OK, Ihr habt also noch Lust, dann will ich es mal nicht so spannend machen und gebe Euch noch einen Tag.
Tag 11, Montag, 26.07.2010
"So you wanna be a cowboy...."Heute beim Frühstück (so lecker, man kann bestellen was man mag (Pancakes, Omlettes, Würstchen (in Form eines Hamburger Pattys, schmecken aber wie Nürnberger
) und es gibt natürlich Toast, Marmelade, diverse Cereals ... ) da hängt auf jeden Fall schon unser Tagesprogramm:
Also, nix wie rein in die neuen Jeans, die Stiefel an, die Hüte auf und die neuen Bandanas (Geschenk vom Haus) um den Hals.. und zur Einführungsveranstaltung. Rancher Jeff nimmt sich den ganzen Vormittag Zeit uns in das Wesen des Pferdes einzuführen. Gerade weil oft Anfänger kommen (unsere Mitreisenden aus Michigan sind 3 "Cityslickers" und die Mama war mal als Kind hier (!!!)) findet man es auf der 63 wichtig einige wesentliche Dinge zu erklären.
Interessant finde ich z.B. folgende Info: die Pferde leben Nachts und Sonntags und den ganzen Winter über draussen (im Stall gibt es nur 3 oder 4 Boxen/Unterstände für kranke Pferde). Ihre Weiden sind riesig und hier gibt es u.A. auch Wölfe, die auch schon Pferde verletzt haben. Daher sind die Pferde hier sehr instinktsicher, d.h. sie erschrecken auch mal, wenn etwas im Unterholz raschelt und sind nicht abgestumpft. Im Zweifelsfall ist es für diese Pferde hier überlebenswichtig, sich auf ihre natürlichen Instinkte zu verlassen. Finde ich geil. Ist ein mächtiger Unterschied zu den meisten Boxenhäftlingen, die man bei uns so hat (die müssen natürlich auch keine Angst vor Wölfen haben, aber die Pferde der 63 sind um ihre Freiheit schon zu beneiden, auch wenn dies hier und mal ein Risk bedeutet).
Wir bekommen erklärt, daß wir uns den Pferde ruhig nähern sollen, weil sie tagsüber oft dösen und sie auch nicht, wie man es so oft sieht, klatschend auf den Hals tätscheln sollen, da dies viele Pferde erschrickt (hat er uns vorgemacht, stimmt echt). Lieber sanft über die Schulter streicheln und reden.
Im Corral ist derweilen Ruhe angesagt. Die Pferde hier werden um 6 Uhr morgens von der Weide (eine Riesenfläche, ein ganzer Berghang, nicht mit unseren "Weiden" zu vergleichen) reingetrieben. Kommen dann in verschiedene Corrals, es gibt dort auch Wasser. Für Pferde, die arbeiten ggf. Zusatzfutter. Alle anderen verdösen den Tag in der Herde (es gibt genau eingeteilte Gruppen, denn nicht jeder mag jeden und ganz nett ist, daß die Rentnerpferde, die es hier auch gibt, frei vor dem Paddock rumlaufen und grasen dürfen (und dennoch bei der Herde bleiben).
Die benötigten Reitpferde werden von den Ranchangestellten geputzt und gesattelt und dabei durchgecheckt.
Abends nach der Arbeit sattelt jeder Reiter sein Pferd selbst ab und putzt es und belohnt es mit ein paar Leckerlis. Anschließend dürfen die Pferde raus vors Tor und dann gegen 5,6 Uhr wird die ganze Herde freigelassen und läuft in den Feierabend. Davon dürfte manches Pferd träumen, ich finde es sehr OK so.
Naja, wir bekommen also bei unserer Einführung einige ganz gute Tipps und Tricks und dann geht es an den ersten "Proberitt" in der kleinen Arena, wir sollen gucken, ob wir mit "unserem" Pferd auskommen, ob Sattel und Steigbügel passen und wir müssen die 3 wichtigsten Manöver vorführen, sonst dürfen wir nicht raus:
"Whoa" = Stopp / rückwärts (Zügel verkürzen und nach sanft hinten ziehen, Pferde gehen alle auf Westernbit = Kandare, sanfte Hand gefragt) und wenden.
Klappt bei allen anständig und so haben wir uns unser Mittagessen verdient.
Ich stelle nun die Darsteller vor:
Boomer, Mix aus Quarter Horse und Kaltblut, Vaters Pferd (hier bei Erstkontakt)
Töchterchen bekommt "Casper" einen 18 Jahre alten Paint (ja, ein Schecke, nur an den Ohren und am Schweif ist ein kleines bisschen schwarz, der Rest ist weiß. Tochter ist begeistert, als man ihr erklärt, daß solche "Medicine Hat" Zeichnungen bei den Indianern besonders begehrt waren. Casper kam als "Ghost" auf die Ranch und weil man diesen Namen für dieses freundliche Pferd zu negativ fand, wurde er in "Casper the friendly Ghost" umgetauft. Nett, oder? Besonders nett findet vor allem Tochter, daß man Casper ob seiner lichtempfindlichen blauen Augen und seiner rosa Haut schwarze Sonnenschutzcreme um selbige geschmiert hat und er jetzt fast so aussieht, wie der Hund bei den 3 kleinen Strolchen
Mein Pferd heißt NOBLE und ich finde ihn auch so. Ein ganz fein reagierendes Tier, zwar recht groß, aber ich mag ihn gleich
Jeder Gast muß bei Buchung ein Formular ausfüllen und Größe und Gewicht sowie Reiterfahrung und Selbsteinschätzung abgeben (natürlich muß man auch noch irgendwelche Versicherungsformulare unterschreiben), aus all diesen Infos und der ersten Einschätzung der Gastgeber bei Anreise picken die ein geeignetes Pferd aus den rund 80, die hier leben. Es gibt ganz alte, ganz liebe, etwas temperamentvollere und auch Pferde für Profis.
Am Nachmittag machen wir unseren ersten Ausritt und zwar in 2 Gruppen, einmal die amerikanische Familie und einmal wir 3.
Bei einer Pause lassen wir die Pferde einfach frei grasen und spielen am (eiskalten) Wasser des Creeks, der auch direkt durch das Ranchgelände fließt.
Papas Pferd hat noch mehr Durst
Auf dem Rückweg schrecken wir ein Mule Deer auf und schon sehen wir, daß unsere Pferde leben: Nicholes und mein Pferd (vorne) machen auch einen kleinen Satz, Boomer und Casper hingegen sind voll tiefenentspannt...
Nach dem Abendessen gehen wir an den aufgestauten Teich (gespeist aus dem Gebirgsbach, oben liegt noch Schnee, ihr könnt die Temperatur erahnen
) und rösten Marshmallows im Tipi (lecker, mit Graham Crackers und Schoklade, dazwischen der Marshmallow - süße Schweinerei).
Am Teich trinken währenddessen "unsere" Haus Mules, toll, wieviel Tiere man hier direkt vor der Haustüre sieht!
Wie ihr seht, war es an diesem Tag ein wenig bewölkt, aber "stay tuned", es folgen noch viel schönere Tage und Bilder (aber nicht mehr heute!)