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Autor Thema: Ersttäter mit WoMo durch Südwesten (CA, AZ, NM, CO, UT, NV) Sept./Okt. 2008  (Gelesen 29945 mal)

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Rattus

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Seitdem wissen wir auch, wie wichtig es ist, daß das Womo auf geradem Boden steht  :oops:.
Oh, da bin ich froh, dass uns das erspart geblieben ist, so 100% grade stand unserer nämlich auch nicht immer...  :oops:


4. Tag: Dienstag, 23.09.2008

Picacho - Tombstone

Ein bisschen Mexico- und Wild Wild West - Feeling…


Die Nacht ist heiß, aber der Campground erstaunlich ruhig und so steigt das „Launenbarometer“ im Gegensatz zu gestern Abend deutlich an.

Auf dem Plan steht heute zunächst ein Besuch im Saguaro National Park. Zuerst wollen wir das Sonora-Desert-Museum ansteuern, anschließend noch ein bisschen auf einem Trail laufen, dann weiter nach Tombstone fahren und dort nächtigen.

Wieder ist es ziemlich heiß, aber doch etwas angenehmer als gestern, zumal keine 600 km von uns abgefahren werden wollen, sondern nur vielleicht 200.

Die Landschaft ist abwechslungsreich und es tauchen etliche meiner so geliebten „Endlos-Geradeaus-Straßen“ auf.

Mittlerweile finden sich deutliche Hinweise darauf, dass wir uns Mexico nähern. Die Kakteen werden immer zahlreicher und auch immer größer.

 

Noch schnell ein typisch amerikanisches Bild aufgenommen, mit zig Briefkästen an der Straße...



...und dann kommt auch schon der Eingang in den Saguaro National Park in Sicht. Keiner will unseren Annual Pass sehen… auch gut.

Die Kakteen sind nun überall zu tausenden. Das Arizona-Desert-Meuseum ist schnell gefunden, wir werden gleich freundlich von einem alten Mann begrüßt, der uns mit allerhand Kartenmaterial auf Englisch und Deutsch ausstattet, welches –genau richtig zur Einstimmung- einen Mountain Lion auf dem Deckblatt zeigt.

Das Museum ist wunderbar und noch dazu viel größer als ich dachte! Wir wissen gar nicht, wo wir zuerst hingehen sollen. Es gibt natürliche Höhlen, in denen bunte Mineralien und Knochen von längst ausgestorbenen Tieren ausgestellt sind. An jeder Ecke stehen Mitarbeiter des Museums und warten nur darauf, einem irgendwas über den Park und dessen Geschichte erzählen zu können.

Die Kakteen sehen toll aus und einige blühen wunderschön!

 

Ganz unerwartet finden wir uns in einer bizarren Tropfsteinhöhle wieder. Außerdem gibt es hier im Museum noch jede Menge Tiere, die hier leben oder mal gelebt haben: Mountain Lions, Otter, Füchse, alle möglichen Katzenarten, Rehe, Schildkröten, Bergziegen, Papageien, Kolibris und viele mehr. Immer wieder wird man daran erinnert, dass es auch ein paar gibt, die sich nicht hinter Gittern oder Scheiben verstecken… uuuah…



Dieses Exemplar befindet sich aber zum Glück hinter Glas. Unschwer zu erkennen, eine Rattlesnake:



Besonders zugesagt haben mir auch diese Kameraden hier. Ich glaube, es waren Prairie Dogs:



Irgendwann müssen wir uns dann losreißen. Wir sind beide schon etwas geschafft und haben gleichzeitig das Gefühl schon jede Menge von der Vielfalt dieses Parks gesehen zu haben, sodass wir uns entschließen, die Wanderung auf einem der Trails ausfallen zu lassen und langsam in Richtung Tombstone aufzubrechen. Also zurück auf die gute alte I-10.

Die Kakteen werden allmählich wieder weniger und einige Schilder am Straßenrand bringen uns mehr und mehr in Wildwest-Stimmung. Schließlich drängt sich noch ein Schulbus vor uns, der bei jedem kleinsten Häuschen am Straßenrand halten muss und den man ja bei rot blinkenden Lichtern nicht überholen darf. Die Fahrt gerät also etwas ins Stocken, aber Tombstone kommt bald in Sicht.

Wir fahren den Campground Stampede RV Park auf der Allen Street an und lassen uns von dessen Besitzerin lange und ausführlich erklären, was man in Tombstone alles machen kann. Toll, was so ein 3-Häuser-Kaff alles zu bieten hat. Wir bekommen auch noch das original Westernkleid der Dame gezeigt und den Frühstückssaal, den sie als „cute“ bezeichnet. Der Campground hat äußerst originelle Toilettenhäuschen; passenderweise für Cowgirls und –boys  :lol:.



Dann machen wir uns auf in das Zentrum dieses Ortes mit dem so herrlich einladenden Ortsnamen. Auf nach Grabstein!!



Wir schlendern mehrmals die Allen Street hoch und runter und lassen die Wildwest Atmosphäre auf uns wirken. Hier und da sind ein paar Schüsse zu hören, wahrscheinlich übt jemand für eine der zahlreichen Shows. Ja, wir sind im Wilden Westen angekommen…
Trotzdem verzichten wir darauf, eine der Shows anzusehen, das wäre mir zu kitschig, glaube ich. Außerdem hatte uns die Campground-Besitzerin schon darauf hingewiesen, dass die brechend voll sind, da die Touristen mit Bussen angekarrt werden…

 

Auf dem Rückweg dürfen wir zufällig noch bei einem Filmdreh zuschauen. Ich schätze, es wird wahrscheinlich ein Werbespot für Westernklamotten gedreht, denn es kommen uns sieben sehr schick gekleidete Männer und Frauen entgegen, die immer wieder die Straße runter- und wieder hoch laufen, so lange, bis es dem Regisseur gefällt. Es gibt wohl auch kaum eine passendere Kulisse für so etwas! Abschließend dürfen die Akteure noch ein bisschen posieren auf den Planken und werden von oben bis unten fotografiert. 

Zurück im WoMo läuten wir den Abend ein und gehen recht früh schlafen. Der Tag ist doch wieder ganz schön gut ausgebucht gewesen, obgleich wir nur eine recht kurze Strecke gefahren sind.

americanhero

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ach, bei den ganzen Kakteen gerade ich wieder so richtig ins Schwaermen  :D


Greetz,


Yvonne

Rattus

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5. Tag: Mittwoch, 24.09.2008

Tombstone - Las Cruces

Viele, viele Felsen...


Ich habe diese Nacht mal wieder gut geschlafen, wir sind fast die einzigen auf dem Campground. Es waren auch keine Schüsse zu hören in der Nacht… *g*

Während eines kleinen Morgenspaziergangs genieße ich die Landschaft mit sanften Hügeln um Tombstone. Unterwegs mache ich Bekanntschaft mit einem Hund im Taschenformat, die hier fast jeder Amerikaner hat. Mit dem Besitzer gibt es den üblichen Small-Talk, wo wir herkommen und so weiter.

Ich stelle am Morgen fest, dass ich mindestens 20 Mückenstiche haben. Die Viecher müssen im hohen Gras rund um unser WoMo gesessen haben... *grml*

Zeitig brechen wir auf, schließlich ist es ein ganzes Stück bis nach Las Cruces und wir wollen unterwegs noch im City of Rocks State Park vorbeischauen. Kurz nachdem wir Tombstone verlassen haben, kommen wir in eine Border Control und müssen anhalten. Hm, wir sind doch gar nicht über eine Grenze gefahren?! Es stellt sich heraus, dass es sich um eine nachgelagerte Grenzkontrolle zu Mexico handelt. Unsere Pässe werden kontrolliert und da wir nicht in Mexico gewesen sind, dürfen wir zügig weiterfahren.

Im nächst besten Ort laden wir noch ein wenig Proviant im Safeway ein.

Und wieder heißt es, fahren was das Zeug hält. Uns kommen nicht enden wollende Züge entgegen. Ich versuche, sie zu fotografieren, aber kriege nicht mal einen Bruchteil der Länge mit drauf. Das Video, das ich drehe, dauert fast eine Minute, obwohl wir dem Teil sogar noch mit 70 mph entgegenkommen…



Die Benzin-Preise sind jedenfalls ein Traum, gerade bei dem schwachen Dollar!



Beim Tanken stellen wir fest, dass immer mehr Heuschrecken auftauchen. Bei der Weiterfahrt fällt uns dann auch auf, dass die überall am Straßenrand hocken und die Straße überqueren wollen. Meine Güte, was für einen Sauerei das am WoMo hinterlässt!! *ihh*



Es häufen sich die Warnschilder vor Dust Storms, aber uns begegnet zum Glück keiner, obwohl man schon merkt, dass man ganz schön gegensteuern muss, wenn mal wieder ein Windzug vorbei kommt. In der Prärie kann sich der Wind natürlich schön entfalten und das WoMo bietet eine super Angriffsfläche. Die Schilder machen einem fast ein bisschen Angst...  :shock:



Nach einer Weile Fahrt auf einer zum Glück ziemlich gut ausgebauten Straße erspähen wir schon von weitem die Felsenstadt.

 

Wir bezahlen, suchen uns einen Picknick-Platz und beginnen, die „City“ zu erkunden. Das ist sicher super für Kinder hier, aber ich muss sagen, dass ich es auch toll finde, in den Felsen rumzuklettern… Von weitem sieht die „Stadt“ wirklich mickrig aus, aber die Felslandschaft ist erstaunlich groß.

Uns begegnet ein Gecko, der leider verschwindet, bevor ich ein scharfes Foto von ihm schießen kann. Bald merken wir, dass wir beobachtet werden! Ich kann nicht genau definieren, um was es sich da handelt. Irgendwas Nagerähnliches zwischen Squirrel und Prairie Dog, aber als wir uns nähern, macht es sich aus dem Staub.

Man sieht es kaum, aber es sitzt auf dem mittleren, etwas kleineren Felsen... Big Brother is watching you!  :shock:



Nach unserer Wanderung fahren wir noch einmal mit dem WoMo um die City of Rocks herum. Der Abstecher hat sich in jedem Fall gelohnt und wir können uns ein bisschen die Füße vertreten. Auch die Weite der Prärie außen herum beeindruckt mich.

 

Las Cruces ist schließlich schnell erreicht. In letzter Sekunde entdecken wir die Einfahrt in unseren angesteuerten Campground von KOA. Wir werden sehr freundlich empfangen und noch nach Sonderwünschen wie einen Platz mit Aussicht über die Stadt gefragt, aber mein Vater entscheidet sich lieber für „quiet“  :lol:. Diesmal werden wir nicht persönlich per Golf Car zu unserer Campsite gebracht, sondern müssen selbigen anhand eines Planes, auf dem die Mitarbeiterin freundlicherweise den Weg einzeichnet, selbst ausfindig machen, was kein Problem darstellt. Der Campground ist sehr gepflegt, kann man nur empfehlen!

Wir überblicken noch mal Las Cruces bei Tag und noch einmal bei Nacht, bevor wir die Luken dicht machen.


Palo

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Wart ihr in Tombstone auch bei Big Nose Kate, DocHoliday's Freundin?  :wink:
Gruß

Palo

wuender

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So, ich habe hinterhergelesen und aufgeschlossen. Ich finde auch die Bilder von den Kakteen wunderschön und freue mich schon sehr darauf, die irgendwann mal in echt anschauen zu dürfen.

Irgendwas Nagerähnliches zwischen Squirrel und Prairie Dog, aber als wir uns nähern, macht es sich aus dem Staub.

So aus dem Bauch heraus würde ich bei der Beschreibung an ein Chipmunk denken, kann das sein?

Schöne Grüße,
Dirk

Rattus

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@Palo
Wir sind nur an dem Big-Nose-Kate-Saloon vorbei gelaufen, waren aber nicht drin. Unsere Campground-Besitzerin hatte es aber sogar empfohlen...  :)

@wuender
Ich glaube, für ein Chipmunk war es zu groß. Jedenfalls waren die, die wir im Joshua Tree NP und im Bryce Canyon gesehen haben, deutlich kleiner... es sei denn, es gibt auch größere Arten.  :zuck:



6. Tag: Donnerstag, 25.09.2008

Las Cruces - Lincoln National Forest

Winterfeeling im Sommer und ganz viel Wildnis

Heute ist endlich der Tag, auf den ich mich schon seit Monaten besonders freue!

Es hat bereits letztes Jahr begonnen, als ich mir einen Kalender für 2008 mit wunderschönen Bildern gekauft habe; von zweien bin ich ganz besonders fasziniert. Eins davon zeigt die Wave und das andere das White Sands National Monument. Und so ein Zufall, beide sind in den USA! Ich setzte alles daran, diese beiden Orte mit in unsere Tour einzubauen. Im Falle von White Sands heißt das, dass wir die Route wesentlich weiter in den Südosten ausdehnen müssen als ursprünglich angedacht und wie bei den meisten „Standardrouten“ üblich. Aber was macht man nicht alles?!

Wieder geht es morgens zeitig los, ausnahmsweise mal nicht stundenlang auf die I-10.

Wir überqueren erstmal den Rio Grande, der uns gar nicht so „grande“ erscheint…



… und treffen in Las Cruces auf merkwürdiges Gefährt. Auto oder Motorrad, das ist hier die Frage!



Bald sind wir raus aus Las Cruces und werden schließlich von Soldaten angehalten, was uns nicht sonderlich überrascht, denn in und um White Sands befindet sich ja ein riesiges Testgelände für Raketen und so was. Keine große Sache, nachdem der Soldat unsere Pässe gecheckt hat, dürfen wir weiter.

Ich bin schon ganz aus dem Häuschen, denn links ein paar hundert Meter von der Straße entfernt sieht man einige, noch stark bewachsene Hügel und zwischen den Pflanzen schimmert es ganz weiß durch, sodass wir schon erahnen können, was sich darunter verbirgt…

Am Visitor Center angekommen statten wir selbigen einen kurzen Besuch ab, was sich aber nicht wirklich lohnt, denn viel ist dort nicht und Fragen haben wir auch keine. Prompt werden wir mal wieder von einem netten Amerikaner angesprochen, der sich ehrlich zu freuen scheint, dass wir von so weit aus Deutschland her kommen, um dieses National Monument anzusehen. Scheint touristisch hier nicht so überlaufen zu sein, anscheinend auch nicht mit Deutschen, wenn das so etwas Besonderes ist.

Nun geht’s aber rein in das weiße Wunder. Am Eingang steht noch ein Schild, dass ab sofort kein Wasser mehr erreichbar ist oder so ähnlich. Macht nichts, wir haben genug dabei incl. unserer ganzen Wohnung  8).

Je tiefer wir hineinfahren, desto mehr nimmt der Bewuchs ab und gibt die Sicht frei auf den weißen Gips. Bald sind nur noch vereinzelt Pflanzen zu erkennen und mir drängt sich langsam das Gefühl auf, dass ich hier im Winterurlaub bin und wir gerade zur nächsten Skipiste fahren wollen. Ich bedaure, dass es heute nicht windig ist und wir nicht beobachten dürfen, wie Schneeschieber die Straße leer räumen. Und das bei fast 30°C im Schatten...



Wir parken an der Picknick-Area und brechen gleich auf. Soll ich mir womöglich ’ne dicke Jacke anziehen oder reicht doch T-Shirt und kurze Hose? Ich entscheide mich weise für letzteres  :lol:. Nach ein paar Metern ziehe ich meine Schuhe aus; der Sand ist gar nicht so heiß wie erwartet, sondern wunderbar angenehm, man kann toll darauf laufen!
Die Dünen sind äußerst faszinierend, dass sie weiß sein würden, weiß ich, aber dass sie SO weiß sind?! Normalerweise kennt man das ja so, dass selbst helle Strände noch etwas gelblich sind, aber hier ist keine Spur davon…

 

Erstaunlich viele Spuren finden sich im Sand und es wundert mich, dass unter diesen Bedingungen so viel Leben entstehen kann, welches sich sogar manchmal kreuzt... was auch immer da lang gelaufen ist (bei dem rechten Bild könnte man eventuell drauf kommen)  :)

 

Hin und wieder zerstören ein paar Kampflugzeuge die totale Stille, die ansonsten völlig ungetrübt und ebenso faszinierend ist wie der weiße Sand.
Bei unserem Spaziergang müssen wir aufpassen, dass wir die Orientierung nicht verlieren, denn alles sieht gleich aus. Wir versuchen, eine besonders große Düne als Orientierungspunkt zu fixieren.

Es ist so schön; ich kann gar nicht aufhören zu knipsen. Zurück in der Picknick-Area nehmen wir einen Mittagssnack in Form von Muffins zu uns.
Wir verbringen eine ganze Weile hier und wenn wir nur auf einer Düne sitzen und die Landschaft bestaunen. Ich kann mich kaum losreißen und würde gerne noch bis zum Sonnenuntergang bleiben, aber es warten auch noch so viele andere schöne Dinge auf uns… White Sands ist trotzdem mein bisheriges Highlight der Reise. Ich kann aber schon mal verraten, dass es das nicht bleiben wird.  :wink:

Schweren Herzens, aber mit tollen Eindrücken brechen wir auf nach Alamogordo. Dort besichtigen wir noch das Space Center, dass man schon von weitem auf einem Hügel anhand der Raketen erkennt, was aber auch gut ausgeschildert ist.

Auf der Außenanlage gibt es schon einen kleinen Einblick in die Welt der amerikanischen Raketen, sodass wir entscheiden, gar nicht mehr reinzugehen. Zumindest die Außenanlage kostet nichts; wie man sich denken kann, demonstriert der Amerikaner halt gerne sowas. Vom Hocker gerissen hat es mich jetzt nicht, ist aber durchaus ein interessanter Lückenfüller, wenn man sowieso dort vorbei kommt und noch Zeit hat. Rechts die Mercury Capsule von innen:

 

Beim Rausgehen kommen wir an einer Gedenksäule für die in den letzten Jahren umgekommen Astronauten vorbei, die mich etwas nachdenklich stimmt. Die neuste Tafel ist gerade mal von 2003 als die Columbia verunglückte, woran wir uns wahrscheinlich noch alle erinnern können...

Na ja, wir machen uns weiter zumindest schon mal in Richtung Santa Fe. Wo wir übernachten wollen, wissen wir nicht so genau. Erstmal fahren wir, solange wir Lust haben und dann sehen wir weiter.

Wir durchqueren noch Tularosa und in Three Rivers entscheiden wir uns, einen Campground zu suchen. Es steht ein Schild dort, dass es noch 16 Meilen bis zu einem sind und ein Weg führt mitten in die „Pampa“. So weit kann das ja nicht sein…

Wie man anhand der zahlreichen Warnschildern vor Kühen merkt, sind wir nun in Weideland. Mir gefällt es, wie sie die Straßen in die Weiden integriert haben. Nicht mit Zäunen oder Gattern, bei denen man jedesmal anhalten und sie öffnen muss, sondern mit Eisengittern im Boden, über die man mit dem Auto drüber rattern muss und die die Kühe wegen ihrer Hufen nicht überqueren können.

Alles gut und schön, nur leider löst sich die schön geteerte Straße langsam auf und geht in einen schotterigen Feldweg über. Das ganze Geschirr und der Herd fangen an zu klappern, mit letzterem haben wir in dieser Hinsicht sowieso schon Probleme seit wir das WoMo übernommen haben, weshalb wir bei jeder Fahrt so gut es geht wenigstens die Platten abbauen und auf das Bett legen.
Das Gute ist, dass sich wenigstens keine Diskussionen darüber einstellen, ob wir vielleicht doch besser umdrehen oder weiterfahren sollen, denn umdrehen ist schlicht unmöglich bei der schmalen Straße.



Leider vergessen wir, auf den Meilenzähler zu schauen, ansonsten hätten wir wenigstens ungefähr gewusst, wie weit es noch ist. So fahren wir mehr oder weniger ohne Orientierung ins Blaue, in der Hoffnung, dass irgendwann mal irgendwas kommt. Die Geschwindigkeit ist natürlich entsprechend der Straßenverhältnisse deutlich verlangsamt, was die Meilen zusätzlich noch länger erscheinen lässt, obwohl wir unterbewusst wahrscheinlich sowieso schon mit 16 km anstatt mit 16 Meilen gerechnet haben, was natürlich deutlich kürzer wäre. Der Weg führt zu allem Überfluss durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Prost Mahlzeit, wenn es heute Nacht einen Regenschutt gibt…

Irgendwann taucht ein PKW hinter uns auf, ein Glück, wir sind doch nicht ganz alleine! Wir beschließen anzuhalten, denjenigen vorbei zu lassen und auch ganz nebenbei zu fragen, ob denn da tatsächlich noch mal irgendetwas kommt, was einem Campground möglicherweise zumindest ähneln könnte. Von den Leuten erfahren wir, dass da tatsächlich einer sein soll. Na, wenigstens was! Wir sind gespannt und tun so, als treffen wir bewusst die Entscheidung weiterzufahren, obwohl wir so oder so hier nicht umdrehen können. Vermutlich wären wir schneller an einem Campground gewesen, wenn wir ins nächste Örtchen weitergefahren wären, aber weiß man’s vorher? Zumindest ist es landschaftlich hier sehr reizvoll mit den Bergen, die ganz gefleckt sind von den Schatten der Wolken.

Ganz unvermittelt erscheint doch tatsächlich ein Haus oder vielleicht eher eine Hütte vor uns! Ein Hauch von Zivilisation, nach 16 Meilen… äh nichts! Wir erspähen auch ein anderes WoMo. Toll, wir sind offenbar nicht die einzigen, die diese Schotterstraße durchquert haben. Wir schnappen uns den Umschlag für die Gebühren. Mit, ich glaube, 6 Dollar der wohl billigste Campground unserer ganzen Reise. Na ja, hier ist ja auch eigentlich nichts, für das man hätte Geld verlangen können. Wir stellen uns in die Nähe des anderen Wohnmobils, da wir mittlerweile wirklich genug gefahren sind und wir bloß nicht noch weiter in diesen Wald vordringen wollen!

Kaum angekommen, werden wir erstmal von unserer Nachbarin begrüßt. Total freundlich, wie bisher alle Amerikaner, die uns begegnet sind, werden wir gleich wieder in einen Smalltalk verwickelt. Wir stellen uns alle mit Namen vor und per Du ist man ja hier sowieso von Natur aus. Joyce ist mit einer ganzen Gruppe hier und morgen kommen noch weitere Freunde von ihr hier hoch. Sie weißt uns dezent darauf hin, dass wir auf dem Gruppen-Campground (ups… :oops:) stehen, meint aber, es sei gar kein Thema, wenn wir morgen früh sowieso schon wieder weiterfahren.
Sie schwärmt uns vor, dass man hier in manchen Nächten die Hirsche brüllen hört... wir sind gespannt! Sie lädt uns noch zu einem Wein ein und zum ersten, aber nicht zum letzten Mal, bin ich regelrecht perplex von der Freundlichkeit der Amerikaner. So abrupt können wir unsere deutsche Distanziertheit allerdings nicht überwinden und lehnen dankend ab. Es ist auch schon spät und wir sind müde. Joyce versichert uns, dass sie das vollkommen versteht.

Als nächstes kommt laut knatternd ein Motorrad angefahren und hält neben unserem WoMo an. Mit einem netten „Knock, knock“ erscheint ein Mann in der offen stehenden Tür, der offensichtlich der Ranger hier ist. Er heißt uns willkommen, möchte wissen, ob wir schon bezahlt haben und wie lange wir bleiben. Die letzte Frage zielt ebenfalls darauf ab, dass wir auf dem Gruppenplatz stehen und er weiß, dass am nächsten Tag eine Gruppe eintrudeln soll. Aber auch er ist rundum freundlich und lässt uns für eine Nacht hier stehen.

Wir drehen noch eine Runde zu Fuß, schließlich müssen wir noch unsere Dollars einwerfen und stellen anhand der Schilder fest, dass es hier offenbar Bären gibt! Toll, ich bin zum ersten Mal in einem Bärengebiet! Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mir wünschen soll einen zu sehen oder doch lieber nicht. Aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir in einem WoMo und nicht in einem Zelt übernachten werden. Wir halten uns jedenfalls an die Vorsichtsmaßnahmen gegen Bären auf dem Schild. Besonders der Punkt mit den Hummingbirds amüsiert uns...



Unser Campground (falls man das so nennen kann) und unser WoMo… aber immerhin mit höchstpersönlicher Begrüßung des Rangers!



Wir essen wieder nur ein Fertiggericht, welches ich sicherheitshalber mit geschlossener Eingangstür zubereite *kicher* und gehen dann pennen. In der Nacht sind tatsächlich undefinierbare, tierische Geräusche zu hören. Ich weiß nicht, was es ist; es hört sich ein klein wenig an wie Hundegebell, aber ich bin mir sicher, dass es kein Hund ist...  :shock:

Grüße

wuender

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Ein interessanter Tag. Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie weiß die Sanddünen... äh, pardon, die Gipsdünen im White Sands NM sind. Deine Bilder bringen das echt toll rüber.

Als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal den Rio Grande gesehen habe - das war etwas südlich von Santa Fe, wo er noch kleiner ist - war ich übrigens auch ziemlich von dem dünnen Rinnsal enttäuscht  :D

Schöne Grüße,
Dirk

Rattus

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So, nach einem Tag Pause geht's heute weiter...


7. Tag: Freitag, 26.09.2008

Lincoln National Forest - Santa Fe

Indianer - aber ein bisschen anders als erwartet...

Nach dieser etwas unruhigen Nacht soll es heute weiter nach Santa Fe gehen.

Bei meinem Morgenspaziergang sehe ich noch ein paar Rehe wegspringen, aber die haben vermutlich nicht heute Nacht diese Laute gemacht.

Nun müssen wir diese schöne Gegend mit den Bergen leider schon wieder verlassen...



Joyce’ Wohnwagen ist noch zu, sodass wir uns nicht verabschieden können, aber der Ranger winkt uns sogar noch zum Abschied.

Wieder zurück über die Schotterstraße und durch das Flussbett; zum Glück hat es heute nach nicht geregnet.  :lol:



Die Fahrt ist ansonsten ereignislos, im Grunde geht es nur geradeaus… wie meistens in Amerika.



In Santa Fe angekommen fahren wir in einen Campground namens Trailer Ranch RV Resort und werden schon von weitem von einer Frau heran gewunken. Sie bringt uns direkt zu unserer Campsite und wir kommen zum Registrieren noch mit ins Office.

Nachdem wir alle Daten angegeben haben, kriegen wir noch eine kleine Einführung in die Stadt Santa Fe; welche Busse wann wohin fahren und was besonders sehenswert ist. Als die Dame mitkriegt, dass wir aus Deutschland sind, erzählt sie gleich, dass ihre Großmutter Deutsche ist und ihre Mutter ebenfalls Deutsch sprechen kann, sie selbst es aber leider nicht gelernt hat…

Mit einer Karte ausgestattet verziehen wir uns erstmal in unser WoMo. Irgendwie bin ich etwas kaputt und da es noch früh am Nachmittag ist, lege ich mich ein bisschen hin. Als ich wieder wach werde, ist es leider schon später als geplant. Wir entscheiden uns trotzdem, in das Museum of Indian Arts & Culture zu fahren. Noch aus Kindertagen bin ich durch Bücher von Indianern fasziniert und schon gespannt, was in dem Museum gezeigt wird, da wir bisher noch fast gar keinen Kontakt zu Indianern hatten.

Erstmal müssen wir ins Zentrum von Santa Fe fahren und dort umsteigen. Bevor wir den nächsten Bus nehmen, schlendern wir noch ein bisschen durch die Gassen. Man merkt schon deutlich, dass wir in einer Künstlerstadt mit spanischem Touch sind.

   

Zurück an der Bushaltestelle nehmen wir den Bus „M“ zum Museum Hill. Es ist ganz interessant, sich auf der Fahrt ein wenig die Stadt anzusehen. Schließlich geht es wirklich auf einen Berg hinauf. Es ist mittlerweile schon nach 17 Uhr, aber irgendwie mache ich mir gar keine Gedanken, dass das Museum möglicherweise schon geschlossen haben könnte. Auf die Idee, mal im Reiseführer nach den Öffnungszeiten zu schauen, komme ich gar nicht. Ich gehe einfach davon aus, dass das Museum noch offen hat, so lange noch Busse fahren, denn was will ein Bus auf dem Museum Hill, wenn alle schon zu haben. Und der letzte geht erst um 19.20 Uhr.

Als wir aussteigen, ist die Schranke zu den Museen zu... gar kein gutes Zeichen. Wir wollen es nicht so ganz glauben und gehen um das Gebäude herum. Es gibt hinten tatsächlich auch einen Zugang zu dem vorgelagerten kleinen Park, aber viel hilft uns das auch nicht, denn die Türen sind ja dicht. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als wieder zur Bushaltestelle zu gehen. Eigentlich ist da gar keine wirkliche Haltestelle, denn die einzige befindet sich auf dem Museumsgelände, das ja aber schon abgesperrt ist. Also setzen wir uns an den Straßenrand und es bleibt uns nichts anderes übrig, als die 45 Minuten auf den nächsten Bus zu warten. So ein Pech aber auch, hätte ich mich bloß nicht hingelegt! Ich wäre schon sehr gerne in das Museum gegangen…

Zu allem Überfluss zieht noch ein Gewitter auf, es regnet zum Glück aber nicht. Wie wir da so verlassen am Straßenrand sitzen, hält plötzlich ein Auto an. „Are you ok?“ kommt’s aus dem Wagen von einer netten Frau. Wir sagen ihr, dass wir auf den Bus warten, woraufhin sie anzweifelt, dass da überhaupt noch einer kommt. Spontan bietet sie uns an, dass sie uns mitnimmt und will wissen, wo wir hin müssen. Sie versichert uns noch, dass sie „ok“ ist und aus Santa Fe kommt. In dem Moment kommt scheinbar ein Angestellter des Museums angefahren, jedenfalls öffnet er die Schranke, um herein zu fahren. Die Frau fragt ihn gleich, ob denn noch ein Bus kommen würde. Erst nachdem sie sich versichert hat, dass bald ein Bus kommt und wir uns bedankt haben, fährt sie weiter. Wahnsinn, diese Freundlichkeit, das würde doch in Deutschland nie einer machen…

Der Bus kommt tatsächlich bald und noch dazu mit demselben Busfahrer… der wird sich auch seinen Teil denken  :lol:. Zurück im Stadtzentrum müssen wir wieder umsteigen. Als wir bei „unserem“ Bus ankommen, werden wir von einem Mann ungefragt daüber aufgeklärt (meine Güte, hat der 'ne Fahne!), dass der Busfahrer eine Pause macht und gleich wieder kommt. Ein Wartender regt sich darüber auf, dass er während der Arbeit auch nicht einfach eine Pause machen kann… Immerhin kann ich die Zeit nutzen und noch ein nettes Bild machen, bevor es nach fünf Minuten schließlich los geht.



Während der Fahrt fällt mir auf, dass sich alle miteinander unterhalten, obwohl sich keiner kennt. Auch das ist für mein Empfinden ungewöhnlich. Eine ältere Dame kriegt von einem wildfemden jungen Mädel ihr Handy geliehen, um ihre Tochter anzurufen… auch das würde doch in Deutschland keiner machen…  :shock: Eine Frau steigt zu und hat anscheinend ihr Ticket vergessen, jedenfalls lässt der Busfahrer sie so durch mit dem Hinweis, dass sie das nächste Mal doch bitte daran denken soll. Mein Vater spricht aus, was ich denke: "Meine Güte, die sind alle so freundlich!"

An einer der nächsten Haltestellen bekomme ich dann schließlich doch noch ein paar Indianer zu sehen, aber in etwas anderer Form als erwartet. Es steigt eine Gruppe besoffener Native Americans zu, welche kaum in der Lage sind, den Dollar für das Ticket in den Automaten im Bus zu stecken. Der Busfahrer schaut seelenruhig zu, hilft aber nach einer Weile.
Mein Indianer-Weltbild gerät ins Wanken, auch wenn ich vorher wusste, dass Alkoholismus ein großes Problem ist. Aber diese übergewichtigen, lallenden Gestalten mit den vom Alkohol verquollenen Gesichtern passen so gar nicht in mein Bild vom stolzen Herrscher der Prärie. Immerhin belästigen sie während der Fahrt keinen, sondern unterhalten sich angeregt und belustigt im hinteren Teil des Busses.

Da keine Ansage gemacht wird und es schon dunkel ist, wissen wir nicht genau, wo wir überhaupt raus müssen. Der Busfahrer hält offenbar auch nicht nur an Haltestellen. Eine Frau bittet ihn zwischendurch sie raus zulassen, was er ohne wenn und aber macht. Schließlich haben wir Glück und die Haltestelle, für die wir uns entscheiden, ist tatsächlich direkt vor der Trailer Ranch. Beim Aussteigen bedanken wir uns beim Busfahrer, weil alle anderen das auch gemacht haben. Scheint so üblich zu sein. Mich wundert mittlerweile gar nichts mehr, was die Freundlichkeit der Leute hier angeht…

Auch wenn unser eigentliches Ziel, das Museum, schon geschlossen hatte, so haben wir auf diesem Ausflug doch einige bleibende Eindrücke –positiv wie negativ- über die Bevölkerung von Santa Fe gewonnen…

Zum Schlafengehen lese ich noch im Reiseführer, dass die Museen um 17 Uhr schließen. Gut zu wissen, nur ein bisschen spät... :roll:

Grüße

wuender

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Dein Schreibstil gefällt mir immer besser. Beim Lesen ist es, als wäre man bei Eurer Bus-Odyssee dabei gewesen. Ich bin momentan ehrlich ganz schwer am Überlegen, ob ich bei meinen nächsten Santa-Fe Besuch einfach mal ein bisschen mit dem Bus umherfahre...  :lol:

Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht.

Schöne Grüße,
Dirk

knutshome

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Sehr schöner Bericht und so schön geschrieben. Da macht das mitfahren einfach nur Spass.
Bin schon gespannt, wie es weitergeht. Denn im Moment sind wir in mir unbekannten Gegenden und da macht es doppelt soviel Spass zu erkunden. :-)

Viele Grüsse
Carmen

Rattus

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Danke euch.  :D

@Dirk
Ich kann's nur empfehlen, wenn man die Bevölkerung kennen lernen will. Eine ähnliche Bus-Odyssee kommt übrigens noch mal in LA, aber nicht mit Indianern... In den Öffis erlebt man so einiges...  :lol:


8. Tag: Samstag, 27.09.2008

Santa Fe - Mesa Verde
 
Gewitter

Wow, jetzt sind wir schon eine Woche hier! Die Zeit geht so schnell rum und wir haben schon so viel gesehen und erlebt…

Nach dem Frühstück brechen wir zeitig in Santa Fe auf in Richtung Mesa Verde. Auf dem Weg wollen wir noch den Chaco Culture National Historic Park „mitnehmen“.

Auf der Fahrt sehen wir schon, dass sich die Wolken etliche Meilen vor uns zuziehen. Nach kurzer Zeit sieht man ganz deutlich, dass es überall vor uns regnet und hin und wieder leuchten Blitze auf. Wir lassen uns erstmal nicht groß davon beeindrucken, bis wir dort sind, hat es sich vielleicht schon wieder beruhigt und wenn nicht, dann merken wir das noch früh genug…

Bald kommt das Schild zur Abbiegung in den Chaco Culture NP in Sicht. Links geht’s rein, in eine zunächst gut ausgebaute Straße. Ja, genau… zunächst. Bald finden wir uns und vor allem das WoMo auf einer der tollen Schotterstraßen wieder. Wieder mal fangen der Herd und das Besteck an zu rappeln, trotz unserer „Schutzmaßnahmen“ in Form von Herdplattenabbau und Einwickeln des Bestecks in ein Handtuch. Die Straße ist ziemlich schlecht und hat teils regelrechte Schlaglöcher, sodass das WoMo samt Inhalt ganz schön durchgeschüttelt wird. Die kleinen Schottersteine, die die ganze Zeit über von unten an das WoMo geschleudert werden, verursachen permanentes Geklimper. Wir müssen so langsam fahren, um einigermaßen sicher zu gehen, dass das WoMo keinen Schaden davon trägt, dass es noch eine halbe Ewigkeit dauern kann, bis wir da sind und zurück müssen wir ja auch noch. Außerdem wollen wir ja noch mindestens bis Durango fahren heute…

Wir entscheiden uns schließlich dazu umzudrehen, auch wenn es mir ein bisschen Leid tut um den Chaco Culture NP. Diesmal ist wenigstens die Straße auch so breit, dass man umdrehen kann. Ganz langsam geht es also zurück auf die befestigte Straße. Noch auf dem Schotterweg kommt uns ein Auto mit Campinganhänger entgegen und das in einem Tempo, dass uns die Kinnlade runter fällt. Meine Güte, die trauen sich was… aber vielleicht sind wir auch zu vorsichtig. Naja, das ist immerhin nicht unser WoMo und die Versicherung dürfte wohl kaum zahlen, wenn auf solchen Feldwegen etwas passiert… Bald hat uns die befestigte Straße wieder, ein Glück!

Endlich wieder mit höherem Tempo können wir die Fahrt fortsetzen, auch wenn wir sinnloserweise einiges an Zeit verloren haben. Es geht an Farmington vorbei durch Bloomfield und Aztec. Dort kreuzen wir die Chaco Street… wenigstens ein bisschen Chaco, wenn es schon mit dem National Park nichts war. Ein paar mal überqueren wir noch den Animas River und dann kommen schon ein paar Felsen in Sicht, die auf Mesa Verde hindeuten. Die Landschaft wird zunehmend bewaldeter, teils richtiger Hochwald, wie wir ihn bisher noch nicht in den USA gesehen haben. Öfter mal was Neues! Der Wald ist auch erstaunlich bunt und herbstlich, aber ist ja kein Wunder, schließlich haben wir schon fast Oktober. So ganz haben sich die Gewitter allerdings auch noch nicht aufgelößt.

Schnell lassen wir Durango hinter uns und betreten oder besser befahren den Mesa Verde NP. Schon auf dem Weg hoch auf den Serpentinen bin ich absolut begeistert von dieser einmaligen Aussicht! Mittlerweile sieht man auch vermehrt andere WoMo's, die uns bisher fast nur auf Campgrounds begegnet sind…

Da soll es rauf gehen! Nicht über das gute Wetter wundern, hin und wieder kommen auch „blaue Phasen“ durch.



Wir wollen versuchen, direkt im Park einen Campground zu finden und hoffen, dass noch ein Platz für uns frei ist. Wir steuern den Morefield Campground an und bekommen zum Glück tatsächlich noch eine Campsite. Nach dem Registrieren suchen wir uns ein nettes Plätzchen im Walpi Loop, das man sich frei auswählen kann. Ein paar Loops sind sogar geschlossen, weil so wenig los ist. Und wir dachten erst, wir kriegen gar keinen Platz mehr…

Kaum eingeparkt und das WoMo einigermaßen grade hingestellt, wollen wir auch schon los auf einen Trail und ein bisschen wandern. Wir schwanken zwischen dem Knife Edge Trail von 3,2 km Länge und dem Point Lookout Trail mit 3,5 km, entscheiden uns aber dann für den etwas längeren Lookout Trail, der zu einem Aussichtspunkt auf 2.569 Metern führen soll. So hoch war ich in meinem Leben noch nicht… hui.

Als wir über den Campground spazieren, sehen wir noch dieses geniale Teil hier. Zelt oder Wohnwagen?



Wir wandern drauf los, treffen unterwegs Kaninchen und Squirrels. In einem Bärengebiet sind wir ganz nebenbei auch mal wieder…  :)

Das Wandern macht echt Spaß nach so viel Autofahren. Es geht zwar ganz ordentlich hoch, aber es ist gut zu schaffen. Ein schöner Ausblick auf den Campground und unser WoMo entschädigt uns.

Der Morefield Campground mit unserem WoMo und ein Kaninchen-Suchbild:

 

Aber es kommt, wie es kommen musste… Es fängt an zu donnern. Ich habe nur einen Pullover mit Kapuze zum Überziehen dabei, Regenjacke Fehlanzeige. Aber uns steht so gar nicht der Sinn nach Umdrehen und wir beschließen das Wetter zu ignorieren. Wird schon nicht so schlimm werden und aus Zucker sind wir auch nicht… Da ahne ich noch nicht, dass das Gewitter so ziemlich das beste ist, was uns passieren konnte.

Also trotten wir weiter den Weg entlang. Langsam kann man schon hin und wieder links und rechts durch die Bäume einen kleinen Vorgeschmack auf den Ausblick erhaschen, der sich uns wahrscheinlich bald bieten wird.

Als wir am Point Lookout ankommen, bin ich überwältigt. Und ich dachte immer, der Ausblick vom Feldberg im Schwarzwald wäre genial, aber gegen das, was sich uns jetzt bietet, ist das Kinderkram. Es ist wirklich atemberaubend und grandios. Ein bisschen ärgere ich mich, dass große Teile des Landes durch die Regenwolken im Schatten sind, aber schnell stellt sich heraus, dass das Gewitter in Zusammenspiel mit der Sonne uns ein viel beeindruckenderes Schauspiel bieten sollte, als ein wolkenloser Himmel das kann. Mittlerweile ist es auch nicht mehr nur das Gewitter über uns bzw. westlich von uns. Auch im Osten tut sich eins auf und ebenso im Norden, aber beide so weit weg, dass uns keine Gefahr durch Regen droht, doch die Blitze sind toll. Langsam fängt sie Sonne an unterzugehen. Ein Adler schwebt vorbei und macht die Stimmung perfekt.



Direkt vor uns auf gleicher Höhe taucht noch ein Mini-Regenbogen auf…



Mich überkommt der Fotografierwahn, denn jede Minute verändert sich das Schauspiel komplett und die Welt schlüpft wieder in ein neues Kostüm. Natürlich muss ich jedesmal alles aus allen Perspektiven erneut ablichten... puh. Das mit den maximal 12 Bildern pro Tag ist ganz schön wenig, fällt mir heute auf...  8)

Ein bisschen kommt es mir vor, als wenn es sich gar nicht um Sonne und Erde handeln würde, sondern um einen Scheinwerfer und eine Bühne, wer auch immer da etwas in Szene setzen möchte...



In der Richtung auf dem linken Bild ist es noch blau... aber rechts sieht man auch ein Gewitter ganz weit in der Ferne (leider ohne Blitze fotografiert...).

 

Je mehr die Sonne untergeht, desto beeindruckender wird es. Zu dieser Stimmung stelle man sich noch das Donnergrollen vor...

 

Ich habe zwar jegliches Zeitgefühl verloren, aber wir stehen bestimmt 1 oder 2 Stunden da oben, so toll ist es. Ein Glück, dass wir nicht in den Chaco Culture NP gefahren sind, sonst hätten wir womöglich nicht mehr die Zeit gehabt, dort hoch zu wandern! Wenn nicht bereits schon geschehen, so habe ich mich spätestens jetzt in dieses Land verliebt! Das hier übertrifft alles, was wir bisher gesehen haben, auch White Sands...

Da es dunkel wird, müssen wir uns leider an den Abstieg machen. Gibt schließlich keine Straßenlaternen hier, dafür den ein oder anderen hungrigen Bären  :lol:...

Zurück im Campground treffen wir noch auf eine ganze Herde Rehe, bestimmt 10-15 Tiere, die kaum Scheu haben und ganz dicht an den WoMo’s stehen. Offenbar wissen sie, dass Menschen ihnen nichts tun. Man sieht sie kaum, nur an den leuchtenden Augen kann man erahnen, wo sie stehen…



In dem Moment, als wir am WoMo ankommen, fängt es an zu regnen... nein, zu gießen! Meine Güte, was haben wir für ein Glück!

Abends schaue ich mir etliche Male meine Fotos an und schwebe sozusagen im Glück. Auf den Fotos kommt es leider nicht so grandios rüber, wie es in Wirklichkeit war, aber man kann sich doch einen kleinen Eindruck verschaffen. Mir ist es ein Rätsel, warum dieser wunderbare Park recht unbekannt ist...

Grüße

americanhero

  • Gast
also diese Sonne/Wolkenmix Bilder sind toll. Ich liebe diese staendig wechselnden Bedingungen, die Wolken haben sowas dramatisches an sich :daumen:


Greetz,


Yvonne

Crimson Tide

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 :D  Donnerwetter, das sind aber schöne Bilder!

Je schlechter das Wetter, desto dramatischer sieht das später auf den Bildern aus, auch wenn man das eigentlich im Urlaub ja nicht haben will!
 :lol:  Und die flüssigen Weingummi.....hihi....sowas hatten wir auch schon!  :roll: :lol: :wink:

L.G. Monika

Rattus

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9. Tag: Sonntag, 28.09.2008

Mesa Verde - Monument Valley

Kletterpartie und eine überkorrekte Rangerin

Die Nacht ist sehr ruhig gewesen und so kann es zeitig losgehen. Wir überlegen zunächst, in welche Klippenstadt wir besuchen wollen.

Cliff Palace, Balcony House oder Long House stehen zur Auswahl. Im Reiseführer steht, dass Balcony House besser sein soll als Cliff Palace und in der Broschüre, die wir am Parkeingang bekommen haben, steht, dass Balcony House „the most adventurous cliff dwelling tour“ sein soll. Na, das ist doch genau das richtige für uns!!

Wir machen uns auf den Weg ins Far View Visitor Center und halten unterwegs noch an ein paar Overlooks.

Im Visitor Center buchen wir die Balcony House Tour für 10 Uhr. Wir kriegen extra noch erklärt, was uns alles erwartet; 10-Meter-Leitern, ein Tunnel und "a climb of 60 feet along an open rock face..." *g*. Vom Visitor Center aus fahren wir etwa noch eine halbe Stunde.



Also von Leitplanken haben die hier anscheinend auch noch nichts gehört...  :lol:

 

Kurz bevor wir am „Einstiegspunkt“ ankommen, bremst das Auto vor uns plötzlich. Ich frage mich schon, was los ist, da sehe ich ’nen Pferd auf der Straße stehen… einfach so. Auch nicht schlecht! Wir fahren langsam dran vorbei, aber es lässt sich nicht im Geringsten stören.

Da wir keine RV Parkplätze sehen, aber bestimmt 50 Pkw Plätze frei sind, denken wir uns nichts dabei uns stellen uns quer auf 3 Pkw Plätze. In der nächsten Stunde werden wohl kaum so viele Autos hierher fahren, dass wir irgendwen behindern könnten.

Kurze Zeit später kommt auch schon die Rangerin, die die Führung machen soll. Natürlich fragt sie erstmal, wem denn das El Monte RV gehört und klärt uns nett darüber auf, dass wir dort nicht stehen dürfen, wenn wir dafür keine Sondererlaubnis haben. Ok, wenn sie das so will, dann heißt es also umparken auf den Bus-Parkplatz, obwohl wir ja genauso wenig ein Bus sind, aber die Rangerin ist zufrieden.

Los geht es mit der Führung, zusammen mit etwa 12 anderen Leuten, hauptsächlich Amerikanern… Wir kriegen noch den Tipp, beim Aufstieg besser nicht nach unten zu schauen und Ranger Marie verrät uns, dass sie selbst Höhenangst hat. Da hat sie sich ja den richtigen Job ausgesucht! Ranger Marie erzählt uns eine ganze Menge zu den Cliff Dwellings, seine Bewohner und die Gegend. Wir gehen zunächst einige Stufen nach unten, um dann wieder über eine Holzleiter nach oben in die Wohnungen zu gelangen. Meine Güte, ganz schön hoch ist das hier!



Wir kommen direkt in den Häusern wieder raus. Äußerst beeindruckend, wie die das so in den Felsen hereingebaut haben. Erstaunlicherweise haben die Häuser alle keine Türen, sondern nur Fenster. Ranger Marie erklärt uns, dass sie nicht genau wissen, warum das so ist, aber ein möglicher Grund ist, dass die kleinen Kinder nicht einfach aus den Häusern rauslaufen sollten. Eine einleuchtende Erklärung, wenn man sich anschaut, wie tief es die Klippen hinunter geht... Aber einen schönen Ausblick hatten die Leute hier definitiv!

Wir krabbeln durch einen nur 46 cm breiten Tunnel, ganz schön eng; wer da ein bisschen Übergewicht hat, kommt nicht durch. In der nächsten „Wohnung“ ist keine Absperrung mehr am Abgrund, dafür zwei große Löcher, die auf den ersten Blick wie Brunnen wirken, aber wohl eher als so etwas wie Wohnzimmer genutzt wurden und scheinbar ein ziemlich ausgeklügeltes Lüftungssystem besitzen.

 

Verkehrt herum? Nein, das muss so sein... 8)



Die Führung ist sehr interessant, aber leider auch schnell rum, obwohl sie statt der angekündigten Stunde, eineinhalb Stunden dauert. Zum krönenden Abschluss geht es noch mal eine steile Wand fast senkrecht hoch, aber zum Glück ist da wenigstens ein Geländer zum festhalten.



Wieder auf dem Parkplatz angekommen, sind natürlich nach wie vor noch bestimmt 50 Parkplätze frei und die drei auf denen wir standen sowieso... aber gut, wir nehmen's mit Humor; Ordnung muss halt auch in Amerika sein.  :lol:

Auf dem Rückweg fällt uns so richtig auf, dass wir durch ein Waldbrandgebiet fahren, überall tote Bäume. Aber ich find’s gut, dass die Ranger alles so lassen wie es ist. Die Natur macht das schon wieder. Es gefällt mir so wesentlich besser als in unseren aufgeräumten Wäldern daheim.



Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zum Mesa Top Loop, von dem aus man den unter anderem den Cliff Palace und das Sunset House von weitem sehen kann. Äußerst beeindruckend ist, dass man fast jedes Wort von der Führung im Cliff Palace versteht, obwohl das ein ganzes Stück entfernt ist.



Anschließend fahren wir noch in das Spruce Tree Café und essen oberleckere Navajo Tacos zum Mittagessen. Kann ich nur empfehlen!

Langsam machen wir uns auf den Weg raus aus dem Park. Ich schieße noch einige schöne Fotos von dem herbstlichen Wald mit den Baumleichen und dann geht’s auf Richtung Monument Valley.

Am späten Nachmittag kommen die Monumente schließlich in Sicht. Wir fahren nach Gouldings auf den Monument Valley Campground.
Inzwischen sind wir in Navajo Land und der Campground wird ebenfalls von Indianern geführt. Als wir uns registrieren wollen, begrüßt uns ein sehr freundlicher, schlanker (!) Indianer Mitte 20. Puh, gibt es sie also doch! Ich bin erleichtert und mein Indianer Bild bessert sich sofort. Es sind also nicht alle versoffen…

Wir parken, schließen alles an und wollen noch eine kleine abendliche Wanderung machen. Der Indianer hat uns eine selbst gezeichnete Karte mitgegeben, auf der ein Ort namens Hidden Arch eingezeichnet ist, dieser soll unser Ziel sein für heute.

Nach eine kurzen Wanderung entdecken wir ihn schließlich und es stellt sich heraus, dass er seinen Namen nicht ganz zu unrecht trägt. Haben wir also doch noch einen Arch gesehen, wenn schon leider für den Arches NP auf dieser Reise nicht mehr genügend Zeit war.

Der Hidden Arch

   

Die ganze Zeit krähen laut ein paar Raben, sodass eine perfekte Stimmung erzeugt wird. Vom Hidden Arch aus haben wir erfreulicherweise auch eine gute Sicht auf die so berühmten Monumente. Gerade jetzt als die Sonne untergeht, ist es besonders schön und wir bleiben fast bis sie endgültig verschwunden ist. Das Farbenspiel ist beeindruckend und die Monumente glühen im Sonnenuntergang.



wuender

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Ein wirklich tolles Erlebnis auf dem Point Lookout im Mesa Verde NP. Auf diesen Nationalpark freue ich mich ganz besonders, der ist für kommendes Jahr fest eingeplant. Achja, das Kaninchen ist der dunkelgraue Fleck direkt am linken Rand des Weges, oder?  :D

Der Sonnenuntergang im Monument Valley ist absolut einmalig, das muss man einfach erlebt haben. Schön, dass ihr das vom Hidden Arch aus ungestört und in aller Ruhe beobachten und genießen konntet.

Schöne Grüße,
Dirk