Sonntag, 26.08.20072/3 unseres Urlaubs sind mit dem heutigen Tag um. Die Zeit fliegt im Urlaub immer, unglaublich. Wir verlassen unser Hotelzimmer heute um 11:00 Uhr. Ursprünglich wollten wir heute einen Tagesausflug zum Indiana Sand Dunes State Park machen, werfen den Plan aber um. Wir wollen den Sonntag für die Besichtigung des "Downtown Core & Loop" Bereichs nutzen. Durch den Sonntag herrscht hier sicherlich deutlich mehr Ruhe. Das Risiko nicht alle Gebäude betreten zu können nehmen wir in Kauf. Alle Kunst- und Museumsliebhaber können hier aufhören zu lesen, denn der Wettergott ist uns wohlgesonnen, strahlend blauer Himmel und die Temperatur steigt im Laufe des Tages auf 26°C. Somit ist für uns die Architektur vorrangig vor allen Museen. Wir starten unseren Fussmarsch den Wacker Drive entlang. Das erste sehenswerte Gebäude ist 35 East Wacker Drive. Das Gebäude wird auch Zuckerbäckerei genannt, weil die Kuppel angeblich einer Geburststagstorte ähnelt. Abgesehen von der Fassade hat hier Chicagos berühmtester Gangster während der Prohibition seinen Stratosphere Club betrieben.
Auf dem weiteren Weg am Chicago River lang können wir schon mal einen Blick in die Querstrasse werfen. Der Loop und im Hintergrund ganz am Ende der Strasse das Chicago Board of Trade sind schon zu erkennen.
Am Wacker Drive folgen nun einige modernere Gebäude, das nächste zeigenswerte steht aber auf der anderen Seite des Chicago River. Der 1930 gebaute Merchandise Mart gilt bis heute mit 390000 Quadratmetern Bürofläche als grösstes privates Bürogebäude der Welt.
Mit der Biegung des Flusses kehren wir über die Randolph Street (Parallelstrasse zum Wacker Drive) gerade wieder zurück. Allerdings laufen wir diesmal unter dem Loop.
Spätestens der Schritt auf die Strasse lässt ein "das kenne ich aus dem Film" Gefühl aufkommen. Mich persönlich erinnert der Loop immer an die Blues Brothers.
Wir erblicken unseren ersten Dunkin' Donuts in diesem Urlaub (auch Krispy Creme haben wir bisher nirgendwo gesehen) und beschliessen spontan ein gesundes Frühstück mit vielen Vitaminen einzunehmen.
Gesättigt marschieren wir weiter. Ich kann nicht alle Gebäude hier aufzählen, die wir sehen. So können wir das runde James R. Thompson Center nicht von innen betrachten, weil es Sonntags geschlossen ist. Dazu wird in Chicago extrem viel gebaut und renoviert. Sehr viele Gebäude sind eingerüstet, zumindest aber der Eingangsbereich ist bei vielen mit einer Durchführung für die Fussgänger verkleidet. Wir werfen einen Blick in das auf dem Weg liegende Oriental Theatre, das ist innen sehr sehenswert.
An einer Querstrasse zur Randolph Street finden wir das Wahrzeichen Chicagos, das Chicago Theater. Das älteste noch stehende Theater in Chicago sollte eigentlich 1980 abgerissen werden und wurde dann doch gerettet und renoviert. Der 6. Stockwerke hohe Schriftzug ist heute Wahrzeichen der Stadt.
Gerne würden wir es auch von innen sehen, leider ist aber nur der Voraum mit der Kassenzone offen. Der nette Kassierer möchte uns auch nicht für ein Foto die Türen in die Vorhalle öffnen, schade. Gut gefällt uns aber das alte (nicht mehr genutzte) Kassenhäuschen.
Jetzt laufen wir die State Street in Richtung Süden weiter und kommen zum Marshall Field's Building, in dem sich heute Macy's befindet. Hier ist Sonntag zum Glück offen, innen ist das Gebäude sehr sehenswert. Das Gebäude selbst wurde 1907 als Kaufhaus eröffnet und galt mit 124400 qm Verkaufsfläche (auch im Keller -neu in der USA), 12 Eingängen und 50 Aufzügen als das grösste Kaufhaus der Welt. Der Fotos vom Inneren des Gebäudes lassen die Pracht noch erahnen, selbst heute beeindrucken vor allem die tragenden Säulen noch
Besonders spektakulär ist auch das angeblich grösste Glasmosaik im südlichen Atrium. Hier wurden 1,6 Millionen Glasstücke von 50 Handwerkern unter Aufsicht von Louis Comfort Tiffany 18 Monate lange gesetzt.
Indem man exakt den Südatriumausgang nimmt, sieht man auf der anderen Seite der State Street das Reliance Building - leider durch einen Kran völlig zugestellt.
Ebenso ist die wunderbar gearbeitet Metallfassade am Eingang der Carson Pirie Scott and Company durch eine Fussgänger"unterführung" kaum sichtbar.
So biegen wir in die Adams Street ein, an deren Ende der Sears Tower steht. Vorher machen wir jedoch noch Stopp am Marquette Building. Die hier verbauten grossen horizontalen Fenster werden heute als Chicago-Fenster bezeichnet.
Das Marquette Building gehört zu einem der wenigen noch vorhandenen Gebäude mit eben diesen Fenstern. Aber auch im Inneren, in der zweistöckigen Lobby ist das Gebäude interessant. Über den Fahrstuhltüren finden sich Büsten berühmter Häuptlinge und Forscher und die Glas- und Perlmuttmosaiken stellen die Erkundung von Illinois dar.
Und weiter tragen uns unsere Füsse zur Rookery. Die dunkelrote Ziegelsteinfassade hebt sich toll von der anderen Gebäuden ab, leider steht ein grosser Truckanhänger direkt vor dem Hauptportal und das ist zu unserem Leidwesen abgeschlossen. Die Ursache für den Truck finden wir in der nächsten Seitenstrasse: Hier wird ein Film gedreht. Das passt zu den Hubschraubern und Strassensperren im Umkreis von 2 Blocks um einen halben Rohbau. Das haben wir in den vergangenen zwei Abenden schon erlebt und gerätselt. Natürlich werden Kameras hier nicht gerne gesehen
Während wir aber weiter zum Sears Tower laufen, kommt das Team in Bewegung.
Leider konnten wir auch keine bekannten Schauspieler sichten. Später, bei der Rückkehr fallen uns aber noch viele weitere technische Ausrüstungen für Filmaufnahmen auf. Also weiter zum Sears Tower und dem Skydeck. Es ist ca. 15:30 Uhr als wir den Eingang erreichen. Eigentlich wollte wir die Abenddämmerung für den Aufstieg nutzen, entscheiden uns bei dem klaren Tag aber doch für "sofort". Die Wartezeit ist extrem erträglich, wir sind nach 15 Minuten inkl. dem 5 Minuten Film über die Geschichte des Turms oben. Der Eintritt ist mit $12,95 etwas teurer als im John Hancock Tower, wir würden den Ausblick von hier (dem höchsten Gebäude Nordamerikas) aber eher empfehlen. Die Aussicht ist in alle Richtungen einfach fantastisch.
Hier ist allerdings auch deutlich mehr los als im Big John. Dafür sind Scheiben besser vor Fingerabdrücken geschützt, das freut den Fotografen. Im Inneren sind die Wände mit einer Art Ausstellung über Chicago verkleidet. Die Tafeln zeigen Geschichte, berühmte Persönlichkeiten der Stadt, die verschiedenen Sportclubs....einfach ein sehr interessanter Ausflug hier über die Dächer der Stadt. Wir verlassen den Sears Tower und laufen die Jackson in Richtung Grant Park. Erwähnenswert ist noch das auf demWeg liegende Monadock Building, das bis heute höchste gemauerte Gebäude mit 12 Stockwerken.
Die unteren tragenden Mauern sind 2 Meter dick. Leider ist auch hier die Begehung am Sonntag nicht möglich. Wir lassen das Fine Arts Building rechts liegen und laufen über eine Brücke zum Park. Die Brücke bietet nochmal einen schönen Überblick
mit dem Chrysler Building nachempfunden Prudential Two Tower am Ende. Dann stehen wir endlich vor Al Bundy....äh, wollte sagen der Buckingham Fountain
Nun, erreicht ja fast die Höhe von Old Faithful, ist aber konstanter. Durchaus beeindruckende Wasserspiele. Wir durchqueren den Park und gelangen in eine Art Markt und kommen an einer Bühne vorbei - hier wird Livemusik gespielt. Es ist das jährliche Latinofestival und wir verstehen hier fast kaum ein Wort.
Wir beschliessen den Tag mit einer Fahrt mit der Orange Line rund um den Loop. Ist absolut ein Erlebnis, ich empfehle die Fahrt aber vor dem Ablaufen der Umgebung und die Fahrt ist an Werktagen mit Blick in die belebten Büros sicher auch interessanter. Die Schienenkonstruktion erscheint allerdings nicht immer sehr vertrauenswürdig und an Fotos ist bei den verkratzten und verschmutzten Fenstern nicht zu denken. Mit dem Lauf zurück zum Wacker Drive melden unsere Füsse Feierabend an. So kehren wir dann auf Bier & Burger ein und sind um 20:30 Uhr im Hotel. Der Reisebericht muss heute fertig werden, morgen wollen wir früh raus und die Indiana Sand Dunes sehen. Alles in allem ein toller Tag in einer wirklich begeisternden Stadt.