Teil 15 - Silvester in Florida - 31.12.Wir mussten heute früh aufstehen, denn meine liebe Zimmergenossin aus Middlebury, Staci, hatte mir (uns) zum Geburtstag eine Tour mit einem „Airboat“ geschenkt. Das sind diese riesigen, ventilatorbetriebenen Boote, die einen unheimlichen Lärm machen und mit denen die Ermittler bei CSI Miami immer die Leichen suchen. (Und die übrigens auch sehr schlecht für die Umwelt sind, denn sie fahren über das Gras in den Everglades und shreddern dabei so einiges kaputt, leider.)
Wir fuhren um 9 los, quälten uns erst etwas durch die Innenstadt von Miami und kamen dann in etwas randstädtisch bebautes Gebiet, bevor die Bebauung dann plötzlich ganz aufhörte. Heiko bemerkte noch, dass den Damm überquert hatten, der Miami vor dem Sumpf der Everglades schützte, und plötzlich fuhren wir selbst auf einem Damm, denn jede Straße auf Bodenniveau wäre überschwemmt gewesen, da links und rechts von uns nur noch Graslandschaft und Wasser waren. Bald waren wir am „Sawgrass Recreation Park“ angekommen, holten unsere von Staci vorreservierten Tickets ab und gingen zum Bootsanleger, wo es sofort aufs Airboot ging. Ein dicker Käptn setzte sich hinter uns hin, auf einer Art Thron, band sich ein Tuch vors Gesicht (damit er nicht so viele Fliegen schluckt? –er sah aus wie ein Bandit oder wie eine dicke Version von Crocodile Dundee) und steuerte den Riesenventilator.
Wir nahmen sofort richtig Fahrt auf und fuhren durch Wasserwege zwischen dem Schilf, teilweise aber auch durch das Schilf selbst.
Und es war tatsächlich wie bei CSI Miami, links und rechts flogen die Gräser an uns vorbei; Leichen konnten wir zwar nicht sehen, dafür aber einen Alligator, der so richtig „weißer Hai“-mäßig aufs Boot zugeschwommen kam, aber dann doch wieder abtauchte. War ihm wohl zu kalt, denn es waren heute nur knapp 24°C – wir sind wohl schon ein bisschen verwöhnt…
Der Kapitän erzählte, dass die Alligatoren nur herauskommen, wenn es gut über 20°C draußen sind, denn als Kaltblüter frieren sie ja sonst ganz schön. Er erzählte auch, dass die Everglades noch lange nicht ihren trockensten Stand erreicht haben – was ich eigentlich dachte – und dass sie jetzt noch das Wasservolumen der Regenzeit haben und gerade erst beginnen, auszutrocknen. Am Ende der Trockenzeit gibt es dann weite ausgetrocknete Areale mit Wasserlöchern (große Pfützen) dazwischen, in denen sich alle Fische, Vögel (und alle Wandervögel aus nördlichen Breiten) und dann natürlich auch alle Reptilien (die finden dort nämlich lecker Happa-Happa, können quasi wie bei McDonalds ganz bequem auswählen was sie wollen und müssen sich nicht einmal anstrengen um zu jagen) versammeln.
Außerdem sagte er, dass die männlichen Alligatoren eine starke Hierarchie haben und sich manchmal auch gegenseitig fressen, wenn sie jemanden als Bedrohung empfinden.
Dann war die Tour auch schon zu Ende und wir stiegen ins Auto und fuhren weiter. Zunächst mussten wir wieder etwas zurück ins Stadtgebiet fahren, um dann etwas nach Süden zu fahren und dann wieder raus aus Miami, aber dieses Mal auf der sogenannten Tamiami Trail, die den Everglades National Park im Norden begrenzt und eine einzige, schnurgerade Straße durch den Sumpf ist, bis ans andere Ende von Florida. Bevor die Bebauung links und rechts völlig aufhörte, hielten wir noch beim Supermarkt an und kauften Sandwiches. Dann ging es los – in den Sumpf hinein!
Als erstes sahen wir links von der Straße in einiger Entfernung einen großen Waldbrand (offensichtlich kann sogar der Sumpf brennen), der „außer Kontrolle war“ (Experte Heiko berichtet live
) – „wir sind gerade so herausgekommen, kurz vor der Rauchvergiftung, danach wurden alle Straßen gesperrt“ (alles Quatsch). Nachdem Heiko das Feuer dann mit einer Hand eigenhändig gelöscht hatte beim Fahren, ging es dann weiter.
Linkerhand wurde eine neue Straße auf Stelzen gebaut, denn die jetzige Straße führte auf einem Damm entlang, was nicht gerade vorteilhaft für den freien Fluss des Wassers ist. Und da man den Everglades wieder mehr Raum geben will, baut man die neue Straße auf Stelzen. Soweit wir gucken konnten, sahen wir neben der Straße nur Gras und ab und zu auch Indianerschuppen, denn dort lebt ein Indianerstamm der als Flagge übrigens eine Deutschlandflagge mit einem weißen Streifen hat.
Zum Mittag vertilgten wir unsere Sandwiches auf einem Parkplatz mit Blick auf die Weite der Everglades, einfach herrlich. Bald änderte sich dann die Vegetation und rechts und links der Straße war Zypressenwald, der aussah wie normaler Winterwald (kein Laub), bis auf die Tatsache, dass alle Bäume im Wasser standen.
Viele Leute hatten an der Straße angehalten, wohl um Tiere zu fotografieren, so dass Fredi mal Ausschau nach Alligatoren hielt, die man eventuell aus dem Auto sehen könnte: „Hier liegt einer! – und noch einer – und noch einer – und noch einer – und noch einer – und noch einer …“ so dass wir auch anhielten. Wir konnten einen nach dem anderen sehen, die wie an einer Perlschnur aufgereiht im Wald lagen. Wir machten natürlich wieder Fotos, waren dann aber auch alligatorengesättigt und fuhren weiter.
Während der Fahrt versuchte Fredi noch, die Alligatoren im Wald zu zählen, und kam auf ca. 30 – sichtbare – Alligatoren pro Meile! Wir hielten auch noch einmal beim Visitor Center an, das auf der Strecke lag, wo wir – ihr könnt es euch schon denken – noch mehr Alligatoren sahen und einer Rangerin dabei zuhörten, wie sie etwas über die Tiere erzählte. Dabei lernten wir, dass Alligatoren eine Bissstärke haben, die 10x stärker ist als die eines kräftigen Hundebisses!
Der nächste Stopp war dann das kleinste Postamt der USA, direkt am Straßenrand, nicht viel größer als ein Dixiklo. Und warum ist das so? Früher hatte der Ort Ochopee ein „vernünftiges“ Post Office, doch dann brannte dieses ab und so verwandelte der damals zuständige Postbeamte einfach einen alten Geräteschuppen in ein neues Post Office, was sich bis heute nicht geändert hat. Heute versorgt diese kleine Hütte drei Landkreise!
Auf ein Nachmittagsbier (natürlich alkoholfrei für den Fahrer) setzten wir uns in einen urigen Schuppen am Straßenrand, das „Crab Cafe“, was das Flair von einer Scheune und einer karibischen Strandbar hatte. Mittlerweile waren es schon relativ spät, so dass wir uns entschieden, bis zum nächsten interessanten Punkt durchzufahren, anstatt überall anzuhalten.
Eine Stunde später hatten wir dann die Westküste erreicht und fuhren in die Nähe von Fort Myers zum Manatee (Seekuh) Viewing Center. Manatees lieben sehr warmes Wasser und sogar das Tropenwasser ist ihnen im Winter zu kalt, so dass sie die wärmsten Orte aufsuchen, die sie nur finden können, was in diesem Fall das Becken für erwärmtes Kühlwasser eines Elektrizitätswerks ist. Dieses Werk wiederum hat daraufhin einen hübschen Park und ein geschütztes Areal für die Tiere eingerichtet, und man kann gegen eine kleine Gebühr versuchen, sie im Wasser zu erspähen. Wir waren nicht sicher, ob wir überhaupt ein Tier sehen würden und spazierten am Wasser in der wunderschönen, warmen Abendsonne entlang. Plötzlich machte es laut „PFFFFFF“ und wir sahen, dass eine Schnauze zum Atmen und Prusten aufgetaucht war. Unsere erste Seekuh!
Nach längerer Beobachtungszeit konnten wir auch Rücken, Schwanzflossen und wulstige Köpfe sehen. In einer großen Lagune waren dann sogar mehrere Manatees, ganze Gruppen, und man konnte viele Tiere gleichzeitig beim „PFFFFF“ sehen, ein tolles Erlebnis!
Auf der Fahrt zum Motel sahen wir dann noch einen herrlichen Sonnenuntergang, kamen dann im Super 8 an, checkten ein und wollten Abendbrot essen.
Dazu wollten wir zu Steak’n’Shake gehen, einem Restaurant was meine Freunde aus Middlebury uns empfohlen hatten. Das Navi führte uns aus unerfindlichen Gründen in einem riesigen Bogen um den Flughafen herum, obwohl das Restaurant viel näher am Motel war (Luftlinie), aber schließlich kamen wir doch an. Es war ein typisch amerikanischer Fast-Food-Schuppen, mit einer supernetten Bedienung, die gesagt hat, dass ich aussehe wie ihre Schwester als sie jünger war. Heiko hatte einen Steak Burger und ich hatte einen Chicken Burger. Und, da der Laden ja auch ein „Shake“ im Namen hat, hatten wir beide zwei riesige Milchshakes, mit Schokolade und Erdnussbutter und mit Erdbeeren und Bananen. Kalorienalarm!!! Nachdem wir extra-Silvestertrinkgeld gegeben hatten machten wir uns dann auf dem Zimmer zurecht (natürlich nicht ohne um den Flughafen drumherumzufahren
) und fuhren nach Fort Myers Beach zum dortigen Silvesterspektakel.
Fort Myers Beach ist zwar eine größere Stadt, aber keine Metropole und schon gar kein Haupt-Touristenziel wie Miami. Dennoch war die Promenade knackevoll mit Menschen, die alle gut gelaunt draußen saßen, Alkohol auf offener Straße tranken (!) und zur Musik der Liveband tanzten.
Auch am Strand hatten es sich viele Leute mit Stühlen gemütlich gemacht, ließen chinesische Laternen steigen und machten Picknick.
Die Atmosphäre war sehr familiär, da mehr Einheimische als Touristen da waren. Zum eigentlichen Jahreswechsel ließen wir uns dann auch am Strand nieder (und wurden fast ein paar Mal von fehlgestarteten chinesischen Laternen angezündet
– ansonsten war Silvester übrigens wesentlich friedlicher, keine Chinaböller, keine kleinen Jungs die einem versuchen die Hände wegzuschießen) und pünktlich um 0 Uhr ging ein gigantisches Feuerwerk am Pier los.
Gigantisch im wahrsten Sinne des Wortes – es dauerte eine halbe Stunde und hatte mindestens fünf Finale, wo alle jedes Mal dachten „das ist es jetzt“ (und begannen zu klatschen), und dann ging es trotzdem weiter. Das eigentliche Finale enthielt dann natürlich Feuerwerk in den Farben der amerikanischen Flagge und der Steg wurde „gesprengt“, d.h. Feuerwerk kam aus den Seiten des Steges heraus.
Frohes Neues Jahr 2013 !
Mehr Schöne Bilder gibt's im Album:
http://s169.photobucket.com/user/Elli_0991/slideshow/Go%20South%2012-13/Part%2015 (Passwort D00494).