Tag 05: 22.05.2010
Lac le Mineuer CG, QC - Little River State Park, VT
180 kmWir genießen gemeinsam das tomatenfreie Frühstück. Die Familie hat sich eher zufällig kleidungsmäßig für pink statt rot entschieden.
Brigitte und ich wählen für den Grenzübertritt die Autobahn PH 15. Stefan und Familie probieren es über die weniger frequentierte PR 223. Nach nur 10 Minuten im Stau erreichen wir die Grenzkontrolle. Die Hauptfrage gilt eingeschlepptem Obst und Gemüse. Ob wir vielleicht Terroristen sind, will keiner wissen.
Wir werden zu einen zweiten Inspektion mit zweiten eindringlichen Fragen nach Obst und Gemüse geleitet. Auch hier verneinen wir und verweisen erneut auf die Salatreste vom Vorabend, die wir vergessen haben, wegzuschmeißen.
Wir müssen unsere Autoschlüssel abgeben und werden von einer Grenzerin zu einem Bürogebäude geleitet. Sie beeindruckt uns mit einer ausgeprägten Allgemeinbildung zu Obst- und Gemüsesorten. Wir verneinen jede einzelne Sorte, selbst die, von denen wir nie gehört haben. Später fällt Brigitte ein, dass in dem Salatrest ja auch noch ein paar Tomatenstücke sind, deren Besitz wir mehrfach bestritten haben…
Sollten wir die Sache besser aufklären? Da sehen wir schon von weitem, wie ein Zöllner mit Schäferhund unseren Wagen inspiziert. Die Hundekratzspuren auf unserem Esstisch sind eine bleibende Erinnerung.
Was ist, wenn der Hund oder der Zöllner …? Besser nicht an die Folgen unserer lückenhaften Angaben denken. Bei Tomaten verstehen die Amis keinen Spaß. Da sehen sie rot.
Nach einer Wartezeit von einer Stunde dürfen wir endlich unsere grünen Zettelchen ausfüllen und ein paar harmlose Fragen beantworten. Zu welchem Thema? Ich glaube ihr ahnt es. Diesmal sagen wir absichtlich nichts von den Tomaten. Vielleicht hat der Hund sie ja gefressen.
Wir fahren zu Stefans Grenzübergang. Sie hatten uns bereits per Funk über die kilometerlange Autoschlange informiert. Genau in dem Moment, in dem wir kommen, sind sie endlich dran. Auch sie müssen als Ausländer natürlich in die zweite Kontrolle. Selbst Baby Klara muss mit. Dass sie friedlich schläft, spielt keine Rolle.
Stefan erlebt eine geradezu freundschaftliche Haltung des einzigen Grenzbeamten an dem Übergang. Während der gesamten Zeit seiner Abfertigung kann kein weiteres Auto bedient werden. Alle müssen warten, bis die vier grünen Zettel ausgefüllt sind und die gesamte Bild- und Fingerprozedur abgeschlossen ist.
Unterwegs werden wir unseren Ersteinkauf machen. Zu dem Supermarkt zurückfahren, an dem wir vorbeigekommen sind, wäre blöd. Wir werden unterwegs schon was finden. Außerdem fahren wir hochgerüstet:
• Topo USA
• Street Atlas USA
• MS Streets und Trips
• TomTom
• Navigon
alles ist für ausgiebige EasyAmerica-Tests dabei.
Per US 2 durchqueren wir den riesigen Lake Champlain, VT. Manchmal kommen wir uns vor, wir auf den Keys in Florida. Die supermarktlosen Orte machen einen gepflegten, frisch manikürten Eindruck. Schön! Schön! Schön!
Doch keines unserer Navis findet einen Supermarkt, ebenso wenig unsere Augen. Dergleichen habe ich in Amerika noch nie erlebt. Uns wird klar und klarer: Dieses Neu-England ist individuell. Hier gibt es keine „Kennst du eine kennst du alle Städte“ aus der Retorte. Hier gilt: „Kennst du diesen Ort, kennst du nur einen Ort“.
Wir verplempern viel Zeit bei der Supermarkt-Suche, um die es uns aber nicht leid tut. Kommen wir doch auf diese Weise in schöne Orte, die wir sonst nicht gesehen hätten. Burlington, VT ist z. B. solch eine sehenswerte Stadt.
Irgendwann werden wir dann doch noch fündig und beenden diese Etappe im schönen Little River SP. Das Grillen findet wieder einmal im Dunkeln statt.