3. Tag Sonntag 28.09.2008 Rifle - Moab
Auch diese Nacht endet recht früh. Das Frühstücksangebot im La Quinta ist ziemlich breit gefächert. Wir füllen uns mit Waffeln und Toasts ab. Um den Kaffee von Marianne mit Milch zu befüllen, muß ich um eine Tante herumturnen, die seelenruhig mitten vor den Kannen ihren Kaffee genießen will – und prompt rutscht mir der Becher aus der Hand und der Kaffee ergießt sich (leider bei mir und nicht bei ihr) über Hose und leider auch Pulli. Die ohnehin wegen fortgeschrittenem Verschleiß vorgesehene Entsorgung der ersten Hose ist damit erledigt (gestern gab es die identische neu bei Polo).
Den absoluten Höhepunkt beim Frühstück lieferte jedoch ein Beitrag der Fernsehnachrichten: Makler beauftragen offenbar Firmen, die den Rasen in den Gärten der angebotenen (und offenbar länger nicht genutzten) Häuser mit grüner Farbe einsprühen. Da laufen tatsächlich Typen mit Spritzen auf dem Rücken herum, wie man sie sonst für Insektenvertilgungsmittel verwendet, und sprühen grüne Farbe auf das Gras.... Ich konnte mich vor lachen kaum halten, die Leute gucken schon (nicht in die Glotze sondern in unsere Richtung) und Marianne meint, jetzt sei es genug mit danebenbenehmen.
Nach dem Tanken – erst später lasse ich von Marianne im Handbuch erkunden, daß der Infiniti Premium begehrt, was ich übrigens auch in der Tankklappe lesen hätte können; ich habe natürlich automatisch Regular getankt – geht es auf die I 70 bis Debeque, wo wir auf die 45 1/2 Street nach Mesa fahren. Die Straße heißt wirklich so und führt durch ein hübsches kleines Badlandgebiet. Sogar richtige Hoodoos sind zu sehen, allerdings in einer Kurve, wo an Anhalten nicht zu denken war. Dann kommen auch noch recht spektakuläre Felsnadeln.
Badlandhügel an der 45 1/2
Felsnadel an der 45 1/2
Von Mesa geht es auf die Grand Mesa, wo die Bäume in den schönsten Gelb- und Orangetönen keuchten. Bei den Mesa Lakes mit wunderbar gefärbten Bäumen am Rand machen wir einen kleinen Spaziergang. Anschließend fahren wir zum Land's End Observatory – ca. 12 Meilen, davon die ersten 6 Meilen sehr guter Gravel auf festem Untergrund mit leichtem Washboard, was der Infiniti mit ca. 40 mph sehr gut meistert. Die Aussicht von Land's End ist sehr beeindruckend, aber leider durch die diesige Luft leicht beeinträchtigt. Zurück auf der Hauptstraße geht es noch zur Land O'Lakes Area, die ebenfalls recht hübsche Seen zu bieten hat. Da es inzwischen immer wieder leicht regnet, verzichten wir auf einen weiteren Spaziergang und werfen nur einen kurzen Blick ins Visitor Center.
Herbstlaub an der Grand Mesa
"Adopt a Highway" kannten wir schon - "Adopt a Lake" war neu für uns
Den Kindern erzählt man, daß der Bär mit dem großen Farbtopf durch die Wälder zieht
Hochmoor mit kleinen Seen auf der Grand Mesa
Trotz des jetzt eher trüben Wetters ist der Weg durch die bunten Wälder auf der Weiterfahrt geradezu traumhaft. Kurz nachdem wir die Mesa verlassen haben, leuchtet zu unserem großen Schrecken am Armaturenbrett die Reifenkontrollampe auf. Vor Delta halte ich an und gehe prüfend um das Auto herum - keine Auffälligkeit zu entdecken. Wieder eingestiegen ist die Lampe auch wieder aus. Bis auf weiteres wird sie auch Ruhe geben.
Von Delta bis Grand Junction geht es durch z.T. ganz nette, zum Teil eher eintönige Badlands. In Grand Junction kaufen wir in dem Supermarkt, wo wir schon 2000 zugange waren, ein paar Lebensmittel und picknicken auf dem Parkplatz (Frischkäse auf Baguette).
Dann geht es wieder af die I 70. Bei einem kurzen Zwischenstop bei einem Viewpoint probiere ich aus, ob das Satellitentelefon funktioniert. Erst zeigt es keinen Empfang, dann nach einiger Zeit findet es offenbar doch Kontakt, verweigert Wählversuche aber mit dem schönen Hinweis „Anforderung abgelehnt“.
Nach ein paar weiteren Meilen auf der I 70 zweigen wir nach Cisco ab, das immer noch genauso aussieht wie vor 8 Jahren. Dort fahren wir erst zu früh nach Süden weg (am Ortsanfang statt dahinter), doch schon nach kurzer Strecke kommt uns die – offenbar zu einer Marina führende – Strecke unbekannt und sonderbar vor, so daß wir bald umdrehen. Auf dem Rückweg fahren wir dann "mitten durch Cisco", um in Richtung der 128 weiterzukommen Im "Ort" stehen ein paar Autos rum, die mancher Gebrauchtwagenhändler unter der schönen Bezeichnung "fahrbereit" anbieten würde und es gibt ein paar Satellitenschüsseln. Es leben also wohl tatsächlich ein paar Leute hier.
Dieses Anwesen habe ich schon 2000 aufgenommen - es hat sich kaum verändert
Dia von 2000 - beim Draufklicken in ganzer Schönheit zu besichtigen
Das war sicher mal ganz hübsch
Die 128 ist wieder so schön, wie wir sie in Erinnerung hatten. Nur ist leider der Himmel über den La Sal Mountains immer wieder eingetrübt, so daß das Fotolicht nicht ganz optimal ist.
Die Zufahrt zum Trailhead zu den Fisher Towers ist leicht zu finden. Von den 2,2 Meilen sind ca. 1/4 sehr ruppiges Washboard, dann ist die gesamte Strecke haufenweise mit scharfkantigen Steinen gespickt. Besonders ekelhaft sind die letzten ca. 500 Meter bis zum Trailhead (Bei der Runterfahrt mit Rückenlicht hat man erst richtig realisiert, wie löcherig das war). Dennoch waren natürlich auch hier PKWs zugange (Bodenfreiheit ist hier ja auch nicht das Thema, sondern spitze Steine und heftige Schlaglöcher).
Oben war es Marianne eigentlich zu heiß (laut Autothermometer um 16:00 ca. 30° – und die roten Steine waren natürlich ziemlich aufgeheizt). Dennoch gehen wir unter ihrem Protest den Trail für eine knappe Stunde, bis er so ausgesetzt wird, daß er für unsereinen nicht mehr begehbar ausschaut (außerdem war unser Zeitkontingent von ca. 1 Stunde je Richtung erschöpft). Die wechselnden Ausblicke auf die Towers und die vielfältigen Figuren rundum – Hoodoos, Knubbelnasen u.v.m.) entschädigen jedoch für alle Mühen. Beim Rückweg sehen wir an einem der Towers Bergsteiger ganz oben "herumturnen".
Fisher Towers
Die "Kobra"
Kletterer
Am Auto zurück gibt es erst mal ein erfrischendes Coke. Da die Reifen trotz des mittäglichen Schocks alle noch ordentlich ausschauen, geht es vorsichtig zurück bis zur 128. Auf den letzten Meilen nach Moab grüßt uns das Castle Valley in kitschigstem Abendlicht.
Castle Valley
Gegen 19:00 kommen wir in Moab ins
BW Greenwell Inn, wo wir ein Zimmer ganz hinten erhalten. So sind wir weit genug weg von der Straße und dennoch mitten im Ort. Das Motel ist sozusagen teilrenoveirt. Der Teppich ist ganz neu und die Zimmerwände sind frisch gestrichen. Die Decken und die Einrichtung im Bad verraten aber doch das Alter des Hauses.
Nach der dringend notwendigen Dusche machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant und landen nach zwei Besichtigungen im
Zax, wo wir erst eine gute halbe Stunde warten müssen. Die angeschlossene Bar macht auf Privatclub, so daß wir erst eine Mitgliedschaft „kaufen“ sollen, bevor wir in Bier genießen dürfen. Dies sehen wir aber gar nicht ein und verweigern uns unter mehr oder weniger stillem Protest und setzen uns aufs Wartebänkchen.
Als wir dann endlich unsere Plätze einnehmen dürfen, werden wir mit je einem Flatiron Steak und French Fries sowie je 25 oz gutem Pale Ale gut versorgt. Auf der Rechnung ist das Trinkgeld – mit 18%! – bereits dazugeschlagen, die Bedienung macht einen allerdings laut und deutlich darauf aufmerksam. Vollgefressen gehen wir dann gegen 10 Uhr nach Hause, wo Marianne ins Bett fällt und mich am Laptop zurückläßt. Erst gegen 11:30 komme ich ins Bett.
283 miles