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Autor Thema: Fall Foliage 2012  (Gelesen 28405 mal)

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mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #15 am: 15.01.2014, 21:45 Uhr »
5. Tag, Mittwoch 03.10.2012: Glen – Glen

Erstmals haben wir richtig lange und gut geschlafen. Erst um 6:30 wachen wir auf, gegen 7:00 beginnen wir mit dem Aufstehen. Kurz nach 8:00 sind wir die ersten beim Frühstück. Draußen regnet es, herinnen bekommen wir ein Sundae – Obst mit Joghurt-Creme und Knusperflocken – und danach einen tollen French Toast mit Blueberries; alles in allem eigentlich genug für den Tag.

Nachdem wir uns fahrfertig gemacht haben, will ich noch ein paar Außenaufnahmen vor dem Inn machen; Marianne will derweil ins Auto steigen und scheitert an der geschlossenen Tür, obwohl ich ferngeöffnet hatte. Also versuche ich es nochmals aus der Nähe – nichts. Da ist wohl die Batterie der Fernbedienung leer. Nachdem ich mit dem Schlüssel geöffnet hatte, versuche ich die Zentralverriegelung – auch da geht nichts. Beim Einstecken des Schlüssels fangen die Leuchten im Armaturenbrett an zu klackern. Ein klarer Fall von leerer Batterie.

Also setzen wir uns auf die Porch und ich rufe die Hotline von Hertz an. Nach einigem Hin und Her – nicht alle Nummern auf dem Schlüssel sind entzifferbar, so daß die Vertragsnummer herhalten muß (hätte ich eigentlich ohnehin erwartet), ich habe meine Handynummer von Cellion natürlich nicht parat, aber die vom Inn tut es auch – wird uns Hilfe innerhalb der nächsten 30 – 45 Minuten angekündigt. So hole ich den PC auf die Porch und surfe ein wenig umher. Zwischenzeitlich kommen regelrechte Sturzregen herunter, aber wir sitzen geschützt  und es ist halbwegs mild. Zwischenzeitlich ruft eine Vertragsfirma vom AAA im Inn an und kündigt das Kommen an.


Bernerhof Inn – auch hier sind Pumpkin-People zugange


Bernerhof Inn – Porch

Allerdings dauert es dann doch mindestens die ursprünglich avisierte ¾-Stunde, bis jemand auftaucht - ein Mann in einem Riesentruck. Seinen Verdacht,  ich hätte das Licht angelassen (was nichts geschadet hätte, weil das Licht mit der Zündung ausgeht), nimmt er nach Öffnen der Batterieabdeckungen wieder zurück und zeigt mit dem Finger auf die Batterie: „that’s the problem“ – da ist einer der Kontakte nicht ganz fest und offenbar so beschädigt, daß er sich nicht völlig fixieren läßt. Wir sollen eine ¾-Stunde laufen lassen. Fahren geht auch. Ob er nach dem Abstellen wieder startet, kann man erhoffen, aber nicht garantieren. Er nennt mir noch eine Garage, die das auf die Schnelle reparieren können müßte.

Zunächst wollen wir das aber mit Hertz klären. Da im Internet eine Station in der Nähe an der US 302, an der auch unser Inn liegt, aufzufinden ist, wollen wir einfach da hinfahren. Google Maps zeigt knapp 8 Meilen an in Richtung Westen. Als wir nach knapp 10 Meilen mitten in der Wildnis sind, kehren wir um und fahren nicht nur die ganze Strecke zurück, sondern auch noch ein Stück weiter – quasi das übernächste Haus nach unserem Inn ist die Station (die wir gestern natürlich mangels Bedarf nicht registriert hatten). So ist das Auto wenigstens die ¾-Stunde in Betrieb gewesen.

Die Station hat nur zwei oder drei Autos vorrätig, die zudem reserviert sind (und völlig andere Kategorien, eher im Kompakt-Bereich). Die Dame läßt sich den Fehler erklären und telefoniert herum. Eine Autorisierung für eine Reparatur darf sie uns nicht geben, das ginge wiederum nur über die Hotline. Schließlich lassen wir uns darauf ein, morgen abend bei Hertz in Burlington vorzufahren und wegen eines Tauschs zu verhandeln. Sie wird uns dort avisieren. Bis dahin sollen wir die Notrufnummer bereithalten. Für uns heißt das allerdings, daß wir außerhalb des Netzempfangs das Auto nicht abstellen wollen und damit unser Handlungsspielraum eingeschränkt ist.

Da es ohnehin die ganze Zeit mehr oder weniger regnet, ist alles nicht gar so schlimm; das Wetter lädt wirklich nicht zu großartigen Freiluftaktivitäten ein. Dennoch wollen wir nicht völlig auf die vorgesehene Rundfahrt verzichten. Wir fahren zunächst Richtung Crawford Notch Park – einen Teil der Strecke kennen wir ja schon. Den Hike zum ersten Wasserfall streichen wir allerdings, weil der Trailhead an einem entlegenen – und dennoch voll belegten – Parkplatz liegt, wo das Handy nur vermeldet „kein Dienst“.

Beim Willey House ist das nicht anders, aber wenigsten ist da eine Art „Zivilisation“. Dort gehen wir um den Pond herum und machen ein paar schöne Fotos und essen unser „Mittagessen“ – je zwei Ovo-Sport und ein Stück Obst (Banane bzw. Apfel). Der Shop und das Info-Center haben wenig zu bieten. Das Mount Washington Hotel schauen wir uns nur aus der Ferne von der Straße aus an.


Crawford Notch


Crawford Notch – Pond Loop Trail

Die Weiterfahrt könnte sehr schöne Ausblicke bieten, wir haben offenbar den Peak der Foliage erreicht, aber der immer wiederkehrende Regen trübt den Gesamteindruck doch sehr heftig. Das berühmte Hotel von Bretton Woods beäugen wir nur aus der Ferne. Der Historic Old Man Point läßt keine Aussicht zu, die Seilbahn im Frankonia Notch State Park offensichtlich noch weniger.


Crawford Notch Road


Bretton Woods – Mount Washington Hotel

Bei der Flume Gorge halten wir dann aber doch an, um in die Schlucht zu gehen – dort kommt es ja nicht auf die Fernsicht an und der Regen hält sich in Grenzen, Am Parkplatz stehen ein paar alte Jaguar mit englischem Kennzeichen, von denen uns mindestens einer schon öfters begegnet ist. Zusammen mit einem Morgan und einem Aston Martin nehmen die offenbar an einer New England Tour teil. Sie werden uns noch öfters begegnen. Im Internet haben wir dann entdeckt, daß es sich um eine Veranstaltung eines Britischen Automobilclubs handelt.


Alte Jaguars am Parkplatz der Flume Gorge

Wir ziehen unsere Regencapes an, löhnen 15 USD pro Kopf und machen uns auf den Weg in die Schlucht. Zunächst geht es allerdings zu einer alten covered bridge, dann an vielfältigen Wasserfällen entlang durch die Schlucht, die sich der tosende Bach in den Felsen geschnitten hat. Da wir schon Eintritt für alles gezahlt haben, wollen wir auch alles sehen und gehen an einem weiteren Wasserfall vorbei zu einem Pond mit einer stattlichen Wassertiefe von 12 Metern. Die beiden Aussichtspunkte an dem Pond sind mit einer covered bridge für Fußgänger verbunden. Auf dem weiteren Weg zurück zum Visitor Center kommen wir an Bäumen vorbei, die ihre Wurzeln rund um die Felsen geschlungen haben, und an Farnwäldern auf den Felsen oben.


Flume Gorge – Covered Bridge


Flume Gorge – Pemigewasset River


Flume Gorge – Fels und Laub


Flume Gorge – Fels und Moos


Flume Gorge – endlose Treppen


Flume Gorge – Avalanche Falls von unten


Flume Gorge – Avalanche Falls von oben


Flume Gorge – The Pool


Flume Gorge – Fels und Wurzeln

Bei mir macht sich jetzt doch ein ziemlicher Hunger bemerkbar, Zwei Kekse und ein Apfel helfen bei der Überwindung. Auf dem Weiterweg will uns das Navi erst wieder nach Norden lotsen, was wir ignorieren. Wir fahren an schönen, aber heute wenig aussichtsrechen Scenic Views vorbei den Kancamagus Highway sowie über die Bear Notch Road. In Bartlett haben wir Netzempfang, so daß ich telefonisch in der Cider Co. einen Tisch reservieren kann, Bei der Auswahl von 5:45 oder 7:30 bzw. später entscheiden wir uns für die erste Zwit, denn wir wollen ja auch noch in die Bar vom Inn.

Das Hotel lassen wir zunächst links liegen und fahren nach North Conway, wo wir Zeb’s General Store einen Besuch abstatten – einem Kruschtladen für alles und jedes mit hunderten von antiken Stücken aus der Ladengeschichte. Wir machen etliche Fotos und kaufen nur ein paar witzige Post-It-Sticker über Lehrer und zu erledigende Aufgaben („It moosed be done“ mit Elch oder „Canoe-do-it“). Da noch ein paar Minuten Zeit ist, schauen wir uns auch noch den Bahnhof von North Conway an. Als der Dampfzug eintrifft, sind wir allerdings schon wieder im Auto.


Bear Notch Road


North Conway – Zeb's General Store


North Conway – Zeb's General Store


North Conway – Zeb's General Store


North Conway – Bahnhof

Nur wenige Meter vor unserem Hotel biegen wir zur Cider Co, ab und kehren dort ein. Nach einer Apfel-Kürbis-Suppe nimmt Marianne ein Duck Cassoulet und ich ein Ginger Braised Pork – beides recht gut, die Ente fällt fast von selbst vom Knochen und das Pork ist ungemein mürbe – allerdings scheint dem Ingwer auch ein wenig Zimt beigemischt zu sein, was die Geschmacksempfindung etwas befremdlich werden läßt. Marianne trinkt ein Glas Petit Syrah, ich einen Pinot Grigio, beides aus den USA.

Nach der Rückkehr ins Hotel begeben wir uns noch in die Bar und trinken jeder ein local Pale Ale und dann noch eines, während Marianne liest und ich den PC bearbeite.


Glen – Cider Co., Apfel-Kürbis-Suppe


Glen – Cider Co., Braised Pork

124 Meilen
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mrh400

sil1969

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #16 am: 16.01.2014, 13:12 Uhr »
Da sind jetzt aber schon schöne Herbstfotos dabei. Und solche Brücken wie die Flume Gorge – Covered Bridge find ich toll!
LG Silvia

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #17 am: 16.01.2014, 23:10 Uhr »
6. Tag, Donnerstag 04.10.2012: Glen – Burlington

Wir schlafen diesmal nicht ganz so lange, aber auch wieder recht gut. Zum Frühstück nehmen wir heute Blueberry-Pancakes, auch wieder sehr gut, aber recht üppig.

Marianne setzt sich noch ein wenig mit mir auf die Porch, während es draußen schon wieder regnet; dann packe ich allmählich das Auto – die automatische Verriegelung gehorcht aufs Wort. Nach ein paar weiteren Minuten auf der Porch checken wir aus – es gibt eine kleine Unstimmigkeiten mit den Bargetränken, weil der complementary wine am ersten Abend berechnet wird. Marianne läßt es sich nicht nehmen, das erfolgreich zu monieren.


Bernerhof Inn – Frühstücksraum

Bevor wir losfahren, nutzen wir ein paar regenfreie Minuten, um den Tranquility Trail zu gehen, der vom Inn aus ein wenig ins Gelände bis zu einem kleinen Pond und wieder zurück führt. Als wir fahren, beginnt es bald wieder zu regnen. Bei den Swiss Chalets, die uns schon 2001 ins Auge gefallen waren, legen wir an der Straße einen Fotostop ein. Bei der Ranger Station erkundigen wir uns nach den Möglichkeiten an so einem trüben und regnerischen Tag – eigentlich erscheint alles, was unmittelbar an der Straße liegt, ganz gut machbar. Zudem befänden wir uns von der Foliage her in der optimalen Peak-Woche. Außerdem empfiehlt er uns Littleton als kleine Stadt anzuschauen.


Glen – Swiss Chalets

Unser erstes Ziel, das nicht nur wir, sondern auch ganze Busse anpeilen, ist die Albany Covered Bridge, ein durchaus sehenswertes Exemplar ihrer Art. Wir haben auch insofern Glück, als es nur ein wenig nieselt. Zurück am Auto essen wir unser vom Verfallsdatum bedrohtes Obst und je einen Apfel. Die Lower Falls sind das zweite Ziel. Man kann hier praktisch bis in die flach verlaufenden Wasserfälle hineinlaufen, so daß man zwischen blankpolierten Felsen mitten im – hier allerdings dezenten – Geschehen steht. Ganz unten gibt es dann noch eine kleinere Kaskade, die natürlich keinen fußläufigen Zugang mehr hat. Auch hier im Osten gibt es gestreifte Steine.


Albany Covered Bridge – Swift River


Laubmosaik bei der Albany Covered Bridge


Kancamagus Hwy – Lower Falls


Kabcanagus Hwy – Lower Falls


Kancamagus Hwy – Lower Falls, gestreifter Granit

Als nächstes kommen wir zur Rocky Gorge, einem etwas aufregenderen Wasserfall. Aber auch hier kann man ein ganzes Stück im Flußbett bis über das fließende Wasser herangehen. Hinter einer Brücke findet man dann nach einem kurzen Anstieg einen bezaubernd hübschen Pond, den Falls Pond mit wunderbaren Spiegelungen. Um den Pond herum führt ein Weg, den wir natürlich völlig alleine gehen. Es geht ein wenig bergauf und bergab über viele Wurzeln, an bemoosten Baumstämmen vorbei und mit unendlich vielen verschiedenen Pilzen am Wegesrand. Ziemlich genau gegenüber vom ersten Aussichtspunkt kommt man auch nochmal direkt an den Pond heran.


Kancamagus Hwy – Rocky Gorge


Kancamagus Hwy – Falls Pond


Kancamagus Hwy – Impression am Falls Pond Trail


Kancamagus Hwy – Falls Pond

Ein kurzes Stück weiter liegt nahe des Kancamagus Hwy das Russell-Colbath Homestead. Es ist das letzte verbliebene Haus einer einstmals größeren Siedlung, das seit den 60er-Jahren der National Forest Verwaltung gehört. Das Haus wurde um 1831/32 von Thomas Russell erbaut. Mit dem Haus verbindet sich eine anrührende Geschichte: Der Ehemann Thomas Colbath der Enkelin Ruth Priscilla des Erbauers sagte eines Tages im Jahr 1891, er müsse noch etwas erledigen und sei in Kürze zurück. Als er bei Einbruch der Dunkelheit nicht zurück war, stellte sie das Essen wieder in den Herd und eine Lampe ins Fenster, um ihm zu helfen, das Haus aufzufinden. Er kam aber nicht - bis zu ihrem Tod im Jahr 1930 habe sie täglich eine Lampe ins Fenster gestellt. 1933 tauchte Thomas Colbath tatsächlich wieder auf, ohne daß klar wurde, was er in der Zeit unternommen hatte (die einzige Aussage war, er sei in Cuba, Panama und Kalifornien gewesen).

Das Haus ist leider geschlossen. Wenigstens kann man durch ein paar Fenster hineinschauen. Daneben befindet sich ein kleiner Friedhof. Außerdem wird auf ein paar großen Tafeln die Geschichte der Besitzerfamilie und das Leben unter den früheren Bedingungen geschildert. In der Nähe führt ein kleiner Rundweg zum Fluß und wieder zurück – ganz nett, aber nichts wirklich Unentbehrliches.


Kancamagus Hwy – Russell-Colbath Homestead


Kancamagus Hwy – Russell-Colbath Homestead, Küche


Kancamagus Hwy – Russel-Colbath Homestead, Friedhof

Als wir zurück beim Auto sind, beginnt es wieder leicht zu regnen. Die Sabbaday Falls lassen wir allerdings nicht wegen des Wetters aus, sondern weil der Parkplatz schlechthin überfüllt ist (es ist Mittagszeit und hier befindet sich ein Picknickplatz). Am Lily Pond regnet es schon ziemlich, bei den weiteren Outlooks gibt es einfach nichts mehr zu looken, weil es regnet und die Wolken ganz tief hängen.


Kancamagus Hwy – Lily Pond im Regen

Da das Wetter wenig verlockend ist, lassen wir den Weiterweg über die Lost River Gorge aus und fahren statt dessen den Empfehlungen des Rangers folgend nach Littleton. Das Städtchen ist ganz hübsch, aber auch ein wenig marode. Wir laufen die Hauptstraße einmal auf und ab bis zu ein paar ganz stattlichen Wohnhäusern auf der einen und einer (zu) großen Kirche auf der anderen Seite. Im Post Office ergattern wir ein paar Briefmarken. Das Cafe eine Straße weiter unten, für das oben Werbung gemacht wird, ist „closed“ – nur über die Mittagszeit geöffnet. Das Cafe in der Buchhandlung hat keine Rest Rooms, so lassen wir uns in einem dann doch ganz nett ausschauenden Cafe in der Mainstreet nieder, um einen Coffee Americano und biologische Erleichterung zu genießen.


Littleton – Masonic Temple


Littleton


Littleton – Post Office


Littleton – Post Office, Postfächer


Littleton – Post Office, Postfächer im Detail
Ich kann mich immer wieder für diese Türchen begeistern

Die Weiterfahrt bis Burlington verlief über viele hügelige ländliche Gebiete mit schönen bunten Herbstfarben, die allerdings vom schlechten Wetter überdeckt wurden. In Montpelier schauen wir das Capitol nur von der Durchgangsstraße aus an, weil wir wenig Laune haben, dafür noch einen extra Umweg einzulegen – wesentlich anders als bei unserer ersten Reise in die Gegend dürfte es ja kaum ausschauen.

Kurz vor Burlingon erleben wir einen Wolkenbruch allererster Güte, der nur noch Kriechtempo erlaubt. Danach reißt das Wetter allerdings auf und wir fahren bei tiefstehender Sonne zum Burlington International Airport. Der Fahrzeugwechsel geht völlig problemlos von statten. Offenbar war man tatsächlich auf uns vorbereitet. Die Frage nach unserem Meilenstand kann ich nur ungefähr beantworten, die nach dem Nachtanken allerdings guten Gewissens verneinen – wir hatten ja Fuel Option.

Wir bekommen einen strahlend weißen Traverse, in dem sich unser in den Santa Fe hineingestopftes Gepäck nahezu verliert. Der Meilenstand ist ähnlich – 22.787; den Santa Fe haben wir mit 20.082 zurückgegeben. Im Vergleich zum Santa Fe ist der Traverse von den Dimensionen her ein richtiger Lastwagen, mal sehen, wie oft wir in den Stadthotels wegen Oversize Aufpreis fürs Parken zahlen müssen.

Die letzten Meilen zum Courtyard sind schnell gefunden, zumal wir ja von der Einbahnregelung in der Cherry Street wegen Bauarbeiten wußten, so daß wir die Anweisungen des Navi  nicht so ganz befolgen. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer mit traumhaftem Seeblick im Sonnenuntergang. Um das Auto kümmert sich der Valet-Service.

Wir lassen uns einen Stadtplan geben und machen uns auf den Weg zum zuvor im Internet ausgeguckten Restaurant Pistou. Dort ist alles voll, in einer Stunde – also um 20:00 – hätten wir eine Chance.

So gehen wir in Richtung Fußgängerzone, stromern dort durch ein paar der durchaus attraktiven und originellen Geschäfte, bevor wir wieder zurück zum Restaurant wackeln. Dort ist immer noch voll, aber wenigstens bekommen wir an der Bar einen Warteplatz mit einem Allagash White. Wenige Minuten später ist ein Tisch für uns frei und wir bestellen Sea Scallops bzw. Monkfish und dazu einen weißen Beaujolais. Die Portionen sind für US-Verhältnisse klein, aber das Essen schmeckt außerordentlich gut. Als amuse geule gab es noch ein Löffelchen mit Couscous mit roten Beeten. Sogar zu einem Nachtisch lassen wir uns noch hinreißen: Panna Cotta von Ziegenkäse bzw. Baked McIntosh Apple – erneut ein Genuß.


Burlington – Pistou, Sea Scallops


Burlington – Pistou, Monkfish

Hochzufrieden marschieren wir zurück zum Hotel, wo noch die Aufarbeitung des  Tages ansteht.

169 Meilen
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mrh400

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #18 am: 17.01.2014, 22:39 Uhr »
Hallo,

falls noch jemand dabei ist, hier geht es weiter:

7. Tag, Freitag 05.10.2012: Burlington – Lake Placid

Bis gegen 4:00 habe ich gut geschlafen, dann nur noch unregelmäßig. Marianne schläft wie immer sehr gut. Als wir die Vorhänge aufziehen, herrscht noch einiger Dunst, aber es verspricht ein schöner Tag zu werden.

Frühstück machen wir uns selbst im Zimmer mit Fruchtquark und Joghurt aus unseren Vorräten sowie Kaffee aus der Maschine im Zimmer. Da Marianne noch ein wenig in der Stadt spazierengehen will, packen wir nur die Koffer fertig und machen uns auf den Weg.

Wir gehen ähnliche Wege wie gestern Abend, zunächst durch den herbstlichen Battery Park am See entlang, dann aber vor allem auch wieder in die Fußgängerzone. Marianne besichtigt fast jedes Schaufenster – es gibt aber auch wirklich etliche sehr hübsche Geschäfte mit ausgewählten Sachen – Kleidung, Möbel, aber auch witzigen Kleinkram. Eine mittelblaue Cordhose möchte Marianne mir noch unbedingt verpassen. Da der Laden aber erst um 10:00 öffnet, müssen wir ganz besonders langsam durch die Gegend schlendern, einige Kirchen von außen anschauen und noch ein wenig Zeit auf einer Bank in der Fußgängerzone in der Sonne verbringen. Als der Laden offen hat, verschlägt uns der Preis völlig die Sprache (USD 198 + tax für eine Cordhose, die aus der Ferne aussieht wie eine Bluejeans) und die Lust am Einkauf.


Burlington – Battery Park


Burlington – Battery Park, Gnome and Mushroom


Burlington – Union Station


Burlington – Mural in der Church Street
Hier sind alle möglichen Persönlichkeiten der Stadt dargestellt

Also marschieren wir zurück zum Hotel, laden unser Gepäck auf einen Wagen und lassen uns vom Valet das Auto bringen. Da das Wetter wirklich sehr schön ist, am späteren Nachmittag aber kippen soll, wollen wir die nahen Ziele ansteuern. Demgemäß fahren wir zunächst zu Shelburne Farms. Am Infohäuschen am Parkplatz steht schon eine lange Schlange.

Die nächste komplette Führung ist aber erst um 13:30 und soll bis gegen 15:15 dauern – das macht für uns nun wirklich keinen Sinn. Man kann aber auch nur einen „normalen“ Eintritt löhnen und sich selbständig auf dem Gelände umsehen. Erleichtert wird das durch einen Traktorshuttle bis zur großen Barn, der auch gleich losfährt.


Shelburne Farms – Traktorshuttle

An der Barn sind etliche Schulklassen unterwegs, dazu viele Kinder mit Eltern noch individuell, die um die Tiere herumtollen. Wir haben etwas mitbekommen, daß es einen neuen Aussichtspunkt gibt – Sheep Knoll – und die Sicht heute gut sein soll. Wir gehen daher das kurze Stück und bewundern von dort die idyllische Landschaft mit Gebirge im Hintergrund.


Shelburne Farms – Barn

Da wir aber auch auf den See schauen wollen, gehen wir noch zum Lone Tree Hill. Da wir nicht zurück zur Barn gehen wollen, um von dort wieder loszugehen, suchen wir uns für das erste Teilstück eine Abkürzung durch Wald und Wiesen. Wir sind dabei völlig allein. Aber auch der weitere Zugang ist aus unserer Richtung nicht bevölkert. Oben sieht man den See, das Inn und eine Halbinsel mit ein paar Häusern – auch hier der Eindruck einer absoluten Landidylle.


Shelburne Farms – Blick vom Lone Tree Hill über den Lake Placid

Das Wetter beginnt dramatisch zu kippen, so daß wir den direkten Weg zur Barn zurückeilen, um dort den nächsten Traktorshuttle zu erwischen. Wir sind schnell genug – es bleibt sogar noch ausreichend Zeit, in der Bakery noch zwei Croissants und zwei Pekan-Schnecken zu kaufen, die wir auf der Rückfahrt genüßlich vertilgen.

Im Shop nehmen wir noch ein paar Käseproben zu uns und Marianne kauft einen Kaffee. Ansonsten ist das Angebot im Vergleich zu unserem letzten Besuch eher enttäuschend.

Bei der Weiterfahrt kann ich Marianne überreden, auch dem Shelburne Museum einen Besuch abzuststatten, da das Wetter noch ein wenig trocken zu bleiben verspricht und die ersten Häuser, die man von der Straße aus sehen kann, auch recht verlockend aussehen.

Auf dem Parkplatz stehen wieder etliche der historischen Jaguare aus England, die wir in den letzten Tagen immer wieder gesehen haben. Sie befinden sich auf einer Neuengland-Rundfahrt (Classic Travelling – New England Fall Color) und haben offenbar dieselben Ziele wir wir (und viele andere Touristen).


Buntes Marschgras an der Shelburne Bay


Jaguar am Parkplatz des Shelburne Museum

Das Shelburne Museum zeigt eine große Anzahl historischer Gebäude, die hierher verpflanzt wurden, außerdem einen kompletten Schaufelraddampfer und vieles mehr. Wir bewundern die große runde Barn, in der ein Museum mit winterlichen Transportmitteln untergebracht ist, das Stencil House mit seinen Schablonenbildern an der Wand, den Laden nebst Apotheke und Arztpraxen und viele weitere Häuser. Zu Beginn gibt es noch ein Karussell und eine Eisenbahnstation nebst großer Dampflokomotive und Salonwagen. Das Wetter hat sich wieder total zum Besseren gedreht und es ist sonnig und einigermaßen warm.


Shelburne Museum – Round Barn


Shelburne Museum – Karussell und Round Barn


Shelburne Museum – Bombardier Auto Neige


Shelburne Museum – Zirkusmodell


Shelburne Museum – Abteil im Salonwagen


Shelburne Museum – Küche im Salonwagen


Shelburne Museum – Stencil House


Shelburne Museum – Stencil House


Shelburne Museum – Ticonderoga


Shelburne Museum – General Store, Garnrollen


Shelburne Museum – Apothecary Shop


Shelburne Museum – Dutton House, Adult Cradle im Wohnraum
Wie auch im Krankenhaus im Canterbury Shaker Village wurden in Privathaushalten Wiegen für Erwachsene benutzt,
um kranke und demente Personen durch die gleichmäßigen Bewegungen zu beruhigen und zu trösten.
Im Ernstfall kam dann ein Deckel drauf und der Sarg war fertig.


Shelburne Museum – Schreinerwerkzeug in der Shaker Shed


Shelburne Museum – Schoolhouse

Nach knapp zwei Stunden haben wir die Füße im Bauch, zwar noch lange nicht alles gesehen, aber doch mehr als wir im Kopf behalten können. Wir machen uns auf den Weg zur Fähre, wo wir wenige Minuten vor Ankunft und Abfahrt der nächsten Fähre ankommen und deshalb mit optimalem Timing mitkommen. Die Überfahrt über den Lake Champlain ist wenig spektakulär, noch ist es trocken, aber in der Ferne sieht man wieder dicke Wolkenbänke.

Die ersten Meilen fahren wir durch ländliche Gebiete, wie man sie auch überall in Mitteleuropa antreffen kann. Allmählich wird es gebirgiger, der Himmel wird dunkelgrau und bei einem Fotostop bläst einem ein eiskalter Wind entgegen. Der für diesen Tag geplante Hike, der zur Hälfte (bis zu den Balanced Rocks) noch zeitlich unterzubringen gewesen sein könnte, fällt daher dem Streichorchester zum Opfer.


Lower Cascade Lake vor Lake Placid

Statt dessen fahren wir die wenigen Meilen gleich weiter bis Lake Placid, unter den Sprungschanzen vorbei, und beziehen unser etwas muffeliges Zimmer im Courtyard. Es ist nicht ganz so großzügig wie das in Burlington, aber immer noch gut ausreichend. Wie gesagt, leider etwas muffelig und mit ziemlich trüben Funzeln ausgestattet.

Als erstes reserviere ich im per Internet gefundenen Restaurant Chair 6 einen Tisch für 19:00, dann beginnt Aufarbeitung des Tages am PC, während Marianne die Nachberichterstattung zur Presidential Debate verfolgt.

Kurz vor sieben marschieren wir zu Fuß los, um nach fünf Minuten beim Chair 6 anzukommen, einem Einfamilienhaus, dessen Eingangsbereich mit einem kleinen Verkaufsladen ausgestattet ist und dessen Wohnzimmer zu einem Restaurant mit 16 Plätzen umfunktioniert ist. Die Daily Specials sind umfangreicher als das gesamte Menu. Wir lassen uns davon aber nicht irritieren und bestellen das Fünfgang-Überraschungsmenu mit Weinbegleitung und werden nicht enttäuscht: Nach einem Amuse Geule, einer Art Couscous, kommen eine Gemüseterrine, Leber auf Toastbrot mit Apfelschnitzen, Apfelrisotto, Lendensteak mit Gemüse und zum Abschluß eine Kürbis-Käsetorte. Alles ganz hervorragend bis auf das eher flachsige Steak.

Nach einem ergänzenden Espresso wanken wir gut gefüllt zurück zum Hotel.


Lake Placid – Chair 6, Apfelrisotto


Lake Placid – Chair 6, Kalbsleber mit Apfelschnitzen

64 Meilen
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mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #19 am: 18.01.2014, 08:23 Uhr »
Hallo,

falls noch jemand dabei ist

na klar, ich bin noch dabei; habe ja schon geschrieben, dass ich Ende Sept./Anfang Okt. die Gegend beackern will. Ich hoffe sehr, dass das Wetter dann besser ist als 2012  :wink:

Zum Lake Champlain rauf will ich auch; habe bereits Zimmer vorgebucht und zwar in Plattsburgh auf der New Yorker Seite, da das Preisniveau dort wesentlich niedriger ist als auf der Vermonter Seite. Ich schwanke noch, ob ich von dort mal einen Abstecher nach Lake Placid oder nach Montreal machen soll.

Vielen Dank schon mal für die vielen tollen Eindrücke, die die Vorfreude bei mir wachsen lässt!



Gruß
Lothar

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #20 am: 18.01.2014, 11:44 Uhr »

Da werden Erinnerungen wach, unsere erste Reise nach Nordamerika ging in den Osten.  :eckig:
Die Farben sind wunderschön, so ein kleines bisschen Sonne hätte allerdings auch nicht geschadet,
aber ihr habt das beste draus gemacht.
Burlington hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem die Seepromenade und die Geschäfte in der Fuß-
gängerzone  :wink:. In North Conway haben wir uns allerdings ein bisschen zulange im Outlet aufgehalten,
da war keine Zeit mehr für Zeb's General Store, ich glaube, ich muss doch nochmal in die Gegend.  :lol:

Gaby

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #21 am: 18.01.2014, 17:35 Uhr »
8. Tag, Samstag 06.10.2012 Lake Placid – Eagle Bay

Wir schlafen bis gegen 8:00 und kommen auch dann erst extrem langsam in die Gänge – es fehlt auch jede Motivation, denn es regnet Bindfäden. Frühstück bereiten wir uns wieder im Zimmer aus unseren Vorräten.

Als wr endlich losfahren, ist es schon fast 10:00. Und nach 100 Metern stoppen wir auch gleich wieder: an einem organic food Laden kaufen wir einige Lebensmittel zu gesalzenen Preisen. Brot haben sie allerdings überhaupt kein vernünftiges.

Auf dem Weg aus Lake Placid heraus müssen wir eine Umleitung nehmen, die uns durch etliche Wohngebiete führt. Irgendwann kommen wir auch an einem Supermarkt vorbei, der nicht nur ein ausgezeichnetes Baguette bereithält, sondern auch noch ein paar andere Kleinigkeiten, die wir zuvor nicht bekommen hatten.

Anschließend fahren wir durch eine prinzipiell wunderschöne Landschaft, viele Hügel, noch mehr Seen und Moorgebiete, traumhafte Laubfärbung abwechselnd mit Nadelwäldern – aber alles im Regen untergehend.


Tupper Lake


Tupper Lake


Tupper Lake


Long Lake – Hoss's Country Corner

Vor dem Adirondack Museum nehmen wir im Auto ein Picknick zu uns. Anschließend besichtigen wir das Museum zu einem stolzen Eintrittspreis von zusammen 34 USD. Besonders eindrucksvoll ist die Beschreibung der Holzfällerwirtschaft und der Lebensumstände der dort tätigen Leute. Außerdem gibt es eine Sammlung von Kutschen und Fuhrwerken aller Art, wieder einmal einen privaten Eisenbahnsalonwagen und etliche Varianten von Ferienunterkünften von einfachen Cabins bis hin zu einer veritablen Villa.


Adirondack Museum – Herd


Adirondack Muesum – Büroeinrichtung


Adirondack Museum – Bull Cottage


Adirondack Museum – Bull Cottage


Adirondack Museum – Salonwagen


Adirondack Museum – Salonwagen


Adirondack Museum – Salonwagen, Bremshebel


Adirondack Museum – Pedlars Wagon


Adirondack Museum – Feuerspritze


Adirondack Museum – Milkman Sleigh


Adirondack Museum – Sunset Cottage

Als wir das Museum verlassen, regnet es immer noch, obwohl von der Zeit her der vorhergesagte Wetterwechsel überfällig wäre. Auf der Weiterfahrt Richtung Eagle Bay reißt es dann aber doch auf, kurz bevor wir den Trailhead der ersten für heute geplanten Kurzwanderung erreichen. Also werden die Wanderschuhe geschnürt und wir machen uns auf den Weg durch Laub und manchmal auch Schlamm zu den Bubb und Siss Lakes. Als wir den ersten See erreichen, scheint der Weg zu Ende zu sein. Wir stehen direkt am See mit endlich einmal schönem Herbstwetter, ein Kanu liegt bereit, anders scheint es nicht weiterzugehen.

Ein amerikanisches Paar trifft ein, sie sind offenbar den „Vista Trail“ gegangen, dessen Abzweigung wir gesehen haben. Der Weg muß ewig lange den Berg hoch geführt haben ohne jede Vista oder gar Seen.


Bubb Lake Trail


Bubb Lake

Auf dem Rückweg sehen wir den Wegweiser, der wohl zum zweiten See geführt hat (also halt der Weg, den er weist), lassen den aber dort liegen, wo er hingehört, weil wir ja noch einen Spaziergang geplant haben.

Wir fahren zum Parkplatz am Moss Lake und nehmen auch dort den Rundweg in Angriff. Vorher schauen wir aber noch kurz zum See, der schön in der Sonne liegt. Der Rundweg selbst führt nämlich leider weitestgehend durch den Wald in einiger Entfernung zum See. Nur am gegenüber liegenden Punkt kann man ein paar Schritte zum See laufen. Unterwegs kommen immer wieder Wolken auf, die gegen Schluß auch noch ziemlich dunkel werden. Hinzu kommt ein gewaltiges Rauschen in dem Baumwipfeln. Wir kommen aber unversehrt = trocken zurück zum Auto und haben die 2,5 Meilen in einer knappen Stunde zurückgelegt.


Moss Lake


Abfluß aus dem Moss Lake

Die letzten Meilen Fahrt zum Hotel sind schnell zurückgelegt. Das Big Moose Inn liegt traumhaft am See. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer mit eigenem Sitzerker. Nach kurzer Erholungspause gehen wir in die Tavern. Kaum daß wir die zwei Pale Ale in der Bar entgegengenommen haben, wird eine Booth für uns frei. Die Speisekarte liest sich außerordentlich interessant und auch ambitioniert. Wir bleiben allerdings am Prime Rib hängen – für jeden die kleinste Portion. Dazu das nächste Pale Ale. Das Fleisch ist sehr gut, nur die Teller könnten etwas wärmer sein.


Big Moose Lake

Zweimal kommt der Besitzer an unseren Tisch, weil er an der Reservierung gesehen hat, daß wir Deutsche aus München sind. Er ist in Nürnberg aufgewachsen und seit etwa 20 Jahren in den USA. Vor drei Jahren hat er das Hotel gekauft und freut sich über unsere lobenden Worte. Außerdem will er natürlich wissen, wie wir auf sein Inn gekommen sind.

Mit einem dritten Pale Ale lassen wir den Abend am Kamin in der Lobby ausklingen.

101 Meilen
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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #22 am: 19.01.2014, 21:24 Uhr »
9. Tag 07.10.2012 Sonntag Eagle Bay – Fair Haven

Wir haben phänomenal gut und unendlich lang geschlafen. Leider ist es (jedenfalls zunächst) ziemlich trüb. Wir packen allmählich zusammen und begeben uns zum Frühstück im Restaurant. Es gibt ein paar Joghurts, ganz ordentliche Zimtschnecken, kühles Teewasser und mäßigen heißen Kaffee. Für alle Gäste steht gerade mal ein Toaster zur Verfügung. Dennoch genügt es uns für einen Tagesauftakt. Draußen begrüßt uns schönstes Wetter, aber auch eine ziemliche Kälte.


Big Moose Lake


Big Moose Lake – Strand des Big Moose Inn

Auf den Frühstücksets sind etliche Trailvorschläge aufgedruckt, davon ein kurzer ganz in der Nähe des Hotels – zum West Pond. Die Rezeptionistin kann dazu nichts sagen, regt aber an, das Zimmermädchen zu fragen. Die erklärt uns, daß es sich um eine Snow-Mobile-Route handelt und schon von daher relativ breit und unschwer ausgelegt ist.

Nachdem wir das Auto gepackt haben und noch bei zunehmendem Sonnenschein ein wenig am See zugange waren, machen wir uns auf den Weg. Erst fahren wir mal an dem Trailhead vorbei, weil die auf den ersten Blick erkennbare Beschreibung auf dem Schild nicht schlüssig schien. Als nach einer weiteren Meile nichts mehr kommt, kehren wir um und kommen dann doch zum richtigen Zugang. Wir bewaffnen uns mit Fleece-Jacken und Mützen und tragen uns im Trailregister ein. Der Weg geht ganz bequem los und schon nach kurzer Zeit sind wir an einem Biberdamm am See, wo wir eine kurze Rast einlegen.

Anschließend gehen wir den Haupttrail noch ein Stück weiter, bis noch eine „offizielle“ Abzweigung zum West Pond angezeigt wird, der wir folgen. Ein noch schönerer Punkt am See erwartet uns mit angenehmer Stille, wo wir eine ganze Weile die ruhige Umgebung genießen.


West Pond


West Pond

Da das ein insgesamt recht kurzer Ausflug war, beschließen wir, den ursprünglich für heute geplanten Trail zum Bald Mountain auch noch in Angriff zu nehmen. So fahren wir zum nicht weit entfernten Trailhead, wo der Parkplatz schon voll belegt ist. An der Straße finden wir aber noch einen einigermaßen legalen Platz, um das Auto abzustellen. „Pretty crowded“ schnappen wir noch auf, von Leuten, die gerade heruntergekommen sind. Es geht zunächst ganz gemütlich und harmlos los, geht dann aber zunehmend durch Schlamm und feuchte und glitschige Wurzeln, um schließlich auf den runden Oberkanten von Granitfelsn weiterzugehen. Schon unterwegs hat man tolle Ausblicke auf eine Landschaft mit vielen sanften Hügeln voller bunter Bäume und unendlich viele Seen, die der Einfachheit numeriert sind. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo ich verweigere, weil mir mit meiner mangelnden Trittsicherheit auf den (sicherlich objektiv harmlosen) Felsbuckeln unheimlich wird.

Marianne benzt lange genug auf mich ein, daß ich mit üblem Gefühl im Magen weitermache und mich über die Felsen bis nach oben weiterkämpfe – und es hat sich gelohnt. Von ganz oben hat man einen noch um vieles besseren Blick auf die traumhafte Landschaft der Adirondacks.


Bald Mountain Trail – Blick über den Fourth Lake


Bald Mountain Trail – Seen und Adirondacks


Bald Mountain – Blick über den First Lake


Bald Mountain – Fourth Lake und Adirondacks

Auf dem Runterweg taste ich mich mühsam vorwärts; Marianne schreitet zügig voran, bis sie auf einem rutschig-feuchten Felsstück ausgleitet und nicht nur Knie und Handgelenk aufschürft, sondern auch noch voll aufs Gesicht auftrifft und sich die Lippen aubeißt – zum Glück nicht durch, aber unangenehm genug,

Ab da geht auch sie vorsichtiger und nach Überwinden etlicher unangenehm glitschiger Stellen kommen wir mehr oder weniger lädiert am Auto an, wo erst einmal Chlorhexamed ausgepackt und aufgetragen wird. Wir machen uns auf den Weg aus dem Adirondack Park, nicht ohne in Old Forge noch an einer „Billig“-Tankstelle (USD 4,19!) Benzin zu fassen. Der Traverse hat zwar einen Riesentank, aber auch einen Riesendurst (über 13 l/100 km seit Übernahme).

Nachdem wir den Park verlassen haben, wird die Landschaft schnell ländlicher, landwirtschaftlicher und auch langweiliger. Das Wetter wird wieder schlechter, erst grau in grau, dann immer wieder leichter Regen.  Noch im hügeligen Gelände finden wir einen Parkplatz, wo wir den gestern gekauften Salat vertilgen.

Wir fahren durch mehr oder weniger besiedelte Regionen, die Ortschaften überwiegend mit eher einfachen und teilweise verfallenden Gebäuden und mobile homes, zum Teil auch mit recht ansehnlichen Häusern – insgesamt aber eher bedrückende Verhältnisse. Die Fahrt zieht sich wie Strudelteig. Oswego ist auch nicht der große Renner, zumal es hier auch schon wieder regnet. Den historischen Kanal überqueren wir ohne besonderen Eindruck. Ein hohes Geländer läßt wenig erkennen.


nochmal Glück gehabt


"Idyll" in Colosse, NY (NY 69 und US 11)

Kurz danach treffen wir in Fair Haven ein. Unser Hotel ist ein putziges Anwesen, Zimmer und Gang niedlich dekoriert. Draußen eine große umlaufende Porch, auf die man quasi durchs Fenster steigt - das sich zudem nicht so richtig abschließen läßt. Nach einer kurzen Ruhepause gehen wir runter, trinken etliche Biere (nachdem geklärt war, was noch verfügbar ist – morgen wird das Hotel nämlich geschlossen) und essen eine Hühnerbrust bzw. Battered Shrimps – solide zubereitet und von einer sehr freundlichen Bedienung serviert. Draußen regnet es inzwischen ungehemmt.


Fair Haven – Pleasant Beach Hotel, Zimmer


Fair Haven – Pleasant Beach Hotel - Flur (die Wandverkleidung besteht aus Plastikpaneelen!)


Fair Haven – Plasant Beach Hotel, Porch

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mrh400

NähkreisSteffi

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #23 am: 20.01.2014, 09:28 Uhr »
Klar bin ich noch dabei und bewundere eure tollen Bilder.  :winke:


mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #24 am: 20.01.2014, 20:00 Uhr »
10. Tag Montag 08.10.2012 Fair Haven – Honeoye

Wir schlafen gut und lange. In der Nacht hat es nachhaltig geschüttet, aber am Morgen ist es klar, sonnig und kalt. Zum Frühstück nehmen wir Fried Eggs easy over bzw. French Toast. Letzterer ist von etwas eigenartiger Konsistenz, aber geschmacklich ganz in Ordnung. vor allem dank ausreichender Menge Sirup. Draußen herrscht heute allerschönstes Wetter, so daß die Lage des Hotels an einer Bucht des Lake Ontario richtig zur Geltung kommt.


Fair Haven – Little Sodus Bay vom Hotel aus gesehen

Die Wirtin erklärt uns, daß auch der Fair Haven Beach State Park sehenswerte Bluffs aufweist. So fahren wir halt zunächst einmal dort hin. Der Eintritt in den Park kostet 8 USD – aber am Einfahrthäuschen steht zwar ein dicker Pick-up, ohne daß jedoch ein Mensch im Häuschen wäre. Da fahren wir halt einfach weiter. Wir kommen an einem recht hübschen Strandabschnitt vorbei, in Richtung zu den Bluffs sind aber nur noch Campsites angezeigt. Vom Strand aus kann man sich allerdings nicht vorstellen, daß besonders eindrucksvolle Bluffs zu sehen sein könnten.


Fair Haven Beach State Park – Lake Ontario

So fahren wir wieder zurück und erneut an dem leeren Kassenhäuschen vorbei. Das Navi lotst uns recht eigenartige Winkelzüge durch landwirtschaftliche Regionen zum Chimney Bluffs State Park, und zwar zum oberen Parkplatz. Wir gehen von dort zum Wasser und anschließend ein ganzes Stück den Bluffs Trail. Der fängt ganz passabel, breit und markiert an, wird dann aber immer schmaler und wurzeliger und von Markierungen ist gleich gar nichts mehr zu sehen. Wir kehren daher um zum Parkplatz zurück.

Danach peilen wir den unteren Parkplatz an. Dort ist eine Treppe zu den Bluffs angesagt. Die erweist sich allerdings als äußerst kurz, dann geht es in einen steilen ansteigenden Erdweg über. Der führt in kürzester Entfernung zu zwie sehr schönen Aussichtspunkten an die Bluffs, die stark an die Erdpyramiden im europäischen Alpenraum erinnern. Leider steht alles ziemlich im Gegenlicht. Zum Abschluß gehen wir auch noch ein ganz kurzes Stück an der Uferlinie entlang, um das Ganze von unten zu bewundern.


Farm an der Chapman Corners Road bei Wolcott


1189 Furnace Rd bei Wolcott


Chimney Bluffs State Park

Bei unserer Abfahrt macht sich gerade eine größere Gruppe von Russen zum Abmarsch bereit. Nur widerwillig lassen sie uns aus unserer Parklücke ausfahren. Zunächst auf derselben Strecke, auf der wir hergekommen sind, fahren wir ein Stück zurück und in den Ort Wolcott hinein, um den dortigen Wasserfall zu besichtigen. Dort gibt es einen kleinen Park mit Aussichtsplattform, von der aus man fast gar nichts sieht. Auch an der Straße ist wenig zu erkennen. Der kleine Freizeitpark scheint auch keinen Zugang zu eröffnen. Erst die Lektüre des zuhause ausgedruckten Guides weist uns darauf hin, daß ganz hinten versteckt ein Weg hinunter führt, den wir dann auch gehen – und von unten kann man dann tatsächlich auch von einem – wenngleich kleinen – Wasserfall sprechen.


Wolcott Falls

Zurück am Auto essen wir je einen Joghurt, bevor wir uns auf die Weiterfahrt nach Seneca Falls machen. Dort schauen wir uns den Womens Rights National Park an – genauer gesagt das Visitor Center von innen und den seinerzeitigen Versammlungsraum von außen. Im Visitor Center schauen wir uns noch ein kurzes Filmchen an, das ganz nett gemacht ist und die Story einer der Protagonistinnen schildert, die aber nicht zur Durchsetzung der Gleichberechtigung geführt hatte. Über den weiteren Verlauf gab es leider keine Informationen mehr.


Seneca Falls – Womens Rights NHP, Wesleyan Chapel

Wir schwanken etwas zwischen Mansions und Outlet. Wir versuchen eine Optimierung der Möglichkeiten und fahren zunächst zum Rose Hill Mansion, das wie befürchtet montags geschlossen hat – am Columbus Day hätten sie ja eine Ausnahme machen können. So bleibt es bei einem Foto von außen.


Geneva – Rose Hill Mansion

Das nächste Ziel ist das Outlet von Waterloo. Ich besorge – überflüssigerweise – mit dem zuhause ausgedruckten Gutschein VIP-Coupons, während Marianne bei Banana Republik aktiv ist. Außerdem schaue ich kurz bei Samsonite rein, was die an Cabin Trolleys haben. Marianne setzt ihre Einkäufe beim völlig überfüllten Calvin Klein fort, während ich in einem zweiten Anlauf ein Set von Trolley und Reisetasche erwerbe.

Nun steht das nächste Mansion auf dem Programm: Sonnenberg Gardens & Mansion. Wir kommen gegen 16:00 an – wohl wissend, daß um 16:30 zugesperrt wird. Am Empfang macht man uns auch darauf aufmerksam, daß die Gebäude um 16.30 geschlossen werden, die gesamte Anlage aber erst gegen 17:00. Wir lassen uns mit einem Shuttle zum Haus fahren, das von schlechtem Geschmack nur so strotzt. Auch die Gärten sind überdimensioniert und grenzwertig.

Dennoch war es ganz interessant zu sehen, wie Reichtum hier ausgelebt wurde (die Vanderbilt-Anwesen in Shelburne Farms und Newport, die wir 2001 besichtigt hatten, fanden wir etwas geschmackvoller eingerichtet, aber nicht minder bombastisch).


Sonnenberg Mansion


Sonnenberg Mansion – Haupthalle


Sonnenberg Mansion – Eßzimmer


Sonnenberg Mansion – eines der Schlafzimmer


Sonnenberg Mansion – Terrasse


Sonnenberg Gardens – Chinesischer Pavillon

Die Schlußetappe zu unserem B&B in Honeoye ist schnell absolviert. Das Haus ist außerordentlich schön und wir bekommen ein riesiges Zimmer mit allem Komfort einschließlich offenem Kamin. Der Innkeeper reserviert für uns im einzigen offenen Restaurant in der Umgebung (montags haben im Staat New York offenbar die meisten Restaurants geschlossen) einen Tisch, so daß wir gleich losfahren müssen. Es gibt Tapas, die aber zum Teil aus ziemlich vollwertigen Portionen bestehen, die aber zum Teilen angelegt sind. Wir beginnen mit Salat mit Calamari, einer Riesenschüssel. Anschließend machen wir  uns noch über Angus Beef Sliders her, die sich als Fleischpfanzerl in weichen Semmeln entpuppen. Wir lassen das Brot einfach stehen, das Fleisch ist hervorragend. Dazu trinken wir einen ausgezeichneten Chardonnay aus Neuseeland.


Greenwoods Inn B&B – Zimmer

Zurück im B&B steht Mailsichtung, Bilderübertragung etc. an

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mrh400

sil1969

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #25 am: 21.01.2014, 10:02 Uhr »
Wirklich schön die Ecke mit den vielen Seen, insbesondere auch die Farben!
LG Silvia

mrh400

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #26 am: 21.01.2014, 21:31 Uhr »
11. Tag Dienstag 09.10.2012 Honeoye – Honeoye

Nachdem uns eine Mail wegen einer irrwitzig-idiotisch-chaotischen Entwicklung eines Projekts zuhause erreicht hat, haben wir beide schlecht geschlafen. Schon um 07:00 macht sich Marianne über den PC her. So haben wir keine Probleme, zur avisierten Zeit um 08:30 beim Frühstück aufzuscheinen. Der Innkeeper und seine Frau erscheinen in professioneller Küchenchefkluft – irgendwo zwischen witzig und kurios. Wir haben gestern schon vorbestellen müssen und bekommen zunächst die georderte pochierte Birne mit Joghurt und Himbeersirup – ganz hervorragend. Danach gibt es Gingerbread-Pancakes mit Sirup, schmeckt mir sehr gut, Marianne weniger. Uns beiden ist es jedenfalls zuviel. Marianne hat eine Hot Chocolate, ich begnüge mich mit normalem Kaffee, der durchaus trinkbar ist.


Greenwoods Inn – Blick aus unserem Zimmer


Greenwoods Inn – Frühstücksbirne

Dann machen wir uns auf den Weg zum Letchworth State Park. Das Navi lotst uns kreuz und quer durch die Landschaft mit vielen bunten Hügeln und einiger Landwirtschaft. Den Park nehmen wir uns typisch amerikanisch vor – von Pullout zu Pullout, Aussteigen, gucken, evtl. ein paar Schritte zur Panoramic View, einsteigen, weiterfahren. Der Genessee River hat ein tiefes Tal gegraben, es gibt schöne Ausblicke auf das Wasser, auf die Ufer und auf herbstliche Bäume.


"Idyll" in Livonia auf dem Weg zum Letchworth State Park
(wer's genau wissen will: Richmond Mills & Plank Rd, Livonia, NY)


Letchworth State Park


Letchworth State Park – Genesee River, Blick auf die Lower Falls


Letchworth State Park – Genesee River

Zwei Ausnahmen machen wir von dieser Methode. Die erste bei den Lower Falls, wo wir nicht nur von oben gucken, sondern auch die 127 Stufen (so angezeigt und auch nachgezählt) nach unten gehen, um ziemlich nahe an die Falls heranzukommen. Eigenartig sind die ganz flachen Steinstufen im Wasser, die dann plötzlich in einen großen Abbruch mit Wasserfall übergehen.

Der Trout Pond überzeugt uns überhaupt nicht, dafür ist in der Nähe ein ganz netter kleiner Friedhof mit alten Grabsteinen.


Geier im Letchworth State Park


Letchworth State Park – Blick auf Middle Falls und Portage Railroad Bridge


Letchworth State Park – Pioneer Cemetery


Letchworth State Park – Pioneer Cemetery
(schwer entzifferbar: links "Father" – rechts "Mother")

Die zweite Ausnahme machen wir bei den Middle und Upper Falls. Dazwischen liegt ein Parkplatz, von dem aus man an beide Fälle nahe herankommt. Beide sind den Besuch auch wert. Auch bei den Middle Falls sind die ganz flachen Gesteinsschichtungen auffallend, bevor dann das Wasser den großen Wasserfall hinunterrauscht. Bei den Upper Falls gehen wir auch noch die unendlich vielen Stufen bis zur Eisenbahnbrücke hinauf, so daß dieser Halt schon fast in einen richtigen Hike ausartet.


Letchworth State Park – Middle Falls


Letchworth State Park – Middle Falls


Letchworth State Park – Upper Falls und Portage Railroad Bridge


Letchworth State Park – Portage Railroad Bridge

Irgendwann dazwischen essen in mehreren Etappen wir unser großartiges Mittagsmahl: je eine Banane, einen Apfel, einen Riegel Ovo-Sport – aber nach dem extrem reichhaltigen Frühstück brauchen wir auch nicht mehr.

Nachdem wir diesen sehr lohnenden Park inmitten einer eigentlich wenig ereignisreichen Hügellandschaft verlassen haben, entscheiden wir uns gegen einen Besuch im Stony Brooks State Park und fahren wieder durch viel landwirtschaftliches Gelände gleich zum Hemlock State Park, einem kleinen Erholungsgelände mit schönem Blick auf den Hemlock Lake, der dort aufgestaut wird. Wir lassen uns auf einer Bank von der Sonne wärmen.


Farm an der NY 436 (Nunda-Dansville Rd)


Hemlock Lake

Nach der Rückkehr ins B&B brauen wir uns einen Kaffee und setzen uns auf die Porch, wo wir erneut von der Sonne (fast zu sehr) gewärmt werden – allerdings bei einer Lufttemperatur von allenfalls 15° C, was gegenüber den vormittäglichen 41° F geradezu als Hitzewelle zu betrachten ist.

Ich reserviere in dem vom Innkeeper heute früh empfohlenen Restaurant für 18:00 einen Tisch. Das wird erneut gute 20 Minuten Fahrt erfordern, aber das Cafe unmittelbar im Ort hat er als ziemlich basic beschrieben.

Nahezu mit Gewalt muß ich Marianne vom PC vertreiben, damit wir einigermaßen pünktlich im (ziemlich leeren) Lokal ankommen. Marianne nimmt Scallops mit Linguini, ich einen Lobster-Tail. Zuvor gibt es einen Salat, der ganz gut ist. Die Linguini sind demgegenüber mehr üppig als gut, während der Lobster durchaus schmackhaft ist. Dazu gibt es einen nicht wirklich trockenen Riesling aus dem Staat New York. Bilder gibt es heute abend keine – auch nicht vom phänomenalen Blick aus dem Lokal auf den See.

Auf der Rückfahrt sehe ich wie schon gestern meine Vorurteile bestätigt, was die Scheinwerfer amerikanischer Fahrzeuge angeht – das Abblendlicht ist schlicht und einfach erbärmlich. Die Fahrt ist eine schiere Quälerei.

Im B&B kümmert sich Marianne zunächst um das Chaos, anschließend komme ich noch zur Aufarbeitung des Tages. Wir machen uns diese Tätigkeiten erträglicher, indem wir im offenen Kamin ein Feuer (aus der Dose) flackern lassen.

133 Meilen
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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #27 am: 22.01.2014, 22:06 Uhr »
12. Tag Mittwoch 10.10.2012 Honeoye – Ithaca

Wir schlafen trotz der gestrigen Aufregungen ganz gut. Bevor wir uns um 09:30 zum Frühstück begeben, ist das Auto schon weitestgehend gepackt. Das Frühstück ist diesmal – wie gestern früh schon vorbestellt – differenziert: Während Marianne als ersten Gang einen Bratapfel genießt, nehme ich mit einer banalen Banane vorlieb. Als zweiten Gang bekommt Marianne ein Omelett, ich French Toast mit Walnüssen. Beides ist sehr üppig und mehr als wir verputzen können.


Greenwoods Inn – French Toast


ein letzter Blick auf das Greenwods Inn B&B

Der Innkeeper erzählt, daß er Heimweh nach dem warmen Süden hat, was wir allmählich gut verstehen können. In zwei Wochen wird er für die Saison zusperren und das Haus komplett verrammeln, um in der Nähe von Phoenix zu überwintern.

Heute ist Wasserfalltag: Als erstes fahren wir nach Naples, um zu den Tannery Creek Falls zu laufen. Der Weg soll bei einer Straßenbaumeisterei beginnen. Erst vor Ort lesen wir genauer nach: Den Weg muß man sich selber suchen. Bei dem vielen Laub und dem feuchten Untergrund keine Verlockung für uns.

Also fahren wir gleich weiter zum nächsten Wasserfall in Naples, zu Grimes Glen, nur wenige hundert Meter entfernt und sogar ausgeschildert. Gleich hinter dem Parkplatz fehlt allerdings ein entscheidendes Element: „Bridge closed for Construction“ – closed ist ein Euphemismus, es ist einfach keine Brücke da.


Bridge nicht nur closed sondern nicht vorhanden

Wir beschließen beleidigt zu sein, und fahren mehr oder weniger direkt nach Watkins Glen; das Navi lotst uns kreuz und quer durchs Gelände, so daß wir das amerikanische Landleben und die hügelige Landschaft in vollem Umfang kennenlernen können. Anfangs fahren wir quer durch Italien: Zuerst geht es auf der Italy Valley Road, dann kommt der Italy Turnpike und schließlich die Italy Hill Road. Danach durchqueren wir ein Gebiet hinter Penn Yan (steht für "Pennsylvanian Yankee"), in dem sich erst in den vergangenen vier Jahrzehnten etliche Amish und Mennoniten niedergelassen haben.


Verkehrsschild bei Penn Yan


Begegnung der Dritten Art bei Penn Yan


Kohlfeld bei Penn Yan


Begegnung der Vierten Art in Dundee

Zum Schluß lotst uns das Teil auch noch auf den Friedhof von Watkins Glen anstatt zum State Park – eine schmale gewundene und gebirgige Straße ohne Umkehrmöglichkeit; es gibt aber oben eine große Schleife, die uns den Runterweg ermöglicht. Zum Glück kommt auch niemand entgegen.

Wir finden dank POI-Suche dann doch noch den State Park, der wirklich einen Besuch wert ist. Wir gehen die Schlucht entlang an vielen Kaskaden und Pools; der Weg ist gut ausgebaut, geht über hunderte von Stufen und ist auch ganz gut besucht. Die Zahl der Ausblicke geht ins Unendliche. Unterwegs treffen wir auf ein Paar aus Nürnberg.

Um bis ganz oben zu kommen, haben wir etwa 1 1/4-Stunden benötigt.


Watkins Glen State Park – am Eingang zum Gorge Trail


Watkins Glen State Park – Treppen am Gorge Trail


Watkins Glen State Park – Central Cascade


Watkins Glen State Park – Gorge Trail


Watkins Glen State Park – Pools am Gorge Trail


Watkins Glen State Park – Gorge Trail

 Hinunter gehen wir den Indian Trail, zunächst am oberen Rand der Schlucht entlang, an dem zuvor unfreiwillig besuchten Friedhof vorbei und dann über eine Hängebrücke auf der anderen Seite der Schlucht mit vielen Stufen hinunter.

Unten angekommen gibt es unser grandioses Mittagessen, je eine halbe Banane und einen Apfel – aber nach dem Frühstück haben wir auch keinen wirklichen Hunger.


Watkins Glen State Park – Friedhof am Rim Trail

Der Weiterweg führt uns zu den She-Qua-Ga-Falls. Die liegen mitten in dem südlich von Watkins Glen gelegenen Ort Montour Falls, der außer dem Wasserfall auch ein paar ganz ansehnliche Gebäude zu bieten hat – unter anderem ein bombastisches Bed & Breakfast, eine repräsentative Town Hall und ein eindrucksvolles Gerichtsgebäude.


She-Qua-Ga Falls


Montour Falls – Gerichtsgebäude

Nicht weit davon liegt der Zugang zu den Eagle Cliff Falls am Ende eines kleinen Parks. Beim Eingang ist ein Einwurf, um die zwei Dollar Parkgebühr zu löhnen – irgendeine Art von Quittung oder Abschnitt oder sonst was gibt es nicht. Wir zahlen und vertrauen darauf, daß man uns das Auto schon nicht abschleppen wird. Jedenfalls sind wir das einzige Auto dort (bei der Rückkehr war es dann noch ein zweites). Der Weg zu den Fällen ist kurz und ordentlich ausgebaut, daneben geht es steil hoch ins felsige Gelände mit abschreckenden handgekritzelten Tafeln "do not enter". Leider ist das am Wasserfall Gebotene im Vergleich zu den bei der Vorbereitung aufgefundenen Fotos nur ein Rinnsal.


Eagle Cliff Falls

Das nächste Ziel sind die Hector Falls, auch wieder nur wenige Meilen entfernt und direkt am Straßenrand gelegen und damit keine Anstrengung zur Besichtigung erforderlich. Wieder kreuz- und querfeldein fahren wir zum Taughannoc State Park, wo es im oberen Teil einen schönen Aussichtspunkt zum Wasserfall gibt. Ganz unten sieht man eine Plattform, zu der wir hinuntergehen wollen. Nach wenigen Stufen ist der Weg aber beendet – er führt zwar auch zu einer Plattform, aber nur knapp unterhalb des Parkplatzes. Weiter runter geht es von hier aus nicht.


Hector Falls


Taughannoc Falls

Am unteren Teil der Parkstraße halten wir dann aber nicht mehr an, sondern fahren durch bis Ithaca, wo wir – obwohl eine knappe Stunde zu früh – schon kurz nach 15:00 einchecken können. Das Parkhaus ist ein ganzes Stück entfernt, weil nebenan umgebaut wird. Unaufgefordert steht dort ein Shuttle bereit, der uns zum Hotel zurückbringt.

Im Zimmer erledigt Marianne erst ein Telefonat nach Hause – erster Überseeversuch mit Skype und erster Versuch mit dem Headset; klappt hervorragend und ist genial billig. Dann gehen wir ein wenig durch die Fußgängerzone von Ithaca und die angrenzenden Gebiete. Diese Fußgängerzone ist eine der Besonderheiten von Ithaca. Eine andere ist die Cornell University, die über 40 Nobelpreisträger hervorgebracht hat. Es gibt ein paar ganz nette Geschäfte, insbesondere mit Kunsthandwerk aus der unmittelbaren Region. Insgesamt ist alles aber ziemlich überschaubar.


Ithaca – Clinton House, ursprünglich ein Hotel, heute ein Theater


Ithaca – Haus in der Seneca Street


Fahrradparkplatz in Ithaca – keine Ahnung, wie das kontrolliert wird

Nachdem der ausgeguckte Tapas-Laden noch geschlossen hat und zudem die Speisekarte nicht so wahnsinnig reizvoll erscheint, gehen wir in das benachbarte Sahara und essen je einen Swordfish mit einem Salat zuvor und einer Flasche trockenen kalifornischen Riesling dazu.

Zurück im Hotel stehen die üblichen PC-Aktivitäten an, während Marianne sich eine Senatswahldebatte aus Massachusetts anschaut.

112 Meilen
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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #28 am: 23.01.2014, 12:54 Uhr »
Boah, sieht der French-Toast mit den Nüssen lecker aus. Ich bräuchte jetzt nicht unbedingt den Bacon dazu - aber.... ich schau gerade in meine Schüssel mit Reis und Karotten... :(

Schöne Wasserfälle. Schade, dass das Wetter nicht ganz so mitgespielt hat.

LG Silvia

thomashh

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Re: Fall Foliage 2012
« Antwort #29 am: 23.01.2014, 16:07 Uhr »
Hallo,
ich bin jetzt auch mal schnell hinterher gereist.
Nächstes Jahr habe ich auch mal eine Foliage Tour im Kopf, wahrscheinlich aber eher Kanada.
Ich war schonmal im September auf einer ähnlichen Tour wie du unterwegs, da war aber noch keine Foliage-Zeit! Und ich hatte leider auch sehr viele Regen- und Nebeltage in den Bergen wie du ! :(

Also ich finde deine Reise trotz des miesen Wetters ganz toll!! Und viele Orte wie Adirondacks, Crawford Notch, Watkins Glen, Kancamagus Hwy usw. habe ich auch bereist.
Aber mit den bunten Laubbäumen sieht es ja noch viel hammermäßiger aus. Echt super Bilder, die du uns mitgebracht hast.

Der Letchworth State Park war übrigens für mich ein absolutes Highlight, was deine Bilder mir wieder bestätigen.

Sag mal, in manchen Gegenden war die Foliage aber eher am Anfang bei dir, oder? Das ist ja auch immer so eine Glückssache!

Tolle Unterkünfte hast du dir übrigens herausgesucht!!

Also die Reise gefällt mir und freue mich auf mehr !

LG Sönke