Sonntag, 22.04.2007Denver - Colorado Springs - Fairplay - Salida - Gunnison - Red Creek CampgroundDer 22. April im Überblick: 366 Meilen Colorado.Die Nacht ist früh zu Ende. „Dank“ der Zeitumstellung bin ich gegen 5:30 Uhr hellwach und bin um 6:30 Uhr startklar. Vorher verfolge ich besorgt den Weather Channel. Die Aussichten sind nicht besonders, heute scheint es aber wohl noch gut zu werden. Ich muss mich also entscheiden, wie die Tour zu starten ist. Meine Alternativen: nach Norden zum Bear Lake bei Estes Park oder nach Süden zum Pikes Peak bei Colorado Springs. Ein Blick nach Norden zeigt noch Wolken, im Süden sieht es hingegen klar aus. Die Entscheidung ist also gefallen, es geht erst einmal Richtung Colorado Springs. Dass das nicht so klug war, wird sich später zeigen. Nach gut eineinhalb Stunden erreiche Colorado Springs. Die Fahrt dahin verläuft ereignislos. Das Wetter ist bestens, die Sonne brennt schon morgens um kurz nach sieben merklich, es sind kaum Wolken am Himmel. Bestens!
Interstate 25: Auf dem Weg nach Colorado Springs.Da mich Städte im allgemeinen nicht besonders interessieren, verlasse ich Colorado Springs schnell Richtung Manitou Springs, dort zweigt irgendwo die Strasse zum Pikes Peak ab. Diese führt auf über 4300 Meter hinauf und ich freue mich auf einen neuen „erfahrenen“ Höhenrekord. Bisher hält den der Sandia Peak bei Albuquerque. Aber der Pikes ist einen guten Tausender höher! Die Einfahrt zur Strasse ist schnell gefunden, vorher gehts noch durch North Pole, Wohn- und Arbeitsort von Santa Claus. Der hat aber schon Sommerferien.
Leider noch keine 60: Santa´s Workshop, North Pole.An der Einfahrt zur Pikes Peak Road warten drei Autos, die Strasse ist noch zu, ich bin fünf Minuten zu früh. Pünktlich um 9:00 Uhr wird die Strasse geöffnet. Am Kassenhäuschen (die Fahrt auf den Berg kostet einen Zehner) erklärt mir der „Pikes Peak Man“, dass nur die ersten elf Meilen der Strasse offen sein, später am Tag soll es dann bis auf 13 Meilen rauf gehen, die gesamte Strecke bis zum Gipfel bleibt aber vorerst noch geschlossen. Ich entschliesse mich, umzukehren. Auch beim halben Eintrittspreis lohnt sich das nicht wirklich.
Einfahrt zum Pikes Peak Highway: Leider sind nur 13 Meilen offen.Etwas enttäuscht fahre ich nun die 24 weiter Richtung Divide, vorbei am Abzweig nach Cripple Creek. Ich überlege, ob der Abstecher lohnt, entscheide mich dann aber dagegen. Es liegt einiges an Schnee herum auf dieser Höhe, die Strassen sind aber frei und trocken. Bei strahlend blauem Himmel sieht das schon toll aus.
Langsam wirds winterlich: Auf dem Highway 24 westlich von Woodland Park.Ich vermute aber, dass die Schotterpiste von Cripple Creek nach Canon City (Phantom Canyon Road) noch arg schlammig oder gar verschneit ist. Daher gehts weiter Richtung Buena Vista. Ich folge der 24 bis Lake George und nehme dann einen Umweg über Eleven Mile Village, eine Strecke die fast parallel zur 24 geht, aber am Eleven Mile Canyon Reservoir vorbeiführt. Colorado wie aus dem Bilderbuch. Einen Hochebene, im Hintergrund schneebedeckte Viertausender, auf den Weiden Longhorn-Vieh und ein paar Esel. Letztere leben scheinbar von den durchfahrenden Touristen. Kaum habe ich angehalten, stecken sie neugierig den Kopf durchs Fenster.
Sehenswerter Umweg auf dem Weg nach Westen: am Eleven Mile Reservoir.Bilderbuch-Colorado: Longhorn und verschneite Berge.Objects in the mirror are closer than they appear: Eselattacke am Eleven Mile Reservoir. Nach einigen Meilen komme ich dann zurück auf die 24 und kurz darauf an den Abzweig nach Fairplay, die „Hauptstadt“ der South Park Region. Fairplay ist auch Vorbild für die Stadt South Park in der gleichnamigen Comic-Serie. Der Umweg über Fairplay nach Buena Vista beträgt gut 40 Meilen, ich entscheide mich trotzdem für diese Strecke. Wenn ich schon mal da bin, will ich auch wissen, wie Cartman und Co. wirklich wohnen. Fairplay ist eine unscheinbare Kleinstadt, die auch auf den zweiten Blick nicht so recht aussehen will, wie das was man in der TV-Serie sieht. Immerhin passen die schneebedeckten Berge im Hintergrund und es hängen diverse Kinder auf der Strasse rum. Aber ich kann weder Cartman noch Kenny oder Kyle entdecken. Der alte Ortskern ist halbwegs erhalten, aber für Besucher noch gesperrt. In einem Gift Shop finde ich dann wirklich eine kleine South Park Ecke. Mehr nicht. Entgegen aller Erwartungen wird die TV-Serie hier nicht ausgeschlachtet und vermarktet. Es ist geradezu schwer, irgend etwas zu finden, was auf die Serie hinweist. So kann ich zwar einen Gummi-Cartman und einen Magneten erstehen, aber nicht mal eine schöne South Park Postkarte. Schade eigentlich. Entweder ist der South Park Boom hier schon längst wieder vorbei, oder aber die ganze Sache ist nicht besonders populär in der Gegend.
Gründe dafür gäbe es wohl einige
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Historisches South Park City: Heute Fairplay.Der einzige Laden in Fairplay, der South Park Souveniers verkauft.Oh my God, they killed Kenny!Von South Park… ähm… Fairplay geht’s dann weiter Richtung Buena Vista. Wenige Meilen nach dem Ortsausgang sehe ich einen Wegweiser zum Weston Pass. Ein Blick in die Karte verrät, dass man auf diesem Wege recht günstig nach Leadville kommen kann. Ich schaue die Piste hoch, sie ist unbefestigt, sieht aber sehr gut aus. Los gehts! Endlich runter vom Asphalt. Die Strecke ist für die ersten zehn Meilen sehr gut befahrbar und führt durch schöne Gebirgslandschaft.
Auf dem Weg zum Weston Pass: let´s get a little dirt on the tires!Weiter oben nehmen die Schlammpfützen zu, erste Schneeflecken tauchen auf. Ich fahre dennoch weiter. Der Strassenzustand wird schlechter, ist aber noch nicht bedenklich. Knapp vier Meilen vor der Passhöhe weißt ein Schild darauf hin, dass die Westseite des Passes (ich komme von Osten), für Fahrzeuge mit „low clearance“ nicht ausgebaut ist.
Grund zur Sorge? Ach was, umkehren kann man immer noch.Na mal sehen, umkehren kann man immer noch. Zwei Meilen vor dem Pass sehe ich einen roten Toyota Pickup am Wegesrand. Davor steht ein älterer Mann mit einer Angelroute. Da die Schnauze des Toyota mir entgegen zeigt, nehme ich an, dass er von Westen über den Pass gekommen ist. Ich halte an und frage nach dem Strassenzustand. Enttäuschung macht sich breit, die Strasse sei nicht befahrbar, der Pass weiter oben vollkommen verschneit. Er selbst sei auch aus Richtung Osten hier herauf gekommen, erklärt mir Joe aus Colorado Springs. Wir unterhalten uns eine ganze Weile und er gibt mir ein paar gute Tipps zur weiteren Gestaltung meiner Route. Nach einer guten halben Stunde verabschiede ich mich und fahre die Piste zurück zum Highway 285.
Auf dem Weg zurück vom Weston Pass: Unberührte BerglandschaftDa ich jetzt weiss, dass keine bösen Überraschungen auf der Strecke ins Tal warten, gebe ich dem Trailblazer die Sporen. Der Dreck schleudert hoch, der Schotter fliegt. So macht das Spass. Gut, das Alamo das nicht sehen kann! Nach verdächtig wenigen Minuten bin ich wieder auf der 285 und fahre nach Süden, Richtung Buena Vista. Die Fahrt dorthin ist angenehm, die Landschaft schön, aber nicht spektakulär. Der Cottonwood Pass von Buena Vista nach Taylor Park, eine Strecke die mir Joe empfohlen hat, ist auch noch gesperrt. So geht es von Buena Vista weiter nach Salida und dort erst mal zum car wash. Der Trailblazer hats bitter nötig, obwohl ich gerade mal einen Tag so richtig „on the road“ bin. Wie so vieles kann man auch die Selbstwaschboxen mit Kreditkarte zahlen. Wieso geht das in Deutschland nicht? Der nächste Ort, Poncha Springs ist kaum erwähnenswert.
Salida, Buena Vista oder Poncha Springs? Alles so ähnlich.Ich muss mich jetzt entscheiden, ob ich noch bis Gunnison weiterfahre. Da die Wetterprognosen nicht toll aussehen, fahre ich weiter und hoffe, den Monarch Pass heute noch bei gutem Wetter zu passieren. Auf der Fahrt dorthin zieht es sich schon zu, der Himmel ist grau, die Strecke verliert dadurch, ist aber auch sonst nicht so besonders, wie mancher Reiseführer glauben machen will. Am Monarch Pass gibts das obligatorische Gipfelfoto, dann gehts zügig weiter Richtung Gunnsion.
Mein erster richtig hoher Colorado-Pass: der Monarch Pass westlich von Salida.Die Landschaft auf dem Weg dorthin erinnert mich an Schottland: grüne Hügel. mittelmässig interessantes Hochland. Durchaus schön, aber bedingt durch das Wetter kann ich ihr nicht wirklich viel abgewinnen. Kurz vor Gunnison werden die Felsen langsam rot, die Sonne kommt wieder, zögerlich, aber immerhin. Ich bin jetzt schon über 500 Kilometer gefahren, viel mehr als geplant. Es wird Zeit, eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.
Chevy sunset.Da ich ja gestern Equipment gekauft habe, darf es heute durchaus ein Campground sein. Die Karte weisst etliche Campgrounds westlich von Gunnison, in der Curecanti National Recreation Area aus. Zudem bietet Gunnison einige Motels, die bei schlechtem Wetter eine Alternative sein könnten. Gunnison an sich ist aber völlig reizlos, so dass ich mich für die Weiterfahrt bis zum ersten brauchbaren Campground entscheide. Die ersten beiden Campgrounds direkt am See sind nicht wirklich schön, wären aber ok. Leider sind die Waschräume abgeschlossen, so dass nicht mal ein Klo zur Verfügung steht. Etwas verärgert fahre ich weiter und finde schliesslich den Red Creek Campground, etwas abseits der Strasse. Er bietet immerhin zwei(!) Stellplätze und einen gesperrten Bereich für Gruppen. Direkt am etwas kahlen Campground gibt es einen kleinen Bach und ein offenes Toilettenhäuschen. Das muss für die Nacht genügen, ich habe keine Lust mehr, noch weiterzufahren. Der Platz ist nicht der schönste, aber für eine Nacht völlig ok. Auf dem Bild siehts trostloser aus, als es war.
Besser als nichts: der Red Creek Campground in der Curecanti National Recreation Area, westlich von Gunnison.Das Feuer ist schnell entfacht und ebenso schnell kocht das leckere Hormel Chilli vom WalMart. Dazu noch ein mittelkaltes Coors und alles ist gut. Der erste echte Tag in Colorado geht zu Ende, ich sitze abseits der Zivilisation allein auf einem einsamen Campground im Auto und tippe den Reisebericht. So hatte ich mir das vorgestellt. Mal sehen, wie die Nacht wird…
Gefahrene Strecke: 366 Meilen
Übernachtung: Red Creek Campground (kostenlos)
und hier noch ein GPX-File, für alle, die was mit anfangen können:
http://www.danielkaempf.com/us07rb/20070422/20070422.gpxto be continued...
Lurvig