Tag 10: Freitag, 29. September 2017Campbellton – Métis – Rimouski/Parc du Bic km: 237 Wetter morgens: kalt, leicht bewölkt mittags: bewölkt, sonnig, 13°C abends/nachts: kalt, 4°C
Der Plan für heute sieht folgendermaßen aus:
1. Fahrt nach Matane 161km/3h (Fähre um 15:00 Uhr! 45 min vorher da sein!)
2. Fähre über St. Lorenz Strom (Dauer: 2:20h, Preis 110$+tax)
3. Campingplatz suchenSoweit der Plan. Ach, da steht ja, man soll die Fähre reservieren. Vielleicht sollten wir das dann doch besser tun, auch wenn eigentlich so wenig los ist hier. Man weiß ja nie. Vorher wollte ich das nicht machen, weil man ja nie genau weiß, ob vielleicht irgendwas dazwischen kommt. Ok, wir rufen dann von unterwegs an. Zunächst überqueren wir den Restigouche River und damit die Grenze nach Quebec, dann fahren wir weiter auf der 132 Richtung Norden.
Ich rufe also nun bei der Fähre an und werde beim Reservierungsvorgang gefragt, wie groß der Propan-Tank sei. Ich habe keine Ahnung und finde die Angabe auch nicht auf die Schnelle, obwohl sie natürlich im Handbuch steht. Also werde ich später zurückrufen. Nach einem Anruf bei Fraserway finde ich schließlich die Gastankgröße, sie beträgt 87 Liter. Nächster Anruf bei der Fähre, und jetzt kommt’s: Der Propantank darf max. 65 Liter fassen. Keine Diskussion. Ende der Fähr-Überfahrt von Matane nach Grand Comeau. Trotz vorheriger Recherche auf der Website ist mir diese Info entgangen, bzw. hatte ich es so interpretiert, dass das nur für lose Gasflaschen gilt, aber nicht für eingebaute Tanks. Also gut. Plan B muss her. Der sieht vor, am St. Lorenz Strom weiter zu fahren bis Trois Pistoles und dort am nächsten Tag überzusetzen.
Nachdem sich der erste Frust etwas gelegt hat, fahren wir weiter über Amqui nach Métis. Auf Google Maps habe ich „Jardins de Métis“ ausfindig gemacht, wollen wir mal schauen, was das ist. Vielleicht ein Park, wo man schön picknicken kann? Also einen schönen großen Parkplatz gab es schon mal, dann etliche Blumenrabatten, ein S-Bahn-Zug ohne Räder als Deko und ein modernes Info-Gebäude mit Shop und Café. Ganz nett, mal fragen, was der Eintritt kostet, allzu viel Zeit wollen wir nicht hier verbringen. Wie, 30$, das ist uns dann doch etwas zu viel für eine halbe Stunde, zumal auch nicht ganz klar ist, was man dafür zu sehen bekommt.
Also retour, wir beschließen, die Fähre für morgen gleich telefonisch zu buchen. Ich spreche automatisch Englisch, weil ich das besser kann als Französisch, mein Gegenüber muss mich aber erst mit einer Kollegin verbinden, die Englisch kann. Und nun nimmt das Unglück seinen Lauf…
Ich sage also, dass ich für morgen einen Platz auf der Fähre „in Trois Pistoles“ buchen möchte. Und sie hat wohl verstanden „to Trois Pistoles“, denn sie gibt mir als Abfahrtszeit 19:15 an. Obwohl ich sie dann noch nach der aktuellen Uhrzeit frage, da wir ja die Uhren heute umgestellt haben, und dabei erwähne, dass wir aus dem Süden kommen, klärt sich das Missverständnis nicht auf. Ich wundere mich zwar, da ich als Abfahrtszeit 11:30 recherchiert habe, aber ich denke mir, die werden es wohl wissen! Also, der letzte freie Platz für Wohnmobile auf der Fähre ist jetzt gebucht, dann haben wir morgen den ganzen Tag zur freien Verfügung. Aber für heute haben wir natürlich jetzt keinen Campground im Visier, da müssen wir mal schauen.
Wir fahren nun immer auf der 132 am St. Lorenz-Strom entlang, den die Kanadier durchweg als „Meer“ bezeichnen (Route de la Mer, Camping de la Mer, Saint-XXX-sur-Mer usw.). Das Ufer ist hier nicht sehr spektakulär, das gegenüber liegende nördliche Ufer kann man in der Ferne erkennen, aber das Ganze erinnert schon an das Meer. Zumal es ja auch Gezeiten gibt.
Wir halten immer wieder mal an und schauen, z.B. beim Quai de Sainte-Flavie, von wo aus in den 20er und 30er Jahren Schiffsverbindungen ans Nordufer bestanden. Oder am Lieu historique national du Phare-de-Pointe-au-Père, wo es außer dem Leuchtturm (von 1909) noch ein Lotsenhäuschen, ein Museum „Empress of Ireland“ (gesunken 1914) und ein U-Boot, die HMCS Onandaga (gefahren von 1967-2000), zu besichtigen gibt (
http://www.shmp.qc.ca/index.html). Hier kann man sicher problemlos einen Tag verbringen (auf dem U-Boot sogar eine Nacht!), aber das sprengt leider unseren zeitlichen Rahmen, zumal es schon langsam dunkel wird.
Die nächste größere Stadt ist Rimouski, dort tanken wir mal wieder und haben dann noch ein paar Kilometer vor uns bis zum angepeilten Parc du Bic, der noch einen geöffneten Campingplatz haben soll. Er liegt an einer malerischen Bucht mit ein paar vorgelagerten Inseln, und angeblich soll es hier auch Seehunde geben. Der Platz ist picobello, wie alle anderen bisher auch fast leer, und wir stehen relativ einsam auf Site Nummer 52. Nur den Verkehr der benachbarten Straße Rte 132 hört man deutlich. Wir sind da zum Glück nicht besonders empfindlich. Wir fahren noch einmal los, um einen kurzen Trail zu laufen, der Weg zu einer kleinen Bucht war super steil, und enttäuschenderweise gab es auch keine Seehunde.
Zurück am Campsite wollen wir heute zum ersten Mal ein Campfire entfachen, mit dem Holz aus Economy! Tatsächlich steht fast überall angeschrieben, dass man kein Feuerholz von woanders mitbringen soll, um die Ausbreitung von Schädlingen und Krankheiten über das Holz zu verhindern. Es dauert eine Weile, bis wir ohne geeignetes Anzünd-Material das Feuer zum Brennen bringen, aber schließlich gelingt es und wir brutzeln Fleisch und Gemüse fürs Abendessen. Zum „gemütlich“ am Lagerfeuer sitzen ist es allerdings deutlich zu frisch, das entfällt also heute. Wir testen erstmals die Heizung, um 20:20 schalten wir für 10 min ein, später dann nochmal für 5 min, das reicht so in etwa zum Aufwärmen. Nachts geht die Temperatur auf 4°C runter! WLAN gibt es hier übrigens auch nicht, im ganzen Park nur an einer einzigen Stelle (die Ferme Rioux), dort wollen wir morgen Vormittag noch hin.
Übernachtung: Parc National du Bic, Rimouski
Bewertung: +