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Autor Thema: Fall Foliage 2012  (Gelesen 28680 mal)

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mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #30 am: 23.01.2014, 17:20 Uhr »
Schöne Wasserfälle. Schade, dass das Wetter nicht ganz so mitgespielt hat.
Wenigstens im Letchworth State Park war es ja richtig schön; es kommen auch noch ein paar schöne Tage; insgesamt war es aber schon eher wechselhaft - das nächste Mal muß wieder mehr Wärme her.

Nächstes Jahr habe ich auch mal eine Foliage Tour im Kopf, wahrscheinlich aber eher Kanada.
Da kann ich ja vielleicht ein paar Tips geben - vgl. mein Reisebericht 2010: Quebec und Ontario - Indian Summer 2010 - auch viel naß  :wink: :lol:

Der Letchworth State Park war übrigens für mich ein absolutes Highlight, was deine Bilder mir wieder bestätigen.
Gefiel uns auch mit am besten.

Sag mal, in manchen Gegenden war die Foliage aber eher am Anfang bei dir, oder? Das ist ja auch immer so eine Glückssache
Am Lake Winnipesaukee war eher Beginn, am Kancamagus Hwy und Letchworth absoluten Peak, später in den Catskills und am Mohawk Trail teilweise schon drüber (auch bei den Bildern von Watkins Glen sieht man ja, daß schon sehr viel Laub herunten ist) - insgesamt hatten wir aber wohl schon die perfekte Zeit erwischt, was die Laubfärbung angeht (leider nicht in Bezug auf das Wetter).

Gruß
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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #31 am: 23.01.2014, 23:27 Uhr »
13. Tag Donnerstag 11.10.2012 Ithaca – Roxbury

Mit zwei kurzen Unterbrechungen schlafen wir unendlich lange. Draußen kündigt sich ein toller Tag an. Da es im Hotel kein Frühstück inbegriffen gibt, machen wir einen Kaffee im Zimmer und essen die Reste unserer ersten Keksschachtel dazu. Da mein Bauch auch wieder grummelt, ist das mehr als ausreichend.

Sprach ich gestern davon, daß Wasserfalltag sei? – Heute ist auch einer, zumindest der Vormittag. Zunächst warten wir aber, daß uns der Hotelshuttle endlich aufnimmt und zum Parkhaus bringt. Dann fahren wir nur ein kurzes Stück bis in den Bereich des Campus der Cornell University. Von einem Parkuhrplatz in einer Nebenstraße aus gehen wir zunächst oberhalb der Cascadilla Gorge einen kleinen Weg bergab. Da wir die eigentlichen Fälle der Gorge aber weiter oben vermuten, gehen wir bald wieder zurück und an ein paar Universitätsgebäuden vorbei hinauf.


Ithaca – Blick vom Cascadilla Gorge Trail

Wir überqueren eine Brücke, von der aus man ein wenig in die Gorge hineinschauen kann, und nutzen das Gebäude der Schauspielschule für eine biologische Pause. Vom Eingang aus kann man ein Schild mit der wenig erbaulichen Aufschrift lesen, daß der eigentliche Gorge Trail unpassierbar ist. An der Seite der Brücke, wo man wohl auf die Fälle sehen könnte, ist eine größere Baustelle.

Als Alternative gehen wir ein wenig auf dem geradezu riesigen Campus spazieren, dessen Gebäude die verschiedensten Baustile aufweisen: Neuromanisch, Neugotisch, Neubarock, Bauhaus usw. Wir besuchen zwei der vorhandenen und ausnahmsweise offenen Kapellen. Bei einer davon ist noch eine Founders Hall dabei. Das ganze Gelände ist ziemlich am Hang gelegen, so daß man gehörig auf- und absteigen darf.


Ithaca – Cornell University, Willard Straight Hall


Ithaca – Cornell University, Sage Chapel


Ithaca – Cornell University, Anabel Taylor Hall

Zurück am Auto fahren wir wenige Minuten zu den Ithaca Falls. Da kann man in unmittelbarer Nähe parken und auch direkt bis zu den Fällen hinmarschieren.


Ithaca Falls

Auf unserem Weiterweg aus der Stadt heraus kaufen wir bei einem organic Supermarket ein paar Lebensmittel, nicht zuletzt ein hervorragendes Baguette, einen Cole Slaw und einen Tuna Salad. Das dient uns dann nach wenigen weiteren Minuten gleich als Basis für ein Mittagspicknick auf dem Parkplatz des Buttermilk Falls State Park.

Anschließend gehen wir den Gorge Trail hinauf, über unendlich viele Stufen an ebensovielen Kaskaden entlang. Kurz vor dem Pinnacle Rock, einer isolierten Felsnadel, gibt es eine Abkürzung zum Rim Trail. Der Pinnacle Rock steht leider ziemlich im Schatten und Gebüsch. Nachdem ich noch einen kurzen Ausflug bis dahinter unternommen habe, gehen wir diese Abkürzung und den sehr hübschen Waldweg hinunter. Ausblicke auf die Gorge bietet der allerdings fast keine. An einem wenig aussichtsreichen Overlook treffen wir auf ein amerikanisches Paar, mit dem wir uns über die verschiedenen Parks und Fälle austauschen. Sie empfehlen uns, den Robert H. Treman Park auch zu besuchen.


Buttermilk Falls


Buttermilk Falls


Buttermilk Falls – Pinnacle Rock

Gesagt getan, zurück am Auto machen wir uns die paar Meilen in den Robert H. Treman Park auf. Nach nur wenigen hundert Metern vom Parkplatz weg ist man bei den Lower Falls, die sich extra für uns im Sonnenlicht zeigen. Das Wasser fließt eher spärlich. Im Sommer könnte man da sogar schwimmen. Die ebenfalls im Park gelegenen Lucifer Falls lassen wir aus, weil wir dafür eine ganz andere Zufahrt zum Park hätten suchen müssen. Dafür fahren wir aber noch ein kurzes Stück weiter nach Newfield, um die dortige außerordentlich schöne covered bridge anzuschauen.


Robert H Treman State Park - Lower Falls


Newfield Covered Bridge


Newfield Covered Bridge – Holzverbindungszapfen

Jetzt steht uns eine längere Fahrt bevor. Zunächst aber wird in Ithaca noch getankt, bei Kwik Fill, mit Full Service – mit 4,099 auch nicht teurer als an anderen Tankstellen. Dann geht es Richtung Catskills; die Fahrt geht bergauf bergab durch landwirtschaftliche Regionen. Mehr und mehr haben wir sogar strahlenden Sonnenschein. Insgesamt gewinnen wir zunehmend an Höhe, die Vegetation wird spürbar anders als in der unmittelbaren Umgebung der Finger Lakes und die Bäume haben zum Teil auch schon viele Blätter verloren.


Heutransport auf der NY 79


Farm bei Lisle, NY


Landschaft und Schulbus bei Triangle, NY[/img]

Nach gut zwei Stunden sind wir in Downsville, wo es wieder eine – allerdings etwas simplere – covered bridge gibt. Von dort haben wir noch eine weitere knappe Stunde zu fahren, zunächst an einem Stausee und anschließend an zunehmend gepflegten und wohlsituiert aussehenden Villen und Farmen vorbei nach Roxbury zu unserem heutigen Quartier. Nicht allzu weit vor Roxbury fällt uns noch eine große runde rote Barn ins Auge – darin findet offenbar ein Farmers Market statt (natürlich nicht zu der Zeit, wo wir am Weg sind).


Downsville Covered Bridge


Downsville Covered Bridge


Pepacton Reservoir


Halcottsville Pakatakan Farmers Market

Im The Roxbury gibt es lauter unterschiedlich eingerichtete Zimmer, zum Teil recht schrill, teilweise mit cineastischem Hintergrund. Wir hatten ein eher zurückhaltend gestaltetes Zimmer vorgebucht. Es ist sehr putzig eingerichtet, verfügt über eine Kitchenette und es stehen zwei Flaschen Wein (zum Kauf) und vielfältige Spa-Artikel bereit. Allerdings ist es ziemlich kalt. Der Thermostat für die Heizung ist nach kurzer Suche gefunden – und er funktioniert. Zum Abendessen gehen wir direkt nebenan ins Public, essen je eine thin crust pizza, trinken eine Flasche trockenen Riesling von den Finger Lakes und essen zum Nachtisch gemeinsam einen Lemon Pie.


The Roxbury – Zimmer

Danach das übliche im Motel. Um 20:30 sind wir schon wieder unendlich müde.

152 Meilen
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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #32 am: 25.01.2014, 20:16 Uhr »
14. Tag Freitag 12.10.2012 Roxbury – Williamstown

Wir schlafen recht lange, bis uns plätschernde Geräusch wecken. In der Tat, es regnet (und ist saukalt, wie wir später merken). Angesichts des Wetters nehmen wir nur sehr langsam Fahrt auf.


The Roxbury – Halloween Deko

Das Frühstück besteht aus einem recht umfangreichen Buffet. Leider gibt es nur sehr wenige Sitzmöglichkeiten, nämlich einen Nebenraum, eine Art Wintergarten mit einem großen Tisch und 8 oder 10 Plastikstühlen, die ziemlich kalt sind. Ansonsten ist das wohl eher als Outdoor-Veranstaltung gedacht. Wir lassen uns nicht abhalten, und frühstücken nach unseren Maßstäben – also eher wenig. Nach einem netten Plausch mit den Innkeepern - die aus der Künstlerszene von New York City "entsprungen" sind, machen wir uns auf den Weg.

Mit viel Mühe rangiere ich unser Schiff aus dem engen und kurzen Parkplatz heraus (gestern Abend beim Reinfahren stand noch kein anderer da, jetzt sind alle Plätze belegt). In der näheren Umgebung stehen ein paar ganz hübsche Häuser, die wir aber nur aus dem Auto heraus anschauen, weil es draußen viel zu naß ist. Dann nehmen wir eine Covered Bridge in Angriff, die Pine Hill Bridge, zwar nicht historisch (1992), aber architektonisch recht schön gestaltet.


Roxbury


Pine Hill Bridge

Die Weiterfahrt führt wieder hügelauf – hügelab durch die eigentlich sehr reizvollen Catskills, die sich aber im schlechten Wetter nicht sonderlich genießen lassen.

Irgendwo will uns das Navi zu unserem nächsten eingegebenen Ziel ins Niemandsland entführen. Ein Blick auf die Straßenkarte läßt es sinnvoller erscheinen, auf der 28 zu bleiben und Kingston anzusteuern. Dort verfranst sich das Navi dann komplett, weil es – den eingegebenen Kriterien durchaus entsprechend – mit allen Mitteln versucht, die Toll Bridge über den Hudson River zu vermeiden.


Kingston, NY

Wir finden sie dennoch. Das arme Navi versucht noch weit nach Passieren der Mautstation über die gesamte Brücke hinweg, uns zum Umkehren zu bewegen (obwohl ihm U-Turns eigentlich auch „verboten“ sind).

Bei Rhinebeck fahren wir nordwärts und auf dem Weg nach Germantown entdecken wir einen Hinweis auf ein Historic Monument – den Montgomery Place –, dem wir folgen. Zuerst verpassen wir die Einfahrt, also bei einer Kirche gedreht und diesmal reingefunden. Es geht über eine breit angelegte Allee durch bukolische Landschaften mit Obstgärten zu einem leeren Visitor Center.


Barrytown – St. Johns Episcopal Church


Montgomery Place – Zufahrt

Ein Anschlag besagt, daß zu jeder vollen Stunde eine Führung durch das Haus stattfindet und man am Haupteingang den Eintritt löhnen kann. Wir dackeln gemütlich in der Kälte los, genießen die Gartenlandschaft, kommen an einem beeindruckenden Coach House vorbei, entdecken das sehr hübsche und mit angenehmen Dimensionen gestaltete Wohngebäude mit tollem Blick auf den Hudson River, strolchen durch die formalen Gartenteile und lassen uns nach kurzer Rücksprache mit der Führerin auf der Nordporch nieder, um den Beginn der Führung abzuwarten.

Die Führung ist weniger nach meinem Geschmack. Die durchaus engagierte Führerin erzählt unendlich viel zu der Familiengeschichte der Besitzer – Livingstons – und eher wenig zu dem Gebäude und seiner Ausstattung. In der ex-post-Betrachtung stimmt das eigentlich gar nicht, aber es war dennoch zuviel Familiengeschichte anhand irgendwelcher Portraits. Durchaus interessant ist die historische Entwicklung der Gartennutzung von Lebensmittelerzeugung zu Freizeitvergnügung.


Montgomery Place – Coach House


Montgomery Place – "Ellipse" im Garten


Montgomery Place – Mansion


Montgomey Place – Mansion, Porch


Montgomery Place – Mansion, Rückseite


Montgomery Place – Blick auf den Hudson River

Die Führerin empfiehlt uns, Rhinebeck anzuschauen, was wir nach einem kurzen Picknick am Parkplatz vor dem Visitor Center unter Abänderung unserer Pläne auch durchführen, zumal es nur ein recht kurzer Weg zurück ist. Das Städtchen ist mit zwei Straßenzügen auch wirklich recht hübsch anzusehen, mit ein paar ganz netten Geschäften, einem hübschen Fridhof, auf dem sich auch endlich mal wieder die Sonne zeigt, und dem angeblich ältesten Inn Amerikas, dem Beekman Arms Inn.


Rhinebeck – Beekman Arms Inn


Rhinebeck- Reformed Church Cemetery


Rhinebeck – Reformed Church Cemetery, Kindergrabstein


Rhinebeck – Haus an der East Market Street

Auf dem Weiterweg folgen wir zunächst dem Navi, das uns anders als von mir ausgeguckt nicht am Hudson River entlang, sondern den Taconic State Parkway, eine sehr schön angelegte Strecke mit zwei tollen Aussichtspunkten. Als uns das Gerät nach Verlassen des Parkways wieder in die Pampa schicken will, ignorieren wir das und fahren den nach Karte gefundenen Weg – was sich als Fehler herausstellen sollte. Das Navi wollte uns wohl möglichst lange im Staat New York halten, wo auf den Landstraßen fast durchweg 55 mph erlaubt sind. So fuhren wir durch Massachusetts mit vielen 45er und gar 40er Beschränkungen. Außerdem mußten wir uns durch Pittsfield kämpfen, wo Baustellen den Verkehr auch nicht beschleunigten.


Taconic State Parkway


Pittsfield – Kuppel der High School

Unterwegs ließen wir übrigens das Hancock Shaker Village im Wortsinne links liegen. Das fiel der Kombination von Montgomery Place und Rhinebeck zum Opfer. Aber zum einen waren wir hier schon einmal, zum anderen hatten wir mit Canterbury Shaker Village schon ein vergleichbares Ziel auf unserer Tour, das uns zudem authentischer vorkam als unsere Erinnerung an Hancock Shaker Village.

Kurz vor Williamstown biegen wir in die Einfahrt zu unserem Quartier ein und beziehen ein sehr schönes und gemütliches Zimmer. Nach einer Kaffeepause gehen wir ins dazugehörende 6 House Pub, wo wir nach einer kurzen Wartezeit in einer putzigen Sofaecke bekommen wir einen schönen Tisch am Fenster, wo wir den Freitagshit „Whale on the Plate“ = Fish & Chips mit einem großen Bier vertilgen.


Cold Spring Road vor Williamstown


The 1896 House, Williamstown – Zimmer

Im Finstern finden wir dank ordentlicher Beleuchtung des Anwesens unseren Weg zu Fuß zurück zum Zimmer mit den üblichen Abschlußarbeiten und leichtem Schauder angesichts der Wetterprognose


Wetterprognose – 26° F = -3° C

159 Meilen
Gruß
mrh400

U2LS

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #33 am: 26.01.2014, 07:03 Uhr »
(gestern Abend beim Reinfahren stand noch kein anderer da, jetzt sind alle Plätze belegt)

 :lol: diese Erfahrung mache ich fast jedesmal auf meinen USA-Reisen.

Die schöne Reise hätte ein besseres Wetter verdient gehabt  :(



Gruß
Lothar

I work bloody hard at work so that I can get home early

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Redsox

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #34 am: 26.01.2014, 10:17 Uhr »
Es ist schön mal einen Bericht über diese Ecke zu lesen.

Bei dem Wort "bukolisch" musste ich den Duden bemühen ...Das hab ich noch nie gehört - Wieder was gelernt!

Das Wetter habt ihr nicht auf eurer Seite gehabt. Sehr schade, so schöne bunte Blätter und dann keine Sonne.


mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #35 am: 26.01.2014, 22:07 Uhr »
15. Tag Samstag 13.10.2012 Williamstown – Greenfield

Wir schlafen wieder einmal tief und lange. Erst nach 7:00 werden wir wach und wir trödeln beim Aufstehen auch noch ein wenig vor uns hin. Draußen herrscht allerschönstes Wetter und das Auto ist mit dicker Reifschicht bedeckt.


Zugefrorene Scheiben


Temperaturanzeige

Dick eingemummelt gehen wir hinüber ins Pub. Der Frühstücksraum ist gut gefüllt. Nachdem wir uns an einem niedrigen Tisch niedergelassen hatten, wurden an einem normalen Tisch ein paar Plätze frei und wir fragten den einzigen verbliebenen Gast, ob wir uns dazusetzen dürfen.

Wir frühstücken relativ continental. Ich esse nur zwei Stück Zimt-Streuselkuchen. Marianne holt etwas weiter aus und nimmt ein paar Cereals und ein hartes Ei.

Nach dem Auschecken fahren wir als erstes in Richtung Mt. Greylock. Das Clark Institute mit seiner tollen Impressionistensammlung lassen wir aus – die kennen wir ja schon und das Wetter ist zu schön für ein Museum. Das Navi lotst uns – anders als Mapquest bei der Erarbeitung der Route – durch Williamstown. Die Stadt ist so schmuck, daß wir eine zweite Runde drehen, um ein paar Fotos zu machen. Vor allem die Universitätsgebäude sind sehr ansehnlich.


Williamstown – Cole Avenue


Williamstown – President‘s House

Die Straße auf den Mt. Greylock ist eine richtige Bergstraße, schmal, steil und kurvenreich. Sie führt durch wunderbar sonnenbeleuchtete Birkenwälder und bietet im oberen Bereich auch ein paar tolle Aussichtspunkte. Oben steht ein Automat für Parkberechtigungen – dick umwickelt mit Plastikfolie; so zahlen wir halt nichts. Wir gehen durch eisige Kälte bei strahlender Sonne zu dem Gipfelmonument, das sich als im inneren ziemlich scheußliches und heruntergekommenes Kriegerdenkmal entpuppt. Dafür hat man rundherum eine tolle Aussicht auf Wälder, Hügel und Ortschaften.

Das Gipfelrestaurant ist offensichtlich noch in Betrieb, die Toiletten glücklicherweise auch, der Giftshop ist bereits ausgeräumt und nicht mehr vorhanden. Eine Karte zeigt, da wir uns hier am Appalachian Trail befinden und wer mag, kann gute 1100 Meilen nach Georgia laufen.

Zum Hiken ist es uns eindeutig zu kalt, so daß wir wieder herunterfahren. An einem Reservoir fotografieren wir noch die sich versammelnden Gänse. Das kurze Stück nach Williamstown fahren wir nochmals zurück, weil wir beim Vorbeifahren einen Deli gesehen hatten, wo wir uns mit guten und teuren Lebensmitteln eindecken.


Mt Greylock


Blick vom Mt Greylock


Mt Greylock War Memorial


Mt Williams Resrvoir

In North Adams fahren wir den im Navi eingegebenen oberen Parkplatz vom Natural Bridge State Park an und landen in einer Sackgasse mit Barriere am Ende. Ein Pickup, der uns dahin gefolgt war, kehrt wie wir auch wieder um. Der Versuch, den unteren Abzweig anzufahren, gelingt im Prinzip – aber auch dort erwartet uns eine Barriere und die Ansage „Park closed“. Auch der Pickup tauch wieder auf und parkt. Die Insassen meinen, es sei nur ein kurzer Weg und nehmen ihn offensichtlich in Angriff. Also stellen auch wir das Auto ab und laufen los.

Im Gespräch mit den Leuten aus dem Pickup erfahren wir, daß sie in Williamstown im College waren und sich die Gegend wieder anschauen wollen. Sie machen uns auf eine Kunstinstallation aufmerksam, die mit einer Geräuschkulisse bei Dämmerung einen ehemaligen Marmorsteinbruch erfüllt. Auch das ehemalige Dynamitlager für die Steinbrucharbeiten bekommen wir gezeigt.

Wir machen uns selbständig und gehen die Straße bis zur verlassenen Rangerstation hinauf. Oben treffen wir sie wieder an. Auf dem Runterweg über die Stufen bekommen wir auch endlich die Natural Bridge zu Gesicht, unter der in der Tiefe der Bach hindurchrauscht.


Adams – Natural Bridge State Park, Steinbruchwand


Adams – Natural Bridge State Park


Adams – Natural Bridge State Park

Auf der Weiterfahrt auf dem Mohawk Trail machen wir eine kurze Pause an der Hairpin Turn, um die Aussicht zu genießen. Am Whitcomb Summit fahren wir praktisch vorbei, soviel mehr Aussicht hat der auch nicht zu bieten. Das Elk Memorial ist uns von der Straße aus gesehen zu kitschig, um einen Halt zu verdienen.

Zu unserem nächsten Ziel, dem Hoosac Tunnel, führt uns zunächst ein langer und steiler Abstieg, der insofern nervt, als die manuelle Schaltung am Traverse nicht richtig funktioniert (die + und – Tasten reagieren nicht). Unten fahren wir am Bach entlang und kommen zum Tunnel, wo ein Schild warnt, daß es sich um eine aktive Bahnlinie handelt und ein Begehen der Gleise verboten ist. Aus den Vorbereitungsmaßnahmen glaubte ich, daß es sich um einen stillgelegten Tunnel handelt. So gelingt halt nur ein Foto im tiefen Schatten aus relativer Ferne.


Mohawk Trail – Blick von der Hairpin Turn auf Clarksburg


Hoosac Tunnel

Der Weg zur Bissell Covered Bridge führt uns unten im Tal entlang an einem Bach, in dem Rafter und Kanufahrer unterwegs sind. Mindestens sechs große Boote kämpfen sich durch die harmlos erscheinenden Stromschwellen. Dennoch gehen haufenweise Leute über Bord und ein Boot wird kunstvoll auf die Steine gesetzt.


Deerfield River – da hinten kommen sie


Deerfield River – Rafting-Gruppe


Deerfield River – da schwimmt schon einer


Deerfield River – dazwischen ein Einzelkämpfer


Deerfield River – Havarie

Die Bissell Covered Bridge mag zwar alt sein, wirkt aber durch eine neue Verkleidung relativ neu und unscheinbar.

Shelburne Falls hat heute offenbar Hochsaison; der Verkehr ist dicht und die Parkplätze sind es auch. Wir fahren ein Stück südlich über die Brücke hinaus und parken vor einem Haushaltswaren-Outlet, wo reger Einkaufsbetrieb herrscht. Wir gehen ein wenig durch die südliche Geschäftsstraße, stromern in einem Kunsthandwerksladen herum, um dann über die Bridge of Flowers ans andere Ufer zu kommen. Eigentlich eine ganz gute Idee, eine nicht mehr benötigte Brücke nicht zu sprengen, sondern zu einer Art Gartenpark zu machen.


Shelburne Falls


Shelburne Falls – Bridge of Flowers


Shelburne Falls – Bridge of Flowers


Shelburne Falls – Bridge of Flowers

Drüben besuchen wir dann die Glacial Potholes, die schön in der Sonne leuchten. Der Wasserfall im Hintergrund rundet den Gesamteindruck ab. Auch der nördliche Teil des Orts wird noch inspiziert. Unter anderem ist dort in der Nähe der aktuellen Brücke eine Quiltmacherin tätig, die sehr schöne, auch kleine Stücke (z.B. Tischsets) zu doch sehr gehobenen Preisen fertigt.


Sehlbúrne Falls – Glacier Potholes


Shelburne Falls – Glacier Potholes


Shelburne Falls

Die Weiterfahrt nach Greenfield ist ereignislos. Im Hampton Inn bekommen wir zunächst ein Zimmer, dessen Schlüssel nicht funktioniert und das in einem Gang liegt, der gerade renoviert wird. Nach heftigem Gemaule bekommen wir ein Zimmer weiter oben, das einen ganz guten Eindruck macht. Allerdings sind auch hier die Renovierungsarbeiten auf dem Flur noch nicht ganz abgeschlossen.

Marianne mailt nach Hause, ich sichte Büromails und gegen 17:00 machen wir uns auf den Weg zu Hope & Olive, wo wir gerade noch einen Tisch bekommen. Creamy Baked Shrimps & Lobsters auf Linguini sind hervorragend – unter viel Rucola versteckt jede Menge Shrimps und viel veritables Hummerfleisch mit auf den Punkt gebrachten Nudeln. Dazu gibt es je 1 ½ Pils aus Deerfield.

Zurück im Hotel – na ja, das übliche.

78 Meilen
Gruß
mrh400

thomashh

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #36 am: 27.01.2014, 09:20 Uhr »
Hallo,
Ithaca Falls, Buttermilk Falls SP und Rober H Treman Park haben uns auch sehr gefallen, wobei die Wasserfälle auch bei uns nicht sehr viel Wasser führten. Im Frühjahr ist es dort bestimmt noch beeindruckender, aber trotzdem wunderschöne landschaft.
Das Montgomery Place ist ja ein tolles Anwesen. Da würde ich auch gerne wohnen. :D

Wenn ich deine Raftingbilder so sehe.......Hmmm.... irgendwie hätte ich da auch mal bock drauf!! Werde bestimmt irgendwann mal an so einer Tour mitmachen!! Ist bestimmt ein Abenteuer der besonderen Art! 8)

LG Sönke

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #37 am: 27.01.2014, 09:58 Uhr »
Hallo,
Wenn ich deine Raftingbilder so sehe.......Hmmm.... irgendwie hätte ich da auch mal bock drauf!! Werde bestimmt irgendwann mal an so einer Tour mitmachen!! Ist bestimmt ein Abenteuer der besonderen Art! 8)
in den Schlauchbooten waren ja überwiegend Kinder bis Jugendliche mit einem oder zwei Erwachsenen als Begleitung - sieht man schön an dem gestrandeten Boot.
Gruß
mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #38 am: 27.01.2014, 23:02 Uhr »
16. Tag Sonntag 14.10.2012 Greenfield – Providence

Wir schlafen mit langer Unterbrechung, aber auch lange in den Morgen hinein. Draußen ist das Wetter sehr abwechslungsreich: entweder es regnet oder es schüttet.

Das Frühstück ist olfaktorisch nicht sonderlich berauschend, irgendwie möffeln die Waffeln durch die Gegend. Wir verhalten uns daher wieder eher continental.

Angesichts des Wetters entscheiden wir uns für einen eher musealen Vormittag und fahren nach Historic Deerfield, das nur etwa 10 Minuten entfernt liegt. Historic Deerfield ist eine Ansammlung alter Häuser aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, die zum Teil zu besichtigen sind, zum Teil aber auch noch privat genutzt werden.

Wir sind auf eine Ankunftszeit von 10:00 eingestellt, müssen dann aber feststellen, daß die meisten Sehenswürdigkeiten bereits ab 09:30 geöffnet sind. Im Visitor Center lassen wir uns beringen und beraten.

Für die 10:00-Uhr-Führungen sind wir natürlich zu spät. Also peilen wir notgedrungen für das erste Stundenplan-orientierte Haus die 11:00-Führung an Der Besuch des self-guided Sheldon House vermag die Wartezeit natürlich nur zum Teil zu überbrücken. Wir gehen noch etwas im Freien herum und schauen unbesichtigbare Häuser von außen an. Dabei handelt es sich entweder um museale Häuser, die heute nicht geöffnet sind, oder um Privathäuser. Immerhin etwa ein Drittel der historischen Häuser wird "ganz normal" bewohnt. Dabei holen wir uns ziemlich nasse Füße.


Historic Deerfield


Historic Deerfield – Sheldon House


Historic Deerfield – Allen House


Historic Deerfield


Historic Deerfield – Silver and Metalware Collection

Kurz vor 11:00 werden wir dann in das Ashley-House eingelassen und erfahren vorab ein wenig über die Geschichte von Greenfield, das einer der nördlichsten Vorposten britischer Siedlungsgebiete war, in fruchtbarem Land gelegen und offenbar in positiven Handelsbeziehungen mit den indianischen Nachbarn. Erst als die mit den weiter im Norden siedelnden Franzosen gemeinsam gegen die Briten kämpften, gab es echten Trouble. Ein gefangengenommener Bürgermeister, der ein paar Jahre in Canada verbringen „durfte“, wurde wieder freigekauft und hat ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben, das sich zum Bestseller entwickelte – mit der Folge, daß im 18. Jahrhundert Greenfield einen großen Touristenansturm erlebte (einschließlich von Indianern), die den Ort des Geschehens besuchen wollten.

Das Ashley House zeichnet sich wie viele andere der Häuser durch vielfältige Veränderungen und Anbauten im Laufe seiner Geschichte aus. Beeindruckendes altes Mobiliar verdeutlicht die Lebensumstände der Bewohner.

Danach begeben wir uns zum Frary House, wo wir eine eher kurze Führung mitmachen. Die Pause bis zur nächsten Führung überbrücken wir mit einem Besuch im Apprentice’s Workshop at Dwight House, wo verschiedene Handwerksarten (Schreiner, Töpfer, Weber) dargestellt werden. Bevor uns der sehr bemühte Volunteer einfängt, um seine praktischen Kenntnisse zu demonstrieren, ergreifen wir die Flucht und gehen wieder etwas im Freien zwischen den Häusern umher.


Historic Deerfield


Historic Deerfield – Ashley House


Historic Deerfield



Historic Deerfield

Die letzte Führung, die wir mitmachen, findet im Wells-Thorn House statt. Dort wird in verschiedenen Räumen die Entwicklung der Lebensverhältnisse von 1725 bis 1850 sehr eindrucksvoll geschildert. Der Führer ist hoch engagiert und vermag die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen sehr anschaulich darzustellen. Der Bogen spannt sich vom Zweizimmerhaus der Farmer mit hygienisch und auch sonst aus heutiger Sicht ziemlich unerträglichen Verhältnissen bis zum gehobenen Lebensstil im 19. Jahrhundert.

Leider durfte an in keinem der Häuser innen fotgrafieren.

Als wir das letzte Haus verlassen, hat es endlich aufhört zu regnen. Wir besuchen noch den Gift Shop (erfolgreich; ein Buch und ein paar hübsche Topflappen gehen in unseren Besitz über). Dann picknicken wir im Auto hinter dem Visitor Center.


Historic Deerfield – Wells Thorn House


Historic Deerfield – Museum Shop

Für die Fahrt nach Providence wollen trotz der fortgeschrittenen Zeit nicht nur über die Autobahn, sondern lassen uns vom Navi nach Southbridge leiten, kreuz und quer über Land, um von dort aus ein Stück die 169 zu fahren, eine wirklich landschaftlich sehr schöne Strecke. Jetzt, wo wir im Auto sitzen, scheint auch wieder die Sonne. In Brooklyn gehen wir dann auf die U6, um direkt nach Providence zu gelangen. Auch am berühmten Cindy's Diner in Scituate, RI fahren wir vorbei.


Southbridge, MA


Cindy's Diner in Scituate, RI

Dank Navi kommen wir auf direktem Weg zum Hotel, wo uns ein sehr schönes Zimmer in der 9. Etage erwartet. Die Lady am Empfang empfiehlt uns zwei Restaurants, wovon mir das eine aus meinen Reisevorbereitungen erinnerlich ist: Hemenway‘s.

Nach kurzer Verschnaufpause im Zimmer gehen wir die wenigen Meter über die Brücke zum Restaurant und bekommen eines der besten Seafood-Essen, das wir in den USA je hatten. Für einen Appetizer hatten wir einen Gutschein vom Hotel, den Wein gab es heute zum halben Preis, und so futtern wir:

als Vorspeise Shrimp & Salad Ceviche (citrus, onions, garlic, avocado, blue corn tortillas & plantain Chips) bzw. Tuna Tartare (wasabi ginger and soy spiced tuna, wakame salad, lotus Chips) und als Hauptgericht Swordfish (chili lime pan roasted, avocado tomato salad, garlic roasted fingerling potatoes) bzw. Venda Lobster Basil Ravioli (lobster & ricotta filled, fresh basil pasta, charred tomato coulis, fresh lobster meat, basil oil) jeweils mit regem Austausch.

Zusammen mit einer Flasche hervorragenden Merryvale Chardonney und einem Pellegrino geht es uns unwahrscheinlich gut. Während wir essen, werden die Lobster in den Becken herausgefischt, gezählt und wieder reingeschmissen - hat man Sorge, daß die Gäste im Vorübergehen da schnell einen in die Tasche stecken :lol:?

Die paar Schritte zurück ins Hotel schaffen wir noch vollgefressen, um die üblichen Verrichtungen zu betreiben.


Hemenway's – Shrimp & Salad Ceviche


Hemenway's – Tuna Tartare


Hemenway's – Lobster Ravioli


Briefkasten im Hampton Inn in Providence

119 Meilen
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mrh400

SEA2009

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #39 am: 28.01.2014, 14:30 Uhr »
Ich war länger nicht im Forum, aber jetzt hat es mich zurückverschlagen, denn Reiseberichte von mrh400 und rookie lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Unterschiedlicher könnten die Berichte nicht sein :lachen07: aber genau das mag ich. Toller Bericht wie immer, sehr interessant zu lesen mit vielen Informationen und tollen Fotos. Vor allem natürlich die Essensberichte liebe ich.

Schön, dass du extra die Geräusche in der Bahn an meinem "Heimatflughafen" Zürich beschrieben hast. Da ich die Geräusche mittlerweile kenne, finde ich es immer toll die Gesichter der Mitreisenden aus aller Welt zu beobachten, weil es bei den meisten ein kleines Lächeln zaubert.

Jetzt freue ich mich besonders auf die Beschreibung von Providence und Umgebung, das steht auch auf meiner Wunschliste.

1997: Helendale, CA - Las Vegas - Los Angeles - San Francisco
2009: Seattle - Oregon Coast - San Francisco
2012: Las Vegas - VoF, Zion, Bryce, Page, MV, GC - San Diego - Los Angeles

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #40 am: 28.01.2014, 22:58 Uhr »
Jetzt freue ich mich besonders auf die Beschreibung von Providence und Umgebung, das steht auch auf meiner Wunschliste.
Schön, daß Du auch dabei bist. Mit Providence kann ich dienen - lange Ladezeiten wegen vieler Bilder garantiert -, mit der Umgebung leider weniger:

17. Tag Montag 15.10.2012 Providence – Falmouth

Bilderalarm! – Heute haben wir so viel gesehen, daß die Bilder den Text völlig in den Hintergrund geraten lassen.

Wir schlafen wieder einmal unendlich lange. Beim ersten Blick aus dem Fenster scheint es ein traumhafter Tag zu werden. Bis wir soweit sind, daß wir uns zum Frühstück begeben, ist es allerdings schon ziemlich zugezogen.

Das Frühstück ist wieder einmal mäßiger Hampton Standard. Aber wir kommen ganz gut über die Runden. Dann begeben wir uns auf einen Spaziergang durch die Stadt.

Zunächst beginnen wir im Financial District und Art District. Schon nach den ersten Schritten vom Hotel weg gibt es tolle Murals. Im weiteren Verlauf bewundern wir nicht wenige sehr schöne alte Gebäude, unter anderem das Loew’s Theater und die City Hall sowie die Börse. Die Kennedy Plaza zwischen Börse und City Hall dient als Busbahnhof und wäre eigentlich als repräsentative Freifläche viel besser geeignet.


Providence – Murals in der Weybosset Street


Providence – Detail am O Gorman Building


Providence – Beneficent Episcopal Church


Providence – Federal Reserve Building

Am Rand gibt es einen Zaun, der bei direkter Draufsicht aussieht, als ob sich unregelmäßig verteilte weiße Flecken darauf befänden - schaut man aber flach am Zaun entlang, entdeckt man plötzlich alle möglichen historischen Verkehrsmittel. "Story Telling Fence" nennt sich das. Anschließend gehen wir über die Brücke in Richtung College Hill. Auf dem Hinweg kommen wir in der Thomas Street am Fleur de Lys vorbei, einem berühmten putzigen Fachwerkhaus.


Providence – Story Telling Fence


Providence – Thomas Street


Providence – Fleur de Lys

Geradezu überwältigend ist aber die Benefit Street, die wir erst nur ein kurzes Stück gehen wollten, dann aber doch ziemlich weit marschieren. Ein Haus neben dem anderen aus dem 17. Und 18. Jahrhundert, eines netter als das andere. Jedes wird abfotografiert inklusive Beschilderung. Praktisch alle werden als Wohnhäuser genutzt.


Providence – Benefit Street, Seth Wheaton House


Providence – Benefit Street


Providence – Benefit Street, Earle Pearce House


Providence – Benefit Street

Etwa in der Mitte hat man einen tollen Blick auf das Capitol. Auf dem Rückweg entdecken wir noch einige witzige Schilder, die die historischen Beschilderungen und anderes ein wenig auf die Schippe nehmen.


Providence – Benefit Street, "nothing happened"


Providence – Benefit Street, "chien bizarre"
(Vorsicht - seltsamer Hund
Bissiger starker und unterernährter Hund
Launischer Hund
Vergeßt den Hund – Vorsicht vor dem Herrn)

Wir gehen dann noch ein Stück in Gegenrichtung Stück weiter. Zunächst kommt ein altes Arsenal, dann der von der Designschule genutzten Bereich. Schließlich statten wir dem Garten des Hauses des früheren Governors Stephen Hopkins einen Besuch ab. Das Haus stammt aus 1708 und ist heute ein Museum - aber leider geschlossen. Anschließend kehren wir zum Hotel zurück. Das Auto wird schnell vom Valet gebracht.


Providence – Benefit Street, Arsenal


Providence – School of Design


Providence – Old Benefit Street Block


Providence – Governor Stephen Hopkins House

Wir fahren los Richtung New Bedford, der Walfängerstadt, die das Zentrum des Romans Moby Dick darstellt.

Im dortigen Visitor Center ist die Tante am Schalter gar nicht zu bremsen, in dem, was sie uns alles anbieten möchte. Wir ergreifen mehr oder weniger unauffällig die Flucht und machen uns auf den Weg zum Rotch-Jones-Duff House an der City Hall und anderen historischen, zum Teil bombastischen und zum Teil ziemlich heruntergekommenen Gebäuden vorbei.


New Bedford – City Hall


New Bedford – First Baptist Church


New Bedford – Straßenschild der First Baptist Church


New Bedford – Gilbert Russell House

Das Rotch-Jones-Duff House ist eine beeindruckende Villa eines Walfangunternehmers. Man kann das gesamte Haus innen besichtigen. Die Ausstattung der Zimmer ist absolut sehenswert. Großzügige Räume, zum Teil eigens hergestellte japanische Tapeten, Kinderzimmer mit Puppenhaus. Man bekommt einen guten Eindruck von den Wohnverhältnissen betuchter Leute zur damaligen Zeit. Außerdem gibt es einen traumhaft schönen Garten, in dem auch noch Rosen blühen.


New Bedford – Rotch Jones Duff House


New Bedford – Rotch Jones Duff House, Anrichte
Hier wurden die Speisen nur angerichtet, die - nicht mehr existente - Küche war im Keller


New Bedford – Rotch Jones Duff House, Salon


New Bedford – Rotch Jones Duff House, Garten


New Bedford – Rotch Jones Duff House, Garten

Auf dem Rückweg wollten wir die Seamen’s Bethel besuchen, die Kirche, die auch in Moby Dick eine große Rolle spielt. Leider ist sie aber geschlossen, weil in Kürze ein Trauergottesdienst angesagt ist.

So tappen wir zurück zum Auto und fahren Richtung Cape Cod. Auf einem Autobahnparkplatz machen wir unser Picknick. Wir entscheiden, nicht direkt zum B&B zu fahren, sondern heute gleich Hyannis Port „mitzunehmen“, solange das Wetter noch trocken zu sein verspricht.

Unterwegs sehen wir einen Wegweiser „Sandwich – Historic Center and Gardens“ und ändern daraufhin erneut unsere Pläne. Das Historic Center haben wir zwar nicht wirklich entdeckt, dafür aber eine schöne Gartenanlage mit Automuseum, kleinem See, Baumhaus, Windmühle und vielen anderen Details, in der wir zu einem satten Eintritt eine ganze Weile herumstromern.


Sandwich – Heritage Museum and Gardens


Sandwich – Heritage Museum and Gardens


Sandwich – Heritage Museum and Gardens


Sandwich – Heritage Museum and Gardens, 50er-Jahre-Ford


Sandwich – Heritage Museum and Gardens - Ford Country Squire


Sandwich – Heritage Museum and Gardens, Windmill


Sandwich – Heritage Museum and Gardens

Der Weg nach Falmouth führt uns aber doch über Hyannis Port, wo wir an einem Strandabschnitt kurz Luft schnappen und versuchen, den vielen unangenehm ausschauenden Hunden nebst Herrchen aus dem Weg zu gehen.


Hyannis Port – Yacht Club


Hyannis Port – Schneckenhäuser und Muscheln am Strand

Die Weiterfahrt nach Falmouth bringt den schon zuvor gegebenen Wiedererkennungswert von Cape Cod vollends zur Geltung; dichter Kolonnenverkehr, viele rote Ampeln und Staus. Das Inn on the Sound entschädigt für diese Unbilden – ein wunderschönes Haus mit einem wunderschönen Zimmer.


Falmouth – Inn on the Sound

Der Innkeeper empfiehlt uns eine Restaurantstraße und wir machen uns auf den Weg zum Quarterdeck. Nach einer kurzen Wartezeit mit einem Bier an der Bar bekommen wir einen schönen Hochtisch am Fenster und essen Halibutt bzw. Scallops (sieben Stück!) – unprätentiös aber ausgezeichnet zubereitet.

Zurück im B&B gibt es dann noch ein Bier und das übliche.

112 Meilen
Gruß
mrh400

sil1969

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #41 am: 29.01.2014, 09:22 Uhr »
Providence hat mir gut gefallen!
Kannst du mir sagen, warum das Cindy's Diner berühmt ist?Kennt man es aus einem Film?
LG Silvia

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #42 am: 29.01.2014, 10:09 Uhr »
Hallo,
Kannst du mir sagen, warum das Cindy's Diner berühmt ist?Kennt man es aus einem Film?
bin kein Cineast, daher Film negativ - auch sonst muß ich nach Googelei zugeben, daß es mit der Berühmtheit doch nicht so weit her ist. Mir ist das in der vorbereitenden Lektüre von vielen Reiseführern/Broschüren/Internetseiten irgendwo untergekommen als eines der authentischen Diner was Einrichtung, Reklame und Familienbetrieb angeht (die aktuelle Betreiberin Cindy sei Tochter des Betriebsgründers).
Gruß
mrh400

usa2008

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #43 am: 29.01.2014, 17:35 Uhr »

Providence ist genau das richtige für mich, schöne Häuser - egal aus welcher Epoche - kann ich
mir stundenlang und immer wieder anschauen.

Gaby

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #44 am: 29.01.2014, 20:38 Uhr »
18. Tag Dienstag 16.10.2012 Falmouth – Falmouth

Wir schlafen gemischt, in der Nacht wird es viel zu warm, so daß wir das Fenster öffnen. In der Nacht haben wir es regnen gehört, aber jetzt ist klarster Himmel. Morgens muß sich Marianne zunächst um ihr Projekt kümmern, so daß wir nicht allzu früh zum Frühstück kommen. Das gibt es aber ohehin erst ab 08:30 und bis 11:00, so daß wir immer noch sehr gut im Fenster liegen.

Es gibt an einem Buffet frisches Obst, Croissants und viele andere feine Sachen. Hinzu kommt ein frisch zubereiteter Gang, heute eine Lachsquiche mit dunklem Brot. So machen wir uns nach einer kurzen Info durch den Innkeeper, wie wir fahren sollen, auf den Weg.

Die Luft ist kühl und ziemlich windig, aber es verspricht heute total schön zu bleiben. Wir fahren zunächst die 28, dann die 149 nordwärts, um auf die 6A zu kommen. Die Strecke führt durch viele schöne Wohngebiete, aber hier schon fällt auf, was uns den Rest des Tages begleiten wird: Die ohnehin verbreiteten und meist ziemlich geringen Speed Limits (25, 30 oder allenfalls 40 mph) werden über weite Strecken um 20 – 30% unterschritten, so daß an ein wirklich zügiges Fortkommen nicht zu denken ist.

Unterwegs machen wir kurz am Scargo Lake Halt, wo gerade die letzten Reste von Infrastruktur für die Saison abgebaut werden – die Toiletten. Einen weiteren ganz kurzen Halt legen wir an einem State Park ein. Die dort stattfindenden Bauarbeiten machen einen Aufenthalt aber nicht wirklich erstrebenswert, so daß wir nach einem kurzen Blick wieder weiterfahren.

Auf dem Weiterweg nach Provincetown stoppen wir noch spontan beim Salt Pond Visitor Center, wo es dank der wegen der zotteligen Fahrweise fortgeschrittenen Zeit aber nur zu einem kurzen Stop reicht – was zu heftigen Diskussionen führt.


Dennis – Scargo Lake


Cape Cod – National Seashore, Salt Pond

In Provincetown finden wir einen öffentlichen Parkplatz für den schlappen Preis von 6 USD. Wir gehen die Hauptstraße des Ortes auf und ab und suchen u.a. nach einigermaßen ansehnlichen Postkarten – ein hoffnungsloses Unterfangen. Auch sonst kann uns der Ort nicht für sich einnehmen. Er gleicht den weltweit üblichen Touristen-Strandorten mit überteuerten und überwiegend wenig qualitätsorientierten Läden. Das findet man genauso an der Adria, der Côte d'Azur und sonstwo am Meer. Dafür gibt es aber ein ganz passables Rathaus mit öffentlich zugänglichen Toiletten.


Providence – Pilgrim Monument


Providence – Commercial Street


Providence – Town Hall

Zurück auf dem Parkplatz vertilgen wir ein Joghurt, Banane, und Apfel, bevor wir uns auf den Weg zum Race Point machen. Hier gibt es schöne Dünenlandschaften und Strand und Meer zu besichtigen. Bei Pilgrims Heights gehen wir anschließend den kurzen Swamp Trail mitten durch bunte Sträucher und mit phänomenalem Blick auf das Meer. An dem Aussichtspunkt erzählt uns ein Paar aus Texas, wo man hunderte von Seehunden erleben kann, die bei Ebbe ausruhen. Das wäre aber wohl ein ziemlich langer Hike, wofür wir absolut keine Zeit haben.


Cape Cod – Race Point, Strand


Cape Cod – Race Point, Dünen


Cape Cod – Pilgrim Heights, Swamp Trail
Kein Marschland, wie man meinen könnte, sondern eine Senke voller bunt belaubter und beerentragender Bäume und Sträucher


Cape Cod – Pilgrim Heights, Swamp Trail


Cape Cod – Pilgrim Heighths, Blick vom Swamp Trail auf die Dünen

Statt dessen fahren wir nach der Rückkehr zum Auto zum Cape Cod Light, das hinter einem Golfplatz liegt. Allmählich kehrt die Golden Hour ein und wir haben schön leuchtendes herbstliches Grasland vor uns. Danach folgen wir ein Stück dem Ocean View Drive mit erneutem Fotostop am White Crest Beach. Wieder zurück auf der US 6 fahren wir nach Süden und zweigen nach kurzer Strecke schon wieder ab Richtung Küste zum Nauset Light. Von dort gehen noch den kurzen Weg zu den Three Sisters Lights. Die sind nicht am Meer, sondern in einem kleinen Wald nebeneinander aufgebaut. Von einem Parkplatz am Strand muß man etwa zehn Minuten laufen, um dorthin zu kommen. Anschliesend gibt es wieder ein kurzes Stück Ocean View Drive bis zum Coast Guard Beach, wo wir eine hübsche Marschlandschaft vorfinden.


Cape Cod Light


Küste beim Cape Cod Light


Cape Cod – White Crest Beach


Cape Cod – Selbstportrait am White Crest Beach


Cape Cod – Three Sisters


Cape Cod – Nauset Marsh

Bei der Rückfahrt – wieder in ziemlichem Kolonnenverkehr – Richtung Falmouth wird es allmählich dunkel und wir fahren direkt zur Restaurantempfehlung des Innkeepers, dem Glass Onion. Die geben wich hypervornehm (akzeptieren uns dennoch in unserem Freizeitlook). Den Ententest haben sie aber gut bestanden, der dazu genommene Rose aus Frankreich ist harmlos, aber süffig.


Falmouth – Glass Onion, Duck Breast

Zurück im B&B packe ich die Koffer soweit vor, daß wir sie morgen ins Hotel nehmen können und anschließend diskutieren wir noch ziemlich heftig.

159 Meilen
Gruß
mrh400