Der Restder Reise ist schnell erzählt. Am nächsten Tag war ich bei dem Orthopäden/Unfallchirurgen. Der Mann war mir sofort ungeheuer sympathisch - also sofort nachdem er gesagt hat, dass er an meiner Stelle sich nicht operieren lassen würde
Statt der angewickelten Kunststoffschiene gab es jetzt so einen überdimensionalen Skischuh, mit dem ich zwar auch nicht auftreten durfte, der einem aber insgesamt ein etwas sichereres Gefühl gab.
Die Frage war natürlich - was nun?
Weiter fahren und nur noch aus dem Autofenster die Landschaft genießen? Schwierig, wenn man es nicht mal schafft, sein Gepäck ein paar Schritte vom Auto ins Zimmer zu transportieren und auch nicht in der Lage ist, einkaufen zu gehen.
Nach Las Vegas fahren und 2 Wochen am Pool liegen? Auch nicht das wahre, wenn schon der Weg vom Zimmer zum Aufzug und vom Aufzug zum Pool mit den dämlichen Krücken Stunden dauert. Außerdem wahrscheinlich ein bisschen teuer - nicht das Zimmer aber der Blackjack-Tisch
Also bleibt wohl nur, Urlaub abbrechen und ab nach Hause. Als erstes habe ich beim ADAC abgerufen. Zum Glück habe ich ja eine Plus-Mitgliedschaft, die diesen Fall abdeckt. Dort war man einverstanden und recht erleichtert, dass ich die Rückreise selber organisiert habe. Da ich sowieso mit einem Meilen-Upgrade Business geflogen war, brauchte ich den Flug nur umzubuchen. Da es ab Portland keine vernünftigen Verbindungen mit BA gab, habe ich nur das Datum des Rückfluges ab SFO geändert und einen Busi-Flug von Portland nach SFO mit United gebucht. hat zusammen ca. 700 € gekostet. BA war recht kulant und hat mich umgebucht, obwohl es für den Rückflug von SFO nach LHR natürlich keine Upgrade-Plätze mehr gab.
Dollar war weniger kulant. Obwohl sie das Auto ja mehr als 2 Wochen früher zurück bekommen haben, bestanden sie auf einer Einweggebühr zusätzlich zum ursprünglichen Preis für die gesamten 4 Wochen. Was soll's - zahlt ja der ADAC.
Den Freitag habe ich noch in Hood River verbracht und bin ein wenig die Strecke zum Mt. Hood raus gefahren.
Fotos gab es nur noch mit dem iPhone, inklusive ein paar Spielereien mit Hipstamatic.
Abends an der Hotelbar konnte ich feststellen, dass so eine klobige Schiene und ein paar Krücken hervorragend geeignet sind, um mit diversen Damen ins Gespräch zu kommen. Die beste Pickup-line ever
Die Rückreise verlief dann glücklicherweise absolut problemlos. Das Rental Car Center liegt in Portland direkt am Terminal. Man muss nur einmal über die Straße zum Checkin. Bis dorthin hat ein Dollar-Mitarbeiter mein Gepäck geschoben. Bei den Airlines hatte ich natürlich gesagt, dass ich Hilfe brauchen würde. Das Gepäck wurde trotz unterschiedlicher Airlines gleich bis DUS durchgecheckt und ich bekam sogar schon meine Boarding-Pässe für die BA-Flüge. Vom Checkin wurde ich dann mit dem Rollstuhl weiter gefahren. Die Security in Portland hat ihre Aufgabe sehr ernst genommen. Ich wurde gründlichst abgetastet (nett und freundlich aber seeehr gründlich), die Schiene musste abgemacht werden und extra durch die Durchleuchtung, etc. In San Francisco wurde ich mit Rollstuhl am Flieger abgeholt und zum International Terminal ans Abflug-Gate transportiert, wobei der gute Mann, der mich durch die Gegend schieben durfte gleich zweimal verlaufen hat
Hier war die Security schon laxer (Schiene blieb dran, abtasten nur oberflächlich). In Heathrow kamen wir an einem C-Gate an. Von dort ging es statt mit dem Bähnchen per Elektro-Karren durch die Katakomben des Flughafens zum eigentlichen Terminal 5.
Die Security dort war ein Witz. Ich bin mehr oder weniger einfach durch gelaufen bzw. gerollt, nur das Handgepäck wurde durchleuchtet. Auf die Lounge musste ich leider verzichten. Stattdessen wurde ich mit diversen anderen Hilfebedürftigen irgendwo geparkt und letztlich gerade noch rechtzeitig zum Abfluggate gefahren. In Düsseldorf wurde ich wieder im Rolli abgeholt und bis zum Gepäckband gefahren. Ab dort bin ich lieber auf Krücken weiter gehumpelt und habe den freundlichen Helfer mein Gepäck transportieren lassen. Mein Empfangskomitee stand pünktlich bereit und fuhr mich sicher nach Hause. Abends war ich bei Nachbars zum Spargel essen eingeladen, so dass ich bestens versorgt war.
Tja, so waren dann aus geplanten 30 Tagen Urlaub 15 geworden, das heißt bis zum Unfall eigentlich sogar nur 12. Bis dahin hat mir der Nordwesten sehr gut gefallen und ich werde "den Rest" der geplanten Tour sicher irgend wann nachholen.
Die Knochen am Fuß sind inzwischen verheilt.. Mit der Krankengymnastik war ich etwas faul, so dass die Muskulatur noch nicht wieder auf dem Stand ist wie vorher aber das kommt auch noch.
Letztlich habe ich viel Glück gehabt. Erstens weil der Sturz auch anders hätte ausgehen können. Es ging dort sicher 5 Meter runter mit einigen verdammt harten Felsen darunter. Zweitens weil der Unfall mitten in der Zivilisation und relativ nahe am Auto passiert ist. Auch alleine wäre es kein Problem gewesen, zum Auto zurück zu kommen.
Ich kann mich an diverse Wanderungen im Südwesten erinnern, wo ich alleine in weitaus einsameren Gegenden und deutlich weiter entfernt vom Auto unterwegs war. Ein ähnlicher Unfall auf so einer Tour hätte unter Umständen ganz anders ausgehen können. Also werde ich mir jetzt als Konsequenz ein Satelliten-Telefon anschaffen, um wenigstens Hilfe rufen zu können.