SA, 6.11.2010: FlagstaffHier in der Umgebung gibt es einiges zu sehen, sodass ich eine zweite Nacht hier für angebracht hielt. Und wenn es nichts zu sehen geben sollte, könnte ich immer noch Leute angucken und shoppen gehen oder mich im Indoorpool des Hotels aufhalten. Flagstaff hat eine super Infrastruktur: Alle möglichen Hotel- und Restaurantketten sind vorhanden, eine Einkaufsmall und außerdem gute Verkehrsanbindungen an alle möglichen Orte, da würde sich schon was finden lassen.
Dieses Hotel gehörte mal wieder zu denen, die kostenfreies Frühstück anbieten, außerdem sogar Getränke und Snacks am Nachmittag, leider alles mit Einmalgeschirr, sodass einmal Frühstücken eine ganze Menge Plastikmüll verursacht, der sich dann auf dem immer wieder in den Medien zitierten riesigen Müllteppich im Atlantik verteilen konnte. Übrigens finde ich es immer noch den Hohn in Tüten, wenn andererseits Mineralwasserabfüller hier damit werben, dass der Verschluss der Flasche viel kleiner als sonst ist und somit Plastik spart (denn das gesparte Plastik wird dann ja schneller als man dankend ablehnen kann in eine Tüte gesteckt, in der man dann die einzelne Flasche aus dem CVS in sein Auto bringen kann) und wenn man mit anhört, dass eine Lehrerin ihre Schüler auffordert, sich in einem Statepark respektvoll zu verhalten, denn es gehe schließlich um unsere Natur und unsere Umwelt.
Na ja, wie auch immer, ich finde, in den letzten Jahren hat sich schon viel getan: In einigen Hotels findet man immerhin statt Einmalbechern Keramiktassen für den Kaffee, die Klimaanlagen sind nicht grundsätzlich auf 16,5 Grad Celsius gestellt, Klos haben Wasserspartasten und manchmal bleiben tatsächlich die benutzten Handtücher auch hängen, die man nicht selbst auf den Boden gelegt hat.
Ähhhh, wo war ich, ach ja: Heute fuhr ich erst einmal zum Walnutcanyon, in dem man schriftlich und beim Einlass nochmals persönlich darauf hingewiesen wurde, dass der Weg wegen der vielen Stufen anstrengend sei und dass man doch unbedingt Wasser mitnehmen solle. Da es heute irgendwie frischer war als an den letzten Tagen und weil so viele schöne Schautafeln sehr anschaulich das Leben in der Sinagua-Kultur und die Pflanzen am Wegesrand erklärten, sodass man ohnehin ständig stehenblieb, war alles trotz der 7000 Fuß Höhe und trotz der vielen Stufen nicht so sehr anstrengend, aber sehr informativ. Eine Stunde sollte hier gut ausreichend sein.
Nun wollte ich nach Sedona, weil doch überall gelobt wird, wie schön der Coconino National Forest sei und wie ansehnlich die roten Felsen. Auch Sedona kannte ich vom Durchfahren und ich hätte es mir dieses Mal lieber gespart, es waren ohnehin schon viel zu viele Leute hier. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass man hier zwar die Touris brauchte um sie in bunten Jeeps durch die Gegend zu fahren und ihnen T-Shirts und Eso-Krams zu verkaufen, dass die Touris aber eigentlich nicht wirklich willkommen waren hier. Überall standen Schilder, die einem erklärten, was man durfte und was man nicht durfte und worauf man achten musste, beispielsweise: Nur mit Red Rock Pass parken, hier gar nicht parken, nicht hier durchfahren, seinen Müll aus dem Red Rock State Park wieder mitnehmen und bis 17 Uhr aus selbigem wieder verschwinden.
An den Stellen, an denen man nicht parken durfte, standen trotzdem schicke, teure und coole Autos (nie so viele Cabrios, Sportwagen, BMW, Mercedes und Beetles in Amerika auf einem Haufen gesehen) von schick und teuer angezogenen und cool aussehenden Typen mit schick und teuer gekleideten Plantinblondinchen an der Seite, die ihr schickes und teures und cooles Leben zu Schau stellten. Hier war es mir eindeutig erstens zu versnobt und zweitens zu voll - und zwar in der Reihenfolge. Kann ich verstehen, dass das denen, die einfach nur hier wohnen wollen, auf den Geist geht.
OK, ist vielleicht auch wieder eine Frage der Erwartungshaltung und der Planung: Hätte ich mir vorher genau überlegt, wo ich mich in die Landschaft begeben will, wäre wahrscheinlich der Mallorca-Effekt eingetreten: Je weiter weg vom Ballermann, desto schöner soll es dort sein. Die Schnebly Hill Road cancelte ich übrigens wegen akuter Genervtheit und des schlechten Zustandes der Straße, den ich mir nicht die nächsten 11 Meilen antun wollte. Oder wird die Straße besser im weiteren Verlauf?
Zurück ging´s nach einigen halbherzigen Versuchen irgendwelche Scenic Routes zu fahren nach Flagstaff, wo ich diesmal im Hellen durch die Stadt bummelte.
Dann überlegte ich im Hotel so lange, ob ich noch zum Lowell Obervatory wollte oder nicht, bis es dunkel war. Dunkelheit an sich ist kein Hinderungsgrund das Observatorium zu besuchen, denn schließlich ist Dunkelheit die Voraussetzung dafür durch riesige Teleskope auch Sterne zu sehen, aber da ich zu Fuß losging (sah schließlich so nah aus auf der Karte), drehte ich dann doch um, als die Straße zum Observatorium ohne Gehweg und ohne Beleuchtung wenig einladend aussah.
Und weil ich dann ja sowieso wieder in der Nähe der Stadt war, ging ich in eine Brewery, wo ich mir ein dunkles Bier und einen Hamburger schmecken ließ. Ich begutachtete noch, ob denn auch heute genügend los war (kann ich bedenkenlos bejahen) und machte mich auf zurück in´s Hotel.
Übernachtung: Nochmals Drury Inn & Suites
Gefahren: 121 Meilen