15.12.2008Der Blick hinaus aus dem Fenster war alles andere als erfreulich. Es war total bedeckt. Und das ausgerechnet heute, wo wir zum Organ Pipe National Monument wollten.
Ein kurzer Blick auf die NOAA Wetterseite versprach auch nicht wirklich Besserung. So ein Mist aber auch. Ulrich hatte natuerlich auch nicht so gut geschlafen, weil die Zuege wohl andauernd vorbeigefahren sein mussten. Hm, ich hatte irgendwie keinen einzigen gehoert und demnach natuerlich auch hervorragend geschlafen.
Wir fruehstueckten im Outer Limits Restaurant, es gab die obligatorischen Eggs over easy mit Hashbrowns und Sausage Patties und war schon im Uebernachtungspreis inklusive. Gut gestaerkt packten wir dann unsere Sachen fuer den heutigen Tag zusammen. Ein dicker Pullover war heute wieder angebracht, denn teilweise war es rech windig und frisch.
Wir fuhren auf dem Highway 85 nach Sueden, Richtung Ajo. Trotz des trueben Wetters gab es immer wieder interessante Blicke auf die Vegetation der Sonora Desert, die aus einzelnen Kakteen, Salzbueschen und Palo Verde Straeuchern bestand und auf gar keinen Fall oede aussah. Und je suedlicher wir kamen, umso mehr Saguaros tauchten auf. Die waren wirklich ganz schoen imposant.
Wir kamen an einer mobilen Border Control vorbei, doch die interessierten sich nur fuer den aus Sueden kommenden Verkehr.
Je naeher wir dem Organ Pipe Cactus NM kamen, umso eindrucksvoller wurde auch die Landschaft. Wir hielten zwischendrin immer wieder mal an, doch leider waren die Bedingungen zum groessten Teil alles andere als optimal. Ein Foto vom Eingangschild des Parks folgte und wir fuhren nun erst einmal zum Visitor Center. Dort holten wir uns eine Karte vom Park und ich entdckte noch ein interessantes Buch, was ich mir kaufte. Am Visitor Center selbst begann ein kleiner Lehrpfad, der sehr informativ die Vegetation hier erklaerte. Und es gab wirklich ganz wundervolle Kakteen zu betrachten.
Hin und wieder lag ein Gerippe von einem Saguaro in der Landschaft herum, der war bestimmt einem Sturm zum Opfer gefallen. Jedenfalls war es unglaulich, es dauerte nahezu ein ganzes Jahr, bis alle fleischigen Anteile eines solchen Riesen von diversen Fruchtfliegen vertilgt wurden und nur noch dieses Skelett uebrigblieb. Der Lehrpfad zeigte uns wirklich sehr eindrucksvoll, welche Kakteen und Straeucher es hier zu finden gab. Und selbst eine kleine Pupfish Population war in einem Teich zu sehen. Es war einen andere Art als jede im Death Valley, von daher konnten wir sie auch bei diesen kuehlen Temperaturen sehen.
Wir fuhren nun auf den 21 Meilen langen Ajo Drive, einer Scenic Road, die durch unzaehlige Bereiche des Parks fuehrte und nach einer Weile in die Diablo Mountains fuehren sollte. Das erste Stueck war noch beidseitig befahrbar, doch schon kurz darauf ging es nur noch in eine Fahrtrichtung weiter. Wir hielten immer wieder an und machten ein paar Fotos. Zwar weitaus weniger als bei schoenen Wetter, aber immerhin lohnte es sich, ein paar Detailaufnahmen der diversen Kakteen zu machen.
Tiefhaengende dunkle Wolken und ein recht stuermischer Wind wirkten sich eher negativ aus. Denn bei guten Wetter haette die Kakteenlandschaft sicherlich um einiges schoener ausgesehen. Na ja, dafuer kam ich eben auf so komische Ideen, wie einen Saguaro Kaktus zu umarmen. Das wollte ich schon immer mal tun.
Als wir uns dann den Diablo Mountains naeherten und die Strecke sich in unzaehligen Kurven hinaufschlaengelte, gab es auch einige asphaltierte Abschnitte, was mich ein wenig verwunderte. Und immer wieder Kakteen bis zum Horizont. Das sah schon klasse aus. Nach einer Weile kamen wir dann an einen Parkplatz an. Hier startete der Trail zum gut 1,5 Meilen entfernten Natural Arch hoch oben im Fels. Schon von hier aus konnten wir diesen sehen. Wir gingen ein Stueck den Trail entlang, der uns an einigen schoenen Exemplaren von Organ Pipes und auch Agaven vorbeifuehrte. Hi hi, und hin und wieder lagen einige abgestorbene Agaven herum, dessen Stengel manchmal bis zu 10 Meter hoch werden konnten. Das Exemplar, das ich erwischte, erinnerte mich eher an eine Art Koenigszepter und wir machten auch wieder unsere Spaesse damit.
ein kleiner Koenig mit ZepterZiemlich am Ende vom Ajo Drive gab es erneut einen ausgedehnten Fotostop. Ja, wir konnten einfch nicht anders. Neben unzaehligen Saguaros, Barrel Kakteen gab es hier wieder jede Menge Teddybear Chollas zu bewundern. Und da ich heute irgendwie etwas schraeg drauf war, wollte ich natuelich auch mal austesten, ob die Chollas einen wirklich anspringen konnten, wie immer berichtet wurde. Und vor allem, wie genau machten die das? Ich stellte mich neben ein besonders schoenes Exemplar von Cholla Kaktus und liess meinen Arm so nahe wie moeglich an den Cholla kommen. Ach, der Aermel beruehrte den Zweig noch nicht mal richtig, aber der Kaktus liess einfach den vorderen Teil abfallen. Jetzt hatte ich das Ding, das jede Menge Widerhaken hatte, auf meinem Aermel sitzen. Und es sah aus wie eine Monsterraupe, hi hi.
Vor allem war es gar nicht so einfach, das Stueck vom Cholla wieder abzupfluecken. So funktionierte das also. Es wurde einfach ein Stueck Cholla abgeworfen, und dieses Stueck klettete dann total. Na ja, so richtig anspringen konnte man das ja nicht nennen, aber okay.
Viel eher angesprungen kam dann etwas spaeter ein Stueck Cholla, das am Bodern lag und sich sofort in meine Sneakers klettete und Ort sehr wohl fuehlte. Ha, und das hatte ich jetzt nicht wirklich provoziert, sondern nur kurz nicht gut aufgepasst. Und nun stand ich da , als
einbeiniger Wurzelzwerg und entfernte Stachel fuer Stachel aus dem Gummi meiner Sneakers. Ulrich machte es jedenfalls total viel Spass, mich so zu fotografieren, war ja klar.
Aber lustig sah es schon aus, daran gab es auch keinen Zweifel. Na, das war jedenfalls ein sehr aufschlussreiches Cholla Experiment gewesen. Wir fuhren nun den Rest vom Ajo Drive und dann noch ein wenig auf den noerdlichen Puerto Blanco Drive. Die ersten 5 Meilen konnte man das auch noch, danach war die Strecke gesperrt und ein Gate verhinderte die Weiterfahrt. Wir fuhren zurueck zum Visitor Center und noch ein wenig weiter nach Sueden auf dem Highway 85. Der Abzweig zum suedlichen Puerto Blanco Drive war zwar offiziell auch gesperrt, aber weder ein Schild noch eine Sperre waren zu sehen. Wir schauten uns einfach mal ein wenig um. Jede Menge Kakteen gab es auch hier zu bewundern und nach kurzer Zeit hatten wir dann die US-mexikanische Grenze vor uns. Der riesige Grenzzaun zog sich wie eine riesige Narbe durch die Landschaft und an den Berghaengen entlang. Irgendwie schon ein komisches Gefuehl, hier herumzustoebern. Man hatte staendig das Gefuehl, beobachtet zu werden.
Irgendwann kam uns dann auch ein Jeep der Border Control entgegen, aber statt uns anzuhalten, fuhr er einfach weiter. Wir hatten beide schon gedacht, wir wuerden jetzt angehalten, aber so war es auch okay. Nach gut 2 Meilen auf der verbotenen Strasse drehten wir dann doch wieder um. Vielleicht war ja die Camina De Dos Republicas nicht gesperrt und wir konnten da ein wenig herumstoebern. Aber auch hier das Gleiche. Die Strasse war natuerlich offiziell auch gesperrt. Schauen wollten wir aber trotzdem mal, zumal die Strecke sehr schoen zu fahren war mit etlichen Schlagloechern, sandigen Passagen und einer netten Washquerung. Und der Grenzzaun war nun wirklich zum Greifen nahe. Kurz darauf erreichten wir das Gachado Line Camp. Hier stand allerdings nur eine Ruine und ein paar halbverfallene Zaeune. Und auf der anderen Seite, in Mexiko, konnten wir die Huehner gackern hoeren und ein paar Kinder laermten herum. Huch, wir waren wirklich total nah an der Grenze.
Wir fuhren nun so langsam den Highway 85 zurueck nach Norden. Und jetzt, so kurz vor Sonnenuntergang, riss die dichte Wolkendecke doch tatsaechlich auf. Sollten wir wirklich noch in den Genuss eines schoenen Sunsets kommen? Die Sonne sank tiefer und tauchte die gesamte Gegend in ein wunderbares und weiches Licht. Nun aber nichts wie ran an den Strassenrand und die Kameras rausgeholt. Es sah einfach fantastisch aus.
Die vor uns stehenden Saguaros boten einen tollen Hintergrund und wir drueckten die Ausloeser, bis diese fast gluehten. Der Himmel brannte nahezu, minuetlich aenderte sich das Bild und die gesamte Farbpalette wurde ueber uns ausgebreitet. Wow!! das war einfach nur klasse.
Kaum war die Sonne weg, fingen die Wolken an, nachzuleuchten. Und wie!! Das sah schon richtig kitschig und unecht aus, sowas kannte ich bisher nur von Postkartenmotiven. Ach, war das schoen. Voellig in unseren Element merkten wir auch die Kaelte ueberhaupt nicht, die sich nun immer mehr anschlich und am Ende dafuer sorgte, dass uns fast die Finger abfroren.
Aber dieser Anblick, ein Foto wuerde doch noch gehen. Der Sunset hatte uns total in den Bann gezogen und erst beim Zurueckgehen zum Auto bemerkten wir die Border Control zwischen ein paar Bueschen und Kakteen. Na , der hatte sich da bestimmt auch gewundert, was wir da gemacht haben. Die spinnen halt, die Touris.
Jetzt wurde es auch sehr fix kalt und dunkel und wir fuhren gemuetlich zurueck nach Norden. In eine mobile Einheit der Bordercontrol gerieten wir dann doch noch, aber nach einem kurzen Check der Paesse ging es dann weiter. Ajo wirkte im Dunkeln richtig ungewoehnlich und ueberall entlang der Strasse grinsten uns diverse Rentiere, Weihnachtsmaenner und Weihnachtsdekoration an, die hier in dem Wuestenklima so richtig fehl am Platz wirkte.
Zurueck in Gila Bend entschieden wir uns, heute bei dem Italiener essen zu gehen. Von aussen sah es wirklich nicht so besonders aus, aber das Essen war mehr als reichhaltig und sehr gut. Wir wuerden jederzeit wieder hierher gehen. Und die Cheese Fries waren ein Gedicht.
Zurueck im Hotel checkten wir noch die Mails und luden unsere Bilder hoch, ehe es dann gegen Mitternacht ins Bett ging.
Greetz,
Yvonne