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Autor Thema: Col(d)orado + Utah 2007  (Gelesen 28742 mal)

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wernerw

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #90 am: 01.06.2007, 20:09 Uhr »
Ich lese mit. Begeistert.
Bald geht's wieder los. Leider nur kurz: 26.8. bis 27.9.

mannimanta

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #91 am: 01.06.2007, 20:31 Uhr »
Hi,
ich habe schon viele Bilder vom den Great Sand Dunes gesehen,
aber solche noch nicht!
Der Kontrast mit dem Wash im Vordergrund und den schneebedeckten
Bergen als Hintergrund ist genial!
Sag mal:
Wird man da nicht zum "lonesome cowboy", so alleine in der Bergwelt? :mrgreen:
Toller Bericht, Respekt!

lurvig

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #92 am: 01.06.2007, 20:43 Uhr »
Hi,
ich habe schon viele Bilder vom den Great Sand Dunes gesehen,
aber solche noch nicht!
Der Kontrast mit dem Wash im Vordergrund und den schneebedeckten
Bergen als Hintergrund ist genial!
Sag mal:
Wird man da nicht zum "lonesome cowboy", so alleine in der Bergwelt? :mrgreen:
Toller Bericht, Respekt!


Danke!
Und... ja. Man wird zum lonesome cowboy... aber aber gerade das macht es ja aus! DER ganz grosse Vorteil, am Allein-Reisen. Ich bin mittlerweuile ja auch gerne zu zweit unterwegs, aber diese unbeschreibliche Freiheit erlebt man (imho) nur alleine. Ich mag das!

Lurvig

Tristan75

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #93 am: 01.06.2007, 20:51 Uhr »
Sagenhaft schöne Bilder. Vor allem die Einsamkeit reizen einen  .... aber sag mal : Hattest du nachts nicht ab und wann ein ungutes Gefühl im Auto ? Nicht irgendwelche " Geräusche " die einen aus dem Schlaf reisen ? Ich mein liegt man mal im Schlafsack, ok, aber wenn die Blase drückt und man muss ins "dunkle" rausgehen .... :pray:
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Terrorwahnsinn
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lurvig

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #94 am: 01.06.2007, 20:55 Uhr »
...
Hattest du nachts nicht ab und wann ein ungutes Gefühl im Auto ? Nicht irgendwelche " Geräusche " die einen aus dem Schlaf reisen ? Ich mein liegt man mal im Schlafsack, ok, aber wenn die Blase drückt und man muss ins "dunkle" rausgehen .... :pray:
...

ne, erstaunlicherweise nicht. Hätte ja selbst mit sowas gerechnet, aber es war nicht so. Ok, ich mache das nicht zum ersten Mal und reise ja gerne alleine, aber gerade dieses Etwas an Ungewissheit und Abenteuer gehört doch dazu. Ich kann das nur jedem empfehlen!
Einzige Gefahr dabei: es kann süchtig machen und man ist danach nicht mehr "gruppenreisefähig" *lol*

Lurvig

Westernlady

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #95 am: 01.06.2007, 22:56 Uhr »
Einzige Gefahr dabei: es kann süchtig machen und man ist danach nicht mehr "gruppenreisefähig" *lol*

Lurvig

 :lol: :lol: :lol:
Nicht unbedingt hinsichtlich Übernachtung im Auto etc. aber bzgl. allein reisen.
Eine Diskussion, die ich erst vor ein paar Tagen im Büro führte  :wink:

EDVM96

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #96 am: 02.06.2007, 03:51 Uhr »
es kann süchtig machen und man ist danach nicht mehr "gruppenreisefähig" *lol*
Du meinst wegen der 7-Tage Unterwäsche?  :mrgreen:

Susan26

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #97 am: 02.06.2007, 09:53 Uhr »
Lurvig, ich bin auch noch dabei, lese mit und genieße  :wink: - toller Bericht, tolle Aussichten!
Hoffentlich ist dann Tour nicht bald vorbei?  :shock:

Susan
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Ganimede

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #98 am: 02.06.2007, 14:22 Uhr »
Ich lese natürlich auch noch mit  :D

Diesmal hatten wir für einen Coloradobesuch keine Zeit, aber das wird bestimmt nachgeholt  -- und Du bist mitschuld  :wink:

Aber niemals im April / Mai. Ich hasse Kälte und Regen im Urlaub  :lol:

lurvig

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #99 am: 03.06.2007, 11:20 Uhr »
...
Aber niemals im April / Mai. Ich hasse Kälte und Regen im Urlaub  :lol:
...

ach, geregnet hats ja eigentlich nur selten. Es war oft schwarz und sah dramatisch aus, aber wirklich schlechtes Wetter hatte ich kaum.
Das einzig wirklich störende waren die vielen geschlossenen Campingplätze und gesperrten Strassen. Das ist mir aber immer noch lieber
als Hochsaison-Trubel ;)
Wie auch immer, ideal für Colorado ist natürlich der Herbst, Ende September.  Heute abend gehts weiter...

Lurvig

lurvig

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #100 am: 03.06.2007, 19:38 Uhr »
Dienstag, 01.05.2007

Leadville – Loveland Pass – Georgetown - Granby – Gould – Fort Collins – Estes Park


Der 1. Mai im Überblick: 333 Meilen, viel zu weit.

Heute ist der 1. Mai. Feiertag in Deutschland. Ich feiere schon seit zehn Tagen. Urlaub, Abenteuer, Freiheit. Ein „Feiertag“ hat jetzt schon etwas unwirkliches. Wochentage sind mir egal, der Arbeits-Stress zu hause und all der Alltags-Kram schon lange. So muss es sein!
Gegen 9:30 Uhr verlasse ich das Zimmer. Hat mir Leadville gestern Abend schon ganz gut gefallen, so gewinnt es heute im Morgenlicht nochmal deutlich. Wolkenloser Himmel, strahlend weisse Berge im Hintergrund und davor diese alte Stadt, die Kulisse für einen Western sein könnte.


Erster Mai: bestes Wetter.


Sympathische Stadt: Leadville am Morgen.

Ich fahre einige Runden durch Leadville und staune, wie gross der Ort doch ist. Dann mache ich mich auf den Weg zum Lake Turquoise. Dieser soll, so der Schweizer, den ich im Great Sand Dunes traf, wirklich türkisfarben sein. Nach einigem Suchen finde ich die Strasse, muss aber enttäuscht festellen, dass die Zufahrt zum See (natürlich) noch gesperrt ist. Ich schaue ins GPS und finde eine andere Route, die zum See führen könnte. Schon bald ist sie gefunden. Auf dem Weg dorthin begegnet mir Gott. Er fährt einen blauen Ford Explorer. Gut, es könnte auch die Reinkarnation von Karl Marx gewesen sein, aber was sollte der in Leadville tun? Die Höhe des Ortes lässt Gott doch wahrscheinlicher erscheinen. Vielleicht war es auch einfach ein ganz normaler Amerikaner mit extremen Bart- und Haarwuchs? Wir werden es wohl nie erfahren. Nach dieser „Erscheinung“ erreiche ich schnell den Lake Turquoise, leider wieder nur zu einem Teil, auch diese Strasse ist kurz darauf gesperrt. Aber immerhin komme ich ans Ufer des Sees. Ob er wirklich türkis ist, lässt sich nicht sagen. Eine dicke Eisschicht verbirgt seine wahre Farbe.


Unweit von Leadville: ein Zufluss des Arkansas River.


Ice Lake wäre treffender: der Lake Turquoise.

Ich fahre also wieder zurück nach Leadville und mache mich auf den Weg Richtung Frisco und I70. Dorthin geht es über den „Top of the Rockies“ Highway, eine wunderbare Hochgebirgsstrecke. Die Gegend um den Fremont Pass, meinen bis dahin höchsten befahrenen Pass ist zwar von diversen Bergbauunternehmen etwas verunstaltet, dennoch bieten sich immer wieder Ausblicke auf eine tolle Berglandschaft.


Auf dem Weg zum Fremont Pass: der „Top of the Rockies“ Highway.


11318 Fuss: der Fremont Pass.

Vom Fremont Pass führt die Strasse schnell hinunter zur Auffahrt auf den Intersate 70. Diesem folge ich für wenige Meilen nach Osten, um ihn dann gleich wieder für eine Fahrt über den Loveland Pass zu verlassen. Vorher passiere ich Frisco (das heisst wirklich so und ist ein weiterer Grund, San Francisco nicht so zu nennen!) und Dillon und genehmige mir bei BK einen Whopper. Derart gestärkt gehts dann hinauf auf den Loveland Pass. Bis 1973 musste aller Verkehr diesen Pass passieren, seit 1973 geht das für die meisten schneller und einfacher durch den Eisenhower-Tunnel. Der ist vielleicht sehenswert, aber bestimmt nicht schön. Ich fahre also erstmal über den Pass. Und der wird mit gut 3680 Metern jetzt mein neuer Höhenrekord. Solche erfahrbaren Höhen muss man in Europa lange suchen. In den Alpen gibts nichts vergleichbares, allenfalls vielleicht im Kaukasus.


Der Highway 6: Umgehung des Eisenhower-Tunnels durch fantastische Berglandschaft.


Im Sommer wahrscheinlich blau: zugefrorener See am Highway 6.


Es wird eisig: kurz vor der Passhöhe.


Endlich oben: mit 11990 mein neuer Höhenrekord.

Oben ist es ziemlich frisch und die Höhenluft macht sich wieder bemerkbar. Die paar Meter Fussweg vom Auto zu einer Anhöhe fühlen sich viel anstrengender an als sie sind. Nach diversen Fotos auf der Passhöhe fahre ich herunter zum Ostportal des Eisenhower-Tunnels. Jetzt bin ich schon mal hier und habe den Tunnel nicht gesehen. Das geht ja nun auch nicht. Also entschliesse ich mich, den I70 nochmal gen Westen zu fahren, um den Tunnel mitzunehmen. Dieser ist angeblich die höchstgelegene Tunneldurchfahrt der Welt, also muss man ihn mal gefahren sein. Sonderlich lang ist er nicht. Da gibts in Thüringen besseres ;-).  Ich muss nun den I70 bis Silverthorne zurückfahren, wende dort und fahre wieder zurück nach Osten. Damit muss ich natürlich erneut durch den Tunnel, der aber auf der West-Ost-Route nun Johnson-Tunnel heisst. Die beiden Röhren wurden im Abstand von sechs Jahren erbaut und haben unterschiedliche Namen. Nachdem ich durch die Johnson-Röhre gefahren bin, komme ich nach Georgetwon. Ebenfalls eine alte Goldgräber-Stadt, direkt am I70 gelegen. Das Wetter wird jetzt richtig schlecht, ein heftiges Gewitter mit Schneeregen entlädt sich über Georgetown. Dennoch fahre ich vom Interstate ab und drehe eine Runde durch die Stadt. Auch hier – wie in Leadville – schöne alte Häuser, eine Stadt wie aus einem Western. Sowas kenne ich aus Amerika sonst kaum. Eine Stadt ohne diese typischen Tankstellen-Fastfood-Shopping Mall-Motel-Zonen. Schön, dass es noch Orte wie Georgetown gibt, die etwas von der relativ kurzen europäisch geprägten Geschichte Amerikas erzählen. Die Geschichte davor ist ja grösstenteils gelöscht und ihre Überlebenden in Reservate verdrängt worden.


Wie aus einem Western: Georgetown Post Office.


Die Bahnpioniere hätte es nicht gestört: In Georgetown beginnt es zu regnen.

Von Georgetown aus fahre ich wieder auf den I70 nach Osten, um ihn kurz darauf erneut verlassen. Mein Weg führt mich nun auf den Highway 40 nach Granby. Das Wetter ist durchwachsen, es regnet immer mal wieder leicht. Die Strecke nach Granby ist durchaus schön, auch wenn das bei dem trüben Wetter oft nur zu erahnen ist.


Wie bunt muss das im Herbst sein? Auf dem Weg nach Granby.

In Granby finde ich eine Tankstelle, wo die Gallone Regular nur 2,64 Dollar  kosten soll. Das wäre supergüntsig. Der Haken ist schnell gefunden. Ein Schild „out of gas“ ziert jede einzelne Tanksäule. Die Tankstelle ist aber schon noch in Betrieb. Ich fahre weiter und tanke zum „Standardpreis“ von 2,99 bei Shell. Auf meine Frage nach der Befahrbarkeit der Trail Ridge Road durch den Rocky Mountain N.P. erklärt mir die nette Dame an der Tankstelle, dass die Strasse noch mindestens bis Memorial Day zu sei: “we´ve had a lot of snow this year“. Ok, damit habe ich gerechnet, das ist jetzt mal keine Enttäuschung. Die Shell-Frau empfiehlt mir die nördliche Umfahrung über Walden und warnt mich „we have a lot of mooses and elks this time. And they are huge. Take care!“. Ich bedanke mich für die Tipps und fahre nochmal zurück in den Ort. Am ersten Liquor-Shop mache ich halt. Die Nacht auf dem Campground dürfte frisch werden, ein Fläschen Whiskey könnte hilfreich sein. Im Liquor-Shop hängen Bilder von Elchen, auf der Strasse, direkt vor Autos. Ich frage, ob die Bilder aus der Umgebung sind. Die Schnapsverkäuferin erklärt mir, dass die Bilder auf der 125 nach Walden entstanden sind. Genau auf der Strecke, die nun vor mir liegt. Sie rät mir, vorsichtig zu fahren, es gäbe viele Elche zu dieser Zeit. Ich mache mich also auf den Weg nach Walden. Auch diese Strecke ist wieder sehr schön, und sie würde noch mehr gewinnen, wenn das Wetter besser wäre. Es ist grau und regnet ab und zu. Trotzdem ist die Landschaft auffällig bunt. Selbst jetzt im Frühling ist noch etwas von der Farbenpracht des Indian Summer zu erahnen. Wie toll muss diese Strecke im Herbst sein? Die gut 55 Meilen nach Walden führen fast vollständig durch ein Waldgebiet. Ich halte aufmerksam nach Elchen Ausschau, aber es zeigt sich keiner. Etwa 16 Meilen vor Walden gibt es eine Abkürzung über eine gut befahrbare Dirtroad nach Gould. Ich nehme diese Route, nachdem vor mir ein PKW in diese Strasse abgebogen ist. Wenn der da durchkommt, dann schaffe ich das mit dem kampferprobten Chevy allemal. Die Strecke ist einfach zu fahren. Sie führt durch flaches Hügelland, man könnte annehmen, irgendwo im Mittelgebirge zu sein, doch das GPS zeigt beharrlich Höhen über 2500 Metern an.


Einsames Hochland: auf dem Weg nach Gould.

Die Elch-Route habe ich damit verlassen, ohne Sichtung. Auf der Dirtroad sehe ich dafür einen Dachs. Er quert vor mir die Strasse und setzt sich kurz fotogen am Strassenrand auf. Allerdings nur solange, bis ich anhalten und die Kamera greifen kann. Schon ist er wieder weg. Ich folge der Strasse weiter Richtung Gould, den PKW sehe ich weit vor mir. Die Piste kann also nicht schlecht sein. Kurz bevor ich auf den Highway 14 einbiege, bekomme ich dann doch noch meine Elche! Auf einer Lichtung, direkt am Strassenrand grast eine Elchkuh mit ihrem Jungen. Ich versuche staubfrei und ohne Lärm anzuhalten, es gelingt nur bedingt. Die Tiere schauen auf, das Junge flieht zum Waldrand. Das wars dann wohl mit Elch-Fotos. Die Elchkuh schaut auf… aber bleibt am Platz. Ich montiere das Teleobjektiv, steige vorsichtig aus und gehe langsam auf das Tier zu. Die Elchkuh signalisiert Abwehrbereitschaft. Sie dreht sich immer mit dem kopf zu mir, weißt mir nie ihre Seite zu. So kriege ich keine guten Fotos. Ich warte eine Weile, verhalte mich ruhig. Das Jungtier traut sich jetzt wieder hervor und nach einer Weile merken wohl beide, dass ich keine Gefahr für die darstelle. Sie beginnen wieder zu grasen und nehmen keine Notiz von mir.


Komm mir bloss nicht zu nahe! Abwehrbereite Elchkuh.


Gras zu niedrig oder Hals zu kurz? Elche knien zum fressen.

Nach ein paar Minuten steige ich wieder ins Auto und fahre vorsichtig und möglichst leise weiter. Die Elche zeigen sich wenig beeindruckt. Nach wenigen hundert Metern bin ich auf der 14. Hier kennt meine Karte sehr viele Campgrounds, und ich beschliesse, den nächsten akzeptablen Platz zum Nachtlager zu machen. Vorher geht es noch über den knapp über 3000 Meter hohen Cameron Pass. Dort oben sind alle Campgrounds geschlossen. Die Zufahrtswege dick verschneit. Mit jedem Höhenmeter, den ich nach dem Cameron Pass verliere, wir des wärmer und schneefreier. Ich bin zuversichtlich, bald einen Campground zu finden. Es herrscht auch kein Mangel an solchen. Nur sind sie alle noch geschlossen, obwohl kein Grund dafür erkennbar ist. Längst hat der Frühling Einzug gehalten. Endlich finde ich einen offenen  Platz, „Big Bend“. Der gefällt mir aber nicht sonderlich und ich fahre weiter. Ein schwerer Fehler, wie sich noch herausstellen soll. Es geht immer weiter herunter, es wird immer wärmer und es kommen noch viele Campgrounds. Nur sind sie alle geschlossen. Hätte ich doch nur…  Aber umkehren kommt nicht Frage. Die Strecke ist schön, sie folgt einem wilden Gebirgsbach.


Profile Rock: wer findet den Kopf im Felsen?

Ich beschliesse, noch bis kurz vor Poudre Park der 14 zu folgen, wenn sich bis dahin kein Campground findet, werde ich die Strasse nach Masonville nehmen, die laut Karte durch einen National Forest führt, und dort irgendwo wild campen. Der Abzweig zu dieser Strasse ist schnell erreicht, aber kein Campground gefunden. Ich biege also Richtung Masonville ab. Ein Schild des NF-Service weißt darauf hin, dass das Campen nur mindestens ¼ Meile abseits der Strasse erlaubt ist. Damit kann ich leben. Es wird schon irgend einen Waldweg geben. Die Strasse nach Masonville ist – wie so viele hier - recht schön, sie folgt grösstenteils einem kleinen Fluss, der ein üppig grünes Tal durchquert. Leider ist links und rechts der Strasse alles eingezäunt und „no trespassing“ oder „private property“ Schilder verunstalten die Landschaft. Das NFS-Schild erweist sich schnell als überflüssig. Mehr als zehn Meter abseits der Strasse kann man hier gar nicht sein, ohne im Stacheldraht zu hängen. Ich gebe den Plan auf, hier irgendwo zu campen. Nach einer Weile komme ich an einen See, den ich nicht erwartet hätte.


Unerwartet: Horsetooth Reservoir kurz vor Fort Collins.

Offenbar habe ich einen Abzweig nach Masonville verpasst und bin nun fast in Ft. Collins. Da wollte ich zwar gar nicht hin, aber dort könnte sich immerhin ein Motel finden. Ich fahre weiter und komme durch auffallend gepflegte und schön begrünte Wohngebiete nach Ft. Collins. Von hier gelange ich schnell auf die 287 Richtung Loveland. Das typische amerikanische Stadtbild beginnt: Einkaufszentren, Autohäuser, Fastfoodlokale, Tankstellen und….  Nein! Keine Motels. Gerade dann, wenn man eins braucht, ist ja meist keins zu finden. Ich folge der 287 bis Loveland. Es taucht kein einziges Motel auf. Also biege ich in Loveland auf die 34 Richtung Estes Park ein. Irgend eine Bleibe wird sich an dieser Strasse zum Rocky Mountain N.P. ja wohl finden. Aber auch hier werde ich enttäuscht. Ausser auffallend grünen und schicken Wohngebieten gibt es nichts, was zu erwähnen wäre. Ich sehe mich also gezwungen, heute noch bis Estes Park durchzufahren. Die 34 Richtung Rocky Mountains N.P. ist mal wieder eine schöne Strecke, sie folgt dem Big Thompson Canyon, entlang dem gleichnamigen Fluss. Der Canyon ist teilweise sehr steil und schroff und erinnert ein wenig an den Black Canyon of the Gunnison, nur dass er nicht so tief ist und man hier im Canyon fährt und nicht oben am Rand. Ich kann die Strecke nicht wirklich genissen, da ich eigentlich nur noch nach einer Unterkunft suche. Das Licht erlaubt zudem keine brauchbaren Fotos mehr. Es ist mittlerweile nach 19 Uhr. Am Weg nach Estes Park liegen einige private Campgrounds, einer hässlicher als der andere. Da ist keine Alternative! Endlich ist Estes Park erreicht, ich halte spontan am Budget Host Motel. Das Schild wirbt mit solch tollen Errungenschaften wie Telefon und TV. Egal, ich brauche nur ein Bett. Sowas werden die ja wohl auch haben. Das Zimmer kostet 52 Dollar, ich nehme es ohne zu überlegen. Es ist spät genug. Nach genau 333 Meilen kommt der Chevy vor dem Zimmer zum stehen.


Endlich! Nach 333 Meilen am Ziel.

Ich lade meine Sachen aus und schalte das Notebook ein. Und tatsächlich, es gibt hier ein offenes WLAN. Scheinbar hat man es in Anbetracht der ganzen anderen tollen Sachen (wir erinnern uns: Telefon und TV) ganz vergessen, zu erwähnen. So kann ich noch eMail checken und mich dann dem Reisebericht widmen. Morgen möchte ich zu Bear Lake, der ist ja hier gleich um die Ecke, die Nase ist viel besser und ich hoffe, ein Stück laufen zu können. Leider verspricht der Weather Channel für Morgen eine 60% Regenwahrscheinlichkeit. Das währe sehr dumm, aber bisher hat das mit dem Weather Channel noch nie so genau gestimmt. Ich hoffe, dass es wenigstens morgen früh noch gutes Wetter ist. Heute bin ich viel zu viel gefahren, vermutlich an vielen schönen Dingen vorbei. Einerseits fühle ich mich noch nicht fit genug für grosse Wanderungen, andererseits war das Wetter nicht immer gut heute. Trotzdem denke ich, dass ich viel zu schnell unterwegs war, über 500 km am Tag und fast nur im Auto, bis auf ein paar kurze Fotostops. Die nächsten Tage muss ich ruhiger angehen, ich habe genug Zeit! Bis auf den Bear Lake sind alle Ziele, die ich mir gesetzt habe, erreicht. Ich kann also die letzten drei Tage der Reise im Grossraum Denver verbringen und muss keine Meilenrekorde mehr aufstellen. Allenfalls einen zweiten Versuch am Pikes Peak will ich noch machen. Aber diesmal mit vorherigem Anruf wegen der Wettersituation. Aber morgen steht erstmal der Bear Lake auf dem Programm…. Wenn das Wetter mitspielt.

Gefahrene Strecke: 333 Meilen
Übernachtung: Budget Host Motel, Estes Park (52,82$)

to be continued...

Lurvig

Liberty

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #101 am: 03.06.2007, 19:55 Uhr »
Hallo Lurvig,

habe gerade Deinen tollen Bericht gelesen (im Hintergrund läuft Today's Country!!!). Ach ja, da kommt Fernweh auf bei den Bildern.

Schade, daß es nur noch 3 Tage sind... Von mir aus könnte Deine Reise noch länger dauern.

Liebe Grüße

Gitte
Liebe Grüße

Gitte

Reisen ist tödlich für Vorurteile (Mark Twain)

lurvig

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #102 am: 03.06.2007, 19:59 Uhr »
...
Schade, daß es nur noch 3 Tage sind... Von mir aus könnte Deine Reise noch länger dauern.
...

wenn es danach ginge, wäre ich heute noch unterwegs drüben. Aber so hat man wenigstens wieder Träume für die nächste Reise.
Zudem gibts ja noch eine "Bonustag"... aber dazu später mehr ;)


Lurvig

Doreen & Andreas

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #103 am: 04.06.2007, 10:32 Uhr »
Ich lese auch noch ganz begeistert mit, Daniel.
Der Bericht ist super und schürt das Fernweh gewaltig. Es sind gerade Deine Bilder vom etwas anderen Amerika (es muß ja nicht immer der Südwesten sein), die so neugierig auf die Fortsetzung machen.
Was mir auch sehr gefällt, ist die Ruhe und unkompliziertheit Deiner Tour. Das liegt nicht nur daran, daß Du allein gefahren bist, sondern vor allem an der Einstellung zum Fahren. Da ist nicht jeder Kilometer Minutengenau getimed und jede Übernachtung steht schon von vornherein fest. Einfach mal sehen, wei weit man kommt und was es in der Umgebung so zu sehen gibt. Das weckt die Lust zum Nachahmen... und Deine tollen Fotos von der alpinen Landschaft stärken diesen Wunsch nur noch...  :daumen:
Viele Grüße,
Andreas
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Susan26

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Re: Col(d)orado + Utah 2007
« Antwort #104 am: 04.06.2007, 10:34 Uhr »
... und Elche!!!!!  :D

Ich war nun mittlerweile schon dreimal in Skandinavien .... und hab noch nie (!) einen Elch gesehen! Ich hab immer überlegt, was ich falsch mache - jetzt weiß ich es: falsches Urlaubsziel  :lol:

Tolle Fotos!
Susan
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