirtroad in Angriff. Nach sechs Meilen kommt der erste Campground, natürlich geschlossen. Soll ich überhaupt noch weiter fahren? Ich versuche es. Die Wellblechpiste reist den TrailBlazer fast auseinander. Es poltert und schüttelt gewaltig. Dann stehe ich am Tor zur Recreation Area. Es ist…. verschlossen. Also umsonst. Ich kehre um und komme kurz später etwas ratlos wieder in Woodland Park an. Immerhin kann ich die örtliche Bibliothek ausmachen, die könnte morgen früh nützlich sein, um per online check-in gute Sitzplätze für den Heimflug zu ergattern. Aber soweit ist es noch nicht, ich brauche erst mal einen Schlafplatz. In der Karte finde ich den Mueller State Park, etwas südwestlich von Woodland Park. Die State Park Campgrounds waren bisher immer offen. Es wird mein letzter Versuch, bevor ich mich auf ein Motel einlassen werden. Und siehe da, der Campground ist geöffnet. Das Preissystem ist ziemlich verwirrend, die Karte der Camping-Loops passt auch nicht so ganz zu dem, was ich vorfinde. Ein Grossteil des Platzes ist noch geschlossen und es gibt nur ca. 20 Comfortplätze mit hookup und Strom. Da ich beides nicht brauche, zahle ich trotzdem nur die Gebühr für einen normalen Zeltplatz, nämlich neun statt 18 Dollar. Wenn das dem Ranger nicht gefällt, kann ich morgen früh sicher noch nachzahlen. Ein Platz ist schnell gefunden, hoch oben mit freier Sicht auf den Pikes Peak. Gar nicht übel.

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Perfekt: Pikes Peak in der Abendsonne.

Gegen 18:30  Uhr habe ich mich auf dem Platz eingerichtet. Die Suche hat diesmal fast zwei Stunden gedauert, war ja aber letzlich doch erfolgreich. Besser als ein schnell gefundenes Motel. 

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The TrailBlazer Inn: meine letzte Outdoor-Bleibe auf dieser Reise.

Ich sortiere schonmal massenweise Müll aus und deponiere ihn in der entsprechenden Tonne, dann wird die letzte Dose Chilli gekocht und ich bereite das Auto für die Nacht vor. Morgen gehts auf den Pikes Peak! Ich bin mir sicher, dass es diesmal klappt. Das Wetter sieht gut aus.

Gefahrene Strecke: 249 Meilen
Übernachtung: Mueller State Park Campground (9,-$)


to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: mannimanta am 05.06.2007, 21:23 Uhr
Am Ende deines tollen Reiseberichtes würde ich gerne mal eine Karte
mit der Gesamtübersicht der gefahrenen Routen sehen.
So viele Strecken, Orte, ...
Ich habe langsam Schwierigkeiten deinen Reiseverlauf zu folgen... :wink:

Aber ich lese begeistert mit!

CU
Lonesome Cowboy
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: die_franken am 05.06.2007, 21:24 Uhr
Also dein Bericht macht echt LUST auf CO!!
Ich bin zwar mehr der Wüsten Typ aber die Rocky's haben schon was *Träum*


PS
der Link zu KYGO ist SUPER ein Genialer Sender :daumen:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 05.06.2007, 21:37 Uhr
Am Ende deines tollen Reiseberichtes würde ich gerne mal eine Karte
mit der Gesamtübersicht der gefahrenen Routen sehen.
...

wirds geben. Dauert aber noch eine Weile, habe am Wochenende keine Zeit. Ich denke aber über einen "Epilog" nach, mit diversen statistischen Angaben (Entfernungen, Kosten, etc.) und natürlich auch einer Gesamtkarte. Also noch etwas Geduld.

Weiss jemand, ob ich im DeLorme Teilkarten zu einer Gesamtkarte zusammenfügen kann? Die Gesamtkarte mit all den Wegpunkten komplett neu zu zeichnen, dürfte ziemlich aufwändig werden...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 06.06.2007, 16:07 Uhr
Freitag, 04.05.2007

Mueller State Park – Pikes Peak – Castle Rock - Denver

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070504/map20070504.jpg)
Der 4. Mai im Überblick: zurück nach Denver.

Heute kann ich mir Zeit lassen, es stehen nur der Pikes Peak und die Rückfahrt nach Denver auf dem Programm. Zuerst will ich runter nach Woodland Park, wo ich in der Bibliothek Internet und Drucker zu finden hoffe. Vorher kommt noch der Ranger vorbei und kassiert einen Fünfer, weil man zusätzlich zum Camping hier noch die „day use fee“ zahlen muss. Den undurchsichtigen Schildern war das nicht zu entnehmen. Dennoch gibt es keine Probleme, der freundliche Mann erklärt mir, dass man eben für „day use“ und Camping zahlen muss, nimmt meinen Zehner, sucht lange nach Wechselgeld und gibt mir dann einen Fünfer raus. „Today´s your lucky day“, sagt er ob des gefundenen Wechselgeldes und setzt seine Runde über den Campingplatz fort.
Ich fahre wieder runter nach Woodland Park und kaufe ich im örtlichen City Market noch reichlich frische Jalapenos ein, die mit nach Deutschland sollen. Sowas gibts zuhause ja leider nur im Glas. Gegen elf bin ich in der Bibliothek und es gibt natürlich Internet und auch einen Drucker. Die Benutzung ist kostenlos, ich schreibe mich als Gast ein und bekomme einen PC zugewiesen. Das online check-in funktioniert aber noch nicht, ich bin zu früh. So treibe ich mich noch eine gute Viertelstunde im Netz herum und bin pünktlich 11:20 Uhr wieder bei continental.com. Das check-in klappt problemlos, ich ergattere für den Flug nach Denver Sitz 5C in der 737, ganz am Anfang der Economy und am Gang, der beste Platz, den man in der Kiste als nicht Business-Flieger haben kann. Und auch für den Flug nach Berlin sieht es besten aus. Platz 7C in der 757, ebenfalls einer der besten Economy-Plätze. Mehr Beinfreiheit als an den overwing-Exits. Perfekt. Der Tag fängt gut an. Breit grinsend verlasse ich mit meinen boarding passes die Bibliothek. Das die Freude nur zur Hälfte berechtigt ist, weiss ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Jetzt gehts endlich auf den Pikes Peak! Schnell bin ich an der Auffahrt zum Pikes Peak Highway. Die Strasse ist heute für 17 Meilen geöffnet, es fehlen nur die letzten zwei zum Gipfel.

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Heute 17 Meilen: Einfahrt zum Pikes Peak Highway.

Ich hoffe einfach, dass ich damit auf über 3700 Meter komme und einen neuen persönlichen Höhenrekord aufstellen kann. Vor mir stehen nur zwei Autos und so bin ich schnell am Pförtnerhäuschen. Die Benutzung des Pikes Peak Highway kostet einen Zehner. Ob sich das lohnt, werden wir sehen. Die Strecke steigt zunächst ehr sanft an und bietet nichts, was ich nicht schon gesehen hätte. Irgendwann ist die Baumgrenze (timber line) erreicht und es wird richtig rau. Nur noch Fels und Schnee…. und eine jetzt auch nicht mehr geteerte Strasse.

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Highway to heaven: über der Baumgrenze.

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Sicherer Job: an Schnee mangelts hier nicht.

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Fast auf Wolkenhöhe: irgendwo am Pikes Peak Highway.

Egal, es geht weiter nach oben und bald sind 3700 Meter erreicht. Ich habe noch gut zwei Meilen vor mir, der Höhenrekord ist also sicher, vielleicht werden es ja wirklich noch 4000 Meter? Die Aussicht ist toll, man fährt jetzt auf einer Höhe mit den Wolken. Unten ist Colorado Springs zu sehen, fast wie aus dem Flugzeug. Recht unerwartet komme ich an eine Parkbucht, hier stehen einige Autos und der Grund ist schnell erkannt: weiter gehts heute nicht. Die Strasse ist ab hier gesperrt.

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Nur zwei Meilen fehlen: Strassensperre kurz vorm Gipfel.

Das GPS zeigt 3924 Meter. Die 4000 habe ich knapp verfehlt. Aber die Felsen rings herum sind sicher über 4000 Meter hoch. Ich muss also klettern, wenn ich die 4000er-Marke knacken will. Das ganze sieht ungefährlich aus, zwischen den Felsen steigt es ehr sanft an, ein paar vereinzelte Schneefelder sollten mich nicht aufhalten. Also dicke Jacke an und los gehts.

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Auf dem Weg zur Viertausend: lohnenswerte Ausblicke.

Es ist verdammt windig hier oben und man merkt die dünne Luft als untrainierter Kletterer doch schon ganz ordentlich. Dennoch will ich die knapp 60 Höhenmeter schaffen. Langsam steige ich auf und endlich zeigt das GPS 3999 Meter. Noch einen Meter, dann ist die 4000 erreicht.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070504/rb007.jpg)
Geschafft: 4001 Meter über dem Meeresspiegel.

Wow! Ich bin oben. So hoch oben war ich noch nie. Und die letzten Meter sogar zu Fuss, ich bin stolz. Da der Ansteig so gut zu bewältigen war, steige ich noch bis auf 4025 Meter hoch. Die Aussicht ist beeindruckend, die Höhe „fühlt“ sich toll an.

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Richtig hoch: die Wolken sind zum Greifen nahe.

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4000 reichen nicht: es geht noch weiter rauf.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070504/rb010.jpg)
Mein Höhenrekord: 4025 Meter!

Dann klettere ich wieder runter zum Auto. Gut 20 Minuten später sitze ich wieder am Steuer und mache mich an die Abfahrt. Auch hier gibts wieder sensationelle Ausblicke, obwohl es ja die gleiche Strecke wie nach oben ist.

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Echtes Hochgebirge: nur noch Wolken, Schnee und Felsen.

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Meterhoch: Schnee am Strassenrand.

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Wie aus dem Flugzeug: Blick zurück ins Tal.

Auf halber Strecke halte ich am Gift Shop und kaufe ein T-Shirt. Roxanne aus dem Gift Shop findet es sehr spannend, dass ich den weiten Weg aus Germany herüber gekommen bin, um auf den Pikes Peak zu fahren. Naja, ich bin ja nicht nur deswegen hier.

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Gelbe Monster: Oshkosh-Schneefräsen.

Ich fahre weiter bergab und bin gegen 14 Uhr wieder unten in Manitou Springs. Für den Garden of the Goods bleibt wohl keine Zeit mehr, ich muss ja heute noch zurück nach Denver. Der Interstate 25 ist voll, es geht nur schleppend voran. Gut, dass ich jetzt schon gestartet bin, ich werde doch deutlich länger als die geplanten eineinhalb Stunden bis Denver brauchen. In Castle Rock verlasse ich den Interstate und plane, über die 86 nach Osten und dann ab Franktown über die 83 nach Denver zu fahren. Vielleicht ist da weniger Verkehr. Am Abzweig auf die 86 finde ich dann auch noch einen Carl´s Jr. Und dort den wunderbaren Jalapeno Burger. Wahrlich ein toller Tag heute! Nachdem das höllisch scharfe Ding verspeist ist, gehts weiter Richtung Denver. Vorher bummle ich noch ein wenig bei einem Autohändler herum und bestaune die herrlich unvernünftigen Trucks.

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Das ist der Hammer: beim Hummer-Händler.

Nach ein paar Fotos fahre ich weiter. Der Highway 83 ist fast breiter als der Interstate, und je näher ich an Denver komme, desto langsamer geht es voran. Freitag Nachmittag ist vielleicht nicht eben die beste Zeit, um nach Denver zu fahren. Aber ich muss ja, und ich habe Zeit. Getankt habe ich schon länger nicht mehr, das Auto soll möglichst leer zurück. Meine einzige Sorge ist, dass hier im Stau der Sprit alle wird. Aber noch leuchtet die Reservelampe nicht.

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Es geht nur langsam voran: im Freitags-Stau kurz vor Denver.

Der Himmel östlich von Denver ist fast schwarz, es sieht recht bedrohlich aus und regnet ab und zu. Später erfahre ich aus dem TV, dass es in Nebraska und Kansas heftige Tornados gegeben hat. Endlich bin ich auf dem I70 und damit fast schon am Motel. Die Abfahrt verpasse ich, genau wie am ersten Tag, also muss ich eine kleine Schleife fahren, dann kommt der Chevy vor dem Motel 6 zu stehen.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070504/rb017.jpg)
Am Ende der Reise: Chevy und ich nach knapp 2900 Meilen.

Ich checke ein, lade meine Sachen aus und stehe vor der Frage, wie ich all den Kram in einen Koffer kriegen soll. Aber der war da ja schonmal drin, also muss er auch wieder rein. Eine gute Stunde später ist alles gepackt.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070504/rb018.jpg)
Chaos im Motel 6: das muss alles in den Koffer.

Es ist 19 Uhr. Ich fahre nochmal zum WalMart, um ein paar Mitbringsel für zuhause zu kaufen. Da ich Zeit habe, gehe ich durch fast jede Regalreihe und wundere mich wieder einmal, was es hier alles für mehr oder minder nützliche Dinge gibt. Den legendären Banana-Keeper, das vermutlich sinnloseste Produkt des Jahres, finde ich aber nicht. 2006 haben wir noch überlegt, sowas „tolles“ zu kaufen, heute gibt es den nicht mehr. Aber damit kann man irgendwie leben. An der Kasse wundert sich die Kassiererin über meine Einkäufe: Sternenbanner-Sticker, „God bless America“-Schilder, ein „Jesus loves me“-Schild und eine Art Präsidenten-Kartenspiel mit George W. vorn drauf. Solchen Ramsch in einer solchen Konzentration kauft scheinbar nicht mal ein echter Amerikaner, und so muss ich der leicht amüsierten Verkäuferin erklären, dass das Geschenke für Freunde in Europa sind. Jetzt ist sie nicht mehr ganz so verwundert. Mit einem Beutel voller wundersamer Dinge aus dem „land of the free“ fahre ich zum Motel zurück. Der neu erworbene Kitsch passt gerade noch in den Koffer. An der Tankstelle nebenan hole ich mir ein Bier, schalte den Fernseher an und lege mich aufs Bett.
Das wars also. Die Reise ist zu Ende. Ein wenig traurig zappe ich zwischen den 37 Kanälen herum, es kommt – wie immer – nur Mist. Wenigstens das werde ich nicht vermissen. Morgen früh gilt es, die letzten 15 Meilen bis zum Flughafen zu fahren und dann kann ich nur hoffen, dass mein Flug pünktlich startet. Ich habe nur 42 Minuten in Newark, das wird in jedem Fall knapp. Ich schaue nochmal durchs Zimmer und in den Koffer: alles da, alles eingepackt. Aber Halt, ich habe doch etwas unterwegs verloren.... die Erkältung. Ich denke, mit diesem Verlust lässt sichs ganz gut leben.


Gefahrene Strecke: 170 Meilen
Übernachtung: Motel6, Denver Airport (36,17$)

to be continued...

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Willi am 06.06.2007, 16:23 Uhr
Klasse lurvig, Dein Bericht, und super, daß Du bis zu meinem Urlaub damit (fast) fertig geworden bist.

Zitat
Mein Höhenrekord: 4025 Meter!

Glückwunsch zu Deinem Rekord  :applaus:

Tolle Bilder vom Pikes Peak, der fehlt in meiner ToDo-Liste auch noch.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Matze am 06.06.2007, 16:29 Uhr
Die letzten Bilder haben mir noch mal gut gefallen - irgendwo bin ich ja auch ein Berg-Fan!
Ausflüge in diese Höhe können mir gefallen!

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 06.06.2007, 16:34 Uhr
...
Klasse lurvig, Dein Bericht, und super, daß Du bis zu meinem Urlaub damit (fast) fertig geworden bist.
...

zwei Tage sowie ein paar Bemerkungen zum Schluss fehlen noch. Aber das Beste ist leider vorbei.
Komme erst nächste Woche zur Fortsetzung, bin ab morgen ein paar Tage in London  :D

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Susan26 am 06.06.2007, 17:01 Uhr
Klasse lurvig, Dein Bericht, und super, daß Du bis zu meinem Urlaub damit (fast) fertig geworden bist.

Zitat
Mein Höhenrekord: 4025 Meter!

Glückwunsch zu Deinem Rekord  :applaus:

Tolle Bilder vom Pikes Peak, der fehlt in meiner ToDo-Liste auch noch.

Aber ist der Rekord denn gültig, wenn man quasi mit dem Auto bis hoch fährt  :wink:  :lol:  :lol:  :lol:
Susan
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 06.06.2007, 17:09 Uhr
doch doch, der ist gültig ;)
Mir ging es ja in erster Line darum, dort oben gestanden zu haben, nicht den ganzen Weg hochgeklettert zu sein. Das hätte ich sicher nicht geschafft. Immerhin habe ich ja vom Parkplatz noch ziemlich genau 101 Höhenmeter zu Fuss bewältigt; auch nicht ganz ohne auf dieser Höhe.
Es ist aber in jedem Fall viel mehr ein "oben gewesen" als ein "hoch geklettert" Rekord. Reicht mir aber auch ;)

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: DocHoliday am 06.06.2007, 17:16 Uhr
Toller Reisebericht und eine interessante Route!

Danke, dass Du uns mitgenommen hast auf Deine Tour!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: die_franken am 06.06.2007, 20:19 Uhr
 :applaus:
der Pikes Peak is ja KLASSE, die Krönung währe ja noch der "Pikes Peak International Hill Climb"  :wink:
aber auch wenn nicht ein TOLLES Erlebnis :applaus:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Utah am 07.06.2007, 19:49 Uhr
Hallo!
 
Vielen Dank für deinen Reisebericht, es war schön bei dir mitzufahren! :applaus:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Palo am 07.06.2007, 20:16 Uhr
Toller Reisebericht und sehr shoene Bilder !!!
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Crimson Tide am 07.06.2007, 20:54 Uhr
Ich kann mich nur anschließen!

 :applaus: :applaus: :applaus: :applaus: :applaus:

Das war ein spannender Bericht, bei dem man das Gefühl hatte, mit dabei zu sein!

(obwohl Du doch viel lieber alleine bist!  :lol: :wink:)

Das ist so ein Bericht von der Sorte, wo einem plötzlich was fehlt, wenn keine Tagesetappe mehr folgt, wie bei einem guten Buch! 

Man mag sich gar nicht trennen!

Wann folgt denn die nächste Reise?  :P :wink:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: püvel am 07.06.2007, 21:55 Uhr
Zitat
Hallo!
 
Vielen Dank für deinen Reisebericht, es war schön bei dir mitzufahren! :applaus:

 :nono:

Laßt doch Lurvig erstmal zu Ende schreiben.  :shock:
Auch wenn das Beste vorbei ist, die Reise will ich nun auch bis zum Schluß mitmachen !!  :wink:

Zitat
zwei Tage sowie ein paar Bemerkungen zum Schluss fehlen noch. Aber das Beste ist leider vorbei.
Komme erst nächste Woche zur Fortsetzung, bin ab morgen ein paar Tage in London 

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: The Kickin Chicken am 07.06.2007, 22:06 Uhr
Ein toller Bericht, vielen Dank!  :applaus: :applaus: :applaus:

Gruß
Peter
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: MoodyMare1 am 10.06.2007, 16:55 Uhr
Blackhawk und Central City sind heute spielerstaedte, haette ich dir auch sagen koennen haettest du gefragt  :D wir gehen da naemlich gerne hin *g

Die *altstadt* ist in beiden orten weiter oben abseits gelegen, dort siehst du noch wirklich alte Minen und zig uralte Friedhoefe.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: jolly am 10.06.2007, 19:58 Uhr
Hi Lurvig!

Habe Deinen Bericht gerade in einem Rutsch gelesen und bin begeistert.
Eine nicht alltägliche Route durch tolle Landschaft. Dein Bericht ist klasse geschrieben und mit Deinen Fotos super dokumentiert.
Hat Spaß gemacht mitzufahren, auch wenn ich sehr spät zugestiegen bin.
Übrigens, wir haben den Banana-Keeper im Mai im WalMart noch gesehen, weiß nur nicht mehr in welchem, Las Vegas oder Mesquite oder St. George oder Page??? Auf jeden Fall gibt es ihn noch  :wink:

Gruß Eva
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: hotsprings_west am 11.06.2007, 14:22 Uhr
Hi Lurvig,

bin die ganze Zeit als blinder Passagier mitgefahren aber nun muss es raus:

GEILER BERICHT!

Gruss
HSW
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 12.06.2007, 01:09 Uhr
...
Übrigens, wir haben den Banana-Keeper im Mai im WalMart noch gesehen, weiß nur nicht mehr in welchem, Las Vegas oder Mesquite oder St. George oder Page??? Auf jeden Fall gibt es ihn noch  :wink:
...

na das ist ja schon mal ein Grund, wieder nach USA zu reisen. Ein Grund neben tausend anderen.
Der Rest des Berichtes folgt die nächsten Tage, ein paar Zeilen Text kommen also noch  :wink:

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 12.06.2007, 22:28 Uhr
Samstag, 05.05.2007

Motel 6 Denver Airport - Denver International Airport – Newark Liberty Airport

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/map20070505.jpg)
Der 5. Mai im Überblick: weit, aber nicht weit genug.

Um 8:15 Uhr klingelt der Wecker. Ich habe schlecht geschlafen (liegt wohl auch daran, dass nun fast wieder der Alltag droht), könnte dafür aber jetzt um so länger liegen bleiben. Aber es hilft nichts, ich muss raus. Nach Dusche und letztem Gepäck-Check fahre ich fünf Minuten nach neun auf den I70 nach Osten und biege dann auf den Pena-Boulevard Richtung Denver International Airport ein. Beim ersten Car Rental Return Schild geht die Reservelampe an. Das hätte ich ja besser nicht hinkriegen können  :wink:. Ich fahre mit dem letzten Sprit auf den Alamo-Parkplatz. Die nette Dame dort druckt die Schlussrechnung aus, ich werfe einen letzten Blick in alle Fächer und Ablagen des TrailBlazer und mache mich dann auf den kurzen Weg zum Shuttle-Bus. Der treue Chevy bleibt etwas staubig zurück. Mehr als ein kurzer Klaps auf den Kotflügel bleibt nicht als Verabschiedung übrig: Treues Gefährt, brauchbare Unterkunft! Wenige Minuten später bin ich am Terminal. Den Koffer gebe ich am Automaten auf, die boarding passes habe ich ja schon. Auf dem Weg zur Sicherheitskontrolle schütte ich das letzte Wasser in mich hinein, den mitnehmen kann man es ja nur im Körper, nicht ausserhalb. Die Kontrolle geht schnell und ohne Probleme. Viel angenehmer als 2006 in Phoenix. Auch meine umfangreiche Technik wird nicht weiter inspiziert. So bin ich schon wenig später im Abflugbereich und habe noch weit über eine Stunde Zeit. Ich schlendere etwas durch die Läden, die aber ausser dem üblichen überteuerten Flughafen-Kram nicht viel zu bieten haben.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb001.jpg)
Der Schein trügt: Denver International is very busy this morning.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb002.jpg)
Kurz vor dem Abflug: irgendeine 737, vielleicht auch nach Newark.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb003.jpg)
Wird hoffentlich nicht benötigt: Tornado-Unterstand am Denver Airport.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb004.jpg)
Auf nach Newark: Nur noch wenige Minuten bis zum Start.

Gegen elf gehe ich zum Gate. Die Maschine steht schon bereit, wir werden wohl pünktlich starten. Genau vier Minuten vor der geplanten Startzeit wird die 737 vom Terminal weggeschoben und macht sich auf den Weg zur Rollbahn. Der Flughafen wirkt heute morgen sehr belebt, ich zähle dutzende Flugzeuge, vor allem von Frontier, vor uns auf dem Weg zur Startbahn. Der Kapitän erklärt, dass Denver etwas „busy“ ist im Moment und wir mit einer Verzögerung rechnen müssen. Dafür beträgt die Flugzeit nach Newark heute nur dreienhalb Stunden. Ich schaue auf die Uhr. Noch ist alles im grünen Bereich. Genau eine Stunde später, und damit einen Stunde zu spät, hebt die Boeing ab. Jetzt wird es verdammt knapp in Newark, ich rechne mit nicht mehr als zehn Minuten, wenn es überhaupt noch zu schaffen ist. Immerhin ist mein Sitzplatz vom feinsten. Die Maschine ist nur ca. 2/3 voll, es sind viele Plätze leer. Ich sitze wie gebucht in Reihe fünf und habe alle drei Plätze auf der linken Seite für mich. Leider kann man hier die Armlehnen nicht wegklappen, sonst hätte ich sogar sowas wie eine Liegefläche. Aber auch so ist der Sitz optimal. Platz ohne Ende und ganz weit vorne. Auch das ist wichtig, denn in Newark zählt jede Minute.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb005.jpg)
Farmers Land: irgendwo über dem mittleren Westen der USA.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb006.jpg)
Kein Flughafen: Rennstrecke von oben.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb007.jpg)
Immer wieder schön: von diesen Aussichten kann ich nicht genug kriegen.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb008.jpg)
Endlich mal gesehen: Manhattan!

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Schaffen wir´s? Kurz vor der Landung in Newark.

Der Flug ist angenehm und wir sind ca. 15 Minuten vor Abflug der Maschine nach Berlin am Boden. In Newark geht dann erstmal gar nichts mehr. Wir warten fast zehn Minuten, um eine Rollbahn überqueren zu können, auf der im Minutentakt die Flugzeuge starten. Dann geht es endlich weiter. Zwei Minuten vor geplanter Abflugzeit bin ich am Abfluggate Richtung Berlin. Ausser mir noch fünf weitere Passagiere aus Denver, die nach Berlin weiter wollen. Das ungewöhnlich unfreundliche Bodenpersonal erklärt, dass die Kabinentür bereits zu ist. Wir können nicht mehr mit. Da hilft auch kein diskutieren. Wir werden zum Serviceschalter geschickt, dort werde man uns schon helfen.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb010.jpg)
Service der unamerikanischen Art: 45 Minuten warten bei Continental.

Das wars dann wohl. Ich rechne nicht mehr damit, heute noch nach Berlin zu kommen. Am Serviceschalter steht eine lange Schlange. Ich komme mit einem älteren Ehepaar aus Berlin ins Gespräch. Die beiden kommen ebenfalls aus Denver und haben nicht so recht einen Plan, wie es nun weitergehen soll. Ich allerdings auch nicht. Sie bitten mich um Hilfe, da sie selber kaum englisch sprechen. Nach gut 15 Minuten sehe ich, wie die Maschine nach Berlin vom Terminal weggeschoben wird. Es wäre also noch gut Zeit gewesen, uns an Bord zu nehmen. Aber aus welchen Gründen auch immer, es sollte nicht sein. So warten wir gut 45 Minuten, bis wir zu den Damen am Service-Schalter vorgedrungen sind. Heute gibt es keine Flüge oder keine freien Sitze mehr nach Europa, also werden wir auf den 17:55 Uhr Flug für morgen gebucht, bekommen einen Hotelgutschein und ein paar Verzehr-Vouchers. Das ganze ging natürlich nicht so einfach und hat bestimmt auch 30 Minuten gedauert. Die Continental-Damen erklärten dabei immer wieder, dass das alles Kulanz sei und sie nicht verpflichtet sein, uns so zu helfen. Meine Frage nach einem kostenlosen Businessclass-Upgrade finden sie dann auch weniger witzig. Natürlich gibts sowas nicht. Man schickt uns zum Shuttlebus-Parkplatz und erklärt uns, dass wir zum Howard Johnson Hotel fahren sollen. Wir holen unsere Koffer ab, was erstaunlich schnell geht und machen uns auf den Weg zum Busparkplatz. 45 Minuten und unzählige Busse später kommt endlich einer, der uns mitnimmt. Er fährt uns zum Hotel, wo man uns an der Rezeption erklärt, dass alle Zimmer belegt sind. Langsam macht sich Unmut breit. Die Berliner meckern, ebenso eine lustige Amerikanerin, ich meckere nicht. Was würde es bringen? Wir sind in Newark und müssen halt bis morgen aushalten. Das ist nicht schön, aber nicht zu ändern. Nach einer guten halben Stunde kommt die Amerikanerin mit Neuigkeiten aus dem Hotel: es wird ein Bus kommen und uns ins Holiday Inn bringen. Der Bus kommt auch. Etwa eine Stunde und dutzende Telefonate später. Er fährt nicht zum Holiday Inn, sondern zum Clarion Hotel nach Edison, gut 25 Meilen vom Airport entfernt. Im Gegensatz zum Holiday Inn hat das aber eine Bar, sehr zur Freude der Amerikanerin. Wir kommen gegen 22:30 Uhr im Clarion an. Der check-in läuft hier problemlos und wir können schnell die Zimmer beziehen. Nobel! Riesengross, sauber und gut ausgesattet.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070505/rb011.jpg)
Nicht übel: das Riesen-Zimmer im Clarion Hotel in Edison/NJ.

Ich gehe mit den beiden Berlinern noch zu einem Internetterminal, wir wollen heute noch das online check-in nutzen, um wenigstens ein paar erträgliche Sitze zu bekommen. Meinen sicher geglaubten 7C bekomme ich nun natürlich nicht mehr. Immerhin können wir drei Plätze in einer Exit Row ergattern. Frau M. aus Berlin erzählt ständig von ihrem Sohn, der seit sieben Jahren in USA lebt, wir finden aber zum Glück auch viele Reisethemen, da die beiden schon öfter in den USA waren. Obwohl sie kaum englisch sprechen können. Es ist also ganz kurzweilig. Ich gehe mit Herrn M. noch an die Bar und trinke ein Guinness und einen Jose Cuervo. Er zahlt, als Gegenleistung fürs übersetzen. Das ist ok. Gegen Mitternacht bin ich dann endlich im Bett. Die Reise ist also noch nicht zuende, es wartet noch ein mehr oder weniger unfreiwilliger Tag New Jersey auf mich. Wie der aussehen wird, ist mir nicht klar. Ich weiss nur, dass uns morgen der Bus gegen 13 Uhr zurück zum Airport fahren wird. Damit haben wir genug Zeit, den 17:55 Uhr Flug nach Berlin zu bekommen. Mal sehen, was dann noch alles schief geht.

Gefahrene Strecke: 12 Meilen
Übernachtung: Clarion Hotel, Edison/New Jersey (kostenlos, dank Continental)

to be continued…

Lurvig

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: EDVM96 am 12.06.2007, 22:39 Uhr
Er fährt nicht zum Holiday Inn, sondern zum Clarion Hotel nach Edison, gut 25 Meilen vom Airport entfernt.
Im Gegensatz zum Holiday Inn hat das aber eine Bar, sehr zur Freude der Amerikanerin.
Das HI Newark hat aber auch eine Bar! (das weiß ich zufällig genau  :bier:  :wink: )

Teddy's Bar & Grill
Location: In Hotel - In Hotel - Lobby
Serves:  Lunch  |  Dinner
A casual dinning atmosphere featuring TV's and great music. Relax and enjoy a wide selection of your favorite cocktails.
Menu favorites include oversized Burgers, Grilled Chicken Specialties and Gourmet Salads. Happy Hour Complimentary Hot & Cold Buffet.
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: The Kickin Chicken am 12.06.2007, 22:58 Uhr
Hallo lurving,
ich habe den "Service"-Schalter von Continental im April lieben gelernt: Riesen Schlangen und wenig Freundlichkeit. Beim Hotel hatte ich dann nicht soviel Glück wie Du; vor allem fehlte eine Bar,
Gruß
Peter
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 16.06.2007, 17:19 Uhr
Sonntag, 06.05.2007

Newark Liberty Airport – Berlin Tegel Airport -Leipzig

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070506/map20070506.jpg)
Schwimmen Sie durch den Atlantik: aus Zeit- und Konditionsgründen entscheide ich mich dann doch für einen Flug. Die Route weicht also etwas ab.

Gegen 9:00 Uhr werde ich wach. Was tun mit den paar Stunden in New Jersey? Für einen Abstecher nach Manhattan reicht die Zeit nicht. Also geniesse ich zunächst noch etwas das feine Zimmer, liege herum, schaue TV und mache Gebrauch vom grosszügigen Bad. Gegen 11:00 gehe ich dann aus dem Hotel, auf der Suche nach etwas essbaren. Das ist gar nicht so einfach, wenn man kein Auto hat. Wie fast jede US-Stadt ist natürlich auch Edison nicht für die Benutzung zu Fuss ausgeslegt. Gegenüber dem Hotel erspähe ich einige Läden. Da werde ich mal hingehen. Zunächst gilt es, eine vierspurige Strasse zu überqueren. Das gelingt ganz gut, Sonntag morgen ist wenig Verkehr. Natürlich bin ich der einzige Fussgänger weit und breit. An den Geschäften angekommen stelle ich erfreut fest, dass es auch Domino´s Pizza bis hier geschafft hat. Ich bestelle eine Pizza zum Mitnehmen und verbringe die knapp 15 Minuten, die die Pizza braucht damit, in einem weiteren kleinen Laden zwei Flaschen Wasser zu kaufen. Mit Wasser und Pizza mache ich mich wieder auf den Weg zum Hotel. Nach erfolgreicher Überquerung der Strasse gehts ins Zimmer zurück.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070506/rb001.jpg)
Nicht billig, aber recht lecker: Pizza von Domino´s.

Nachdem die Pizza verschlungen ist, packe ich meinen Koffer und dümpele noch etwas im Zimmer rum. Eine gute Stunde später gehe ich herunter, der Bus zum Flughafen muss jeden Moment kommen. Herr und Frau M. warten schon in voller Montur am Hotelausgang. Der Bus kommt tatsächlich kurz nach 13:00 Uhr. Durch endlos städtisches Gebiet gehts jetzt die fast 30 Meilen von Edison zurück zum Flughafen. Frau M. redet fast ununterbrochen, ich ertrage es, ihrem Mann bleibt auch nichts anderes übrig. Nach über einer Stunde sind wir am Flughafen.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070506/rb002.jpg)
Fast nur Continental: Newark Liberty Airport.

Ich schlage den M&Ms vor, dass wir uns rechtzeitig vor dem Abflug am Gate trefen. Ich möchte lieber allein etwas im Terminalgebäude herumschauen. Zudem gilt es noch, die Gutscheine von Continental durchzubringen. Die Pizza hat zwar gut gesättigt, aber die Scheine müssen ja unters Volk gebracht werden. Immerhin bekommt man dafür auch Getränke.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070506/rb003.jpg)
My favourite place at Newark Airport: The Garden State Diner.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070506/rb004.jpg)
Lecker: Garden State Ale.

Rechtzeitig vor dem Abflug finde ich mich am Gate ein. Die M&Ms sind schon länger da. Meinen letzten Gutschein investiere ich in einen leckern Jose Cuervo. Und dann gehts auch schon los. Das Boarding beginnt.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070506/rb005.jpg)
Gleich geht’s los: “meine“ 757-200 in Newark.

Die Maschine startet pünktlich. Wir sind auf dem Weg nach Berlin, jetzt kann nichts mehr schief gehen. Der Flug verläuft ohne besondere Ereignisse. Ich sitze mit Herrn M. in einer exit row, der Mittelsitz ist leer. Wir haben ausreichend Platz. Geredet wird nicht viel, wir starren in unsere Notebooks und sortieren Riesebilder. Schlafen kann ich wie immer im Flugzeug nicht. Ich döse etwas herum, laufe öfter durch den Gang und unterhalte mich mit dem kolumbianischen Stewart, der perfekt Deutsch, Englisch und Spanisch spricht. Langsam wird es hell, wir verlassen die Reiseflughöhe. Der Anflug auf Berlin hat begonnen. Der Flug kam mir diesmal gar nicht so ewig vor. Überpünktlich landen wir in Tegel.

(http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070506/rb006.jpg)
Nach tausenden Meilen: die 757 in Berlin.

Angekommen im vergleichsweise winzigen Flughafen Tegel warten wir noch ewig auf das Gepäck. Als wir endlich unsere Koffer haben, verabschiede ich mich von den M&Ms, vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Trotz der vielen Geschichten von Frau M. war es ganz nett, die beiden kennengelernt zu haben.
Ich freue mich, wieder in Deutschland zu sein. Natürlich nicht wegen Deutschland und schon gar nicht, weil nun der Urlaub zu Ende ist. Aber vor dem Gate wartet Antje und so ist das zurückkommen doch recht angenehm. Wir gehen zum Parkdeck. Antjes Toyota kommt mir winzig vor. Nach zwei Wochen im dicken Chevy ist das kein Wunder. Schnell sind wir auf der Autobahn und unterwegs Richtung Leipzig. Ich muss mich erstmal wieder an die deutsche Enge gewöhnen. Alles so klein hier. Dazu kommen die deutschen Wichtigtuer in ihren - nach amerikanischen Verhältnissen geradezu lächerlich kleinen - Bi-Em-Dabbeljuhs und Mörceides-Bens Autos. Drängeln, dicht auffahren und Rasen. Welcome back to „good“ old germany! Das hat mir nicht gefehlt. Nach gut zwei Stunden sind wir in Leipzig. Antje setzt mich zuhause ab, ich muss erstmal schlafen. Das back-home-beer vertagen wir auf morgen. Ich schleppe mich die unendlichen Treppen zur Wohnung rauf, schliesse die Tür auf und bin wieder zuhause. Ich stelle den Koffer ab, mein Blick schweift über das Bücherregal. Diverse Reiseführer stehen da. Es wird Zeit, die nächste Reise zu planen!

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Das wars also erstmal. Der eigentliche Reisebericht ist zu Ende. Dank an alle, die "mitgefahren" sind und mich mit ihren Kommentaren zum weiterschreiben animiert haben. Was jetzt noch kommt (gebt mit etwas Zeit) ist eine Art "Epilog" mit ein paar Daten zu Strecke, Kosten, Technik, etc. Ich denke, das könnte manchem bei der eigenen Reiseplanung hilfreich sein.

also ein letztes mal: to be continued....

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: mannimanta am 16.06.2007, 18:42 Uhr
Das "Wiedernachhausekommen" hast du sehr schön beschrieben,
uns geht es jedesmal so.
Irgendwie ist es total unwirklich, man kennt es zwar, aber es ist,
als ob man eine sehr lange Zeit nicht zu Hause gewesen ist.
Und das man noch vor ein paar Stunden in den USA war,
mehrere tausend Meilen westwärts?
Nee, wir waren doch eben erst im Denny's, oder...?

Ich freue mich schon auf den Epilog!
Gruss,
Manni
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 30.06.2007, 12:29 Uhr
so, hier nun noch ein paar "technische Daten", ein wenig Statistik und Betrachtungen zu Strecke, Auto, Übernachtungen, Technik und Kosten.
Vielleicht ist es ja jemanden behilflich bei der eigenen Planung.

Meine Gesamtstrecke :
(http://www.danielkaempf.com/US07RB/totalmap2007.jpg)
Erstellt aus den Tracklogs des Garmin-GPS, mit GPSBabel in DeLorme GPL-Daten verwandelt und in den StreetAtlas importiert. Daher auch leider nur eine Darstellung als unschöne schwarze Linie. Aber die Gesamtstrecke manuell im DeLorme zu erstellen, war mir zu aufwändig.

Der Rest ist hier zu lesen:



Strecke:

Insgesamt bin ich 4677 km gefahren. Am An- und Abreisetag zusammen nur knapp 65 km, so dass diese beiden Tage bei den Durchschnittswerten nicht berücksichtigt sind. Es verbleiben also 13 echte Fahrtage. Damit ergeben sich:


Gesamtstrecke        : 4677 km
Durchschnitt/Tag     :  360 km
Längste Tagesstrecke :  589 km
Kürzeste Tagesstrecke:  141 km


Die Strecke habe ich zuhause nur sehr grob vorgeplant. Es gab einige „must see“ Ziele und eine grobe Vorstellung, wo es langgehen sollte. Die genaue Entscheidung, wie zu fahren ist, habe ich meist am Vortag spontan geplant, dabei wurde diese Planung dann auf der Fahrt oft noch verändert, je nach Wetter, Landschaft, Uhrzeit und Fahrlaune. Da ich nie zu weit von Denver entfernt war, um nicht in maximal zwei Tagesetappen zurückzukehren, bestand eigentlich kein Risiko, die Rückfahrt nicht pünktlich zu schaffen.

Fahrzeug

Gebucht habe ich wie immer bei Alamo, über das UA-Special. Da bei den vergangenen Reisen mit einer Equinox-Buchung immer ein grösseres SUV zu bekommen war, habe ich auch diesmal wieder darauf gebaut und es hat letztlich funktioniert. Gefahren bin ich mit einem Chevrolet TrailBlazer LS, der bei der Übernahme etwas über 6000 Meilen auf dem Tacho hatte. Angetrieben wurde der Wagen von einem 4.2 Liter Sechszylindermotor. Der Chevy hatte zuschaltbaren Allradantrieb und eine Geländeuntersetzung. Ein SUV musste es deshalb sein, weil einige unbefestigte Strassen auf dem Programm standen. Der TrailBlazer hat sich auf früheren Reisen schon bewährt. Zudem bietet er bei umgelegten Rücksitzen eine gut benutzbare und vor allem ebene Schlafffläche. Wichtig, wenn man gelegentlich im Auto übernachten möchte.


Benzinverbrauch und Kosten:

Den Mietwagen habe ich mit vollem Tank übernommen und mit leerem Tank abgegeben. Die erste Tankfüllung (ca. 22 Gallonen) war also im Mietpreis enthalten. Die nachfolgenden Werte sind entsprechend bereinigt.


Gesamtverbrauch                  : 146 gal  (ca. 553 l)
Gezahlte Benzinkosten            : 378,00 $  (ca. 280 €)
Durchschnittspreis/Gallone       :   2,99 $  (ca. 0,79 €/l)
Tankkosten täglich (Durchschnitt):  29,08 $  (ca. 21,54 €)
Durchschnittsverbrauch           : 11,8 l/100km


Wie schon in anderen Reiseberichten zu lesen war, ist der TrailBlazer mit ca. 12 l/100km zu bewegen. Bei den amerikanischen Spritpreisen ist das gut bezahlbar. Wenn man von einem Dollarkurs von 1,35$=1€ ausgeht (er war zu meiner Reisezeit so), kommt man auf einen Kilometerpreis von 0,09€. Beim derzeitigen Spritpreis in Deutschland (ca. 1,35€/l Super) erreicht man diesen Kilometerpreis bestenfalls bei einem Durchschnittsverbrauch von 6,8l/100km. So gesehen ist der TrailBlazer also recht günstig zu bewegen.

Übernachtungen

Nach den überwiegend guten Erfahrungen mit Campingplätzen in den letzten Jahren, stand auch diesmal wieder fest, dass ich viele Nächte „draussen“ verbringen möchte. Wie immer habe ich auch hier nur das Motel am ersten und letzten Tag von zuhause reserviert. Da die genaue Streckenführung nicht feststand, wären weitere Reservierungen sinnlos gewesen. Ich habe immer dort, wo es einen brauchbaren Campingplatz gab, versucht auf diesem unterzukommen. In Colorado war das nicht ganz einfach. Es herrscht zwar kein Mangel an sehr schön gelegenen Plätzen, jedoch sind bis Mitte Mai viele davon noch geschlossen, auch wenn das Wetter schon gut ist und die Plätze schneefrei sind. Trotzdem ist es mir gelungen, sieben Nächte auf Campingplätzen zu übernachten, weitere sieben habe ich in Motels geschlafen. Ich bevorzuge durchweg die staatlichen Campingplätze, vorzugsweise in Nationalparks, Stateparks oder im National Forest. Diese Plätze sind fast immer schöner gelegen als die privaten und  sind preiswerter. Die Ausstattung ist in den allermeisten Fällen absolut ausreichend, auch wenn es oft kein Wasser und nur einfachste Toiletten gibt. Die Lage der einfachen Plätze entschädigt meist für alle „Mängel“. In Colorado hatte ich das Glück, dass einige Plätze noch nicht offiziell geöffnet waren, aber schon legal benutzt werden konnten. Diese Übernachtungen waren dann kostenlos. Die meisten geöffneten Campingplätze in Colorado waren Ende April/Anfang Mai noch recht leer. Da viele der Plätze recht hoch liegen (oft weit über 2000m) ist nachts auch mit entsprechenden Temperaturen zu rechnen. Trotzdem ich nur einen sehr billigen Schlafsack verwendet habe, war es im Auto ganz gut auszuhalten. Eine Iso-Matte und ein zusätzlicher dünner Fleece-Schlafsack haben sich bestens bewährt.
Bei der Auswahl der Motels stand für mich der Preis im Vordergrund, zudem war eine WLAN-Versorgung ein gutes Argument für ein Motel. Da ich im Urlaub keinen Luxus brauche, waren die preiswerten Motels für mich durchweg ok. Wirklich schlecht, unsauber oder unsicher war keins davon. Aufgrund der hohen Moteldichte in amerikanischen Städten war es auch nie ein Problem, ein solches zu finden. Vorbuchungen hätten hier keinerlei Vorteil gebracht.


Gesamtkosten für 14 Übernachtungen  : 356,92 $
Übernachtungskosten Durchschnitt/Tag:  24,78 $
Durchschnittspreis Motel            :  44,99 $
Durchschnittspreis Camping          :  14,00 $ (nur bezahlte Plätze)


Orientierung/Navigation

Zur Orientierung und täglichen Streckenvorplanung habe ich hauptsächlich die gute alte Papierkarte verwendet. Zum Einsatz kam dabei der „Road Guide Southwest“ von Hallwag im Massstab 1:1200000 (ISBN 3828302483). Zusätzlich vor Ort gekaufte Karten der Serie „Topographic Recreational Map of….“ von GTR Mapping, jeweils für Colorado und Utah. Diese Karten sind sehr detailiert und eigentlich an jeder Tankstelle für ca. 3,95$ zu haben. Eine grobe Streckenvorplanung erfolgte zuhause mit dem DeLorme Streetatlas 2006. Dabie ging es weniger um die genaue Streckenführung, sondern vielmehr darum, wie die „must see“-Ziele am effektivsten zu verbinden sind und in welcher Reihenfolge sie angefahren werden sollen. Zudem kriegt man einen ungefähren Überblick über die zu fahrende Gesamtstrecke. Wie bereits erwähnt, habe ich die aktuelle Tagesstrecke meist erst am Vortag geplant und unterwegs oft abgeändert.
Natürlich war auch diesmal wieder ein GPS-Gerät dabei, erstmals auf einem USA-Trip das Garmin GPSmap 60CSx. Das Gerät diente mir dabei in erster Linie zur Orientierung (wo bin ich gerade?) und zur Aufzeichnung der gesamten Strecke. Zudem hat es sich bei Fussmärschen bestens bewährt, um den Rückweg zum Auto zu finden. Auf offroad-Pisten war es zudem ein treuer Gehilfe, um wieder zurück zur Zivilisation zu finden. Zur Navigation auf der Strasse, um zu einem vorbestimmten Ziel zu gelangen, habe ich es nicht benutzt. Auf dem Gerät waren die Garmin MapSource MetroGuide North America 7.0 Karten für die jeweiligen Regionen installiert (für diese und zur Aufzeichnung der Strecke sowei zum Speichern von Wegpunkten reicht eine 1GB Micro-SD Karte mehr als aus). Die MetroGuide-Karten sind dabei erstaunlich genau, auch abseits der Städte. Selbst die Loops vieler kleiner Campgrounds sind exakt erfasst. Auch auf dem höllischen Whiskers Draw waren diese Karten (mit Einschränkungen, siehe Reisebericht) sehr gut zu benutzen.
Das GPS-Gerät wurde im Auto über einen Zigarettenanzünder-Adapter mit Strom versorgt, ausserhalb mit 2 AA-Batterien, die einen betrieb von über 12 Stunden ermöglichen. Die Empfangsgenauigkeit des erstmals von Garmin verwendeten SIRF-III Chipsatzes ist beeindruckend, selbst im Little Wild Horse Canyon hatte ich stellenweise noch Empfang.
Die Streckenaufzeichnung erledigt das Gerät automatisch. Es legt für jeden Tag ein eigenes Tracklog auf der Speicherkarte an, im handlichen und universellen GPX-Format. Mit Software wie GPSBabel kann man diese Daten sogar in DeLorme GPL-Daten umwandeln und in den StreetAtlas importieren. Zudem habe ich die GPX-Daten verwendet, um die ungefähren Positionen in meine Digitalfotos zu übernehmen. So kann man auch nach Jahren noch nachvollziehen, welches Bild wo aufgenommen wurde.

Fototechnik

Fast alle Bilder wurden mit einer Nikon D50 DSLR-Kamera aufgenommen. Zum Einsatz kamen dabei überwiegend ein Sigma DC 17-70/1:2.8-4.5 Zoomobjektiv und ein Tokina 12-24/1:4.0 Weitwinkel-Zoom. Beide Optiken haben sich an der D50 hervorragend bewährt. Besonders das Weitwinkel ist für Landschaftsaufnahmen optimal geeignet. Ein ebenfalls mitgeführtes Teleobjektiv (Tamron 75-300) wurde kaum verwendet. Alle Bilder wurden im RAW (NEF) Format aufgenommen und zuhause am PC mittels Nikon Capture in JPG-Bilder gewandelt. Die Qualität der so gewandelten JPGs ist besser, als wenn man direkt JPG-Bilder mit der Kamera aufnimmt. Nachteil der Speicherung als RAW ist der grössere Speicherbedarf. Als Speichermedien habe ich SD-Karten  von Kingston verwendet, insgesamt zehn 1GB-Karten und zwei 2GB-Karten. Dadurch war es möglich, die Karten jeweils nur einmal zu nuetzen und nicht wieder überschreiben zu müssen. Zusätzlich wurden die Bilder auf einem Hama OTG20 Festplattenlaufwerk als Backup gespeichert. Durch diese doppelte Speicherung ist eine recht grosse Sicherheit gegen Datenverlust gegeben. Ein Urlaub ohne Bilder wäre für mich der GAU.
Zusätzlich zur D50 habe ich noch eine Casio Exilim EX-Z57 verwendet. Diese kam vor allem dort zum Einsatz, wo die DSLR zu auffällig oder unhandlich gewesen wäre, z.B. im Supermarkt oder beim Essen. Ein weiterer Vorteil der kleinen Casio ist, dass man mit dem kleinen Objektiv auch durch Maschendraht fotografieren kann. So entstanden z.B. einige gute Bilder beim einem Truck-Händler und bei den künstlichen See an der Potash Road. Bei gutem Licht ist die Bildqualität der Exilim ziemlich brauchbar, als handliche Zweitkamera hat sie sich schon auf vielen Reisen bewährt.

Notebook

Ich habe lange überlegt, ob es sinnvoll ist, ein Notebook mitzunehmen. Letztlich habe ich mich dann doch dafür entschieden. Es war meine erste USA-Reise mit Computer. Grösster Vorteil: es ist ein Reisebericht entstanden. Den hätte es sonst nicht gegeben, denn handschriftlich hätte ich meine Erlebnisse nicht festhalten wollen und später zuhause nur aus der Erinnerung zu schreiben, hätte auch keinen guten Bericht ergeben. Zudem hat sich das Notebook bewährt, um unterwegs an den vielen offenen WLANs Wetterbericht und eMails zu checken. Eine erste Beurteilung der Bilder war natürlich auch möglich.
Verwendet habe ich ein IBM ThinkPad X40. Das Gerät ist extrem klein (12“ Display) und sehr leicht (1,2 kg). Mit einem optionalen 8-Zellen-Akku sind Laufzeit von über 4 Stunden zu schaffen, zudem hatte ich einen Adapter dabei, um das Gerät am Zigarettenanzünder zu betreiben. Da das ThinkPad keine optischen Laufwerke hat (diese befinden sich in der UltraBase, die aus Platz- und Gewichtsgründen zuhause geblieben ist), konnte ich es nicht zum brennen der Bilder auf CD oder DVD nutzen. Diese Einschränkung wurde aber durch Grösse und Gewicht des Gerätes mehr als Wett gemacht.



Das wars nun auch fast. Irgendwann gibts den gesamten Bericht noch als PDF, aber das dauert noch ein wenig.

Lurvig

Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: mannimanta am 30.06.2007, 13:05 Uhr
Hey, Danke für die super Informationen!
Wäre es möglich, die Streckenkarte in einer grösseren Auflösung
zu verlinken, oder evtl. per mai zu erhalten?
Die Strecke interessiert mich nämlich sehr, und ich würde gerne mehr Details erkennen.
Thanks for your efforts,
Manni
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 30.06.2007, 13:12 Uhr
hier als PDF, da kann man es etwas besser erkennen:

http://www.danielkaempf.com/us07rb/map2007.pdf (http://www.danielkaempf.com/us07rb/map2007.pdf)

Die Fahrtrichtungen sind halt nicht erkennbar, ich versuche das die Tage nochmal besser darzustellen.

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: KarinaNYC am 30.06.2007, 17:25 Uhr
Danke für den TOLLEN Bericht!!!  :applaus: :applaus: :applaus: :applaus:

Das Bild vom Landeanflug auf NYC ist der Knaller!  :D :D :D
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: püvel am 30.06.2007, 23:15 Uhr
Bei dieser Rückreise kann man nur hoffen, daß man noch ein paar Tage Urlaub hintendran hat und nicht gleich am nächsten oder übernächsten Tag wieder auf Arbeit erscheinen muß.

Danke für den aufregenden RB !!  :applaus: :clap: :verneig:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Westernlady am 30.06.2007, 23:23 Uhr
Einfach nur guuuuut  :daumen:
Bitte gehe bald wieder on tour  :D
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: lurvig am 01.07.2007, 11:19 Uhr
...
Bei dieser Rückreise kann man nur hoffen, daß man noch ein paar Tage Urlaub hintendran hat und nicht gleich am nächsten oder übernächsten Tag wieder auf Arbeit erscheinen muß.
...

mehr als einen Tag Urlaub nach Rückkehr hatte ich leider nicht. Aber das war ok, denn ich überwinde den Jetlag am besten, wenn ich mich gleich wieder ins Alltagsleben stürze.

...
Bitte gehe bald wieder on tour  :D
...

Wenn nach "wollen" ginge, gleich morgen!  :wink:
Ich fürchte aber, mit USA wirds dieses Jahr nichts mehr. Aber 2008 bestimmt wieder!

Lurvig
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Doreen & Andreas am 02.07.2007, 11:01 Uhr
So, nach diesem gelungenen und sehr informativen Fazit möchte ich mich auch ganz herzlich für Deinen tollen Bericht und die phantastischen Bilder bedanken.

Von mir aus kannst Du auch gleich wieder als Live-Korrespondent auf Tour gehen... also vergiß den Laptop beim nächsten mal nicht  :wink:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Matze am 02.07.2007, 11:12 Uhr
Wirklich toller Bericht, mit super Fotos.

Solche Bilder aus dem Flugzeug sind mir leider noch nie gelungen!  :cry: :heulend: :heulend:
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: CB87 am 04.07.2007, 13:25 Uhr
Mensch, klasse Bericht! :)
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: BettinaW am 06.07.2007, 09:11 Uhr
Super Bericht und super Bilder!!  :applaus: :applaus: :applaus:
Da bekommt man Lust gleich in den nächsten Flieger zu steigen.

Gruß
Bettina
Titel: Re: Col(d)orado + Utah 2007
Beitrag von: Liberty am 07.07.2007, 17:27 Uhr
Auch von mir ein großes Lob für Deinen Bericht, hat Spaß gemacht, mitzufahren, auch wenn Übernachtungen im Auto mein Rücken nieeee mitmachen würde.......

Liebe Grüße,

Gitte