Bei eurem Ausritt wurde mir das erste Mal bewusst, wie stark das Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter sein muss. Der Mensch hofft, dass das Pferd sich nicht vertritt und das Pferd hofft, dass der Mensch weiß, was er da tut.
Hi Anti,
tja, irgendwie schon, oder auch nicht. Ich denke der Mensch kann entweder reiten und hat so entsprechende Kenntnisse vom Verhalten des Pferdes, dann kann er auch fremde Pferde reiten, weil irgendwie ticken Pferde ja grundsätzlich ähnlich. Dann weiß man auch, was man so erwarten muß (Erschrecken etc.) Wenn man natürlich ein Pferd regelmäßig reitet oder gar besitzt, dann wird man auch feststellen, daß man die kleinen Eigenarten kennenlernt, die es von anderen Pferden unterscheidet, das Pferd seinerseits wird den Reiter erkennen und ggf. auch richtig begrüßen.
Wenn man ein Pferd nur hin und wieder reitet, gehe ich nicht davon aus, daß das Pferd eine großartige Beziehung zu einem aufbaut, das wäre nett, aber damit wären Reitschulpferde mit wechselnen Reitern m.E. doch schnell überfordert. Ob also das Pferd mir hier vertraut oder einfach gehorcht, ist schwer zu sagen.
Ich denke hier z.B. ist es nach dem Motto gegangen - aufmerksam sein - Anweisungen befolgen - aufgeklärt sein, was schieflaufen kann und dementsprechend vorausberechnend sehen, daß es eben läuft wie es soll. Das Pferd akzeptiert im Zweifelsfall die "Anweisung" des Reiters.
(Aber ganz ehrlich: ich bin zwar jahrelanger Freizeitreiter, aber von perfekt lange entfernt, wenn ich alleine denke, was meine Trainerin alles an mir kritisiert
, ich lebe da auch ein bißchen nach dem Motto "Et hätt noch immer jut jejange". Ein bißchen Vertrauen muß man seinem neuen Pferdefreund natürlich auch, denn Pferde können Körpersprache und Körperspannung gut wahrnehmen und von daher ist ein unsicherer Reiter auch verunsichernd für sein Pferd.)
So ungefähr würde ich es sehen. Anders ist das Verhältnis wie gesagt mit dem eigenen Pferd oder dem Pferd, was ich mehrfach in der Woche sehe. Das kann sich zu sehr engen Beziehungen entwickeln, sehe ich immer wieder bei uns im Stall.
Mit all deiner Erfahrung: Was würdest du sagen: Wäre das heute noch erlaubt, nach 1 Stunde an der Longe ohne Aufsicht ausreiten? Ich tippe auf "nein".
Liebe Angi,
ähnliches Thema wie bei Anti. Also erst mal: "All meine Erfahrung" ist sicherlich noch weit vom richtig guten Reiter entfernt. Ich bin nicht ängstlich und in der Theorie weiß ich ganz viel. Auf dem Pferd gibt es da durchaus noch einige Mängel, frag mal meine Trainerin
Aber das mit dem aufs Pferd setzen und los ist eine grundsätzliche Gewissensfrage. Ohne Zweifel (das sagen die Statistiken) gehört Reiten zu den gefährlichen Sportarten. Ein Pferd ist groß, schwer und eben ein lebendiges Wesen, dazu ein Fluchttier, welches instinktiv mehr oder weniger oft erschrickt und dann einem unerfahrenen Reiter ziemliche Schwierigkeiten machen kann.
Aufgrund der Gefahr von Unfällen werden die meisten Reitställe einen erklärten Anfänger nicht so schnell ins Gelände lassen, weil man da viel weniger Kontrolle hat, als z.B. in der Reithalle, ggf. sogar noch an der Longe.
Es geht ja auch darum, ein Pferd nicht zu verheizen. Ein Reiter, der noch gar nicht reiten kann, könnte dem Pferd in einer schnelleren Gangart wie Trab oder Galopp auch weh tun, wenn er sich an den Zügeln festhält und damit im Maul des Pferdes zieht und/oder dem Pferd immer schön kräftig in den Rücken plumpst. Das muß man erst mal lernen denke ich, wobei es natürlich auch Leute gibt, oft Sportler mit gutem Körpergefühl, die sich schnell an die Bewegungen eines Pferdes anpassen.
Ein Pferdebesitzer muß also wirklich abwägen, ob er dem Reiter das Risiko zumuten kann und vor allem auch sich, denn er wird ja später verklagt, wenn dann ein Unfall passiert und herauskommt, daß er einen blutigen Laien direkt auf einen Ausritt (vielleicht sogar noch mit Trab und Galopp) mitgenommen hat. Das werden die meisten lieber lassen.
Die meisten Reitschulen hierzulande machen ihren Unterricht meist drinnen in der Halle und reiten eher selten aus. Daraus folgt oft auch, daß die Pferde - wenn dann draußen - auch schon mal schneller scheuen oder zu unvorhersehbaren Reaktionen neigen. Dann gibt es aber auch ganz andere Ansätze, z.B. die Wanderreiter, die eigentlich mehr oder weniger nur draußen reiten und deren Pferde eine ganz andere Gelassenheit haben, als manches Stallpferd.
(Man kann so etwas nicht verallgemeinern, aber oft ist so).
Auf ein Pferd, was Straßenverkehr, Knacken in den Büschen, laute Menschen etc. ständig sieht, kann man sich eher "verlassen" als auf ein solches, welches diese Reize nur selten erlebt und dann vielleicht viel mehr Angst (Angst= Fluchttrieb) bekommt und schwerer zu halten sein wird.
Ich kenne einen Wanderreitbetrieb bei uns in der Gegend, da könntest Du auf jeden Fall direkt mit auf einen Ausritt, die haben super ausgebildetete Wanderreitpferde, gute und ausgebildete Wanderreitführer und die können Dein Können recht gut einschätzen. Dort macht man dann z.B. erst einmal einen Schrittausritt zum Ausprobieren und vielleicht kann man beim 2. Mal schon ein bißchen Traben oder auch Galoppieren. Meine Tochter war auch schon mit und ihr Pferd hat der Anführer einfach zur Sicherheit noch am Strick gehalten (als "Handpferd").
Das klappt aber auch nur, weil die Pferde wirklich brav sind und eben jeden Tag draußen, wie die Pferde auf der Ranch halt auch und man zum Anderen aber auch viel langsamer reitet und eben nur schnell, wenn es das Können aller Teilnehmer erlaubt.
Ist ein ganz heißes Eisen das mit dem Ausreiten. Ich kann schon verstehen, wenn Betriebe sagen, ne, sorry, bei uns müßt ihr erst mal vorreiten oder ein paar Mal in die Anfängerstunde/Longe, damit wir überhaupt sehen, ob und wie ihr reiten könnt, bevor wir euch raus lassen.
Aber, es gibt halt heutzutage auch jede Menge Reitweisen und Philosophien und so gibt es genausogut Betriebe, die dich gleich rauslassen und dich im Gelände schulen.
In Amerika muss man auch seitenlange Versicherungsausschlüsse unterschreiben (Das Land der vielen Klagen) und auf vielen Ranches darf man auch nur im Schritt reiten!
Gerade noch mal gelesen: OHNE AUFSICHT wird man sicher fast nie finden, das wäre mir auch selbst zu heikel (man kennt die Wege nicht und hat niemand dabei, der einem bei einem Sturz etc. helfen könnte. Also das gibt es hoffentlich nicht mehr in dieser Konstellation (=für Anfänger).