Montag 28.4.
Grand CanyonBereits um 5.15 h kündigt Andys Handy das Ende der Nacht an, auch wenn es draußen noch dunkel ist. Wir bekommen noch eine Viertelstunde Gnadenfrist, ehe Andy uns erbarmungslos aus den Betten wirft. Elke und Robby haben schlecht geschlafen, nützt aber nix, wir müssen los. Da unsere Rucksäcke bereits marschfertig sind, geht das morgendliche Procedere ziemlich schnell. Ein schnelles Frühstück, da es keine Kaffeemaschine gibt, müssen wir uns mit Wasser und kaltem Tee begnügen und dann starten wir kurz nach 6.00 h zum Bright Angel Trailhead. Ein Parkplatz ist schnell gefunden, jetzt nur noch die Wanderstöcke auf die richtige Länge bringen, was mit klammen Fingern bei knapp unter 0 °C (gefühlte Temperatur – 10 °C) nicht so einfach ist. Noch ein Foto für die vorher-nachher-Doku direkt am Trailhead und es kann losgehen.
Da müssen/wollen wir runter
Vorher
Wir schreiten flott bergab, drosseln aber nach einiger Zeit das Tempo, als der Trail mehr und mehr mit Steinen durchsetzt ist, man bei jedem Schritt aufpassen muss und sich das steile Gefälle schon jetzt in den Kniegelenken bemerkbar macht. Wasser gibt es zu dieser Jahreszeit erst ab Indian Garden; die Leitungen werden wegen der noch frostigen Nächte ab Mai geöffnet. Die Sonne gewinnt im Laufe der nächsten Stunde immer mehr an Kraft, was sich auch am Geruch der Muli-Hinterlassenschaften bemerkbar macht, der einem mehr als penetrant in die Nase fährt. Da Laufen und schauen nicht drin ist, halten wir immer wieder an um auch von der Umgebung was mitzubekommen. Wir haben jede Menge Gegenverkehr; Hiker mit übergroßen Rucksäcken machen sich an den heftigen Aufstieg und wir werden freundlichst gegrüßt.
Abstieg1Serpentine um Serpentine steigen wir hinunter, nicht ohne das nagende Gefühl, dass auch wir wieder hinauf müssen. Bei Andy zickt die Wadenmuskulatur, dagegen gibt es etwas Magnesium. Elke hat irgendwann Probleme mit dem rechten Knie und ist schon ein wenig genervt, wann es endlich nicht mehr so steil nach unten geht.
Abstieg2 Abstieg3 Abstieg4Erst vor Indian Garden wird die Strecke erträglicher und dort treffen wir gegen 9.00 h ein. Zwischenzeitlich ist es richtig warm und wir entzwiebeln uns – kurze Hose und T-Shirts kann man nun gut vertragen.
Abstieg5 Abstieg6Eine weitere Stunde später sind wir am Plateau Point – auf dem Weg dorthin gibt es massig rosa blühende Kakteen (Prickly Pears) und auch eine Agavenart steht kurz vor der Blüte. Wir gönnen uns die erste längere Pause bei einem herrlichen Blick auf den grün unter uns rauschenden Colorado River. Ich wage mal zu behaupten, dass der Blick von hier schöner ist als wenn man ganz unten am Colorado steht. Man ist mitten im Canyon, kann die oberen Rims sehen und hat einen wunderbaren Blick nach unten. Ganz unten ist man natürlich direkt am Colorado, aber man sieht den oberen Rim nicht mehr, am Plateau Point hat man beides, einfach herrlich.
Plateau Point1 Plateau Point2 Plateau Point3 Plateau Point4 Plateau Point5Kaum haben wir uns nieder gelassen, taucht ein zutrauliches Squirrel auf und hofft auf Essbares. Als Robby mit seiner Brottüte raschelt ist es sofort zur Stelle, reckt und streckt sich – jedoch vergebens. Wir genießen den herrlichen Ausblick und das Rauschen in der Tiefe. Lange dauert es nicht, bis auch andere Wanderer eintreffen und wir machen uns wieder auf den Rückweg bis Indian Garden, wo wir Mittag machen wollen. Auf dem Rückweg kommen uns zwei Mulitrupps entgegen; wir können uns nicht vorstellen, dass der Ritt so toll ist, wie er vielleicht anmuten lässt.
Robby+Squirrel1 Robby+Squirrel2 Muli Treck RückwegUm 11.30 h sind wir am Indian Garden, haben einen überdachten Sitzplatz und machen Mittag. Robby gesellt sich wenig später zu uns; er ist vom Plateau Point erst nach uns aufgebrochen. Die Wasserflaschen werden aufgefüllt und eine Stunde später starten wir den Rückweg bei fast 30 °C. Die ersten Meter gehen noch gemächlich, doch das ändert sich ziemlich schnell. Die Steigung nimmt zu, die Stufen auch, staubig ist es ohnehin und mittlerweile sind noch mehr Mulihaufen auf dem Weg verteilt. Wir schnaufen ganz schön, haben hochrote Gesichter und machen regen Gebrauch von den Wasserflaschen. Nun heißt es nur noch ankommen, die Blicke zurück ins Tal werden immer weniger, je länger wir gehen und nach knapp 8 Stunden sind wir wieder oben beim Auto.
Noch ein Blick in den CanyonNachher
Froh, den Aufstieg hinter uns zu haben und entsprechend k.o. geht es zurück in die Lodge, wo die Dusche schon auf uns wartet. Nachdem wir uns ausgiebig gesäubert und ein wenig ausgeruht haben, holen wir Robby im Yavapai Cafe ab, wo er Karten schreibt und fahren nach Tusayan zum Abendessen, das wir nochmals bei Wendys einnehmen. Es ist zwar noch früh am Abend, doch wir beschließen diesen bereits gegen 20.00 h und kriechen in die Betten. Zwar schade, da noch jede Menge Zeit vom Tag übrig ist, doch unser Lauf-Pensum ist für heute mehr als erfüllt.
Gefahren: 17 Meilen
Übernachtung: Yavapai Lodge, 118,48 $
Gelaufen: 22,9 km