SO, 7.10.2010 Flagstaff - Las VegasSchweren Herzens verließ ich diese sympathische Stadt und machte mich auf den Weg zur Interstate. Heute Abend wollte ich in Las Vegas angekommen sein, wo ich noch für 5 Tage ein eher zufällig entstandenes Hotelhopping machen würde. Ich hatte viel Zeit, denn aufgrund der Umstellung auf die Winterzeit in Nevada in der letzten Nacht hatte der heutige Tag wieder 25 Stunden.
In Williams fuhr ich von der Interstate ab. Schließlich sollte es sich hierbei um ein hübsches Örtchen handeln, das ich nicht einfach so links liegen lassen wollte. Williams wies wie so viele Orte an der alten Route 66 auf den Umstand hin, dass man sich hier an der berühmtesten Straße der USA befand.
Tatsächlich, der alte Ortskern war klein, aber ganz hübsch. In wenigen Minuten war man hier zu Fuß durch, Zwar gab es nicht sehr viel zu sehen, aber es gab einige nette Kneipen und Lädchen, einiges an Kettenmotels, von denen man zu Fuß in den Ortskern laufen konnte. Zufällig erlebte ich hier das mit, was wahrscheinlich die größte Attraktion des Ortes war: Die Abfahrt des Zuges zum Ausflug an den Grand Canyon morgens um 9.30 Uhr: Unter lautem Hupen setzte der Lokführer den Zug in Gang. Der Lokführer winkte durch das offene Fenster, der Schaffner auf der hinteren Plattform winkte, die Leute auf dem Bahnsteig winkten, die Fahrgäste winkten, extra herbeigerittene Cowboys winkten von ihren Pferden herunter - insgesamt eine Szene wie aus der Illustration eines Kinderbuches.
Weiter ging´s, und zwar über den Schlenker auf der alten Route 66 mit Stopp in Seligman. Das war noch kleiner als Williams und auch niedlich.
Dann ging´s weiter am Hackberry Store vorbei, der war noch kleiner als Seligman und auch niedlich.
Neben mir über weite Strecken immer wieder Güterzüge, Hunderte von Metern lang, teilweise von 4 Loks gezogen, manchmal schob noch eine Lok von hinten. Und weiter ging´s durch ziemliche Einsamkeit.
Kingman war schon wieder deutlich größer als alle Orte zuvor und dafür auch deutlich weniger niedlich.
Nun hatte ich aber Kohldampf, und kurz vor Erreichen der großen Glitzerstadt wollte ich nochmals Pause machen. Nach allem, was man so hört und liest, scheint die Bezeichnung "Staudamm" hier ja nicht nur in Bezug auf Wasser, sondern auch in Bezug auf Autos Programm zu sein, sodass ich den Hoover Dam lieber umfuhr. Somit bot sich Laughlin als Stopp an, wo ich im Outlet-Center im Foodcourt etwas Chinesisches aß.
Immer noch war es früh, sodass ich das vorweg nahm, was ich eigentlich als Extra-Ausflug machen wollte. Ich fuhr nach Nelson. Nelson ist ja in jüngerer Zeit mehrfach in Reiseberichten erwähnt worden und die Fotos des Ortes fand ich auch ganz schön, sodass ich mal selbst sehen wollte, was es hier alles so gab. Ich musste ein wenig Slalom fahren, denn hier waren wieder mehrere Vogelspinnen auf dem Asphalt unterwegs.
Bevor ich mich in der Ghosttown näher umsah, fuhr ich erst einmal die Straße bis zum Ende durch an den Lake Mead, marschierte erst einmal an´s Wasser. Hier sah es unterwegs ganz interessant aus, besonders da das Wasser sich tiefblau von den gelblichen Felsen abhob.
Die Ghosttown war nett, aber sehr klein. Im Grunde handelte es sich hier um einen nett arrangierten Schrottplatz. Etwa eine knappe Stunde stapfte ich hier herum, fotografierte alte Autos, Zapfsäulen, Häuser, Schuppen. Man kann wohl auch eine Tour durch die Mine hier machen, aber das musste in meinem Fall ausfallen oder zumindest auf unbestimmte Zeit aufgeschoben werden.
Kurz vor der Dunkelheit erreichte ich Las Vegas, fand auch schnell zum Palazzo, das ich über Priceline gebucht hatte, nachdem ich schon einige Monate vor Reiseantritt entschieden hatte, nicht nur die 3 vorher schon per Promotion gebuchten Nächte im Mirage zu bleiben. Das Einchecken ging schnell und freundlich. Entgegen meiner Befürchtung fand ich hier schnell zu den Aufzügen (man muss nur einen breiten Weg von der Rezeption aus geradeaus durch das Kasino gehen) und bezog meine Suite, die ein wenig schwülstig und nicht unbedingt meinem Geschmack entsprechend eingerichtet war, aber über ein äußerst bequemes Bett, ein großes schönes Bad und große Fenster mit Blick auf den Golfplatz und den Pool des Wynn verfügt. Hier warf ich mich erst einmal auf das Bett und ließ per Fernbedienung die Vorhänge auf- und zuziehen, auf - zu - auf - zu - auf - ... hochinteressant!
Ich war völlig KO, es war windig heute und somit wollte ich gar nichts mehr groß unternehmen, zog also einfach in´s benachbarte Wynn und stürmte dort das Buffet. Hm, war lecker hier, besonders die Desserts, und die Champagner Flatrate (Freixenet bis zum Abwinken für 7 USD extra) war klasse. Dass die Bedienung hier so lieb und aufmerksam war, freute mich. Ich kann es nur bewundern, wenn es jemand schafft bei all der Hektik zwischen den Vergnügungswütigen natürliche Freundlichkeit zu bewahren.
Kann mir mal bitte jemand erklären, wie man in solchen Hotels das Licht ausschaltet? Auch hier schaffte ich es mal wieder nicht das Licht ganz auszuschalten. Immerhin konnte ich es im Bad so weit dimmen, dass es fast dunkel war, im Zimmer selbst fand ich zum Glück alle Schalter.
Ziemlich früh lag ich in der Stadt des Amusements rund um die Uhr in der Falle und schlief mit Blick durch das große Fenster ein.
Übernachtung: Palazzo, gebucht über Priceline für: $ 100 netto ($ 121 incl. Taxes and Fees)
Gefahren: 233 Meilen