Tag 25 Dienstag 12.07.2011Pahrump – Los AngelesWir schliefen mehr oder weniger aus. Eigentlich weniger. Letztendlich waren wir ziemlich erschöpft von dieser langen Reise, von den vielen Eindrücken, von den Temperatur- und Höhenunterschieden und von dauerhaft zu wenig Schlaf. Und gesunde Ernährung stand in diesem Urlaub ganz sicher nicht oben auf der Liste, auch wenn es immer mal Obst oder Gemüse zum Naschen zwischendurch gab. Ich hatte jedenfalls den Eindruck, ich hätte mich die letzten Wochen nur von Pommes ernährt.
Wir packten unsere Sachen zusammen und entsorgten die letzten Lebensmittelvorräte, die wir nicht mehr essen würden. Falls wir Hunger bekämen, würden wir eben ein Fast Food Restaurant aufsuchen. Heute Morgen wollten wir aber mal Frühstücken. Wir hatten einen Gutschein vom Best Western bekommen, mit dem man kostenlos im Wulfy´s nebenan (die Sportsbar von gestern) Frühstück bekam. Und das war das reichhaltigste unserer ganzen Reise: Kaffee, Tee, Saft, Milch, Cerealien, Oakmeal, Toast, Bagles, Muffins, diese anderen süßen Dinger (Horns), Marmeladen, Waffeln zum selber machen, Rührei, Bacon, Würstchen, Kartoffelspalten… Da war bestimmt noch mehr! Wir schlugen uns die Bäuche voll, obwohl wir sonst nicht so die Frühstückstypen sind.
Anschließend misteten wir noch unsere Kulturbeutel aus. Alle Reste von Shampoo, Duschgel uns Zahnpasta flogen in die Tonne. Nur die Sonnencreme steckte ich vorsichtshalber in meinen Daypack, falls wir es uns noch irgendwo gemütlich machen wollen. Der Rest der 2l-Wodka-Flasche floss zu den Ameisen in den Abfluss im Spülbecken. Wohl bekommen´s! Dann war in der Kühlbox noch Bier. Hm, Heiko natürlich wieder ganz cool und quatscht mit seinem bisschen English einen Zimmernachbarn an. Der war natürlich skeptisch bis er die 8 Flaschen eisgekühlt in der Hand hielt und Heiko zum 10. Male betonte, dass er es geschenkt bekomme, weil wir heute die USA verlassen und wir das Bier leider nicht mitnehmen können. Also dessen Abend war gerettet
Alle anderen Getränke verblieben zunächst in der Kühlbox.
Während Heiko dann das Auto bepackte und noch ein paar Fotos vom Best Western machte, druckte ich mir die Boardkarten in der Lobby aus und reservierte Sitzplätze für den Flug ab London. Für den ersten Flug waren sie ja bereits seit langem gebucht. Wieder die drittletzte Zweierreihe in der 747.
Kurz vor halb 10 checkten wir aus und tankten noch einmal für $20. Es sollte ja auch nur bis LA reichen. Schließlich war die Tankfüllung ja inklusive und wir wollten bestimmt nicht zu viel übrig lassen. Wobei wir denen ja eigentlich so schon eine Menge Geld gezahlt haben und es dann auf 10 oder 20 weitere Dollars nicht ankam. Aber da waren wir eigen.
Unser Handy war auf die Wohlfahrt in Los Angeles programmiert und los ging es. Die Fahrt war eigentlich langweilig. Allerdings guckten wir noch einmal auf dieser Fahrt zurück auf den Beginn unserer Reise. Vor allem als die ersten Joshua Trees wieder zu sehen waren. Das, was ich jetzt zu sehen bekam, war im Prinzip das, was mir den ersten Eindruck von den USA verschafft hatte, nur umgekehrt.
Fast, denn als wir auf LA zukamen, wurden die Straßen sehr voll. So hatten wir sie am ersten Tag nicht erlebt, aber das war ja auch ein Sonntag gewesen. Heute war es voll und wir schoben uns durch die Massen. Die Tanknadel senkte sich währenddessen gefährlich nahe der Null. Wir mussten noch einmal Tanken! So ein Mist! Dringend Tanken. Aber scheinbar gibt es in LA keine Tankstellen. Wir fuhren und fuhren. Keine Tankstelle. Die Gegend sah auch nicht wirklich einladend aus. Überall waren zwar Autowerkstätten oder ähnliches, aber keine Tanke. Gerade als Heiko meinte, dass wir jeden Moment stehen bleiben könnten, sahen wir sie. Eine Tankstelle, hurra! Wir fühlten uns zwar nicht wohl hier auszusteigen, aber es ging ja nicht anders. Man konnte die Tankstelle nicht betreten, sondern eine Kassiererin sass in dem Häuschen „hinter Gittern“ und es gab wie früher bei der Bank nur ein Schubfach zum Durchreichen von Geld oder Kreditkarte. Die asiatisch aussehende Frau verstand mich scheinbar nicht und ließ sich auch sonst sehr viel Zeit. Wir wollten doch nur schnell für $20 tanken und dann nichts wie weg hier! Irgendwann begriff sie es und wir konnten unserem Monster ein letztes Mal Futter geben…
A propos Futter: Es war mittlerweile 14 Uhr durch und wir konnten auch etwas Futter gebrauchen. Da kamen uns die zu einem M geschwungenen goldenen Bögen gerade recht. Ich ging wie immer zuerst auf´s Örtchen und als ich wieder kam, saß Heiko da mit seinem Burger und meinte: “Da hätte ich selbst drauf kommen können, die sprechen hier alle spanisch. Ich hab es erst gar nicht geschnallt, was die von mir will. Zum Glück merkte das Mädel dann schnell, dass ich Tourist bin und nur Englisch kann…“ Ich sah mich um und stimmt: Wir waren die einzigen Weißen hier.
Kurze Zeit später erreichten wir Goodwill am Sepulveda Blvd. Wir konnten sogar fast vor der Tür parken und gingen hinein. Dort war noch eine andere Frau, die offensichtlich vom Hinterhof her ihre Sachen hereingebracht hatte und nun noch ihre Spendenquittung bekam. Dann waren wir dran. Ich fragte, ob sie Bedarf an Schlafsäcken, Isomatten, Kühlbox, Konserven und so´n Zeugs haben. Die Frau verstand wieder mal nichts und als wir dann die Sachen herein brachten freute sie sich ein Loch in den Bauch. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Ja, ja, wir sollen alles dort lassen. Und als wir ihr in der Kühlbox das restliche Wasser zeigten und anboten griff sie selbst erstmal gerne zu. (Die restlichen amerikanischen Limos (Sodas) haben wir für den Rest des Tages aufbewahren wollen. Wasser haben wir auch zu Hause…) Wir wollten gehen und sie fragte, ob wir denn keine Quittung wollten. Nö, wir können ja nichts absetzten. Das Strahlen in ihren Augen wurde noch größer! Was soll´s. Zumindest hat diese Frau mal einen schönen Tag, auch wenn unsere Sachen vielleicht jetzt nicht bei Obdachlosen oder sonst wie bedürftigen ankommen. Wir haben also mindestens einen Menschen glücklich gemacht.
Und wir waren wieder ein Stück trauriger, denn jetzt wurde es Ernst. Jetzt waren nicht nur unser Isomatten weg, die schon so einige Urlaube mit uns erlebt und überlebt hatten (20 Jahre waren die schon fast alt und pumpten sich nicht mehr so ganz ohne Hilfe auf), sondern auch unsere supertolle Kühlbox. Gerne hätten wir die mit nach Deutschland genommen. Aber hier haben wir eine, sogar mit Stromanschluss, und die Gebühr für das Flugzeug wäre uns eh zu hoch gewesen. Schade, dass jeder nur 1 * 23kg mitnehmen durfte…
So, was jetzt? Unser Flieger ging erst um 21:25, das heißt spätestens um 19 Uhr wollten wir am Flugplatz sein. Jetzt war es aber erst kurt vor drei. Ein wenig in LA rumkurven, vielleicht das Hollywood Sign suchen oder den Sunset Boulevard? Oder vielleicht zum Strand? Sicher würde bald die Rush Hour losgehen. Und wer weiß, wie lange es dann zu Alamo dauert und wie lange es dann dort dauert. Aber jetzt schon zu Alamo? Was machen wir dann die ganze Zeit? Das war jetzt irgendwie doof. Da wir aber Schisser sind, fuhren wir zu Alamo. Und tatsächlich war dort eine lange Schlange. Als man aber uns entdeckte, wurde für uns eine neue Spur aufgemacht, wir waren sofort dran. Uuups, das ging jetzt aber schnell! Die Sachen raus, dem Mitarbeiter erklärt, das alles okay mit dem Wagen ist, nur dass in der Windschutzscheibe ein Steinschlag drin ist. Da der aber versichert ist, bekamen wir unser Okay und sollten an der Kasse unsere Abrechnung holen. Wieder eine lange Schlange. Nach etwa 10 Minuten kam wieder der Mitarbeiter von draußen und ließ uns die Abrechnung dort machen. Sie wollten scheinbar das Auto so schnell wie möglich waschen und reparieren, denn kaum war alles geklärt, war unser Wagen weg. Nur ein schnelles Foto war noch möglich. Ja, das war es jetzt?
Wir stiegen mit unseren beiden Trolleys, dem Daypack, der Kameratsche und zwei Laptoptaschen (in einer waren unsere Unterlagen samt Parkinfos und Maps. Papierkram ist echt schwer!) in den Shuttle Bus. In Null Komma Nix waren wir am Terminal. Natürlich war unser Flieger noch nicht aufgerufen, aber der nette Mann am leeren British Airways Schalter meinte, wir können das Gepäck gerne schon jetzt loswerden. Na, dann machen wir das doch!
Ob unsere Kofferwaage gute Dienste geleistet hat? Naja, fast. Heikos Tolley wog ein Pfund zuviel. Kommentar des Mitarbeiters: „I´ll make it fit“ Super, kein Umpacken mehr! Um ca. 46kg leichter suchten wir uns eine nette Ecke zum Hinsetzen aus. Wollte ich wirklich schon sitzen? Aber Stehen fand ich nach einer Weile auch doof und die Bänke sahen total bequem aus. Heiko holte dann irgendwann zwischendurch noch mal „Schnellfutter“ und ich bekam meine letzten Pommes für eine lange Zeit.
Heiko döste und ich schrieb eine E-Mail, die ich aber von dort nicht mehr abschickte. Endlich konnten wir zur Sicherheitskontrolle gehen. Wir verschenkten unsere letzten Getränkedosen an eine Familie mit drei oder vier Kindern, die sich sehr freuten. Bei den Kontrollen verlief dann alles glatt. Mal abgesehen von: Schuhe aus, Gürtel und Uhr ab, Laptop auspacken, Hosentaschen leer machen… Das nervt! Das erste Mal wurde ich hier „genacktscannt“. Alle haben es überlebt
Wir saßen wieder herum. Eine Frau hatte furchtbaren Schnupfen und schwitzte wie verrückt. Da war ich echt froh, dass niemand weiteres in unserer Reihe sitzt. Dann lernten wir noch kurz ein junges Paar aus Bayern kennen. Es war auch für sie die erste Reise in die USA. Und obwohl sie locker 15 Jahre jünger als ich waren, haben auch sie die Städte nicht so toll gefunden. Den Las Vegas Aufenthalt haben sie sogar abgebrochen, weil es ihnen nicht gefiel! Gut, dass wir nicht die Einzigen sind!
Wir haben uns sehr gut unterhalten, jedoch saßen wir im Flieger zu weit auseinander. Als wir dann nämlich endlich in der Luft waren, gab es schnell etwas zu Essen und anschließend gingen die Lichter aus. Wir haben gerade noch einen Blick auf Las Vegas bei Nacht werfen können, dann mussten die Rollos unten bleiben. Schade eigentlich.
Kurz vor dem hintern Ausgang waren unsere Plätze
Zum Film gucken war ich irgendwie zu erschöpft. Richtig schlafen konnte ich auch nicht, sondern döste immer nur ein wenig. Insgesamt war der Flug aber erträglicher als der Hinflug, vielleicht weil ich zwischendurch mal ein wenig geschlafen habe.
Nächster Halt: London Heathrow