Weiter im Text, diesmal ein bisschen pünktlicher...
Tag 9: Honeymoon IslandGemütlichkeit hält in unsere Schlafgewohnheiten Einzug. Ganz ohne Wecker schlafen wir bis 6:45 Uhr. Heute ist wohl ein Spiel der Tampa Bay Buccaneers. Im Frühstücksraum sitzen einige Gruppen und Familien in den entsprechenden Trikots. Wir waren ja noch nie bei einem Footballspiel, aber der Eindruck von den "Fans" verstärkt ein wenig das Vorurteil vom American Football als nettes, aber wenig fanatisches Familienereignis. Aber das kann natürlich auch täuschen.
Wir machen uns auf den Weg nach Clearwater. Da es Samstag ist, haben wir heute keinen Berufsverkehr zu durchstehen. In Clearwater Beach haben wir um diese Zeit natürlich keine Probleme einen Parkplatz zu finden und parken ganz in der Nähe zum Kreisel. Wir ziehen uns erst mal einen Parkschein für zwei Stunden. Auf dem Weg zum Strand werden wir Zeugen der Vorbereitungen für einen Sandskulpturenwettbewerb. An einigen wir noch gearbeitet. Andere sind schon fertig. Das Fernsehen ist auch da und macht gerade ein Interview, was eine kleine Menschentraube von Schaulustigen zur Folge hat, die den Weg blockieren. Uns interessiert das weniger und wir weichen kurz auf die Grünanlage aus.
Wir schlendern einmal den Strand entlang nach Süden bis zur nächsten Mole. In Reih und Glied werden gerade die Strandliegen und Sonnenschirme aufgestellt, die den Tag über auf Vermietung warten werden. Einige Palmen stehen im Sand. Auf dem Pier sind heute morgen keine Angler unterwegs. Es sind ein paar Taucher im Wasser, die den Seegrund vorm Strand von Unrat befreien. Das verträgt sich wohl nicht so gut miteinander. Hier hat es zwar auch Hotels direkt am Strand, aber es wirkt nicht so überdreht wie z.B. in Miami Beach, vergleichsweise fast gemütlich. Besonders Sandra ist von dem Arrangement angetan.
Wir schlendern auf der Promenade zurück zum Kreisel und von dort nach Norden die Straße hinter den Hotels entlang. Wir stöbern in dem einen oder anderen der Shops, die gerade aufmachen und genehmigen uns einen Cappuccino, zur Abwechslung in einer lokalen Bar und mal nicht bei Starbucks. Wir bereuen unsere Entscheidung nicht. Das braune Gold ist ganz ausgezeichnet. Für Sandra gibt es zudem einen Blueberry Muffin - einen Original Amerikanischen Muffin wollte sie ja den ganzen Urlaub schon mal probieren. Gegenüber unseres Parkplatzes ist eine kleine Marina für die Ausflugsboote. Es lebe der Kitsch, aber muss ja auch mal sein...
Clearwater Beach kommt in die nähere Auswahl für einen Hotelaufenthalt während eines möglichen weiteren Urlaubs in diesem schönen Land. Nun geht es aber auf nach Honeymoon Island State Park - diese Insel ist ja schon vom Namen her sympathisch. Wir zahlen den Eintritt für den Tag und lassen uns eine Bestätigung darüber mitgeben, damit wir zum Sonnenuntergang noch einmal herkommen können. Einen Bootsusflug nach Caladesi Island verwerfen wir mit Blick auf die Uhr.
Es ist gut was los an diesem Vormittag. Ist ja auch Wochenende. Am Parkplatz entdecken wir eine kleine Schildkröte, die sich das Gras zwischen Gehweg und Parkplatz schmecken lässt. Sehr gemütlich diese Schildkröten. Die lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
Wir machen es uns mit einem kalten Getränk aus der Kühlbox am Strand bequem. Die Sonne scheint, es weht eine leichte Brise. Ingmar zieht es ins Wasser, was nur im allerersten Moment ein wenig zu kalt ist. Ein Jeep schiebt sich durch die Reihen um eine kleine Jolle vom Strand an Land zu ziehen. Am Übergang zum Parkplatz fährt er sich fest. Die Besitzer sind zwar cool, gebräunt und gestylt, kennen sich aber mit den praktischen Problemen, die das Offroad Fahren so mit sich bringen kann überhaupt nicht aus. Ingmar bietet seine Hilfe an und soll am Hänger schieben helfen. Er will nicht als arroganter Deutscher rüberkommen und verkneift sich etwaige Ratschläge. Es kommt wie es kommen muss, der Jeep gräbt sich immer tiefer in den Sand. Die Lösung am Ende ist, das jemand einen anderen Jeep vom Parkplatz holt und mit dem dann das festgefahrene Auto „an Land“ gezogen wird. Geht ja auch. Und alle haben ihr Gesicht gewahrt.
Wir wollen das Waldstück im hinteren Teil der Insel erkunden. Dort soll es ein paar Wanderwege geben. Der hintere Teil des Parkplatzes ist allerdings abgesperrt. Hier ist wohl irgend eine Veranstaltung. Na vielleicht dürfen wir ja trotzdem da durch. Wir fragen einen Volunteer, ob das eine geschlossene Veranstaltung wäre. Das Mädel erklärt uns freudestrahlend, natürlich nicht! Heute ist doch World Earth Day (weiß doch jeder!) und das Fest, dass sie hier organisieren ist auch für jeden. Mit einem Markt mit lokalen Produkten aus der Region, Vorträgen zum Ökosystem und zur Umwelterhaltung. Außerdem gibt es eine Bühne mit Livemusik und Showelementen. Na wow. Da wollen wir natürlich nicht fehlen. Auf einer großen Wiese sind geschätzt 30 Stände aufgebaut, die tatsächlich alle lokale Produkte und zum großen Teil Essen verkaufen. Wir gönnen uns jeder einen Smoothie und kommen über Ingmars Arthur Anderson T-Shirt (extremly old school
) kurz mit den Standbetreibern ins Gespräch. Sie sind Informatiker und betreiben diese Stände mit frischen Säften als geistigen und körperlichen Ausgleich. Wir müssen zugeben, das hat was - auch wenn wir wohl nicht auf so eine Idee kommen würden.
Auch die Parkverwaltung und die Ranger haben einen Stand aufgebaut, bei dem man sich verschiedene Fossilien und Skelette der auf der Insel heimischen Tiere ansehen kann. Als wir nach dem Trail fragen, teilt man uns mit, dass um 14 Uhr ein geführter Educational Walk mit einem Ranger startet. Auf eine große Gruppe haben wir aber keine Lust und so schlendern wir nur langsam in Richtung Wald. Um kurz nach 2 sind wir da und treffen einen Ranger, der immer noch auf Interessierte wartet. Die Nachfrage scheint heute nicht so groß zu sein und so bietet er uns eine Tour nur für uns zwei an. Das nehmen wir doch gerne an.
Es wird ein wirklich sehr schöner und interessanter Spaziergang über eine gute Dreiviertelstunde. Wir lernen Pflanzen kennen, deren Blätter beim Zerreiben nach Zitrone riechen, entdecken das Nest eines Seeadlers und lernen einiges über die Aufforstungsarbeiten und einige Pflanzen, die auf der Insel nicht heimisch sind und die angestammte Vegetation bedrohen. Hierin liegt eine große Herausforderung. Um das Ökosystem zu erhalten wird viel gegen diese Pflanzen getan, zum Teil mit gezielter Brandrodung.
Ingmar zeigt dem Ranger auf der Kamera das Foto von der Schlange, die wir in den Everglades fotografiert haben. Er ist sich nicht sicher, worum es sich handelt und als wir aus dem Wald wieder am Festplatz ankommen, zeigen wir das Foto seinen Kollegen. Auf der kleinen Kamera sind sie sich auch nicht sicher, um was für eine Schlange es sich handelt, erklären uns aber, warum es höchstwahrscheinlich keine giftige Schlange war (siehe hierzu unser Posting zu Tag 3 dieser Reise).
Wir verlassen den Park und machen vor dem Sonnenuntergang nochmal einen Abstecher nach Tarpon Springs. Unterwegs machen wir kurz Halt an einem Wallgreens. Der ständige Wechsel von unterkühlten Räumen und warmer Luft fordert bei Ingmar seinen Tribut, die Nase läuft und leichter Husten macht sich breit. Wir holen ein paar schleimlösende Sachen, besonders für die Nasennebenhöhlen, da ist Ingmar etwas empfindlich. Viel Trinken muss er jetzt, aber das machen wir ja eh.
In der Tat gibt es in Tarpon Springs viele griechische Flaggen zu sehen. Wir parken beim Historic district am alten Güterbahnhof und gehen ins Visitor Center. Das hat sich bislang für wenig vorbereitete Abstecher absolut bewehrt und auch hier werden wir nicht enttäuscht. Wir werfen auch noch einen Blick in das angeschlossene kleine Heimatmuseum mit einer Dokumentation der Gründung von Tarpon Srping, vielen alten Fotos und einigen antiken Möbeln. Knapp 2 km entfernt am Hafen bei den Sponge Docks findet noch bis 17 Uhr ein kleines Fest statt. Da könnte es aber mit Parken eng werden, erklärt uns eine nette Dame. Naja 2 km kann man doch auch mal laufen, merken wir an. Da lächelt sie und malt uns den Weg auf einem Stadtplan auf. Durch ein hübsches Wohngebiet und an einem nett angelegten See vorbei schlendern wir zum Hafen. Hier merken wir, dass das Griechische nicht nur touristische Folklore ist. Viele ältere Leute sitzen vor ihrer Haustür, sehen nicht nur griechisch aus, sondern sprechen es auch, auch wenn die Häuser selbst nicht sonderlich griechisch wirken.
Als erfahrene Kykladen Backpacker (jaja, lang ist´s her), erwidern wir die obligatorischen Grüße natürlich mit einem jassas zurück und lösen wahre Begeisterung aus. Es sind die banalen Dinge, mit denen man Leute glücklich machen kann. Natürlich werden wir gefragt, wo wir in Griechenland schon überall waren. Und irgendwie hat jeder einen alten Verwandten irgendwo in genau diesen Gegenden.
An den Sponge Docks machen wir eine Pause und lassen uns auf einer Bank in der Sonne nieder. Eine Viertelstunde bleiben wir hier sitzen und schauen dem Treiben zu. Wir schlendern die Straße am Hafen entlang, die für den Verkehr gesperrt wurde. Auch hier sind zusätzlich zu den Läden Zelte mit Verkaufsständen aufgebaut und es ist viel Volk unterwegs. Natürlich werden hier auch die ganzen Naturschwämme verkauft, für die die Gegend hier ja bekannt ist. Sehr schön und eine gute Erklärung für die griechischen Wurzeln.
Auf dem Rückweg machen wir in einer Bäckerei halt und gönnen uns ein paar leckere Stücke Baklawa. Als Europäer sind wir beim Smalltalk natürlich sofort wieder bei den geografischen Dingen. Die Besitzerin kommt ursprünglich aus Korfu und findet es natürlich ganz toll, dass wir auch schon mal da waren.
Auf dem Rückweg zu unserem Auto kommen wir am See an einer Hochzeitsgesellschaft vorbei, die dort wohl gerade die Trauung hinter sich gebracht haben und mit ihren Freunden Fotos machen. Ein paar ältere Touristen gucken sich das Spektakel von der erhöhten Straße aus an. Das finden wir dann aber doch etwas aufdringlich. Uns kommen ein paar Mädels entgegen, die offensichtlich auch zu der Gesellschaft wollen. Eine hat ein wirklich sehr, sehr schickes Kleid an, allerdings komplett grüne Haare und Pagenschnitt. Das sieht nicht mal ungepflegt aus, im Gegenteil… aber es ist halt komplett anders. Wir müssen schmunzeln, haben wir doch gestern im Radio sehr ausführliche Diskussionen darüber verfolgen fürfen, ob die neuerdings grünen Haare von Katy Perry stylisch, mutig und cool oder einfach nur ein Nogo sind. Na das Mädel hat sich da auf jeden Fall eindeutig positioniert.
Nun geht es aber zurück zum State Park. Wir erwischen sogar noch eine Hängebank (siehe das Foto weiter oben). Was soll ein Sonnenuntergang auch anderes sein als romantisch und schön? Ja, so stellt man sich das vor!
Nach dem Sonneuntergang verlassen wir mit ein paar hundert anderen Autos die Insel, da der State Park nun seine Tore schließt. Im Forum haben wir von einigen Ihop Fans gelesen, die von diesen Läden sehr begeistert sind. Die nächste Filiale ist in Clearwater Beach. Wir müssen nur einen kurzen Umweg von knapp 8km machen. Dann probieren wir das doch mal aus. Wie wir gleich merken werden, spielt diese Aktion in der Kategorie „Beknackteste Idee des Urlaubs“ aber sowas von weit vorne mit - meine Herren! Wir erreichen Clearwater Beach relativ schnell – alles kein Problem. Aber beim Anblick des Staus der uns zur Brücke entgegenkommt schwant uns schon übles für die Rückfahrt. Erst mal geht es aber zu der recht kleinen Filiale von Ihop. Es ist *** kalt heruntergekühlt. Gut, dass wir Pullover im Auto haben. Die ziehen wir erst mal an. Das Essen ist…. naja, auch nicht anders als bei Denny’s, eher einen Tacken schlechter. Angesichts der Lobreden in einigen Reiseberichten sind wir doch etwas enttäuscht und machen uns auf den Rückweg. Machen wir es kurz… eineinhalb Stunden später haben wir auch die 4km bis zur Brücke zurückgelegt und können die Insel verlassen. Als wir erkennen, dass es wohl besser gewesen wäre die 30 km Umweg und über die nördlichere Brücke in Kauf zu nehmen, stehen wir schon mitten im Stau. Und außerdem, wer sagt uns, dass es dort nicht auch einen Stau gibt? Wir kommen gegen 23 Uhr im Hotel an und sind erst minimaö schlecht gelaunt. Nach einer Dusche sieht die Welt aber doch schon wieder ganz anders aus. Im Großen und Ganzen hatten wir doch einen wunderschönen Tag. Allerdings sehen wir uns darin bestätigt, im Falle eines nochmaligen Aufenthalts das Quartier direkt in Clearwater Beach aufzuschlagen, vor allem, wenn man dort abends noch bummeln will. Morgen früh geht es wieder zur Ostküste. Wir sind doch überrascht, dass wir mit krasseren Verkehrsproblemen nicht im Großraum Miami, sondern in der Tampa Bay Area konfrontiert wurden. Abgesehen davon, fällt natürlich auf, dass es gerade hier in der Gegend noch einige Punkte gibt, die wir uns eigentlich gerne ansehen wollten, die aus Zeitgründen aber unter den Tisch gefallen sind. (Tampa Riverwalk, Dali Museum uvm.) Ist ja klar, was das langfristig zu bedeuten hat
Empfehlenswert: Clearwater Beach am Morgen, Honeymoon Island
Nicht so empfehlenswert: Am Wochenende Abends nach Clearwater Beach fahren, wenn man nur kurz was essen will. Generell: Umwege für Ihop machen, im Zweifel kann man genauso gut bei Denny’s essen gehen.
Hotel: Siehe Tag 8