Mittwoch, 25.04.2007Natural Bridges – Hite – Hanksville –Little Wild Horse Canyon Der 25. April im Überblick: South and north of HanksvilleAuf Utah ist Verlass! Nicht nur im Bezug auf spektakuläre Landschaften, sondern auch beim Wetter. Ich werde gegen 6:00 wach und es ist zunächst noch ziemlich frisch. Das Thermometer zeigt null Grad. Ich kriege das Feuer von gestern Abend ohne Streichhölzer in Gang, es ist noch Glut da und mit Nachhilfe vom Blasebalg (der eigentlich zur Sensorreinigung der DSLR gedacht ist) brennen bald die ersten Äste. Das Wasser für den Tee will jedoch ewig nicht kochen, da gerade unter dem Topf das Feuer immer wieder ausgeht. Schliesslich klappt es doch. Mittlerweile ist die Sonne über die Berge gekommen und es wird schnell wärmer. Keine Wolke am Himmel, perfektes Wetter. Das Feuer brennt jetzt richtig und qualmt mächtig, da die gesammelten Äste alle etwas feucht sind. Der Rauch zieht ins Auto und ich muss umparken, wenn ich den Tag nicht in einer fahrenden Räucherkammer zubringen will. Das Frühstück besteht aus Brot, Käse und Tee. Dann gehts los, wieder zurück in den Natural Bridges Park. Am Visitor Center gibt es einen blitzsauberen Restroom mit Waschbecken. Nach dem Besuch desselben fahre ich zum Sipapu Trailhead, um den knapp einen Kilometer langen Weg zur Sipapu-Bridge hinabzusteigen. Dabei sind gut 160m Höhenunterschied zu bewältigen, gar nicht so viel. So geht es bergab auch zügig voran, die Sonne wärmt bereits gut und nach wenigen Metern wird die Jacke überflüssig. Der Abstieg bietet tolle Ausblicke auf die Bridge und den Canyon, man läuft unter gewaltigen Felswänden und Überhängen entlang.
Natural Bridges: wenig Brücken, aber viele Fotomotive.Winzig: unter diesen Felswänden kommt man sich sehr klein vor.Nur die etwas schwierigeren Passagen sind mit Leitern oder Geländern gesichert, sonst geht es auf einem einfachen Pfad nach unten. Nach gut 20 Minuten bin ich auf dem Grund des Canyons angekommen und kann die Brücke nun von unten bewundern. Ich streife etwas umher, schiesse dutzende Fotos und beginne nach einer halben Stunde wieder mit dem Aufstieg.
Filigraner Koloss: die Sipapu Bridge von unten.Baumeister Natur: menschengebaute Brücken haben die gleiche Form.Mittlerweile ist es richtig warm und die Steigung tut ihr übriges. 30 Minuten später stehe ich japsend wieder auf dem Parkplatz. Da ich die Parkstrasse gestern Abend schon abgefahren bin, fahre ich heute zügig weiter und verlasse den Park kurz darauf. Die zweite Bridge muss ich nicht erwandern und mehr als zwei konnte ich nicht ausmachen. Trotzdem wars recht schön im Natural Bridges und der Park ist eine Empfehlung wert. Wieder auf der 95 heisst das nächste „grosse“ Ziel Hanksville. Der einzige Ort, den ich heute zu Gesicht bekommen werde. Dort gibt’s Benzin und Essen. Aber bis dahin sind es noch einige Meilen. Kurz vor dem Abzweig zur 271, die nach Halls Crossing führt, liegt eine tote Kuh am Strassenrand, zwei riesige Vögel kreisen bereits. Ich halte an und hoffe, einen der Vögel aufs Bild zu bekommen. Die halten aber nichts von einem Foto und verschwinden erstmal. Ich warte gut 15 Minuten in sicherer Entfernung mit dem Teleobjektiv. Die Vögel warten auch. Ausser Reichweite auf einem Baum. Dann eben nicht. Kaum fahre ich weiter, sehe ich sie im Rückspiegel sich wieder der Kuh nähern. Ich überlege kurz, den Umweg über Halls Crossing und Bullfrog zu nehmen, da ich die 95 ab hier schon kenne. Das Hinweisschild am Abzweig nach Halls Crossing zeigt die Abfahrtszeiten der Fähre, ohne die man dort nicht über den Lake Powell kommt, mit 8 und 14 Uhr an. Es ist kurz nach 11, in Halls Crossing wäre ich vielleicht gegen 12 und auf zwei Stunden warten habe ich keine Lust. Also gehts auf der 95 weiter, zunächst bis Hite.
Vorgeschmack auf die „Käseberge“ bei Hite: Cheese Box Butte.Hier führt eine Brücke über den nordöstlichen Ausläufer des Lake Powell und gleich danach noch eine über den Dirty Devil River. Die Gegend um Hite kenne ich schon von unserem 2006er September-Trip. Sie gehört für mich zu den spektakulärsten Stellen an der 95 und im ganzen Westen überhaupt. Die Landschaft besteht hier aus gelbem zerlöcherten Sandstein in unglaublichen Formationen. Man hat den Eindruck, durch eine Welt aus Schweizer Käse zu fahren. Am Dirty Devil Campground halte ich und mache einen kurzen Rundgang durch die Käseberge. Auch hier war ich vor gut einem halben Jahr schon mal, dennoch gibt es auch heute wieder tolle Fotomotive und es ist einfach schön hier.
Fantastische Felsen: Sandsteinformationen in der Nähe von Hite.Kein Mangel an Fotomotiven: am Dirty Devil Campground.Da es noch ein gutes Stück Weg bis nach Hanksville ist, breche ich auf und fahre die 95 weiter nach Norden. Nach einigen Meilen komme ich zum Trailhead, der zum Leprechaun Canyon führt. Auch den kenne ich von 2006, aber ich habe trotzdem nicht schlecht Lust, die gut 1000 Meter noch mal zu gehen. Ich parke den Wagen, steige aus und sehr schnell wieder ein. Dutzende winzige Mücken finden meinen Besuch sehr interessant…ich sie hingegen ziemlich lästig. Ich trete den Rückzug an. Wenn ich noch nicht im Leprechaun gewesen wäre, hätte ich das vermutlich auf mich genommen, aber so kann ich damit leben, direkt weiterzufahren. Plötzlich klingt das Auto komisch, lauter als vorher und irgendwas röhrt seltsam. Ich fahre dennoch erstmal weiter, da ich keine Ursache erkennen kann. Kurz darauf schwillt das Röhren an und ich sehe neben mir einen alten englischen Sportwagen, kurz nur, dann schiesst er vorbei und verschwindet. Daher also das Röhren. Das Ding muss einige Meilen hinter mir her gefahren sein und ich konnte es im Spiegel nicht sehen, weil es so flach war. Kurz darauf kommen noch einige dieser Autos an mir vorbeigeröhrt. In Hanksville treffe ich sie wieder. Ungefähr 10 alte Jaguars stehen vor Stans Burger Shack, an dem ich auch halte, um Bier für den Abend zu kaufen und einen Cheeseburger zu vertilgen.
Alt und laut: Jaguars in Hanksville.Gegenüber bei Conoco schütte ich mir für teure 3,05$ pro Gallone den Tank voll und fahre noch ein Stück in der Ort rein, um den wunderbaren „Supermarkt“ zu besichtigen. Dieser Laden erinnert an eine Kaufhalle aus DDR-Zeiten.
Trostloses Shopping-“Paradies”: Johnson´s Gas and Supermarket.Schlichte Regale, viele halb leer und ein sehr überschaubares Angebot. Diesmal schiesse ich auch innen unauffällig ein paar Bilder. Es ist mittlerweile nach 15 Uhr, ich schreibe mein heutiges Ziel – Moab – ab und beschliesse, auf dem Goblin Valley Campground zu übernachten. Der Weg dahin ist eine dieser typischen Südwest-Strecken. Schnurgerade sieht man die Strasse am Horizont wegflimmern. Rechts ödes Steppenland, links, ein gutes Stücke entfernt die seltsamen Formationen der San Raffael Swell. Dort liegt auch der Little Wild Horse Canyon (LWHC), den ich morgen anschauen will. Nach ein paar Meilen auf einer Seitenstrasse bin ich auch schon am Goblin Valley S.P. und es ist wie am Natural Bridges: der Campground ist voll. Ich frage die Rangerin nach einer Ausweichmöglichkeit und sie erklärt mir, dass ich ausserhalb des Parkgeländes überall campen kann, das wäre kein Problem und auch völlig legal. Ich kaufe noch ein Bündel Feuerholz und fahre dann zurück bis zur Strasse zum LWHC.
Kurz vorm Goblin Valley: bunte Felsen in öder Steppe.Nach wenigen Meilen bin ich am Trailhead zum Canyon. Hier gibt es wirklich einen Parkplatz und es stehen fünf oder sechs Autos dort. Mit so einem Andrang hätte ich nicht gerechnet. Ein Geheimtipp ist der LWHC also wohl nicht mehr. Die meisten Besucher scheinen aber gerade zu gehen, da es auch schon nach 16 ist. Ich überlege, ob ich den Canyon heute noch anschauen soll. Zeit und Licht sind noch gut 2 Stunden und einen Schlafplatz finde ich dann auch noch. Also packe ich Wasser, GPS und Fotoausrüstung zusammen und mache mich auf den Weg. In der Sonne ist es jetzt richtig heiss, die Luft ist staubtrocken, fast schon unangenehm. Der Eingang zum Canyon ist zunächst nichts besonderes, nur ein paar Felsbrocken müssen umklettert werden. Dann bin ich auch schon an der Stelle, wo der Canyon verzweigt. Links gehts zum Bell Canyon, rechts zum LWHC. Ich folge dem Weg nach rechts und die Landschaft ändert sich fast schlagartig. Der Canyon ist zunächst noch recht weit, aber die Felswände rücken immer weiter zusammen und präsentieren sich in tollen Formen und Farben.
Noch weit genug: am Eingang zum Little Wild Horse Canyon.Wenig später bin ich an den ersten Narrows und jetzt gehts richtig los. Der LWHC ist ein Slotcanyon und natürlich erinnert das sofort an den Antelope Canyon bei Page in Arizona. Der LWHC ist zwar nicht so farbenprächtig und auch oben immer etwas offen, aber die Narrwos sind absolut sehenswert. An den engsten Stellen passt man gerade noch so durch. Nach ein paar hundert Metern öffnet sich der Canyon wieder und ich denke schon, dass es das gewesen ist. Da entdecke ich weiter nördlich einen Eingang zu den nächsten Engstellen.
Immer enger: weiter oben im Little Wild Horse Canyon.Diese sind noch etwas dunkler als die ersten und teilweise noch enger. Auch liegt hier mehr Geröll herum, so dass man teilweise über Felsen klettern muss.
Viel weiter gehts nicht: in der zweiten narrows section wird der Weg nicht besser.Ausserirdisch: seltsame Steinformationen am Canyon-Rand. Nach einigen hundert Metern ist dann endgültig Schluss. Ein breites und vermutlich tiefes Wasserloch versperrt den Weg. Umklettern kann man das in diesem engen Slot nicht. Ich kehre um, viel weiter kann der Canyon ohnehin nicht mehr gehen. Auf dem Rückweg strahlen die Löcher am Canyon-Eingang in der Abendsonne. Das Motiv kenne ich von vielen Bildern, in echt sieht es aber viel besser aus.
Viel fotografiert: die Löcher am Anfang des Little Wild Horse Canyon.Nicht ungefährlich: wie in vielen Slot-Canyons muss man auch hier bei schlechtem Wetter aufpassen.Nach gut 40 Minuten bin ich zurück am Trailhead und mache mich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Der ist schnell gefunden, nur knapp 500 Meter hinter dem Parkplatz finde ich eine kleine Bucht am Weg, die als Stellplatz ganz ok ist. Ich richte das Auto zum schlafen her, öffne ein Bier und mache mich bereit für die Nacht. Das Feuerholz hat noch Schonfrist, ich habe heute keine Lust mehr, etwas zu kochen.
Schon wieder kostenlos: Camping unweit des Little Wild Horse Canyon. Ohne Feuer werde ich recht bald ins „Bett“ gehen. Und morgen gehts dann nach Moab, in den Arches und Canyonlands N.P. Dann darfs auch mal wieder ein Motel sein. Moab ist zwar nicht gerade billig, aber eine Dusche tut not.
Gefahrene Strecke: 154 Meilen
Übernachtung: Goblin Valley overflow camp, Little Wild Horse Canyon (kostenlos)
to be continued...
Lurvig