Freut mich dass Euch allen meine Adler gefallen. Dann hat sich das ja gelohnt. Und wie gesagt einer steht noch aus.
Du treibst die Spannung ja ganz schön in die Höhe ....
Sorry das ist nicht beabsichtigt, der letzte Adler ist nicht so spektakulaer als dass ich da zu viel Spannung aufkommen lassen will.
26.8.2010 (Teil II) Mendenhall GletscherZurueck in Juneau wird erstmal der Kajakverleih in Auke Bay angesteuert.
Und nun habe ich eine schlechte Nachricht fuer Saguaro, die sich schon auf das feste Land unter den Fuesssen gefreut hat: dort laden wir nicht wie vielleicht vermutet das geliehene Doppelkajak ab sondern es wird im Gegenteil noch ein weiteres “Divorce Boat” auf das Dach gehievt.
Mit dem zusaetzlichen Boot geht es zur kleinen Cabin am Mendenhall Lake wo vor fuenf Tagen die Hochzeit stattfand.
Dort warten, wie bei der Hochzeit, die beiden Brautjungfern - Julies Schwestern. Wir haben uns ein wenig verspaetet, wofuer Julie erst mal einen Einlauf bekommt. Das scheint aber wohl in der Familie absolut ueblich zu sein, denn Julie scheint es ueberhaupt nicht zu stoeren. Sie knallt ihrerseits den lieben Schwestern ein paar Freundlichkeiten an den Kopp und dann werden die Boote zu Wasser gelassen. Huehner und Kuehe kommen allerdings diesmal nicht in die Laderaeume.
Die beiden Schwestern haben zum Kajaken eine aehnliche zurueckhaltende Meinung wie sil1969 wollen aber auf die Gelegenheit einen Ausflug auf dem Mendenhall Lake zu machen dann doch nicht verzichten, daher kommen sie vorne in die beiden Doppelkajaks und werden von ihrer Schwester bzw. ihrem Schwager mehr oder weniger ueber den See kutschiert. Von Zeit zu Zeit baden sie ihre Paddel auch mal ein wenig, sind aber sonst ganz mit Gucken beschaeftigt. Und zu Gucken gibts viel.
Dadurch dass der Gletscher direkt in den relativ kleinen See muendet ist das Wasser durch die Schwebstoffe dort so truebe und grau, dass es mich eher an geschmolzenes Metall als an Wasser erinnert. Ueberall auf dem See treiben kleine und nicht ganz so kleine Eisbrocken, die vom Gletscher abgebrochen sind.
Das wirkt offenbar genauso gut wie Eiswuerfel im Cocktail, denn mein Hintern, der nur von wenig Plastik vom Wasser isoliert ist, fuehlt sich auf dem See deutlich kuehler an als in der sicherlich nicht warmen Berners Bay. kann aber auch Einbildung sein.
Dazu schiebt sich eine dunkle Wolkendecke langsam vor die Sonne und es kommt Wind auf, so dass das Paddeln auf dem kleinen See deutlich rauher ist als auf dem Pazifik nur zwei Stunden zuvor.
Noch vor einigen Jahren war der Gletscher vom gesamten Seeufer zu sehen, inzwischen hat er sich einige hunderte Meter in sein Tal zurueckgezogen und wir muessen quer ueber den See und um eine kleine Landzunge herumfahren um zu dem Gletscher kommen. Am abgeschliffenen Gestein kann man sehen, wie gross der noch vor kurzem war. Das ist schon ein bisschen erschreckend. Da frage ich mich warum es ausgerechnet in Alaska so viele Leute gibt, die die Klimaerwaermung fuer eine Erfindung antiamerikanischer, sozialistischer Kommunisten oder so halten, wenn sie vor Ort so offensichtliche Folgen davon bestaunen koennen.
Auf dem Weg zum Gletscher passieren wir so einige Eisberge, die vom Gletscher abgebrochen sind und mich irgendwie sehr faszinieren. Die blaue Farbe, die skurrilen Formen und wenn man naeher dran ist hoert man ein Knacken und Knistern, wenn beim Schmelzen eingeschlossene Luftblasen freigesetzt werden. Klasse!
Wir machen noch einen kleinen Stop an den Nugget Falls. Diese 100m hohen Faelle fielen frueher auf den Mendenhall Gletscher jetzt paddeln wir von dort noch eine gute Viertelstunde bis wir am Gletscher sind.
Ich hatte mir immer vorgestellt wie toll es sein muss, mit dem Kajak direkt an den Gletscher heranzufahren, aber mit ein wenig Nachdenken haette mir auch klar sein muessen: das geht nicht!!
An Gletscherzungen die ins Wasser muenden brechen immer wieder Stuecke ab und fallen ins Wasser. Das heisst dann: der Gletscher kalbt. Man moechte nicht mit dem Boot direkt an der Kuh sein, wenn das Kalb kommt. Das man dabei riesige Eisbrocken auf dem Kopf geschmissen bekommt ist noch das geringste Problem. Direkt neben einem rauscht dann ein Eisberg von der Groesse eines Reihenhauses in Wasser und waelzt sich dort wild herum wie es frisch geworfene Kaelber offenbar tun. Und wer schon einmal kleine Steinchen ins Wasser geworfen hat, weiss dass es lustige kleine Wellen um den Stein im Wasser gibt. Wenn man grosse Eisberge ins Wasser schmeisst, gibt es eben keine lustigen kleine Wellen, sondern ziemlich grosse Wellen, die nicht so lustig sind, wenn man im kleinen Boot sitzt.
Daher halten wir also respektvoll Abstand zum Gletscher.
Da die Groesse des Gletschers schwer abzuschaetzen ist, kann ich auch schlecht sagen wie nah wir heranfahren, aber ich wuerde sagen es sind so etwa hundert Meter. Diese riesige zerklueftete Wand aus blauem Eis direkt vor einem ist ein faszinierender Anblick. Und ein Gletscher ist lebendig und alles andere als leise. Er aechzt, stoehnt und kracht vor sich hin. So ein Moment wo man als kleines Menschlein ehrfuerchtig vor den Gewalten der Natur steht (bzw. in seinem Boetchen sitzt).
Selbst Julie und Brad, die schon oft am Gletscher waren, sagen, sie sind jedes mal aufs Neue beeindruckt.
Irgendwann reissen wir uns dann los und es geht quer ueber den See, ueber dem inzwischen scharze Wollen aufgezogen sind, zurueck zur Boat Ramp.
Das war wirklich eine sehr faszinierende Tour und auch Julies Schwestern hat die Fahrt im Kajak gut gefallen. Nun geht es wieder nach Auke Bay zum Kajakverleih und ich kann Saguaro beruhigen: diesmal werden die Kajaks endgueltig zurueckgegeben.
In Juneau selber mache ich abends noch einen kleinen Spaziergang und sehe unter anderem die Gouverneursresidenz in direkter Nachbarschaft zu Brad & Julies Haus. Das Haus ist ja durch jemand bekannt geworden der NICHT dort gewohnt hat. Sarah Palin ist naemlich lieber in Wasilla geblieben als nach Juneau zu ziehen. Wenn man sich z.B. mal die
Wahlergebnisse der vorletzten Praesidentschaftswahl (ausnahmsweise rot=demokratisch, blau=republikanisch) ansieht, dann wird einem auch klar, warum sie sich in Juneau nicht so wohl gefuehlt hat.
Dann geht es aber auch bald in die Heia. Ich soll am naechsten Morgen frueh los....