SO, 31.10.2010 (Halloween): Santa Fe (Taos und Umgebung)Leider schlief ich nun nicht mehr so gut und traumlos und fest wie in den ersten Tagen des Urlaubs. Irgendwie wurde ich permanent nachts wach, hatte von der Klimaanlagenluft einen trockenen Hals, traute mich aber teilweise nicht, einfach das Fenster offen zu lassen, bzw. konnte es andernorts nicht, weil es nicht zu öffnen war. Dann trank ich halt was und wurde wieder wach, weil das viele Trinken mich dann ganz aus dem Bett trieb. Und wenn ich dann den Schlaf des Gerechten schlief, so weckte mich der SMS-Ton meines Handys manchmal, das ich regelmäßig vergaß abzuschalten oder leise zu stellen.
Dieses Hotel hatte leider keine Kaffeemaschine im Zimmer, dafür aber im Bereich vor den Aufzügen morgens Kaffee für die Gäste bereit gestellt. Da mein Zimmer nur ein paar Schritte von diesen entfernt lag, schlurfte ich eben barfuß und im Schlafanzug dorthin und zapfte mir einen Kaffee. Pah, wenn amerikanische Frauen im rosa Samtjogginganzug oder in Hausschuhen einkaufen gingen, konnte ich doch wohl mal eben über den Flur... Äääääh, eigentlich wollte ich hier doch niemandem begegnen. Nun gut, da hilft nur Haltung bewahren. Ich schmetterte ihr ein freundliches "hi, how are you?" entgegen und marschierte mit der größten Selbstverständlichkeit an der Dame im Kostüm vorbei mit meinem Kaffee in der Hand.
Nicht wirklich ausgeschlafen, aber egal: Über die Highroad to Taos ging es eben dorthin. Die Highroad war enttäuschend, führte durch eher trist wirkende Orte und wurde von mir durchfahren, ohne dass ich mir ein einziges "Ah" oder "Oh" abringen konnte.
Santa Fe war kleiner als ich so dachte, sodass ich zumindest in Richtung Norden nicht durch eines der USA-typischen Business-Gebiete kam, in denen Hotels, Läden, Tankstellen und Restaurants den Durchreisenden ihre Dienste anboten.
In Taos steuerte ich deshalb aufgrund inzwischen unüberhörbaren Magenknurrens das erste Lokal an, das kein Fastfoodrestaurant war und durch ein Schild verdeutlichte, dass es Frühstück anbot. Proppenvoll war es hier und die Personalsituation musste hier katastrophal sein, zumindest hingen in allen Ecken Spinnenweben und bedient wurde hier von Hexen, Monstern und merkwürdigen blassen und blutenden Untoten mit Messern quer durch den Kopf. Da ich mich heute auch ein wenig untot fühlte, fühlte ich mich hier sehr wohl. Kleine Monster und Prinzesssinnen an der Hand der Eltern kamen hier frühstücken. Die Atmosphäre war sehr herzlich, obwohl der Raum an sich sehr trist war, egal ob mit oder ohne Spinnenweben erinnerte er an Gartenspartenkneipen übelster Sorte.
Taos selbst ist von überschaubarer Größe, hat dennoch eine Menge an Kettenmotels und einen ganz nett hergerichteten Stadtkern zu bieten, der allerdings mir inzwischen nicht mehr soooo besonders erschien nach den vielen nett hergerichteten Stadtkernen, die ich in den letzten Tagen gesehen hatte. Nein, im Ernst, auch hier gab man sich alle Mühe und Taos ist sicherlich einen Besuch wert, insbesondere bei wieder mal so herrlichem Sonnenschein. Inzwischen war es allerdings merklich kühler als in den ersten Tagen meines Urlaubs, was mir aber gut gefiel: In der Sonne war es warm, im Schatten oder bei Wind so kühl, dass eine leichte Fleecejacke gute Dienste leistete.
Nun empfahl ich der Navi mich zum Taos Pueblo zu lotsen, was sie auch bereitwillig tat. Bereits die Reiseführer neben meinem Bett hatten ja allesamt auf den stolzen Eintrittspreis von 10 USD und die Gebühr pro Kamera in Höhe von 6 USD hingewiesen (die übrigens überprüfbar wurde, indem man ein kleines Schildchen bekam, das man an die Kamera anbamseln sollte). Für eine vierköpfige Familie sind natürlich 40 USD plus unter Umständen mehrfache Kameragebühr ein stolzer Preis im Vergleich zu einem Nationalparkpass, für den die ganze Familie den gesamten Urlaub lang hemmungslos zahlreiche Sehenswürdigkeiten abgrasen kann. Für mich als Alleinreisende relativierte sich das allerdings.
Schilder stellten strenge Regeln auf, dass man keine Bewohner fotografieren dürfe (es ließen sich ohnehin kaum welche blicken) und auch im Dorf waren an verschiedenen Stellen Barrieren aufgebaut, die "no trespassing" befahlen. Aber mal ehrlich, ich kann´s letztlich gut verstehen, sowohl die Preise als auch die Restriktionen: Wenn ich mir vorstelle, dass beispielsweise in meinem norddeutschen Heimatort vielleicht täglich ein Vielfaches der Einwohnerzahl an Touris auftaucht, die in Mutters Vorgarten sowohl die Haustür als auch am liebsten Mutter selbst beim Rasenmähen und auf dem Friedhof die Grabsteine knipsen wollen, weil´s doch soooo malerisch ist und die Nachbarn und Kollegen doch um Bilder aus dem Urlaub gebeten haben, ich würde mich freuen, wenn man den Ort für Fremde ohne persönliche Einladung eines Bewohners generell sperren würde. Insofern finde ich es völlig in Ordnung so, wie es ist, zumal alle, die dort für die Touris da waren, ausnehmend freundlich waren und ich mich im Ort auch frei fühlen konnte und mir nicht wie ein unerwünschter Eindringling vorkam. Und sollte Taos Pueblo auf diese Art und Weise zum unbewohnten Museumsort werden, dann ist ein Eintrittspreis eben auch normal, ebenso wie in vielen Freilichtmuseen in Deutschland, den USA und anderswo. Ich jedenfalls hoffe, dass der Ort weiterhin bewohnt bleibt, obwohl zumindest die zur Besichtigung freigegebenen Teile kaum noch so wirkten.
Sehr schön der blaue Himmel, ein schon leicht eingeschneiter Gipfel im Hintergrund, die Lehmbauten im Vordergrund, durch das Dorf floss ein Bach und diejenigen, denen es den Eintrittspreis nicht wert war, waren wohl ohnehin schon weggeblieben, sodass es ziemlich leer dort war. Hier hörte ich übrigens erst zum zweiten Mal auf der bisherigen Reise Deutsch, nachdem in Bisbee eine Gruppe junger Deutscher unterwegs war, Las Vegas sicherlich einmal ausgenommen.
Weiter ging´s zur (oder heißt es "zum"?) Rio Grande River Gorge, an der mich auf der Brücke nun doch wieder Höhenangst überkam.
Dann machte ich die Runde durch die Berge noch nördlich von Taos, die mich durch schöne Berglandschaft führte und durch ganz nette Wintersportorte. Auch das war ganz schön, aber letztlich den langen Weg nicht wert, zumal sich meine Hoffnung auf etwas Glitzerschnee von Nahem nicht erfüllte. Aber Zähne zusammenbeißen, da musste ich nun durch, wenn auch mit der für mich typischen Ungeduld. Ein inzwischen neues Hörbuch ("Resturlaub" von Tommy Jaud, äußerst trivial und absehbar, aber teilweise ganz witzige leichte Kost) vertrieb mir die Zeit.
Der Rückweg nach Santa Fe, am Rio Grande entlang, war hingegen toll: Immer wieder herrliche Ausblicke auf den Fluss, darin stehend Angler, hinter dem Fluss, in der Abendsonne gelb leuchtende Blätter und satt grüne Bäume. Viele Fahrer hielten an um zu staunen oder zu fotografieren.
Wieder in Santa Fe angekommen, wollte ich eigentlich nur noch kurz um die Ecke in dem verlockend aussehenden Restaurant etwas essen, nur leider war dort Sonntag Ruhetag und mich trieb es dann doch noch in die heute trotz Halloween sehr viel ruhigere Old Town. Teilweise musste ich bei den Leuten, die mir dort begegneten, schon überlegen, ob die im Halloweeen-Kostüm unterwegs waren oder immer so aussahen, bin mir bei so manchem auch bis heute nicht sicher. Das ist nun nicht so sarkastisch gemeint, wie es sich wahrscheinlich liest.
Generell fiel mir auf dieser Reise auf, dass man oft angebettelt wird von Obdachlosen. Allerdings hatte ich hier in Santa Fe (generell in den USA) aber das Gefühl, dass es beispielsweise der Frau, die mich hier um Kleingeld bat, sehr peinlich war. Ich wollte aber nicht auf offener Straße mittlerweile im Stockdunkeln mein Portemonnaie zücken um darin zu kramen, sodass ich verneinte. Seitdem aber habe ich die vielen kleinen Münzen, die man immer mal wieder herausgegeben bekommt und dann fast niemals wieder ausgibt, in der Jackentasche, sodass ich sie bei ähnlicher Gelegenheit leicht herausgeben kann.
Übernachtung: Nochmal Hotel Santa Fe.
gefahren: 163 Meilen