liesst noch jemand mit, oder ist die Strecke zu langweilig, die Erkältungsgeschichten zu klagend und die "Prosa" zu anstrengend?
Anyway.... es geht weiter!
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Montag, 30.04.2007Great Sand Dunes National Park – Poncha Springs – Buena Vista - LeadvilleDer 30. April im Überblick: Über den Cosmic Highway in die höchste Stadt der USA.Der kühne Plan, zum Sonnenaufgang aufzustehen ist fehlgeschlagen. Zwar hat mich der Wecker gegen sechs Uhr aus einer recht kühlen Nacht befreit, aber ich habe keine Lust, aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass es auch um sieben oder acht noch ok ist. Gegen sieben stehe ich dann endlich auf, packe nur notdürftig die Sachen zusammen und fahre erstmal die paar hundert Meter zum Dunes Parkplatz. Von dort starte ich einen erneuten Ausflug in die Dünen. Mal sehen, ob der entspannter wid als gestern Nachmittag. Bereits nach wenigen Metern muss der Wash durchquert werden. Er ist hier viel breiter als oben am Campground, zudem kommt mir das Wasser so früh am morgen noch kälter vor.
Eiskalte Fusswäsche: Auf dem Weg in die Dünen.Egal, ich muss da durch. Auf der anderen Seite angekommen, steige ich langsam die Dünen hinauf. Die Nase ist immer noch nicht ok, es brennt immer noch beim atmen. Ich gehe langsam, ich habe Zeit. Die menschlichen Spuren des vortages sind fast vollständig verweht, es sind zudem nur ein oder zwei Leute in den Dünen zu sehen. Dafür zeigt der Sand jetzt die Zeichen der Nacht: Wind und diverse Tiere haben ihre Spuren hinterlassen. Ich finde viele Tierspuren, von relativ grossen Tieren (Rehe?), von Vögeln und von undefiniernbaren Kreaturen. Vielleicht war ja eines davon die Ordsche Känguruh-Ratte? Diese hätte ich gerne mal gesehen, so bleiben mir nur ihre vermeintlichen Spuren.
Immer noch unwirklich: vorne „Wüste“, hinten Hochgebirge. Die Spuren der Nacht: Was das wohl für ein Tier war?Nach gut einer Stunde bin ich wieder am Auto. Der Ranger ist gerade damit fertig geworden, den Restroom am parkplatz zu putzen. Es ist so sauber, dass ich mich kaum traue, etwas darin anzufassen. Wieder einmal finde ich es erstaunlich, wie sauber solche Einrichtungen in den Nationalparks und Stateparks sind. Der allgegenwärtige Spruch „your tax dollars at work“ scheint doch nicht nur ein Spruch zu sein. Sicher, ein Grossteil davon fliesst in George Dabbeljuhs Kriegskasse, aber es schient auch noch was für sinnvolle Zwecke übrig zu bleiben. Oder finanzieren sich die Parks ausschliesslich über die Eintrittsgelder? Ich fahre zurück zum Campground, packe die Sachen zusammen und überlege, ein Frühstück zu bereiten. Aber ich habe keinen Hunger. Das müssen diese seltsamen Drixoral-Pillen sein. Seit gestern schon habe ich kaum Hunger. Dann muss das Esssen eben warten. Gegen zehn habe ich endlich alles eingepackt und fahre los. Noch einmal schaue ich am Dunes Parkplatz vorbei um den Restroom zu besuchen, der scheint leerer als der auf dem Campground. Dort treffe ich „meinen„ Schweizer samt Frau, wir unterhalten uns noch ausgiebig und mit vielen guten Tipps für die Denver-Region fahre ich dann aus dem Park. Den Mosca-Pass zur US69 finde ich nicht, so dass ich wohl doch über die LN6 zum Highway 17 und dann zur 285 Richtung Leadville fahren muss. Die LN6 ist schnell erreicht. Hier geht es erstmal gut 15 Meilen geradeaus.
LN6: öder Name für eine öde Strasse. Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen soll. Der Highway 17 nach Norden besticht mit einer schnurgeraden Streckenführung. Und das über insgesamt mehr als 50 km (!). Wenn man hier unterwegs ist, muss man auf seltsame Gedanken kommen. Und so wundert es mich nur wenig, als ich nach ca. 15 Meilen Schilder am Strassenrand sehe „cosmic highway“ und „ufo´s rock“.
Klingt besser als Highway 17: der „Cosmic Highway“. Aha, Roswell lässt grüssen. Dort sieht es ja ähnlich aus. Haben auch hier übermüdete Autofahrer nach Meilen der stupiden Geradeausfahrt UFOs gesehen? Kurz darauf weißt ein Schild zum „ufo watch tower“. Ich biege ab, sowas hat mich schon immer interessiert. Der watch-tower liegt nur wenige hundert Meter abseits des Highway und besteht aus einem Iglu-artigem Rundbau mit einer niedrigen Aussichtsplattform. „Tower“ ist doch etwas übertrieben… wie so vieles in Amerika. Ich schaue mich um und schiesse in paar Fotos.
“Have you ever seen an UFO?”: am UFO Watchtower in Hooper/Colorado. Ein scharzer Pickup brescht heran und eine ziemlich irdische ältere Frau und ein durch und durch idrischer Hund steigen aus. Sie kommt auf mich zu begrüsst mich und fragt „have you ever seen an UFO?“. Ich verneine. Leider, denn gerne hätte ich sowas mal selber gesehen. Schnell sind wir im Gespäch und sie erzählt mir, dass hier seit dem 15. Jahrhundert seltsame Dinge beobachtet wurden. Und allein im letzten Jahr habe es 39 „Sichtungen“ gegeben. Auch Hitler soll hier schon in einem Raumschiff gelandet sein. Naja, hoffentlich nicht! Dann führt sie mich durch ihre UFO-Garten, in dem es ein „vortex“, sowas wie ein Wormhole geben soll, durch dass man in andere Dimensionen gelangen kann. Für mich sieht der Garten ehr wie eine liebevoll gepflegte Schrottsammlung aus. Seltsam, dass der ganze Krempel noch da ist und nicht längst in das Parallel-Universum abgedriftet ist. Egal. Es ist interessant, ihren Ausführungen zuzuhören. Wir plaudern eine ganze Weile und sie sagt schliesslich „there must be something out there. We can't be the only one in this huge universe “. Trotz all dem UFO-Kitsch kann ich dem nur zustimmen. Im watch-tower nehme ich ein paar Kulis mit, trage mich ins Gästebuch ein und werfe einen Dollar in die donation-box. Dann mache ich mich wieder auf den Weg, in der Hoffnung, auf den verbleibenenden gut 25 Meilen kurvenfreier Strecke etwas ausseridrisches zu erleben. Leider passiert das nicht. Es ist wohl noch zu früh am Tag. Die Strecke ist ebenso eintönig wie faszinierend und vermittelt wieder einemal mehr die unendlichen Weiten… nein, nicht des Weltraums… sondern Amerikas.
Leider sehr irdisch: berechtigte Frage am Strassenrand. Unendliche Weiten: auf dem Weg nach Mineral Hot Springs. Irgendwann komme ich auf die 285, die nach Norden Richtung Leadville führt. Dort soll es recht schön sein, hat der Schweizer heute morgen erzählt. Und so mache ich Leadville erstmal zum Tagesziel. Auf dem Weg dorthin komme ich wieder durch Poncha Springs und Buena Vista, hier war ich am Anfang der Reise schon mal. Dann geht es weiter Richtung Twin Lakes. Westlich über den Bergen lagern schon wieder bedrohlich Wolken. Das Wetter bleibt aber noch gut.
Bedrohliches Wetter: Mount Harvard unter schwarzen Wolken. Ich mache ein paar Abstecher zum Arkansas River, der hier fast parallel zur Strasse fliesst. Die Stichstrassen sind rumpelig und uneben, aber angenehm kurz. Bei ein paar Fluss-Fotos fällt der Deckel meines neuen Sigma-Objektives in den Fluss. Weniger schön. Aber es gibt sicher unangenehmere Ort, um so was zu verlieren.
Achsenverschränkungsübung: auf dem Weg zum Arkansas River. Kurz darauf zweigt der Highway 84 Richtung Aspen ab. Apsen möchte ich nicht unbedingt sehen, aber die Strecke dorthin soll sehr schön sein. Natürlich ist der Independence Pass noch geschlossen. Dennoch verlasse ich die 285 für einen Abstecher Richtung Aspen, soweit es eben geht. Man kann ja immerhin mal bis zur Strassensperre fahren, Zeit ist genug. Die Strecke dahin ist fantastisch. Zunächst kommen die beiden Seen, die dem kleinen Ort Twin Lakes ihren Namen gegeben haben. Ein tolles Panorama bietet sich hier. Klarer blauer Bergsee vor teilweise verschneiten Gipfeln, dazu ein dramatischer, teils bewölkter, teils sonniger Himmel.
Tolles Bergpanorama: Twin Lakes. Der Abstecher hat sich schon jetzt gelohnt! Ab Twin Lakes sind noch gut zehn Meilen der Strasse offen und ich fahre bis hinauf. Es geht entlang eines wilden Bergbaches und der Schnee links und rechts der Strasse wird höher. Die wunderschön gelegenen Campingplätze sind alle noch geschlossen. In und um die Ferienhäuser der offenbar besserverdienenden Amerikaner herrscht jedoch schon reges Treiben. Diese Häuser stehen noch sehr vereinzelt und passen sich meist gut in die Landschaft ein, aber es wird hier und da auch neu gebaut. Wer weiss, wie lange es hier noch so idyllisch aussehen wird. Nach einer Weile bin ich am Eende der Strasse angelangt. Ein Sperrzaun macht die Weiterfaht unmöglich. Der Fahrer eines entgegenkommenden Schneepfluges grüsst mich freundlich. Zuhause hätte er mich vermutlich angebrüllt und zur Umkehr gezwungen. Da ein Weiterkommen nicht möglich ist, kehre ich um und geniesse die Abfahrt bis Twin Lakes. Es bieten sich immer wieder tolle Fotomotive.
Who needs Aspen? Die wunderbare Bergwelt lockt mich mehr als ein nobler Ski-Ort. Raue Bergwelt: kurz vorm (geschlossenen) Independence Pass.Auch schön: der winzige Ort Twin Lakes ist ebenfalls sehenswert. An der 285 angekommen fahre ich weiter gen Norden und bin recht bald in Leadville. Leadville nennt sich selbst die „the highest incorporated city of the US“ und vermutlich stimmt das auch. Das GPS zeigt knapp 3100 Meter an. Der Himmel zieht sich leider wieder zu und leichter Sprühregen setzt ein. Es ist zwar erst 16 Uhr, aber ich beschliesse, hier zu bleiben.
On top of it all: Leadville/Colorado. Ein Campground kommt bei dem Wetter auf über 3000 Metern Höhe nicht in Frage, also suche ich ein Motel. Direkt im historischen Ortszentrum entdecke ich eine brauchbare aussehende Bleibe, die zudem mit „free wi-fi“ wirbt. Gegenüber ist ein Liquor-Shop und der alte Saloon von 1879 . Optimale lage also! Der Preis ist mit 43 Dollar auch ok. Das Zimmer ist ordentlich, aber etwas altbacken.
Timberline Motel: nicht neu, aber sehr sympathisch. Optimale Lage: Silver Dollar Saloon direkt gegenüber vom Motel. Trotzdem, oder gerade deswegen, passt es gut zu dieser alten Goldgräber-Stadt. Ich lade meine Sachen ab und suche einen Supermarkt, denn das Zimmer hat Microwelle und Kühlschrank. Heute gibt es also selbst “gekochtes“ Fastfood. Im örtlichen Safeway erstehe ich eine Packung „swedisch meatballs“ mit Pasta. Wie unamerikanisch! Im Liquor Shop nebenan kaufe ich noch eine Dose Coors. Die Beute kommt in den Kühlschrank und dann wage ich mich in den Saloon. Der entpuppt sich beim näheren hinsehen als Irish Pub. Die Barfrau erzählt mir, dass ihre Mutter aus Frankfurt/Germany sei.
Deutsch-Irisch-Amerikanisch: im Silver Dollar Saloon.Ein internationaler Abend also: schwedische Meatballs, amerikanisches Bier, irisches Pub und (fast)deutsche Barfrau. Zudem erzählt mir ein etwas angetrunkener Gast im Saloon, dass er aus Russland sei. Obs stimmt? Egal. Ich muss raus. Das eine kleine Bier zeigt Wirkung. Die dünne Luft und den ganzen Tags nichts gegessen fühle ich mich etwas angetrunken. Das Motel liegt direkt gegenüber und die Meatballs sind schnell gemicrowellt. Gar nicht so übel, das Zeug! Nach dem Essen checke ich eMails, schreibe am Reisebericht und erfreue mich am Nachbarn, dessen alter Chevy Blazer scheinbar kränkelt. Er lässt ihn immer wieder an, um dann Vollgas zu geben und den Motor absterben zu lassen. Der betagte Sechszylinder ist brüllend laut, klingt aber wenig gesund. Der Besitzer des Vehikels gibt bald auf und so kehrt Ruhe ein. Der Himmel klart auf und laut Weather Channel solls morgen schön werden. Ich bin gespannt, wie das durchaus smypathische Leadville im Morgenlicht aussieht.
Gefahrene Strecke: 190 Meilen
Übernachtung: Timberline Motel, Leadville (43,52$)
to be continued...
Lurvig