@Palo
Wir sind nur an dem Big-Nose-Kate-Saloon vorbei gelaufen, waren aber nicht drin. Unsere Campground-Besitzerin hatte es aber sogar empfohlen...
@wuender
Ich glaube, für ein Chipmunk war es zu groß. Jedenfalls waren die, die wir im Joshua Tree NP und im Bryce Canyon gesehen haben, deutlich kleiner... es sei denn, es gibt auch größere Arten.
6. Tag: Donnerstag, 25.09.2008Las Cruces - Lincoln National ForestWinterfeeling im Sommer und ganz viel WildnisHeute ist endlich der Tag, auf den ich mich schon seit Monaten besonders freue!
Es hat bereits letztes Jahr begonnen, als ich mir einen Kalender für 2008 mit wunderschönen Bildern gekauft habe; von zweien bin ich ganz besonders fasziniert. Eins davon zeigt die Wave und das andere das White Sands National Monument. Und so ein Zufall, beide sind in den USA! Ich setzte alles daran, diese beiden Orte mit in unsere Tour einzubauen. Im Falle von White Sands heißt das, dass wir die Route wesentlich weiter in den Südosten ausdehnen müssen als ursprünglich angedacht und wie bei den meisten „Standardrouten“ üblich. Aber was macht man nicht alles?!
Wieder geht es morgens zeitig los, ausnahmsweise mal nicht stundenlang auf die I-10.
Wir überqueren erstmal den Rio Grande, der uns gar nicht so „grande“ erscheint…
… und treffen in Las Cruces auf merkwürdiges Gefährt. Auto oder Motorrad, das ist hier die Frage!
Bald sind wir raus aus Las Cruces und werden schließlich von Soldaten angehalten, was uns nicht sonderlich überrascht, denn in und um White Sands befindet sich ja ein riesiges Testgelände für Raketen und so was. Keine große Sache, nachdem der Soldat unsere Pässe gecheckt hat, dürfen wir weiter.
Ich bin schon ganz aus dem Häuschen, denn links ein paar hundert Meter von der Straße entfernt sieht man einige, noch stark bewachsene Hügel und zwischen den Pflanzen schimmert es ganz weiß durch, sodass wir schon erahnen können, was sich darunter verbirgt…
Am Visitor Center angekommen statten wir selbigen einen kurzen Besuch ab, was sich aber nicht wirklich lohnt, denn viel ist dort nicht und Fragen haben wir auch keine. Prompt werden wir mal wieder von einem netten Amerikaner angesprochen, der sich ehrlich zu freuen scheint, dass wir von so weit aus Deutschland her kommen, um dieses National Monument anzusehen. Scheint touristisch hier nicht so überlaufen zu sein, anscheinend auch nicht mit Deutschen, wenn das so etwas Besonderes ist.
Nun geht’s aber rein in das weiße Wunder. Am Eingang steht noch ein Schild, dass ab sofort kein Wasser mehr erreichbar ist oder so ähnlich. Macht nichts, wir haben genug dabei incl. unserer ganzen Wohnung
.
Je tiefer wir hineinfahren, desto mehr nimmt der Bewuchs ab und gibt die Sicht frei auf den weißen Gips. Bald sind nur noch vereinzelt Pflanzen zu erkennen und mir drängt sich langsam das Gefühl auf, dass ich hier im Winterurlaub bin und wir gerade zur nächsten Skipiste fahren wollen. Ich bedaure, dass es heute nicht windig ist und wir nicht beobachten dürfen, wie Schneeschieber die Straße leer räumen. Und das bei fast 30°C im Schatten...
Wir parken an der Picknick-Area und brechen gleich auf. Soll ich mir womöglich ’ne dicke Jacke anziehen oder reicht doch T-Shirt und kurze Hose? Ich entscheide mich weise für letzteres
. Nach ein paar Metern ziehe ich meine Schuhe aus; der Sand ist gar nicht so heiß wie erwartet, sondern wunderbar angenehm, man kann toll darauf laufen!
Die Dünen sind äußerst faszinierend, dass sie weiß sein würden, weiß ich, aber dass sie SO weiß sind?! Normalerweise kennt man das ja so, dass selbst helle Strände noch etwas gelblich sind, aber hier ist keine Spur davon…
Erstaunlich viele Spuren finden sich im Sand und es wundert mich, dass unter diesen Bedingungen so viel Leben entstehen kann, welches sich sogar manchmal kreuzt... was auch immer da lang gelaufen ist (bei dem rechten Bild könnte man eventuell drauf kommen)
Hin und wieder zerstören ein paar Kampflugzeuge die totale Stille, die ansonsten völlig ungetrübt und ebenso faszinierend ist wie der weiße Sand.
Bei unserem Spaziergang müssen wir aufpassen, dass wir die Orientierung nicht verlieren, denn alles sieht gleich aus. Wir versuchen, eine besonders große Düne als Orientierungspunkt zu fixieren.
Es ist so schön; ich kann gar nicht aufhören zu knipsen. Zurück in der Picknick-Area nehmen wir einen Mittagssnack in Form von Muffins zu uns.
Wir verbringen eine ganze Weile hier und wenn wir nur auf einer Düne sitzen und die Landschaft bestaunen. Ich kann mich kaum losreißen und würde gerne noch bis zum Sonnenuntergang bleiben, aber es warten auch noch so viele andere schöne Dinge auf uns… White Sands ist trotzdem mein bisheriges Highlight der Reise. Ich kann aber schon mal verraten, dass es das nicht bleiben wird.
Schweren Herzens, aber mit tollen Eindrücken brechen wir auf nach Alamogordo. Dort besichtigen wir noch das Space Center, dass man schon von weitem auf einem Hügel anhand der Raketen erkennt, was aber auch gut ausgeschildert ist.
Auf der Außenanlage gibt es schon einen kleinen Einblick in die Welt der amerikanischen Raketen, sodass wir entscheiden, gar nicht mehr reinzugehen. Zumindest die Außenanlage kostet nichts; wie man sich denken kann, demonstriert der Amerikaner halt gerne sowas. Vom Hocker gerissen hat es mich jetzt nicht, ist aber durchaus ein interessanter Lückenfüller, wenn man sowieso dort vorbei kommt und noch Zeit hat. Rechts die Mercury Capsule von innen:
Beim Rausgehen kommen wir an einer Gedenksäule für die in den letzten Jahren umgekommen Astronauten vorbei, die mich etwas nachdenklich stimmt. Die neuste Tafel ist gerade mal von 2003 als die Columbia verunglückte, woran wir uns wahrscheinlich noch alle erinnern können...
Na ja, wir machen uns weiter zumindest schon mal in Richtung Santa Fe. Wo wir übernachten wollen, wissen wir nicht so genau. Erstmal fahren wir, solange wir Lust haben und dann sehen wir weiter.
Wir durchqueren noch Tularosa und in Three Rivers entscheiden wir uns, einen Campground zu suchen. Es steht ein Schild dort, dass es noch 16 Meilen bis zu einem sind und ein Weg führt mitten in die „Pampa“. So weit kann das ja nicht sein…
Wie man anhand der zahlreichen Warnschildern vor Kühen merkt, sind wir nun in Weideland. Mir gefällt es, wie sie die Straßen in die Weiden integriert haben. Nicht mit Zäunen oder Gattern, bei denen man jedesmal anhalten und sie öffnen muss, sondern mit Eisengittern im Boden, über die man mit dem Auto drüber rattern muss und die die Kühe wegen ihrer Hufen nicht überqueren können.
Alles gut und schön, nur leider löst sich die schön geteerte Straße langsam auf und geht in einen schotterigen Feldweg über. Das ganze Geschirr und der Herd fangen an zu klappern, mit letzterem haben wir in dieser Hinsicht sowieso schon Probleme seit wir das WoMo übernommen haben, weshalb wir bei jeder Fahrt so gut es geht wenigstens die Platten abbauen und auf das Bett legen.
Das Gute ist, dass sich wenigstens keine Diskussionen darüber einstellen, ob wir vielleicht doch besser umdrehen oder weiterfahren sollen, denn umdrehen ist schlicht unmöglich bei der schmalen Straße.
Leider vergessen wir, auf den Meilenzähler zu schauen, ansonsten hätten wir wenigstens ungefähr gewusst, wie weit es noch ist. So fahren wir mehr oder weniger ohne Orientierung ins Blaue, in der Hoffnung, dass irgendwann mal irgendwas kommt. Die Geschwindigkeit ist natürlich entsprechend der Straßenverhältnisse deutlich verlangsamt, was die Meilen zusätzlich noch länger erscheinen lässt, obwohl wir unterbewusst wahrscheinlich sowieso schon mit 16 km anstatt mit 16 Meilen gerechnet haben, was natürlich deutlich kürzer wäre. Der Weg führt zu allem Überfluss durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Prost Mahlzeit, wenn es heute Nacht einen Regenschutt gibt…
Irgendwann taucht ein PKW hinter uns auf, ein Glück, wir sind doch nicht ganz alleine! Wir beschließen anzuhalten, denjenigen vorbei zu lassen und auch ganz nebenbei zu fragen, ob denn da tatsächlich noch mal irgendetwas kommt, was einem Campground möglicherweise zumindest ähneln könnte. Von den Leuten erfahren wir, dass da tatsächlich einer sein soll. Na, wenigstens was! Wir sind gespannt und tun so, als treffen wir bewusst die Entscheidung weiterzufahren, obwohl wir so oder so hier nicht umdrehen können. Vermutlich wären wir schneller an einem Campground gewesen, wenn wir ins nächste Örtchen weitergefahren wären, aber weiß man’s vorher? Zumindest ist es landschaftlich hier sehr reizvoll mit den Bergen, die ganz gefleckt sind von den Schatten der Wolken.
Ganz unvermittelt erscheint doch tatsächlich ein Haus oder vielleicht eher eine Hütte vor uns! Ein Hauch von Zivilisation, nach 16 Meilen… äh nichts! Wir erspähen auch ein anderes WoMo. Toll, wir sind offenbar nicht die einzigen, die diese Schotterstraße durchquert haben. Wir schnappen uns den Umschlag für die Gebühren. Mit, ich glaube, 6 Dollar der wohl billigste Campground unserer ganzen Reise. Na ja, hier ist ja auch eigentlich nichts, für das man hätte Geld verlangen können. Wir stellen uns in die Nähe des anderen Wohnmobils, da wir mittlerweile wirklich genug gefahren sind und wir bloß nicht noch weiter in diesen Wald vordringen wollen!
Kaum angekommen, werden wir erstmal von unserer Nachbarin begrüßt. Total freundlich, wie bisher alle Amerikaner, die uns begegnet sind, werden wir gleich wieder in einen Smalltalk verwickelt. Wir stellen uns alle mit Namen vor und per Du ist man ja hier sowieso von Natur aus. Joyce ist mit einer ganzen Gruppe hier und morgen kommen noch weitere Freunde von ihr hier hoch. Sie weißt uns dezent darauf hin, dass wir auf dem Gruppen-Campground (ups…
) stehen, meint aber, es sei gar kein Thema, wenn wir morgen früh sowieso schon wieder weiterfahren.
Sie schwärmt uns vor, dass man hier in manchen Nächten die Hirsche brüllen hört... wir sind gespannt! Sie lädt uns noch zu einem Wein ein und zum ersten, aber nicht zum letzten Mal, bin ich regelrecht perplex von der Freundlichkeit der Amerikaner. So abrupt können wir unsere deutsche Distanziertheit allerdings nicht überwinden und lehnen dankend ab. Es ist auch schon spät und wir sind müde. Joyce versichert uns, dass sie das vollkommen versteht.
Als nächstes kommt laut knatternd ein Motorrad angefahren und hält neben unserem WoMo an. Mit einem netten „Knock, knock“ erscheint ein Mann in der offen stehenden Tür, der offensichtlich der Ranger hier ist. Er heißt uns willkommen, möchte wissen, ob wir schon bezahlt haben und wie lange wir bleiben. Die letzte Frage zielt ebenfalls darauf ab, dass wir auf dem Gruppenplatz stehen und er weiß, dass am nächsten Tag eine Gruppe eintrudeln soll. Aber auch er ist rundum freundlich und lässt uns für eine Nacht hier stehen.
Wir drehen noch eine Runde zu Fuß, schließlich müssen wir noch unsere Dollars einwerfen und stellen anhand der Schilder fest, dass es hier offenbar Bären gibt! Toll, ich bin zum ersten Mal in einem Bärengebiet! Ich bin nicht ganz sicher, ob ich mir wünschen soll einen zu sehen oder doch lieber nicht. Aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir in einem WoMo und nicht in einem Zelt übernachten werden. Wir halten uns jedenfalls an die Vorsichtsmaßnahmen gegen Bären auf dem Schild. Besonders der Punkt mit den Hummingbirds amüsiert uns...
Unser Campground (falls man das so nennen kann) und unser WoMo… aber immerhin mit höchstpersönlicher Begrüßung des Rangers!
Wir essen wieder nur ein Fertiggericht, welches ich sicherheitshalber mit geschlossener Eingangstür zubereite *kicher* und gehen dann pennen. In der Nacht sind tatsächlich undefinierbare, tierische Geräusche zu hören. Ich weiß nicht, was es ist; es hört sich ein klein wenig an wie Hundegebell, aber ich bin mir sicher, dass es kein Hund ist...
Grüße