Es war mal wieder soweit, dass sich mir die Gelegenheit geboten hat, in die USA zu reisen. Eine Freundin wollte unbedingt mal nach New York. Gestern sind wir zurückgekommen. Natürlich haben wir uns in New York die typischen Ziele angeschaut ... aber, wer mich kennt, weiß, dass ich alleine mit Häusern nicht glücklich werde. Hier nun mein Bericht, werde versuchen ihn zügig einzustellen, muss aber jeweils noch die Bilder für die Tage bearbeiten.
Montag, 16.3.20154:30 – durch unser Schlafzimmer hallt ein lautes MIAU …. und ich wache erschreckt auf …. habe ich den Wecker verpasst? Ist der Flug schon weg? Verschlafen blicke ich in die blauen Augen meines Katers, der um mich streicht. „Riiiow“ - soll heißen, mir ist kalt und ich will unter deine Decke. Ich gähne, winkle meine Beine an, öffne die Decke und der Herr stolziert selbstgefällig in seine warme Höhle und kuschelt sich an. Nein, schlafen kann ich jetzt nicht mehr, denn heute geht es los, los nach New York City, wo ich mit einer Freundin hinfliegen werde für 11 Tage. An Schlafen ist nicht mehr zu denken und so liege ich da, die Nähe meines Katers genießend, und stelle mir wiederholt die Frage:
„Warum New York?“ Einige der Menschen, die mich gut kennen, haben mir die Frage auch schon gestellt. „Du, nach New York City?!! Für 11 Tage??“ … ja ich, die, die Städte hasst, die, die normalerweise im Urlaub sofort in den Wald entflieht und hinterher die Menschenmassen ihrer Heimatstadt unerträglich findet, die, die am liebsten in ein Quartier zieht, wo es möglichst wenige Menschen um sie herum gibt, ja die, ja ich …. ich werde heute nach New York City fliegen.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich selbst auch keine gute Antwort auf diese Frage. Es war das Bauchgefühl, aus dem heraus ich spontan ja gesagt habe zu dieser Reise. Von allen Großstädten, die ich bis jetzt besucht habe, hat mir New York nämlich am Besten gefallen. 2011 war ich im September schonmal dort, habe mich an Zikaden erfreut, einen Sonnenuntergang vom Top of the Rock erlebt und auf der High Line Blühendes bestaunt. Jetzt fliegen wir im März, wenn die Bäume noch kahl sind. Trotzdem habe ich es mir zum Ziel gesetzt, in New York möglichst viel Natur zu entdecken und ich freue mich total darauf, meine Kamera auszupacken und diese gewaltige Stadt einzufangen.
Aber bevor ich das kann, muss ich jetzt erstmal aufstehen. Es ist kurz vor fünf und heute habe ich mir vorgenommen, mal ohne zu große Hektik aus dem Haus zu kommen. Um 6:40 Uhr müssen wir meine Freundin vom Hauptbahnhof abholen. Wie angenehm, wenn man sich zum Flughafen fahren lassen kann, weil der Rest der Familie zu Hause bleibt. Miss 15 ist inzwischen Miss 18 und schreibt in den zwei Wochen, in denen ich nicht zu Hause bin Abitur und mein Mann hat mir hoch und heilig versprochen, dass es meinem Hund gut gehen wird. Bei jedem Gedanken an meine Hündin, schnürt es mir schon seit Tagen den Hals zu. Ich vermisse sie schon, bevor ich sie verlassen muss. Es tut mir so weh, dass ich ihr nicht erklären kann, dass ich wiederkomme und ich weiß, wie sehr sie mich vermissen wird. Aber ich werde mir das heute nicht anmerken lassen, damit sie nicht denkt, dass irgendetwas nicht stimmt.
Ich stehe auf und mache mich fertig. Irgendwann kommt Miss 18 dazu – das Licht habe ich zu laut angemacht, das hat sie geweckt. Sie möchte wissen, wann wir los müssen. Als ich ihr mitteile, dass wir meine Freundin um 6:40 am Bahnhof treffen, fragt sie ungläubig, warum ich dann so früh aufgestanden bin. Ich versuche ihr zu erklären, dass ich soviel Zeit brauche, damit keine Hektik entsteht. Daraufhin fragt sie mich ab, ob ich auch alles eingepackt habe, während ich das Verlängerungskabel für New York einpacke. Mal sehen, ob das auch mit dem deutsch/USA Verbindungsstecker funktioniert. Nein, tut es nicht und der zweite Stecker, den ich auf den ersten Blick auch für einen deutsch/USA Stecker hielt, ist ein USA/Deutschland Stecker. Mist, ich muss doch nachts soviel aufladen, habe schließlich zwei Kameras dabei, einen Laptop und ein Handy. Miss 18 meint, dass sie in dem ehemaligen Zimmer ihrer Schwester noch einen Stecker gesehen hat und geht ihn mir holen. Nun gut – habe ich wenigstens zwei. Das muss ich halt hinkriegen.
So, jetzt muss ich aber zusehen, dass ich die letzten Dinge noch in den Koffer packe. Gesagt getan. Und wo bitte ist nun das TSA Kofferschloss, das ich extra für die Reise gekauft habe? Hektisch laufe ich durch die Wohnung, suche sämtlichen Hosentaschen durch, aber ich finde nichts. Wieder ist es Miss 18, die mich rettet. Warum das Schloss da auf dem Fensterbrett über unserem Bett gelegen ist und wie es dorthin gekommen ist, kann ich mir nicht erklären. Die gängige Erklärung, dass es die Katzen waren, glaube ich diesmal selber nicht. Das Schloss in meinen Händen versuche ich nun zu öffnen. Die Zahlenkombination weiß ich auch, aber im Licht der Wohnzimmerlampe glitzern diese so, dass meine alten Augen sie nicht lesen können und ich muss wieder die Hilfe meiner Familie in Anspruch nehmen. Ich merke, wie ich innerlich immer hektischer werde. Warum bin ich nur immer so aufgeregt, wenn ich ins Ausland fliege, ob es daran liegt, dass ich dies so selten tue? Je hektischer ich werde, desto mehr scheinen auch meine Gehirnfunktionen auf Null zu sinken. „Oh Schreck – wo ist denn jetzt das Fleece, was ich anziehen wollte!“ „Nein, hinter der schwarzen Regenjacke hängt es nicht“ Und wieder renne ich hektisch durch die Wohnung, das Fleece jedoch bleibt verschwunden. Es soll aber sehr kalt werden in New York, vor allem nachts. Völlig frustriert komme ich wieder da an, wo ich losgelaufen bin und was hängt da und rührt sich nicht, hinter meiner schwarzen Regenjacke? ….. ich glaube, inzwischen weiß Miss 18, warum ich heute so früh aufgestanden bin. Wie hektisch das wohl heute geworden wäre, wenn ich weniger Zeit gehabt hätte.
Pünktlich erreichen wir den Treffpunkt, nur von meiner Freundin ist nichts zu sehen. Wahrscheinlich hat die S-Bahn wieder Verspätung. Wir sitzen und warten, inzwischen bin ich aber so aufgeregt, dass ich das Sitzen im Auto nicht aushalte. Als ich durch die Bahnhofshalle laufe, kommt mir meine Freundin aber schon entgegen. 7 Minuten Verspätung, wir packen das Gepäck ins Auto und fahren los. Relativ entspannt und ohne größere Staus erreichen wir Frankfurt, mein Mann hat fünf Minuten, um uns aussteigen zu lassen, für große Verabschiedungen ist also keine Zeit.
Da wir gestern schon eingecheckt haben (hat nur eine Stunde gedauert, weil der Computer meine Sitzauswahl für meine Freundin nicht angenommen hatte, ich bei Lufthansa anrufen musste und eine gefühlte Ewigkeit der LH Werbung und der Musik lauschen durfte. Wenigstens hat sich die nette Mitarbeiterin dort dann meiner erbarmt und für mich den Sitz korrekt eingegeben.), müssten wir jetzt eigentlich nur noch unsere Koffer einchecken, aber mein Mann und auch einige Dinge, die ich im Internet gelesen habe, haben mich unsicher gemacht, ob ich mein Stativ mit in den Flieger nehmen kann. Die LH Mitarbeiterin von gestern, konnte mir leider keine Antwort darauf geben, ob ich ein Stativ in Frankfurt einchecken kann und hatte mir empfohlen, mich doch direkt an den Flughafen zu wenden. So suchen wir jetzt als erstes nach der Information. Ich bin inzwischen voll Adrenalin, die Vorflug-Aufregung auf ihrem Höhepunkt. Meine Freundin ist so wie immer, die Ruhe in Person. Irgendwie ist es schwer, selbst so hektisch zu bleiben, wenn der Mensch neben einem so viel Ruhe ausstrahlt. In ebendieser Ruhe sucht sie mit mir nach der Information. In der nächsten Halle finden wir diese auch. Die freundliche Frau gibt mir auf meine Anfrage, die Antwort, dass ich doch besser bei der Fluglinie nachfrage. Wie jetzt? Ich dachte, ich muss den Flughafen fragen? Wir kehren also um und wenden uns an eine Mitarbeiterin der Lufthansa. Ein Stativ, nein, von der Fluglinie aus, ist das kein Problem, dieses an Board mitzunehmen. Ob ich also durch die Sicherheitskontrolle komme, will ich wissen. Aber das weiß sie auch nicht und verweist mich an die Kollegen von der Sicherheit. Diesmal habe ich Glück, denn ich muss nicht wieder durch den halben Flughafen laufen. Gleich um die Ecke sollen sie sein. Da sehe ich dann auch die Aufschrift Polzei, aber zu sehen ist keiner. Ein weiterer Flughafenmitarbeiter spricht uns an. Nein, wegen des Stativs muss ich mir wirklich keine Sorgen machen. Das wäre gar kein Problem. Dies sagt er mit soviel Autorität, dass ich ihn beim Wort nehme. Das Stativ bleibt also im Handgepäck und wir können endlich zu den Gepäckcheckautomaten laufen. Großzügig überlasse ich meiner Freundin den Vortritt. Learning by Zuschauen nennt man das! Das Kofferchecken verläuft dann auch überraschend problemlos. Zu erwähnen wäre nur, dass ich meiner Freundin aus Versehen, die erste Boardkarte, mit dem falschen Sitz gegeben habe, die natürlich auch nicht funktioniert. Zum Glück fällt uns das relativ schnell auf und mit der richtigen Boardkarte klappt es dann auch. Nach dieser erfolgreichen Aktion haben wir nun immer noch mehr als genug Zeit und warten erstmal darauf, dass unser Gate angezeigt wird.
"Abflughalle Frankfurt"
Dann geht’s durch den Sicherheitscheck. Ich habe diesmal mit Bedacht gepackt auch meine Jacke, in deren rechter unterer Innentasche mein Pass steckt. Ich bin völlig entspannt, als ich mich anstelle. Diesmal werde ich nicht verzweifelt in allen Taschen suchen müssen. Ich lasse mir Zeit. Plötzlich geht es ganz schnell und ich stelle zu meinem Entsetzen fest, dass der Pass zwar in besagter Tasche ist, ich aber meine Kamera so formvollendet über meine Schulter gehängt habe, dass ich es nicht schaffe, mit meiner einen freien Hand den Pass herauszuholen. Zum Glück nimmt mir meine Freundin wie immer in aller Ruhe eine Tasche ab und ich schaffe es durch die Passkontrolle und auch ohne weitere Pannen durch den Sicherheitscheck.
Relativ entspannt sitze ich dann am Gate 20, entspannt zumindest so lange, bis eine Ansage über den Lautsprecher kommt. Der Flug sei ausgebucht und deshalb könnten wir zu großes oder schweres Handgepäck kostenlos einchecken. Bei mir gehen sofort alle Alarmglocken an. EINCHECKEN! Nein, meine Kamera mit den teuren Objektiven kann und will ich nicht einchecken. Ich hebe die Tasche an, ob die noch unter 8 kg ist …. eigentlich fand ich ja vorhin schon, dass der Kamerarucksack inkl. Stativ schwerer waren als mein Koffer! Und der hat ja 10 kg gewogen. Ich überlege hin und her – jetzt hingehen und fragen oder bis später warten. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus und gehe zu den Damen von der LH, die am Boarding warten. Auf meine Frage schauen sie sich meinen Rucksack an und lachen, nein, der wäre doch nicht so groß, da würden manche Leute viel größere Gepäckstücke als Handgepäck mitnehmen. Ich bin froh, dass sie keine Anstalten machen meinen Rucksack zu wiegen und verlasse den Boardingbereich leichten Schrittes, muss ja nicht jeder sehen, dass ich kurz davor bin unter der Last zusammenzubrechen.
Endlich dürfen wir einsteigen. Jetzt nur schnell zu den Sitzen, damit ich meinen Kamerarucksack nicht zu weit entfernt von meinem Platz lagern muss. Ganz schnell sind wir in Reihe 31 angekommen, oben ist auch noch viel Platz. In einem nicht so eleganten Akt roher Gewalt hieven wir meinen Rucksack gemeinsam nach oben. Meine Freundin sitzt schon, als mir plötzlich ganz heiß wird. Reihe 31??? … Nee – wir müssen doch in die Reihe 37!!!! Vor lauter Eile habe ich meine Freundin in die falsche Reihe genötigt!!! Anscheinend hat meine Hektik mir nun die letzten Gehirnzellen auch noch weggeschmolzen. Also wieder aufstehen, den schweren Rucksack runterholen, ohne Mitreisende zu erschlagen und hinter zu unserer Reihe. Natürlich ist oben über unserem Sitz nur noch für ein Gepäckstück Platz und bis ich mit meinem Monsterrucksack ankomme, ist der Platz auch noch weg. Zum Glück entdecken wir noch ein Plätzchen am Mittelgang ein Stück weiter vorne. Schnell versuche ich meinen Rucksack dort hochzuheben und mache beinahe eine Bruchlandung auf den darunter sitzenden Mitreisenden und ernte dafür bitterböse Blicke. Dann ist es aber doch geschafft und der Flug kann beginnen.
Wir heben ohne Probleme ab und ich freue mich auf das Inseat Entertainment und die Filme, die ich mir ausgesucht habe. Nach dem ganzen Stress fange ich mit einer Komödie an. „Drei Türken und ein Baby“ heißt der mehr oder weniger unterhaltsame Film. Danach entscheide ich mich für schwerere Kost und fange an, den Film über das Leben von Stephen Hawking anzuschauen. Plötzlich hält der Film an. Die Leute vom Flugzeug haben uns etwas mitzuteilen. Das Inseat Entertainment System funktioniert nicht mehr richtig und sie müssen einen Neustart durchführen, der aber höchsten 15 Minuten dauern wird, danach werden wir wieder weiter Filme schauen können. Ich bin enttäuscht, da ich den Hawking Film erst zur Hälfte durch habe, aber die 15 Minuten werde ich schon rumkriegen. So ganz ohne Beschäftigung merke ich, wie verspannt ich von dem engen Sitz bin. Ich bräuchte die Ablenkung durch den Film. So vergehen 15 Minuten des Wartens.
"Keine Filme - dafür Neustart!"
Aus den 15 Minuten wird eine halbe Stunde. Wieder eine Durchsage. Es dauert noch ….. und ja ---- es dauert und dauert.
"Wenn keine Filme mehr laufen, ändert sich die Stimmung im Flugzeug schlagartig - es holt die Leute von den Sitzen"