6. Tag Mittwoch 01.10.2008 Moab - Hanksville
Nach einigermaßen guter Nacht stehen wir gegen 7.00 auf. Frühstück machen wir uns wieder selbst mit Kaffee aus der Maschine, (guten!) süßen Teilchen und (weniger guten) Joghurts, die wir gestern beim City Market gekauft hatten.
Dennoch kommen wir erst deutlich nach 8:00 los; zunächst muß noch getankt und Baguette gekauft werden (ganz hervorragende „Artisan“ Baguette im City Market). Dann fahren wir die nicht allzu spannende Strecke Richtung Blanding mit kurzen Fotostops am Wilson Arch und an Herbstwald-Berghängen.
Die 95 zwischen Blanding und Hanksville ist eine relativ neue Straße - "Bicentennial Highway", fertiggestellt 1976 - mit traumhafter Streckenführung und wunderschönen Ausblicken. Den Abstecher auf die Comb Wash Road lassen wir aus, weil die Felswände noch voll im Schatten liegen.
Die 95 frißt sich durch die roten Felsen
Blick von der 95 auf die Abajo Mountains
Ohne Probleme finden wir die Abzweigung zu der Nebenstraße, die uns zum Trailhead für das House on Fire führt, wenngleich nicht wie meist beschrieben zwischen den Milemarkern 103 und 102, sondern erst (ganz kurz) nach 102 in Richtung 101. Etliche Autos stehen schon am Straßenrand. Dort gehen wir einen wunderschönen Weg immer wieder das Bachbett durchquerend, bis wir nach etwa 1/2 Stunde Stimmen hören von Leuten, die schon an unserem Ziel sind. Wir nutzen das aus und lassen uns von ihnen vor dem House on Fire fotografieren. Das House on Fire ist mit Sicherheit einen Umweg wenn nicht gar eine Reise wert, so toll wirken die geflammten Steine. Nachdem die anderen gegangen sind, lassen wir noch eine Weile die manchmal von Vogelgezwitscher oder Blätterrauschen durchbrochene Stille auf uns wirken.
House on Fire
Insgesamt ist die unmittelbare Umgebung ausgesprochen grün mit jeder Menge wunderbarer Blüten und Pflanzen. Um die Zahl der erlaubten Fotos nicht über Gebühr zu überschreiten anbei nur ein paar Thumbnails (Draufklicken führt zum großen Bild):
Auf dem Rückweg überholen wir die amerikanische Truppe, indem wir den Trail marschieren, während die dem mäandernden Bachbett entlangwackeln. Da uns alsbald der Hunger auf ein Mittagessen überkommt, fahren wir den kleinen Umweg zum nahegelegenen Natural Bridges NM, wo mir von unserer 2000er-Tour ein Picknickplatz am Visitor Center in Erinnerung ist. Der ist aber gerade frisch geteert als Parkplatz. Der Ranger im Visitor Center erzählt mir, welche Park- (und Picknick-)plätze alle wegen Straßenbauarbeiten geschlossen sind. Auf meine Frage, ob das alles ist, weist er auf die Picknickplätze hinter dem Visitor Center hin. Dort machen wir es uns im Schatten bequem und futtern die hervorragende Baguette aus dem City Market in Moab mit Cesar Salad.
Da wir nun schon einmal da sind, fahren wir die Loop - unsinnigerweise ohne zu wandern, da wir ja noch einiges vorhaben. Aber auch die Ausblicke von den wenigen offenen Parkplätzen haben durchaus ihren Reiz. Daß wir aufgrund der vielen Sperrungen schneller durch sind, kommt unseren weiteren Planungen für den heutigen Tag durchaus entgegen.
Natuiral Bridges - Sipapu Bridge
Wieder auf der 95 wird die Landschaft zunehmend aufregender. Der Übergang vom Colorado River zum Lake Powell kommt in Sicht und viele Fotostops sind erforderlich.
am Colorado River zu Beginn des Glen Canyon
Colorado River zu Beginn des Glen Canyon
Rückblick auf die Brücke der 95 über den Colorado
Da es inzwischen ziemlich heiß geworden ist, verspürt Marianne wenig Lust zu Unternehmungen. Also setze ich sie auf dem Picknickplatz neben dem Parkplatz bei MP 33 ab, um alleine nach der Moqui Queen zu suchen. Nach angegebenen 150 Metern südlich soll es von der Straße abgehen. Nach meiner Erinnerung sollte man nach rechts abzweigen. Auf der rechten Seite von der Straße aus wäre aber der Bach zu überqueren, ohne daß ein Abstieg oder drüben ein wirklicher Weg erkennbar wäre. Vielleicht habe ich mich ja in der Richtung getäuscht (vom Colorado weg oder vom Parkplatz weg??). Daher wende ich mich nach links und krabble dort hoch bis zu einem - ziemlich nichtssagenden - Petroglyphenpanel. Das kann es wohl nicht gewesen sein.
Also kehre ich zurück, fasse bei Marianne Wasser und mache mich neben dem Bachbett nochmals auf den Weg, indem ich schon direkt beim Parkplatz runtergehe und dort den Bach überquere und dann am Bachbett entlang marschiere. Diesmal bin ich auf der richtigen Seite und muß dort, wo ich vorher von der Straße aus auf das Bachbett geschaut hatte, noch ein paar Höhenmeter die Schutthalde hinaufmarschieren, bis ich die Moqui Queen im Blick habe. Das Bild ist wirklich überwältigend. Auf dem Rückweg finde ich natürlich den Aufstieg vom Bach zur Straße (der aber wirklich kaum als Weg erkennbar ist).
Moqui Queen
Beim Leprechaun Canyon machen wir nur einen kurzen Halt bei der Abzweigung zum Parkplatz. Nachdem es nach wie vor sehr heiß ist, fahren wir – auch wegen der fortgeschrittenen Zeit – trotz reizvoller Umgebung weiter bis zur Abzweigung nach Little Egypt - eine wirklich lohnende Ansammlung von Gnomen und Knubbelfiguren. Hier findet inzwischen sogar Marianne wieder Spaß am Herumstromern. Auch hier sind wir praktisch allein, bis gegen Schluß unserer Exkursion ein RV auf der Straße von Süden herankommt. Ihm entsteigt eine Frau, die ihre beiden Hunde Gassi führt…
Dieser Hoodoo begrüßt uns in Little Egypt
Gnomansammlung in Litle Egypt
"Sombrero"
Umarmung unter Beobachtung der (Schwieger-)Eltern
Sieht er nicht aus wie der "Urmel aus dem Eis"
Schließlich fahren wir in die Weltstadt Hanksville, wo uns das Motel
Whispering Sands von hinten mit seinem containerartigen Anbau zunächst erschreckt. Von vorne sieht es aber ganz normal und manierlich aus. Das Office ist geschlossen, ein Kuvert mit unserem Namen und Schlüssel darin klebt an der Tür. Das Zimmer ist ausgesprochen ordentlich hergerichtet. Nach kurzer Zeit bekommen wir einen Anruf, daß wir auch „förmlich“ einchecken können.
Wir legen eine kurze Erfrischungspause mit Nachrichtensuche im Internet ein (das Paßwort habe ich auf Nachfrage im Office erhalten; Mails konnte ich zwar abrufen, aber nicht beantworten, weil die offenbar ihren Server für Versand völlig gesperrt haben, um keine Spamquelle zu werden).
Anschließend suchen wir das viel gelobte Red Rock Restaurant auf. Dort ist heute geschlossen, morgen angeblich wieder auf und ein Zettel dran, daß wir zu Blondies gehen sollen - was wir zwar tun, aber angesichts des gesamten Ambientes gleich wieder beidrehen. Später hören wir auf der Porch unseres Motels, wie ein Amerikaner am Handy erzählt, daß der Betrieber des Red Rock Restaurants sich bei ihnen vielmals für die Schließung entschuldigt und als Ersatz einen freien Stellplatz auf der Campsite für eine Nacht angeboten habe - was ihm aber nichts nützt, weil er ja im Motel wohnen wollte. Außerdem gibt er den schönen passenden Kommentar von sich: "Well, Hanksville is not New York City" - kaum zu bestreiten
.
Angesichts dieser Lage machen wir uns auf dem Zimmer über unsere Vorräte her - vor allem das Bier wird deutlich dezimiert. Danach sitzen wir auf der Porch und nutzen das Internet und das Bier. Außerdem sehen wir mindestens fünf Autos, die herfahren und angesichts des Schildes "no vacancy" wieder beidrehen. Einziger Minuspunkt des Motels selbst sind die tausenden toten Falter und Motten auf der Treppe und der Porch – um so unverständlicher, als die Zimmer selbst bestens gereinigt waren.
232 miles