9.Tag
Cheltenham Badlands - Toronto Die Nacht war dem Umständen entsprechend ruhig, anscheinend waren keine High Society - Party angesagt gestern Abend. Ein erster Hörtest nach dem aufstehen ergab: Das Pfeifen war futsch, genauso wie der Druck und das damit verbundene dumpfe Hörgefühl. Ein Stein im Größenformat eines Armageddon-Asteroiden plumpst mir vom Herzen, es gibt also doch noch Hoffnung das der Urlaub wie geplant weitergehen kann.
A propos Plan, genau wie Gestern hatten wir eigentlich nicht wirklich einen Plan WAS wir heute machen wollen. Mit Toronto hatte sich keiner von uns so wirklich beschäftigt im Vorfeld. Irgendwie würde es auch so funktionieren hier zwei Tage rumzubekommen. Das einzige was ich entdeckt hatte bei meiner Recherche waren ein paar Badlands in der näheren Umgebung ... "hä, Badlands ... hier?" wird sich jetzt vielleicht der ein oder andere fragen? Ja, Badlands ... hier! In den Caledon Hills, in Cheltenham genauer gesagt, weshalb sie auch Cheltenham Badlands (oder auch Caledon Badlands) heissen. Klar soweit? Da heute ja eh irgendwann ein Umzug ins Radisson Hotel auf dem Plan stand haben wir also einfach alles erstmal ins Auto gepackt und sind losgefahren ... wir hatten zwar eine Beschreibung der ungefähren Lage ausgedruckt, wo wir genau hin musste wussten wir aber eigentlich nicht. Old Baseline Rd. near Creditview Rd war die präziseste Angabe die wir hatten, eigentlich KANN man die Location gar nicht verfehlen laut Infoquelle. Nur: Die Old Baseline Road war elendig lang und "near" kann alles mögliche bedeuten. Es kam dann eigentlich wie es kommen musste, es waren weit und breit keine Badlands in Sicht.
Hier unten mal eine kleine Übersichtskarte zur besseren Orientierung, man kann ganz gut erkennen wie nah sich die Location eigentlich bei Toronto befindet. Beim klick auf die Karte gelangt man direkt zur googlemaps - Übersicht.
Eine dahergelaufene Frau - die gerade mit ihrem Hund spazieren ging - fragen wir schließlich ob sie uns weiterhelfen kann. Eigentlich ein Wunder das wir überhaupt jemanden angetroffen haben in dieser verlassenen Gegend hier, und dann auch noch zu Fuß. Normalerweise legen Amis ja kürzeste Strecken im Auto zurück, sind Kanadier da etwa anders? In der Tat wusste sie auch sofort wo wir hin wollten, kurioserweise waren wir gar nicht mehr sooo weit vom Ziel entfernt. Kurze Zeit später sind wir dann tatsächlich angekommen, ein Fleckchen Badlands dort wo man es niemals vermuten würde. Ringsherum ist eigentlich nur Waldgebiet, gerade DAS macht den Ort aber so einzigartig
Cheltenham BadlandsDie Badlands sind Teil von Ontario’s Niagara Escarpment, welches seit 1990 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Erst in den 1930er Jahren hat dieser Fleck angefangen sich allmählich zu Brachland bzw.Badlands zu formen. Grund dafür war die Nutzung als Weideland für Rind zuvor. Die Tiere haben die schützende Oberfläche des darunter liegenden Schiefergesteins im Laufe der Jahre abgeweidet, die Erosion tat im Laufe der Zeit Ihr übriges dazu. Die grauen Streifen in den Hügeln kommen durch zirkulierendes Grundwasser zustande, welches abwechselnd immer rotes Eisenoxid und grünes Eisenoxid an diesen Ort bringt.
Hinweisschilder an der Parkbucht sprechen eigentlich eine deutliche Sprache und weisen darauf hin, das man nach Möglichkeit die Badlands gar nicht erst betreten soll weil sie so fragil sind ... warum diese Location aber gleichzeitig als Ausflugstipp überall in Toronto angepriesen wird verstehe dann wer will !?
Vorsichtig und leicht schwebend bewegen wir uns über das Gelände, genau wie es jeder am Blue Canyon immer macht weil man die fragilen Gesteinsschichten ja nichtmals anhauchen darf weil man sonst sofort den Zorn der Urukai heraufbeschwört. Zum Glück sind neben uns nur noch zwei Kanadier vor Ort, die haben aber gerade nichts besseres zu tun als an einer Stelle mitten in den Badlands Kampfsport zu üben ... es ist manchmal fast ein Anblick wie in einem Karate Kid - Film, fehlt eigentlich nur noch "der Kranich". Seltsame Dinge erlebt man manchmal. Eine knappe Stunde halten wir uns hier auf, merh Zeit braucht man vermutlich hierfür auch nicht einplanen. Wer jetzt hier Blut geleckt hat und selber dort einmal vorbeischauen möchte, jedoch einen ähnlichen faux-pas wie wir bei der Anfahrt vermeiden will, bekommt jetzt zur Abwechslung einmal von mir GPS-Koordinaten ... Parkbucht Cheltenham Badlands: N 43.46.452, W 79.56.662
Eventuell kommen demnächst hierzu noch ein paar mehr Fotos, ich muss da nochmal näher aussortieren.Irgendwann machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg in Richtung Toronto...
Bevor wir im Hotel einchecken wollen wir noch ein wenig ins Eaton Center zum shoppen. Geparkt wird im angrenzenden Parkhaus, 15CAD werden hinterher für den 2-stündigen Aufenthalt hier fällig ... langsam bekommen wir Schnappatmung bei den Preisen hier.
Blick aus dem Eaton Center hinausAbercrombie, Oakley, Esprit, Apple, der Disney Store und alles was sonst noch so halbwegs interessant ist wird von uns heimgesucht ... so wirklich in Kaufrausch kommen wir hier allerdings nicht. Gegen Mittag verlassen wir die Mall schließlich wieder und fahren zum Hotel, inzwischen sollte es möglich sein einzuchecken. Genau so ist es, auch hier gab es weder verwunderte Gesichter noch irgendwelche Fragen wegen dem f&f-Tarif, wir haben ein schönes Zimmer mit Blick zum Pool und Meer bekommen. Nachdem der Wagen in der Tiefgarage untergekommen ist und wir alles Nötige auf's Zimmer gebracht haben machen wir uns auf den Weg zum CN Tower.
Dieser ist nur wenige Minuten Fußweg von hier entfernt, die Karten dafür hatten wir bereits von zu Hause über's Internet gekauft und ausgedruckt - eine Art e-Ticket halt! Der große Vorteil davon zeigt sich wenn man in die Nähe des Kassen kommt - man braucht sich nämlich nicht mehr anstellen sondern kann direkt durchgehen.
CN Tower .......
Der Fahrstuhl von außen gesehen Auf dem Weg zum Fahrstuhl wird wieder ein obligatorisches Foto vor einem Blue Screen gemacht, hinterher kann man das dann mit tausend verschiedenen Motiven im Hintergrund beim Ausgang für geschmeidige 20CAD$ kaufen. Keine schlechte Gewinnspanne, bedenkt man das die Selbstkosten vielleicht 10 Cent betragen! Der Fahrstuhl zur Plattform ist nichts für schwache Nerven ... die Decke, teile des Bodens und die komplette Rückwand sind verglast - dadurch hat man jederzeit freie Sicht nach allen Seiten und man kann sowohl sehen wohin man fährt als auch woher man kommt. Eine tolle Sache.
Hier ein kurzes selbstgedrehtes Video der Fahrt.
Knappe 58 Sekunden später ist man bereits oben auf der ersten Aussichtsplattform in 342m Höhe. Die Aussicht von hier ist heute gigantisch, maximal soll man 129km weit sehen können. Bei noch perfekteren Wetterbedingungen kann man angeblich sogar die Gischt der Niagarafälle erkennen ...
PanoramaEin Angestellter erklärt uns WO diese sind bzw.in welche Richtung man schauen muss, und in der Tat kann man die hohen Gebäude der Hotels schemenhaft erkennen. Der Versuch davon ein Bild zu machen scheitert allerdings kläglich. Auch Finley scheint es hier oben ziemlich beeindruckend zu finden, solch einen Gesichtsausdruck kannten wir bisher noch gar nicht von ihm ...
Boooahh!Die Überbelichtung im Hintergrund bitte ich zu entschuldigen aber "Schnappschüsse" erfordern es halt manchmal so zu fotografieren wie die Kamera gerade eingestellt ist
Mit DER Variante der Tickets die wir haben (Observation Experience, beinhaltet Look Out & Glass Floor) kann man noch eine Etage tiefer gehen, hier hat man die Möglichkeit nach außen zu gelangen ...
Ein enges Gitter versperrt die freie Sicht ...... in der unteren Ebene... oder aber - und irgendwie scheint das ganz toll zu sein - sich auf die dicken Glasplatten im Boden zu stellen die vereinzelt dort eingelassen wurden. Für den ein oder anderen scheint das eine richtige Mutprobe zu sein, auch Danielle tastet sich anfangs eher vorsichtig an das ganze heran. Irgendwann ist die anfängliche Skepsis aber verflogen und plötzlich sitzt sie auf dem Glas als wenn es das normalste der Welt wäre. Ist es ja eigentlich auch, als ehemaliger Aufzugsmonteur kann mich sowas ja nicht wirklich mehr schocken *gähn* ...
Mutig, mutig ...Blick nach untenIch frage mich was die ganzen ängstlichen Leute wohl sagen würden wenn ihnen jemand erzählt, das noch viel mehr Glasböden hier eingelassen sind als man sieht - diese sind nur mit Teppich abgedeckt worden.
Glassboden .....
Eines der seltenen Father&Son Bilder Zwei andere Ticketvarianten gibt es noch, namentlich sind dies die Observation Plus Experience (Look Out + Glass Floor + die Wahl zwischen Sky Pod, Film or Motion Theatre Ride) und/oder die Total Tower Experience (Look Out + Glass Floor + Skypod + Movie + Motion Theater Ride). Die Preisdifferenz von Ticket zu Ticket sind immer 6 CAN$. Nachzulesen ist das auch noch einmal hier ... Und auch wenn es im Prinzip NIE großartig Ermässigungen für den Turm gibt, wir haben trotzdem eine Möglichkeit herausgefunden
reduzierte Tickets für den CN Tower zu bekommen. Als Promocode einfach GBC05 eintippen. Wie lange dieser Code noch gültig ist kann ich allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen.
CN Tower zur Blue Hour Gute 90 Minuten haben wir uns hier oben aufgehalten, sicherlich ist das noch ausbaufähig wenn man spät nachmittags kurz vor Sonnenuntergang hochfährt und dann sowohl im Hellen als auch im Dunklen oben ist. Die Fahrt zurück nach unten geht genauso schnell wie nach oben, wegen der Geschwindigkeit macht sich dabei leichter Druck auf den Ohren breit wie beim Starten eines Flugzeugs.
Den Rest des Tages verbringen wir eigentlich nur damit ein wenig durch die Gegend zu laufen, etwas bestimmtes stand dabei nicht auf dem Plan ... okay, wir hatten ja auch gar keinen. Ein wenig müssen wir uns ja auch immer nach Finley richten, das bekommt der definitiv alles wieder irgendwann einmal ...
Bei einbrechender Dunkelheit haben wir jedenfalls noch versucht ein paar Bilder vom illuminierten CN Tower zu knipsen, das ist gar nicht so einfach, da man ihn fast nirgends ohne störende Häuser auf's Bild bannen kann.
Aber auch der Hafen ist einen Blick wert am Abend, genauso wie das beleuchtete Rogers Centre was durch die Beleuchtung teilwiese anmutet wie ein startendes Raumschiff. Hier tragen sowohl die Baseballer als auch die Footballer der Stadt Ihre Partien aus.
Hafen zur Blue HourRogers CentreZurück im Hotel schauen wir uns noch kurz die Route für Morgen an, es geht wieder zurück in die Staaten - genauer gesagt nach Rochester. Den Ort hatten wir uns wegen seiner Nähe zu den Chimney Bluffs ausgesucht ... wobei "Nähe" eher relativ ist, die Fahrt dorthin dauert von Rochester aus gute 45 Minuten. Aber auch Kayenta liegt ja in der Nähe vom Monument Valley *zwinker* ...
Das war es für heute wieder, ich glaube wir sind unterm Strich beide etwas enttäuscht von Toronto gewesen und haben uns mehr davon versprochen. Ist mir persönlich alles zu baustellig hier mit viel zu viel Verkehr. Und irgendwie ist es auch sehr hochpreisig finde ich. Vielleicht hätten wir eine der Trolley-Touren machen sollen wo man jede Menge von der Stadt zu sehen bekommt, aber dafür hat die Zeit nicht mehr gereicht. So sind wir eigentlich nicht traurig Morgen schon wieder in Richtung Finger Lakes aufzubrechen. Mal gucken, ob das Wetter sich weiterhin von seiner guten Seite zeigen möchte ... gudde Nacht.
Nachtrag zum Thema Hörsturz: Aktuell ist mir vom damaligen Tag ein unangenehmes Restpfeifen im Ohr als Souvenir geblieben. Ich habe das schon öfters gehabt, das pfeifen kommt und geht. Aktuell ist es aber bereits mehrere Tage wieder vorhanden.