Tag 28: Dienstag, 17. Oktober 2017Toronto km: Auto 0, zu Fuß und mit ÖPNV: einige!Wetter morgens: sonnig, kalt mittags: sonnig, angenehm warm
Es ist zwar frisch heute morgen, aber die Sonne schein – ein guter Start! Das Frühstück findet in einer Sparversion statt, denn wir wollen um 8 Uhr mit dem Bus und der U-Bahn nach Toronto. So einen richtig festen Plan haben wir nicht, aber da vom
St. Lawrence Market um 10 Uhr eine Walking Tour (mit Bruce Bell) starten soll, fahren wir mal da hin. Irgendwo muss man ja anfangen. Das klappt ganz gut, erst mit der Buslinie 26 (3,50$), die direkt vor unserem Haus abfährt, bis Isligton, von da mit der U-Bahn (Tagesticket Toronto 12,50$) und einmal Umsteigen bis Queen Street, dann sind es nur noch ein paar Minuten zu Fuß.
Wir schauten uns ein wenig in der Markthalle um, trinken einen gemütlichen Kaffeee und gehen dann zum Treffpunkt für die Stadtführung. Da ist aber niemand. Ok, ich habe die Tour nicht vorab gebucht, weil ich das vom Wetter abhängig machen wollte, aber trotzdem seltsam. Hm, ich frage die Verkäuferin in dem Souvenir Shop. Die ist so nett und ruft für mich Bruce Bell an, und dieser sagt mir, dass heute keine Tour stattfindet. Aber wenn wir Lust haben, können wir morgen zu einer Gruppe dazu kommen zu seiner Distillery District Tour. Wir sagen, dass wir es uns überlegen und ggf. pünktlich da sind.
Für heute sind wir also auf uns allein gestellt, ist aber auch völlig ok. Da ich 1988 hier ein halbes Jahr lang ein Praktikum bei IBM gemacht habe, kenne ich mich „im Städtle“ ein wenig aus! Es ist zwar schon lange her, aber hier und da erkenne ich tatsächlich einiges wieder. Vor allem stelle ich aber fest, dass hier downtown der Bau-Boom in den letzten 30 Jahren voll zugeschlagen hat, das Seeufer und die Skyline haben sich doch mächtig verändert. Von unserem Standort aus sind es nur ein paar Schritte bis zum
Gooderham Building, ein schönes Flatiron Gebäude aus Backstein, umgeben von vielen modernen Wolkenkratzern.
Wie wir morgen erfahren werden, besaß Gooderham unter anderem eine große Brennerei und galt als der reichste Mann im neu gegründeten Toronto und ließ hier sein Bürogebäude errichten, am westlichen Ende des Industriegebiets der Stadt. Wir gehen weiter Richtung Yonge Street und kommen an der
Hockey Hall of Fame vorbei. Dort gehen wir nicht rein (19$ Eintritt), aber nebenan im
Brookfield Place sind auch einige Exponate zu sehen, die schauen wir uns an. Weiter geht’s, und der CN Tower lacht uns an jeder Ecke von oben an… Eigentlich wollte ich da erst morgen rauf, aber es ist einfach zu verlockend… Das Wetter ist auch perfekt, gehen wir doch mal schauen, wie lang die Warteschlange ist!
Am Air Canada Centre stehen nette Hockey-Skulpturen von den Maple Leafs. Wir werfen einen kurzen Blick ins Ripley’s Aquarium of Canada, das gab es 1988 noch nicht, es öffnete erst 2013! Also hier keine Warteschlange, aber 33$ Eintritt… für eine kurze Stippvisite zu teuer. Wenn es jetzt regnen würde, wäre es vielleicht eine Alternative.
Gleich nebenan ist der
CN Tower, wo am Eingang erst mal Kontrolle mit Durchleuchten angesagt ist (klar, dass es das 1982 und 1988 auch noch nicht gab). Und dann, tatsächlich keine Wartezeit – also nichts wie hoch auf den Turm ! Der Blick war, wie seinerzeit auch, einfach umwerfend. Das Gedränge allerdings auch… Die Stadt ist wirklich so was von gewachsen, und überall wird noch weiter gebaut. Das ehemals höchste Gebäude Torontos, das Royal York Hotel, kann man von hier gar nicht mehr sehen. Schön ist der Blick auf den Sky Dome, der 1988 gerade im Bau war und der heute
Rogers Centre heißt – bei geöffnetem Schiebedach könnte man direkt den Spielen der Toronto Blue Jays zusehen.
Auf der Außen-Plattform kann man ganz außen rum gehen, im Gegensatz zu innen, dafür bläst der Wind ganz ordentlich und man hat dann ein Gitter im Blick bzw. auf dem Foto. Die Fahrt nach ganz oben sparen wir uns, der Mehrwert ist uns nicht ganz ersichtlich. Erstaunlich finde ich, wie viele Jahre der CN Tower mit 553,33m das höchste Gebäude der Welt war. Nämlich von 1975 bis 2010, während danach die Rekorde nur noch maximal zwei Jahre gehalten haben… So langsam beginnt aber der Magen zu knurren, und wir fahren mit dem schnellen Aufzug wieder nach unten.
Draußen holen wir uns an der Front Street einen Hot Dog. Dann marschieren wir weiter in Richtung Queen Street West. Ich habe gelesen, da gebe es einen ganzen Straßenzug mit Graffitis. Es ist etwas schwer zu finden, aber dann sind wir da, in einer 1km langen Gasse, die sich tatsächlich
Graffiti Alley nennt – parallel zur Queen Street zw. Spadina und der nächsten Querstraße. Es sind ein paar richtig tolle Wandmalereien dabei, aber natürlich auch viel Geschmiere. Wenn man sowieso dort in der Nähe ist, finde ich es sehenswert. Aber auch kein Beinbruch, wenn man es verpasst.
Als nächstes wollen wir zum
Nathan Phillips Square und dem Rathaus. Hier steht ein fotogener Toronto-Schriftzug aus 4m hohen Buchstaben, leider ist in dem Wasserbecken, in dem er sich spiegeln soll, kein Wasser… Im Winter kann man hier Schlittschuh laufen und dabei auf das alte (1899) und aufs neue Rathaus (1965) von Toronto blicken. Letzteres fällt durch seine ungewöhnliche Architektur auf, die zwei bogenförmigen Türme mit dem runden Plenarsaal dazwischen sehen aus der Vogelperspektive aus wie ein Auge. Das alte Rathaus wäre fast beim Bau des Eaton Centre abgerissen worden, blieb aber dank einer Bürgerinitiative erhalten.
Canada Life BuildingOld City HallCity Hall von 1965 Nun zieht es mich ins
Eaton Centre, wo ich natürlich schon in den 80er Jahren zum Shoppen war. Allerdings muss ich sagen, dass es mich heute nicht mehr so sehr beeindruckt wie damals, was sicher daran liegt, dass es bei uns inzwischen, im Gegensatz zu damals, auch an jeder Ecke so eine Mall gibt. Als Jugendliche/junge Erwachsene „vom Dorf“ was das hier natürlich ein Highlight, diese ganzen Läden und Marken, die vielen Etagen und der direkte Zugang zur Metro, einfach klasse. Auch heute ist hier ganz schön was los! Wir essen ein Eis, und gehen dann weiter die
Yonge Street entlang.
Eaton CentreMein alter Schulkamerad hat uns gestern abend beim Essen für heute „auf ein paar drinks“ zu sich nach Hause eingeladen, so ab 16:30. Aus Neugierde und weil man sich gestern im Restaurant doch recht schlecht unterhalten konnte, folgen wir der Einladung. Wir finden seine Wohnung in einem exklusiven Wohnblock, staunen über die prachtvolle Dekoration der Wohnung, und diskutieren dann ausführlich über Gott und die Welt. Der Wein auf leeren Magen, dazu ein paar Häppchen und das nette Gespräch, wir vergessen fast die Zeit! Und obwohl wir „nur ein Stündchen“ bleiben wollten, brechen wir erst kurz nach acht auf. Ich schwanke zur U-Bahn-Haltestelle, aber der Heimweg nach Mississauga klappt problemlos. Wir sind etwas irritiert, weil der Bus dann erst mal eine Weile gar nicht anhält, aber er liefert uns zuverlässig an unserer Haltestelle ab. Nun ist es nach neun, und wir haben keine Lust mehr, irgendwo essen zu gehen, stattdessen hüpfen wir schnell in unsere Betten.
Blick aus meinem SchlafzimmerÜbernachtung (3 Nächte): Goodwood Suites, The Grand Ovation, 310 Burnhamthorpe Rd W, Mississauga ON L5B 4P9
Bewertung: ++