Mittwoch, 30.04.2008
Canyonlands NP
Über Nacht war die angekündigte Abkühlung gekommen, der Weather Channel meldete sogar dichtes Schneetreiben in den Rockies. In Moab war die Temperatur von 30 Grad am gestrigen Nachmittag auf unter 10 Grad jetzt am Morgen gefallen. Dazu wehte ein richtig frischer Wind. Wetterbedingungen, wie ich sie hier in der Gegend bisher noch nicht erlebt hatte.
Der Himmel jedoch war wunderbar blau und die große Frage war: Arches NP oder Canyonlands NP ?
Ich entschied mich für den Canyonlands NP. Es wurde mal wieder Zeit, eine unbefestigte Stasse unter die Räder zu nehmen und meine Wahl fiel auf die Dubinky Well Road. Vor dem Nationalpark wollte ich noch den Secret Spire suchen. Frühstück gab es wieder im Moab Diner und auf geht’s auf die 191 nach Norden. Während der Fahrt kramte ich meine Unterlagen raus und legte sie neben mir auf den Beifahrersitz um immer mal wieder mit einem Auge drauf schielen zu können.
Oben auf dem Plateau angekommen bog ich in die Spring Canyon Road ein, von der wenig später die Dubinky Well Road abgeht. Von jetzt an wurde es abenteuerlich. Die Genauigkeit meiner Wegbeschreibung ließ doch sehr zu wünschen übrig, was dazu führte, daß ich in einen falschen Weg abbog und mich immer weiter vom Tombstone, der als Orientierungspunkt dient, entfernte, anstatt mich ihm zu nähern. Das in diversen Foren diskutierte Windrad, das man mal sieht und mal nicht sieht, hatte ich an der (falschen) Kreuzung logischerweise nicht entdecken können.
Das endgültige und natürliche Zeichen zur Umkehr war dann eine ca. 50cm hohe Steinstufe. Rückwärtsgang rein und falsch herum durch den tiefen Sand gepflügt. Spätestens jetzt war mir klar, wenn das Auto das mitmacht, wäre auch der Cobra Arch kein Problem gewesen. Immer mit viel Schwung, dann kann sich die Kiste nicht eingraben. Sie fängt dann zwar etwas zu Schlingern an, aber der Spass soll ja auch nicht zu kurz kommen, oder ?
Nach ein paar hundert Metern Rückwärtsfahrt kam dann eine Stelle, die zum Wenden geeignet war.
Also wieder zurück auf die Dubinky Well Road. Vollbremsung. Ein Grinsen. Plötzlich erinnerte ich mich irgendwo gelesen zu haben, dass direkt beim Secret Spire ein Geocache versteckt war. Die Daten müsste ich doch dabei haben. Laptop hochfahren, kurze Suche, Daten auf’s GPS geladen. Jetzt war das Ganze ein Kinderspiel. Hätte ich mich auch früher dran erinnern können. Die GPS-Daten aus dem Internet wichen mal wieder von der tatsächlichen Position des Secret Spire ab. Unglaubliche 800m dieses Mal. Jetzt fand ich auch die richtige Abzweigung von der Dubinky Well Road. Und hier noch eine Info an alle Foren-Diskutierer: Wer an dieser Abzweigung kein Windrad sieht, sollte seinen Führerschein am besten gleich noch in Moab abgeben. Man fährt über eine Kuppe und sieht das Ding vor sich. Riesig und in der Sonne glänzend.
Als mir mein elektronischer Helfer noch wenige 100m Entfernung zum Secret Spire anzeigte, parkte ich den Chevy am Rand des Wegs (hier ist sogar so was wie eine Parkbucht), markierte das Auto per GPS und marschierte los. Eine Viertelstunde später war ich da:
Schön sieht er aus. Irgendwie unwirklich. Wie macht die Natur das ?
Es ist schon ein extrem komfortables Wandern, wenn man sich auf die Umgebung konzentrieren kann und sich nicht um den Weg sorgen muss, weil einen die Technik ja automatisch richtig führt. Logischerweise kam ich wieder punktgenau am Auto raus. Die Rückfahrt zur 313 verlief völlig problemlos, ich kannte die Strecke ja jetzt.
Kurz vor dem Visitorcenter des Island in the Sky – Districts geht der Shafer Trail links weg um sich in vielen Switchbacks hinunter in den gleichnamigen Canyon zu winden. Vor der Strasse hatte ich einen Riesenrespekt und gleichzeitig nagten die Neugier und der Ehrgeiz in mir, da runter zu fahren. Ich war mir jedoch zu 100 % sicher, den Trail nicht zu fahren. Dennoch fragte ich den Ranger nach dem Straßenzustand. „It’s actually in good Shape“, bekam ich als Antwort. Gleichzeitig präsentierte er mir aber einige Bilder, die zeigten, wie sich diverse Autos über große Steinplatten mühten. „But if you only wanna go to the Potash Road, there are not too many of these…”. Naja, mal sehen. Ich war mir zu 75 % sicher, den Trail nicht zu fahren.
Nach dem Visitorcenter stoppte ich an den sehr schönen Aussichtspunkten, an denen man den Shafer Canyon überblicken kann. Der Trail sah von oben eigentlich ganz harmlos aus. Ich war mir zu 40 % sicher, den Trail nicht zu fahren. Am letzten Aussichtspunkt sah ich von oben, wie sich ein Toyota die Switchbacks nach oben plagte. Wenn der das nach oben kann, kann ich das nach unten schon lange. Ich war mir zu 100 % sicher, den Trail zu fahren.
Da soll es runtergehen.
Vorher klapperte ich aber noch die Aussichtspunkte ab. Heute war im Park nicht allzu viel los, und so war es mit ein wenig Geduld sogar möglich ein Touri-Freies Bild vom Mesa-Arch zu schießen.
Allzu lange konnte ich mich an den Viewpoints allerdings nicht aufhalten. Der Himmel zog sich mehr und mehr zu. Es war die richtige Entscheidung, heute in die Canyonlands zu fahren. An diesem Tag wären keine schönen Bilder vom Delicate Arch möglich gewesen.
Dann ging’s los. Nach dem Visitorcenter bog ich nach rechts auf den Shafer Trail ab. Tiefer und tiefer geht die Fahrt und die Ausblicke werden immer atembraubender. Den Strassenzustand würde ich als brauchbar bezeichnen. Aber einige knifflige Passagen gibt es halt doch. Dort galt es, volle Konzentration zu halten und kritische Steine und Felsplatten so zu umfahren, daß die Reifen und der Unterbau möglichst nichts abbekommen. Auf dem ganzen Weg kam mir ein einziges Auto entgegen. Kein Problem, er war so nett, an einer Ausweichstelle zu warten, bis ich vorbei war.
Ich habe vergessen, auf die Uhr zu sehen, aber ich schätze vom Visitorcenter bis ich unten an der Bahnlinie wieder Asphalt unter den Rädern hatte, vergingen mit Fotostops ca. 3,5 Stunden. Aber geil war’s. Man kann’s nicht anders ausdrücken. Jederzeit wieder !
Abends belohnte ich mich mit einem leckeren Abendessen und zwei Bier bei Eddie McStiffs.
Das war einer der besten Tage, die ich hier in der Gegend je erleben durfte.