13. Tag Mittwoch 08.10.2008 Page
Wir schlafen ganz gut und stehen erst gegen 8:00 Uhr (Utah-Zeit) auf. Frühstück gibt es wieder einmal im Zimmer mit ganz anständigem selbst gebrauten Kaffee und den restlichen Keksen.
Als wir gegen 9:00 Uhr losziehen, fahren wir zunächst einmal zum Tanken. Die Kreditkarte wird akzeptiert, die ZIP auf der Karte nicht. Also Karte an der Kasse abgeben, tanken und anschließend drin per Beleg bezahlen. Da ich bislang bei dieser Methode noch nie besch... wurde, habe ich immer noch keine Hemmungen entwickelt, meine Kreditkarte beim Tankwart zu hinterlegen.
Dann ziehen wir los Richtung Kanab auf der 89 und steuern die Paria Ranger Station an. Der Ranger meint, die House Rock Valley Road sei "good" und bessere Karten oder Infos als wir uns aus dem Internet ausgedruckt haben könne er auch nicht bieten. Seine Kollegin bekommt leuchtende Augen, als sie hört, daß wir zu "Edmaiers Secret" wollen.
Also fahren wir zur Abzweigung zur House Rock Valley Road. „Good“ ist wohl relativ zu verstehen. Wir treffen z.T. übles Waschbrett und viele Stellen mit nicht allzu sanften Steinen an. Außer ein paar kurzen Stücken ganz zu Beginn wage ich es nicht, mit Tempo über das Waschbrett drüberzugehen. Sogar ein "echter" Geländewagen (ein etwas älteres, aber ziemlich robust erscheinendes Teil im Stil eines Ford F-150 aus den 80ern mit geschlossenem Aufbau) vor uns fährt relativ vorsichtig. Nur ein paar Miet-SUVs überholen uns (nicht nur wahrscheinlich, sondern wie wir später hören, tatsächlich Deutsche). Auch einen alten "Straßenkreuzer" haben wir unterwegs angetroffen – bei vorsichtiger Fahrweise sicher kein Problem, aber halt auch kein wirkliches Vergnügen.
Kurz nach einem Wash geht es links weg zu einer kleinen Wendeschleife mit der Tafel "Buckskin Trailhead" – weit und breit kein Klohäuschen oder Register erkennbar, auch kein weiteres Auto da. Haben wir da etwas in der Beschreibung übersehen? Gibt es einen „Buckskin Trailhead“ und einen „Buckskin Gulch Trailhead“? Wir fahren verwirrt zurück zur Straße und weiter, ca. 15 Minuten, bis zu einem größeren Parkplatz, der recht gut gefüllt ist und wo sich etliche Leute abmarschbereit machen. Ein Blick auf die Tafeln "You are here" – am Wirepass! Die "Amtssprache" hier ist übrigens wie schon angedeutet nahezu ausschließlich deutsch.
Da wir zuvor keine Registrierbox entdeckt hatten, aber auch nicht "schwarz" wandern wollen, holen wir uns hier einen Registrierungsumschlag, stecken 12 USD rein und werfen ihn ein. Dann geht es halt wieder zurück zu dem kleinen Platz, wo wir vorher waren. Bis wir uns marschbereit gemacht haben, ist es schon gegen 11.00 Uhr. Keine 100 Meter sind wir gegangen, als wir den Parkplatz mit Klohäuschen, Register und ein paar Autos entdecken. Man sollte sich also nicht von der Wendeschleife irritieren lassen (Vom Wash aus hätte man das Klohäuschen wohl entdecken können – aber da war ich auf die Straße konzentriert und hätte es von der Topographie her auch weiter rechts erwartet.)
Wir gehen unserer ausgedruckten Beschreibung entsprechend den Wash entlang. Nach einem "Felsentor" ist nichts von den abgebildeten Formationen zu sehen. Da man nach dem "Felsentor" ohnehin im Wash bleiben soll, gehen wir halt einfach weiter. Siehe da, es kommt noch ein zweites "Felsentor". Aber auch danach geht es noch ein ganzes Stück im Hauptwash entlang, bis die Abzweigung nach links in den Sand kommt. Dort werden wir begleitet von Tierspuren (Coyotes?) und finden den Dry Fall zwar ohne große Sucherei, aber auch wieder etwas weiter entfernt als gedacht. Der Aufstieg ist wirklich leicht.
Schon im Buckskin Gulch Wash kann man filigrane Steinformationen erkennen, die hier wie lange Fähnchen ausschauen
Felsformation im Buckskin Gulch Wash
Felsformation im "Sandwash"
Da es in der Sonne doch schon ziemlich warm wird, sucht Marianne kurz nach dem Aufstieg als erstes einen Schattenplatz unter einem Felsen, wo wir unsere Bananen zu uns nehmen. Zunächst will sie mich alleine weiterschicken, geht dann aber doch mit, als ich ihr einen Stock zur Abwehr etwaigen Getiers andiene. Kurz danach beginnt ein Wunderland von Formen: Brainrocks, "Raupen" und filigrane Sandsteinformationen - sowie relativ frische Tierlosung. Marianne sucht sich einen neuerlichen Schattenplatz, von wo aus sie meine weiteren Aktivitäten beobachten kann. Es gibt unheimlich viel zu entdecken.
Edmaiers Secret
Honi soit qui mal y pense
Edmaiers Secret - zum Größenvergleich: ganz unten im Schatten sitzt jemand!
Um die Bilderflut beherrschbar zu gestalten, aber dennoch einen möglichst großem Eindruck dieser unermeßlich abwechslungsreichen und fantastischen Gegend zu geben anbei noch einige Thumbnails (Draufklicken führt zum ganzen Bild):
Besonders beeindruckt haben uns die ganz dünnen Steinplättchen und –bänder, die an vielen Stellen aus dem Sandstein hervorragen und äußerst zerbrechlich wirken. An manchen Stellen wachsen aber auch ganze Kunstwerke schräg aus dem Boden.
filigrane Steinplättchen
kleine Figuren aus Steinplättchen
große Figuren aus Steinplättchen
Auch hier noch eine Auswahl von Thumbnails von solchen filigranen Steinformationen (Draufklicken...):
Nach einer knappen Stunde umherstromern – wobei wir den empfohlenen Abstecher auf den Hügel wegen der Hitze auslassen – treten wir den Rückweg an. Nunmehr gehört unser Augenmerk mehr als beim Hinweg den vielfältigen blühenden Pflanzen und ihren Früchten im Wash. Hier gibt's jetzt nur noch Thumbnails (Draufklicken...).
Trotzdem schauen wir natürlich auch auf dem Rückweg ab und zu in die Landschaft und nach oben:
Dafür verpassen wir offensichtlich den rechtzeitigen Ausstieg aus dem Wash. Irgendwie sind plötzlich kaum mehr Fußspuren zu erkennen. Ein Blick auf das GPS bestätigt, daß wir etwa 150 m zu weit zurückgelaufen sind. Von unten war der Parkplatz schlicht nicht zu erkennen, wenn man nicht aufmerksam Ausschau hält. Selbst als wir aus dem Wash heraus auf den richtigen Trampelpfad gestiegen sind, wären wir fast nochmal am "Durchgang" durch das Gestrüpp vorbeigelaufen. Viel hätte allerdings in beiden Fällen nicht passieren können. Im ersten Fall hätte man spätestens an der Straße gemerkt, daß man wieder zurück muß; im zweiten Fall hätten wird den Weg halt durch den Sagebrush nehmen müssen.
Gegen 2:00 Uhr sind wir zurück am Parkplatz, wo ich mich mit einem deutschen Paar unterhalte, das hier offenbar "zuhause" ist. Im Auto machen wir ein kleines Picknick, bevor wir mühsam zur 89 zurückrumpeln. Dabei weckt der bunte Sand neben der House Rock Valley Road unsere Aufmerksamkeit.
Painted Desert neben der House Rock Valley Road
Kurz vor Page suche ich die Abzweigung zum Stud Horse Point, die ich nach zweimaligem Hin und Her nur mit den GPS-Daten finde (weil mir irgendwie der Milemarker 555 abgeht). Die Straße ist nach dem "Teer" (der eigentlich nur noch aus Schlaglöchern besteht) geradezu ein Genuß im Vergleich zur House Rock Valley Road. Allerdings verpasse ich zunächst die Abzweigung zum "sandigen Feldweg", finde sie auf dem Rückweg mittels GPS-Daten und verzichte auf die Anfahrt, weil sie sehr übel ausschaut und der Infiniti weder so wahnsinnig viel Bodenfreiheit hat noch sich auf Sand besonders wohlzufühlen scheint. Da Mariane nicht gewillt ist, in der Hitze nochmals zu laufen, fahren wir unverrichteter Dinge zurück zum Hotel. Zu toppen wäre das zuvor gesehene ohnehin nicht gewesen.
Statt dessen sind noch ein paar Schwimmzüge im Hotelpool angesagt, um die Muskeln wieder zu entspannen – das Wasser ist deutlich wärmer als die Luft – geradezu Badewannentemperatur. Vor der Fahrt in die "Stadt" halten wir noch kurze Siesta. In Page wird dann für das Frühstück und die nächsten 1 - 2 Picknicks eingekauft.
Anschließend suchen wir den im Forum gelobten Italiener und finden ihn per Navi unter der Adresse Zapata's. Jetzt heißt der ehemalige Mexikaner Pinciottis und ist ein Italiener, der mit Nudeln (mit Lachs) erstaunlich gut umgehen kann und auch einen ganz passablen offenen Wein anbietet. Dazu gibt es ziemlich schwere klassische Musik, irgendwo zwischen Postromantik und fast schon Zwölfton.
Im Motel lassen wir uns dann noch das tägliche Bier schmecken.
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