Hallo,
falls noch jemand dabei ist, hier geht es weiter:
7. Tag, Freitag 05.10.2012: Burlington – Lake Placid
Bis gegen 4:00 habe ich gut geschlafen, dann nur noch unregelmäßig. Marianne schläft wie immer sehr gut. Als wir die Vorhänge aufziehen, herrscht noch einiger Dunst, aber es verspricht ein schöner Tag zu werden.
Frühstück machen wir uns selbst im Zimmer mit Fruchtquark und Joghurt aus unseren Vorräten sowie Kaffee aus der Maschine im Zimmer. Da Marianne noch ein wenig in der Stadt spazierengehen will, packen wir nur die Koffer fertig und machen uns auf den Weg.
Wir gehen ähnliche Wege wie gestern Abend, zunächst durch den herbstlichen Battery Park am See entlang, dann aber vor allem auch wieder in die Fußgängerzone. Marianne besichtigt fast jedes Schaufenster – es gibt aber auch wirklich etliche sehr hübsche Geschäfte mit ausgewählten Sachen – Kleidung, Möbel, aber auch witzigen Kleinkram. Eine mittelblaue Cordhose möchte Marianne mir noch unbedingt verpassen. Da der Laden aber erst um 10:00 öffnet, müssen wir ganz besonders langsam durch die Gegend schlendern, einige Kirchen von außen anschauen und noch ein wenig Zeit auf einer Bank in der Fußgängerzone in der Sonne verbringen. Als der Laden offen hat, verschlägt uns der Preis völlig die Sprache (USD 198 + tax für eine Cordhose, die aus der Ferne aussieht wie eine Bluejeans) und die Lust am Einkauf.
Burlington – Battery Park
Burlington – Battery Park, Gnome and Mushroom
Burlington – Union Station
Burlington – Mural in der Church Street
Hier sind alle möglichen Persönlichkeiten der Stadt dargestellt
Also marschieren wir zurück zum Hotel, laden unser Gepäck auf einen Wagen und lassen uns vom Valet das Auto bringen. Da das Wetter wirklich sehr schön ist, am späteren Nachmittag aber kippen soll, wollen wir die nahen Ziele ansteuern. Demgemäß fahren wir zunächst zu Shelburne Farms. Am Infohäuschen am Parkplatz steht schon eine lange Schlange.
Die nächste komplette Führung ist aber erst um 13:30 und soll bis gegen 15:15 dauern – das macht für uns nun wirklich keinen Sinn. Man kann aber auch nur einen „normalen“ Eintritt löhnen und sich selbständig auf dem Gelände umsehen. Erleichtert wird das durch einen Traktorshuttle bis zur großen Barn, der auch gleich losfährt.
Shelburne Farms – Traktorshuttle
An der Barn sind etliche Schulklassen unterwegs, dazu viele Kinder mit Eltern noch individuell, die um die Tiere herumtollen. Wir haben etwas mitbekommen, daß es einen neuen Aussichtspunkt gibt – Sheep Knoll – und die Sicht heute gut sein soll. Wir gehen daher das kurze Stück und bewundern von dort die idyllische Landschaft mit Gebirge im Hintergrund.
Shelburne Farms – Barn
Da wir aber auch auf den See schauen wollen, gehen wir noch zum Lone Tree Hill. Da wir nicht zurück zur Barn gehen wollen, um von dort wieder loszugehen, suchen wir uns für das erste Teilstück eine Abkürzung durch Wald und Wiesen. Wir sind dabei völlig allein. Aber auch der weitere Zugang ist aus unserer Richtung nicht bevölkert. Oben sieht man den See, das Inn und eine Halbinsel mit ein paar Häusern – auch hier der Eindruck einer absoluten Landidylle.
Shelburne Farms – Blick vom Lone Tree Hill über den Lake Placid
Das Wetter beginnt dramatisch zu kippen, so daß wir den direkten Weg zur Barn zurückeilen, um dort den nächsten Traktorshuttle zu erwischen. Wir sind schnell genug – es bleibt sogar noch ausreichend Zeit, in der Bakery noch zwei Croissants und zwei Pekan-Schnecken zu kaufen, die wir auf der Rückfahrt genüßlich vertilgen.
Im Shop nehmen wir noch ein paar Käseproben zu uns und Marianne kauft einen Kaffee. Ansonsten ist das Angebot im Vergleich zu unserem letzten Besuch eher enttäuschend.
Bei der Weiterfahrt kann ich Marianne überreden, auch dem Shelburne Museum einen Besuch abzuststatten, da das Wetter noch ein wenig trocken zu bleiben verspricht und die ersten Häuser, die man von der Straße aus sehen kann, auch recht verlockend aussehen.
Auf dem Parkplatz stehen wieder etliche der historischen Jaguare aus England, die wir in den letzten Tagen immer wieder gesehen haben. Sie befinden sich auf einer Neuengland-Rundfahrt (Classic Travelling – New England Fall Color) und haben offenbar dieselben Ziele wir wir (und viele andere Touristen).
Buntes Marschgras an der Shelburne Bay
Jaguar am Parkplatz des Shelburne Museum
Das Shelburne Museum zeigt eine große Anzahl historischer Gebäude, die hierher verpflanzt wurden, außerdem einen kompletten Schaufelraddampfer und vieles mehr. Wir bewundern die große runde Barn, in der ein Museum mit winterlichen Transportmitteln untergebracht ist, das Stencil House mit seinen Schablonenbildern an der Wand, den Laden nebst Apotheke und Arztpraxen und viele weitere Häuser. Zu Beginn gibt es noch ein Karussell und eine Eisenbahnstation nebst großer Dampflokomotive und Salonwagen. Das Wetter hat sich wieder total zum Besseren gedreht und es ist sonnig und einigermaßen warm.
Shelburne Museum – Round Barn
Shelburne Museum – Karussell und Round Barn
Shelburne Museum – Bombardier Auto Neige
Shelburne Museum – Zirkusmodell
Shelburne Museum – Abteil im Salonwagen
Shelburne Museum – Küche im Salonwagen
Shelburne Museum – Stencil House
Shelburne Museum – Stencil House
Shelburne Museum – Ticonderoga
Shelburne Museum – General Store, Garnrollen
Shelburne Museum – Apothecary Shop
Shelburne Museum – Dutton House, Adult Cradle im Wohnraum
Wie auch im Krankenhaus im Canterbury Shaker Village wurden in Privathaushalten Wiegen für Erwachsene benutzt,
um kranke und demente Personen durch die gleichmäßigen Bewegungen zu beruhigen und zu trösten.
Im Ernstfall kam dann ein Deckel drauf und der Sarg war fertig.
Shelburne Museum – Schreinerwerkzeug in der Shaker Shed
Shelburne Museum – Schoolhouse
Nach knapp zwei Stunden haben wir die Füße im Bauch, zwar noch lange nicht alles gesehen, aber doch mehr als wir im Kopf behalten können. Wir machen uns auf den Weg zur Fähre, wo wir wenige Minuten vor Ankunft und Abfahrt der nächsten Fähre ankommen und deshalb mit optimalem Timing mitkommen. Die Überfahrt über den Lake Champlain ist wenig spektakulär, noch ist es trocken, aber in der Ferne sieht man wieder dicke Wolkenbänke.
Die ersten Meilen fahren wir durch ländliche Gebiete, wie man sie auch überall in Mitteleuropa antreffen kann. Allmählich wird es gebirgiger, der Himmel wird dunkelgrau und bei einem Fotostop bläst einem ein eiskalter Wind entgegen. Der für diesen Tag geplante Hike, der zur Hälfte (bis zu den Balanced Rocks) noch zeitlich unterzubringen gewesen sein könnte, fällt daher dem Streichorchester zum Opfer.
Lower Cascade Lake vor Lake Placid
Statt dessen fahren wir die wenigen Meilen gleich weiter bis Lake Placid, unter den Sprungschanzen vorbei, und beziehen unser etwas muffeliges Zimmer im Courtyard. Es ist nicht ganz so großzügig wie das in Burlington, aber immer noch gut ausreichend. Wie gesagt, leider etwas muffelig und mit ziemlich trüben Funzeln ausgestattet.
Als erstes reserviere ich im per Internet gefundenen Restaurant Chair 6 einen Tisch für 19:00, dann beginnt Aufarbeitung des Tages am PC, während Marianne die Nachberichterstattung zur Presidential Debate verfolgt.
Kurz vor sieben marschieren wir zu Fuß los, um nach fünf Minuten beim Chair 6 anzukommen, einem Einfamilienhaus, dessen Eingangsbereich mit einem kleinen Verkaufsladen ausgestattet ist und dessen Wohnzimmer zu einem Restaurant mit 16 Plätzen umfunktioniert ist. Die Daily Specials sind umfangreicher als das gesamte Menu. Wir lassen uns davon aber nicht irritieren und bestellen das Fünfgang-Überraschungsmenu mit Weinbegleitung und werden nicht enttäuscht: Nach einem Amuse Geule, einer Art Couscous, kommen eine Gemüseterrine, Leber auf Toastbrot mit Apfelschnitzen, Apfelrisotto, Lendensteak mit Gemüse und zum Abschluß eine Kürbis-Käsetorte. Alles ganz hervorragend bis auf das eher flachsige Steak.
Nach einem ergänzenden Espresso wanken wir gut gefüllt zurück zum Hotel.
Lake Placid – Chair 6, Apfelrisotto
Lake Placid – Chair 6, Kalbsleber mit Apfelschnitzen
64 Meilen