22.09.2011 Boulder - DenverAb ging es in die Hauptstadt! Bei der Fahrt dachte ich an eine der Serien aus den 80ern, an die Gegenveranstaltung zu Dallas, den "Denver-Clan" und daran, wie eine verwöhnte Göre, deren Name mir entfallen ist, Tante Krystle fragte, ob sie denn ein bisschen mit deren Auto fahren dürfe und Tante Krystle antwortete: "Ja, aber fahr bitte nicht vom Grundstück!" Nun ja, die meisten hier schienen in doch etwas schlichteren Verhältnissen zu leben.
Erst einmal ging es nach Golden. Irgendwie hatte meine dicke Mappe mit den Reisevorbereitungen wohl nicht ausreichend geholfen, denn ich hatte nicht ordentlich recherchiert, wie ich fahren musste, wenn ich die Coors Brauerei besichtigen wollte und irgendwie war die zwar immer wieder ausgeschildert, aber nicht ausreichend für meine Verhältnisse. Für alle, die es sonst noch wissen wollen: Der Parkplatz, an dem es losgeht, liegt direkt in der Stadt. Mit einem Shuttle fährt man dann die paar Meter zur Brauerei, macht dabei noch eine "Stadtrundfahrt". Das bedeutet, man fährt durch den wieder mal hübschen und wieder mal sehr übersichtlichen Historic District von Golden. Die Tour dauert keine 5 Minuten.
Die Brauereibesichtigung findet erst statt, wenn man einen Ausweis vorgelegt hat um zu belegen, dass man die 21 Jahre erreicht oder überschritten hat. Man bekommt ein Bändchen um das Handgelenk für kostenlose Bierproben zum Schluss und einen Audioguide und bekommt von diesem dreimal pro Minute eingeflüstert, dass Coors die größte, schönste, beste, erfolgreichste Brauerei der USA ist und man erfährt auch - Achtung - dass der Gründer aus Deutschland stamme.
Nach der Besichtigung gibt es "Liquid Lunch", auf den ich gerne verzichtete, die Shuttlebus-Fahrerin fuhr mich wieder zu meinem Auto und fragte mich, welches Bier mir am besten geschmeckt habe. Sie war sehr erfreut, dass ich wegen der Verkehrssicherheit nichts von dem guten Bier getrunken habe und demonstrierte mir gleich ihre ebenso sicherheitsbewusste Einstellung, indem sie auf dem menschenleeren Parkplatz, auf dem alle Fahrzeuge standen, einem einsamen Fußgänger hinterherrief, er solle doch bitte zum Überqueren den Zebrastreifen benutzen.
Ziemlich flott fuhr ich weiter nach Denver, checkte im Hotel ein und machte mich auf die Socken in die Stadt - wieder mal kein Problem, weil ich über Hotwire wieder mal ein Hotel direkt an der Fußgängerzone geschossen hatte.
Denver war ganz anders als die kleineren Städte der letzten Tage und zählt für mich nicht gerade zu den hässlichsten oder uninteressantesten Städte der USA. Witzig sind die bunt bemalten Klaviere, die überall aufgestellt sind und durchaus auch genutzt werden, sowie Skulpturen.
Schön ist die baumbestandene 16th Street Mall mit einem kostenfreien Bus, schönen verhältnismäßig alten Häusern und mit Wolkenkratzern aus Stahl und Glas als Kontrast.
Der "Tattered Bookstore" ist einen Besuch wert und deutlich individueller als meine geliebten Barnes and Nobles, in den Bahnhof kann man mal einen Blick werfen, und natürlich steht auch hier das State Capitol so, dass man es schon von weitem sehen und fotografieren kann.
Denver hat aber für meine Begriffe auch ziemliche Schattenseiten. In keiner amerikanischen Stadt habe ich bisher so viele Obdachlose gesehen. Mehrfach wurde ich heute und am folgenden Tag angesprochen und um "Change" gebeten, beispielsweise auch abends, als ich auf der Terrasse eines Restaurants saß, übrigens auch immer einen Ton hartnäckiger und offensiver als ich es in den USA bisher erlebt habe. Als es dunkel war und ich mich auf den Rückweg zum Hotel machte, waren alle einigermaßen geschützten Ecken, durch die ich kam, mit Gruppen von Obdachlosen besetzt, die dort ihre Lager aufgeschlagen hatten, beispielsweise auch der Platz innerhalb der Büffelskulptur (s. Foto) war mit bestimmt 5 bis 6 Schlafsäcken besetzt. Und nur der Dunkelheit ist es zu verdanken, dass man das andere Grüppchen einige Meter hinter dem Klavier in der Dunkelheit auf dem letzten Foto nicht sieht.
Daher:
Morgen hieß es, die US Mint hier in Denver zu besichtigen. Ein Ticket hatte ich mir vorher schon im Internet reserviert. Da man dort ohnehin nicht fotografieren darf und morgen noch viele andere Fotos folgen, stelle ich die Außenaufnahmen von der US Mint ebenfalls heute schon ein.
(Übernachtung: The Westin Tabor Downtown Denver)