usa-reise.de Forum

Autor Thema: "Cowboy Up" Denver - Black Hills - Yellowstone - Ranchurlaub Sommer 2010  (Gelesen 37677 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Palo

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 15.087

Hurra, wir sind da :groove:

Gruß

Palo

carovette

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 1.599
    • carovette
Cool, jetzt gehts los  :groove:

anana

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 200
Zitat
Ich habe mal nach den Preisen geschaut bei der 63Montana Ranch (oder so)..... Shocked

Ich weiß.... Was meinst Du, in welchem Zwiespalt wir stecken, denn wir möchten wieder nach Amerika, am liebsten aber auch nochmal dort hin.... Aber die Preise....

Wobei ganz ehrlich: es beinhaltet 8 Tage/7 Nächte Unterkunft, Vollpension (Morgens, Mittags, Abends, deftig, lecker und reichhaltig (am besten waren die Pancakes  :essen:), Trinkgelder (bei anderen Ranches schlägt man am Ende mal eben noch 15% auf die Rechnung!), Jede Menge Reiten auf wirklich GUTEN und gut gehaltenen nicht abgehalfterten Pferden (ca. 5 Stunden min. pro Tag, Aktivitäten wie Square Dance, Marshmallow Roast, Spiele etc.).
Das würde ich einfach mal mit einem guten Cluburlaub in Relation setzen und immer daran denken, daß Reiten ja auch hierzulande nicht billig ist (vor allem bei einer gewissen Qualität).

Dann ist das m.E. schon OK. Das Blöde für uns Europäer ist einfach die Sch.... Anreise (Flüge kosten, Mietwagen kostet, Drumherumprogramm kostet, man fliegt ja nicht nur für ne Woche Ranch rüber). Habe sogar schon überlegt, vielleicht mal von Calgary dort hinzufahren (dann hätte man mal was Neues wie Glacier NP), aber wir müssen einfach noch länger sparen.

Lohnen tut es sich allemal. Sieh es als "once in a lifetime experience" (und wenn es gut geht, macht man twice draus).

Diese Ranch liegt übrigens mit ihren Preisen eher am unteren Ende der Skala. Habe Dutzende gefunden, die noch viel teurer waren.... :zuberge:
viele Grüße
anana

Dreamer

  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 710
Wie spannend - das klingt echt toll .... schon alleine in der Hütte zu wohnen mit den Rehen praktisch nebenan!

anana

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 200
OK, Ihr habt also noch Lust, dann will ich es mal nicht so spannend machen und gebe Euch noch einen Tag.

Tag 11, Montag, 26.07.2010

"So you wanna be a cowboy...."

Heute beim Frühstück (so lecker, man kann bestellen was man mag (Pancakes, Omlettes, Würstchen (in Form eines Hamburger Pattys, schmecken aber wie Nürnberger  :verwirrt:) und es gibt natürlich Toast, Marmelade, diverse Cereals ... ) da hängt auf jeden Fall schon unser Tagesprogramm:



Also, nix wie rein in die neuen Jeans, die Stiefel an, die Hüte auf und die neuen Bandanas (Geschenk vom Haus) um den Hals.. und zur Einführungsveranstaltung. Rancher Jeff nimmt sich den ganzen Vormittag Zeit uns in das Wesen des Pferdes einzuführen. Gerade weil oft Anfänger kommen (unsere Mitreisenden aus Michigan sind 3 "Cityslickers" und die Mama war mal als Kind hier (!!!)) findet man es auf der 63 wichtig einige wesentliche Dinge zu erklären.






Interessant finde ich z.B. folgende Info: die Pferde leben Nachts und Sonntags und den ganzen Winter über draussen (im Stall gibt es nur 3 oder 4 Boxen/Unterstände für kranke Pferde). Ihre Weiden sind riesig und hier gibt es u.A. auch Wölfe, die auch schon Pferde verletzt haben. Daher sind die Pferde hier sehr instinktsicher, d.h. sie erschrecken auch mal, wenn etwas im Unterholz raschelt und sind nicht abgestumpft. Im Zweifelsfall ist es für diese Pferde hier überlebenswichtig, sich auf ihre natürlichen Instinkte zu verlassen. Finde ich geil. Ist ein mächtiger Unterschied zu den meisten Boxenhäftlingen, die man bei uns so hat (die müssen natürlich auch keine Angst vor Wölfen haben, aber die Pferde der 63 sind um ihre Freiheit schon zu beneiden, auch wenn dies hier und mal ein Risk bedeutet).

Wir bekommen erklärt, daß wir uns den Pferde ruhig nähern sollen, weil sie tagsüber oft dösen und sie auch nicht, wie man es so oft sieht, klatschend auf den Hals tätscheln sollen, da dies viele Pferde erschrickt (hat er uns vorgemacht, stimmt echt). Lieber sanft über die Schulter streicheln und reden.

 

Im Corral ist derweilen Ruhe angesagt. Die Pferde hier werden um 6 Uhr morgens von der Weide (eine Riesenfläche, ein ganzer Berghang, nicht mit unseren "Weiden" zu vergleichen) reingetrieben. Kommen dann in verschiedene Corrals, es gibt dort auch Wasser. Für Pferde, die arbeiten ggf. Zusatzfutter. Alle anderen verdösen den Tag in der Herde (es gibt genau eingeteilte Gruppen, denn nicht jeder mag jeden und ganz nett ist, daß die Rentnerpferde, die es hier auch gibt, frei vor dem Paddock rumlaufen und grasen dürfen (und dennoch bei der Herde bleiben).
Die benötigten Reitpferde werden von den Ranchangestellten geputzt und gesattelt und dabei durchgecheckt.
Abends nach der Arbeit sattelt jeder Reiter sein Pferd selbst ab und putzt es und belohnt es mit ein paar Leckerlis. Anschließend dürfen die Pferde raus vors Tor und dann gegen 5,6 Uhr wird die ganze Herde freigelassen und läuft in den Feierabend. Davon dürfte manches Pferd träumen, ich finde es sehr OK so.



Naja, wir bekommen also bei unserer Einführung einige ganz gute Tipps und Tricks und dann geht es an den ersten "Proberitt" in der kleinen Arena, wir sollen gucken, ob wir mit "unserem" Pferd auskommen, ob Sattel und Steigbügel passen und wir müssen die 3 wichtigsten Manöver vorführen, sonst dürfen wir nicht raus:

"Whoa" = Stopp / rückwärts (Zügel verkürzen und nach sanft hinten ziehen, Pferde gehen alle auf Westernbit = Kandare, sanfte Hand gefragt) und wenden.

Klappt bei allen anständig und so haben wir uns unser Mittagessen verdient.

Ich stelle nun die Darsteller vor:

Boomer, Mix aus Quarter Horse und Kaltblut, Vaters Pferd (hier bei Erstkontakt)



Töchterchen bekommt "Casper" einen 18 Jahre alten Paint (ja, ein Schecke, nur an den Ohren und am Schweif ist ein kleines bisschen schwarz, der Rest ist weiß. Tochter ist begeistert, als man ihr erklärt, daß solche "Medicine Hat" Zeichnungen bei den Indianern besonders begehrt waren. Casper kam als "Ghost" auf die Ranch und weil man diesen Namen für dieses freundliche Pferd zu negativ fand, wurde er in "Casper the friendly Ghost" umgetauft. Nett, oder? Besonders nett findet vor allem Tochter, daß man Casper ob seiner lichtempfindlichen blauen Augen und seiner rosa Haut schwarze Sonnenschutzcreme um selbige geschmiert hat und er jetzt fast so aussieht, wie der Hund bei den 3 kleinen Strolchen






Mein Pferd heißt NOBLE und ich finde ihn auch so. Ein ganz fein reagierendes Tier, zwar recht groß, aber ich mag ihn gleich




Jeder Gast muß bei Buchung ein Formular ausfüllen und Größe und Gewicht sowie Reiterfahrung und Selbsteinschätzung abgeben (natürlich muß man auch noch irgendwelche Versicherungsformulare unterschreiben), aus all diesen Infos und der ersten Einschätzung der Gastgeber bei Anreise picken die ein geeignetes Pferd aus den rund 80, die hier leben. Es gibt ganz alte, ganz liebe, etwas temperamentvollere und auch Pferde für Profis.

Am Nachmittag machen wir unseren ersten Ausritt und zwar in 2 Gruppen, einmal die amerikanische Familie und einmal wir 3.
Bei einer Pause lassen wir die Pferde einfach frei grasen und spielen am (eiskalten) Wasser des Creeks, der auch direkt durch das Ranchgelände fließt.





Papas Pferd hat noch mehr Durst



Auf dem Rückweg schrecken wir ein Mule Deer auf und schon sehen wir, daß unsere Pferde leben: Nicholes und mein Pferd (vorne) machen auch einen kleinen Satz, Boomer und Casper hingegen sind voll tiefenentspannt...



Nach dem Abendessen gehen wir an den aufgestauten Teich (gespeist aus dem Gebirgsbach, oben liegt noch Schnee, ihr könnt die Temperatur erahnen  :bibber:) und rösten Marshmallows im Tipi (lecker, mit Graham Crackers und Schoklade, dazwischen der Marshmallow - süße Schweinerei).



Am Teich trinken währenddessen "unsere" Haus Mules, toll, wieviel Tiere man hier direkt vor der Haustüre sieht!




Wie ihr seht, war es an diesem Tag ein wenig bewölkt, aber "stay tuned", es folgen noch viel schönere Tage und Bilder (aber nicht mehr heute!)






viele Grüße
anana

Rosa Gast

  • Gast
Mir fehlen die Worte, absolut genial Euer Ranchaufenthalt bis jetzt.

Gab es bei Eurer Tochter keine Verständigungsschwierigkeiten, oder war das immer klar, was gemacht werden muß, weil sie ja schon reiten kann?
Und die Amifamilie, die haben zwar alles verstanden, aber keine Reiterfahrung, wie lief das bei denen?

Gruß,
Rosa

Dreamer

  • Silver Member
  • *****
  • Beiträge: 710
Vielen Dank für noch einen Tag ... habe voll Begeisterung gelesen!

anana

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 200
Liebe Rosa,
danke für Deinen Kommentar, es war aber auch wirklich ober-über-super-endgeil. Auch wenn die Bilder noch etwas blass wirken (vom Pferd kann man auch nicht immer so ganz gut "treffen").

Also wir sind ja immer mit der ganzen Familie zusammen geritten, normalerweise wird (bei 20-30 Gästen) in Gruppen nach "Leistungsklasse" geritten (nur im Schritt, mit Trab, mit Galopp, nach Dauer gestaffelt etc.), aber hier war es einfach praktischer nach Meinung der Rancher. Für uns war es OK, denn einer von uns wäre nach Plan (abwechselnd) sowieso immer mit unserer Tochter geritten, eben wegen der Verständigung. Sie waren alle SUPER lieb zu unserem Kind und man hat ganz viel gelobt "Well done" "Good Job" etc. Sie haben ganz langsam mit ihr geredet, aber im Endeffekt waren wir immer zur Stelle um ggf. zu übersetzen.
Zu verstehen was das Reiten angeht, war nicht so viel. Ihr Pferd, einer der Senioren, war wirklich superbrav und zuverlässig, dennoch ist er sofort angetrabt, wenn sie ein bisschen mit den Schenkeln getrieben hat. ALLEN hat man gesagt, dass man sich ruhig - ohne Gesichtsverlust - am Sattelknauf festhalten kann, wenn man es braucht. Westernsättel sind wirklich sehr bequem und man sitzt gut und sicher darin.
Als Anfänger bekommt man ein entsprechend ruhiges Pferd und wenn man dann erstmal nur im Schritt reitet, würde ich das fast jedem zutrauen. Das heißt dann nicht, daß man reiten kann, aber man kann so mitgehen und Spaß haben (an wilde Tiere kommt man zu Pferd oft viel näher ran...).

Unsere Mitreisenden haben sich ganz Ok angestellt wie sie berichteten und wir einmal bei einem gemeinsamen Ritt sehen konnten. Sie haben auch mal einen schnelleren Ritt (mit ein "bißchen" Trab und Galopp) gewagt und der Wrangler, der mit dir reitet, passt schon auf, daß keiner überfordert wird.

Für mich hätte es durchaus noch ein bißchen mehr Galopp sein dürfen, aber in der Gruppe richtet man sich immer nach dem Schwächsten und das war unsere Tochter und wenn sie halt "Halt" sagt, dann machen wir das. Einige Ritte haben auch richtig steil hoch in die Berge geführt, da ging es eh nur im Schritt, was anderes wäre gar nicht möglich gewesen.
Wir sind alle auf unsere Kosten gekommen, paßt schon!

viele Grüße
anana

anana

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 200
Zitat
Vielen Dank für noch einen Tag ... habe voll Begeisterung gelesen!

Sehr gerne, Elke, freue mich, daß Du Gefallen an unserer Reise gefunden hast und begrüße Dich auch ganz herzlich an Bord bzw. im Sattel!
viele Grüße
anana

sarahbonita

  • Gold Member
  • *****
  • Beiträge: 921
    • Faszination Natur, Freiheit erleben, Abenteuer Wildnis
Es sieht wunderbar aus und liest sich alles wirklich wunderbar. Ich glaube....ich fange jetzt an zu sparen ;)

So ein Ranchurlaub würde ich (wenn ich denn mal Kinder habe) auch gerne machen als Familie.

 :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen: :daumen:

Liebe Grüsse
Sarah

anana

  • Bronze Member
  • *****
  • Beiträge: 200
Zitat
So ein Ranchurlaub würde ich (wenn ich denn mal Kinder habe) auch gerne machen als Familie.

Liebe Sarah,

mit Familie, klar. Aber wenn Du (noch) keine hast ist doch auch klasse: Dann kannst Du (schnüff) richtig schön preiswert in der Low Season fahren (und fliegen) und musst gar keine Hochsaisonpreise zahlen.

Die Ranches haben alle günstigere Preise in der Vor- und Nachsaison und das machen ja auch viele Einzelreisende. Ist bestimmt ebenso spaßig. Und da Du ja reiten kannst, käme für Dich ja auch eine Working Ranch in Frage.

Also sparen macht Sinn, das Erlebnis war genial und schreit nach Wiederholung. Vielleicht sollten wir Lotto spielen? :lol:
viele Grüße
anana

mannimanta

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 3.352
  • USA Reisevirus - nicht heilbar....
Zitat
Vielleicht sollten wir Lotto spielen?

Kannst vergessen....
hab ich schon mal probiert... hat nicht funktioniert... :lachen07:

Ich glaube, ich muss unserer Tochter das Lesen dieses Reiseberichtes verbieten. :dozent:
Da sacht die doch glatt: "Genau sowas will ich nächstes Jahr auch machen, Papa... :kloppen:

Genialer erster Ranch Tag! :applaus: :applaus: :applaus:

Yeehaw,
Manni




Anti

  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 6.501
    • Anti walks...
Huih, da ist ja inzwischen viel passiert: Tolle Eindrücke vom Yellowstone und die begeisterte Ankunft auf der Ranch. Weiter so!

Angie

  • Forever Hawai'i !!
  • Diamond Member
  • *****
  • Beiträge: 20.816
    • Angie's Dreams

Ich glaube, ich muss unserer Tochter das Lesen dieses Reiseberichtes verbieten. :dozent:
Da sacht die doch glatt: "Genau sowas will ich nächstes Jahr auch machen, Papa... :kloppen:

Ist es fürs Reisebericht lesen verbieten nicht schon zu spät? :wink: Ich glaube, ich weiß, welchen Reisebericht wir nächstes Jahr von dir zu lesen bekommen :wink:

Wundern würde es mich nicht, wenn es den einen oder anderen nach diesem herrlichen Reisebericht auf einen Ranchurlaub zieht :cool:
Viele Grüße,
Angie

Angie's Dreams  Reiseberichte, Trails auf Hawai'i, Infos über Hawai'i, Video, Auswandern nach Gran Canaria u.v.m.

Rosa Gast

  • Gast

Wundern würde es mich nicht, wenn es den einen oder anderen nach diesem herrlichen Reisebericht auf einen Ranchurlaub zieht :cool:

Gebe zu, daß ich langsam ernsthaft anfange, darüber nachzudenken...

@anana
Danke für Deine ausführliche Antwort. Das hört sich alles wirklich gut an.

Gruß,
Rosa